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Full text of "Mannheimer Geschichtsblaetter Vol 4yr 1903"

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AUS DER BIBLIOTHEK DES GEHEIMRATS 
Dr. FRIEDRICH VON WEECH. 


HARVARD COLLEGE 
LIBRARY 


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mannlKinKr 6efd>id>t$bläncr 

, i 

Iflonatscbrift für die Geschichte, Altertums- und Volkskunde 

Ittannbeims und der Pfalz 


f>eran$aegeben vom IDannbeimer jUteiHnasvmia 


IV. Jahrgang 1903 



fflannheim 

«erlag des Hlannbeimer JTItertumsvereins 
1903 


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Derjeicfynis 6er Mitarbeiter an 3afyrgang IV: 

£ au manu, Krmanb Profejfor. 

Naumann, Karl profeffor. 

Dr. Geringer, 3°f e P^ Kuguft. 

Caspar i, XD i 11? e Im profeffor. 

Cljrift, (Suftao Canbgeridjtspräftbent. 

Cljrifl, Karl in giegelfyaufen. 

(Eitler, XDiltjelm SetjramtspraFtiFant. 

^felbljaus, ifratt 3 XTCaria 3 n 9 en * eur * n Hotjrbad?. 

^Sljner, XDiltjelm Profeffor. 

(Soerig, IDilljelm Kaufmann. 

£?ufffd?mib, ITTajimi l ian £anbgerid?tsrat in Konftat^. 

Kauffmann, 0tto JabriFant. 

Kaufemann, Philipp profeffor. 

IHaier, K. profeffor in 5d?n>efeingen. 

Dr. Iltarcufe, 3 u ^* an P r « 21^1. 

IHaurer, Xjeinrid? profeffor. 

d. IHüllenijeim«Hed}berg, freitjerr Dolontär am (Sr. (Seneraüanbesardjio in Karlsruhe. 
Heiter, XJTarie. 

Hüfjle, (Ebuarb Defan in 3^esbeim. 

Dr. (Dbfer, Karl Krdjiorat in Karlsruhe. 

Dr. Sdjumadjer, Karl DireFtor bes H3mifd?:(Sermauifd?en HTufeums in IHainj. 

5eubert, XJIaj XTTajor 3 . D. 

Dr. Sillib, Hubolf Kuftos ber (Sr. UntoerjitätsbibliotbeF tn Ejeibelberg. 

Dr. Cljamm, Martin (SymnaftumsbireFtor in Montabaur. 

Cljeobalb, ^ermann Profeffor. 

Dr. XD alt er, Jriebridj. 

XDtltfens, (Eljeobor Jinan 3 rat. 


Hebaftion: 

Dr. ^Jriebrid? XDalter. 



HARVARD Cm • rr.F | ißRARY 

SEP X 8 1906 

M0HEN2OLLER.*' COLLECTION 


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Jnbalt 


(Die ecfte Ziffer bedeutet 6te bett. Hummer, öte jroeite bie Spalte, auf meldjer 6er Krtifel beginnt.) 


1. Hßitfnlungen au» Dem ©Iferfumstrereiit. 


Anftd?tspoftParten..5,*07. 7,*62 

Aufruf..11,233 

Ausflüge.. 4 / 8 *. 6,^37. 7,*63 

Ausgrabungen. 10 , 209 . * 2,258 

Auswärtige Deremsoerfainmlungen.5,* 05 

Beitragserljäliung, freiwillige . . 5,*06. 6,*37. 7 ,*6*. **,235. *2,258 

Bibliott}eFat.. . *2,257 

3afyresberidft über bas Dereinsjabr * 902/3 .6 ,*53 

Kongreg ber Centralftelle für Arbeiterwoblfabrtseiuridjtungen 6,*38 

8/9,*85. *0,209. (©gl- **,237) 

XTtitglieber: 

neu aufgenommene . *,2. 2,26. 3,58. 4 , 84 . 5,* 07 . 6, *37. 7,*63 


8 / 9 ,*85. *0,209. **,236. *2,259 
oerftorbene . . *,2. 2,26. 3,58. 5 ,* 08 . 7,*63. 8 9,*85. **,236 


ATitglieberoerfammlung.5,*07. 6, *38 

Hedjneramt.. *2,257 

Hed?nungsabfd?lug. 2,25 

Heig, Karl (Seneralfonful jum Cljrenmitglieb ernannt **,233. *2,257 

Sammlungen.*,8*. <$,* 0 *. * *, 2^9 

SdjenFungen: 

Aberle, 3$rael.6, *37 

Arenberg, fjerjog oon .*2,257 

Benftnger, Abolf .... 4 , 8 * 

Benftnger, Alaf .... .8/9, * 85 

Claug, 3 ol l a ”wa. 4/8*. 4,*o* 

(Slafer, Karl.5,*05 

Ijennje, (Suftao.* 0,209 

Kaujfmann, (Dtto .. 5,* 05 

£angelotb. Cäfar. 4 , 8 * 

Heig, IDilbelm.. .'. 8 / 9 , *85 

0 . Keii 3 , Anna...6,*38 

Sdjweitjer, (Ebuarb . *2,257 

ZDillftäbter, 3 u l> u s. .5,*05 

Schriften bes Dereins: 

£orfd?ungen BanblV (fyiucf,Karl£ubmig) 8 / 9 , *85. * 0 , 209 . **,233 

©efd?id?tsblätter.. *,*. 2,25. 7,*62 

Baumann u. ^äljner, I}iftorifd?e u. naturtfiftor. Sammlungen * 0,209 

5d?ulPirdje.3,57. 6, *37 

Stabtmufeum. 3 , 50 . 6, * 37 . *2,258 

(EaufdjoerFebr. ... 2 , 25 . *2,258 

Ctjeaterfoftüme, Atöbel ufw. . . 3,57. 6,*37- *2,258 

Ctjewalt'Auftion in Käln. *2,258 

(Tierwelt bes Becfarauer IDalbes * 0,209 

Derbaubstag ber weft; unb fübb. Dereine für rdm.sgerm. forfd?ung 5, *05 
Derfdjaffelt: 

Selbftporträt. . . ,.4,8* 

Doltairebüfte.* 2,257 


Dorftanhsfigungen: 

*5. Dejember *902 .. . . . . *,* 

* 9 . 3anuar *903 .2,25 

* 6 . Februar.3,57 

* 6 . niär 3 ..... 4 , 8 * 

27 . April.. 5 ,*05 

*6. ITCai.6, *37 

*5. 3uni.7,*6* 

20. 3ult.'. . .8/9, *85 

28. September.* 0,209 

*6. Hooember. *2,257 

Dorträge . . *,2. 2,25. 3,57. 4,8*. 5,*07. *0,2*0. **,233. *2,258. 

Dortrag Klaatfdj in ^eibelberg. 6 , *40 

§ufd?u§ ber Stabt. 4 , 8 * ff. 5,*05. 7 ,*6* 

§eviäfie nbtv Qtvt\n*vtvfammlnn$tn. 

III. *. Dejember * 902 : W a 1 1 e r, (Srünbung oon $ riebridjs* 

felb. — Baumanu, K., 3 a ^ rest,er f a ^ m ^ un 9 bes 
(Sefamtoereins. *,2 

IV. 3 . 3anuar * 903 : Beringer, p. A. 0 . Derfdjaffelt . 2,26 

V. 2 . Jebruar: Ben fing er, peft in IHannbeim *666/67 3,58 

VI. 9 . ATärj: £auterborn, Karl Jriebridj Sdjtmper . . 4,84 

VII. 6. April: Cbürad?, Alte Ht}eins unb BeeParläufe in 

ber Umgegeitb oon ATannbeim.5,*08 

VIII. *8. Illai: Cl*eobalb, Dereinigung ber recbtsrbeinifdjen 

pfalj mit Baben im 3 a b re *803 . 6 ,*3 9 

I. 5. (bftober; Beringer, 3- Hl. oan ben Branben. — 
Baumanu, Karl, Die Crgebuiffe ber ty c f* 9 *u 
ATufeumsFonfereuj ber <§entralftelle für Arbeiterwobk 

fabrtseinridptungen.* *,236 

II. 2 . ZTooember: 5 dj w 3 b e l, Hetfeeinbrücfe oon Corbooa, 

Seoilla unb (Sranaba.*2,259 


titvidjit nbtv Qtvt\n*an®fin&t. 

27 . ATai: Sd?we§iugen. 

2*. 3uni: Herfarbifd?ofsl*eim*^elm(tattsKeibeu(tetn . . . . 


}littiruterbtmgett nnb §dj*tfkmt£et*> 

£ifte XXXII. 

„ XXXIII.. 

„ XXXIV. 

„ XXXV . 

„ XXXVI. 

„ XXXVII. 

„ xxxvm .. 

„ XXXIX.. 

„XL. 

„ XLI. 


2,*63 
7, *63 


1 , 2 * 

2,50 

3,78 

4 , *03 

5, *32 

6 , *57 

7, *82 
8 9,204 
**,253 
*2,277 


2. ©rudere Äuffä^e. 


Hefte einer Faroliugifdjen Dilla bei <Brog»<Eidjol 3 beint in Baben. 

Don AIufeumsbireFtor Dr. K. Sdjumad?er . . . . *,4 

Die Schulen in Alannbeim *652—85. Don DeFan <E. Bügle *,7. 2,39 
(Eine Befdjreibung ber Hbeininfeln oont 3 a *? re *57*. Don 

K. Ctjrift. 2 , 29 . 3,63. 4,94 

Die Pagenfdfule am Ijofe bes Kurfürften Karl £ubwig. Don 

Prof. Dt. Ct)amm..3,60 

(Ein Alannbeimer Hatsberrnfig für einen rämifdjeu DenPftein. 

Don Dr. ZOalter.. . 3,68 

giele unb Aufgaben eines Alannbtimer Alufeums. Doti Prof. 

K. Baumann... 4,86 

fraii 3 Anton Alay. Don Dr. 3. ATarcufe. 5,109 

gur ®efd?id?te oon Doffenljeim. Don £anbgericbtsrat Al. £7 u f f- 

f d? m i b.. . . 5, * * 8 

Die (Sobelins im Alannbeimer Sdjlog Don AlarieBetter 5 ,*24 
Jfriebrid?sfelb, <5efd?id?te einer pfäljifcfyen fjugenottenFolonie. 


Don Dr. IDalter .... 6 ,* 40 . 7,*70. 8 / 9 ,* 90 . * 0 , 2*7 
^Jreiljerr oon Drais, ber (Erfinber bes jfaljrrabes. Don Jf. AI. 

^elbljaus.7,*67 


Urfunben 3 ur (Sefd?id?te AIannl*eims oor *606. Alit Anmer$ 

Pungen oon K. Cljrift: 

X...7,*77 

XI.*0,224 

€in 5d?we^inger 5d?äferfpiel 00 m 3 a ^ re *760. Don profeffor 

A. ATaier.8/9,*95 

Kurfürft Karl unb bie (Erbauung ber erjten „feftbeftänbigen" 

StabtPird^e in ATannbeim. DonDePan CE. Bügle * 0 , 2 * 0 . **,243 
DolPstümlicbe Alufeen. Don Prof. K. Baumann. . . . **,237 
(Dfftjiere unb Alilitärbeamte bes Kurfürften Karl Cubrnig oon 


ber Pfa^. Don DirePtor AI. Ctjanim.*2,260 

Berlio 3 * Befud? in Alantibeim. Don Dr. W alter . . . * 2,270 

• • 

« 

Aus alten ^amilienpapieren III (Familie Kauffmann) . . . **,248 

Babifdpe E^iftorifdje Kommiffton.*2,273 

§ur Alufeumsfrage I., II .3,7*. * 0,229 

Ausjug aus bem 3afy res & er Ht fär *902/3 . 6,* 53 


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3. IßtereHanea 


<£entraljtelle für beutfche perfonen« unb ^amiltengefd?id?te . . 7,(8 \ 

d. Drais, aus bem (eben bes jfreiherrn v. D.12,276 

<2rfd?lie$utig unb Ausbeutung rleine rer Ardjiüe. 8 / 9,200 

farbely’s (Srab. (,(9 

Jarbely, IDilliam (Hadjtrag 311 (,( 9 ). 6 ,( 5 ( 

JfranPenthal, aus ber erftett &eit ber $• Por 3 ellanmanufaPtur. 8 / 9,203 

Don ber Pjarteuburg.5,(27 

^eibelberg, branbenburgifil?cs KollePteupatent für bie flüchtigen 

fjeibelberger (693 . 6,150 

—„—, ber Stabtrat Ijeibelberg als 0bertjof ( 3 U 3 a h r 9- 19 02 

5p. 262). (,(7 

Ijelme, antiPe ber hiefigen Altertumsfamnilung.<(,(0( 

Käferthal, aus Alt:Käferthal.7,(8( 

König Hupredjts Krone.(0,230 

KunftmerPe aus he^oglidj 3 tpeibrücfifchem Hejttj.((,252 

Kurffirft ^riebrich IV. in ^ranPfurt a. ITT.5,(28 

Mannheim, Angehörige ber nieberlänbifchsreformierten (Semeinbe 

1670. 2,^9 

—, HemerPutigen einesMannheimer (EheaterPritiPers oon (7 79 2,^7 

—„—, 3rief (Eillys aus Mannheim (622 8 / 9,202 

—„—, Dom Mannheimer .fifchfaug. 3,77 

—„—, (Srogtje^ogin Stephanie im (Srogh- Mäbcheninftitut . 5,(28 


Mannheim, Klopftocf in Mannheim ( 77 (. 8 9,202 

—„—, Mannheimer Künftler in ^freiburg (770 3,76 

—„—, Mannheimer IDein im (6. 3 a *7 r ^ ull ^ ert . 2,46 

—„—, Mannheim unb bjeibelberg als ftreitenbe S«hu>efteni . u,25( 

—„—, Schwan unb (Sötj’fdje Huchbanblung. 2,49 

Müujfnnbe, antiPe im Hheiu. 3,74 

Hilfon, 3 . <2., pfälj. Hofmaler in Augsburg. 3,73 

0ggersheim, 3 nr (Sefdjichte bes 0. Sdploffes.(2,275 

pol^eiorbtiuug, christliche ^Jriebrichs III. non ber pfalj . . .8 9,20 ( 

preife für Kriegslagen im 3 a h rc (588 . 6,(53 

Schreiben bes Pfal 3 grafen$riebrich non feinerfpatiifchen Keife (502 6, (5 ( 

Schmeginger ^funbe. .... 2,45 

Serfenheinier SchilbgeredjtigPeiten. (,(9 

Siegelfammlung, eine Heuermerbung für bie S. bes Altertums 

oereius. ((,249 

Silhouetten auf (Sias.3,76 

(EabatfPutfdjen.3,75 

(Erauerorbnung, eine pfä^ifdje.. (2,274 

IDeinheimer IDingertorbnung oon (674.4,(03 

IDeinheim, eine noch unbefannte KaiferurPunbe 3 ur (SefRichte 

IDeinheims.((,250 

IDÖlfe in ber Pfal 3 .(2,276 


4. Bettfihriften- 


Albert, p. Die (Sefdjichts; unb Altertumsoereine Habens . 5,(30 

Geringer, 3. A. Derfdjaffelt.(,20 

—„—. Mannheimer §ei<hnungsafabemie.(,20 

.feige, paul. Kird}engefchi(htlid>es über Mannheim . . . 2,50 

$ e l b h <* u s, £ M. £e$iPon ber <£rfhtbungen.((,253 

Jlamm, Hermann. <Sefd?id^tlid?c 0rtsbefchreibung ber 

Stabt ^reiburg. II. 6,(56 

^ranfenthaler Altertumsoerein, ^eftfdjrift .((,252 

<5efd}ichte ber Stabt (ubroigshafen am Hhein.((,253 

Krieger, Albert, (Eopograpt}if<hes IDörterbuch bes (Srogh. 

Haben. L ..7,(82 

(orentjen, (Eh- Die Sage t?om Hobenftetner ..... 9,204 
Marriage, <21 ifabelt*. DolPslieber aus ber babifdjen pfal 3 ((,252 


nb^üdinfdiau. 

Heujahrsbl&tter ber Hab. ^iftorifchen Kommiffton (£}. f inf e, 


Hilber 00 m Konftat^er Kon 3 il).3,78 

HÜgle, <2. Hilber unb Heiträge aus unb 3 ur fird}l. (Sefdjichte 

Mannheims II. 3,77 

0efterreichifches archäologifdjes 3 n fW u */ 3 al ? resl T e f t .... 2,50 

Sillib, Hubolf. Stift Heuburg. ((,252 

Stöger, Dalentin. (Srabftätteu unb (Srabfchriften ber 

babifdjen Hegenten.5,(32 

CI,eob alb, ßerm. §ur (Sefchidjte bes Uebergangs ber 

Hheinpfal 3 unb Mannheims ati Haben.(0,232 

Uhbe, ermann. Der Mannheimer StjaPefpeare . . . 5 , 1 3( 
0 . IDeed}, £ Siegel ber babifchen Stäbte.6,(56 


5. Ubbittmngen. 

„Hurg" (Paroltngifche DiÜa) bei <Sro§*<2ichol3heim .... (,6 I Herlio 3 , ^acflmile bes Kon3ertsProgramm«<2ntiPurfs Mannheim 

Mai, fran 3 Anton. 5,((2 | (843 .(2,271 




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IflannlKimer ßefdiicbtsblätier. 

rnonatscbrift für die 0e$cbid)te, JTltertums- und Uolkskunde rflannbeims und der Pfalz. 

fyrausgegeben vom flßannbeimer Hltertumsverein. 


erscheint monatlich Im Umfang von t—ix Bogen und wird den Mitgliedern des Mannheimer Jfltertumsuereins unentgeltlich zugestellt. Tür Hichlmitgiieder 

beträgt der jährliche flbonnementpreis Ulk. }.— Einzelne nummern: JO Pfennig. 

■■ - ■ -■ 1 1 ■■ ■ — — - — ..... —— t ■ — — 1 

rv. Jahrgang. Januar 1903. Bv. 1. 


gxxfyatt. 

Mitteilungen aus bem MtertumsDerein. — Derciusoerfammlung- 

— Hefte einer Farolingifdjen Villa bei (Sro§i<Eid?b°f3b c * m * n 

DonDr. K.Sctyumadjer, IHufeumsbireftor in lTtaiii 3 . — Die Schulen 
in Mannheim * 652 —1685. Don €b. Hüßle, Defalt in 310051(6101. 

— niisceUanea. — geitfdjriftens unb Büdjerfdjnu. — Heuerroerbungen 
nnb Sdjenfnngen. 


PitteUimgeti m Hem JUtedonieaereiii. 

3n 6er |for|lnn6«|i|ltng am \5. Oejember 1902 
mürbe nach ©rlebigung 6er laufenben ©efetjäfte über 
fünftige Unternehmungen bes Perems perljanbelt, bie fiefj 
berjeit jur Peröffentlidfung noct) nicht eignen. Oer ijunbert* 
jätfrige ©ebenftag bes Uebergangs oou Ulannheim an 
Baben (tjulbigung ber babifchen Pfalj, im 3uni (803) n>irb 
in ber Jjauptperfammlung (im Mai) begangen werben, 
woju fjerr Profeffor Ch eo ^ a ^ «inen Portrag freunblidjft 
jugefagt hat- 

Oer Beginn bes neuen 3ahres peranlaßt uns, bie 
Bitte an alle unfere Ulüglieber einbringlichft ju wteber« 
holen, in ihren Kreifen für bie 3 nt « r «ff« 11 &«$ Ulann* 
heimer Kltertumspereins ju wirfen unb, wie in ben 
petfloffenen 3 a h ren « thatfräftig alle feine Beftrebungen 
ju förbem, fei es burch ^umenbungen für bie Sammlungen 
unb ©ewinnuug neuer Mitglieber (befonbers auch auswärts 
mohnenber Mannheimer), ober fei es burch Unterftüßung 
unferer Kusgrabungs-Cljätigfeit unb burdj Mitarbeit an 
ber Pereins *<3eitfchrift. Bei ber außergewöhnlich ftarfen 
3nanfpruchnahme unferer finanjiellen Mittel burch bie <£r 
Weiterung bet Sammlungen unb eine Seihe foftfpieliger 
Unternehmungen, befonbers auch burch unfere litterarifchen 
Peröffentlichungen, unter benen bie „ <ßefd>id^tsblätter" jwar 
aUfeirtgen Knflang gefunben hoben, unfer Bubget aber auch 
fehr erheblich belaßen, fmb wir in biefem 3 a b r « *n«h r 
benn je auf bas freigebige 3 nt « t «ff« unferer ©önner an« 
gewiefen, wofern bie ^^äfigPcit unferes Pereins nicht nach 
ber einen ober anberen Sichtung h' n ein« notgebrungene 
©nfchränfung erfahren foll. 

* * 

* 

Mit ber porliegenben Hummer treten bie „Ittattn- 
heiwer ©ef<ht<ht*Mätt*r u in ihren IV. 3ah«9ang «in. 
Pereinsporftanb unb Sebaftiou banfen bei biefem Ünlaß 
herjlich allen benen, bie burch ihre Mitarbeit in uneigen* 
nüßigfter IDeife ju ber Susgeftaltung ber Pereins=<j5ettf<hrift 
betgetragen haben, unb geben jugleict) mit ber Hoffnung, 
baß bie Ulitglieber unb ^reutibe bes Ultertumspereins ben 
„©efchichtsblättem" auch int neubegonneneu 3ah« ihr VOolfU 
wollen bewahren werben, bem lebhaften IPunfche Uusbrucf, 
baß es gelingen möge, ben Ureis unferer Mitarbeiter unb ber 
pon ihnen behanbelten Chemata mehr unb mehr ju er« 
weitern, unb baß unfere „<E»efd?icfotsbIätter" immer erfolg« 
reicher ihre wichtigfte Uufgabe perwtrflichen mögen, all« 


monatlich neue unb feftere ^äben jwifcheu ber Peteins= 

leitung unb ben Pereiusmitgliebem, jwifcheu ©egenwart 

unb ©efchi<hl< unferer bjeimat ju fnüpfen. 

* * 

* 

IDir machen barauf aufmerffam, baß ber porliegenben 
Hummer ®itelM«tt nnb |jthait*V«r|eid)tti« bes ab« 

gelaufenen III. 3 a h r 9 a ngs ber «Mannheimer ©cfctjictjts« 

blätter" beigefaltet ift. frühere Hummern finb, fowcü ber 

Porrat reicht, junt Preis pon 30 Pfennig pro fjeft unb 

3 Marf pro 3 a h r 9 an 9 Dom Pereinsporftanb ju bejiehett. 

* * 

* 

Oer IV. fß(Veitt*abettfr finbet Montag 5. 3 anuat 
1903, Kbenbs V 2 9 Uhr im Qotel Hational (fog. weißer 
Saal) ftatt. Unfer Pereinsmitglieb tjerr Dr. 3°f«P(? 
Kuguft Beringet, ber fürjlicb ein ausführliches IDerf 
über ben Mannheimer Bilbhauer Peter K. p. Perfchaffelt 
unb als ©rgäitjungsfcbrift hierju eine ©efdjidjt« ber Mann« 
heimer ^eichnuitgsafabemie peröffentlicht hat (fiehe Bücher* 
fchau), wirb am genannten Ubenb auf ©runb biefer funft* 
gerichtlichen ^orfetjungen einen Portrag übet: Peter 
U. pon Perfchaffelt halten unb babri insbefottbere bie 
hieftge Chätigfeit bes Uünftlers berücfficljtigen. U?it forbern 
bie Mitglieber unb ^teunbe unferes Pereins ju jahlretchem 
Befuche auf; Oamen fmb wie immer wtllfommen. ©leid}* 
jeitig finbet im Portragsfaale eine Uusfteüuug photo« 
graphifcher Uufnahmen ber bebeutenbften UJerfePerfchaffelts 
ftatt, bie pot ober nach bem Portrag beficf)tigt werben 
fann. 

* * 

* 

Uls UlitgliehrP würben neu aufgenommen: 

Oreyfus, ©sfar Kaufmann Couifenring 
Qagen, £ulu Sentnerin P 5, 2. 

Uohlmeier, £) eiurid} Heftaurateur N 3, 5. 

Coefch, Karl ^abrifant G 7, 3^. 

Hofenfelb, Hechtspraftifant M l, 2. 

Staubt, <£mil Kaufmann U 3, 25. 

Stöber, Ceopolb Krchiteft S 6, 26. 

Simon, ermann Kaufmann Kmfterbant. 

©eftorben ftnb folgenbe Mitglieber: 

Knecht, 3°l? annes am \2. Oejetnber (9 02 - 
Ceoni, Karl Konful am (3. Oejember \<)02. 

Sibo, ©tto Upothefenbeftßer am U- Oejember \<)02. 
Zugang: 8, Kbgang: 7 (burch Kustritt: 4, burch Cob: 3), 
Mitglieberftanb <£nbe Oejember ( 902 : 7ß(. 


©ereinaiiecfanimluttg. 

IDer in feiner 3“3^ <ßefdfidjtsunterrid?t in unfern Dolfs^ 
unb ITIittelfdjulen mit (Eifer unb 3 n i ere ff e gefolgt ift, ber fyit feiner 
(Erinnerung bie (Efjatfad?e eingeprägt, ba§ uiele Ceile unferes beutfd?en 
£anbes unb mit in erfter Heüje unfere engere pfäljifdfe ^eimat im 

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4 


3 

(7. 3 afyrltunbcrt ben um ihres Glaubens mtllen verfolgten toallonifdjen I 
uub franjdflfd^eit Hefonnterteu ein jtdjeres 21fvl geboten tjat, bec ge* 
beuft mit Jreube unb Hnerfenuung bes bariu ftd? Fuitbgebeubeu tole¬ 
ranten Sinnes unferer 21ltoorberen unb ber meitfcffctuenbeii politifdjeu 
Klugheit ihrer jürjten. 21 ber mie im ei^eluen bie 2 Jufnahme biefer 
fremben Elemente ftdj vo^ogen ljat, meldje S^mierigfeiten habet 3 a 
übertPtnben toareu, um bie tjäufig (id? entgegenftetjenben 3 n t* re ff en 
ber Hlteiitgefejfeneu unb ber ^ugemanberten at^ugletdpeu, a>ie treuen 
Flriß bie Begierenben, non oben herab bis 3 U ben uuter|Ien Organen 
ber ein 3 elnen (Drtsbet^orben bei ber Zuteilung bes Gruitb unb Bebens, 
ber Orbnung ber Hechts-, Kirdjen? unb Sdjulverhältiüjfe unb bei ber 
5djlidjtung unausbleiblicher Streitigfeiten entmirfelt t^ben, bas alles 
ent 3 iet)t fid? ber Kenntnis audj ber Gebilbeten, menn ihnen nicht bie 
Gelegenheit geboten t?irb, ben meiteren Hahmen ihres t^iftorifdyen 
IPiffens burch bie Hefultate Iofaler (Eii^elforfcfjungen aus 3 tifüllen. 
(Eine fol<he hod?tPtllfommene Gelegenheit bot ber Portrag, ben bei ber 
III. Pereinsoerfammhtng am Pejember 1902 Ijerr Dr. Fr. IDalter 
im Ulanuheimer 21 ltertumsoerein über bie Grünbung non ; 
Friebridjsfelb ((682) als 3 n>eiten Ceil bes Dortrags „ 21 itfiebeluug 
fra^bjtfdjer Flüchtlinge in Kurpfal 3 hielt. Per Hebuer 3 eigte an ber l?anb 
eines noch größtenteils ungebrueften HFtemnaterials, u>ie (682 burch 
bie ttieberlajfung einer 2In3ahl fran 33 (ifdjer Familien, teils aus Seban, 
teils aus Calais, burch bie £osl3fuitg etnjelner Gebietsteile aus anbern 
Gememben, bie infolge bes breigi 9 j&h r < 9 erK Kriegs ver3bet lagen, unb 
burch beren Dereinigung 3 U einer neuen Gemarfuug bie neue Ge- 
ineinbe Jriebrichsfelb entfianb, fo genannt 3 ur (Erinnerung an ben 
„pf&^er F r i 6 " feinen Sieg von (<*62. <Er fchilberte bie ärrm 
liehen, primitiven Derhältniffe ber (Eimvanberer, bie Stvijligfeiten 
3 tvifdjen ben 3 uerft Gefommenen unb fpäter HachrüdPenben, bie laubes: 
österliche ^Ürfor^e bes Kurfürjlen Karl unb feiner Beamten, bie 
immer mieber 3 U fchlichten unb 3 U Verfällen hatten, ben ferneren 
Kampf ber Hnflebler um ihre <Egiften 3 gegenüber ber Hauheit bes 
Bobens unb ungfinftigen IDitterungsverhältniffen ber erften 3 a h r e, unb 
bas allmähliche Kufblfiheu ber Gemeinbe, bie jet$t auch an (Errichtung 
oon Kirdj* unb Schule benfen fonnte: Pa bricht nach faum fed^s;. 
jährigen Bejtanb ber Gemeinbe ber orleans’fd?e Krieg herein, unb 
mieberum tuüffen bie Unglficflichen nach bem XPanberftab greifen; fie 
tvenben (ich nach bem Horben, nach Branbenburg; nur toenige 
Familien fehren nach bem Krieg an bie alte Stätte 3 urtief. — Piefe 
fur 3 e Sfi 33 e mag hier genügen, ba bie ITtannheimer Gefdjidjtsblätter 
ben Portrag felbft balb bringen merben. Pie 3 ahlreidj erfchieneneu 
guhbrer — ^JHebrichsfelb felbft hatte ein ftarfes Kontingent ba 3 u ges 
(teilt — banften bem Hebner lebhaft für feine flare unb anfchauliche 
Parftellung. 

Sobann erftattete ber Pireftor bes hiefigen Großh* ^ofantiquariums, 
fjerr profeffor K. Baumattu einen Bericht über bie 3 a fy ress 
oerfammlung bes Gefamtoereins ber beutfehen Ges 
fchichtS 2 unb Altertums vereine, bie €nbe September in 
Püffelborf (tattfanb unb au ber £}err profeffor Baumann als Pelc» ' 
gierter ber l^ieftgen Pereins teilnahm. 21uch fein Bericht fejfelte bie 
Kufmerffamfeit ber §uh3rer in hohem Grabe. Per Hebner befpradj 
tnsbefonbere fjans Pelbrücfs Portrag über HämersFelb 3 Üge in Germanien 
unb bie Farfchungen bes Geh. 21rchiorats Bailleu über beit 21nteil 
ber Känigin Couife an ber preußifdjeit politif bes 3 fl hrcs ( 8 ( 0 . 
Ferner mürbe über bie Pelegierteufigungen bes Gefamtoereins unb 
bes Perbanbes ber ffibroejtbeutfchen Pereine für rämifch germanifche 
Hltertumsforfctyung berichtet. Schließlich tourbe u. a. bie GrunbFarten; 
Angelegenheit berührt uub bie im Huftrag ber Bab. hiftorifchcu Korn- 
miffton burch bas fiatiftifdje £anbesamt hrrgeftelltc Karte ber SeFtion 
tPormsslHannheim oorgelegt. Be 3 Üglich ber Perhanblungeit jener 
General*Perfammlung fei l^ier oermiefen auf bie Mitteilungen in beut 
Korrefponbcn 3 b(att bes Gefamtoereins u. f. to. Pas 21bonne* 
ment auf biefe gebiegene unb reichhaltige uub babei billige ^eitfdjrift 
(unter Permittlung bes l^teftgen 211tertumsoereins) ijt angelegentlich 31 t 
empfehlen. Thd. 


Hefte einer farolingifthen Villa bei $rofr 
(EUholjheim in Haben. 

Pon Dp. M. Stfjurttatfjer, tllufeumsbireftor in ITTain 3 . 

Hadernd? oerboten. 

Ueberrefte farolingifd)er Palaft» unb Kirchen* 
bauten finb in Sübtueftbeutfdflanb jn>ac nidjt getabe häufig, 
aber immerhin in genügender 2 tnja^l unb fotueit leiblicher 
<£rtjaltung oorljanben, um bie ctjarafteriftifdje (Srfd^einung 
berfelben burd) Dergleid) mit ät?ulid?en Anlagen anberer 
(ßegenben »enigfteus in ben ijauptjügen nod) fcftftellen ju 
fönnen. Hodj ftctyen bie Huineu ber jruar traurig per« 
tpüfteteu Kaiferpfalj bei 3 ng<>lljeim, unb pon mehreren 
anberen Pfaljen finb menigftens bie < 6 runbmauern erhalten. 
Ztudj pon ben „Saal"^5fen ber (ßaugrafen finb nod) ba 
! unb bort Hefte ju ermitteln, j. B. in £ord) am Bl)ein ein 
alteljripürbiges portal. Bon facraleit Bauten jeigen bie 
Kird)en auf ber Heicbenau, pon Steinbad) bei HTidjelftabt 
im 0bentpalb, pon Seligenftabt unb fjödjft am iUain 
l)od)intereffante Beifpiele ber farolingifdjen Bafilifen in 
T.^orm, mäljrenb bie ad)tecfige Kapelle pon ©ttmarsljeim 
im ‘Elfaig bie octogonale Palaftfapclle Karls bes ©rojjen 
in Kad)en nad)al)int rnie ber befanute IDeftdior bes ITXünfters 
in <£ffen. Kud) bei anberen Kirdjen, j. B. St. Peter bei 
Xütmpfen im ©l)al ober ber ltiid)aelsfird)e auf bem 
t)eiltgeuberg bei bjeibclberg, gel)en menigftens einjelne ©eile 
nod) auf jene Periobe jurücf. Oie Perle aller Bauten 
biefer « 5 eit in unferer (Segenb bilbet aber bie n?ot)leri)altene 
Cljor^alle bes Klofters £orfd) bei ^eppcitl)eim. Bon ber 
gleichzeitigen Kirdje bagegen hoben nur wenige Ueberrefte 
ben lBed)fel ber feiten überbauert. 

Um fo feltener finb bis je^t Profanbauten biefer 
5 «it, bie Svücdeu bes bürgerlichen.£e.beits gebient hoben, 
Oafj pon ben Raufern fo gut wie nichts auf uns ge- 
fommeu ift, nimmt in Anbetracht ber Pori)errfd)enben 
Holzbauten nidjt weiter tOunber- Oa§ aber pon ben villae, 
bie fo oft in ben Urfunben biefer ^eit genannt werben, 
feine Spuren im Boben erhalten fein follten, bas muffte 
benen, bie fid) mit foldjen ^^ogen befd)äftigen, läugft auf* 
fallen. 

3 n allerjütigfter ^eit hat nun unfere Ultertumswiffen* 
fd)aft aud) biefer Uid)tung einen bebeutenben ^ortfebritt 
gemacht, einen ^ortfd)ritt, ber fowohl bent Spaten wie bem 
Urfunbenftubium z u »erbanfen ift. (Einmal hot Karl 
Sd)ud)horbt, ber perbiente Oireftor bes Keftner*UIufeums 
in Hounoper, in Bieberfacbfen eine Keihe poii Anlagen aus 
! Schutt uub ©rüntmeru h^porgeholt uub als farolingifd)e 
! curtes unb villae erwiefen, bie bis bal)in als r 5 mifd)e 
Kaftellc ic. gegolten hotten, unb bann h fl t Prof. Karl 
Kübel in Oortmunb in einem ausgezeichneten Bud) (Keid)s* 
l)öfe im £ippe*, Kuhr* unb Otemebtßebiet, Oortmunb \9°0 
gezeigt, bajj burd) Karl ben ©rofen in Hieberfad)fen unb 
anberwärts eine fyftematifd)e Anlage pon Burgen unb 
Keid)shöfen ftatthatte, bie militärifd)eu wie Berwaltungs» 
Zwecfen bienen follten. 

„Oiefes Kefultat" — fd)reibt Kübel, IDeftb. <5eitfd)r. 
XXI. ( 1902 ) S. 231 f* — „fann nur richtig fein, wenn 
es fid) aud) für bas übrige CEroberungsgebiet Karls, piel* 
leicht aud) ber ^raufen überhaupt beftätigt. . . . Oie faro* 
lingifd)en castella. curtes, Amtslehen uub Sd)enfungen an 
bie Kirchen bilben aller ©rteu eine fefte, wol)lgeglieberte 
©rganifation. ©s wäre ein muuberlid)es 2 Tliggefd)id, wenn 
biefe curtes (amtlich im ©rbboben perfd)wunben fein follten, 
unb wenn nid)t allein bie Penbants zu Altenfd)ieber, fonbern 
aud) bie ©runblinien ber fränfifdjen £imites an ben »er* 
fd)iebenften Stellen fid) nidjt finben laffen würben." 

Kun ein Penbant zu Altenfdjieber fönnen wir 
aud) aus unferer ©egenb bieten. 3 m 3 a h r< 

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5 


6 


fanb ich gelegentlich pon £imesunterfu<hungen bei ©roß« 
fiicijoljtjeim, einem ®ct jtoifcfjeu Blosbach unb CDfter* 
burPen in Baben, im©emann „BirP", bas in einem älteren 
©runbbucf} als »Bürg" bezeichnet ift, ein etmas unrcgel* 
mäßiges BlaucroierecP mit abgerunbeteu ©c?en (pon ca. 
122x80 m), bas oiele BehnlichPeit mit manchen fpät* 
römifchen Kaftellen Ijat, fo baß ich in meinem porläufigen 
Beriet, zumal innerhalb ber Blauem einige römifche 
Ceiftenjiegel jum Dorfebein famen, bie ^rage offen lieg, 
»ob mir es mit einer fpätrömifchen Befcftigung ober einer 
frühmittelalterlichen Anlage ju thun h a ^ en “ (ogl. £imes* 
blatt Br. 27 S. 775). Kls bann im 3 a h cc 1898 bie 
©rabungen einige ©age fortgefetjt toeröen formten, ftellte 
fie fich burch jahlreiche 5 un ^ e an Scherben, einem charaf« 
teriftifchen Sporn ic. als eine frühmittelalterliche heraus, 
bie teümeife mit bem material einer in nächfter Bähe 
liegenben römifchen villa rustica erbaut mürbe, moburch 
fich auch bas DorPommen römifchcr Riegel erPlärt (r>gL 
meinen Bericht Cimesblatt Br. 3( S. 851). 

Die ©eftalt unb Cage ber Urnmaue« 
rung, fomeit fie aufgebecPt ift, ergiebt fich 
aus bem beiftehenben ©liehe- Die Um« 
faffungsmauer, melche an ber Sübfeite etmas 
beffer, fonft nur in ben unterften ^unbament» 
fcfjidjtcn erhalten ift, zeigt überall eine StärPe 
pon 2 m unb ift unter maffenhafter Kn« 
menbung pon mörtel aus etmas größeren 
Sanb« unb KalPft einen unb etmas flüchtiger 
hergeftellt, als mie mir es an römifchen 
Bauten biefer ©egenb aus befferer <5eit zu 
finben gemohnt finb. 3 n circa 2 m Ub« 
ftanb hinter ber IDeft« unb mohl auch Uorb« 
mauer, bie nicht, mie bie übrigen Seiten, 
burch ben porliegenben f)ang gefchüßt finb, 
läuft eine l m ftarPe Parallelmauer, melche 
mohl zur DerPleibung eines ©rbmalles biente. 

3n ber Sübmeftecfc liegt ein hulbrunber 
Churm, neben meinem ein Durchfchlupf ge* 
mefen ju fein fcheint. ©in ©ingang befinbet 
\ fich in ber mitte ber Sübfeite an einer nach 
bem SecPachthälchen h^rabführenben, leicht 
gangbaren Blulbe. ©r h at eine Breite pon 
Bieter im Cichten unb ift pon f,^0 ftarfen, 
etmas über bie Blauerflucht porfpringenben 
©hormangen flanPiert, bie am innern unb 
äußern ©nbe 30—35 cm tiefe, burch große 
Sanbfteinquabern gebilbete Knfd)läge zeigen. 

3m 3 n nern ber Unlage jog fich 6 m hinter ber Siib* 
mauer eine 2,50—3 m breite Branbfehicht mit jahl» 
reichen Kulturabfällen entlang, melche pon fjoljbaracfen 
herjurühren fcheint. ferner fanb ft<h in ber SübmeftecPe 
eine ziemlich große unb tiefe ©rube, pielleicht eine IDohn« 
grübe, bie aber nicht näher unterfucht merben Ponnte. Don 
3ntereffe ift auch ein an bie Kußeufcitc ber Sübmauer an« 
gebauter, noch übermölbter KalP«(unb Riegel ?)ofeu pon \ m 
Breite unb (,(5 m £)3he im Cichten, beffen aus Pleinen 
Platten beftehenber Bobenbelag noch pon einer 50 cm 
hohen Schicht reinen KalPs bebedt mar. 

Die hnuptfächlich in ber ermähnten Branbfehicht ge* 
funbenen Scherbett ftnb fteinhart gebaefen, pon meißgrauer, 
gelber ober fchmarjer Farbe unb zeigen fchmalc horizontale, 
runbmulftige ober fchräggeneigte HatibprofUe mie fte für 
fpätParoiingifche ^eit charaPteriftifch finb unb ähnlich in 
unferer ©egenb im Bäuberfchlößchen bei Freubenberg, 1 ) im 
Klofter Corfch, 2 ) bei Knbernach unb befonbers zahlreich 

l ) Dgl. Koetien, (Sefägfuti&e 5. (38. 2tud( biefe Anlage er; 
innert nodj an mandje farolingifdjen Befragungen, pgl, ben plan: 
KunftbenfmSler bes Cßrofjlj. Baben IV, ber Jlmtsbejirf iüertljeim, 
5. \\9. 

*) IDeffö. geitfd?r. VI ((887) 5. 360. 


ueuerbings in ben ©öpfereien bei Pingsborf 3 ) im Kölner 
CanbPreis z um Dorfchein Pamen. Sie perratett noch 
mefentlich ältere Formgebung als beifpielsmeife bie in ben 
romanifchen Burgbauten bei S<hüpf, auf bem ©utmbetg 
bei Durlach ober in ber IDarenburg bei DilUngen erhobenen 
©efäßbruchftücPe. Der gleichfalls in jener Branbfehicht ge* 
fuitbene ©ifenfporn gleicht bem bei <3f<hille*Forrer, ber 
Sporn ©af. IV. 9 bargeftellteu, melcher ^iec in bas 9- bis 
(0. 3 a h r hunbert gefegt mirb. IDir Pönnen alfo mit aller 
Sicherheit annchmen, baß unfere Unlage zum minbeften 
f<hon im 9-—10. 3 a hrhunbert bemohnt unb be« 
nußt mar. 

Dergleichen mir nun biefelbe mit] ber Befeftigung 
pon Ultenfch'ieber, mic fie Schuchharbt im VII. £)eft bes 
„Utlas porgef<hi<htlicher Befestigungen in Bieberfacbfen" 
(bjannoper (9 02 ) Dlatt LIV. B. unb ©ejt S. 68 f. zur 
Darftellung gebracht hat, f° begegnet h’ er mie bort fo 
Ziemlich berfelbe ©runbriß, ein unregelmäßiges DietecP mit 
abgerunbeten ©cPen, genau biefelbe Choranlage mit fogar 


faft übercinftintmenben Blaßen, bie gleiche KonftruPtion 
ber Blauer unb manches anbere gleichartige, fo baß Paum 
e5meifcl barübet befteben Pantt, baß mir in beiben Fällen 
eine befeftigte Parolingifche curtis bezm. villa por uns 
haben, curtem muro circumdatam cum porta ex lapide 
facta, im 3 nneru mit IDohnungen, Ställen, Scheunen tc. 
aus fjolz unb Stein, camerae, coquinae, pistrinum tc., 
mie es in einem Capitular Karls bes ©roßen heißt (pgl. 
Schuchhorbt a. a. 0. S. 58). ®b fie mie Kltenfchieber — 
menigftens an ber gefährbeteren EDeft» unb Borbfeite — auch 
mit einem ©tdben umgeben mar, müßte erft eine ein« 
gefjenbere Bnterfuchung feftftellen, bie mit £jinflcf)t auf bie 
andersartigen ^mecPe ber CintesPommifßon nicht porge« 
nommen merben Ponnte. 

Der Umftanb, baß innerhalb bes ©ehöftes römifche 
Riegeln tc. zum Dorfcheiu Pamen unb in allernächfter 
Bähe (im ©emann ^iegelbrunnen) eine große römifche 
villa rustica pon mir nachgemiefen merben Ponnte, lehrt 
uns beutlich, baß auch h* er mie fo oft anbermärts bie 
fränfifche Kolouifation ben römifchen Spuren folgte unb 
nicht nur bie günftige ©efamtlage, fonbern auch bie pon 

«) Bonn. 3«Hrb b . g ^ e l J og y (@ ( ^ ö W.[ e 





7 


6 


jenen hinter laffenen Baumaterialien unb mogl aud) ihre 
Höhungen unb anderen Kulturarbeiten ftd) ju Bugen machte, 
n>ie aud) für bas Klofter £orfd) burd) neuefte ©rabungeu 
mit Sicherheit ermittelt n>urbe, bag es auf ben Crümmern 
römifd)et Baulid)Peiten ftetjt. 

Der Zufall nrill es, bag im codex Laureshamensis 
fdjon für bas 3aljr 788 eine villa Eicholfesheim in 
pago Scaflenzgouve ermähnt mirb, bic fürs 3 a h r 
831 mieberfehrt unter bet Bezeichnung in pago VVingart- 
heiba in Scaflenzer marca in villa Heicholfesheim 
(»gl. Krieger, topogr. IDörtecbuch bes ©rogl). Baben 
S. f38). 3ft nun öiefe villa ibentifd) mit ber unferigen 4 ) 
bejm. gehört unfere curtis ju jener villa? Kn unb für 
ji<h fönnten 2 farolingifche curtes bei Eicholjheim be< 
ftanben hoben, mie auch 2 größere römifche villae rusticae 
bort nadjgeuriefen ftnb (bie zweite im ©eiuann „Blauer", 
fübtich oom heutigen Dorf), tuietuohl biefes geringe IDabr* 
fd)einlid)feit hot. Bun gefchieht aber in bcmfelben cod. 
Lauresh. für bas 3oh r 835 einer BTül)le «Ermahnung 
in villa Heicholfesheim molendinum, offenbar 
biefelbe, melcfje in einem Kopialbuch bes Klofters Kmor« 
bad) für bas 3 a h* 134:8 Hagmueln genannt mirb (»gl. 
Krieger S. 227), unb bie »on uns befcfjriebene Kn» 
läge befinbet fich in nächfter Bähe einer einfamcn Blühte 
am 5ecfad)bad), bie h«ut« noch fjagenmüljle h«igt, wie 
auch ber ganze ^elöbiftrift bei unferem Bau „im fragen" 
(b. h- bem mit einem £)ag umgebenen ©emann) bezeichnet 
mirb. «Es fpricht alfo gar manches für bie Kn» 
nähme, bag unfer farolingifches ©eljöft ju ber 
villa gehört ober jene villa felbft ift, meldje bereits 
im £orfd»er codex ermähnt mirb. 

. So hot ber Spaten mieber einmal bem Boben ein 
Denfmal längft »ergangener ^eit abgerungen, auf beffen 
IBiebererftehuug man fchmerlich zu hoff«« wagte. Ünb ba 
eine «Entbecfung nicht feiten anberc nach fich Steht, möchten 
mir fchon heute glauben, bag bei energifdjer Bach* 
forfcfjung fich balb eine Seihe ähnlicher Knlagen mie in 
Borbbeutfdglanb fo auch bei uns merben nachmeifen Iaffen, 
melche bie «Einrichtungen Karls bes ©rogen unb feiner 
<5eit uns »or Kugen führen unb eine bis jetzt in mancher 
Beziehung noch red)t bunfle Periobe beutfdjer «Entmicflung 
nad) biefer Seite hi« aufzuhellen »ermögen. 


Die Sdjulen in IRannfyeim 1652 J685. 

Don <6t>. Hütjtr, Defan in 3« ücs tye' m - 

Hadjbrud oerboten., 

«Es ift eine unbeftreitbare Eljotfoche, bag es in beutfcheu 
Canben auch f<h°« »or ber Seformation neben mancherlei 
©elehrtenfdjulen an beutf«hen, für fich beftehenben «Elementar» 
fchulen nicht ganz gefehlt hot, befonbers in ben Stäbten 
unb »ielleidjt aud) in einigen größeren Dörfern. «Es ift 
aber ebenfo unbeftreitbar, bag bie Polfsfd)ule als fold)e, 
als eine Knftalt, bie allen Kinbern bes Dolfes aud) braugen 
auf ben Dörfern offen ftel)t, burd) bie Keformation einen 
mächtigen Knftog empfangen hot. Die »erfdfiebenen Kirchen« 
unb Sd)u(otbnungen feit ber BTitte bes 16. 3 a h r h u nberts 
forbern menigftens £efefd)ulen, allenthalben unb überall, 
mo ein ©löcfner ober ein BTegner, b. h- ein genügenber, 
meift ftiftungsgemäger ©eljalt für einen folchen »orhanben 
mar. Die ©löcfner ober BTegner, als ©eljülfen ober 
Steü»ertreter bes Pfarrers im Kated)ismusunterrid)t, maren 
bie erften Dolfsfd)ulIehrer. Seit ber IDenbe bes 16. zum 
17. 3 a h c h un &ert führen fie aud) »ielfad) ben Barnen 

4 ) ,,Villa“ bebrütet ln farolingifdjer geit fomobl Dorf wie 
Einzelgehöfte, pgl. R. Sdjröber, tetjrbudj ber Redjtsgefdjidtte ( l h-h 
5. 199, ©efffen, lex Salica (Erläuterungen 5. 173, 293 u. f.). 


„Sd)u!meifter". So mar ber Derlauf jebenfalls in ben 
Dörfern, fomeit in biefen Büttel »orhanben maren, um 
einen £el)rer anzuftelfen, unb fomeit fid) bie «Eltern bereit 
fanben, ihre Kinber zur Sd)ule zu feinden unb bas etmaige, 
meift feht befdjeibeue Sd)ulgelb zu bezahlen. 1 ) 

3n ßeibelberg mar fdjon 1563 nad) bem «Erfd)einen 
bes Üjeibelberger Katechismus angeorbnet morben, bag 
allenthalben nur foldje «ßlöcfner angeftellt merben follten, 
meld)e bie Befähigung hätten, bie 3«genb ben genannten 
Katechismus z u lehren. Kllein 1592 unb 1595 mugte 
ber erneute Befehl ergehen, bag für jebes Quartier eine 
Knaben» unb BTäbd)enfd)uie eröffnet merben folle, bamit 
bie e»angelifdjen £eute, roenn fte zu Knbersgläubigen 
fommen, „bas liebe IDort «ßottes bod) aus guten Büd)ern 
felbft Iefen fönnen."*) 

Der 30 jährige Krieg hot olle Knfängc bes Sdjul» 
mefens meithin niebergetreten unb an »iclen (Drten bas» 
felbc auch für geraume ^eit nachher nicht mieber auf» 
fommen Iaffen. Kud) in ben Stäbten ber Pfalz lagen bie 
Sd)ulhäufer noch längere 3 a h r e barnieber; in ben Dörfern 
finb zum teil mohl 3 a h r seh n le »ergangen, bis bie Schulen 
mieber auf lebten. 3 ) 

Dag BTannheint fd)on als Dorf 1595 eine Schule be* 
fag, geht aus bem Dortjanbenfein einer Sd)ulpfrünbe in 
biefem 3 a h r e her»or. 4 ) Bad) bem grogen Krieg lagen 
bie Dinge in BTannheim fehr traurig, ^war mürbe am 
10. Booember I649 3°ho»n Barth- ^udjs „als Sdjul» 
biener fonfirmiert", allein 1653 fenbet berfelbe brei ©e» 
fudje um Kuszahlung ber rücfftänbigen Ceile feines ©e« 
haltes ein. Es fd)eint, er hot nur Bruchteile feines ©ehaltes 
empfangen unb mohl aud) feinen Unterricht nur in Bruch* 
ftücfen erteilt. Denn ber „Kirdjenbiener" (Pfarrer in 
Becfarau) 3°«as IDeigbrot berichtet, mahtfd)einlid) Enbe 
1650, an bie Regierung in £)eibelberg: «Er höbe nun 
272 3ot?re Schule gehalten ünb fei immer »erfröftet morben, 
es merbe aud) für BTannheim eine Sd)ulpfrünbe errichtet 
merben, mie eine foldje für Becfarau fci)on begehe. Dazu 
habe es aud) in BTannheim immer an einem £)oufe ge» 
fehlt. 3m BTärz 1651, mahrfd)einlid)e infolge obiger 
Dorftellungen, berichtet nun ber Kolleftor Bof<h in BTann* 
heim an bie Hegierung: „Es ift bes Klagens fo »iel unb 
bie Krmut fo grog, bag man balb nid)t mcig, meber Bat 
nod) f)ilf zu fdjaffen." Die Kolleftur höbe in BTann* 
heim einen Sdjulmeifter zu befolben unb bemfelben 32 fl. 
unb (1 BTalter Korn jährlich zu zohlen, hingegen nicht met)r 
als 6 fi- unb BTalter unterfd)iebliche ^rächte empfangen. 
Kud) höbe man bem Sd)ulbiener ein £)<ms z u ftellen ober 
unterbes 8 fl. tjauszins zu geben. Da nun bie Kirche ein« 
gefallen unb nod) ziemlich f}olz unb aud) Riegel baoon 
»orhanben feien, fo roolle man biefelben barauf »ermenben, 
bem £ehrer eine fleine Bet)aufung zu bauen. 6 ) 

3u berfelben ^eit ftanben bie Dinge aud) in Qeibel* 
berg nid)t »iel beffer. Die reformierte Sd)ulfrau z u 
St. peter fann bas ihr zufommenbe in fehr fd)Ied)tem ^u» 
ftanbe beftnbenbe Schulhaus nicht benügen unb ntug baher 
in BTiete mohnen unb unterrichten. Bach einigem Qanbeln 

■) £jauptquetlen finb bie protofoübiidjer ber beutfdj; nnb frans 
jöftfci-reformierten ©emeinbeu. 21 11 d? bie fläbtifdjen Ratsprotofode 
Pub mefyrfadj beigezogen, .für einige Spezialitäten ber (Einleitung 
ift bie oon fjeyb Ijerausgegebene „©efdjidjte ber «Entmicfeiung bes 
DoIfsfd)ttlmefens im ©rogt)erzogtum Raben" eine fc^ägensmerte (Quelle 
gemefen, im ©ntnb genommen eine mertoolle CQuellenfammlung für 
eine foldje ©efdjidjte. 

*) ffcyb, 5 . 557. 

3 ) 3n bem Dorf 31o6sl;eim, u)o fdjon por bem 3ojät)rigen Krieg 
eine Sdjule portjanben mar, rougte im 3 a Ü rc 1698 (nadj einem Zlftens 
ftüct ber eoangl. pfarrcrei Sedenijeim) niemanb meljr z» fagen, 00 
oorbein bas Sdjulbaus gejtanben ljabe; pon bem gleichfalls z*rgörten 
Pfarrhaus maren menigftens nodj einige Irümmer portjanben. Don 
ber Kirdje jtanb noch ein Seil bes Ctjors. 

4 ) ^eyb, 5. 585. 

5 ) Ijeyb, 5. 589. C'C\r\Cs\c> 

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9 


10 


begnügt fiel) 6er Hlietgeber mit \0 fl. jährlich. Rud) bas 
Sd)ult)ous bes Sdjulmeifters 3obann Sugler ju St. Peter 
befanb ftd) tn erbärmlichem «guftaub: es fehlen fünf ^enfter 
un6 ein Stubenboben. ©benfo fann bas Sd)ulhaus ber 
Sd)ulfrau im Klofterquartier nod) im 3 a h re feines 
elenben <5uftanbes megen nid)t benutzt merben. Die Htittel 
Zur Reparatur fehlen. 

(Ein pölliger Umfct)«>ung ber Derhältniffe trat in 
ZTlannbeim ein mit bent (Erlag ber Pripilegien pom 3 a *? re 
\652; bamit ftdjerte ber Kurfürft auch ber beutfd)-refor* 
mierten ©emeinbe ebenfo mie allen frembfprachtgen $u, 
er merbe „fo ptele Pfarrer unb Schulmeiftcr als zu ge* 
meinen Dienft mirb erforbert merben, uff bero Koften in 
ZTtannheim unterhalten unb folches nicht allein in teutfd)er, 
fonbern auch auslänbtfd)eu Sprachen", unb z«>or fo balb 
aud) nur 50 ^omilien einer Hation porhanbeu feien, lieber* 
btes füllen bie ©enteinben in berfelbeu IDeife mie ihre 
Pfarrer, fo auch ihre Sehrer burd) bas Konftftoriunt felbet 
mahlen. ö ) 

Damit mar menigftens für bie Befolbung eines Lehrers 
geforgt, bent IDortlaut nad) fogar für bie Unterhaltung 
fo pieler Selber, „als ju gemeinem Dienft mirb erforbert 
merben". Rllein bie Hoffnungen, bie auf biefe fcheinbar 
meittragenbe Derheigung gefolgt mürben, hoben ftd) für 
unferen Zeitraum als trügerifch ermiefen. 

IDenn pon ber beutfehen Dolfsfd)ulc im allgemeinen 
unb für bie bamalige &\t mit pollem Recht behauptet 
merben faun, fie mar „als Dolfsfchule aus ber Kirche 
herausgemachfen unb ftanb anfänglich ausnahmslos im 
Dienft ber letzteren", fo trifft bas für bas Dolfsfchulmefen 
ber Stabt ZTlannheim für bie J a ^?re \652—1685 nicht 
ganz z u * Die (Entmicfelung bes Dolfsfd)ulmefens t)ot h^ er 
unter bem «gmang ber Dert)ältniffe ihren eigenartigen (Bang 
genommen. IDir finben allerdings an jeber ber brei 
reformierten (Scmeinben menigftens einen, fpäter aud) bei 
bei ber beutfd)en ©emeinbe jmei Sehrer, melche neben 
ihrem Sehramt nod) bie offiziellen Dienftleiftungen in ber 
Kirche als Dorfanger, Dorlefer u. f. m. 511 übernehmen 
haben- Rllein bies genügte bem porhanbeucn Bebürfuis 
balb nid)t mehr. Da ftd) bie furfürftiiehe Regierung ben 
Bitten um Rnftellung meiterer Sef)rfräfte gegenüber menig 
millfährig zeigte, fo bilbete ftd) eine Reihe dou Pripatfchulcn 
aus, jum teil mit ©euehmigung ber betreffenbeit ftäbtifcheu 
Bewürben, ber Konftftorien (Kirchen»©emeinbe*Rats) unb 
bes Stabtrats, je nach ben <?>eugmffeH unb (Empfehlungen 
ober nach ben ©rgebniffeu einer Probezeit, zum teil aber 
aud) ohne offizielle ©enehntiguug. 

©s beftanben fouad) breierlei Dolfsfchulctt in ber 
Stabt: \. bie brei offiziellen Kird)enfd)ulen, bereu Sehrer 
pon ber Regierung beziehuugsmeife bem Kird)eurat ange* 
ftellt unb befolbet maren; 2. bie fonzefftomerfeu Pripat* 
fdjulen, bereit 3 n *?ober ols uttbcfolbete (maitres d’escole 
non stipendids, sans gage) bezeichnet merben; 3. bie 
nichtfonzejfionierten, meift pon fragmürbigeu Seuteu ge* 
grüubet. Die beibeu legieren mürben unter bem Hamen 
„Hebettfchulcn" (escoles extraordinaires ober „ertra* 
orbtnari Sd)ulmeifter") zufommeugefagt; allein fte unter* 
fd)iebeti fid) fehr mefentlid) baburd), ba§ bie letztgenannten 
ftd) ftets nur eines pon allen Behörben angefochtenen unb 
jmar meift mit Red)t angefochtenen Dafeius erfreuten. IDie 
man pott ihnen bad)te, mirb fdjon burd) bie Hamen 
„IDinfelfchulen" ober „ßecfenfchulen" bezeugt. 

Die fonzeffionierten Schulen ftauben anfangs unb fo 
lange man nod) nicht fonnte, bie erforberIid)e Rn* 

jahl offiziell angeftellter Scl)rcr poti ber Regierung zu er* 
langen, in allgemeiner ©unft. Sobalb jebod) jene H°ffoung 
auftaud)t, merben bie fouzefftonierten Hebenfd)ulen pon ben 
Konftftorien mit uttfreunblid)en Rügen angefehen, meU fte 

•) prtotlegten § \ 7 . 


eine Schmälerung bes (Eiufontmens ber offiziellen Kirchen* 
fd)ulnteifter bebeuten, unb meil ihr Dafein ber ^orberung 
meiterer offiziell angeftellter Sehkräfte im IDege 511 fteben 
fd)ieit. Der Stabtrat bagegen tritt in ©rmägung bes por* 
haubenen bringenbeit Bebürfttiffes meift für fie ein. Unb 
bismeileit übertreffen fold)e aud) bie offiziellen Schulen burd) 
bie Rnzahl ber Schüler, mie burd) bie Seiftungen ihrer Sehrer. 

3nt ^olgenben foll nun ber. Derfud) gemacht merben, 
auf ©runb bes porhanbenen nicht fehr reichlichen ZTTaterials 
für unfern Zeitraum eine gemiffe (Entmicfelung, ober bod) 
ben Derlauf bes Dolfsfchulmefeus ber Stabt Mannheim 
für bie 3ahre \652—\685 nachzumeifen. (Ein mefentlid)es 
Dormärtsfd)reiten, eine neue ©rganifation hoben bie Dolfs» 
fd)ulen ber Stabt in biefent Zeitraum nid)t erfahren, mohl 
aber eine Rusbehuung in bie Breite unb neue Rnregungen 
nad) porausgegangenen perberblidjen (£rfd)ütterungen ober 
Erfd)laffungen. 3 m ©aiizeti laffen ftd) brei Rbfdptitte 
feftftellen: biefe merben gefd)icben burd) bas Peftjahr 1666 
unb burd) ben Regierungsantritt bes Kurfürften Karl 1680. 

1652 —* 666 . 

Hur auf bie Stellung unb Chatigfeit ber amtlich an* 
geteilten Kirchenlehrer fällt burd) gelcgentlid)e Bemerfungen 
in ben Protofollbüd)eru ber beiben Houptgemeinbeit ein 
gemiffes ausgiebigeres Sicht; pon ben fonzeffionierten Settern 
erfahren mir einiges nebenher, nod) meniger pon ben 
U)infelfd)ulen. IDir finben am Rnfaitg bes Zeitraums 
1 652— \666 in jeber ©emeinbe nur je einen Sehrer, beffen 
Stellung auf bas allercngfte mit bem Fird)Iid)en (Drga* 
uismus perfnüpft ift. Die ficd)lid)en ©bliegeuheiten ber* 
felbeu fallen bes (gufamnteuhanges rnegen im folgenüen 
für bie gefamte Periobe (\652—\685) bargeftellt merben. 
Rin IDerftag finb fie Sel)rer, am Sonntag nachmittag por 
ber Katcd}ismusprebigt bie Kated)atcu für „bie fleineren 
Kinber, meld)e ben großen Kated)ismum nod) nit lernen"; 
in allen ©ottesbienften finb fie bie Dorfanger, ©rgeln 
gab es in ber reformierten Pfalz l 563 nicht, unb 
mettn nad) bem breigigjahrigeit Krieg aud) einzelne aubere 
©emcinben fold)c allmählich anfd)afften, fo hot bie Stabt 
2Ttannt)eim eine Kird)enorgel juerft in ber \680 einge« 
meihten (Eintrad)tsfird)c gefehen, nad) bem itlufter ber in 
ber 1)1* ©ciftfird)c in H^^berg befinblid)en. 7 ) 

3« ber franzofifd)en ©emeinbe jedenfalls, mahtfd)eiu* 
lid) aud) in ber beutfd)en, mar ber Sehrer zugleid) ober 
genauer gefagt por allem ber öffentliche Dorlefer in ben 
©ottesbienften. Der amtliche Citcl h c '§t hi^ mehrfach: 
lecteur, chantre, maitre d’escole de la langue franc^aise. 
©ffenbar mirb bamit zngleid) bie Stufenfolge bezeichnet, 
in ber bie ^unftionen bes Sef)rers in ber ©emeinbe gc* 
fd)ätzt mürben; bas Rmt bes Dorlefers genof bie höchfte 
Rcftimation. 

Had) bem Dafürhalten bes beutfd)en Sehrcrs mürbe 
mit ber langue fran<;aise für ben franzöjifd)en Sehrer zu» 
gleid) bie ©reuzlinie angegeben, innerhalb ber er ftd) Z u 
bemegen höbe. Der beutfd>e Schwer beflagt ftd) 1662 por 
bem Koufiftoriunt fehr ernfthoft barüber, ba§ in ben beiben 
anbereu Schulen, ber franzöftfd)eu unb nieberlänbifcheit, 
aud) bie beutfd)e Sprache geübt unb gelehrt merbe, „unferer 
beutfd)eu Schul zum Hachteil". ©ffenbar holt ber Sehrer 
bie beutfehe Sprache für ein Pripilegium ber beutfd)en 
Schule uub bas beutfehe Konftftorium fdjeint biefer Klage 
eine gemiffe Berechtigung zuzugeftehen. „3ft befd)loffen 
morben, mit bcu aitberen Konftftortis barüber zu reben." 8 ) 

Heben biefer offiziellen tEhotigfeit ber Sehrer, für bie 
fie ihren fixierten ©ehalt uub ihr Sd)ulgelb empfangen, 


7 ) Die „beutfd?e ZTationalfird^e", t68^ auf Koften ber Stabt er; 
baut, foüte gleichfalls eine (Drgel erhalten. (Es iji aber ba 3 ii ror §er- 
(törung ber Stabt nod) tiid)t gefommen. 

8 ) (E. Pr. ( 662 , 5. jaunar. 

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12 


gehen einige fafuelle (Obliegenheiten her, bie befonbers be* 
jaßlt werben. Oie Schier aller brei ©emeinben laben 5 m 
Seiche ein. 3 m Februar \666 wirb ihnen eingefcßärft, 
baß fte bei biefer ©elegenßeit ben Stabtrat nicht insgefamt 
einlaben bürfen, fonbcrn nach Hamen ber näcßften 
Blutsperwanbten, bie Hamen bes Stabtbireftors, bes Schult* 
heilen unb ber Katsmitglieber einsein abjulefen haben. w ) 

Oie Sehrer leiten ferner bei ben Becrbtgungen ben 
©efaug, unb biefe „Seicßtengelber" werben, als „jiemlich 
einträglich'' bejeichnet. ferner jeichnet feit \667 ber erfte 
Sehrer ber franjöfifcßen ©cmeinbe bie Caufen unb Ejocß* 
jeiten porläufig in ein Klabbbucß auf; bie beutfche ©e* 
meinbe hat es wenigftens für einige ^eit einem befonbers 
gefcßäßten Sehrer, £)artinann IDeiß, betreffs ber Caufen 
jugeftanben, bamit er nicht bas „Hachfeßen 44 habe. Kbcr 
1687 will ber Kirchenrat biefe Einrichtung abgcftellt hüben; 
bie erfte Knmelbung foll nach allgemeiner pfäl$er Sitte bei 
bem Pfarrer felbft gefchehen. 

Bon bem nicberen Kircheubienft, ber wenigftens bem 
fran^öfifcßen Kirchenlehrer pon Knfang an noch jugewiefen 
war, haben fich biefelben halb unb gern losgemacht. Km 
\655 fcßließt ber fraujofifche Schulmeifter mit bem 
Konfiftorium einen Bertrag, wonach er bie Kirche, bamals 
noch im £>aal bes Katßaufes, alle H Eage ju reinigen 
hat. Oafür erhält er jährlich 2 Keicßstßaler (3 fl.); ben 
Befeu hat er aber felbft $u ftellen. 3 m 3 a hre \ 66 ^, alfo 
noch für benfeiben fircßlicßen Kaum, wirb ein neuer Ber* 
trag abgefchloffen mit einem ITCanne, ungewiß ob bies 
ber amtlich angcftcllte Schulmeifter ift, wonach fid} ber* 
felbe verpflichtet, bie Kinber in ©rbnung ju halten unb 
„bie fjunbe ßinaus 3 ujagen". Oie Ießtere eigentümliche Be* 
ftimmung finbet fid) wieberßolt in einem Bertrag pom 
Kpril \667, alfo nach ber peft, nachbem bie franjöfifcbe 
©cmeinbe fcßon in bie Ptopifionellfircße eingesogen war, 
jeßt mit einem anberen ZHann abgefchloffen. Oer Kirchen* 
biener, fo wirb er jeßt genannt, foll in ber Kegel feinen 
Plaß an ber großen Eßür nehmen, aber fonft foll er „ber 
Unorbnung ber liinber wehren unb ber Beläftigung burch 
bie £)unbe, fowohl in ber Kirche felbft, wie „auf ben 
©allerien". <5u biefem Behuf foll er öfter mit einem 
fleinen Stocf leife burch bie Kirche gehen unb „fo viel als 
möglich bas Einbringen ber £)unbe perhinbern." $üx biefe 
unb anbere (Obliegenheiten in bem größeren Kirchenraum 
erhält er nun freilid) auch M* »feßöne Bezahlung" (gage 
honnete) pou \2 Keichsthalern jährlich (\8 fl.). 

Oas Eiufommen ber offiziell angeftellten Sehrer feßte 
ftch außer bem befcheibenen faen ©eßalt, ber pon ber 
Kegierung ausbejaßlt würbe, pornehmlich aus ben ge= 
buchten Kccibenjien unb bem Schulgelb jufamnien, bas bie 
Sehrer pou ben Eltern felbft cinjujicßcu hatten. Oocß wirb 
uns nur in einem ^all pon Klagen bes beutfehen Seßrers 
über ben Eingang berfelbeti berichtet. Ein weiteres Heben* 
einfommen ergab fich für ben beutfehen Sehrer tüilßelnt 
Sammerts, auch Lambert genannt, baburch, baß er IDaifen* 
fiitber in fein t}aus aufnahm, fo im Kpril \667 swei 
Kinber um 57 fl. jährlich, fo im (Dftober besfelben 3 a hre$ 
ein Kinb um 8 Baßen wöchentlich. 3 m 3 a hre \673 
werben bemfelbcu „bie Schulfinbcr perbiuget, welche ihnt 
pon bem Konfiftorio werben gegeben werben, baß er fte 
alle, alle 3 a h r / feien ihrer picl ober wenig, unterweifen 
foll." Oiefer Kperfalbctrag, beffen fjöße nid)t angegeben 
wirb, wirb natürlich nur für bas Schulgelb gegeben. 

Heben biefem beutfehen Selber, ber uns als einziger 
Kirchenlehrer in biefem «geitabfeßnitt genannt wirb, werben 
in ber frai^öfifcßen ©emeinbe mehrere Sehrer nacheinanber 
namhaft gemacht: \653 bu ZTloulin, 165^ Buiffon, \666 
Pierre be la Cßaife. 

9 ) K. pr. *666, ^ebruar. 


3 n ber nieberlänbifchen ©emeinbe wirb uns als Sehrer 
1665 unb 1666 Kntoine Sigier genannt; im erften 3 a hre 
giebt berfelbe bas täglich piermalige Säuten an einen 
Schuhlapper ab. 10 ) Hoch in bem 3 a hre \ 666 , waßrfdiein* 
lieh nachbem Sigier an ber Peft geftorben war, wirb im 
(Dftober biefes 3 a h rcs 3°h a tmcs £ammerts, ein Sohn bes 
gebachten beutfehen Seßrers, sum „nieberteutfeßen Schul* 
meifter unb Borfinger" gewählt. Ooch nimmt auch er 
neben bem fleinen Scßulbienft eine außergewöhnliche Heben* 
befchäftigung an: er beforgt pon \668 an bie Poft, bie 
bamals nur einmal wöchentlich in Hecfarhaufen abgeholt 
würbe. 11 ) 

Oamit h a ^> en mir aber fchon mehrfach über bie Peft 
\666 hinausgegriffen, welche ben erften < 3 eitpunft abfd)ließt. 

2 . * 667 - 1680 . 

Oas erfte Sicht wäßrenb unb nad) bem peftjahr fällt 
auf bie Schulperhältniffe ber fransöftfehen ©emeinbe unb 
5 war burdj bie Kufseicßnungen, bie Dr. Sa Kofe in bem 
protofollbud) ber fra^öfifeßen ©cmeinbe gemadß hat. 
IDäßrenb ber Pfarrer ber nieberlänbifchen ©emeinbe ber 
einjig überlebcnbe Pfarrer blieb, waren bie beiben Sehrer 
ber franjöftfchen unb beutfehen ©emeinbe glücflicber als bie 
Pfarrer ihrer ©emeinbe unb als ißr Kmtsbruber pon ber 
nieberlänbifchen ©emeinbe. Oer fran$öftfcbe Kirchenlehrer 
Pierre be la Eh^ife h^t ftch fogar, währenb feine Schule 
gefd}loffen war, rühmliche Bcrbienfte um feine ©emeinbe 
erworben. Hießt nur, baß er fein Borleferamt in reid) s 
licßerem ZTlaße ausgeübt h a tte, er war aud) bei färntlicßen 
Eaufen unb Erauuugen 5 ugegen gewefen, bie Berlöbniffe 
hatten im feinem fjaufe ftattgefunben, uub in ber leßten 
< 5 eit hutte er fogar mit einem nach bem Eob ber beiben 
©entließen hoppelt anerfenuenswertem ©pfermut Kratifen« 
befueße gemacht. Er bat fteß für alle biefe Oienftleiftuugen 
als einige Belohnung bie aus, Intß ißm bas Konfiftorium 
einen neuen feßwarjen Kn 511 g mad)en iaffc, „ba ber feinige 
ficß in einem feßr fcßlecßten <§uftanb befinbe unb für bie 
Kircße boeß ju fcßäbig fet'' (le sien etant en un tres 
mauvais etat et honteux pour Teglise). ITlan gab ißm 
36 fl., baß er ficß bafür einen anftänbigen unb paffenben 
Knjug ntaeßen laffe. Kucß fpraeß man ißm freuublicß 5 U, 
„baß er meßr unb meßr neuen ITlut faffen möge, bamit 
er fein Kmt fernerhin mit gutem Erfolg perwalten möge . 44 

Eine Quelle feines EinFontmens war ja wäßrenb ber 
Peft gau 5 perftegt unb ßoß aiuß jeßt naeß bent IBegfterben 
pieier Kinber für geraume <5eit fpärlicßer, bas Scßulgelb. 
Um ißn für biefen 2tusfall einigermaßen ju entfcßäbigcn, 
würbe ißm für jebe Krnicnleicße eine befonberc Bezahlung 
gegeben, cbenfo für ben Unterricht ärmerer Schüler ein 
befonberes Scßulgelb. ^iir bie Kleineren betrug es monat* 
lid) 5 Kreuser; bafür foll er fie „in ben ^unbamenten bes 
reinen ©laubens grünblich unterrichten unb lefen ießren. 
Unb wenn bie genannten Kinber lefen fönnen, foll er ße 
feßreiben Ießren unb bie Kecßenfunft bis $ur Kegel betri." 
^ür biefe ßößeren Künfte mußten bann freilich monatlich 
ließ 7 Kreuzer pro Kopf bejaßlt werben. 

Oagegen perjicßtete nun ber Sehrer la Eßaife auf ein 
anberes Einfommen, bas mit ber lüürbe eines Borlefcrs 
unb Borfängers in ber Kird?e, wie mit ber IDürbc eines 
ftäbtifeßen Scßrers nießt meßr reeßt pereinbar feßien: auf 
bie nieberen Kircßenbienfte, bie er bisher um ben Betrag 
pon 5 Ktßl. jäßrlicß übernommen hatte. Oiefe Oienft* 
leiftungen würben, wie feßon oben gemelbet, einem eigenen 
Kircßenbicner übertragen. Klle biefe Berßanbluugcn poü* 
^ogen ficß unmittelbar nach bem Kufßoren ber peft bis 
$um Kpril \667. 12 ) 

*°) H. pr. 1665, io. ZTorcmbcr. 

n ) H. Pr. 1666 , 8. 0ftober, 1668 , 23. 3uiü. 

u ) fr. f)r. 1667, 3. lTTär 3 , 8. 21pril. 

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14 


©nbc (Dftober biefes 3 a h res > als bie Derljältniffe alb 
mähli<h miedet geordnet tvaren, erfdjtcn cot bem Uon» 
ftftorium ein £eljrer Paul be Secßebay unb erinnerte baran, 
baß ihm vor der Peft geftattet gemefen fei, abmechfelnb 
mit bem Steirer la Cljaife in beu Üachmittagsgottcsbienftcn 
feine Uinber jur öffentlichen Katedjifation vor ber Uatijel 
aufjuftellen, unb baß bie ©emeinbe bamit feljr jufrieden 
gemefen fei. 2 tls man ihn fragte, mer ihm benn über» 
haupt bie ©rlaubnis jum Unterricht gegeben h a be, mies 
et nach, unb bie überlebenden Uonfiftorialmitglieber mußten 
es betätigen, baß ihm bie (Ermächtigung fotootyl von 
feiten bes Ulagiftrats mie bes Uonfiftoriums erteilt mor¬ 
den n>ar. 

Dies gab nun Unlaß ju einer 3nfpeftion ber nor* 
hanbenen Schulanftalten, mit meiner Pfarrer Braylet, 
Dr. la Hofe unb ein Diafon beauftragt mürben. Sie fonnten 
ben folgenbett ©rfunb berichten. 

Da mar juerft bie Schule bes Pierre la <0?aife # ber 
pon St. furf. Roheit befolbet mar: fehr fchmad) befucht. 
©r flagte fehr über bie ZTtenge ber Schulen, bie es ihm 
faft unmöglich mache ju ejüftieren. Da mar ferner bie 
tDitme bes Pierre Petit, ber mit großem £ob 60 3<*h te 
hindurch £eljrer ju Seban, £eyben unb juleßt auch m 
XTCannhcint gemefett, von bem Uonfifterium unb bem 
ZTTagiftrat „errichtet" (stabile, b. h- fonjeffionicrt unb be« 
günftigt), votjüglich geeignet für kleinere Kinder, melche 
bie Cehrerin mit ebenfoviel ©efhicf als Ciebe unterrichtete. 
Die Schule mar fehr jtarf befugt, jumteil auch Don feh E 
fleiuen Umbern, aber fie marcn alle fehr gut unterrichtet. 

Da mar ferner bie Schule von Paul Scchehay, auch 
ein tüchtiger £eljrer, ber eine gute Ulethobe h a K® und 
eine fchöne Qanb fctjrieb, von bem Pfarrer in UTeß fehr 
empfohlen, «^um vierten mar noch ba eine Schule non 
fehr geringer Bedeutung, bie bes pierre be Place, ber auch 
noch nirgenbs £chrer gemefen als hier in Ulannheim. 

Die brei letzteren mürben porgelaben unb pcrficherten 
auf Befragen, baß fie forooljl Pon bem Uonfiftorium mie 
poit bem BXagiftrat fonjefftoniert morbcn feien. 13 ) ©tmas 
Schriftliches barüber hatten fie offenbar nicht in Händen 
unb bie münbliche Ucbcrlieferung mar burch bie Peft ftarf 
unterbrochen morden. Uber man nahm ihre Uusfagen 
um fo lieber als berechtigte an unb beftätigte ihre Uon» 
jeffton, meil man mußte, baß bem porhaitbenen Bebürfnis 
auch burch biefe ^ Schulen noch nicht pöllig genügt fei. 
Uuf IDeihitachten \667 erteilte man nach einigem «Sägern 
aud) einem Chirurg bie Uoiijeffton, eine Schule ju eröffnen, 
„in ber Urt unb IDeife mie bie anbern nicht befolbeten 
£ehrer", meniger barum, meil er nacfjbrücflich oerficherte, 
er hege ftarfe Heigung jur ©rjieijung, fonbern befonbers 
„roegen feiner guten ßanbfchrift“. Dagegen f>atte man 
am Unfang bes 3ahtes eine anbere jmeifelhafte £chrfraft 
ber fraujöfifchen ©emeinbe, einen früheren ^ranjisfancr» 
möndh, mit einer fleinen XDegjebrung gern nach tjollanb 
jichen laffen; er mar bem Crunf ergeben unb h at tc nichts 
perbient. ,,©r mirb immer ein Bettler bleiben' 1 , meinte 
man im Uonfiftorium. 

Uus bem Dorftebenben ergiebt fich, baß man ben 
XTiangel an offtjiellen £ehrfräften burch Begünftigung pon 
Pripatunternehmungen abjuhelfen fucfjte. Darin fehen mir 
ben Stabtrat unb bas Uonfiftorium unmittelbar nach äer 
Peft durchaus einig. Der Uurfürft hatte ja allerbings in 
ben Privilegien perfprochen, „fo viele Pfarrer unb Schul» 
meifter, als ju gemeinem Dienft mirb erforbert rnerben", 
auf feine Uoften in Utannheim ju unterhalten. Ullein es 
mar in jenen Cagen noch feinesmegs feftgeftellt, unb am 
menigften bei einem fo fparfamen ITTami mie Uarl £ubroig, 
ober gar in ben furfürftlichen Pechnungsfammern, ob es 
benn ju bem „allgemeinen Dienft" gehöre, baß alle Uinber 

IS ) cfr. pr. 1667, 28 . ©ftober. 


eine Schule befugten, ob bas nicht vielmehr Privatfache 
ber ©Item fei. 5ür bie firchlicheu Dienftleiftungen mar 
immer ein £ehrer erforberlich, unb biefer eine hat nie ge* 
fehlt- So blieb, ba meber ber Stabtrat noch bas Uon* 
jiftorium aus eigenen Bütteln Ubtßlfe fchaffen unb fo ein 
Präjubij 5 U Unguuften bet Privilegien fchaffen mollte, nur 
ber £Deg ber Privatfchulen übrig, um bem vorhaubenen 
Bebürfnis, bas meit über bie Uirchcitfchulen hinausging, 
einigermaßen ©enüge ju leiften. Ullein energifche Baturen 
gaben bie Hoffnungen nicht auf, baß bas gefantte Polfs» 
fchulmefen, bas nun einmal in ber Stabt allgemeines Be» 
bürfnis mar, im £aufe ber «Seit hoch noch in offizieller 
IDeife georbnet unb bie Dolfsfchulen folgemeife auch bem 
Uonfiftorium unterteilt mürben, ©ine anbere £eitung 
fonnte man fich in firchlichen Ureifen damals faum benfen. 
Picht blos ber franjöfifche Pfarrer Poitevin, ber von einer 
gemiffen fjerrfdjfucht nicht ganj freijufpreeßen ift, auch ber 
biedere unb vorfießtig auftretenbe ©hini hat dies «Siel an» 
geftrebt, bie Hebenfcßulen abjufeßaffen. Sie fahen biefelben 
mohl als ein Hindernis ihres Beftrebens an, bie Pegierung 
jur ©rrichtung einer genügenden S rt hl Don offiziellen 
Schulen ju nötigen. 

3n bem folgenden Seitabfchnitt 1680 —1689, befonbers 
unter bem Pegiment bes Uurfürften Uarl merbeit mir bie 
Pcbenfchulen für einige 3 a ßre verbannt jehen. Dorerft ift 
menigftens bas Streben ber beiden Pfarrer poitevin unb 
©him darauf gerichtet, bie Bebenfcßulen jurüefjubrängen. 
Der Stabtrat dagegen jeigt fich immer geneigt, bie Heben« 
fchulen ju ftüßen unb ju erhalten. So verhandelte man 
am 2 . Dejember 1679 im Stabtrat über bas Beginnen 
bes Pfarrers Poitevin in Schulfachen, ©r habe nämlich 
am vergangenen Sonntag, vor* und nachmittags, öffentlich 
von ber Uanjel verfünbigt, mer Ulagen vorjubringen habe 
gegen bie beiden Pebenfchullehrer paul Secbehay unb 
la place, ber möge fie re-htjeitig portragen, damit man 
über bie Berechtigung bcrfelben entfeheiben fönne. Ullein 
gegen ^0 Bürger, bie ifjre Uinber in bie Pebeufchulen 
fehieften, hätten fich beflagt, baß man biefe fchließen molle. 
Der Stabfrat bcfcbloß, „jur ©rhaltung beffen Uutorität, 
und folch Poitevin’fchen einfeitig ungebührlichen Beginnen 
ju fteuern", bie Porftehcr ber gedachten Pebenfchulen unb 
auch 3 ea n le Piche, Pifolas 3 en V uu b Ubraham du Pien 
aufjuforbern, ruhig fortjufahreu, bis bie Sache gründlich 
unterfucht unb höhnen (Drtes entfehieben fei. 

©s beftauben demnach ©nbe \6?9 außer ber offtjiellen 
Uir<henf<hulo allein für bie franjöfifche ©emeinbe noch fünf 
Pebenfchulen, unb ber Stabtrat trat mit ©ntfehiebenheit 
als Bcfchüßcr berfelben auf gegenüber bem einfeitigen unb 
roenig rflcffichtsvollen Derfaljren Poitevins, ber damals 
fchon in offenkundigen Smift mit bem Stabtrat geraten mar. 

IDährenb bas Schulmefett ber franjöftfchen ©emeinbe, 
menigftens mas bie «gaßl ih cec £ehrfräfte betrifft, einen 
immerhin ftattlichen ©inbrudt macht, tritt uns bas Schul* 
mefen der beutfehen ©emeinbe entfehieben befcheibeucr ent» 
gegen, ^aft ein 3 ahf 5 e hnt lang nach öer peft erfahren 
mir aus bem Protofollbudj der ©emeinbe überaupt nichts 
über bas beutfehe Scbulmefcn; unb bas erfte, mas uns 
bann gemeldet mirb, ift meitig baju angetan, uns einen 
angenehmen ©inbruef ju ermeefen. 3 m Blärj 1675 be* 
richtet bas beutfehe Uonfiftorium an ben Uircfjenrat in* 
betreff bes oftgeuannten IDilhelm £ammerts, „melcher ©e* 
ftalt unfere ©emein bes alten Schulmeifters Unvermögen» 
heit megen nach einem anderen, föuberlid} bes ©efauges 
megen, verlanget". Sie mollten daher „um ©rauslation 
biefes alten, fo bereits in bie einigen 60 3 ah«n gehet", 
gebeten haben. 

Der Uircfjenrat dachte in biefem ^all humaner als 
bas Uonftftorium. ©r meinte, £ammerts habe nun ein» 
mal „auf bem £anb feine £uft". ©s fei auch nicht ganj 

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15 


16 


billig, baß 6 er ZTlann, 6 er bod) „mit 6 em eigenen guten 
Zeugnis Ser ©emein fo lange gebienet, aud) 6 em äußer¬ 
lichen Knfehen nad) fo abftäu 6 ig nid)t were, gänjlid) 
follte perftoßen werben 44 . ITlan möge bod) perfud)en, itjn 
auf 6 ie Sdjulftellc 6 er nieberlänbifd)en ©emein 6 e ju bringen, 
6 ie fein Soljn bisher innegehabt hotte. Hachbcm je 6 och 
6 ie nie 6 erläu 6 ifche ©enxeinöe „ihn burd)aus nicht haben 
wollen 44 , blieb nichts an 6 ercs übrig, als ihn ju penftonieren. 
(Er erhielt non 6 er ©emetnbe jährlich 25 fl., un 6 pon 6 er 
Hegiernng ein ,,©na 6 en 6 eputat jugeleget". 3 m 3 a ht* 
\678 fyat er fein Jjaus in Ser 5ta6t perfauft un 6 ift weg¬ 
gesogen. 

3 m 3 at>re \676 würbe f)artmann ZDeiß pon Hecfar* 
gemün 6 berufen, „ 6 er fid) erbotten, 6 aß man es ein falbes 
3 ah r mit ih m oerfuchen folle 44 . Uber faum mären 
\0 ZDochen pergangen, fo ßnben mir ihn 6 efinitit> angeftellt, 
„pont Konßftorium mit Kommuuifation 6 es Kirdjeurates 
un 6 Verwilligung hießgen Kates erweiset, fonfirmieret un 6 
introbu 5 ieret 4 '. Had) 3 /* 3 a h ren 6 agegen ( 22 . ^ebruar 
\677) perläßt er 6 ie Stelle unb 6 ie Sta 6 t, pon 6 em Kon- 
ßftorium mit einem glänsenben Zeugnis entlaffen. 14 ) 

Hachbem man es mit „einem neuen Sdjulmeifter auff 
V 4 3 a h r probieret 4 ', mürbe im IVLai ein auberer, 3°h a nnes 
falber, beßnitip in bas Zimt cingefiihrt. So hotte man 
nun wieber einen £el)rer. 

Uber nun machte ftch ein anbermeitiger ZTlangel fe£?r 
fühlbar: bas Schulaus ber (ßemeinbe befanb ßd) in einem 
bemitleibenswerten < 5 uftanb, ben man bisher mohl nur 
besmegen weniger beobachtet hotte, meil £el)rcr £amnterts 
ein eigenes fjaus befeffen unb in Semfelben mohl aud) ge¬ 
mahnt unb Schule gehalten hotte. Dem Pfarrer ©him 
gebühret bas Verbienft, bie Schwächen biefes Bauwerfcs 
in bas gehörige £id)t geftellt ju haben; ber (Erfolg feiner 
Bemühungen fdjeint aber, wenn auch nid)t ganj aus* 
geblieben ja fein, bod) lange genug auf fid) märten ge¬ 
laffen 511 hoben. 

Schon im Sommer \677 hotte ftch ©h* m ™ tiefer 
Sache an bie Verwaltung gemeubet, aber „noch feinen 
(EffeFt perfpüret 44 , ZTtit bent Beginn bes 3 a h res \678 
(7. unb 2\. 3 onuar) fdjicfte ©him 3 mei Bittfd)rifteu an 
ben Kurfürften „um hörhftnötige Vergrößerung bes alten 
ober (Erbauung eines neuen Ccutfd)cn Kaufes 4 ', ©bgteid) 
ber Kurfütft mit piel höheren ©cfd)äften belaben fei, meint 
©him, höbe er bod), „weilen biefes IDergf 3 um Uffuahrnen 
unb gemeinem Beften ber Statt, wie aud) jur Disziplin 
ber ftarfblühenbeu teutfd)eu 3 u 3 en & bienet 4 ', nicht umhin 
gefonnt, ben großen Hotftanb por$utragen, „allermaßen 
effeftipe \30 Kinber ßd) in ber Sd)ul beßnben, bie fo auf* 
eiuanber gebrungen unb gepreffet ßßen, baß eine große 
Kngft unb (Engigfeit in ber Schule ift, banneuhero 5 U per* 
muten, baß wenn ber Frühling unb Sommer herbeyitahct, 
fomohl Sd)ulmeifter als Kinber in ber tSIlyat franf werSen 
müffen, allerntaßen ber Sd)ulmcifter für ihm, feine $xan 
unb fünf eignen Kinbern neben ber Küd) nur ein einjiges 
©emad), nämlich ein gar geringes IDohnftüblein hot . 44 
Beibe (Eingaben blieben ohne Kntwort. 

ZTun rücfte ©him am 23. ZTlai abermals unb jeßt 
mit ftärferem ©efdjüß por. Vor allem beutete er an, er 
habe mit feiner früheren Befürchtung, „baß fomohl Sd)ul» 
meifter als Sd)ulfinber auß allju großer (Engigfeit unb 
Bangigfeit notwenbig franf werben müffen 44 , leiber rcd)t 
gehobt: „IDie bann bereits nad) ber £janb ber Sd)ul- 
meifter eine fdjwere Kraufheit barin ausgeftanben 44 . Über 


u ) Dormeifer biefes, fferr 30 t). fjartmann Itfeift, l?at nid?t allein 
feinen 5d)itlbietift, unb u?as bem anhängig, allfjter breyuiertel 3at?r 
rüljmltd) Derfel)eti, fonbern fid) aud) in feinem übrigen Cebenslauff 
alfo d)riftlid? rerljaltcn, ba§ mir feiner gern nod) länger, ber guten 
Disdplin falber bey ber 3^gcub in ber 5d)ul unb beg fd)5nen geführten 
(Sefanges tuegen in ber *Kird), geuiegeu mögen." (E. pr. *677, 
22. februar. 


nun fei baju nod) eine weitere ©efaljr getreten, „baß es 
jeßtunber mit bem Sd)ulhous gefährlich ftehet, inbem unten 
ber Durchjug gewichen, bie Balfen gefüllten uttb 3 U be- 
forgen, baß es übern Raufen fallen börffte, berowegen 
man aud), Unglücf ju permeiben (welches bann plößlid) 
jufallen fönnte), beit Kinbern einige £age Urlaub geben . 44 

3 u 5 wifd)eit war aud) bie Spitalfrage jur Verhonblung 
gebracht worben, gleichfalls junächft ohne (Erfolg. Der 
Kurfürft, nie fehr freigebig, war bantals in bem Bau 
ber <£intrad)tsfird)e begriffen, baju fd)on fränflid). 

©him machte swar wegen bes Sd)ulhausbaues nod) 
jwei weitere bringlid)e (Eingaben; bod) ßnb ßc in einem 
weniger 3 uperßd)tlid)en, wehmütig flagcnben QJon gehalten. 
3n ber erften, an bie „Verwaltung 44 gerichtet, beflagt er 
fid), baß, obgleich ber Verwaltung „burd) (Einitehmuug bes 
Ztugenfdjeiues felber fattfambtlid) bewußt, weld) ein höchft 
notwenbiges IDergf felbiges fei, alfo baß in ber ganjen 
Statt fein notwenbigeres erfunben wirb 44 , — baß gleich¬ 
wohl „ber geringfte (Effeft nicht 3 U perfpüren 44 . ZTad)bem 
ber Sd)ulmeifter „anjeßo wieberumb befcbwehrlid) franf 44 
fei, fönne garnid)t ausbleiben, baß „nicht allein beffen 
^amilie fonbern aud) bie Sd)uiftnber gewißlid) franf 
werben müffen 44 . 3 n $tueiten Schreiben, wieber an 
ben Kurfürften gerichtet, 3 äl)lt er bemfelben 3 unäd)ft bie 
Heit)e feiner bisherigen (Eingaben auf; bann beflagt er ßd) 

I über bie Verwaltung, pon welcher er, obgleich fie burd) 
UTemoriale unb Uugenfdjein aufs befte informiert feien, 

I bod) por wenigen Cagen bie Üusrebe höbe pernehmen 
j müffen, baß bie „Zlfta nid)t bei ^änbeit 44 . 3 » 5 tpifd)en fei 
I nun aud) „ber Sd)ulmeifter por etlidjeu Klagen an ber 
| 3 weiten barin erlittenen Kraufheit geftorben 44 . Die ©efähr* 
j Hchfeit bes Sd)ulhoufes für ©efunbheit unb £ebeu nicht 
* blos ber ^antilie bes £ehrers fonbern aud) ber \30 Sd)ui* 

| finber fei nur nicht genügenb befaunt. „©laube peftiglid), f 
, baß wenn ben (Eltern bie Befchaffcnhcit ber'5d)ule befa’nut* 
fein follte, piele ihre Kinber nid)t hioeiufchiefen würben .' 4 
I Ztud) bürfe man fid) feine Hoffnung ntad)eu, in ein foldjes 
f)aus einen tüchtigen £et)rer 3 U befommen ober barin 3 U 
erholten, „weilen ßc burd) Ztnfd)auung ber IDohnung ab* 
gefd)recfet werben 44 . Vor jwei 3oh rCH höbe „ein guter 
Sd)ulnteifter unb rechter Vorfinger 44 — ^o^tmaun IDeiß 
ift 5 weifellos gemeint — aus biefem ©ruube bie Steile 
wieber perlaffen. Zlus allen biefen ©rünben, pcrfichert 
©him, habe er bie Sache nochmals portrageu müffen, 
„um fein ©ewiffen 5 U befreyen 44 . 

Solchem Ztnbringen fonnte aud) ber in feinen Zlus» 

| gaben höci)ft 5 ähe Kurfürft uid)t wieberftehcit. Km 6.3onuar 
, \680 würbe in ber Stabtratfißuug mitgeteilt, ber Kurfürft 
I habe eingewilligt, baß ein neues beutfd)cs Sd)ulhaus ge* 
i baut werbe; ber Plaß bes alten fei aber für einen Um» 

1 bau 31 t tlein, man müffc baher erft einen neuen größeren 
Bauplaß fud)en. ©b fogleid) gebaut würbe, ift 3 weifelhoft. 

(Es läßt fid) leidjt benfen, baß unter biefen Umftäuben 
1 bie (Eltern jebe bequeme ©elcgent)eit ergriffen, ihre Kinber 
anberweitig unterrichten 3 U iaffen. Unb an fold)en ©eiegen- 
heiten, bie ben ZDünfd)en ber (Eltern entgegenfamen, hot 
es nid)t gefehlt; bas be 3 eugt uns bie Keihc pon Klagen, 
bie ©him wegen ber Hebenfd)ulen an ben Kird)enrat ge* 
langen ließ. Da war „ein gewefeitcr Sd)ulmeifter 3 U 
Sd)wed)enheim, ber läßt nidjt nad), potn ZTlorgen bis in 
| bie lcad)t, pon einer holben Stunbe 3 ur anbern bie Kinber 
: 5 u informieren, unb in ben bjäufern h erum 5 u f<i?l e ^ en/< * 

; Da ift fogar „ein lutt)erifd)er Sd)ulnteifter pon Saarbrücfen 
namens Peter UJeißhoar, welcher öffentlich teutfd)e unb 
fran 3 ößfd)e Schule holt 44 . 15 ) 

Daß ein £utheraner bies wagte, Kird)enrat 

für wichtig genug, um wegen besfelben einen Bericht an 


l5 ) (L pr. \678, \6. September. 

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. 18 


Öen Ke-jiecungsrat $u ecftatten; öoctj fctjcint 6 er £utfyerauer 
in 6 er Sta 6 t geblieben 511 fein. 

©egen Enbe f679 ift ©tjini »teber „in Erfahrung 
fommen, bafj 3 ean 6 e Kid?« alliier offen teutfdje Sdjule, 
6 a et 6 odj fein red)t Ceutfd) fann, un 6 ftanjöfifcije jugleicfy" 
halte. Solche Stümperei, meint ©htm, fei bodj genüg 
nicht ju 6 uI 6 en. Der Kirchenrat riet, ftdj bei 6 em ITTagiftrat 
6 ahin zu oermenbeit, 6 a§ 6 em 3 ean le Ktcfye „ 6 ag l^anb* 
»erf nie 6 ergelegt »erben möge" 6 er ZUann fei ihnen nicht 
unbefannt, er fei feines Gebens „ein Schuhiapper, fo ftd? 
1671 Z u ^ranfenthal auch h at einfdjleichen unb bafelbft 
eine ZDinfelfd^ule halten »ollen". 16 ) 

ZDarum man gerabe in 6 er beutfehen ©emeinbe, ober 
genauer gefagt oon Setten bes beutfehen Kotififtoriunts, 
»arum auch bet ruhige unb oorfichtige Pfarrer ©him 
gegen bie Hebenfchulen fo unerbittlich uorging, lägt ftch 
leicht ermeffen. Klan burfte bei ber fleineren daty ber 
©emeinbemitglieber fyoffen, mit 5 »ei offiziellen Kirchen¬ 
lehrern ausjufommen; biefes ^iel lag in erreichbarer Zlälje 
unb ift auch in furjer ^rift erreicht »orben. Die Heben« 
faulen »aren aber ein fjinbernis für bie Erreichung biefes 
Zieles* 

(Schluß folgt.) 


JBt0t*Hanea. 

fler $iafetvat Ueifrelberg «1* ©berhof» 3n ber (Er? 

läuterung 3 U Art. XVT bes IPeistums ber Kirchheimer Cent ((Be? 
fdjid^tsblätter ( 902 , 5p. 262*) tyaben mir ausgeffihrt, bag für bie 
Porfgerichte ber Kirdjheimer Cent ber Stab trat Qeibelberg ber 
©berhof b. h- bie Steile gemefen fei, mofelbg ge in 3 meif eihaften 
fällen Hedftsbelehrung einholten. 3 n einer fugnote Ijierju be 3 meifelt 
bie Hebaftion biefer Blätter bie Bidftigfeit biefer Angdjt.**) Allein 
fdjon ber IPortlaut ber Stelle fdjliegt jeben gmeifel aus. Pie Bus' 
brfiefe: ein Urteil meifen „gen Qeibelberg im Hat" — man fofl „bem 
Hat geben einen (Sulben, ber ihnen bas Urteil fpridjt" — ber (Be? 
büttel foü ftdj nad^ Qeibelberg begeben, um 3 U erfahren „mann ihm 
ber Hat bas Urteil geben mit!" — fännen fdfon fpradjlich nur nom 
Stabtrat oerganben merben, benn er mar in £?eibelberg ber Hat 
xöt’ E^oxrjv. Unb ber gan 3 e ^ufammentlang ber Stelle ergiebt, bag 
ber Stabtrat nid^t über ein non bem Porfgeridjt bereits erlogenes Ur? 
teil als I^ffere 3 n ß an 3 erfetinen, fonbern basfelbe barüber belehren 
foll, mie es 3 U urteilen bat. gubem ig hier ber typifetje ^aü eines 
gäbtifchen ©bertjofs gegeben. Cs liegt in ber Batur ber Sache, bag 
fleinere, l^auptfSc^Uc^ länblidje (Seridjte, bie nic^t mit redjtsgelehrten 
Bietern befegt, fonbern, mie bie Porfgerichte ber Kirchheimer Cent, 
reine Dolfsgerid?te (Sdjögengerichte) maren, geh in 3 meifelbaften fällen 
an ein benachbartes grägeres (Beriet um Hecbtsbelebrung meubeten, 
melche bann regelmägig in ber tPeife erteilt mürbe, bag bas ange? 
fragte (Beriet „ber ©berhof" bas Urteil erlieg unb bem anfragenben 
(Bericht mitteilte, morauf biefes bas Urteil als bas (einige ben Parteien 
erägnete. Solche Hechtsbelehrungen mürben feit bem Aufblühen ber 
Stäbte namentlich bei ben gäbtifchen Sdjögengerichten, in Bieber« 
beutfchlanb „Schäppengühle" genannt, eingeholt unb gerabe aus biefeti 
(Berichten gingen bie bebeutengen ©berhöfe h* r oor. IPir erinnern 
an bie ©beriefe oon franffurt a. UI. (er umfagte ca. 300, ben oer« 
fchtebengen Territorien angehärige ©rte), Köln, IHagbeburg, Brünn, 
£übecf, freiburg i. B. unb oiele anbere. Allerbings mirften bei 
ber (Entmicfelung ber gäbtifchen ©bertfäfe noch anbere Urfachen mit, 
3 . B. bas Anfetjen, bas manche biefer (Berichte als ehemalige Heidts« 
geriete genogen, bie Bemibmung mancher Stäbte mit bem Hecht 
anberer, fogenannter Hluttergäbte, bie Ausbilbung bes gäbtifchen ITTarft- 
unb UTegrechtes u. bgl. m., morauf h< er nid?* meiter eingegangen 
merben fann. — So erflärt geh, marum auch bie Dorfgeridjte ber 

l6 ) T. pr. (679, W. Booember. 

*) Pas bortige Citat aus ber peinlichen (Berid}ts?©rbnung mug 
lauten: Art. 2 ( 9 . 

**) Ulug aber auf (Brunb nachfolgenber Ausführungen ihre Bes 
benfen 3 urüc? 3 iehen. P. H. 


Kirchhrimer Cent in 3 meifelhaften fällen ihre Hechtsbelehrung bei 
bem ihnen 3 tinächg unb innerhalb bes (ßebietes ber Cent gelegenen 
gäbtifchen (Bericht, nämlich bem Hat (Stabtrat) oon fyibelberg ein« 
holten. Per I)eibelberger Hat mar nämlich nicht lebiglich Permaltuugs« 
behörbe im heutigen Sinne, fonbern 3 uglei«h bas (Bericht I. 3 ,l g an 3 
für bie gäbtifchen Angehörigen in bürgerlichen uttb peinlichen Hechts? 
angelegenheiten; es ftanb ihm fogar ber Blutbann 3 U (IPibber, 8 b. I. 
5. 8 ^, ( 8 ^); er mar, mie bie Porfgerichte, mit einem Schuldigen 
unb mehreren Schögen befe^t, alfo ebenfalls ein üolfsgericht (Schögens 
gericht). Allerbings fonnten auch gaatliche (lanbesherrlich befteüte) 
(Berichte um Hechtsbelehruug angegangen merben; allein in folgen 
fällen lag bie (Befahr eines Uebergriges in bie (Berechtfame bes an? 
fragenben (Berichts nahe, benit bas gaatliche (Bericht mar geneigt her¬ 
aus auf feine Ueberorbnuug 3 U fchliegen, gd? als bie oorgefetjte 3 ns 
gan 3 3 U betrachten unb bie Sache an ftch 3 U 3 tehen, obgleich es gd? 
nicht um eine Berufung gegen ein bereits erlogenes Urteil, fonbern 
nur um eine Belehrung barüber l^anbcltc # meines Urteil erlagen 
merben follte. Pie Berufung gegen Urteile ber Porfgerichte ber Kirdj- 
heimer Cent ging f^odpfiivabrfii^ctnlid? au bas Ceutgericht in £eimen, 
jebenfaüs nicht an ben ^eibelberger Stabtrat. 3 cnc Gefahr beganb 
nicht bei einem Foorbiuierten (Semeinbegericht — ein folches mar 
ber Stabtrat l^eibelberg im Perhältnis 3 u ben Porfgerichten ber Cent — 
unb auch baraus erflärt geh bie Beoo^ugung ber gäbtifchen (Berichte 
als ©berhöfe. Ueberhaupt mug, namentlich menn ein gaatliches (Be« 
rieht als ©berhof genannt mirb, immer genau unterfud?t merben, ob 
bas (Bericht als Ausfunftgelle, ober als oorgefe^te 3 n P au 3 angegangen 
mirb. Per Ausbrucf ©berhof umfagt, mie bereits 3 U Art. XVI. bes 
iDeistums bemerft ift, beibe funftiouen. Pie (Semohnheit, Hechts« 
belehrung bei einem anberit (Bericht ein 3 uholen, reicht übrigens meit 
über bie (Einführung ber gaatlichen (Berichte 3 urücf. Pas ältefte nad}* 
gemiefene Beifpiel ift oom 3 a ^ re l°l 7 ; ©rimm, Hechtsaltertümer 
S. 83^ B. 7 unb beffen Dorrebe 3 U Thomas, ber ©berhof 3 U Jranf? 
furt a. ITt. 5. XII. Pag aber in uttferer Stelle unter bem ©berhof 
nicht etma bas Furfürgltd^e £}ofgericht in l^eibelberg oerganben merben 
fann, ergiebt fich fd^ou baraus, bag biefes erg um bas 3 a ty r H 72 crs 
rietet mürbe (Kremer, (Sefchichte Kurfürg ^riebrichs I., 5. 636^ 
Karloma, I^eibelberger Heftoratsrebe (878 B. 2 ^), mährenb unfer 
IPeistum, tro( 3 bem feine Bieberfchrift erg im 3 a *t re 1^90 erfolgte, 
3 meifel(os älteres (Bemohnheitsrecht miebergiebt. Auch tg e § ^ as ^ ur: 
fürgliche Qofgeridft niemals „ber Hat 3 U ^eibelberg". 3 m übrigen 
oermeifen mir megen ber ©berhofe auf bas oben citierte IPerf oon 
Thomas (^franffurt ( 8 ^(). 

Pie legten ©berhöfe maren bis 3 um 3 a *t re 1 87 9 &* e beutfehen 
3urigenfafultäten. Sie Ratten geh namentlich feit ber Heception bes 
römifd?en Hed?ts unb (Errichtung bes Heichsfammergerichts ((W) 
unter ber Be 3 eichnung als Spruchfoüegien, neben ben gäbtifchen 
Schöppengühleti, 3 U ©berhöfen ausgebilbet. Pas Perfahren bei (Ein* 
holung eines Urteils bei benfelben nannte man bie „Aftenoerfenbuug"; 
ogl. (Eichhorn, beutfehe Staats* unb Hechtsgefdjichte. Auflage, Bb 3, 
§ w, Bb. $ § 577 . Bod? in Art. (2 ber beutfehen Bunbesafte 
oom 8 . 3uni (8(5 mar begimmt, bag bei ben gemeinfchaftlichen ©ber? 
appeüationsgerichten (ein folches beganb 3 . B. in £übecf für bie oier 
freien Stäbte ^franffurt, Hamburg, Bremen, £übecf) es ben Parteien 
gegattet fei, auf bie Perfchicfung ber Aften an eine beutfehe Jafultät 
ober an einen Schöppenftuhl 3 ur Abfagung bes Cnburteils an 3 utragen. 
Pas non biefen erlogene Urteil mugte bann oon bem betr. ©ber?/ 
appellationsgericht ben Parteien erägnet merben. (Ein folches Sprud^ 
follegtnm mar auch bie IJeibelberger 3 «riftenfafultät. Purch bie am 
(. ©ftober (879 Kraft getretene Heichsgerichtsoerfagung mürben 
bie Spruchfollegiem abgefchagt. — 

©biges mar bereits niebergefchrieben, als uns bie neuege £iefe? 
rung ber ©berrheinifchen Stabtrechte, herausgegeben uon Scbröber unb 
Kähne, 3 uging, morin gd? folgenbe, bem UPieslocher §insbuch oom 3 a *l re 
(557 entnommenen Stellen über ben I)eibelberger ©berhof bepnben. 

(5. 7(6.) VI. Befetjung ber Stabtämpter unb Pienft: 2 . IPann 
gd? begibt, bag ein gerichtliche Sach unb Ejanblung für ermelbte 
(2 Hinter [bie (2 (ßerichtsfchögrn oon IPieslodj] fäme, bie ihnen 
(barinnen 3 U urteilen) befchmerlich, meifen ge folliche (Serichtshanblung 
für bas Stattgericht gen ^eibelberg als ihren ©berhof. 

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20 


10 * 

3. Sobann ein Partei mit einen Urteil burdj ge ausgefprodjen 
ftd? befdjwert 311 fein oermeint, bie appellirt für <£fyurf. Pfalfc E)of= 
geriet gen Ejeibelberg. — Ejier ift alfo flar ausgefprodpen, bag bas 
Stabtgeridjt in Ejeibelberg nur redjtsbelehrenbe Stelle, alfo Qbertjof 
im tec^nifd?en Sinne, für bas IDieslodjer (Sendet mar, wogegen bie 
Berufung gegen bie IDieslocher Urteile an bas Furfürgliche Ejofgericht 
ging. Dag legeres (Seridjt bas Berufungsgericht mar, erflärt fidj baraus, 
bag IDiesloch, ebenfo mie Ejeibelberg, obgleich beibe Stitbte im 8 e 3 trf 
ber Kirdjheinter Cent lagen, oon ber (Serid^tsbarfeit ber Cent ejimiert 
mar; IDibber I, 5. 84 . 

(5. 7(8.) VIII. (Sewidjt. (Semeine Stabt [IDiesloch] t^at 
Ejeibelberger (Sewidjt; gebrauten ftd? bejfen aud? in Derfaufung bes 
(fleifdjs unb Brobs allerbings [in allen Dingen] mie 3 U fteibelberg, 
mie ihnen bann jährlidjs bermegeit oon ben Hmptleuten 3 U f^eibelberg 
als oon ihrem 0 bertjof nad? Uf; unb Ubfdjlag ber fruchte 0 rbnungen 
jugefdjicft merbeit. — Cs follen alfo bie Ejeibelberger ^rudjtpreife aud? 
für IDiesloch maggebenb fein. Ejier wirb Ejeibelberg nicht im juriftifd^en 
fonbern im wirtfdjaftlid?en Sinne als 0bertjof bejeidjuet, nämlich als 
ber 0 rt, beffen preife für einen anbern 0 rt maggebenb ftnb. 

(Suftao Cbrift. 

gßiUicttst farfrtltj* $5rab. Unfern ^riebhof 3 tert fo manches 
benfmürbige unb befannte (Srab: bas (Srabmal bes ^rl?. ID. E}. o. Dalberg, 
bie (Sräber Sanb’s, oon Kotjebue’s, bie eigenartigen (frat^ofengräber, 
bas Denfmal für bie im 3al]re *849 jtanbredjtlid? Crfdjoffenen u. f. m. 
Hunmet)r fotl nach Befähig ber gäbtifchen (friebhoffommiffton 00 m 
22 . Hooember ^ 90 ^ audj bem Celegraptjeningenieur ID tili am 
(färbe ly auf feinem (Srabe ein Denfgein errietet merben. Huf 
bie Bebeutung Jarbelys, ber (844 bie erge bem praftifd^en Be? 
trieb bienenbe eleftrifdje Celegraphenlinie bes europäifcfyen (feg* 

lanbes oon IDiesbaben nad? Kaftel erbaute, bie erfie Cinie ber 
Crbe mit nur einem Draht, ift in ben ITTannheimer <Se; 

fdjichtsblättern 1901 Hr. 6 unb in ber Heuen Babifdjen taubes; 
jeitung ^ 90 ^ Hr. 3*5 fyingemiefen morbett, unb bie Stabtgemeinbe hat fein 
Hnbenfen burdj Benennung einer Strage im 3 n ^ u f^ r * el ? a f en 9 c ^* c ^ nach 
ihm geehrt, Cr (tarb atn 26. 3uni (869 in lltaunheim. Sein (Srab 
befinbet fldp auf bem gäbtifchen Ejauptfriebhof in ber Abteilung rechts 
00 m Ejauptweg oor bem Kriegcrbenfmal: 2 . (Eeil, 5 . Abteilung, 

14 - Heilte, (Srab 22 ( 00 m mittleren E?auptweg aus ge 3 ählt). 3 e t 3 t 

ig barauf eine (Totgeburt (Dalentin Ejalm) begattet. F. M. F. 

(IDir begrügen beti Befdgug ber (friebhoffommifgon, bie (Srab* 
gätte (farbely’s burdj einen Denfgein aus 3 U 3 eid?nen, aufs wäringe 
unb möchten an obiges noch bie ITTitteilung anfdpliegen, bag es bem 
Hltertumsoerein gelungen ig, aus einer tyefigen Prioatfammlung 3 mei 
Porträts Jarbelys 3 U erwerben: ein lebensgroges 0e!porträt oon 
£. IDeiger IHaunheim *836, bas (farbely im 24 . 3 a h re bargellt, unb 
ein Daguerrotypiesporträt (Doppelbilb in Digtformat auf (Sias) aus 
ben (860er 3 aljren, (farbely im 48 . tebensjahre bargeüenb, ferner eine 
^anbfd?riftlic^eUuf 3 eid?nung^arbely , s oon i865,Hbfchrift betr. legierung 
oon Spiegeln für Celeffope. 

ferner erneuern mir bei biefer (Selegenljett unfere Bitte um 
§umenbung folgenber Sdjriften^arbely’s für unfere Bibliothof: 
0 Die (Saloanoplagif (mit \ Steintafel) ITTanntjeim, Benshetmer 
1842 . 

2 ) Der eleftrifdje (Telegraph (mit 3 mei littjograptgfdjen (Tafeln) 
IHannheim, Bensheimer 1844 . 

3 ) Der geigertelegraph für ben Cifenbatjnbienft bargegcüt (mit 
8 Stei^eidjnungen) Mannheim, in Kommifgon bei tögler ( 856 . 

Der Mannheimer Hltertumsoerein ig aud? bereit, biefe Schriften 
fäuflidj 3 U erwerben. Die Heb.) 

|Ute §e<kenijeittur Sdtühgrredjtigkeiten. Die Stilbs 
gered^tigfeit 3 um „5 df matten" mürbe bem Secfenl^eimer (Semciitss 
mann ( 0 rtsbürger) f^eittridj Cranfier im 3 a ^? rc l 6 " 2 & ur£ *? folgettben 
Crlag ber furffirftlid^en Hedjenfamtner (^offammer) oerliel)en ((Seneral* 
lanbesarc^io, Secfenijeimer Spe 3 ialaften): 

„gu migen fei hiermit: Dentnad? E^enrid? Cranger, (Semems* 
mann 3 U Secfenljeim, Unfud^ung gettjan, bag 31 t fein unb ber 
Seinigen befferem Uusfommen il^me 3 U befagtem Secfenfyeim eine 


IDirtfd^aft 311 treiben unb 3 U bem Cnbe an feinem erfauften ^aufe 
aüba ein Sd^ilb aus 3 uljängen, oergönnt merben möge, unb ifjme 
folcbe 5d?ilbgered?tigfeit gegen Be 3 al]lung einer gemigen Hecogititiou 
iufomeit willfahret worben, bag er bie bei ihm einfehrenben (Säge 
ber Billigfeit nad? traftieren unb biefelben nid?t übernehmen 
folle, als ift ihme, Cranger, gegenwärtiger Schein, untb gd? begen 
ber Hotburft nad? h^beti 3 U bebieneu, unter Churf. Pfal 3 Hechens 
fammer Sefret migeutlich erteilt worben. Signatum f)eibelberg, 
6 . 3ȟ 1672." 

Der „Schwanen" ift 3 mar hierin nicht genannt, aber aus bem 
Dergleich mit anberen HFtenftücfeu geht h erDOr / & a § Cranger ben 
Schwanen in fein iDirtshausfchilb aufuahm. Hls Hefognition für bie 
Derleihung oerlaugte bie Hcchenfammer 50 (Sulben ober ben jährlichen 
gius aus biefer Summe. Bemerft fei, bag nur bie Schilbmirte .frembe 
beherbergen burften. Die Krau 3 wirte h fl tten nur Schanfgere<htigfeit. 
3»n feiben 3 a *? r würbe eine weitere Sdglbgerechtigfeit in Serfen*- 
hcim, bie „ 5 um I?irfchen" oerliehen, unb 3 war an ben (Semeins^ 
manu unb ITIaurer ^rat *3 (Srabcr für fein neuerbautes EJ aus 
30 . lHär 3 (762 erhielt ber Secfenheimer Bürger unb Bäcfer IHathias 
Cranger oon ber E^offammer auf fein Hnfuchen bie fchilbgerechtigfeit 
3 um „golbeneu Cttgel" oerlieheu. Hlle brei genannten IDirts; 
häuf er: 3 um Schwaneu, E^irfd? unb golbenen Citgel begehen noch h cu * e 
in Secfenheim, gnb aber längg in atibere E^änbe übergegangen. Das 
alte Schwauen*IDirtshaus lag am Warft. 


jEitfrfiritten- unb ®ttri|erfd|au. 

Cinen wichtigen Beitrag 3 ur Kuuggefcbichte ITTaimheims in feiner 
Blüteperiobe unter Kurfürft Karl Cheobor oerbanfen wir unferem 
Dereinsmitgliebe Dr. 3°f* ^“9* Beringer, ber oor fu^em im Der^ 
lag oon 3- *?• &>. ^eifj (Beiö u. IHünbel) in Stragburg ein ausfiihrs 
liebes IDerf über fleitr a. nim fehl itbtn tttt^ 

fein Perlt (Stubien 3 ur beutfcheit Kunftgefchichte E)e|t 4 O) unb als 
Crgäu 3 uugsfchrift hier 3 U in bem gleichen Derlag eine (üfcfjilillftt ber 
Jttannifetmrr Beifhnnn^nhn^emie oerögentlicht hat. IDir mügen 
es uns leiber aus räumlichen (Srünben oerfagen, an biefer Stelle auss 
führlid? über biefe beiben inhaltreichen unb intereganten IDerfe 311 
berichten, hagen aber gelegentlich bes Dortrags, ben ber Derfager auf 
(Sruitb berfelbeit im Kltertumsoerein halten wirb, auf bie Crgebnige 
feiner forfchuugen bes näheren 3 urücffommen 3 U föunen. Derfchagelt 
ift 3 weifellos ber bebeutenbge Kiingler, ben Karl Cheobor an feinen 
ITtannheimer E}of ge 3 ogen hat. Cr ift ( 7(0 in (Sent geboren, oerbrachte 
feine Lehrjahre in Paris unb Horn, fdjuf in 3 ta ^ e ” Heihe h^r= 
oorragenber IDerfe, fo 3 . B. ben Bronceengel, ber bie Cngelsburg in 
Horn frönt, würbe ber (freunb bes Papges Benebift XIV. unb fam 
1752 nach IHannheim, auf Deranlagung ber 3 c f u ü eil > ^eren Kirche 
er mit 3 ahlrei<hen ITleigerfchöpfnngen feiner E^anb ausfehmfiefte. Die 
(fa<;abenffulptiireu unb bie Kltäre ber 3 e f ll * te,l ^* rc h e / ^as (Siebelrelief 
am Bibliothefbau bes hieggen Schloges, bie überlebensgrogen Warmors 
ftatuen Karl Cheobors unb feiner (Sentahlin im Hitterfaal bes Schloges, 
feine Bilbwerfe im Schmetgnger Sdgoggarten u. f. w. begättgen bie 
Kngcht bes Derfagers, bag Derfchagelt in feiner DTannheimer Periobe 
fein Beges unb Heifftes geflogen hat. 5ein Können als Baumeiger, 
ber an ben fchönften IDerfen 3taliens gebilbet, mit allen (Sefetjen ber 
Krchiteftur wohl oertraut ift, oerftinbigen laut bas Zeughaus unb bas 
Bretjenhetm’fdje Palais, neben anbern nicht hi* r begnblichen Bauten. 
Durch feine Stellung als Direftor ber ITtannheimer §>cichnungs*HFabemie 
würbe Derfchagelt berUTittelpunft bes füngierten Gebens in IHannheim, 
bas leiber halb nach feinem Cob ( 1793 ) auf 3ah r 3*h n * e erfaltete. 
IDertooüe Cinblicfe in bas l^iefige Kunftleben erögnet uns bie aften^ 
mägige (Sefchichte ber geichuungsafabemie, beren 3 weiter unb leftter 
Direftor ber gleichfalls oon B. befprochene Sd^üler Derfdjagelt’s, 
E)ofbiIbhauer Sitnon peter £amine (f 18 \ 7) war. Don ben Schülern 
ber Hfabemie feien genannt: ITTannlich, bie Kobells, Karl Kuntj, Bigel, 
Deurer, K. Schlicht u. f. w. Die beiben Büdner ftnb bie $r\ubt eifriger, 
forgfältiger unb lieberoller Befähigung mit bem Chema. (eine Heihe 
oon Krcbiren unb Bibliothefen hat ber Derfaffer burdjfpürt unb wichtige 
neue Huffdjlüffe aus ihnen erhalten. Cr ift 3 U ben urfprüitglichen 
Quellen felbft 3 urücfgegangen unb hat es oerfchmäht, aus britter ober 
oierter Ejanb 3 U fd^öpfen, was feiner Hrbett natürlich erhöhten IDert 
oerleiht, benn mit Hecht werben heute funggefchid?tlic^e Stubien ohne 
ardgoalifche (Srunblage unb ohne felbftäubige Spe^ialforfchuttg nicht als 
oollbürtig anerfannt. Das umfangreiche ftlaterial ift gefchicft oerar= 
beitet 3 U einer anfchaulichen unb lebenbigen Dargellung, ber es 3 U 
befonberem Dorteil gereicht, bag ge ihre Crgebnige auch mit ber allge¬ 
meinen Kunftgefchichte in mannigfache 8 e 3 tehungen 3 U bringen weig. 
Die IDerfe Derfchagelt’s werben ihrer Cntgehungsgefdgchte nach unb 
ftilfritifch mit groger Sachfenntnis unb feinftnnigem Kujtgoergänbnis 
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29 


21 

befprochen. Pie »idjtigften oon ihnen finb bem Bud?e über Derfcfyaffelt 
in guten £ichtbrud;21bbilbungen betgegeben. IDir empfehlen bie beiöen 
Büdner angelegentlich^ ber Beachtung unferer Dereinsmitglieber tutb 
»ünfchen, ba§ ber Derfajfer unfere ITTannheimer Kunftgefd?id?tc noch 
burdj »eitere Arbeiten bereitem möge. Penn nod? gar oiel ift auf 
biefem (Sebiete 3 U thuu, beoor eine 3 ufammenfaffenbe Danteüung 
möglich ift. W. 


Beuertoertmngen imtr ^dienftuitgett. 

XXXII. 

(2\. Hooember bis 20 . Pe 3 ember 1902 .) 

II. litt« Pittriaiter tsttfr lletneit 

E 524. Hunbes IDafchtifchdjen, (gichenhol 3 fourniert, auf brei 
fdj»ar 3 en Säulen rutjenb mit figürlichem Sdpnud unb Dergolbmig, 
79 cm hod?, 42,5 oberer Purd?m. mit 3 iigehöriger IDafd}fchüf)el 
(26 cm Purchm.) unb Kanne (24 cm hoch) oon por 3 eIIan mit 
Dergolbung. Uus bem Hnfang bes 19 . ^ahrhunberts. ((Sefd?enf 
bes ^errn UTajor 5 e u b e r t.) 

E 525. Kronleuchter oon Broi^e mit Dergolbung, sarmig, itt 
Dafenform, mit 4 Ketten unb Aufhänger. Unfang bes ( 9 . 3^i s - 

G 208 (Publette.) Babifdje Erinnerungsmebaille oon (849 
((SefchenP bes Herrn Komme^ienrat feiler.) 

H 1034. (gifenteile eines f euerfteinge»ehrs: £auf mit Bayonnet 
(( m 54 cm lang), £abeftorf unb Schloß, letzteres mit ^abrif; 
(Tempel H. MEUNIER. (Hube bes ( 8 . 3 a hrh- <Sefunben in 
8 m (Liefe beim Bau ber IDagenremife ber t^teftc^en Straßenbahn, 
doüiniftra§e. ((Sefchenf bes Herrn Baumeifter ^r. geller hier.) 

L 132. Sogenannte 5d?iffshuppe (Hebelhoru 511 m Signalgeben) 
oon (Hifenblech, au§en blau, innen rot lädiert, 68 cm laug, Durch’ 
mejfer ber Schallöffnung 14 cm. ((Sefchenf bes bjerrn Ittajor 
Senbert.) 

Q51. Qufeifen mit Qanbgrtff oon uuflarer Beftimmung, (3 cm 
lang, (( cm breit. 

Q52. ljufmeffer, 3 um Ubheben bes £)ufes, ber ^oljgrijf fehlt, 
noch 3 ( cm lang. 

TL |ilberfatttmltttt0. 

Pie plan; unb Bilberfantmluitg erhielt (Sefcheufe oon ben Herren 

Prof. Dr. Claafen, f^ofmöbelfabrifant £. 3 Peter, 3 n fl‘ tl| t s ' 

oorfteher IDiltf. Sch»ar 3 unb prioatmamt 3 ea n ID ur 3 . 

A 103g. (ITTannheim, fliegettbe Hheinbrüde.) (Srunbrichtige Hb; 
bilbung ber Hnfangs 3 U ITTannheim erfunbenen unb Betrachtungs» 
»ürbigen fliegenben Brüden, bergleicbeu {ich in biefem 
Kriegsmefen gleichfalls bie <frantj 3 (tfchen Polder, bem oielfaltigen 
Beriet nach, bebienen. Eiublattbrud: Kupferftich mit Befchreibuug. 
ca. (675. Kupferftich ( 6 , 5 : 32 , 5 ; gan 3 es Blatt 32 : 34 . 

B 38 pd. Qartenburg (bei PürFheim). Hnftcht ber Burg (eitriges 
authentif hes Bilb) aus bem Hnfang bes (7. 3 a h^wnberts, auf 
einem (Srabbenfmal in ber SdjloßPirche 3 U Dürfheim. (Srabmal 
bes (Srafen Emid? XI. oon feiningensDagsburg^artenburg f (606 
unb feiner (Semahlin Elifabeth oon pfalj^meibrüden f ( 629 . 
Photographie. 28 : 2 (. 

B 38 pf. Qartenburg. Huinen bes Schloffes ^artenburg, Kupfer; 
füch, ge3. u. geft. oon 3- & 0U J (ca. 1830). (7,5:23. 

C 15 f. Carolus Gustavus (oonPfa^sKleeburg; (654 —(660 König 
oon Sch»eben). Dei Gratia Comes Palatinus Rheni; Dux Bavariae, 
Juliae-Cüviae et Montium; Comes Veldenciae-Spanhemii, Marcae 
ac Ravensburgi; Dominus in Ravenstein etc. Regiae M tis 
Regnlque Sueciae Exercituum et Status Militaris in Germania 
Generalissimus. Ans. van Hülle pinx. 1650. C. Galle fec. Kupfer; 
flieh 33 : 23 , 2 . Brujtbilb in HTebaiUon mit Emblemen bes Kriegs 
unb bes ^Jriebens unb ber Umfchrift: Bella Terminantur Quoque 
Amore Pacis. (ohne pl. H.) 

C 46 f. darl Cffeobor, Kurfürjt oon ber Pfal 3 . Knieftüd, im 
Kuromat, Kupferftich nach einem §iefenis’fchen (Semälbe: 
Ad. Zisenis March. J. S. Negges sc. et exc. HufgeFlebt auf eine 
Chronologia Palatina mit plan ber Kurpfal 3 . Kolorierter Stich 
unb Unflat ITTannheim’s 00 m Hhein aus, letjtere nad? geichmmg 
oon Euler: Dessin6 par Henr. Euler Ingen, et Lieut. d. S, A. 
S. E. Pal. (Sröge bes gan 3 en Blattes (Kupferftich) 70 : 46 , bes 
Porträts 33,5: 22, bes plattes (6:23,5, ber Huficht oon ITTann; 
heim ((: 23,5. Hls Herausgeber bes gan 3 en Blattes ftnb in ber 
Ueberfchrift genannt: Joh. Math. Lederer J. V. L. Seren. Palat. 
Consil. Eccl. act. Eccl. Cathed. aug. Vicarius et Lector fo»ie 
Joannes Simon Negges Chalcogr. Aug. Vind. 

C 59 d. (glifabeth, Kurfürjtin oon ber Pfal 3 , (Semahlin 
(friebrichs V. Elisabeth D’angleterre Femme du Roy de Boheme 


Comte Palatin du Rhin. HTebailloit-BrufTbilb. Kupferftich 
B. Iltontcornet excudit. (6 : (( ohne pl. H. 

C 221 e. Sophie, dhurfürftin oon Braunfch»eig;£üneburg, Erb; 
princefftn oon (gnglanb (Sd?»efter bes Kurfürjten Karl £ub»ig 
oon ber Pfai 3 ). Bernigeroth sculp. Lipsiae. Knieftüd. Kupfer; 
flieh 22 , 2 : (6. 

C 221 f. Sophie, dhurfürftin oon Braunfch»eig;£üneburg, Erb; 
princeffin oon (Sroß;Brittannien. lTTebaiüon;Bruftbilb. Kupfer* 
ftid? ( 4,4 : 8,7 0 . pl. H. 

E 24 g. damerarius, £ub»ig [geb. (573 in Hürnberg als Sohn 
bes nürnberger Krjtes unb ZTaturforfchers 3 oa d?* m €nfel 
bes leipziger Humaniften 3 oac ^* m Furpf&^ifcher Hat unb <5e; 
fanbter, (626 fch»ebifcher Hat unb außerorbentlicher, (629 orbent; 
lieber (Sefanbter 5ch»ebens bei ben cöeneralftaaten]. Ludovicus 
Joachfimi] F[ilius] Joachfimi] N[epos] Camerarius J. C. Sere¬ 
nissimi ae Suecorum etc. Regis Gustavi Adolphi ad 111. ac 
Praepotentis. Ordines Generales Confoederati Belgij Legatus 
Ordinarius. Aetatis LVI. ITT. ITTiereoelb pinx. ID. Deljf 
sculp. ( 629 . Bruftbilb mit Umfchrift: Regnare Est Servire 
Deo. 25 : (7. 

E 50 ma. ^arbely, IDilliam, (Eelegrapheningenieur geb. (822, geft. 
(869 in ITTannheim. (Delgemälbe, Bruftbilb oon IDeifjer, ITTann; 
heim (836. 67 : 57 cm (gerahmt). 

E 50 mb. ^arbely, IDtlliant, Daguerrotypie (auf (Sias) Doppel; 
bilb, nach ZToti 3 auf ber Hüdfeite im 2Ilter oon 48 3 a ^ ren / a lf° 
(860. ((,5:8. 

E 56 k. (Soegg, Umanbus (nahm an ber bab. Heoolution teil) 
£itbographie mit eigenhänbiger lluterfchrift: Dem SchulFameraben 
u. Jfreunbe Kübelin 3 ttr Erinnerung, Henchen b. 25. ITTai 

(847 (Soegg. (Das Bilb ifl ooal ausgefchnitten unb aufgeflebt.) 
(Sröße bes ganjen Blatts (7 : (2. 

E 99 d. ITTohr, Hnton, H°f mu ^ us * n HTannheint (836— ( 847 . 
Hüftbilb in IDafferfarben. 62:52 cm (gerahmt). 

E 156 fd. Tu renne. Henricus de la Tour et de Turenne etc. 
Regis Galliarum Christianissimi Consiliarius, Franciae Mares- 
calcus, Regiaeque Majestatis apud exercitum in Germania 
Locumtenent. Generalis (f (675). Bruftbilb tn UTebaiüou. Ktts 
bem Theatrum Europ. Kupferftich. (6,5: (2. 

E 156 fg. Eureutte. Das ITTonumeut oon (Eureune bei Sasbad?. 
£ithographie. Karlsruhe bei 3« Briten. ( 9 , 5 : (8,4. 

E 156 tf. Derhelft, Hegibius (Bilbhauer, geb. in Kntmerpen (696, 
gejl. in Hugsburg ( 749 , Dater bes ITTannhetmer Kupferftechers 
CEgib Derheljl). Schabfunftblatt, Knieftüd mit IDappen unb 
Unterfchrift: Aegidius Verhelst Rudissm. ac Sereniss. Princip. 
Augustani ac Campicton. Statuarius Aulicus etc. (Sottfrieb 

Eidpler pinxit, 3°h* 3 a ^°l ) sculps. et excud. A. V. 

E 158 m. Dogler, Hbt. ((748 —( 8 ( 4 . fjoffaplcm Karl Ch e °öors 
unb bebeutenber ITTufifer; Furfürjtli^er Kapellmeijter in ITTann; 
heim, fpäter in UTünchen; £ehrer oon <£. UT. oon IDeber unb 
ITTeyerbeer.) ITTebaiüon; Bruftbilb. Kupferftich. Scheffner fc. 

(5,5 : (3,6. 

E 159 t. IDachtenbond. H ermann Hrnolb ^reyherr 0 . IDachten; 
bond Sr. dtjurfürft. Durchl. 311 Pfal^ »ürdlicher (Seheimer Hat, 
dümmerer unb 3 ur Kayferl. IDahl unb drönung beoollmächtigter 
erfter Bottfchaffter. K. ITT. Diehl del. ITT. Hößler sculp. 29,5 : ( 8 . 
(Hus betn Diarium ber IDahl Karls VII. ( 742 .) 

E 166 t. IDinter, p. oon. [ITTufifer unb Komponift, geb. (775 in 
ITTannheim; in Karl dh*°öors Dienften in ITTannheim, fpäter 
Kapellmeifter in ITTünchen als Hadjfolger bes Kbb 6 Dogler.] 
Bruftbilb. Kupferftich. ( 0 , 5 : 9 . 

E 169 d. IDlcjef, Sophie, grofjh. Lab. Hofop^nfängerin tn ITTann¬ 
heim. £ithographie, Knieftüd nad? ber geidynung oon d. £ang 
(860. Karlsruhe, dhL Jr. ITTüller’fche £ith- Hnftalt. 27,5 : 20 , 5 . 

E 170 f. IDurmfer. Dagobertus Sig. Comes a Wurmser Ord. 
Milit. Reg. Theres. Commend. S. C. et R. A. M. Camp. 
Maresch, Locumten. et Leg. Equest. Hung. chiliarcha, d.Dinajer fec. 
3- <2. ITTansfelb sculp. in IDien bey Artaria Compagnie. ITTebaiUon; 
Bruftbilb. (6,( : (0,(. 

E 170 g. IDurmfer. ITTebaillon;Bruftbilb mit Umfchrift: Dagobert 
Comes A Wurmser S. C. R. A. Maj. Gen. Equit. Praef. Ord. Mil. M. 
Theres. Commend. Unter bem Bübc: Cui nec luxuries Bello 
nec blanda Periclis Otia nec lucis fructus pretiosior unquam 
Laude fuit. (Claud. Stilic. L. 1.) Kupferftich nad? einer IDachs; 
boffierung. Joseph Müller ad Vivum formav. et in cera fecit 
Viennae 1793. Jacob Adam sculp. Viennae 1793. (7,6: ((,6. 

E 171 b. IDurmfer. (Sraf Dagobert Siegm. von IDurmfer, f. F. 
(Jelbmarfchaü. ITTebaiUon;BruftbiIb. Kupferftich. ( 4 , 4 :8,5. 

E 171 c. (Sraf IDurmf er. 0hne »eitere Hngaben. ITTebailIou;BrufT* 
bilb. Schlechter Kupferjtich. (0,3y«7t. 

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24 


YIU. tfibliatheft* 

Pie Bibliothef erhielt in ber ^eit oom 20 . Hooember bis 20 . 

Pejember *902 (Sefdjenfe oon ^erru Prof. Dr. Tlaafen, (frau 

Komme^ienrat DTo^r IDwe., (Eberljarb Hub, PirePtor Speer, 

Prof. Dr. tDecferling in IDorms, ©sfar §ollingcr in Zürich unb 

ron ber Stabtgemeinbe ITTann^eim. ( 3 n folgenber £ifte befinben 

ftd? audj Hadjträge aus früheren HTonaten.) 

A 94 f. Brambach, ID il he Im. Iftünj« unb Iltebaiüenfunft unter 
< 5 ro§ber 3 og ^friebrid? oon Baben. XTTit einer Ueberftc^t ber früheren 
Prägefuuft in babifdjen Pienften. Qeibelberg * 902 . 45 5. mit 

9 21 bbilbungen. 

A 117 cm. 1)eufer, (Emil. 21uctious«Katalog ber Ejeufer’fdjen 
Sammlung oon Klüsen unb ITCebaillen ber pfal 3 . ^ranffurt * 902 . 
52 5. mit 3 Tafeln unb 2lbbilb. im Te|t. 

A 164 g. pierers Konoerfations«£e|i F on. 7 . 2lujl. fferausg. 
oon 3of*Ph Kürfchtter, mit UntoerfaUSprachenXejrifon nad? 
Prof. 3°f e P^ Kürfdjuers Syftem. Berlin unb Stuttgart *888-93. 
12 Bänbe. 

A 226 d. Dun cf er, 21. lieber ben gegenwärtigen Staub ber £imes« 
forfdjung. [21us ben Derhanbl. ber (Sießener pbilologenrDerfamm^ 
lung *885 5. 42 — 63 .] mit * Karte. 4 0 . 

A 227 p. ^fab ricius (Ernft. (Ein £imesproblem. mit * Karte¬ 
ifreiburg * 902 . 25 5. 

A 249 g. popp,Karl. Beriet über beu Staub ber 21rbeiten am 
©bergermanifdj:Hätifd?en £imes. Beilage 3 ur 2lllgem. geituug, 
mündjen *894, Hr. *06, * 07 , 1*2, U5, U9* 

A 252 bm. Roulez, J. Les 16gats prop6teurs et les procurateurs 
des provinces de Belgique et de ia Germanie Interieure. [Brüffel] 
*875. 75 S. 4°. 

B 3 md. Kuhns, Oscar. The German and Swiss settlements of 
Colonial Pennsylvania, a study of the so-called Pennsylvania 
Dutsch. New-York 1901. 268 S. 

B 38 g. 3 enn T; Samuel. Bauliche lleberrefte aus Brigantium. 
5 fjefte in 4 0 . 8 + 9+10 S. mit 3 Tafeln unb 21bbilb. 0 . ©. u. 3* 
[mitteil, ber K. K. Tentralfommiffion VIII N. F. *883.] 

B 87 g. PeuFmäler beutfdjer Tonfuuft. Zweite .folge: Denfmäler 
ber Tonfunft in Bayern, oeröffentließt burd? bie (Sefellfdjaft 3 iir 

-^orausgabe oon Penfmälem ber Tonfunft in Bayern: III. 3 a ll 

gang, Baub I: Symphonien ber pfal 3 bayerifd?eu Sd?ule 
(mannheirner SymphoniPer: 3 °*l ami Stamig, (fran 3 £aoer 
Hinter, 21nton .filti). (Eingeleitet unb herausgegebeu oon l+igo 
Hiemann. £eip 3 ig * 902 . 56 S. (Einleitung unb thematifd^er 

Katalog, *98 5. mufiftejt. (folio. 

B 91 d. ©tjlenfd?lager, Jriebrid?. Pie römif<he <Sren 3 marf in 
Bayern. 2(us ben 21bhanblungcn ber P. bayer. 21Fabemie ber 
rDijfenfd?aft. I. (£1. XVIII. Bb. I. 21bt. münden *887. 86 S. 
4° mit 3 Kartentafeln unb * UeberftdjtsParte. 

B 101 f. Knapp, 3- cf* Hegenten« unb DolPsgefd?id?te ber £äuber 
Tleoe, marP, 3üli(h, Berg unb Haoensberg (768—18*5). Trefelb 
1836. 3 Bbe. 523, 512 llllb 4*4 5. 

B 176 fd. 3affoy, IDilhelm. (Erlebitijfe einer Iqugenottenfamilie, 
nach einem alten manufeript bearbeitet. Kiel * 896 . 54 5. 

B 352 m. ©fjlenfdjlager, (friebridj. Pie Pfalj in präl^iftorifd^er 
Seit. (SeparatabbrucP a. b. <£orrefp.«Bl. ber beutfdj. anthropol. 
(Sefellf<h. Hr. 9 . 1896 . S. 86 — 90 .) 

B 554 ak. BetjeimsSchwa^bach, ITTaj. I}ohen 3 ollerfche Tolo« 
nifationen. Tin Beitrag 3 U ber (Sefchidjte bes preußifcheu Staates 
unb ber Tolonifatfon bes dftfid^eu Peutfdjlanbs. £eip 3 ig * 874 . 
637 5. 

B 572 tg. Kifa, 21 nton. 2lntiPes Kunfthanbwerf am Hhein. Sonber* 
abbrucP aus bem Kunftgewerbeblatt N. F. VII. Ejeft 8 unb 9 . 
£eip 3 ig 0 . 3- *6 S. mit 21bbilb. 4 0 . 

C 74 m. Becfer,3 aco &* iSrabfdjrift eines römifdjen pan 3 erreiter« 
öfters aus Höbelheim bei ^-franPfurt a. m. mit 2 Tafeln. Heu« 
jahrsblatt bes Dereius f. d5efdj* u. Ültertumsfunbe 3 n <franf« 
furt a. m. *868. 45 5. 4°. 

C 75 fp. (fab er, 3* *?• Topographifd?e, politifche unb h»f^ or *f c *? e 
Befd?reibung ber Heidjs«, IPahl« unb Qanbelsftabt ^franPfurt a. ITl. 
^franffurt * 788 — 89 . 2 Bbe. 543 unb 638 5. 

C 194 dl. (Etfarbt, 1}. Kiel’s bilbliche unb Partographifd?e Par« 
fteüung in ben lebten breihunbert 3 a ^ en . Kiel * 895 . 80 5. 

mit 6 plänen. 

C 247 d. 2lbre§budj ber fjanbels; unb (Semerbsleute in mann* 
heim, mannheirn * 840 . (Derlag unb Prucf oon <£. Sc^me^er.) 
78 S. (le^tes Blatt ausgerijfen). 


C 290 am. Kern ber beätfe^en SprachPunft unb Hechtfehreibung, aus ( 

bes Purpfä^ifchen geijtli«heu Hates, Qerrn Qemmer grofern | 

werPen fon im felbft heraus ge 3 ogen. mannheirn * 780 . *36 5. 

C 306 nb. ©efer, maj. Kur 3 er Rührer burch bie Stabt mann« | 

heim. 3m 21uftrage bes Stabtrates ausgearbeitet, mannheirn 1 

1902 . 35 5. mit 2 Bilbern unb 2 plänen. 

C 308 d. Houj, <£. De^eichnis ber (Semälbe, Zeichnungen u. f. w . 
ber (täbtifchen Kunftfammlung in mannheirn. mannheirn 1893 . 

23 5. 

C 350 d. mannheirn. Heuer ITTannheimer ^familfenFalenber für 

1903 . l}erausgegeben 00 m <Seneralan 3 eiger ber Stabt mannheirn 
unb Umgebung. XXIII +248 5. mit oieleu 21bbilbungen. 

C 351 aq. mannheirn. Heuer Sacf^Kalenber auf bas 3 a h r IW* 

Perfelbe *852. mannheirn im Derlag bes fathol. Bürgerhofpitais. 

Kalenber unb 32 S *6°. 

C 351 cg. mannheirn. Dom ntannheimer KatholiPentag. 21us3ug 
aus ben Heben ber öffentlichen Derfammlungen unb ber (Seneral* 
oerfammlung bes DolPsoereins. mit 7 Porträts unb einem Dor« 
wort oon (fran 3 IDinterroth. mannheirn * 902 . 98 S. 

C 351 s. ^feige, paul. Kird?engefd?id+i<hes über mannheirn. Jeft- 
gäbe für bie 49 . (Seneraloerfammlung ber Katholifen Peutfdj« 
latibs in mannheirn * 902 . Beigeb. ©efer, lllaf. ffihrer burd? 
mannheirn. mannheirn * 902 . * 24+35 5. mit \ Karte unb 

*4 2(bbilbungen. 

C 405 f. [Schwan, <£. J.] Per Peferteur. (Eine ©perette in brey 
21 uf 3 Ügen. 21us bem ^fran 3 Öfifchen bes ^rn. Sebaine. mannheirn 
bey (£. ,f. Schwan, (Ehurfürftl. Ijofbuchhänbler. 1772 . *24 S. | 

C 405 m. [IDielanb, (£h^* HI.] Hofamunb. (Ein Singfpiel in brey 
21 ufjügen. j^ür bie (EhursPfätyfdje f^of-Singbühne. mannheirn, 
in ber aPabemifchen Buchbrucferey *778. 64 5. 

C 533 c. Sponheimischer Recurs wiber bie HeichsPammer« 
gerichtliihe (ErPänutnijfe, bas Qinter'Spouheimifche mann*£ehen 
Züfd? betr. Karlsruhe * 779 . 204 S. mit Karte. <folio. 

C 575 pd. IDetferling, 21ugujt. Rührer burd? IDorms (BecP« I 

manns Heifeführer). Stuttgart * 902 . 96 S. mit 5tabtplan unb > 

21bbilbungetf. [ 

D 15 ad. <S3tj, 3oh fl un Hi Po las. Dermifdpte (Sebid?te h eraU5s ! 

gegeben oon Karl IDilhelm Hamler. mannhetrn *785. f 

2 Bbe. (üitelbilb: Porträt bes Pieters, Knpferjtich oon Sinzenich 
nach £e (Oerc.) *92 unb 244 5. 

D 21 cv. 0 . Knigge, ^freil*. [Pfeubonym für 21. 0 . Kotjebue.] 

Poctor Bahrbt mit ber eifernen Stirn ober Pie beutfehe Union 
gegen Zimmermann. (Ein Schaufpiel in 4 21 uf 3 Ügen. 0 . ©. *791. 

94 5. j 

D 21 cw. 2luferftehung von ben (Tobten. (Ein Xuftfpiel 

in * 21uf3iig oom Derfaffer im ftrengjten 3«^09 n *i°* ^ <Segen« j 

ftticF 31 t bem Schaufpiel Poctor Bahrbt mit ber eifernen Stirn. ! 

0 . ©. * 79 *. 24 5. (beigeb. an D 21 ev.) | 

D 22 p. Kofoebue, VO. oon. 21uguft oon Kotjebue. Urteile ber | 

Zeitgenoffen unb ber (ßegenwart. Presben 188*. *84 5. : 

D 29 cm. Zollinger, ©sfar. £ouis S6bajtien mercier’s Be« j 

5 iehungen 3 ur beutfehen £itteratur. Sonberabbrucf aus ber Zeit« j 

fchrift f. frau 3 Öf. Sprache u. £itteratur Bb. 25 , ^eft * unb 3. 

Berlin 1902 . 34 5. 

D 29 df. (EcParbt, 1?. matthäus Ulerian unb feine Topographien 
[erftc 21usgabe], ffeibelberg * 884 . 5* S. 

D 29 dg. €cParbt,lf. mathäus merian. €ine PulturhiftorifcheStubie. 

Zweite 21usgabe. Kiel * 892 . 222 5. mit bem Porträt merians. 

D 50 d. Bios, ID. (Seneral Jran 3 SigePs PenPwftrbigPeiten aus 

ben 3 (*h ren 1848 / 49 * mannheirn * 902 . *68 5. mit 21 bbilbungen. 1 

D 54 pf. ^ r 3 h 1 i dj, 3* Biographie bes großen TonPünftlers 21bt (Seorg 
3ofeph Dogler, bei (Selegenheit ber 3nauguration bes am 5.21ug. 
an feinem (Seburtshaufe gefegten PenPftetns. U 2 fir 3 burg * 845 . 

63 5. mit Porträt. ’ 

E 26 p. Theologifcher Sammelbanb: Spener, Ph. 3* pia 
desideria. ^frPf. *678. — XTteisner, p. Pia desideria ac 
insimul consilia theologica. ^Jrff. *679. — Paoenant, 3* Hn* 
mahnung 311 ber Brüberlichen Dereinigung, wieberumb in b. eo. 

Kirnen auf 3 urichten. 0 . ©. *668. — Heuer praebicanten* 

Spiegel, an 3 uf<hauen wohlmeinenb oorgehalten 0.21 lithophilo 
^reyharten aus ber marP. (SebrucPt 3 U 21mjterbam im Doigt« 
lanb *667. — Kriegsmann, W . Th* Tractat 0 . b. ein 3 elnen u. 
prioaten Z u fannnenPünfften b. Thriften, weiefce Thrifhis neben b. 

(Semeinen ober firdjl. Derfammlungen 3 U h^Hen eingefegt. JrPf. 

*678. — IDincPler, 3°h- [1679 luth. Pfarrer in $riebrichsburg], 

Bebenfen über Kriegsmanns Büchlein 0 . ein 3 elnen Z u f ammen ' 
fünften ber Thnff^n* ^anau * 679 . 


OrrantivortUd) fflr bie Hebaftion: Dr. ^riebrid? Walter, UTannijeitn, C 8, *0b, an ben fämtUdie Beiträge 3a abrrffieren flnb. 
ben materieQen 3^alt ber Urtifel fhtb bie ZHitteilenben Derantwortlid}* 

Perlag bes mann6eimer Ultertamso er eins <£, V., Dracf ber Dr. 9. 9 aas’fd»rn & adjbracf er ei (5. nu b. 8. in Qlannbeim. 

Digitized by vjiUv 


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Mannheimer 6ef(hi<ht$hläner. 

rnonatsebrift für die Geschichte, JTltertums- und Uolkskunde Mannheims und der Pfalz. 

I)erau$<)tgtben vom (Batinbeimer Hltertutnsvemn. 

Erscheint monatlich im Umfang von 1—1H Bogen und wird den Mitgliedern des Mannheimer Jlltertumsvereins unentgeltlich zugestellt. Tür Mchtmitglieder 

beträgt der jährliche Hbonnementpreis 111 k. 3 .— Einzelne nummern: 30 Pfennig. 

IV. Jahrgang. 3fel»ruar 1903. Bo. 2. 


gnt^aff. 

Mitteilungen aus bem 2ntertumsüerein. — Dereinsoerfammluiiq. 
— (Eine Betreibung ber Hhem-3tifein vom 3 a h re I5H. i^erauss 
gegeben unb mit 21nmerfutigen oerfehen von Karl <£h r »f* (<§iegeU 
häufen). — Die Schulen in Mannheim \ 652— \ 685. (Schluß.) Don 
<Eb. ZT ü g 1 e # Defan in 3l*> es h e * m ’ — MisceUanea. — ^eitfchrifteiu 
unb Bticherfchau. — Heu er Werbungen unb Sdjetifimgen. 


Pitbilnin us )tn HUtrtMuntii. 

3n 6er am 19- 3attuar wutbe 

im Tlnfdpluf au bie vom Heiner vor^elegte 3aijres= 
redpitung für ^ 902 , 6ie mit einer UTelprausgabe von 
593 ITIarf 85 Pfg. abfdjlielgt, 6er Doranfdplag für 1903 
beraten un6 6er Hoffnung Kusbruct gegeben, baf auch im 
fommen6en 3(*h re freiwillige Spenbeit von (Bonnern es 
6em Oerein ermöglichen werben, feine Cl^ätigFeit in uuein« 
gefdjränflem 2l7afe un6 Umfang, fortjufefeu. — ferner 
würbe über bie Dorträge bet nädpften Dereinsabenbe 
. enbgiltige Beftimmung getroffen. Da am 15. Februar ein 
3afyri)unbert feit ber ©eburt bes aus Utannljeim ftammenben 
ITaturforfdpcrs Karl 5 c * e ^ t * c h Sdptmper (f 1867 in 
Sdpweftngen) verfloffen ift, fo wirb in ber nädpften batauf* 
folgenden Deteinsvetfammlung unfer Dereinsmitglieb £)ert 
Dr. Cauterborn aus £ubwtgslpafen einen Dortrag über 
bie Cebensfdptcffale unb bie wiffenfdpaftlidpen £eiftungen 
biefes Ipervorragenben ©eleiprten halten. — 2lufer einer 
Heilpe von gefdpäftlidpen Mitteilungen, Unjeige von Sdpenf* 
ungen, Knmelbung neuer Ulitglieber fam audp jur Sprache, 
bof bie „©efdpidptsblätter" im £auf ber nädpften 3 a h re 
Beiträge jur ©efdpidpte ber einjelnen ©rtfdjaften unferer 
Umgebung in jwanglos aufeinanberfolgenben (Einjelauffäfen 
veröffentlichen werben (vgl. Sp. ^5). 3 m Knfdpluf baran 
würbe bie Hoffnung ausgefprodpen, baf bie ©emeinbe* 
Verwaltungen unferer Üadpbarorte, wie bies in einzelnen 
fällen fdpon gefdpelpen ift, burdp Beitritt 5 um Mannheimer 
Ultertumsverein beffen Beftrebungen unterftüfen mödpten. 
— Unfer Sdprtftentaufdpverfelpt Ipat burdp ben Beitritt 
mehrerer ©efdptdpts* unb Ultertumsvereine eine erfreulidpe 
(Erweiterung erfahren; eine vollftänbige Cifte bet mit uns 
im Sdpriftenaustaufdp ftehenben Dereine unb ©efelifdpaften 
beabjidpttgen wir bemnädpft mit 3 uteilen. 

* * 

* 

Um V. |mitteitltettbi bet Montag, 2. jebruar im 
Öotel national (fog. weifet Saal) ftattfinbet, wirb ßerr 
Dr. Maj Benfinger einen Dortrag halten übet „Die 
Peft in Mannheim (666 u. 67". JDir laben bie Ulit- 
glieber unb jreunbe unferes Dereins mit ihren Ungehörigen 
ju jatplreidpem Befudpe ein. 

* * 

* 

Die auswärtigen llltottttetttett ber „©efdpidptsblätter* 
(Didptmitglieber bes Dereins) werben erfudpt, ben Betrag 


von 3 UT. für bas abgelaufene 3°ht — foweit bies nidpt 
fdpon gefdpelpen ift — an £)errn Kaffier Daytp* u 9 et f 
Mannheim, Kheinifdpe ©rebitbanf, umgelpenb einjufenben, 
ba anbernfalls bie IDeiterlieferung bet „©efdpidptsblätter" 
unterbleibt. 

* * 

* 

frühere nummern ber „®rfd|ili|teMiitt(r M fmb, 
foweit ber Dorrat reidpt, vom Dereinsvorftaub gegen ©in» 
fcitbung von 30 Pfennig pro fjeft unb 3 Marf pro 3 a h r ‘ 
gang ju bejielpen. IDir madpen batauf aufnterffam, baf 
unfer Dereinsmitglieb, Budpbinber ©lp r * Jammer S 6. 3f 
((Telefon Hr. 2^31) für bie einjelnen 3 a h c 9Ünge bet ©e» 
fdpidptsblätter eine gefdpmacfvolle (Einbanbbecfe in matt* 
grünem Küuftlerleinen mit CitelbrucF in ©olb h a l h et ‘ 
ftellen laffen. Der Preis ber (Einbanbbecfe beträgt l Ul., 
bie Decfe einfdplieflidp Budpbinberarbeit foftet pro 3 a h r ' 
gang ( UT. 50 Pfg. 

* * 

* 

UIs ptitgliebrr würben neu aufgenommen: 
Bayrlpoffer, 2Dillpelm Kaufmann N 2. \8. 

Biehlet, Karl Profeffor Kennersljofftr. 20. 

©üntlper, Cubwig Sdpneibermeifter S 2. 3. 

£eoni, (Ernft Konful N 7. U. 

Dr. St rauf, 3* Kinberarjt O 3. (fa. 

Dr. TD elf, bpeinrtdp £ubwigshafen (Unilinfabrif). 

©eftorben: 

Diffenü, Philipp ©eh- Kommerjienrat am 4 . 3 anuar - 
Kippert, IDilhelm Privatmann am 16. 3 f >nuar. 
Zugang: 6, Ubgang: 6 (burdp Uustritt: burdp ICob: 2). 

UTitglieberftanb (Enbe 3 anuar 1903: 79 1* 


i^pii'insDtrl'ammhtng. 

21m IV. Pereinsabenb, ber am 5.3awuir ^903 im Qotel national 
ftattfanb, h* e l^ Dr * 3- 21* Geringer auf (Srunb feiner in ber 
üorigen Hummer oon uns befprodjenen Schriften einen feffelnben Von 
trag über ben €rbauer bes §eughauf*s unb bes Breftenheim’fch«» 
Palais, ben hcroorragenben öilbhauer unb 2!r<htteften am Ejofe Karl 
(Theobors, peter Kn ton vonDerfchaffelt. Der Hebner beherzte 
fein umfangreiches, gerabe burdj bie ^ütte bes Stoffes fchmieriges 
Chema mit einer folchen Sicherheit unb mußte es fo aujiehenb aus 3 u; 
gehalten, baß bei ben in ßattlicher §ahl erfchieneneit Ejdrern, bie 
feine feinfinnigen 2lusführungen mit lebhaftem Beifall aufnahmen, ber 
IDunfch rege mürbe, f)err Dr. Beringer möge feine funftgefchichtlichen 
jorfchungen noch öfters in biefer IDeife uermerten. Mit großer Mühe 
ift es ihm gelungen, bie Schöpfungen Derfdjaffelts in fajt oollftünbiger 
Heihe in photographif<h*n Heprobuftionen jufammeu 3 U bringen. Diefe 
Bilber, ungefähr 80 an ber ^alfl, maren im Dortragsfaale aufgehängt 
unb bilbeten eine fehr mitlfommene 3Ö u P ra ^ on ^ es Hortrags. 3 m 
Bahmeu eines einftfinbigen Dortrages mar es bem Hebner felbfts 
oerftänblich nicht möglich, alle IDerfe perfchaffelts 3 U befprechen, er 








27 


28 


legte deshalb bas Hauptgemicht auf bie in ntanuheim felbft befindlichen 
unb 30 g bie übrigen nur bei, menn es bie PollftänbigFeit bes fünft- 
lerifdjen Bildes erforberte. 

Perfdjaffelt entftammt einem lande, bas, uädjft 3talien, & er 
Kunft bie folgeureidjiten Jmpulfe gegeben hat. (Seut, bie (Seburts* 
ftabt ber nieberlänbifd?eu Kunft, ift aud? Perfdjaffelts (Seburtsftabt. 
Dort leben heute nod? UbFöminlinge bes olämifcheu §mciges feiner 
Familie. Bus (Sent mie aus Brügge nahm er mistige KuufteinbrücFe 
mit ins £eben, beffeu C^ore fid? bem gman 3 igjährigen öffneten, als 
er 175 U 3 U feiner weiteren Uusbilbuug nad? Paris überfiedelte. gu 
Bomber, bem Utaler, uub Boudfarbon, bem Bildhauer, trat er bort in 
nähere Bedienungen, paris, bie in ber Kunft bamals tonaugebenbe 
Stabt, machte gerabe beu Uinmanblungspro 3 eß oom Barocf 311 m B 0 F 0 F 0 
durd?. Perfdjaffelt erlebte in paris ben Qöfiepunft bes BoFoFo?(Se? 
fdjmacfs, aber nicht bie gra 3 iöfe Sdjeinmelt bes U 0 F 0 F 0 mürbe aus? 
fdjlaggebenb für fein Kunftfc^affen; er fteht aud? nid?t unter bem 
€injtuß fran 3 Öftfd?er Baufunjt, mie irrtümlich non bebeuteuben ^orfd?eru 
behauptet mürbe. „Hie, auch nicht als Perfd?affelt in Mannheim 
an ber Seite pigage’s, bes in ber fran 3 öfifcheu Schulung beharreubeu 
Baufüuftlers mirfte, hat er in feinen beForatioen Arbeiten frai^öfifdje 
^ornienfprache angenommen/' Pielmehr ift er in 3*alien 5 11 bem ] 
gemorben, mas er mar. ! 

173 ? ging Perfdjaffelt nach Horn. Sein erjter Auftrag, beu er 
bort erhielt, fällt nod? in bas pontifiFat bes papftes Clemens XII., 
ber 1 740 ftarb, morauf prosper fambertiui als Beueöift XIV. ben I 
päpfHichen Stuhl bejtieg, ben er bis 1758 iutie hatte: ein heroorragenber | 
Kirchenfürft unb großer Kuuftgöuner. 3h™ oerbanlte Perfdjaffelt 
größere Uufträge, barunter bie 3 mei puttenpaare am (Eingang ber I 
Kirche Sa. Maria Maggiore in Horn, ferner bie putten unb ber 3ohamtes 
(Eoangelifta für bie Kirche Sa. Croce in (Serufalemme ebeubafelbft, t 
bie paulusftatue auf bem Dom 3 U Bologna, ein (Seuius für beu Dom 
311 Uncoua, eine Marmorbüjte BenebiFts XIV. in ber Fapitolinifd?en 
Sammlung unb eine Marmorftatue besfelben papftes über bem portal 
ber KlojterFirche Klonte Caffino bei Heapel. ITTit feilten IPerfeit faub 
ber KünftUr foldjen Beifall bei bem papfte, baß er beffeu jreuubfchaft i 
gematm. 2lls fein befannteftes IPcrF in Born, ber mächtige Citgel 
aus Brouce, ber bie Ctigclsburg Frönt, im 3 un * 1752 feierlich aufge? 
(teilt mürbe, meilte Perfdjaffelt nicht mehr in Horn, lieber liffabon 
unb (England, mo er ftd? nur fur 3 e §eit aufhielt, führte ihn fein JPeg ^ 
nach Mannheim, mobin er berufen mar auf Peranlaffung ber 3 e fw*tcrt, I 
bie ihn 31 « Uusfchmütfwug ihrer Kird^e brauchten. | 

3n Mannheim maren bie SFulptureu für bie ^rontfaejabe ber | 
3cfuitenfirche unb bie Ultäre biefer Kird?e fein erftes IPerF. (Ein 
Künftler, ber feine eigenen IPege geht uub feinen IPillen burdjfeßt, 
fehrt er ftd? nicht an bie urfprüuglicheu projefte bes Baumeifters unb 
beffen Dispofition, fonbern fchafft IPerFe feines (Seiftes. Die Figuren 
ber oier Haupttugenben: (SeredjtigFeit, Klugheit, MäßigFeit unb Stärfe ! 
unb bie (fama über bem Mittelportal, IPerFe oon ausbrucfsoollftem | 
plajtifchem (Empfinden, be 3 eugett uns, burch meid? erufte Flafflfdje Sd?ule t 
ber Künftler in Born gegangen ift, mo er ftd? an ben MeiftermerFcn 
ber Uutife 311 m Meifter bilbete. 

Diefen 1756 oollenbeten Figuren folgte bie Uusfchmürfuug ber | 
fed?s Seitenaltäre unb bes Hochaltars, bereu Befchreibuug uns hier 3 U 
meit führen mürbe, meshalb auf bas Buch bes Bebners oermtefen ' 
merben muß. IPährenb biefer Urbeiten mürben bie (Selbniittel bes 
Kurfür(ten fnapper, fo baß in ber Miiterialausführuug gefpart mürbe | 
Die fünf Figuren bes £j oc haltars (h^ 39 na ^ us / üor »h m fnieenb ber | 
hl. (Jraii 3 £aoer, neben ihm ein (Engel, liufs oom Befchauer ber 
(Slaube mit einem Kreu 3 , red?ts bie ^nbia als Siitnbilb ber ITtiffioueii) 1 
mürben nur tu (Syps ausgeführt; 3 mei urfprünglich für ftc beftimmte { 
Marmorblötfe mußte Perfchaffelt für bie im Bitterfaal bes Schloffcs ; 
(tehenbeit Kolojfalftatuen bes Kurfürfteit Karl (Theodor uub feiner <5e* [ 
mahlin Clifabeth Uugufta oerarbeiten. (Ein meiteres oielbemuubertes 
IPerF Perfd?affelts aus feiner erftett Mannheimer $eit ift bas Belief im 
(Siebei bes Bibliothefbaues nuferes Sdjlojfes (öftl. Flügel), eine fyntbolifihe 
Perherrlidjung oon Karl Ojeobors Begieruug unb ber Blüte oon Kunft 
unb lPiffenfd?aft unter feinem §epter. Pon eut 3 Ücfenber Reinheit ift 
bas (Srabmal für feine (Tochter Urfula 0 . St. UTartin (f 1780 ), ehemals 
in ber Hieflgeu 3 nftitutsfirche befinblid?, oor fur 3 em in bie X^ctltggcifts j 
fird?e oerbrad?t. (Ein meiteres IPerP Perfd?affelts ift in ber Kunft? I 


ftraße 311 fet?en; es ift bie Knaben?Statue 3°h ann *s bes (Täufers 
am H au f e O 2 , 10 , bem ehemaligen „Karlsberg". 

Seiber mußte ftd? ber Bebner auf Perfd?affelts DTannheimer 
HauptmerFe befchränFeu unb Fonnte bie ZPerfe Perfchaffelts außerhalb 
lllannheims, mie 3 . B. im Schmeßiitger 5d?Ioßgarten (bas befte bie 
oier 3 ahres 5 eiteu im H^uptfaal bes Babhaufes), in Benrath, in (Dggers? 
heim (HofFirche) nur Fur 3 ftreifen. (Eines ber fdjönften IPerFe bes 
Küuftlers fteht in ber Kird?e 5. Baooit in (Senf, es ift bas (Srabmal 
für ben Bifdjof Pait ber ZToot. ITtamtheim Faun ftch glücflid? fd?ä^en, 
oon ber darauf beftublichen Ktabonna mit bem 3 e f us ^ n ^ e / an 
inid?elangelos lITabouna oon Brügge erinnert, mentgfteus bas ITTobeU 
(mit Fleiiten Bbänberungen) 3 U befttjen. (Es ift auf bem (Th co & or; 2 ütar 
ber hieben unteren pfarrFird?c aufgeftellt, ber gleichfalls oon Per? 
fdjaffelt herrührt. 

(Einen irtittelpunFt feiner (ThätigFeit bilbete bie Ulannheimer 
^eichnuugsaFabcmie, bie ber Kurfürft i7o^ 3 unäd?ft als „Fleine" unb 
1769 als „öffentliche" BFabemie griiubete, wo bie Kunftbeflijfenen eine 
höhere Busbilbuug im Zeichnen nad? bem ITTobeü unb nad? ber Batur 
erhalten folltett. Das BFabcmiegebäube mar bas jeßige Ccfhaus Fb, i, 
meshalb bie am inilitärlajarct oorbeiführenbe Straße beu heute halboer* 
geffeneit nameu BFabemieftraße erhielt. ITTit ber BFabemie mar ein 
SFulptureufaal oerbuubeu, ein Saal, in bem (Sypsabgüjfe berühmter 
ButiFeu aufgeftellt maren, für bie bantalige Seit ein 3 ig in feiner Brt, 
0011 ben bebeuteubfteu nTäunerit befucht uub beftauut. Sd?iüer unb 
Sefftitg (tauben bemunbernb in biefem Saale; Schubert gab eine be? 
geifterte Schilbcruitg. Bin beFannteften ftnb bes jungen (Soethe ent? 
hufiaftifchc IPorte am (Enbe bes XI. Bud^s 0011 IPaljrheit unb Did?tung. 
Der Mannheimer ButiFenfaal mies ihn ttad? 3^* en / * ns ^ er 

ButiFe, auf flafftfchen Boben. 

Diefe Sammlung flaffifcher Porbilber unb bie BFabemie mar 
Perfd?affelts eigenftes IPerf. Bad?barftäbte, mie ^frauffurt nahmen 
fte fleh 3 unt IR u ft er, aber aud? biefes IPerFes burfte er nid?t froh 
merben, benti mie man ihm bei früheren Brbeiten Kommifftonen auf 
ben Vtais fd?irfte, bie 3 U unterfucheu hatten, ob er nicht 3 U teuer ge? 
liefert hatte, ober ob feine Bechuuugeu nid?t gemindert merben FÖiinten, 
fo mar bie BFabemie fortgefeßt bas 0bjeFt bureauFratifd?er (Quengeleien 
uub Jiuau 3 placfeieien. 

Perfd?affelrs Fünjtlerifches (Teftament ift bas Palais Breßenheim, 
bem Sd?loffe gegenüber (jetjt Bheinifd?c HypotheFenbant in A 2 ). Sd?ou 
oorher beftieg er bas Baugerüft, um bas monumentale S eu 9 h aus » 
(erbaut 1777/78 als (Erfaß bes 3 um (Theater umgebauten ehemaligen 
Seug? ober Sdjütthaufes), einen palaftbau großen Stils, nadjgebilbet 
einem bologuefifchen ITtufter, unb bie I^ofFirdje oon 0ggersheim, einen 
höchft iuterejfauten Ban, 3 U errichten, in bejfen 3 nncrn Perfd?affelts 
Flaffi 3 iftifche Heiguug H erDOrra 9 en ^ es gefd?affen hat. Das palais 
Breßenheim (über bie ^amilie Breßenheim unb bie Baugefchid?te ihres 
KTannheimer £)aufes oergl. ITTannh. (Sefchid?tsbl. 3 a h*g. 5. 56, ^5 
unb 151) ift bas (Ergebnis einer Beit?e oon Porftubien. Seine fd?ein? 
bar fo einfache ^a«?abe ift ein KleiftermerF mohlüberlegter, harmonifcher 
(Slieberuttg. Die 3nnenausftattung oermeibet jebe Bnlehnuitg an pigage. 
Bn Stelle bes BoFoFo?(Setänbels ber tiefe (Ernft h*roifd?er Klotioe, 
bie BntiFe mirb lebendig. Das fünbet uns Peftibül uub (Treppenhaus, 
bas Fünbeu bie Statuen oon Penus unb ZTTars, bie ehemals im großen 
^Jeftfaal ftanbeu, bas Fünbet biefer Saal felbft. ITTit menigen ITTotioen 
Fommt bes Küuftlers 0 rnamentiF in biefem (Sebäube aus, immer 
mieber Fehren bie Urnen, bie 5d?uppenreihen, bas HTaltheferFreu 3 mieber; 
biefes feine motioifd?e Durdjmeben bes galten (Sebäubes fprid?t für 
Perfchaffelts tiefen Fünftlerifdjen (Seift. Pier ent 3 Ücfenbe Belief? 
Füllungen über beu (Thüren uub ben Bifchen bes Saales, bie 3 a hres? 
3 eiteu barftellenb, Fenu 3 eichuen bie entfehiebene Bbfehr Perfdjaffelts 
oom BoFoFogefd?macF. (Er h a tte Bouffeaus UTahnruf „Baturl" gan 3 
in ftch aufgeuommen. UTit Bed?t bejeichnet ber Portragenbe bas 
Breßeuhciiuf<he Ifaus als einen Sd?aßbehalter ed?ter Knnft. IPas 
Perfchaffelt uns hiaterlaffen hat, ift ein mertoolles (Erbe, mir müffen 
es ehren unb pflegen, nicht minder gilt bies oom Zeughaus, bas feit 
einigen ITTonaten oom ITTilitär oerlaffen unb in ftäbtifd?en Befiß über? 
gegangen ift. 


Um 5. Bpril 1795 fd^log ber Künfiler feine Bugen, beinahe 
83 3 a t) re alt. (feft unb jicher blicfte er bem (Tob ins Ungefi<ht; 


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„Alejanber unb'<£äfar ftnb geworben", foll er gefagt traben, „idj fürste 
b«n Cob weniger, als biete gelben, beim td? bin ein <£ttrifi." 

<Er iß hier in Alannheiin bcerbigt, aber nicmanb fennt mehr 
feine (Srabßätte. W. 


(Eine Befcf^reibung bet HbeinOnfeln 
oom 3abte (57(. 

^erausgegeben unb mit Aitmerfnngen Derfcheu 
0011 Earl (£l]Viß (giegelhaufen). 

Hac^brucf verboten. 

Dorbemerfuug ber Bebaftiou. 

3» ber ATainzer Stabtbibliotljef (Abt. (27) beßnbet fid^ eine „Be- 
fdjreibung aller Auen im Hljein ron ITTannlteim bis Bingen oon (57 (" 
(ITtanuffript bes ( 8 . 3 a 4 r ^ u,l ^ cr ^ s / 12(5. Jolio). Abfdjrift ftamm 
aus bem 3 a ^ re l 788 / wt * c * ne Sdjlußbemerfuug bes Abfdjrcibers 1 ) 
bart^ut Die nTaii^er Abfdjrift weift eine Heilte oon Reblern auf, bie 
barauf 3 urücfzuführen ßnb, baß ber Abfchreiber bes ( 8 . 3 a hrhuuberts 
bie Dorlage bes ( 6 . nur mit ATühe entziffern fonute unb babei manches 
IBort falfd} las. <Dffenßdjtlid?e 3 rrt ümer biefer Art fmb in uad?= | 
ßehenbem Abbruch berichtigt, IPiüfürlid?f eiten ber Hed?tfd)reibung be* 
feitigt worben. Bie Aufzeichnungen finb bas Bef ultat eines Augenfdjeius, 
ber am ( 0 . April t57( unb ben folgetiben Cagen oon einer furfürftlid? 
pfäl 3 ifcheii Kommifßon genommen mürbe. 2 ) Jür bie topographifd?e 
U)id?tigfeit biefer Aufzeichnungen wirb ber Abbrucf felbft zeugen. Aus 
räumlichen (Srfinben mußten mir oorläuftg leiber barauf oerziebten, 
bas gai^e Alatmffript 3 U rer öffentlichen. Bas Hachfolgenbe umfaßt 
nur bie <Segenb 001 t ATannhetm bis Hhriubürfheim bei iüorms, 
5. 1 —39 bes IHanufTripts, ber meitere 3 ,l t)<üt, 5. ^ 0 — (( 6 , ift nur 
im Aus 3 ug mitgeteilt, wäffrenb ßr beit Schluß 5 (( 7 — (20 mieber 
ber wörtliche Abbrucf gemählt mürbe. 

(Einleitung. 

Pie Sireitigfeiten über öie QoI?eitsrccf?te am Hhein 
beftauöen feit Ulters, iitöem öie oerfchieöeiteu {Territorial» 
Herren bes Ufergelänöcs als folcfy* Uufpruch barauf machten, 
mährenö ihnen öiefelbett nach bem Keichsmeistum König 
Uöolfs oon \ 29 ^ (geörueft in ben Monum. Germ. Leg. II, 
^60 ff.) nicht tooljl, fonbern bem Kcichc, bejto. nur bem 
oon ifjm mit ber Stromhoheit belichenen Hferherrn 3 U* 
ftanbeii. Ein folcher'toar aber ber Pfalzgraf „bei Hhein" 
unb er machte befonbers bas Eigentum auf bie neu im 
Hhein entftanbeneu Uuen geltenö, foiocit folcibe Sanbinfeln 
ßch überhaupt barin aitfeßen, b. I). bis gegen Bingen, too 

l ) „(Gegenwärtige Abfdjrift iß burch Uuterfchriebencn mit ber ron 
K. Aggs. Ard)it> bahier communicirten 0rigiiial Urfunbe callationirt 
unb ihres ganzen 3 n h a lts gleidylautciib befuubeit morben. 

ATainjj b. 3*™ 3 u l* us 1788. 

in fidem: J. Steinberger 
0. Amtsfchr. [0beramtsfchreiber] 

*) Auf biefeu Bheiuaueii*5treit 3 mif<hen Pfalz unb ATainz be 5 
3 ieht ßch auch bie oon (Sothein in feinem Auffag: gur (Gefdpdjte ber 
Hheinfcbiffahrt (IBeßbeutfche geitfehr. 1895 , XIV, 5. 233 ) citierte 
pfälzifdje pro 3 eßfchrift oon (575, melche bem Jascifel Pfalz generalia 
568^ Des Karlsruher Archios: Churpfalz (Seredjtfame auf bem Hhein 
betr. (528—(688, Jol. 80 —(28 beigeheftet iß unb bereu lleberfd^rift 
lautet: „Artikulierte 0berherrlich* unb (Gerechtigkeit ber Auen, IPorth, 
neuen ereugenbeu unb aufgehenben Sänb, (Eisbrüchen unb bcrgleichen, 
fo bie Churfürßl. Pfal 3 zmifeben IPaüufer Jahr unb Kempter 0rt 
in unb am Bhein anßatt bes heil, römifchen Beides iunhat unb be; 
ß(jt, barauf alle unb jebe beigelegte perfonen in perpetuam rei 
memoriam als <5e3eugen ejaminiert unb abaehört merbeu feilen." Sie 
3 erfSUt in (67 (( 69 ) Artifel. Ber genannte Jascifel enthält außer 
einigen pfä^ifchen Bhcin? unb Jifcher;0rbnungen aus bem (6. 3 a ^ r * 
hunbert einen interejfanten „Bericht unb (Erfuubigung auf bie oers 
Zeichneten 3 n i crro 9 a i°rien bes Bheius (Sebrauch, auch berfeiben 0ber= 
herrlich* unb (Serechtigfeiten bei etlichen alten Bheins erfahrenen 
geoßogen", 2 ^. Alai (569 (Jol. 67— 76 ), morin Beßnitionen ber Be* 
griffe: ZPbrth, Cisbruch, ^amen, (Seleitsrecht u. f. m. gegeben merben. 


er öic £au 6 es^ol)eit uici)l 06 er nur ftreefentoeife befag, bejm. 
in Öen EDormfifcijen unö inainjtfcben Staaten. 

Xufioärts oon ITTannljeim, too neben Kurpfalj fpeirtfd)e 
unö babifetje (Scbiete an Öen Xljexn [tiefen, bis sur alten 
(ßrenje öes €lfafes bet Selj (gegenüber Xaftatt), ftanö öte 
oollc Stromt)ol)cit moljl ebenfalls öer Pfalj 3 U, fdjetnt 
aber jur £t\t öes folgenden Xugenfdjetns nietet ftrittig ge* 
mefeu 511 fein. 

d5u öem oom Xeici? oerltefyeiten (Eigentum unö öer 
grdflidhcit (ßeriebtsbarfeit über öas Strombelt gehörte auger 
öer ..insula in llumine nata“ andf öie < 3 ollgered)tigfeit 
unö öas öamit zufantmenbdugenöc <ßeleit- unö Ceinpfaö» 
recht (concluctus in tlumine), ö. fy. Ö!e (Erhebung oon 
©eieitgelö für öie berittene IHanufdjaft 3 um Sci?u^ öer 
Kaufleute auf Öen £auöftra£eu längs öes Xljeins gegen 
Kaubritter unö IDegelagerer, oöer für begleitenöe Sd)u^* 
fct)iffe ((Seleitsfctjiffe), befoitöers 5 m ^eit öer ^ranffurter 
haften* unö tjerbftnteffe, fotoie öie Entrichtung einer 2 tb« 
gäbe oon Öen öurci) Seiureiter aufwärts gejogenen Schiffen 
au öie Kmtsöicuer oon Kurpfal 3 oöer überhaupt an Öen 
£anöesherrn eines jeöen ju pafßcrenöen {Territoriums. Hur 
öas (Seleit auf öer Strecfe jioifchen Sels unö öer ETTünöung 
öer Printm unterhalb EDornts, 5 U beiöen Seiten öes Khcins, 

I beftätigte Kaifcr Karl IV. \358 öem Pfaljgrafen, mährenö 
anöere Strecfen unö fonftige £)oheitsrechte oom Keiche 
mieöer an anöere ilferherreit oerliehen touröen. Kuf öiefe 
IDeife erfchieneu öiefe Hechte fchltefflich als abhängig oon 
öer £anöesl)errfchaft, toährenö fie urfprünglich öaoon felbft* 
ftänöig unö bauptfächlich nur öem Pfaljgrafen unö anöeren 
Kurfürften 3 ugebilligt toaren. (Dgl. Schrööer, Peutfche 
Kechtsgefchichte, 3. Kufl., S. 528 f.) 

Pa öie in einem ^Iu^bett oor unöenflichen 
bereits gebilöeten großen unö fleinen 3 nfeln unftreitig im 
Befi£ öes bisherigen Eigentümers blieben, fo lange öeffen 
Hechte nicht öurch anöere Sitel erlofchen, örehte ßch ber 
Streit megen öer Kheinauen um ^umächfe au ihnen unö 
um neue Knlagen, öte als <^ugehöröe öes Staatseigentums 
öer oerfchieöenen Uferherren betrachtet touröen. lieber 
Kitlänöungen gibt öer römifche 3 urift ©ajus nämlich öie 
Borfchrift: IDas oon £anö ein ^luf nach unö nach unö 
unmerflich au unfer ©runöftücf anfehmemmt, öas fällt in 
uitfer Eigentum, ö. h* in öas öes prioaten Ufernachbars. 
(Inst. II, 1 § 20-24; 1. 7 § 1-6 de A. R. D. Dig. 
41,1: Quod per alluvionem agro nostro Humen adjicit, 
jure gentium nobis acquiritur. Per alluvionem autem 
id videtur adjici, (juod ita j)aulatim adjicitur, utintelligere 
non possimus, quantum quoquo momento temporis 
adjiciatur etc.) Ebenfo fallen gemäß öem gemeinen Hecht 
allmähliche Xnfchioemmungen, toie 3 n f e ^ bie in einem 
ßln ß entftehen (ö. h* öffentlichen, nicht prioaten ©etoäffer) 
unö öas oon einem Strom oerlaffeite alte Bett an öie 
Eigentümer öer augreujenöen ©ruuöftücfe, toie teiltoetfe 
noch je$t nach fcanjöfifch^rheinif^em Hecht, öeffen bejügliche 
Borfchriften .nadj öent Etitführungsgefe^ jum bürgerlichen 
©efeßbuch, Urtifel 65, toeiter gelten. 

Pie Hußuugsrechte öer Prioatbeftßer touröen aber 
öurch bie £anöesherrert oon jeher befchräuft, öa öiefe öie 
floß* unö fehiffbaren ^lüffe unö mas öamit jufammenhängt, 
gleich ben £auöftraßen unö anöeren Berfehcsmitteln, ötc 
oon niemanöem prioatrechtlich befeffen meröen fönueit, für 
öffentliches Eigentum erflärten. 

Schon int allgemeinen 3 n *ereffe mußte ja öte Staats* 
gemalt Xnorönungeit treffen rücfftchtlich öer Xnlage unö 
Unterhaltung oon allerhauö IDafferbauten, too 5 u auch öer 
Schutz öer Schiffahrt unö öes £einpfaös gehörte. Per für 
Öen letzteren erforöcrlictje Kaum längs öes Hhcinoorlanöes 
mußte öaher oom Ufereigentümer freigelaffen toeröen unö 
mar Staatsgut. — Üls Uusfluß öes EDaffer* oöer „See* 
rechts", öas ßch Kurpfalj im Hhein unö Üecfar sueignete, 
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(»gl. ETlannl). ©efch.'Bl. 1900/ S« 23^, Elnni. 9); 9 <dt 
aud) ber ^ang »oh Ebelftfdjen, befonbers 6 er im Früh¬ 
jahr aus 6em ZTCeere auffteigenben, mit fecfem Sprung 
über Stromfd)nellen ljim»cg feßenben Salmen ober, t»ie 
fie bei ihrer Rücffehr im £jerbft nad) bejn „£aid)en" baoon 
benannt »erben, „£ad)fe" (= Caidjfalmen). — Elud) bie 
im Rhein entftanbenen ©olbgrünbe »urben »on Kurpfalj 
für Kegalien erflärt, »ie es ja aud) ber Bergbau auf 
eble unb uneble EHetalle unb alle Elrteu ^offtiieu ober 
ETlineralien feit 1219 geroefen »at, »o Kaifer Fciebrid) II. 
bem Pfaljgrafen £ubt»ig I. bie 8erg»erfe in ben Pfäljer 
Canben »erliefen hatte (»gl. F**h et / Orig- l-'atat. II cap. 17; 
Tolner, hist. Bai. in Cod. diplom. No. 79 p. 67; £ub»ig, 
Germ, princeps I, 732: Mon. Boica 30 a , No. 645, Kod)* 
EDille, Pfaljgräfl. Kegeften Br. 91)- 

3n betreff ber EDalbungeit auf ben innerhalb bcs 
bes pfäljifd)en ober eines anberen ©ebietes liegenden alten 
Rt)einauen, aud) »o biefe ^ubeßörben »on ©emeiitben, »ie 
j. B. ber ITlannljeimer Biebergrunb, ober (Eigentum »on 
Pri»aten »aren, »ie bie bem eblen 2Tlid)el fjaberforn aus 
Rellingen bei Karlftatt in Unterfranfen (immatrifuliert an 
ber Elni»erfität ^eibelberg 1539) gehörige Bifdjofsau, ftanb 
bie unb ber EDilbbamt bem betreffenbeit £anbes» 

berrn ju. Bie »on Kurpfalj occupierten ober neu ent* 
ftanbenen Kljeinauen »urben junächft mit JPeibenbäumen 
angepflanjt unb bann eingeforftet. näheres übet folcbe 
unb anbere EIrten »on Benußung ber Kt)einaucn folgt in 
ben Etnmerfungen. 

Bezüglich ber »egen ber 3 rt 9t > 9 cte( d)t<gfeit auf &«n 
fd)on »orbanbencn ober neu gebilbeten Rßeinauen ent« 
ftanbenen Streitigfeiten ift nod) ju er»ät)neu, baß eigentlid) 
nur bie fog. ß<>h e 3 a 9&» h- Me auf Sd)»arj»ilb, ^irfdje, 
Fafanen, Eluerhüßner bem £anbest)errn »orbel)alten blieb, 
ber aber gewöhnlich feinen ltntcrfd)icb tn jagbbarett Tieren 
anerfennen »ollte unb ^afen, EDilbenten unb fonftige 
EDaffer»ögcl als ju feiner Regalität gehörig betrachtete, 
»äßrenb anberfeits »ieber ber Prioateigentümer ober Buß» 
nieder »enigftens bie nieberc 3anbere Hutungen 
unb fo aud) ben Borteil ber Etnfch»emmung »on £anb 
an eine ihm juftehenbe Elue beanfprud)te. <5ur ©ccupa* 
tion eines folgen <3u»ad)fes rechnete ber Bcfißer aber 

aud) bas (Ergreifen ȟber Tiere mittelft 3 a & unb 

Fifcberei. Beibe ftreitenbe Parteien fonnten fid) babei auf 
bas gemeine Kedft berufen. 3 ) 

(Ein ©bjeft beftänbiger Streitereien 5 »ifd)en ben ein* 
jelnen £anbesberren unb Reid)sftäbten bilbete ferner bas 
©eleitsred)t ju EDaffer unb £anbe, bas »on Kaifer 
unb Heid) »egen für fid) in Elnfprud) genommene unb 

»on benen, bie fid)eres ©eleit »erlangten, erhobene „©eleit* 

gelb". Bie gewöhnlichen ober „orbentlid)en" ©eleitftraßen 
führten närnlid) bei ber ^erriffenheit ber alten Territorien 
feiten burd)»eg burd) bas ©ebiet einer einjelnen ^errfd)aft, 
fonbem aud) burd) frembe, unb ba fie aud) <5ollftraßen 
»aren, »urbe <3oll= »ie ©eleitsredft öfter ausgeübt burd) 
frembe £anbesherren, befonbers aber burd) bie furpfäljifd)en 
Rheinjöller ju 5d)iff unb bie <5ollbeteiter auf bem £aitbe, 
ober aud) burd) befonbere ©eleitfd)iffe nebft ©elcitfned)ten, 
bie in allen <3oll» unb ©elcitftätten unb felbft in Heineren 

*) Dgl. unter anberm Stellen ber Kigeften ^ufiiniaits tute 1. 9 
§ 4—5, VII,1: huic vicinus tractatus est, qui solet in eo quod 
accessit tractari: et placuit alluvionis quoque usum fructum ad 
fructuarium pertinere, sed si insula juxta fundum in flumine nata 
sit, ejus usum fructum ad fructuarium non pertinere Pegasus scribit, 
licet proprietati accedat etc. Aucupiorum quoque et yenationum 
reditum Cassius ait ad fructuarium pertinere. 1. 1 § 6 de fluminibus 
(ne quid in flumine publico ripave ejus aliquid fiat, quo pejus navi- 
getur), 43,12: si insula in publico flumine fuerit nata inque ea 
aliquid fiat, non yidetur in publico fieri. lila enim insula aut 
occupantis est, si limitati agri fuerunt, aut ejus, cuius ripam contingit, 
aut, si in medio alveo nata est, eorum est, qui prope utrasque ripas 
possident. Dies gilt für prumte wie öffentliche jlüjfe. 


Flecfen fallen unb ben £anbfd)teibem ober ©beramtmännern, 
Kellern (Unter« ober Rentamtmännern), Schultheißen unb 
anberen ©erid)tsperfonen unterftauben. Bon biefen ©rts» 
behörben mußte fpäterljin jeber nid)t guabenhalber frei* 
geleitete, tarfreie Rcifenbe bas fd)riftlid)e ober ,,Tafd)en» 
geleit" hole«/ h. h- fid) einen Paffierfchein ausftellen laffen, 
aud) nad)bent bie ©egenleiftuug, bas ju feinem Sd)uß unb 
auf feine Koften jugeorbnete „Icbenbige ©eleit", bie »irf* 
liehe Begleitung burd) ©eleitboten, bei »ermehrter Sichet» 
heit ber £aub unb EDafferftraßen in Elbgang gefommen 
»ar. Bas ©eleitgelb auf ben pfäljer Strafen betrug an« 
fangs für jebe ETCeile IBegs einen Silber* ober EDeißpfennig, 
b. b. Eilbus, beren 2\, bann 26 auf einen rheinifd)en 
©olbgulbeit (5 —7 jeßige RTarf) gingen, ober aud) einen 
Schilling — 12 Stücf Kurantpfennige, »o»on bie ©eleit* 
männer bie fjälfte für ftd) einjießen burften, ober ber 
©eleitete mußte fid) mit ihnen befonbers Dergleichen. Bei 
Betbrängung bes ©olbgulbens burd) ben Silbergulben, fog. 
©ulbenthaler ober Thalergulben, im 16. 3‘*h c ^ un ^ cr h her 
anfangs benfelben EDert mit jenem h<Jhc (fpäter »iel 
»eiliger) unb in 15 Bähen ^ 30 Eilbus jerftcl, fam ber 
„©cleitsbafeen" 2 Eilbus — ^ (alte) Kreujer für bie 
gleiche EDegftrecfc auf, eine Caje, bie fpäter »erboppelt 
»urbe unb »oju bann aud) noch Kanjlei* ober Schreib» 
gebühren fanten. (Bgl. unten Sp. 3$.) 


Beben biefem allgemeinen ©eleitgelb »urbe aber »iel« 
fad) auch nod) ein befonberes, h«uptfäd)lid) »on ben mit 
großen EDarentransporten ju £anb ober EBaffer auf bie 
beiben ^ranffurter EHeffen burd) furpfäljer ©ebiet jiehenben 
^remben, b. h« ^eilbronner unb EDormfer ^anbelsjuben, 
erhoben, inbem bie 3 l 'hen feit 1391 burd) Rupred)t II. 
aus ber pfalj felbft größtenteils »ertricben »orben »aren 
unb erft unter Karl £ub»ig feit 1650 »ieberfamen. Bas 
3ubengeleit in ©eftalt eines £eibjolIes, einer Perfonalfteuer 
ber 3uben, ber fogenannten-Kammerlned)te bes Reichs, int 
Betrag »on einem „gülbenen ©pfer«Pfenning", b. h- einem 
rheinifd)en ©olbgulben, fiel eigentlich bem Kaifer ju unb 
bähet aud) Rupred)t III. »on ber Pfalj als beutfdjem 
König. Bie fpätcreit Pfaljgrafen hnnbhabten aber auch 
biefes »ie anbere Regalien »on bes Reichs »egen unb 
forberten jenen Betrag »on ben „oergeleiteten" 3 u h<« für 
einjelne größere Routen burd) ihr £anb unb benachbarte, 
bem pfäljer ©eleitred)t unterftehenbe „£)errlid)feiten". 
Bafür »urben aber feit 1590 fogenannte ©eleitsfonjefftonen 
ober ^reigelber, paufchalfumnten, eingeführt, »e(d)e bie 
„gemeine", b. h« gefammte beutfdje 3 u henfd?aft für bie 
ihr »om Kurfürften je»eils auf 1—3 3 fl h re erteilte unb 
bann »ieber erneuerte ^reih«it ber einjelnen Perfon »om 
©eleitgelb in Kurpfalj, ber furfürftlid)en Ijoffammer ent» 
richtete. Biefe ©ebühr, bie anfangs jährlich 1200 Silber* 
gulben betrug, »urbe »on ber EDormfer 3“henfd)aft, bem 
religiöfen ITEittelpunft ber beutfehen 3 u he«/ in Pacht ge* 
nommen unb auf bie reifenben 3uben ausgefchlagen, »ie 
£ö»enftein in feiner ©efchid)te ber 3 u h«n in Kurpfalj bes 
»eiteren ausführt. 


EDie bie öffentlichen £anb», ^eer» unb EDafferftraßen, 
im ©egenfaß ju ben ©emeinbe* unb ^«Ih»egen unb nicht 
fd)iffbaren ©e»äffern, im ©bereigentum bes Königs ftanben, 
fo bliehen bei ber Elusgeftaltung ber einjelnen Territorien 
bie burd) biefe jiehenben Königsftraßen unb bie bamit ju* 
fammenhängenbe Strom* unb Straßengerid)tsbarfeit, fo»ie 
bie baraus fließenben Einnahmen, befonbers bas ©eleits* 
recht bem Reiche »orbehalten, unabhängig ba»on, unter 
»eld)er Canbeshoheit ober in »effen Pri»atbeftß bas ©e* 
länbe auf ben Seiten ber Straße ober bas ^lußufer ftanb. 
Burd) föniglid)e Berleihung ober aud) burch £)erfommen, 
»aren aber bie Bobenregalien biefer EIrt feit bem 13. 3 a ^ r ’ 
hunbert meiftens ju £)oheitsred)ten einjelner Canbesfürften 
geworben unb »ie bie f)erjöge (»örtlid): Heerführer, duces) 

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33 


34 


pon jeher, gleich Öen Htarf- unb £anbgrafen bas Ked)t ju 
geleiten (jus conductus, ducatus) ausübten (pergl. Sd)röbet, 
Hed)tsgefd)id)te, 3. Auflage, S. 52$), fo traten bies nun 
bie lDittelsbad)ifd)en „Pfalzgrafen bei Hheiu unb bjerjöge 
in Bayern* fraft ihres Smtes unb im Hamen bes Königs. 
Ben unter mirflid)em ©eleit mit ©eleitmännern ober fpäter 
nur mit ber fd)riftlid)en Befdjeinigung reifenben Einheimifd)en 
mit Suslänbifd)en, baß fte unter bem Schuß bes Susftellers 
bes ©eleitsbriefcs, bejto. ber ju ©eleitsbefjörben beftimmten 
Beworben ftanben, mürbe auf ben fremdes ©ebiet burd)* 
ziehenbe Strafen, b. h- auf foldjen, mo bem in ber Segel 
Heineren £anbesl?errn bas Ked)t ju geleiten beftcitten mürbe, 
ein höheres ©elettgelb angefeßt, als ber gewöhnliche fog. 
©eleitfd)illing. Die ©eleitzeidjen, ©eleitbefdjreibungen ober 
»Derfd)reibungen für Perfonen mürben gefdjlagen roie bie 
^oüjeidjen ober Formulare für IDaren mit eutfpred)enbem 
freien Saum jum (Eintrag pon Hamen, ©epäcf, Seifejiel, 
<5mecf unb Dauer unb mußten überall auf Bedangen ben 
betreffenben Beamten porgejeigt merben. Bei aus befonberen 
Kniäffen gemährter ©eleitsfreißeit ober ermäßigter Caye 
gab es aud) befonbere ^reijeic^en, moju aud) ber 3uden* 
ftampf ober «Stempel gehörte. Süßer ben angegebenen 
Dermerfen mußten ftd) bie 3uben aber aud) überall im 
Seid} burd) (Tragen ber faiferlidjen ^arbe, bejm. pon „gelben" 
Htnglein am Kocf, als feine Kammerfned)te fenntlid) machen, 
moju aud) ein befonberet fpißer unb gelber fjut fam, aud) 
3ubenfappe ober «Kopf genannt, eine (Trad)t, bie erft 1691 
unb nur ben ZTTannfyeimer 3 u ben «Haffen mürbe (pergl. 
£ömenftein S. 176). 

IDie ber (ßeleitjoll ober Ceibjoll (3ubenjoII) b. 1}. bie 
Sbgabe auf Perfonen, fo mürbe aud) bie auf f)anbels= 
fadjen für bie Benußung ber £anb* mie IDafferftraßen 
erhoben unb begriff aud) IDeggelb, Pflaftergelb. Die Er* 
ßebung bes £anbjoiles fanb nid)t nur an ben ©renzen eines 
©ebietes ftatt, fonbern aud) als Binnenzoll an ben be« 
beutenberen ©rten eines jeben Smtes, burd) welche gemeine 
£anb* ober Ejodjftraßen zogen, bie gewöhnlich aud) Poft* 
ftraßen maren. 3« Haupt* mie Hebenftationen ftanben be* 
fonbere £anbzoIlftätten, für alle paffirenbe IDaren, alfo für 
Ein*, Sus» unb Durchfuhr, mie Suful)t auf HTärfte (zu 
unterfd)eiben pon bem eigentlichen IHarftzolI, ber pon allen 
^eilßaltern auf ben Hlärften felbft zu entrichten mar). Sud) 
maren an fold)en S°H 5 unb ©eleitftraßen, befonbers an 
ben ©renzen ber einzelnen §olI* unb ©eleitsbezirfe, Hoheits¬ 
zeichen bes 3oll’ unb ©eleitsherrn, bezm. ber einzelnen 
£anbesl)errn aufgerid)tet, fog. ©eleitfäuleu, <5oIlftöcfe (ein 
Harne, ben aber aud) gewöhnliche H«*iigenbilbftöcfe führten, 
meil an ihnen Büchfen hingen, z u freiwilligem ^oll milber 
©aben) ober Ca fein mit bem £anbesmappen. Diefes, fomie 
Soll* unb ©eleitsbüd)fen führten aud) bie ben redjnungs* 
füi)renbeu „Sollbebieuten" (SoIlfdjreibec unb fontrolierenbe 
Sollgegenfdjreiber) unterteilten Sollbereuter, bie gemöhnlid) 
Zugleid) ©eleitsreuter maren unb bie £anbftraßen zu „be* 
reuten" hatte«/ fomie bie zu ^uß unb bie ^liiffe zu Sd)iff 
beaufftd)tigenben „Befeher, Hadjgänger ober Hadjgeher". 
Sie forbetten ben S°H ober bas ©eleitsgelb pon folchen 
Kaufleuten ober Seifenben, bie feinen Schein ober Settel zum 
Beleg gefd)el)euer Derzoüung ober „eingeholten ©eleits" 
oorzeigen fonnten, mofetn fte nicht £egitimationszeid)eu bei 
ftch führten, baß ihre (Transporte porn S°He befreit feien 
ober baß fie unter freiem ©eleit reiften. 

Die Fuhrleute mußten besljalb bie alt hergebrachten, 
roenn aud) meiteren ^ollftraßen, einfd)lagen, mährenb fürzcre 
Hebenfhcaßen ohne orbent liehe ^oilftätten perboten maren. 
Um jebod) alle Betrügereien zu permeiben unb aud) foldje 
Zollbare IDaaren zu treffen, beten ^radjtabgabe am ge* 
hörigen ©rt unterlaffen morben mar, durften bie S°U* 
herren, bezm. einzelnen Seid)sftänbe, denen bas ^ollcecht 
pom Kaifer perliehen morben mar, an fo!d)en permehrten, 


mit Sd)lagbäunten petfehenen Hebenmegen, Engpäffen unb 
pornehmlich an ©renzen fog. IDehrzölle errichten. Da biefe 
beshalb öfters ben ©harafter pon ©tenzzöllen hatten, fo 
bezog man ihren Hamen aud) auf bie an ©renzen etrid)' 
teten £anbmehren ober bad)te an Sbgaben für IDehrbauten, 
allein ber z- B. bei ber Burg Dilsberg, b. h- beim bortigen 
Heuhof beftanbene IDehrzoU lag mitten in Kurpfalz an 
einer Hebenftraße burd) ben deinen ©benmalb, mährenb 
bie gemöhulid)en £anbzollftätten an ber £anb* unb Poft* 
ftraße pon Heidelberg nad) Htosbad), zu Hecfargemünb 
(wo aud) ein HecfarzoII beftanb) unb z u IDalbmimmers* 
bad) lagen, petfd)ieben pon IDeht* ober Hebenzöllen. 

Dagegen fönnte bas bifd)öflid) mormftfd)e „IDehrzoU* 
haus", gegenüber IDorms, an ber pom IDorntfer 5 a h r 
nad) ber Bergftraße zießenben £anbftraße unb ber ftd) hier 
bamit ftcuzenben bes rechten Sheinufers gelegen, mo mal)r» 
fd)einlid) nid)t nur £aubzoll, fonbern beim bortigen alten 
Sheinarm aud) IDafferzoll erhoben mürbe, benannt fein 
pon ber fd)ußzöllnerifd)en ©renzmeht gegen bas furmain* 
Zifdje, feit ^riebrid) bem Siegreidjen bis zunt bretßig* 
jährigen Krieg aber an Kurpfalz perpfänbete ©beramt 
Starfenburg, mit ben Smtspogteien ober Kellereien Heppen* 
heim unb Bettsheim an ber Bergftraße unb ber Sd)affnerei 
£orfd). S u biefer gehörte Bürftabt unb bie fagenberühmte 
Sheinau Hofengarten, jeßt perlanbet unb mit bem IDormfer 
Bürgcrfelb, gegenüber ber Seicßsftabt zufammenl)ängenb, 
mo auch Pfalz «in IDehrzollßaus hatte. 

Die Derzolluug beftanb anfangs in einem (Teil ber 
IDaren, fpäter erft in ©elb- Die Säße für bie CranfitzöUe 
ZU £anb unb IDaffer maren gemöl)nlid) nad) Stücf ober 
©emid)t augefeßt, bei Qualitätswaren unb IDein nad) Pro* 
Zenten pom IDert (ad valorem), inbem pon jebent Pfunb 
Hellet ober bem bamit öfters gleidjgefeßten ©olbgulben 
1 Schilling — 12 Heller — V20 pfunb b. I). 5°/o, ober aud) 
1 IDeißpfcnnig (Slbus) == V 24 ©olbgulben entrichtet merben 
mußte. Dies mar ber fog. pfunb* ober ©ulbenzoU, worin 
Pfunb ic. bas Kapital unb nid)t ben <3ins, bezm. <5oU be¬ 
deutet. Damit ftimmt nun ber „©eleitgulben" überein, ber 
eine perfönlid)e Sbgabe pon einem Schilling (Curnos) ober 
IDeißpfennig für jebe ZTleile IDegs ober einen ©olbgulben für 
eine Houte pon etma 20 llleilen bebeutet (pgl. meine Sus* 
füßrungen im Heuen Srd)ip für ©efd)id)te non Heidelberg II 
S. 193 Snm. u. III S. 20^). 

Dutd)reifende Suslänber, befonbers 3 u d«n hatten 
übrigens gemöhnlid) ein höheres ©eleitgelb zu zahlen als 
Einh«imifd)e, bas juleßt nur uod) ein Srt ZTIeßgelb mar 
für bie ^rad)t auf £anb* unb IDafferftraßen zu Seiten ber 
beiben ^ranffurter HTeffen. IDähreub nämlich urfprünglid) 
bie Kaufherrn felbft führet ihrer (Transporte bezm. Schiffe 
maren, übergaben fie ihr Hanbelsgut bann ben HTeßführern 
unb ^rad)tfd)iffern, bie zugleid) „©eleitsführer" maren info* 
fern fte Soll* unb ©eleitsfoftcu z« tragen hatten. 

IDenn aud) Sallgered)tigfeit unb ©eleitsred)t pon Kaifer 
unb Heid) an bie einzelnen Ufer* unb £anbesl)errn über* 
gegangen maren, fo zeigte fid) ber alte Charafter ber Ey« 
territorialität ber £anb* unb IDafferftraßen in ben Streitig* 
feiten, bie jene hierüber, mie megen ber übrigen pon Kur* 
Pfalz allein beanfprud)ten Hoheitsrechte über ben Hl)ein mit 
Kurpfalz führten unb bie bann burd) bie im ^oldenben 
mitgeteilte Befd)reibung bes Hheins pon HTannhetm ab» 
märts bis zum Kemptener Berg zum Sustrag gebracht 
merben follten. 

2. (Ee|t ber Rheinouen*Befd)reib»ng oott f57f. 

^olgt ber Sugenfchein ber IDörth, Sänb unb Such, 
aud) ber ©olb*, Salmen* unb Dogelgrünb [in ber Dorlage 
^olgengrunbt perfd)rieben ftatt: Dogelgrünb) famt ben 
Eisbrüd)en, fo in unb am Ht)em pon Zttannheim aus bis 

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36 


fytnab an öas ttembter (Drl 1 ) befunden toocöeu, fo Öen 
jeljnten XTConats Aprilis öes abgelaufenen einunöftebenjtgften 
3 atjrs auf gnäöigft empfangenen Befefyl öurd} £)ausljof* 
meiftecn 2 ), 3 <* 9 «Emeifterii 3 ), Cicenciat 4 ) fcjecöern, ©eorgen 
Brecfytell, bjans Sctjetöt, ^focftmeiftecn, Qans f}ecfntanns 8 ) 
^ocftfnectjts, beiöe 5 U Sanötjaufen, teonljarö Breitels, tjof« 
beretters 6 ) unb 5U^«r»netftecs, aucfy anbern Beamten unb 
Untertanen non ITlannbeim aus fäcgenommen unö bte 
folgenöe tTag befuuöen unö poltenbet als fyernacf} ju 
ftnben ift. 

Bet- erft lüöittj uon HTanntjetm aus ift ein fleins 
IDöit^Ieiu am Hfyeinfaljr gelegen 7 ) unö ber furf. Pfalj 
juftänbig. 

Der anber IDSttlj, genannt öer Zlieöergrunö 8 ), flehet 
öer ©entern ju Ulannfyeim ju, gelegen unterhalb öer Brücfen 9 ) 
jmifdjen öem fleinen unö HTittelrfyetn gegen BTannfyeim ju 
gelegen, ift ein alter tDörtfy, unö fic öie ©entetnbe Öen* 
felben übet ZTlenj'ctjengeöeufen inugefyabt, auct? nod); itjr 
©eredftigfeit ift öer Züeiögang, (£idjelred>t 10 ) unö Beljolj* 


1) Der Ort Kempten oberhalb Bingen, ober aber bie (Srenje 

jmifdjen beiben (Ort 5pi(je, <Enbe). Dgl. unten Knm. *71, 185 f., 

189 unb 200. „Das Ort" bebeutet and? Dorgebirg unb bamit ift ber 
Dorfprung bes Hodjusberges bei Kempten gemeint, welker pla(j 
bafyer felbft mittellateimfch Caput montis ober montium t^eigt, fo in 
ben (fulber fränfifd^en Kanälen jum 3 a ^ re 858. Dies, be3w. bie 
romanifdje (form capo monte mürbe im Deutfdjen 3U Cammunti etc. 
unb 3U Kempten affimiliert. Solche romanifd?e Ortsnamen finb 
(Eltoille ober cElfelb im Hheingau =-- Alta villa unb Kitripp Alta 
ripa bei Speier. Kcltifd? ift Kempten im Ullgäu — Cambodunum. 

2) Der für,iirfHid^e Qansljofmeifter mar eine hohe Ejofcharge, bie 
nur (Ebelleute befleibeten. Kn ihn, be3w. bie hohe Kammer, ntugten 
bie nutjungen ber Kuen, (Sriinbe unb (ßewäffer an EJ0I3, (Solbfanb, 
ififd?3infen 1 c. abgeliefert werben. Dgl. mein „Dorf IHannheim" 5. 60 
unb mannt). <ßefch.;BI. 1901 Hr. 5. 88. 

8) Der furf. (Ober;) Jägermeifter mar *571 (freiherr Kuno 
(Edenbredft oon Cürfheim (IDibber, Kurpfal3 I, 58). Unterbeamte 
oon ilpn maren ber gleich folgeitbe ^forjt 111 elfter unb (forßfnedjt 3U 
Sanbhaufen, beibe bürgerlichen Stanbes. Der Sujug biefer (förfter 
3ur 3nfpeftiou ber Kueu erfolgte megen ber barauf befinblidjen (gehöre. 

4) Licentiat, afabemifcher (Eitel, ben gewöhnlich 3uriften führten, 
unb ein foldjer mugte 3ur ^feftftellung ber (Eigentumsrechte an ben 
Hheinauen Kugenfchein nehmen. (Er tyeg Ejerber. 

5) Die bisher im Kccufatio aufge3ählten Hamen unb (Eitel fallen 
hier aus ber Konftruftion, ba fle von nun an im cßenitio flehen. 

6) fjofbereiter, fonft goübereiter, auch Befeljer genannt, eine 
Krt 3nfpeftor, mie es (forjts, IDege; unb Kirchenbereiter gab, bie 3U 
Pferb bie ber EJerrfcbaft ober ber Kird?e 3iiftehenben Perwaltungen 
3U reoibieren hatten. Der Betreffenbe jtanb unter bem gollfdjreiber 
3U (Eichelsheim unb mar 3ugleich (fifchmeifter, b. h- beaufp^tigenber 
Beamter über bie (fifdtfudjt unb Kbholer ber t^errfd^aftUd^en (fifdjs 
3infen. Dgl. „Dorf IHannheim" S. *7 unb 62 unb bie IHannh. (ßefd}.; 
Bl. 1900 5. (?9 f. 

7) Dor ber fpäteren Hheinfchai^e (£ubmigshafen) an ber Hhein- 
f&h^e lag nod? im (7. 3 a ^l r *l un ^ trt e * n fleines IDbrth. 

8) Der Hiebergrunb im Beftg ber Oemeinbe IHannheim^ ihr 

aber mahrfcheinlich oon ber ^errfchaft unter Dorbehalt bes €igeu; 
tumsrechts oerliehen, mar bie bem ^eftlanb 3unä<hfl gelegene unb oon 
biefem burch ben „fleinen Bhein", ben heutigen Derbinbungsfanal, ge; 
trennte 3 n f e 4 &* e lieber burch ben „UTittelrhein", etma ben neuen EJafen- 
fanal, oon ber ängerften 3 n f e */ ^r Obermühlau gefcbieben mürbe. 
Kuf legterer ftonb ein l^errfdjaftltd^er £)of unb fpäter bas Klühlan; 
fchldgchen. Dagegen liegt bie untere KTühlau auf bem redeten 
Uecfarufer, ndrblidj ber HecfargSrten unb mar ehemals gleichfalls eine 
3 n fel 3mifchen bem „rechten Hhein", jetjigem jfloghafen, unb bem 
(Sutenmannsgraben, einem alten beim IDalbhof münbeuben Hecfararm. 
Dgl. mein „Dorf IHannheim" 5. 12, 22, 25, mährenb ein Stabtplan 
oon 1758 irrtümlich ben Hiebergrunb als eine ber beiben IHühlau* 
infein be3eichnet, morauf auch HTannh, (Sefch.;Bl. 1900 

5. 120 Knm. 2 gegebenen Ortsbeflimmungen beruhen. 

9) hiernach beftanb fchon im \ 6 . 3ah^ u ^ert eine Schiffbrücfe 
über ben Hhein an ber Stelle, wo (669 eine fliegenbe Brüde errichtet 
mürbe, b. h- beim fog. (Europäifchen E}of, etmas unterhalb ber heutigen 
Dampffd?iffführe. Ku<h eine Hecfarbrücfe beftanb bamals fchon (IHannh. 
(Sefch.sBl. 1900 S. 121 K. ^). 

10) Das Hecht, Schweine 3ur (Eichel* unb Buchelmaft auf ben 
IDaibegrunb 3U treiben, ber alfo mie bie beiben IHühlauen mit €ichen« 
unb Buchenbäumen beftanben mar. 


utig, alle anöere ©eredjtigfefteu fielen btt furf. Pfalj 3 U. 
7ln beiden Staben fteljen ber Pfalj Untert^anen jum £jof 
^emsfjetm, UTanntjeint, unb ©ppnu 11 ). 

Der britt IDörtl), genannt bie ©ber-ZTlüfylau, fielet 
ber furf. Pfalj mit aller (Dbrigfeit burcfyaus ju, mit Qoljen, 
3 agen unb aitberm, unb liegt biefer IDörtl) jtDtfcbcu bem 
obbemelbten IHittel* unb rechten Hinein, ber am tjirfcfybüfyel 1 -) 
unb ^of ^embsljeim ^erabpeugt. 

Der niert, fo ein fleins IDörtfylein, ber DTeifen* 
mörttj 13 ) genant, jtmfdjeu bem Hecfar unb fleinen Xfyeiu 
gelegen, unten am ppügersgrunb 14 ), auf bie Unter*DTütjlau 
fto^enb, ift ein alter EDörtfy, fteljet ber ©emein ju ZRann- 
tjeim, mie ber anber IDört^, genannt ber Hiebergrunb ju, 
bodj bergeftalt, bag Pfalj alle ©brigfeiten barinnen unb 
barauf E?abe. 

Die fünft ilu, genannt bie Unter«inüt)lau, fielet 
Pfalj mit aller ©brigfeit ju, mie bie ©ber*DTütjIau unb 
ftögt oben au gemelten PPügersgruub [tjier: pygersgrunbt 
gefdjrieben] unb itleifemlDörth, jmifdjen bem rechten Xfyein, 
Kefferntljaler unb Sanb^ofer (ßemarfen, mie es bann aucf) 
auf ber Kefferntfyaler unb Sanb^ofer Seiten belegt ift 15 ), 
biemeil jego ber alt Hecfar 16 ) ailba etmann burdjpiegenb 
abgaugen, unb jegt fein IDaffer meljr allba ift. Heber 
ben rechten X^ein, auf ber anbern Seiten ©ppau* unb 
^ciefen^eimer ©emarfen ober t)irfd)büf)el, bann bie obbe* 
melten ©emarfen ^irfd)büljel ein Ding ift, flögt unten 
biefer IDörtl) an Sanbf^offer unb Xeffert^aler XDaib unb 
IDiefen, auci) an ben alten Xlucum ober Scfjlaud) 17 ) bes 
alten Hecfars, ba er in Xfjein gelaufen. 

Der erft Salmengrunb oon IHannheim aus ben 
Xt)ein fyinab ift auf bem ©leig 18 ) [oerfctjrieben: gleid)l] 
am Hiebergrunb, fielet furfürftl- Pfalj ju. nod) ein 

Salmengrunb natje barbef, -auf Mt X4)embecfen ü, ) jie^enb, 
ift aud) ber Pfalj juftänbig. 3*«™ britt Salmengrunb 
ift oon ber Xefferttjaler £räuf 20 ) an bis an bas Kalt* 


11) b. h- &* e an beiben Ufern bes „rechten 7 , h°^ n / wollen ober 
freien Hheins mohnenben pfä^ifdhen Unterthanen gehdren einerfeits 3ar 
<5emeinbe IHannheim, anberfeits 3U E)emshof (£ubmigshafen), ^riefen; 
heim ober 0ppau. 

12) Das furfürftliche 3 a 9&fchlog ^irfchbühl lag heim E^emshof, 
gegenüber IHannheim (EDibber II, 368). 

18) Had? ber Befd)reibung unb älteren piänen in ber <5egenb 
bes 3 im 9bufches. 

14) pgügersgrunb, weiter unten ^lygersgrunb gefchrieben, (Eeil 
ber Hedargärten, oergl. „Dorf IHannhetm", S. (<*. 

15) Durch Qäge abgegrenst. 

18) Der HnmerFung 8 erwähnte <5utemannsgraben, oergl. aud) 
IHannh. <5efch.;Bl. (900 5. *20, Knm. 9. ’IDeil bas IDaffer biefes 
udrblichpen Hedararms nicht mehr gog, grenjte bie Untermiihlau uit; 
mittelbar an bie (Semarfung oon Käferthal unb Sanbhofen, bejw. an 
bie bortigen IDaiben unb IDiefen, währenb über bem „rechten“ b. h* 
offenen, wollen Hhein (jeftigen floghafen), auf bejfen wejtlicher Seite 
bie (Semarfungen oon 0ppau unb ^riefenheim mit Efirfchbühl lagen, 
welch’ legtere beiben ein unb biefelbe (Semeinbe bilbeten. 

17) Alucum. oerfchrieben für Iatein. affluxum ober slucum. 
Der Kusbrud Schlauch, nihb. slüch, für einen oerfumpften ^lugarm 
ober Kb3ugsgraben, Pommt auch bei Hedarau oor (oergl. „Dorf IHann* 
heim", S. 50). Kehulich Kehle am 0berrhein (S. 60). 

18) Der (5!eiggrunb lag oor bem oberen (Eingang in ben fleinen 
Hhein, jetzigen Derbinbunasfanal, entweber 00m IDort (Beleife ober 
oon gleigen, alt glizen „glitjen" abjuleiten, oergl. „Dorf IHannheim" 
5. 26—28. Kud) unterhalb Qeibelberg, im Hedar, liegt ein (Sleifenwdrt. 

19) Die Hheinhede lag auf bem linfen Hheinufer, ift aber jefot 
3nfel in (folge bes neuen Hheitiburchftiches. 0berhalb baoon, bei ber 
0bermühlau unb bei ber Hedarmünbung lag aber nad) ben 3<*dbaften 
oon (5^9, (fol. 36b unb anberen Schriften (fo auch «Eopialbudj Ho. 603, 
(fol. 97) nod) ein weiterer, im 0bigen nicht befonbers erwähnter 
Salmengrunb, bie fog. Stufe, b. h. eine ftufenfdrmige Dorrid)tung ober 
„Cachsleiter" 3um Salmenfang. Dergl. Knmerf. (25 unb mein „Dorf 
HTannheim", 5. 2^. Dabei lag auch bas Krähenwärt. S. Knm. 36. 

20) Diehtränfe am Hhein beim IDalbhof 

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2 Jtfet»IDörtI) £)aupt 21 ), beiöec £änöe 82 ) bes Steins, Peter 
Burger, Bäcfet ju IDorms, ift ber Beftänber. Der piert 
Salmengrunb, genannt ber falt 2t rg, tjebt ftcb oben an 
am felbigen falten 2lrg«IDöttl) £jaupt bis auf ben Sanb» 
Ijofer'IDörtlj, genannt Holgag, ift ber Beftänber Bern* 
ijarb XDiltjelm ss ) unb Deltin ©erid}, beibe Bürger ju 
IDorms. Ber fünft Salmengrunb fyebt unten am falt 
2trfer Salmengrunb, am Krebfer ©rt genannt, an unb 
jeudjt fytttab bis an bes Hobts fjacf neben bem JDörtfy 
Holljag genannt, beiber ©rten 24 ) Kleins, fo benen pon 
Sanbbofen juftänbig; Beftänber ift obbemelter Peter Burger, 
Bäcter ju EDotmbs, unb enbet fid? unten im Kobtsljacf 
gegen bem lDörtl)letn über an Peters *2lu 25 ). 

Ber fecffft Salmengrunb ift bei ber BTelfyecfen 26 ), liegt 
bort jenfeit Hljeins an ber ZTXelfyecfen, bi« nm Starrer 
Brett 27 ), unb gebet bis aufs Scharret fjaupt, obmenbig ber 
Xofbcimer Rynben 28 ). Beftänber ift IDenbel ©untrer, 
jäbriger [2tbfd)rift: * jetziger"] 5ifd)ermeifter S9 ). 

Ber fedjjt IDörtl) Kalt»ars genannt, ift ein alter' 
barju nod) tpadjfenbet 80 ), oben gegen ITCannbeim unb unten 
gegen bem ©ppauer 5 a ^ r 'BZ5rtb/ ftögt bi« jenfeit Rheins 
gegen Sanbbofer ZTtarf, ftebt Pfalj mit 23cl)oljung, IDeib= 
gang, 3agen, fjagen, ©isbrud) unb aller ©brigfeit ju, 
boeb t)ab«n ©ppau unb 5ri«f«nfj«tm, ber Pfalj Unter» 
tbauen uf ber anber Seiten Hbeins, bic mit ihrer <S>e= 
marfung auf biefen IDörtb flogen, ihren iDeibftrtd), aus 
©naben unb ihr ZDoblboIten barauf 31 ). IDie auch ju 
beiber Seiten bes Hbeins Ceinpfäbe unb bas ©eleit 82 ) 
pfalj juftänbig .'ift. €s ift auch biefer IDörtb fo grog, 
bag mit ber <5«ii ein 2lu»t)aus gebauet roerben mag. 

Bet fiebent IDörtb Holhag 33 ) genannt, ift ein alter 
unb jiemlicber grofjer IDörtb, ftebt benen pon Sanbbofen 
mit ber IDeibe unb Beboljung ju. 2tUes anbers, als 3 a 9«'<f 
fragen, b°b« ©brigfeit unb ©isbrud) flehet ber Pfalj ju, 
bort jenfeit Hbeins an bie ©bigbeimer ©emarfen, fo benen 
pon ©berftein 84 ) juftenbig, ftöjjt an bemelten Dorfs unb 
©ppauer ©emarfen. 


21) Das ffaup), &* r Kopf, oberer Knfang eines IDörtes ober audj 
einer 5tromfd?ne(le, beren unteres <Enbe I7als beißt, oergl. „Dorf 
Mannheim", 5. 30, ehenba S. 27 auch über ben falten Krft ober Krfdj 
(in Knm. U) citirtem £opia(bu<h ju Karlsruhe „Kai Krß" gefdjrieben), 
jeßt ju Kalter fjorft entfteüt unb oberhalb, fdjräg gegenüben Sanb: 
hofen. Dgl. ben Krfhferbenfiein im tlecfar bei Schlierbach. 

22) Kuf beiben KnlSnben ober Canbfeiten bes Hheins jiehen 
f*<h hi* Salmengrflnbe hi"/ beren Beftänber (Pächter) ber genannte 
tDormfer mar. 

28) Don biefem Beftänber febeint ber Kolbas in ber ,foige 
IDilhelmsmärt genannt morben 311 fein, mie ber oben baran liegenbe 
Karl £ubmigsmärt nach bem gleichnamigen Kurfürften. So tjeißcti fte 
bei tDibber I, 3^. Krebfer ©rt — Hheinfpiße mit Krebsfang. 

24) 2luf beiben Khemufern, oergl. Knm. 22. 

26) tDohl bas ©räfen (©rafen) :lD3rt, ober auch ber fog. Bai» 
lauf, gegenüber ber als ehemaliger Be ft (3 bes tDormfer Domftiftes 311 
St. peter unb paul benannten peters:21u. Der Hamen SalJauf rührt 
mohl h*r 00m alten perfotiennamen Balbulf, ber in ber .form BaUuf, 
Salianf noch befannt ift. Hobts fjaef — l)aq am Bob. 

26) Heber bie OTelhecfe bei ber peters:Hu oergl. „Dorf Mann: 
heim", S. (3, mo jum 3 a h rc 1208 Meinte ftatt Meline 3U iefen ift, 
00m mittelhodjh. melm „Sanb". Dgl. MalmS in Schmeben. 

27) b. h- biesfeits,‘rechts beim Scharr: obec Schaarhof. Brett 
für Breet = Breitung? 

28) b. h- Hojljeimer Kinne, vulgo bas „Hojemer ober Kodemer 
£och", oergl. „Dorf Mannheim", 5. 27 f. 

29) b. h* jähriger = jeitlidjer, für bas iaufenbe 3 a h r gemählter 
^ifdjerjunftmeifter, oergl. oben Knm. 6. 

80) Der Hh*in legte Sanb an benfeiben an. 

81) Huf ihr IDohloerhalten hin. 

82) ©eleitsrecht. Dgl. bie €inleitung. 

88 ) IDohl einem perfonennamen Holhans (ogl. ©rimms IDärter: 
buch uut*« nählen = 3aubem), ober = Knoühafe. 

84) Dgl. IDibber II, 36(. 


Unb ift ber ©rts ber erfte ©isbrud), 35 ) am Krebfer 
©rt genannt, unten am Kaltars ber pfalj juftänbig. 

Ber anber ©tsbrueb ift unten ju ©nbe bes Kyfen» 
Pfennings 36 ) an ber Scharrer Kird). 37 ) Bet britt ©isbrud) 
bei ber Scharrer Kirchen, unten am Kyfenpfenning. Ber 
piert ©isbrueb ift unten am Pauls«lDörtb gelegen. 

Ber acht IDörtb, Kyfenpfenning genannt, ift Pfalj 
burebaus mit aller tjerrlid)» uub ©brigfeit jugebörig, an» 
fabenb unten am porgebenben IDörtb Holbag, unb jeuebt 
bis an bie Scharrer Kircb bi na b» hi« jenfeit Hbeins Sanb» 
böfer unb Scharrer ©emarf, bort jenfeit Peters*2tu, fo 
furfürftl. Pfalj juftänbig, barauf Pfalj auch ein 2ln> 
HTann ftgen bnt. Unb auf folcgem Kyfenpfenning b«t es 
oben ein Dogelgrunb, 38 ) fo pon Pfalj tpegen, einem ju 
IDorms, Corenj Bün genannt, perlieben. IDie auch er, 
Corenj, unten pon ber Scharrer Ku an bis hinauf jut 


85) (Eisbriidje flnb fold^e ru^i^e Stellen, (og. (Eber, in ben 
(fltiffen unb £ad?en, worin €isfifd?erei getrieben wirb, inbem bie <Eiss 
beefe, unter ber ftdp bie fifd?e bergen, mit (Sarnen umjteüt unb bann 
3erbrod?en wirb, woburd? bie fifd?e in jene getrieben werben (ogl. 
nTanntj. (Sefd?.:Sl. (900 5. 2 \\, ^Inm. (3). 

86) 3nfel unterhalb 5anbl|ofen, gegenüber ber petersau, bei 
lüibber I, 323 Kofenpfennig genannt. Kurfürft Karl oerleilft (683, 
Kpril 2^ ben „Kütfc^enpfennigwörtlj" an bie (Semeinbe Sanbbofen in 
(Erbpacbt für ^5 (Sulben (pergamentoriginal auf bem Hat^aus 3U 
Sanbbofen). Kyfenpfennig fd?eint einen „gefielen" b. b» auserlefenen, 
geprüften, gut gefunbenen, richtig legirten golbenen Pfennig ober 
(Sulben 3U bebeuten, b. b» Abgabe einer Knjabl oon folgen, bie 
oom nutjnie^er an ben (Eigentümer 3U 3ablen war, ober aber ber 
Kusbrurf Ketfd?, febmieriger Sumpfboben, ober Kiefen «fanbig, i(i 3U 
oerfteben wie ber ITame ber fleinen Sonabiesinfel (in unferer 
Hbeinauen 5 Betreibung nicht erwähnt) oor ber Heifarmünbung 
be3w. ber 0bermüblau. öer 5d?wei3 beftebt nämlicb bie Hebens; 
art oon etwas Schlechtem » ts ^ e * n Bonabeis wert, taugt nichts". 
Danach feheint eine geringwertige rcheibemün^e gemeint 3U fein, etwa 
ein Faum eine Bohne werter hoüänbifcber duit (— 2 Pfennig), ins 
Bochbeutfchc übernommen als Deut, wiewohl Deujg ber £autoerfchiebung 
nad? richtiger wäre. IHan fann aber auch €ntftellung aus bem ^ran; 
3äftfchen beau ober bon denier b. h» guter Pfennig annehmen unb 
bie 3nfel alfo als fcherjwcife benaunt betrachten, bie ob ihrer Unbe« 
beutenbeit Faum einen „guten" (Srofchen ober gar nur einen geller 
wert wäre. 0ber feilte ein Bonoier, ITTünje aus Bologna (Bononia) 
gemeint fein? Uebrigens wäre es auch möglich, ba§ bie Bonabies; 
infei ber eiuft babei, auf ber Spifce ber 0bermühlau gelegenen Schanje 
ihren Hamen oerbanPt unb biefe etwa nach ber (5ru§formel bon adieu 
ober fpanifcb buenos dias (guten lag) benannt gewefen wäre, wie 
3. B. bas Sübfap oon (Srönlanb ben englifchen Hamen Fare well 
(£ebe wohl) führt. Der Harne Bonabiesinfel (früher Salmenwert 
ober Krähenwert) erfüllt erft fpät auf piänen, fo auf bem oon 
Dyferhoff (l8(<0, ber aus ben piänen oon Dewarat ((77?) unb Denis 
((780) reoibiert iff. (Ein ähnlicher (Drtsuamen ift Bonames, nörblid? 
oon Jranffurt, bas fchon im ((. 3ahrh. Bonamefe h e ^§ 4 
wohl auf mittellateinif^em bona mansio, mansus (gutes Canbgut) 
beruht. — Der Husbruc? bonus denarius für einen oofiwichtigen 
Silberpfennig tm (Segenfafc 3U einer Cegierung fommt im frühen 
mittelalter oor. (Ein bonus dusius (oom nieberbeutfehen düs, woher 
ber Kusruf „(Et ber Caufenb") ift ein guter (Seift tm (Segenfaft 3um 
malus dusius, bem teuflifd?en IDefen, bem aufliegenben Hlb, brürfenben 
(Seift, b. h. bem Hjthma ober böfen nächtlichen (träumen mit Ktem« 
befd?werbe (incubus, xnxoq datfuov ). — Hach einer nachträglichen 
Mitteilung oon EJerrn Dr. t fricbrich IDalter hieg aber bie Bonabies* 
infei „Ponthtus; Hu" im Mannheimer Hatsprotofoll oon (7(8 
S. 320, erwähnt als eine Fleine 3 n f e l unterhalb ber Mühlau, worauf 
Pf erbe weiben. Der Harne ftammt alfo wohl oon einem bamaltgen 
Bewohner, etwa ehtem ^ran3ofen namens Pont ober auch oon Brfitfen« 
Pontons. (Mit biefen (ErFlärungen oermag ich mich nicht fonberlich 
3u befreunben. Der merfmärbige Harne fpottet bis jetjt eben jeber 
Über3eugenben Deutung. ZDenn an einen gufammenhang mit einem 
Familiennamen gebacht werben foll, fo Päme in erfter £inie wohl bie 
im (7. 3 a W un & er * anfäfftge F am ^* e Pouthteu in Betracht. 
0bige HatsprotoFoüftellc möchte ich mehr als Beleg für bas Von 
Fommen als für bie Schreibung bes 3 n frinamens betrachten. Die 
Schreibung ponthiussHu feheint mir wtüFürlich 3U fein; bie Kusfprache 
wirb etwa: Bonbis^Hu (mit bem Con auf bem i) gewefen fein. <Db 
hierbei nun eine HMeitung oon bonadies ober eine nachträgliche ^>u; 
fammenbringung bamit anjunehmen ift, mu§ bahingeftelltbleiben. Dr. ID.) 

87) Sie ftanb 1 j € Stunbe (üblich oom Scharrhof ober Schaarhof 
(IDibber I, 3(7 f.) 

88) Ueber bie Dogelgrünbe, bie befonbers 3um IDilbentenfang 
bienten, ogl. „Dorf Mannheim" 5. 53. (Ebenba über (Solbgrüitbe. 

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3 » 


40 


Kljeinhecfen ober ju ber ZTTüljlau 6te Dogelgrunb oon pfalj 
beftänbnisweife innengehabt. 

Der neunt Wörtl), genannt Heu* Wörthlein, neben 
6em Kyfenpfenning ift ein 3 n f*^ h at ftd) innerhalb fedjs 
3ah*en ereud)t39) unö non Pfalj angenommen unb befetjt 
worben. IDie fie 6en aud) nod) in Beft§ h a h unb il)t mit 
aller ©eredjtigfeit, wie oorgemelt, juftänbig ift. 

3tem ein ©olbgrunb bei Petersauljaus am Hobe. 4 °) 
3tem nod} ein ©olbgrunb, Ijebt an am Scharrer f}aupt, 
l}ie jenfeit Hljeins, gebet bis gen Hofheim unb foroeit er 41 ) 
benfelben genießen mag. 

Pauls Wörtl? 42 ) ftctjt bet Pfalj mit aller (Übrigfeit, 
mit ©isbrüdjen unb allem anbern ju, wie es bann unten 
einen h a h h a * oben an bem ^nupt ein aufgeworfenen 
Sanb, genannt ber Hot wörtl), bet bies 3 a b r nod» mit oier 
ober fünftaufenb Weiben befe^t unb bem Pauls*Wörtl? 
anhängig gemacht wirb, unb hat ju beiben Seiten Pfalj 
ben Ceinpfab unb alle (übrigfett biefes Wörtl?s h* e jenfeit 
Hbeins 43 ) ber Sdjarrer unb Bunnet ©emarf, 44 ) bort jen* 
feit Htjeius Peters*Hu utib Paulsfjerm oon Worms, allba 
er fid} anlegt. Hn biefem IDörth h<*t es aud) ein Dogel* 
gtunb, fo ber oon Worms beftanben, wie oben oermelbet. 
tlota: bei oorgemeltem pauIs=Wörtl) ift etwann ein IDörtl} 
gewefen, fo genannt worben ber £)eufjgern, etwann 45 ) 
£)Ytjgl? ecn / h a * fid) an Peters=>Hu angel)ängt [Hbfdjrift: 
angeljenbt], baf es jetjo ein Ding unb alles Pfalj juftänbig 
unb nicht ftrittig. 

(^ortfetjung folgt). 


Die Spulen in DtaimQeim 1652—1685. 

Pon Büßte, PeFan in 3 bes^eim. 

Hadjörucf verboten. 

(Sdjlufj.) 

5. <680—<685. 

3n biefem <5eitabfct}mtt fefyen wit ben Pfarrer ©fyim 
mit €rnft unb ©rfolg für bie Kufridjtung unb (Erhaltung 
einer ausreidjenben unb georbneteu Dolfsfcfyule ber beutfefjen 
©emetnöe eintreten. Die 5 tuei nädjftliegenben <giele, ein 
neues Sdjultjaus unb eine smeite ftaatlidj angeftellte Eeljr* 
fraft, fyat er mit bem ZCnfang ber Hegierung bes Kur* 
fürften Karl (<680 —\ 685) erreicht. 3m 3\68< W 
bas neue Scijultjaus aufgeridjtet, allerbings nur mit einem 
Sdmljtmmer, aber biefes muß feljr geräumig gemefen fein: 
man fönne faft mit einer Cljaife barin fyerumfatjren, tuirb 
uns uerftcfyert. Unb ber £efyrer, ben mir in biefem Scfyul* 
Ijaus ftnben, ift ber ljod)gefd?äßte fjartmann IDeiß, ju 
beffen ©unften Pfarrer ©fjim ftets mannhaft eintritt. 

89) b, tj. ereignet, iß t>or Hugen getreten, burdf ben Htjein ans 
gelegt. Datier 3 U pfä^er Hegalien geregnet. 

40) Pie (Solbgrünbe bei Hojfyeim, ber petersau unb bem (5r übeU 
ftein fdjon non freier, Orig. Pal. II. cap. 17 ermähnt, wogegen 
JDibber I, 323 2 lnm. lederen als Salmengrunb auffüljrt. 

41) €r, ber Beftänber, pädjter bes (Solbgrunbes. 

42) Unterhalb bes Sdjarrljofes, benannt wie bie peters^Hu, oergl. 
21nm. 25. Pie Bejeicfynung Pierling olefletdjt baljer, ba§ urfpriinglic| 
$ Herren ßdj in ben Beßft ber 3 nfel teilten, ober als ^elbma§ 
— 4 IHorgen ober audj nur 1 / 4 morgen Hcfers. 

48) Ijte jenfeits, wie öfters = biesfeits, redjtsrfjetnifdj, im (Segens 
fatj 3 U bort jenfeits = HnFsrtjeinifdj. 

44) Benannt oon Philips Bonn oon IPadjenfjeim, ber bamals 
nadj IPibber I, 323 21nm., aber erß anno 1576 , biefe leiden bei Kirfd^s 
gartst^aufen oon ^ans (Erwart oon Jlersljeim erhielt. 

45) b. tf. oormals. 3 m erßen ^^5 Hamens ßeeft rnoljl 
ber eines einftigen Beßänbers ber bortigen IDaibe, im 3 weiten bas 
bialeftifdje IDort „bie (Setjre" ober „ber (Seren" == Feilförmig 3 uges 
fpt^tes lanbßücf. Pie petersau famt tifrer Hnfd^wemmung würbe 
alfo burd? HÜuoion bes Hljeins gebilbet. 3 ll f e ^ n überhaupt als Pors 
red?t bes pfä^ifd^en ^fisFus anerfannt. 


3m Hprtl 1681 glaubte ©b*m fdjon einen Schritt 
weiter gehen ju bürfen. Kurfürft Karl lief bas (Selb 
fdjon eher laufen als fein fparfamer unb ftreng jurücf- 
haltenber Dater unb war burd) ben fjofprebiger Canghans 
befonbers für Bebürfniffe bet Kirchen unb Sd)ulen empfänglich 
gefttmmt. ©htm berichtet 1 ) an ben Kirchenrat, „was ge* 
ftalten bie teutfdje 3 u 3 cn ^ 9 at ftarf ift unb gottlob für* 
trefflich blühet, alfo bafj fie oon einem Sd)ulmeifter ber 
©ebiihr nad) nicht informieret werben fönnen". Daran 
wirb bie Bitte gef impft, „bet ho<hteutfd)en ©emein biefe 
gro§c ^aror ju erweifen, unb bem ©rbinario einen Hb* 
junftum mit gewiffer Befolbung, ©ott ju ©h r en unb be* 
fagter ©emein jur ttffnehmung ju oerfügen", ©s feien 
je^t fdjon HO Kinber in ber Sdjule; unb wenn erft ein 
Hbjunft ba fei, werbe fid) berfelben ^ahl rafch oermehren. 

©ffenbar war ber IDeg für biefe Bitte oorljer fdjon 
gebahnt. Diefer IDeg, ben man beim Bau ber erften 
„feftbeftänbigen" Kirche in HTannheim (1683—1688) nod) 
oft betreten hot, h* e ß wohl „Kird)en* unb ©eheimbber 
Hat Canghans*. Schon am 18. ITTai würbe oom Kitd)en« 
rat mit ©enehmtgung bes ©efudjes jugleid) ein IHann 
empfohlen, „bjenrid) IDagner oon ©ppiugen, fo wohl 
lefen, fdjreiben, rechnen unb fingen fann". Daju fei er 
ein Canbesfinb unb entftamme einer £el)terfamilie; aud) 
fein Dater unb feine Brüber hätten fdjon „Sdjulbienfte be* 
bienet". Das Konftftorium fonnte ihm, ba er fid) gerabe 
in ITCannljeim aufhielt, nad) ben eingejogenen ©rfunbig* 
ungen bas Zeugnis gehen, ba§ er ein ehrlich unb fromm 
Ceben führe, aud) fonft fei er ju empfehlen. lieber bas 
©efdjid tm Dorfingen fdjeint aber bas Konftftorium nad) 
ben erften Proben bod) anberer Ztteinung gewefen ju fein 
als ber Kirdjenrat in Qeibelberg. ITIan h a tt« ihm be* 
beutet, baf man es „auf ein 3 a h r mit ihm probieren 
wolle, um ju fehen, wie ihm bas Singen, barin er etwas 
blöb unb ford)tfam, wenn er fid? in ben Bettftunben eine 
^eitlang eferjieret, abgehen möchte." Die Probe fiel aber 
nicht befriebigenb aus. Schon Hnfang 1682 würbe bem 
Hbjunft fjenrich IDagner feine Stelle gefünbigt, „weilen 
bemfelben ber ©efang fd>wer fällt unb felbiger jtd) nicht 
getrauet für bet ganjen ©emein ju fingen". 2 ) Die Stelle 
würbe rafd) wieber befe^t. 

Der Kirchenrat gab Huftrag, bafj man ben neuen 
Celjter ju ihm nad) fjeibelberg fetjiefen möge, bafj er ba* 
felbft „bie gewöhnlichen prästanda praestieren (©bliegen* 
heiten erfüllen) möge", ^ugletd) fc^te ber Kirdjenrat, ba 
bie neue Stelle befinitio errietet war, ben ©ehalt für bie 
neue Celjrftelle feft: 25 fl. an ©elb (ber Ejauptleljrer \2 fl.), 
ferner 2 ©hm IDein, 10 Blalter Korn, ein Wohnhaus 
ober entfpredjenber Zjausjins; baneben bas Sdjulgelb oon 
feinen Sd)ületn unb bie anberen Hebeneinfünfte nad) Der* 
hältnis. 

Pfarrer ©him tjfltte gegen bie leitete Beftimmung, 
bie eine Derfürjung für ben oon ihm feljt h°d) gehaltenen 
fjartmann Wei§ bebeutete, feine ernften Bebenfen. ZHan 
würbe es nid)t gern fehen, fdjrieb er jurücf, wenn ber bis* 
herige einjige Celjrer ber ©emeinbe, „maffen er ein feiner 
Sdjulmeifter unb Dorfinger ift, in welchem HUes beyfammen 
unb nicht leid)tlid) oerbeffert werben fann, oerbriefjlid) 
würbe unb ju furj fäme an biefem ©rt, ba es ein h^f 
pflafter ift". Sie machten, um bie Derfürjung bes Celjters 
abjuwenben, folgenbe Dorfchläge. Bei ©aufen follen bie 
©Uern ftatt ber bisherigen (0 Kreujer fortan (6 geben, 
ben „«Sufah* folle ber Hbjunft erhalten. Familien, 

benen bie Kinbtaufsauslagen aud) bisher fdjon ju hodj 
waten, wei§ ©him einen Hat: „Die ©Item fönnen foldjes 
an ben Brezeln, wenn fie ein paar weniger baefen laffen, 
wieberum erfparen". ferner follen bie größeren Schüler, 
welche Hechnen unb Schreiben lernen, alfo in ber oberen 

■) <L. pr. 1681, 23. Zlpril. s ) C. pr. 1682. J2. ^ebrnar. 

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41 


42 


Klaffe ftch beftnben, für biefe böseren Künfte auch ein 
böseres Schulgelb bejahen, nämlich quartaliter '/ 2 fl- Die 
guftimmung ju biefer Erhöhung, meint ©him, muffe bem 
Kirchenrat eigentlich fchon burd} Öen beutfdipatcrläubifcheu 
Patriotismus geboten fein, „maßen folctjcs audj in ber 
franjöftfchen Schul in ©bjeroanj, unb wirb ja ein h oc h’ 
löblicher Kirchenrat nicht gern fehen, baß ber teutfche 
Schulmeifter follte geringer als ber franjoftfdje gehalten 
werben." Auch gewinne bic teutfche jugenb an < 5 eit unb 
Kenntniffen; burch ihre Verteilung unter jroei £el?ter würben 
fie in einem halben 3 ah?® lernen, was fie bisher in einem 
3 al)re gelernt hätten. Don ben £eichengclbern, welche 
bisher „ber Schulmeifter, ber ben ©efang geführct unb ber 
Ceidjtenbaber (an anberer Stelle auch Kirchenbiener ge* 
nannt), ber jur €eict>t gelabcu unb bie Abbanfung gethau", 
unter fich verteilt hatten, folle fortan ber Abjunft ein Viertel 
erhalten, ben Heft foIUen bann bie beibcn (Benannten unter 
fi<h »erteilen. 3 ) 

Halbem nun ©him für feine ©emeinbe glüeflich einen 
wenigftens jweiftöcfigen Schulorganismus aufgebaut hatte, 
mar es ihm barum $u thun, nach aller RTöglichfeit fämt« 
liehe Kinber, bie nicht etwa bie £ateinfd)ule befuchten, für 
ben neu errichteten Bau yt gewinnen. Der Kirchenrat »er* 
orbnete auf Anregung bes Konftftoriums, baß bie Schüler 
nun „an ihrem ©rt bleiben follen". Dem Pfarrer ber 
5®fte Jriebrichsburg, wohin fich offenbar Diele Schüler per» 
laufen hatten, wirb biefe Anorbnung mit bem Anfügen 
mitgeteilt, „baß bie Schulmeifter bie 5 U fich aus ber Stabt 
genoh>nenen Kinber jurüctweifen unb t^iefäro feine mehr 
annehmen follen." Allein bie Dinge liefen nicht fo rafetj, 
mehrmalige IDieberholungen ber neuen ©rbnung bejeugen 
uns, baß fie nicht befolgt worben ift. Es fei nur Kon* 
fufton, ber (Eltern ©piniatrität uub ber Kinbet Unfleiß, 
bic piele in bie ^eftung jieße, meint ©him. 3 n bes möge 
auch bas erhöhte' Schulgelb nicht ganj unfchulbig fein. 

Hoch wichtiger aber für bie (Erreichung bes <3iels, 
eine einheitlich jufammengefaßte, in mehrere Klaffen ge* 
glieberte ©enteinbefchule, war bie möglichfte Ausrottung 
ber Hebenfdjulen. Schon am 26. April ( 68 (, alfo oor 
ber förnilicben (Einrichtung ber ^weiten Schulftelle, war 
©h»m auf IDeifung bes Kirchenrates oor bem Stabtrat 
erfchienen unb hatte auf Abfchaffung ber Hebenfchulen an» 
getragen. RTan erwiberte ihm, bei bem lutherifcben Schul* 
meifter, ber fich wiberredjtlich eingefchlichen, habe bas feine 
Schwierigfeiten, allein ben reformierten Hebenfchulen gegen* 
über fei bas nicht fo leicht möglich. Auch fönnten „bie 
orbinari Schulmeifter ber jugenb wegen ber Seichten unb 
fonflen nicht recht abwarten." Der Stabtrat hat fich auch 
fpäter für bie «Erhaltung ber Hebenfchulen »erwenbet; 
allein ©hint $ bei ber Regierung mit feinen Plätten 
burchgebrungen. Ein 3 a h? nach biefem erften Verfuch 
erhielt er »on bem Kirchenrat bie erneute IDeifung: „Pfarrer 
©h* m foH mit Hachbrucf nochmalen beim Stabtrat er* 
innern, baß bie Hebenfchulen abgefchaffet werben." Unb 
fie ftnb um ©ftern (682 abgefchafft worben, wenigftens 
bie beutfehen. 

Den »orhanbenen Bebürfniffen war aber bamit auf 
bie Dauer burct|aus nicht genügt. Ab ber Stabtrat ( 68 4 
ben „herrfchaftlichen Befehl" erhielt, auch feinerfeits baju 
beijutragen, baß bie Kinber ju einem fleißigeren Befucb 
aufgemuntert unb angehalten würben, befchloß man, barauf 
in folgenbem Sinne ju erwibern. Es fei auch ihr IDunfch, 
baß mehr Kinber in bie Schule gingen. Allein es feien 
ja nur jwei h<*hteutfcbe Schulen in ber Stabt, bie fo über» 
füllt feien, baß bie Schulmeifter unmöglich alle Schüler 
„»erhören" fönnten. Es fei baher benötig, baß ent» 
webet mehr Schulen »erorbnet, b. h- öffentlich errichtet, 


*) <E. Pr. 168 », 13. Ittai, 26 . ntai, ». 3uni. 


ober aber „bie »ormals abgefchafften ertraorbinari Schulen 
wieber möchten geftattet werben 4 )." 

3n biefem Sinne fucijte ber Stabtrat fofort bei bem 
Kirchenrat nach, baß an ber beutfehen Schule entweber ein 
britter £ehrer angeftellt ober bie Hebenfchulen wieber ge* 
ftattet werben möchten, „weilen bie h°<hteutfche ^requenj 
fo ftarf, baß fte in beiben Schulen nicht nur feinen genug» 
jamen Plaß hatten, fonbern auch »erabfäunit unb ber 
©ebüljr nach »on $wecn Schulmeiftern nicht informiert 
werben fönnten". ©him 9 »ebt in feinem Antwortfehreiben 
ju, „baß es in ber jweiten Schul jiemlich eng, weilen bie 
hochteutfche 3 ll 9 enb, gottlob, blühet." Ulan habe aber 
bisher „feine tauntere Stube, bie fommober jur 3ugenb 
wete," aufpnben fönnen. Es fei aber möglich, meint 
©him, „baß ber Schulmeifter ihm felbften burch guter 
£eute l)ilf, wie er gefinnet, eine eigene ©elegenßeit bauet, 
ober eine gnäbigfte fjerrfchaft ein yoeites Schulhaus ba 5 U 
»erorbnet". Es fcf>eint alfo, baß ber yueite £ehrer in 
einem pri»atlofal unterrichtete, unb baß bas alte, »on 
©him fo anfchaulictj gefchilberte Sdjulhaus abgebrochen 
ober »erfauft worben war. Ebenfo ergiebt fich aus bem 
^olgenben, baß bas neue Schulhaus ber ©emeinbe nur mit 
einem, aber fehr großen Schu^immer ausgeftattet war. 
3n ber Schule bes fjartmann IDciß, erflärt ©him, fei noch 
für ungefähr ^0 Schüler Raum; wenn baher immer noch 
teutfche 3 u 9 e, *ö auf ben ©affen müßig gehen, fo möge fte 
ber Stabtrat nur ju ihm fenben, hie? fei «och Raunt genug, 
baß furfürftliche Defret jur Ausführung ju bringen. 

Auch Öen Vorwurf, baß bie Schule öfter »erabfäuntt 
würbe, nämlich burch firchlidhe ^unftionen ber ©emeinbe» 
leh?er, fuefjt ©hm* fräftigft aus bem ^elb ju fchlagen- 
„Sollte fich jeberweilen jutragen, baß bie Schulmeifter burch 
£eichtbegängniffe an ber 3 n f° rma tion gehiubert würben, 
aisbann nehmen fie ihre IDciber ober bie ©roßten in ben 
Schulen, bamit felbige nicht müßig fißeu." IDenn einige 
noch jurücf feien (ber Rat hatte Beifpiele angeführt, baß 
einige Schüler fetjon »iet 3 a h re in öer Schule fäßen unb 
nicht lefen fönnten), bann fei bas eben „ihrer Chumigfeit 
ju itnputieren, geftalten an ihnen fo »iel Arbeit gefehlt 
als an ben attbern". Ein britter £ehrer fönne ja nichts 
fchaben, aber bann müßten bie »orhanbenen bei ben £ehtcr 
für ben Verluft bes Schulgelbes in ihrem fijen ©ehalt auf» 
gebeffert werben, baß fie ehrlich fubfiftieren fönnten. IDas 
nun cnblich ben Vorfdjlag wegen IDieberjulaffung ber 
Hebenfchulen betrifft, meint ©him, „fo ift felbiger bas alte 
£ieb unb mit bem Stattrat genugfam fontrooertiert". Die 
Hebenfchulen feien nun einmal mit ©utljeißung bes Kirchen» 
rats, „Konfufion unb Keßereien 5 U»or 5 ufommen,Srühm(ichft 
abgefchaffet". IDetben »on einzelnen Familien pri»at* 
ftunben begehrt, fo feien bie feft angeftellten ©emeinbe* 
lehret auch baju bereit. „Hun ift bas ©eit ihnen lieber 
5 U gönnen als anberen Vaganten, bie h eut hi®?, morgen 
an anberen ©rten ftnb". 5 ) 

IDit fehen aus bem allem,"baß’ber Stabtrat mit ben 
beftchenben Einrichtungen nicht jufrieben ift, unb für bie 
Hebenfchulen barum eintritt, weil er fie für bas geringere 
Uebcl anfieht. ©him unb bas beutfehe Konßftorium ba** 
gegen gehen »on ber Ueberjeugung aus, baß bie Heben* 
fchulen bas größere Uebel feien, weil fie bem Auffommcn 
bes Beffereu, einem einheitlich organifierten, auf feften unb 
bleibenbeit ©runblagen aufgebauten Volfsfchulwefeit, h« 1 * 
bernb im IDege ftanben. ^ür feine Cagc hat er wenigftens 
bie IDegräumung biefes ^inberniffes gefehen; aber in ber 
im 3ah?® WOO neu aufgerichteten Stabt ftnb auch bic 
Hebenfchulen neu auferftanben. Der Kämpf gegen fte, als 
bas fynbernis gutorganifterter ©emeinbefchulen, hat ftch 
bis jum Enbe bes ( 8 . 3ah?h un berts fortgefeßt. 


4 ) H. pr. »68*t, 22 . ^ebnmr. 

») I. pr. »68*», 8. I$f$ tized b y 


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48 


44 


3 n ber franzöftfchen ©emeinbe haben ftcb bie Dinge 
tu etwas anberer EDeife entwicfelt als in ber beutfchen. 
Ein erflärtcr ©egenfaß ju ben Hebenfcßulen tritt hier feit 
bem EDeggang bes Pfarrers poite»in ( 28 . Auguft ( 68 () 
nicht mehr ßeroor. Auch bi« franjöfifctje ©emeinbe hat 
bem »orßanbeiten Bebürfnis Rechnung ju tragen gefugt, 
jebocß nicht wie bie beutfche burch Errichtung einer ein* 
Zeitlich organifierten ©emeinbefchule; benn eine für ihre 
größere ©emeinbe genügenbe < 5 aßi ftaatlich befolbeter £eßrer 
5 U erlangen, burfte fie nidft hoffen. EDoßl aber hoffte fte 
einen befriebigenben ^uftanb ju erreichen burch Begünfti» 
gung non Privatfcßulen, bie fich biftriftweife über bie »er* 
fchiebenen Stabtpiertel oertheilten, alfo burch «ine Art »on 
Pri»atbiftriftfchulen, welche »on ber (Semeinbe fonjeffioniert 
unb beauffichtigt waren. Enbe 0ftober (68( wirb biefe 
©rganifation burchgeführt, alfo genau $u ber <§eit, als 1 
Pfarrer ©ßint in ber beutfcßen ©emeinbe feinen 5«lbjug 
gegen bie Hebenfcßulen führte. Außer bem £cßrcr la Place, 
ber bisher allein bas Recht, Ceichen aujufagen unb 511 be* 
gleiten hafte, »erben noch zwei weitere £eßrer für bie 
©emeinbe „angenommen", Paul Sechehay unb Johannes 
Soblet. Es ift unwahrscheinlich, baß biefe irgenb eine 
fixierte Bejahung empfangen haben, aber fte ftanben in 
näherer Bejahung jur ©emeinbc. Sonntag nachmittags 
(teilten fie in regelmäßiger Reihenfolge ihre Kinber »or 
ber Kanzel auf unb fatechifierten biefelben »or ber »er* 
fammelten ©emeinbe. 

Bon Soblet wirb uns ausbrücflicß gemelbet, baß er, 
eben »on Seban gefommen, für ben Stabtteil gegen bas 
f)eibelberger Chor angenommen würbe, unb furj nachher 
erhält Pfarrer Keßler jur Berßütung aller Konfufton »om 
Stabtrat ben Auftrag, barauf zu fehen, „baß bie Quartiere 
unter benen breyen franzöftfchen Scßulmeiftern wohl einge* 
teilet unb baburch »erßütet werbe, baß bie Kinber nicht 
aus einem Quartiere in bas anbere fich begeben."®) 

Heben biefen offiziellen unb halb offiziellen £eßrfräften 
ber franzöfifctjen ©emeinbe beftanben aber im 3 afjre (682 
noch 5 Hebenfcßulen (escoles ä part), barunter jwei »on 
grauen für Heinere Mäbcßen errichteten unb 511 biefem 
< 5 wecf in aller ^orm fonjeffioniert. Bon biefen Heben* 
fchulen mußten ober follten wenigftens bie »on männern 
geleiteten Knftalten bem gegen fte eröffncten ^«Ibjug weichen. 
3nbes übte man einige Hacßftcßt unb wollte auch nientanb 
»erwehren, Pri»atunterricht »on f)aus ju Ejaus zu geben. 
Die in ben folgenben 3 a h r *n, befonbers in bet franzöftfcßen 
©emeinbe immer wieberfeßrenben Berbote bezeugen uns, 
baß fie nie ganz Jur Ausführung gebraut worben ftnb. 
llnb hoch machte es bie Befchaffenßeit mancher Heben» 
fchulen fehr notwenbig, baß foldtjc Berbote erneut würben. 
Da ift ein gewiffer 3«an Billot, »on bem bas Konfiftorium 
fagt, baß er „eben fo fehr Crunfenbolb als 3 önorant" 
fei; ber Kirchenrat bezeichnet ihn als „einen licberlicßen 
©efellen", ber faum lefen fönne. Unb hoch taucht biefer 
3ean Billot faft jebes 3 a h« aufs Heue in ber Stabt auf, 
um bafelbft offene Schule zu holten. 

Daß inbeß bie »orßanbenen tüchtigen £eßrfräfte für 
bie franzöftfcßen ©emetnben nicht ausreichten, unb baß man 
nicht fehr geneigt war, bie £eute leichter Jjanb fortzuweifen, 
geht aus ben nachfoigenben Berhanbluugen ßer»or, ben 
leßten, bie uns aus ber franzöftfchen ©emeinbe gemelbet 
werben. Der gebachte £eßrer Soblet, offenbar ein unruhiger 
Kopf, hotte mancherlei an bem ihm in ber Kirche zuge* ! 
wiefenen plaß auszufeßen, unb machte, als feinen EDünfcßen 
nicht willfahrt würbe, »on feiner < 5 unge einen allzu freien 
©ebraucß. Man lub ihn mehrmals »or, gab ihm Ber* 
weife, brohte ihm, unb zuleßt nach längerem Zögern entzog 
man ihm auch bie Konzeffton. Diefe ©elegenheit nahm 
ber oben fcßon erwähnte £utheraner EDeißßaar wahr; er 


trat zu ber franzöftfchen ©emeinbe über unb erhielt fofort 
auch bie Konzeffton für eine öffentliche Schule. Da auch 
an Secßeßay’s Stelle längft fcßon ein anberer Mann ge« 
treten war, fo finben wir, währcnb bie beutfche ©emeinbe 
nur zwei feftangeftellte £ehter befaß, in ber franzöftfchen 
©emeinbe neben bem befoibeten ©emeinbelehrer noch brei 
unbefolbete £ehrer unb eine £ehrerin, bie gleichfalls fon* 
Zefftoniert war, alfo im ©anzen fünf. Aber ftcßerlich hot 
neben biefen noch «ine ober bie anbere EDinfelfcßule im 
< 5 uftaub ber Dulbung ober Berfolgung fortbcftanben. 

3n bas 3 nn«re ber Schule ift uns nur ein fehr ge* 
ringer Einblicf »ergönnt. Doch fo »iel ift überall beutlich 
Zu erfennen, baß in bet beutfchen wie in ber franzöftfchen 
©emeinbe, in Mannheim wie in ^ranfenthal, in zwei 
Klaffen unterrichtet würbe. 3 n ber unteren Klaffe würbe 
ben Kinbern bas £efen beigebracht, unb zwar nach ber 
Buchftabiermethobe. ©bim »erficßert uns, baß einzelne 
Schüler in zwei Monaten fcßon bucbftabieren unb mit zwei 
3 abren fchon „fourant" lefen Fönnten. 3 n ber zweiten 
Klaffe würbe Schreiben unb Rechnen bis zw Regelbetri 
gelehrt. 3 n beiben Klaffen würbe natürlich in ben ^unba* 
menten bes ©laubens grünblich unterwiefen. Das ©enannte 
mag aber auch alles gewefen fein, was man für 3 «bermann 
Zu lernen als notwenbig anfah; Schreiben unb Rechnen hat 
fogar bin unb wieber als ein entbehrlicher £u;us gegolten, 
^ür £eßrlinge wirb bisweilen ausbebungen, fte müßten noch 
in bie Schule gefcßicft werben, bis fte „etwas lefen fönnten." 

lieber bie ben brei ©emeinben gemeinfame £atein* 
fchule werben uns in ben fircblicbeu Protofollen nur wenige 
Mitteilungen gemacht. 3 m Spätjahr (682 wirb berfelben 
Zum erften Male gebaeßt. 3 m 3 a h te ( 68 ^ finben wir an 
berfelben einen Reftor unb Konreftor, Burger unb Herzog, 
beibe geiftlichen Stanbes. Der Befucß würbe aber auch in 
biefem 3<*hw »on bem Stabtrat nicht als getiügenb ange* 
fehen; ber Rat wünfehte baßer, baß man taugliche Schüler 
aus ben Bolfsfchulen ßerüberpflanzen möge. 

Die £ateinfchule ftanb unter ber unmittelbaren Aufftcht 
bes Kircßenrates, hoch würben (682 unb (687 ausnaßms* 
weife auch bie ©entließen ber beutfchen unb franzöftfchen 
©emeinbe gemeinfam mit ber Prüfung betraut, bas erfte 
Mal mit ber Bemerfung: „Bor bießmaßl unb oßne fünff* 
tige Konfeguenz." 3 n feinem Prüfungsbericht banft ©ßim 
Zunädhft für bie „ßonorable Kommiffton", ber fte „zwey 
ganßer Cage" obgelegen, unb fonftatiert, fobann ben jleiß 
bes Reftor Burger unb feines Amtsgenoffen, wie auch bie 
entfehiebenen ^ortfeßritte ber Schüler, „obwohl einer unb 
ber anbere Schlingel fich etwas lieberlich erwißen." Dann 
ftellt ©ßim ben Antrag, baß auch ben Mannheimer Schülern, 
I gleich benen ju ^ranfentßal, einige Prämien erteilt werben 
möchten, unb baß »on ben Befähigteren in bem Rathaus* 
faal publice einige oratiuncula ober fonft ein dialogus 
beflamiert werben möchte, woburch bie 3 ug«nb berebt unb 
herzßaftig gemacht werbe. „Uns zweifelt nicht, baß burch 
biefe Mittel ßießiges Päbagogium in Uffneßmen fommen 
unb meßr lateinifcße Schüler anlocfen werbe." 

3 » ben folgenben 3 a ßc«o würbe bie alteßrwürbige 
Sitte, bie fich Z ur «bien Aufgabe gefeßt ßat, über bie 
mannigfachen £eiben, welche bie 5<ßule bem finblicßen 
©entüt z u fügt, wenigftens zum Anfang ober Schluß bes 
Schuljahres einen »etflärenben Schein z u werfen, auch für 
bie Bolfsfcßule ber beutfchen ©emeinbe eingefüßrt, unb 
Zwar im ausbrücflichen Anfchluß an bie Schulen in ^«onfen» 
tßal. Pfarrer Burfßarbt Müller, an ben man fich biefer* 
ßalb menbet, berichtet: 3«^ranfentßal erhalten bie „Kleineren, 
bie noch nicht fißreiben" eine Düte mit Suütvwttt, „bie 
©roßen, welche fchreiben" zwei Bogen Papier, zwei $ei>ttn 
unb eine etwas fleinere Düte mit 5 U£ f« c werf. 

IDas enblicß bie nicht feiten für bureßaus mobem ge* 
ßaltene Maßregel ftaatlicßen Schulzwanges betrifft, fo läßt 


*) Jr. pr. (« 8 (, 22 . u. 23. ©fiober, H. pr. 25. (Dftottr, 4 . Hop. 




46 


4# 


jtdj nadfwetfen, bag jte 6er Hegietung bes Kurfürften 
Karl, uermutltd} auf Anregung bes Kirctjcnrat Cangfyaits, 
öurdjaus nid>t fremb geioefeu ift; wenigftcns würbe 6er 
©ebanfe ausgefproctjen un6 feine Berrotrflidjutig angeftrebt. 
3m Sommer 1683 7 ) wirb Bericht gcfor6ert, ob auctj in 
allen Stabten unb Dörfern 6en Sommer über Sdjul ge« 
galten werbe, unb wenn uid>t, aus welchen ©rüttben bies 
unterlaffen worben fei. (Es follten jurn wenigften biejenigen 
Kinber, bie nod? nidjt jur ^elbarbeit gebraucht werben, 
jur Sdjule gefdjidft werben. 3 m Spätjaljr ergebt an 
alle Hemter ber Kurpfalj ein Kegterungsbefeljl, bag bie 
3ugenb fleißig jur Schule gehalten werben folle, wibrigen« 
falls bod} bem3d}ulmeifter bas Sctjulgelt als pars salarii 
entrichtet werben mflffe. 8 9 ) 

Q>ir feljen, biefer woljltfyitige bei welchem 

ber Staat als Ünwalt ber Kinber gegenüber ber Crägfyeit 
unb Unwiffenljeit ber (Eltern unb als Befcfyüger feiner 
eigenen <3ufuitftsfyoffnungeu auftrilt, ift fein Döllig neuer, 
wo^l aber bie fonfequente Durchführung beffeiben. Dag 
aber bie Bebeutung ber Schule für bas öffentliche £eben 
auch damals non ben (Einjichtigercn feiueswegs uuterfcbägt 
würbe, mögen uns bie IDorte bcs Pfarrers Poitenin be* 
weifen, bie er in feinen Borfdjlägen unb IDünfchen an bie 
Regierung gerichtet hol«' „Die >£rjiehung ber 3 U 9« 11 ^ ift 
bie Pflanjfdjule unb Quelle wie bes IDohlergehens unb 
ber (Ehre, fo auch bcs (Elenbes unb ber Schaube für Staat 
unb Kirche." 

Bon bem 3 a h ce 1685 au »erfiummen bie Protofoll« 
bücher beiber ©emeinben übet bie Kngelegenheiteu ber 
Schule. ZTtit bem Kusfterben ber Simmeru unb bem He« 
gierungsantritt ber Heuburger waren an beibe reformierte 
©emeinben anbere tiefergehenbe fragen, «Eriftenjfragen, 
heraugetreteu, bie ihre Hufmerffamfeit bis jur ^erftörung 
ber Stabt raftlos unb oöllig in Knfpruch nahmen. Schon 
barum finbeu wir wohl in betben protofollbüchern feine 
wettere Hachrichten über bas Sctjulwefen. ^ür bie fran« 
jöfifche ©emeinbe aber f^atte fich ber bjorijont fchon feit 
bem Cobe Karl Cubwigs (1680) mehr unb mehr umjogen; 
unb non jranfreich h er ftiegen täglich neue bunfle DDolfen 
auf, bie fich 1685 in ber Kufhebuug bes <£bifts non Hantus 
über ^runfreich, (689 auch über bie Pfalj faft bis jur 
Bernichtung entluben. 

Die Schule aber ift, wenn fie anbers gebeiheu foll, 
ein IDerf bes unb ber ^reubigfeit. 


ttötereHanea. 

gdfw? 1 $in$tv gnnbt. 3 « Sdjmegingen mürben anläglich 
von (Ermeiterungsbauten im £}ofe ber Hfiieubrauerei neuerbings 
mieber mehrere (Sräber aus ber frühgermanifchen Seit aufgebecft. Huf 
Anregung unferes (Ehrenmiigliebes, bes Qerrn prof. UTaier bort, 
Hegen bie Herren Brauereibireftoren Kuenjlen unb tiebmann bie 
(fnnbe fammeln unb Übermiefen biefelben freunblichft unferer Samms 
iung. Purd? perfänliche (Erfunbigungen am (funbort fonnten mir fefL 
ftellen, bag es brei ober pier (Sräber mären, bie \,5 m tief im Beben 
lagen. Huger ben Heften pon 3 mei Sdjäbeln (barunter ein meiblid^er) 
unb anberen Sfefetteilen erhielten mir mehrere (Etfenmaffen, 3 mei (Eons 
gefäge, einen Bron 3 ering unb bas Brud?ftiicf eines Kammes. iPie 
biefe Beigaben auf bie eiiijeluen (Sräber perteilt gemefen, Fonnte 
Ieiber nicht mehr ermittelt merben. Pie (Sräber gehören 3 U bem alten 
(friebhof, ber ftdj pon bort bis in ben 5dj Joggarten hinein erftrerfte 

7 ) P r * («83, 18. 3uli. IPie ein meiterer £jauch mobernen 
tebens mutet es auch an, menn in bemfelben (Sencralerlag barfiber 
Beriet geforbert mirb, ob in ben ei^elnen 0rten Kirchenbücher, auch 

(Eotenbücher, eingeführt feien. Huch barin bürfte ftd? ber (Einflug uon 
Canghans funb geben. 

9 ) Hegijtratur ber euang. (Semetnbe, ( 68 $, ( 7 . September. 


unb mohl aus ber früheren S e *t 5<hmegingens (5.-6. 3<ripfytnbert) 
herftammt. — Bei ben bereit im (Sang beßnblichen Schlesinger 
Kanalifationsarbeiten mürben mieber perfchiebene Hltertfimer gefunben 
unb banF ber freuublichen (fürforge bes bortigen (Semeinberats unb 
insbefoubere bes t?erm Bürgermeifter Qäfner forgfältig gefammelt 
unb unferer Sammlung Übermiefen. Huch barunter befhtben fleh 3 mei 
IPaffenftücfe aus frühgermanifcher §eit, bas Uebrige ftammt aus 
IHittelalter unb He^eit. Pie fämtlichen ermähnten $tnbe finb um: 
ftehenb unter ben Heuermerbungen per 3 eichnet. Piefelben merben 
nach erfolgter Beiniguiig unb Konferoterung sufammen mit ben 
früheren bort gefunbenen Hltertümern, bie 3 iemli<h uol^ählig h^ r 
einigt ftnb, aufgefteüt merben. K. B. 

3n einer ber nächsten Hummern merben mir eine 3 ufammen* 
fajfenbe Parjtellung aller Schmegtnger (fuube, ber älteren unb ber 
neueren, bringen, mie mir es im taufe ber §eit auch für bie übrigen 
(Semeinbeu nuferer Umgebung 3 U thun beabfichtigen. Hn bas auf 
folche IDeife gefammelte archäologifche HTaterial follen ftch — gleich^ 
falls in 3U)anglofer (folge — Hus 3 Üge aus bem £orfd?er Urfunben: 
buch, Dcröffentlichungen mistiger ilrfunben 3 ur älteren 0 rtsgefchichte, 
IDeistümer 11 . f. m. aureihen, Hbfchnitte aus ber neueren 0rtsgefchichte 
follen auf aftenmägiger (Srunblage bargeftellt, Beiträge 3 ur Copo^ 
graphi^ follen gegeben merben, Sitte, Sage unb ITTunbart foll ge= 
legentlich Berücfftchtigung finben, fo bag allmählich in ben „(Sefdfichts: 
bättern" bas gan 3 c für bie (Sefchichte unferer (Segenb in Betracht 
Fommenbe ITTaterial pereinigt mirb. IPir bitten um rege OTitarbeit 
in biefer Hichtung! Heb. b. (Sefdj.’Bl. 


Paimhftmer Pein im fedüttyirtett Jahrhmtbert. Pag 

im alten HTanuheim fchon fehr frühe IPein gepjlan 3 t mürbe, ergibt 
fich aus & cn Urfunben bes Klofters torfch. So fchenfen ihm am 
2 ^. Pejember 766 (Seralb unb Huttrubis alles, mas fie in ITTannheim 
beft^en, unter anberem auch au IPeinbergeu. *) Pag aber im fedp 
3 el]nteu 3 oit?rl^iinbcrt ber IDeiubau hi** ut< 4 t nur nicht aufgehärt hot, 
fonbern bag feine (Er 3 eugniffe auch einen gemiffen Huf genoffen hoben 
muffen, mirb burch ben befauuteu Stragburger Satirifer 3 °h a unes 
(fifchart (eigentlich .fif^h^f) be 3 eugt. Piefer fiberfegte be 3 m. über: 
arbeitete bas IPerF bes (frau 3 ofen Francois Rabelais (f *553) „La 
Vie de Gargantua et de Pantagruel“ unb gab es 3 Uerjl ^575 als 
„(Sefchichtfchrift", fpätec als „(Sefchichtflitterung" h era us, in melier 
bie Hohh^it ber bamaligeu §eit, befonbers ber h^h e ^n Stäube, ge: 
geigelt mirb. 3 m »irrten Kapitel ift gefchilbert, mie (Sargantua’s 
Pater (Sranbufter (and? (Sraubgufier, (Sranbgofchier, eigentlich Grand 
gosier = Kropfgans) Küche unb Keller porjüglidj im Stanbe h^lt. 
Pie Huf 3 ählung aller erbenflicher teeferbiffen unb IPeine ift fultur: 
gefchichtlich nicht 3 U unterfchägen. Hach <Ermät{uung ber perfchiebenften 
IPeine, morunter für bas (Sebiet ber Kurpfal 3 in Betracht fommen 
ber Hecfarmein unb ber (ffirftenberger 3 U Bacharadj, finben fich, juerft 
in ber 3 meiten Husgabe pon (582, folgenbe Sufäge: „3 a ^0 mar 
mehrley IPein bann 3 U Stubgart auff ber bfoch 3 eit befchrieben merben, *) 
als 2Pürtenbergifd?er iPeibenberger, ber pon fauffen, fo etmann bie 
(ferbinanbifchen Knecht machet lauffen, pnb bie £anbgräuifchen nach: 
lauffen . 8 ) Jtem ber €lfinger r fo bie finger pnb beyn (Elenlang macht, 
ber Beutelspacher, fo bie Beutel machet fragen, ber bfebbadjer gieng 
glatt in Kathen, Kote (felbacher, IHdnchberger, Beiufteimer, meig unb 
rot IPangheimer, bie offt gut Perg helffeu erbenefen, mann maus poetifd? 
thut einfehenefen , 4 ) Secfenheimer aug ber Pfalg, fammt (Suntheimem, 


M £ob. faur. 5(3 Ho. 556. 

2 ) 0ffeubar meint fifchart bie bjod^eit bes Qer 3 ogs £ubmig pou 
pon IPürttemberg unb ber HTarfgräfin Porothea Urfula pon Baben: 
Purlach, melche in Stuttgart am 7. Hopember (575 gefeiert unb pon 
HiFobemus (frifchlin in einem 1577 gebrueften (Sebichte befungen mürbe. 


s ) Hm ( 2 . unb 13. IlTai ( 53 ^ belegten tferjog Ulrich pon IPfirttem: 
berg unb fanbgraf Philipp I. ber (Srogmüttge pon Reffen bei tauffen 
am Hecfar (0.»H. Beftgh*im) bas b?eer bes Kdnigs j-erbinanb I., wo* 
burch IPÜrttemberg für b}er 3 og Ulrich mieber erobert mürbe. 


4 ) Pie t^ier genannten mürtteinbergifchen IPeinorte sinb: lauffen 
am Herfar (0.:H. Beflgheim), (Elgnger ^of (0.:H. UTaulbronn), 
Beutelsbach (0.:H. Schornborf), (Srog: unb Kleinheppach (0.:H. U?aib* 
lingen) Jfeübach unb ber CTfin<hberg bei UutertürFheim (0.:H. Kann: 
ftatt), Beinftetn (0.:H. IPaiblingen) unb Prangen (0.:H. Kannftatt). 
U)eibenberg permag id? nicht auf 3 ufinben. 

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47 


48 


Dfirmfleinern, ManReimern onb Gänsffiffern, ftarcF oon gefdfmacF, 
bie einen halb merffeti auff ben SacF: Steiltheimer aug FrancFeu." ft ) 

Dielleicht laffen ft<h aus ben jat^lreid^ erhaltenen Beitreibungen 
non Ejoffefien bes federten 3ahrhunberts, befoiibers bes fübmejtlicheu 
Deutfchlanbs aud? geugnijfe ermitteln, bag in ber (Efyat echter ITTaun; 
Reimer bamals ffirftlic^es (TafelgetränF mar. 

Konjtaity ITI. Xjnfffchmib. 

lenterlmitgen eine« Ifttamtfyeittter 

mm 1T79„ „ . . . Es ijt ein fonberbares Ding um bie (Erwartung 
eines publiFums. Pom erjten KugenblicF an, bag ber Dorhang auf: 
gejogen mirb, bis 3U bem, mo ber erfte es magt, in bie Tjänbe 3U 
Flatfchen, ift fte für mich bei einer folgen Gelegenheit immer äugerft 
merFmürbig unb unterhaltenb gemefen. Erft allgemeine Stille — bann 
gurücFhaltuitg feiner IHeynung, meil niemanb gern fdjtef urteilen 
möchte — bis einer es magt, bas £>eid?eu feiner ^ufriebenheit 3U 
geben — bann fallen bie meijte bei; bie übrige merben oom Strohm 
mit fortgeriffen; jeber fagt bann Muth, unb jeber ift im Schaufpiel 
3U ßaufe. 

iXebrigeits haben alle gufdjauer meiblich gelacht, non Xjcrjen 
ihren Beifall 3ugeflatfcht, unb ftitb 3ufrieben nad? Xfaufe gegangen. 3<t?, 
ber ich nun fo beglich mit gelabt habe, märe ber erbärmlich jte Kerl, 
menn ich nur burch ein einiges nach KritiF riecheubes IPort biefe 
allgemeine gufriebenhcit unterbrechen moüte. Bie ^reuben bes Menfchen 
flub ohnebem Spinnengemebe, bie jeber nerhaucheu Farm, unb ber ift 
gemis ein SchnrFe, ber es thut. 

„Bie £eute haben red?t fdjön, red?t natürlich gefpielt". Bieg 
mar bie Stimme bes gröften Xjaufetts — 3dj theile fte hier mit, meil’s 
mir non meinen Mitbürgern betagte, fie fo urtheilen 3U h^en; unb 
bann meil es euch Schaufpielem gemig mehr freuen mug, als 3ehu 
Dramaturgien, mo auf jebem Blatt euer £ob glän3t. . . . 3<h f e h e 
bas (Theater hauptfächlich für ein Maga3iu menfchlicher Erfahrungen 
an, um neben ber Belüftigung MenfchenFenntnig 3U ermerben unb 
ben Gang 311 lernen, ben menfchliche Sachen gemöhnlicher XPeife 
nehmen, — 3 e getreuer nun biefe finb, je mehr man nun jebe mit* 
mirFenbe Urfache in bas Gan3e hiueiu oermeben Fan, je beffer mug 
nothmenbig bas Schaufpiel merben. Ber 3Uufton megeu, es, 
molle man biefe Einheiten [nämlich bie brei Einheiten bes 0rts, ber 
geit unb ber ffanblung]. — Bun forbere idf jeben benFeuben Menfdjeit 
auf; mo mirb ber 3Üufion mehr Gemalt angethan — menn man burch 
Peränberung ber BeForationen, fleh oerfchiebene 0rte unb bey ben 
^mifchenräumen oft Monathe unb 3 a h re benFen mug; ober menn 
man oon allen (Eheilen ber XPelt Menfdjen Fommen fleht, bie alle 
märten, bis fie nach unb nach auf ben nemlichen plag fleh h*«ftellen 
Fönnen um 31t hanblen, unb bie innerhalb 24 Stunben gaii3e Beoos 
lutionen beginnen unb ausftihren? — Hun meine Herren unb Barnen, 
einmal ohne Porurtheil gefprochen, mo jtnb bie (forberttngen gröger, 
bie man an ihre EinbilbungsFraft macht? 

^reylich ift es bey biefer Krt StücFe fernerer ben gufammen* 
hang mieber 3U befommen, menn ein eleganter t?err ber frönen Barne 
eine halbe Stunbe ins 0hr gelifpelt hat, unb beybe hoch gerne mijfen 
möchten, mooon bie Bebe ift, um beym Souper etmas artiges, auch 
mohl gar Funftoerftänbiges fagen 3U Fönnen — — unb in bem (fall 
habe ich ohnftreitig unrecht. . . . Mein Badjbar mar ein ^rember, 
er machte bie BemerFung, bag bas hefige parterre noch fehr Finbifch 
unb unge3ogen feye, bas mar nun bem Bramatnrgifien, ber burch fei« 
Kmt in einer gemiffett Permaubtfchaft mit bem publiFum jteht, fehr 
empftnblich. §um ÜnglücF aber Fonnte er nichts barauf fagen; benn 
es ift ein fonberbares Bing um bie XPahrheit, fte jteht immer auf fo 
feften (fügen, bag man fte nicht fo leidet megraifouireu Fan. Gemig 
ift’s, bag immer ein Geräufdj, ein un3eitiges £achen, ein beftänbiges 
(Lon-Kngeben Mobe mirb; ich meig nun mohl, bag es meiftentheils 
von benenjenigen Herren herFommt, bie blos ihre Ejiften3 in ber XPelt 

5 ) Gunbheim, Kr. XPotlns; Birmftein, Be3.:K. (fraufenthal; 
Gänfefüger, oon ber (form ber Blätter benannt, eine IPeinart an ber 
Bergftrage, am BecFar unb an ber Qaarbt. Bag Melanchthon unb 
Daniel Parcus bie in Beuftabt a. b. Q. machfenben Gänfefüger heroors 
hoben, habe ich i m tteuen Krdfio f. b. Gef deichte ber Stabt Xjeibelberg 
3, 42 f. nachgemiefen. Steinheimer ift jidjerlich ber XPür3burger 
Steinmein. 


baburch bemeifen Fönnen, bag fte in einer glücFlichen BadplägigFeit ftd? 
am Banbe bes 0rchefters her umlegen,*) ober ft<h in Fomifch panto- 
miuifcheu Stellungen in ocrfchiebneu 0rten bes Schaufpielhaufes h*« 5 
pflogen uub 3U urtheilen fcheitten. Kber befto fchlimmer, bag biefer 
X?errn Sünben auch auf aitbere fallen. Unb hernach ber unglücFliche 
Befpotismus, ben ich im gan3en Schaufptelhaus bemerFe. Bas emige 
fd?tl rufen, menn anbre Flatfchen — £ieber Bruber, menn es bir 
nicht behagt, Flatfche nicht mit — Über lajfe einem jeben feine Frei¬ 
heit. Es giebt fchou fo meitig Gelegenheiten, mo man ftdj barf merFeti 
laffen, mas man ben Ft. 

Man ift übereingeFommen burd? XjänbeFlatfchen ben Beifall 
311 be3eugen, ben man bem Schaufpieler giebt; es ift gleichfam bas 
Stanbrecht eines PolFs. Einige £eute münfehten biefe Gemohnheit 
abgeftellt 31t fehen — ich glaube fte haben Unrecht. Ber Künftler aller 
2lrt, arbeitet nun einmal für unfere Sinne, unb [er mug alfo miffen, 
ob er auf fte gemirFt habe ober nicht, ohne baoon 3U reben, bag Bei* 
fall hoch eigentlich <^mecF unb Belohnung bes Künftlers ift. Bei 
KunftmerFen, bereit EinbrücFe nur oom Kugenblicf abhängett, bie, mie 
fte ftnnlich merben, gleich nicht mehr finb, mie 311m Beifpiel bie XPerFe 
ber MufiF, (Tait3- unb SchaufpielFunjt — ba mug man bem Künftler 
in bem nemlichen KugenblicF ben EinbrucF 311 erFeunen geben, ben er 
gemalt hat; bas heigt fdjmeigeu, mo er uns gleichgültig mar, unb 
QänbeFlatfchen, mo er gefiel. 0b 3mar auch im S<hmeigen eine Krt 
bes grögten Beifalls liegt, menn nemlich bie Seele 3U beFlemmt, bie 
UnfmerffamFeit auf ben Gegenftanb 3U fehr geheftet ift, bag man 
fonjt nichts 3U beginnen oermag. Beben ber GerechtigFeit alfo, bie in 
biefer 2lrt bes Beifalls liegt, fo ift es auch besmegen nügltch, meil es 
ben Schaufpieler aufmuntert, unb nötig, meil ber Künftler baburch im 
Staube ift, bey jeber Stelle fein Spiel nad) bem EinbrucF 3U berichtigen, 
ben er gemacht hat. 2llfo Entfchäbigung genug für irgenb eine üble 
IPirFung, meldje burch Unterbrechung bes Spiels entfielet. 

Bas ^änbeFlatfchen beim Schaufpiel Fann einem reifenben 
Philofophen ungefähr 3um (Thermometer über beit GefchmacF bes 
PubliFums bienen. — Eine BemerFung, oon ber ich nicht münfehte, 
bag meine liebe Mitbürger fie auf bfirrett Boben fallen lieffenl — 

t7abe 3U meinem grögten £eibmefeti fo h* e unb ba murmeln 
hören, als gäbe es manche, bie (Erauerfpiele, Eomöbien, Mono* Buos 
unb bergl. Bramen ausgehecFt hatten. Um bes Rimmels millen, menn 
ihr bie 3ungens gemacht habt, lagt fie nur nicht Frunim uub ungeftalt 
heraus laufen, es macht eud? fonft ja nur Schaube/*) 

. . . Pon ber Uusmahl ber StücFe. 0b bas mohl fo eine 
gleichgültige Sad?e ift? badete ich mir öfters, menn ich fo manches 
fchlechte StücF brey Stunben lang mit anfeheit rnugte. 

BünFts mir hoch immer, als hütte man beym Schaufpiel oiel 311 
menig BücFficht auf bie Uusmahl ber StücFe. 3^ glaube nun freilich 
felbft nicht, bag bas Sdjaufpiel ben Menfdjen beffer mache, eben fo 
menig als alle Kfinfte unb XPiffenfchaften; aber es Fann ihn oerhins 
bem fchlimmer 3U merben, burch §erftreuung feinen Beigungen eine 
anbre XPenbung geben. 3<*? ® &rc aÜ3u glücFlich, fagt irgetibmo 
Bouffeau, menn ich alle (Tage eines meiner StücFe auspfeifen laffen, 
unb um biefen preis nur 3mey Stunben lang h emmcu Fönnte bie 
üble Kbftchten eines ein3igen Sufdjauers, retten bie Ehre ber (Tochter 
ober Gattin feines Jreunbes, bemahreit bas Geheimnis feines Per¬ 
trauten, ober erhalten bas Permögen feines Gläubigers. 

XPo Feine Sitten mehr finb, mug man auf pol^ey benFen, unb 
jebermattu meig, bag fte bas Schaufpiel, befonbers in grogen Stäbten, 
3U111 Gehülfen hat. 

XHan fage mir miber bie XPirFfamFeit bes Schaufpiels, mas mau 
mill; es ift niemaleu eine Gelegenheit, mo ber Menfch lebhafterer Ein¬ 
brücFe unb Gmpftubungen fähig ift, als bort; bei jeber anberer Per* 
fammlung Fommen bie Menfchen aus Pflicht ober §mang 3ufammen; 
im Schaufpielhaufe geht jeber aus freyem XPiÜen, räumt in bem 
KugenblicF, fo oiel er nur immer Faun, ade anbre PorfteÜungen aus 

# ) Kn einer anberen Stelle macht unfer KritiFer bie BemerFung; 
„Bie fferrn im parterre haben eine böfe Gemohnheit an fleh, bag fit 
ftd? fo hiuter bas 0rchefter ftellen unb bann haben fte fo groge ^üte 
auf. Beibes hat gemacht, bag ber arme Mannheimer Bramaturgift 
für feine 24 Kreier fehr menig gefeben hat . . ." 

**) Biefe braftifd?e XParnung mar bamals in Mannheim am 
platte, benn in allen EcFen ftanbeu „Dichter" auf. 

DigitizedbyGOOQle 




4 $ 


50 


feiner Seele, erwartet mit £ebhaftigkeit, i|t bereit anjunefjmen unb 
freuet geh 3um poraus auf jeben €inbruck, bett man feiner Seele geben 
will, gu bem, «bie Menge 3um nemlidjen <Enb3weck rerfammelter 
Menfdjen, eine gewige immer bamit perbunbene feyerlidjkeit, bas 
<&efühl, bag in ber gan3en Derfammluug gewige CEinbriicfe fo all¬ 
gemein wirken, bag ge 3ur Stimme ber EHenfchheit werben-all 

bas gnb ITTittel um auf ITIenfdjeit 3U wirken, bie nur bie Sd?aufpiel: 
funft hat; unb bodf forgt man fo wenig für ge, beobachtet fte fo 
wenig . . 

Der Kritiker, ober wie man bamals aud? fagte, „Dramaturgift", 
ber biefe Bemerkungen nieberfdjrieb, war ber Freiherr 0tto ron 
(Semmingen. gu feiner geit;hatten g<h (Eages3eitungen nodj 
nicht 3U allnächtlichen (E^caterrettjenfioncn unb Ko^ertreferaten auf- 
gefdppungen; ber Kritifer erhob in ben JDodjens unb Monatsfristen 
feine Stimme, ober wie in biefem falle feine Kritifen erfdgenen in 
3wauglofer folge auf einem halben Bogen fleinften Oftapformats ge¬ 
brückt unb würben pon Ejaus 3U Ejaus henimgetragen.y„Ejerr £iebfd?, 
ber bies’herumtr&gt, ber papiermüUer unb ber Budjbriicker bitten für 
jebes Blatt um ^ Kreier", bemerkt fjerr pon (Semmingen. (Er felbft 
fdjreibt 3U feinem Dergnügen, 3ur Belehrung bes Publikums, 3ur Auf¬ 
munterung ber Kfingler. Selbg ein 5d?affenber — um ein aktuelles 
Sdjlagwort 3U gebrauchen — nicht nur auf bem Boben ber Kritik, 
fonbern auch als Dramatiker. Seine Bearbeitung pon Diberofs „Ejaus: 
pater' 1 hat ihn weithin bekannt gemacht. Seine Kritiken, welche in 
freier Auswahl bie hieggen Dorfteilungen ber Seyler’fchen (Truppe ooti 
0ktober (778 bis Augujt 1779 begleiten, würben gefammelt unb er* 
fd?ienen (780 als kleines, heute fehr feltenes Büchlein im Schwanken 
Derlag unter bem (Eitel „Mannheimer Dramaturgie für bas Jahr 
(779". Der Kritiker wibmete biefe nach unb nach herausgekommenen 
Blätter „3um Dank für bas Dergnügen, bas bie tyeftge Bühne per* 
fdjaffte", ihrem Jntenbanten, bem „(Errichter unb Beforger biefer 
Bühne", wie er ihn nennt. (Es war frhr. EDoIfgang ^eribert pon 
Dalberg. 

$ie mtfr 4K Bttdjhattblmtg. gu nuferer 

Bemerkung in biefer geitfdjrift, Jahrgang 1902, Sp. (*3, wonach 
bie Schwan- unb (Söfc’fche Buchhanblung bis Mai *80j im ehemals 
Bürgermetger fuchs’fdjen, jeftt £idftenberger’f(hen E?aus am Markt, 
welkes früher bie Be3eichnnng H (, (2 führte, jegt aber H ;, 
litteriert ig, untergebracht war, fei bie folgenbe Anjeige in Br. 36 
bes Mannheimer Jnteüige^blattes pon (80( als Beleg nachgetragen: 

„Unter3eichnete haben bie (Ehre, Eternit bekannt 3U machen, 
bag fle ihre fettiger im fuchgfdjen Ejauf* am Markt befinblich 
gewefene Buchhanblung unb EDohnung peränbert unb in bas Ejaus 
£it. C 3 Br. 6, ohnmeit bem fchwar3en Bären, perlegt haben, wo 
fle nun wirklich endogen finb. Sie empfehlen geh einem pers 
ehrungswfirbigen Publikum befiens unb erbitten g«h in allen ben 
Buchhanbel betrejfenben Angelegenheiten geneigten gufprud?. 

Mannheim, ben (. Mai (80(. 

Schwan unb (Säg, 

Ejofs unb AkabemiesBuchhänbler." 

Jm gufammenhang bamit geht folgenbes Jnferat in Br. 39 
berfeiben Leitung: 

„Die IDohnungen im fuchgfchen Ejaufe an bem Speifemarkt 
£it. H \ Br. (2 hat bie (Sägifche Buchhanblung geräumt, unb 
kännen nunmehr fornohl im untern als obem Stock täglich be* 
fehen unb be3ogen werben." 

Jm fuchs’fdjen t?aufe war bie Schwanke Buchhanblung, ber 
Derlag unb bas £efekabinet berfelben, wohl auch Schwans tDohnung 
3ur geit Schillers unb Dalbergs. Die weitperbreitete irrige Meinung, 
ge habe geh bamals im (Ecfhaufe C (, 7 befunben, ig baburch 3U 
erklären, bag bie Buchhanblung in ber legten geit ihres Begehens 
als friebrid? (Säg ihr Jnfjaber war, in biefem Ejaufe etabliert war; 
pergl. 3. B. bas Abregbuch ber Qanbels- unb (Sewerbsleute in Mannheim 
\8<kO, S. (*. 

Ängehörigr btv nitbtviänbiW-vtfovmitvttn tttmtinbt 
in tamtgeim 1670* Jn einer Unterfuchung gegen ben Pfarrer 
Jugus XDilhelmus Mollerus pon ber nieberlänbifchsreformierten <8es 
meinbe tn Mannheim (Akten: (S£A. Mh. 3280 werben im De3ember 
t670 folgenbe Mitglieber biefer (Semeinbe als beugen pemommen: 


Peter Bulanb, Mattheis (Sillebert, Jeronte Du Molin, pieter 
Malle, Meynert Hoeg, Ejenbrik (Serrits pan ber Poel, Charles Bacro, 
Peter £afur, peter £afur ber jüngere, (Suillaume Courier, Abraham 
£aurier, Jakob Courier, EJenbrik Kohl, Bernharb Aperkamp, Ejubert 
Brunei, peter Ejaesbrouck, Jacob be Haet, fran3 Sap, Abrian Dirks, 
Houlanb pan ber Marek, Eilman ter Bypen, (Bipen, Buipen), Jan 
Muys, <£laes Marifchall, Johannes Schläfer, Abraham Janfen, (Charles 
pringuet, Abrian pan Hoorn, (Et^riftoffcl be Mulwe, Johannes Abatn, 
Houlanb EDannien, Jean Cangoutti, Jacob Ejoufnagel (Ejoupenagel), 
Jean (Eybaut, (Eharles Derbefen, Jacob pouillon, Jacob le plat, 
EJenbrtf le plat. 

Die hier angeführten gnb — pieUeicht mit wenigen Ausnahmen — 
gämifd?er Abgammuug. EDir bringen biefe Cige h*e f 3am Abbrucf, 
weil baburd? vielleicht manchen forfchern auf bem (Sebict ber familiem 
gefetzte ein Dieng erwiefeu wirb. EDo bie Schreibung pariiert, gnb 
bie abweichenben Bamensformen in Klammern beigefügt. 


Beiffdirttten- unb ©üd|Erfrf|au. 

Die feftgabe für bie <^9. (Seneraloerfammlung ber Katholiken 
Deutfchlanbs, bie im Auguft (902 in Ellanuheim ftattfanb, enthielt 
auger einem Rührer burd? Mannheim eine higorifche Sfi33e: fftirdftn- 
gefd|id|tlid|e9 über Punngeim von (Ehefrebafteur paul feige 
((2^ Seiten umfaffeub). Diefe Arbeit ftellt ben erften Derfudj einer 
3ufammenfa|fenben unb auf felbftänbiger Arbeit beruhenben Dar? 
gellung ber Kirchengefchichte unferer Stabt pom katholifchen Stanb- 
punkt bar. Bei bem Mangel geeigneter litterarifcher (Srunblagen 
für eine gan3e Heihe wichtiger Afcfchnitte waren für ben Derfager 
mancherlei Schwierigkeiten 3U überwinben, unb in perfchiebenen fragen 
war ein ^urückgetjen auf archioalifche (Srunblagen unpermeiblich. Auf 
Doügänbigfeit macht bie Arbeit, ber man es anmerkt, mit welchem 
Jntereffe geh ihr ber Derfaffer wibmete, 11m ge — was ihm gelungen 
ig — über bas Hipeau einer (Selegenheitsfchrift hinaus3nheben, keinen 
Anfpruch; bod? giebt ge in geflickt aneinanber gereihten Abfchnitten 
ein 3ufammenhängenbes Bilb breihunbertjähriger, wechfelnber (Ent* 
Wicklung bes kirchlichen unb fpe3iell bes katholif^kirchlichen Cebens in 
Mannheim bis 31er Beutelt. Jn einer Heihe pon fragen teilen wir 
ben Stanbpunkt bes Derfagers nicht, mügen aber h»*r, fd?on aus 
(Srünben bes Haumes, baoon abfehen, näher barauf ein3ugchen unb 
unfere Auffagung bar3ulegen. Auf keinem anberen (Sebiet ig 0b- 
jektipität eine fo fchwierige, wenn nid?t gan3 unmögliche 5adje, wie 
auf bem (Sebiet ber Kirchengefchichte, unb auf keinem anbent pieüeicht 
ig es fo nötig wie gerabe auf biefem, bie Aeugerungen ber perfchiebenen 
Seiten kennen 3U lernen unb nebeneinanber3uhalten. Da nun pon 
protegantifcher Seite fdjon wieberholt Beiträge 3ur Kirchengefchichte 
Mannheims unb ber pfalj geliefert würben, fo barf bas EDerk bes 
Derfagers als erges EDort pon ber anbern Seite berechtigtes Jnterege 
beanfpruchen. Um ihm erhöhte Derbreitung 3U perfchagen, höl ^^r 
Derleger (Jean (Sremm, Buchhanblung in Mannheim) eine Ausgabe 
3um ermäßigten Preis pon 50 Pfennig perangaltet. Der Druck unb 
bie Ausgattung mit Bilbern unb Plänen kann als wohlgelungen be- 
3eichnet werben. Bei biefer (Selegenheit fei bemerkt, bag ber «gleiche 
Derlag bie Protokolle ber Derhanblungen bes Katholikentags in einem 
gattlichen Banbe h<fousgegeben hat. 

Jn bem foebeti h erau $gekommenen §abve*tjgft btt bfktv- 
vtidfifätu avdfätltnifäftn fttfütat* wirb — worauf uns ein 
Münchener freunb unferer geitfehrift aufmerkfam macht — auf 5. (66 
Anm. 5 (Bron3egatuette eines E^oplitobromen) biekleine, „Athlet" benannte 
Bron3eggur bes hiegd^ (Srogh* Antiquariums, mit langem E}aar, 
nackt, bie E^änbe in bie Seite gemmenb, für einen „Knabenwettläufer 
ober (Eän3er" erklärt. Bei ber Ausbauerkonkurren3 (Dolichobromie) 
lief man mit ben E^änbeu an ben Elften, bei ber Schnelligkeits^ 
konkurren3 (Stabiobromie) bagegen mit abgefchleuberten fchwung- 
pergärkenben Armen. 


Beueriuerbungen unb Schenkungen. 

XXXIII. 

(2 (. De3ember (902 bis 20. Januar (903). 

Das augergemöhniiehe Anfchwellen unferes §ugangsper3eichniges, 
begen genaue monatliche fortführung als Dorarbeit 3ur AuffteUung 
eines (Sefamt: unb E)auptinoentars ber Sammlungen pon be- 
fonberer EDichtigkeit erfcheint, hal eine permehrte Jnanfpruchnahme 
bes porhanbenen Haumes in ben (Sefdgchtsblättem 3ur folge, fo bag 
wir pon §eit 3U geit, um burch biefe an unb für geh gewig erfreu: 
lieh reichhaltigen £igen ben eigentlichen £efegog nicht a(l3nfehr ehts 
3uf<hränken, 3U einem je nach Bebarf erweiterten Umfang ber (Sefchichts- 
Blätter unfere gugudjt nehmen mügen. So in porliegenber Bummer. 

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52 


I. Jltt* fettst lUitrittttt* 

Sdjmetjingen, Junbe bei ber Kanalifation, ohne uähere Angabe bes 
(Janborts, ©om Bürgermeißeramt unferm Verein überlaffen (©gl. 
ben Beriet auf 5 p. 45 ber heutigen Hummer): 

A 277 . Sterbe non einer rbmifdjen ^ormfd^uffel für Terra 
sigillata-(Sefäße, 7 X 5 cm. 

A 278 . jrütigermanifd?e £an3enfpitje mit (Tülle, 39 cm lang, bie 
Klinge 3 cm breit. 

A 279 . besgl. 25 cm lang, 5 cm breit. 

(Ebenbatfer, frütjgermanifdje (Sräber, gefunben hn Ijofe ber 
APtienbrauerei, non ber DirePtion unferm herein überladen: 

A 280 . gmeifdjneibiges (Eifenfdfmert (Spatha), 84 cm lang, 

5,5 cm breit. 

A 281 . (Einfdjueibiges (Eifenmeffer ( 5 a$), 30 cm lang, 3 cm breit. 

A 282. (Eifeme Canjenfpifee mit gefeiltster (Tülle, 38 cm lang, 
bie Klinge 3 cm breit. 

A 283 . (Eiferne Speerfpifte mit gefilmter (Tüüe unb langem 
bünnem fjalfe, 40 cm lang, Klinge 2,5 cm breit. 

A 284 . (Sefdjlojfener Bronjering non 4—5 mm breitem fladjem 
Draht, 3,5 cm Durchm. 

A 285 . Heft eines 3»eifeitigen Kammes ©on Bein, 5 X 1,5 cm. 

A 286 . (Sut erhaltene Urne von grauem (Ton mit ben gemöhnlichen 
eingepreßten l)ori3ontaien gierlinien, 10,5 cm hod?, 10,9 cm 
größter Durchmeffer. 

A 287 . QenPelPanne ©on f<hmar3em (Ton, ©ediert, in mehrere 
Stücf e 3erbrod?en unb unoollßänbig erhalten, mar etwa 18,5 cm 
hodj, 19 cm Durd}m. 

A 288 . gmei unooüßänbig erhaltene Sdfäbel unb fonftige Sfelett* 
teile. 

II. Httft Pttielnlter ttttfe JUuieit. 

A 214 . Stanbbilb eines gmerges, ber auf bem redeten Knie 
fniet, aus grauem Sanbftein, 17. 41 cm h°d?. <Se* 

funben im Keller bes Kaufes P 6 , io unb gefdjenft ©om fjaus* 
eigentümer, Qerm Schreiuermeißer £enf. 

C 413 . IVeißglaßerter Tjenfelfrug mit Blumen bunt bemalt, mit 
ginnbecfel, 19,2 (mit bem Decfel 22,6) cm fjod?. Sübbeutfdjes 
Jabrifat ©om Anfang bes 18. 3 a *t r h&l 5 * ((Sefdjenf von jfrau 
D. UTeyer=picarb.) 

E 526 . Cigarrentafdje ©on £eber mit in Seibe geßieften Blumen/ 
Stahlbügel, um 1860 . 14X8,5 cm. 

E 527 . Brieftafdje von grauem Saffianleber mit in (Solb ein« 
gepreßtem Bilb, Sdjäferfcene, unb ebenfoldjer Umrahmung; innen 
mit meißer Seibe gefüttert, um 1850 . 13 , 5 X 8,5 cm. (Beibe 

(Segenßänbe gefdjenft von fjerm Kommer3ienrat feiler.) 

E 528 . Hedjtecfiges Stücf grauer Schiefer, Pünftlid? Ijerges 
rietet, ©on unflarer Beftimmung, 9 cm lang, 2 cm breit, 0,8 cm 
bief. ((Sefdfenf ©on Qerrn Budjbinber Keßler in Schmefcingen.) 

E 529 . Xüeißlidj graues fd^ieferiges flußgefdjiebe ©on länglicher 
Jorm, Haturgebilbe, aber als Wtvt&UQ (311m (Stätten ?) benüfct, 
24 cm lang, bis 3U 4 cm breit. 

E 530 . petfdjaft in filberner Raffung mit filbemem (Sriff ($mei in 
einanber ©erfdjlungene Delphine), ber Hamens3ug ©erklungen 
TPSNS, barüber breieefige Krone in rotem Ad?at; letzterer oval, 
1 , 9 X 1 , 6 cm. ((Sefdjenf von <frau ntath. Kofffa.) 

E 531 . €iferne (Sabel, ©ie^infig, mit glattem f^orngriff, 13,5 cm 
lang. ((Sefunbeu in ben (Sräbem in ber APtienbrauerei 3U 
Schmetjingen unb gefdjenPt mie oben.) 

H 1035 . Starf ©erroßetes (fafchinenmeffer mit feßem Hing an 
ber Parierßange, 43 cm lang, Klinge 4 cm breit. (Beibe (Segen* 
ßäube non ber Kanalifation in Sdjmetjingen, ©gl. oben.) 

K 203 . (Tauf3ettel, folorierter £>ol3fchnitt, in ber ITTitte ber ©on 
einem Blätterfran3 umgebene (Slütfnmnfd? bes Paten, bat. (Erbols* 
heim 25 Qornung l 82 i; 30,7X22,7 cm. ((SefdjenP ©on fjerrn 
Komme^ienrat geiler.) 

M 312 . SteinPugel mit eingelaffener eiferner Oefe, h<rt als <Se* 
midjt gebient, 28 cm Durchm. fjerfuuft mie oben II, A 214 . 

Die folgenben (Segenßänbe ebenfalls ©on ber Kanalifation in 
Sdjmeöingen: 

Q 53 . fjufeifen, ßarP ©erroßet unb abgeblättert, £änge 12 cm, 
größte Breite io cm. 

Q 54 unb 55 . Desgl. mit Stollen, 12 X 11,5 cm. 

Q 56 . Desgl. mit Stollen, 13 , 5 X 11 cm. 

Q 57 . Desgl. mit Stollen unb (Sriff (©orn), neuerer Art, 15 X 13 cm. 


Q 58. Desgl. 13,5 X 11 cm. 

Q 59. fjälfte eines f^ufeifens älterer Art, 1 2,5 cm lang. 

Q 60 . Desgl., 12 cm lang. 

Q 61 . (Eifenfdjnalle ohne Dorn, mahrfcheinüch ©om Pferbegefchirr, 
6 X 5,5 cm. 

Q 62. (Eifemer Sporn neuerer Art mit Pleinem Häbdjen, 16,5 cm 
lang, 3 ufammengebrütft auf 5 cm Breite. 

Q 63. Steigbügel älterer Art, in 3 t©ei Stücfe jerbrodjen, 15 cm 
lang, 13 cm breit. 

Y. CStyttographifiJf* UfeteUttttgu 

Altertümer aus Ute^ico, ausgegraben auf feiner eigenen Be* 
flömtg Don ^errn f Konful Karl £eoni, bem Derein gefetjenft 
©on feinem Sohne, Ijerrn Konful (Ernߣeoni. 

D 155 . Bartlofer Kopf ©on einer Statuette aus (Trachyt, nodj 
14 cm hodj, 12 cm breit. 

Die folgenben (Segenftänbe aus gebranntem (Ton: 

D 156. männliches Köpften ©on einer Statuette, frauenhaft, mit 
geblecften gähnen, 6 cm hoch, 5,5 cm breit. 

D 157 . 5 ra Ö en ll a fl er männlicher Kopf mit gipfelmüfte, ©om Decfel 
eines (Sefäßes (?), 6 cm hoch, 4,5 cm breit 

D 158 . männliches Köpfchen mit (farbenreften, 4,5 cm hoch, 2 cm 
breit. 

D 159. (Tiermasfe mit ausgehölten Augen, 4 cm hoch, 2,8 cm breit. 

D 160 . plumpes (Tierfigürd^en mit ©ier Durchbohrungen, 7 cm 
hoch, 3,5 cm breit. 

D 161. Sitjenber Dogel, Kinberpfeife, 5 cm hoch, 4,5 cm breit. 

D 162. Kopf eines SchaPals, 4,5 cm lang, 2,5 cm breit. 

D 163. UnerPlärtes (Seräte mit 3 t©ei Vertiefungen, 6,5 cm lang, 

3.5 cm hod?. 

D 164. Kleine £eiße mit Keliefornament unb Qanbgriff, 7 cm lang, 

1.5 cm breit. 

D 165 . Durchbohrter unb ©edierter Knopf, 1,5 cm hoch, 2 cm 
Durchm. 

VI. liifeer- Hufe {Hnttrammlitttg* 

Die Bilberfammlung erhielt (Sefchenfe ©oü T)en Herren £anb 
gerichtspräßbent Chriß, prof. Dr. (Tlaafen, (DsPar T?ochftetter, 
(Seh. Hat T^onfell tu Karbruhe, Auguß IVürth. 

A 208 . Heuere pläne ©on mannhetrn (A 208 , 1—43, bepos 
niert ©on ber Stabtgemefnbe be3». (Tiefbauamt, MCT/V 685 ). 

1. Ueberßchtsplan 1873 über ben füblich ber (Eifenbahtt gelegenen 
(Teil ber (SemarPung mannheirn, 1:2500, Blatt 1. 

2. Ueberfichtsplan t©ie oben, Blatt 2. 

3. Ueberßchtsplan 1873 ber tteefargärten, Untere mühlau, Blatt 3. 

4 . Ueberßchtsplan 1892 über bie (SemarPung mannheirn, i: 10000. 

5 . Ueberßchtsplan (898 über bie (SemarPung mannheirn, i: ioooo. 

6. Ueberßchtsplan 1901 über bie (SemarPung mannheirn, i: ioooo. 

7. Ueberßchtsplan (898 über bie (SemarPung mannheirn, 1: ioooo 

oberes Anfdßußblatt. 

8 . Ueberßchtsplan 1898 über bie (SemarPung mannheirn, 1: ioooo 

unteres Anfchlußblatt. 

9. Die Altßabt Iftannheim am (Enbe bes XIX. 3 a hrhunberts mit 
Angabe ber (Erbauungs3eit ber Käufer. 

10 . Kartographifd?e Ueberßcht über bie ©on ber Stabt mannheirn 
©om 3ahre 1887 bis 3 u i* 1 8 9 6 oeriuenbeten Anlehensmittel. 
U. Situationsplan über bie Verlegung ber (SemarPungsgren 3 e 
3 i©ifchen iftannheim unb Käferthal, plan ©on Ho©ember 1880 

12. besgleichen, plan ©on 1882. 

13 . Situationsplan über bas frühere (Sebiet ©on Käferthal unb 
©011 mannheirn, gefertigt 1898. 

14 . (SemarPung mannheirn nach bem Stanb ©om 1. 1 . 99 - (125000. 

15 . Käferthal, Ortsplan 1897, i: 2500 . 

16 . Hecfarau, Ortsplan 1899, 1:2000. 

17 . tValbhof, Ortsplan 1900, 1:2500. 

18. Hecfargärten, plan 1898, {: 1000. 

19. Hecfaroorßabt, plan 1901, i: iooo. 

20. Hecfaroorßabt, plan 1902, i: iooo, Anfchlußblatt. 

21—22. £inbenhof, plan 1889, 1:2500; 1901 l: iooo. 

25. Schmeßingeroorßabt 1901, i: iooo. 

24. Oeßlidje Stabtermeiterung 1889, 1:2000. 

25. Oeftliche Stabtermeiterung 1896 , i:sooo. 

26. Oeßli 4 e Stabtermeiterung 1898, 1:2000. 

27. Oeßliche Stabtermeiterung 1899, 1:2000. 

28. Verlegung bes Hiebfelbes 1898 , 1 : 750 . 

29. Verlegung bes Kleinfelbes 1900, 1 : 750 . 

30. Verlegung bes langen Hötter 1902, i : 1000. 

31 . Dispoßtion eines Kanalne^es für Ittannheim, Projeft ©on 
Särfli Siegler ( 8 ? 5 , (: 2000. 

Digitized by VjOOy LC 



58 


54 


32. Entwäfferung ber Stabt Mannheim, projeft £inbley ( 89 (, 

(: (oooo. 

33—5^, Entwäfferung ber Stabt Mannheim unb bcr Dororte. 
Einteilung im Eebiet (: 25000, Ueberji^t ber Siele (: 25000. 
Projekte. 

35—38. 3 nbuffriehafen Mannheim (896 (: 2500 , 1098 \: sooo, 
(900 (: 5000 , (902 (: 5000 . 

39. Ueberffdftsplan ber Qafenanlagen Mannheims (90(. 

^0. finbenljofÜberführung, £ageplan (895. 

H(. Verlegung bes Qochwafferbammes beim Hheinpar! (902. 

42 projefhpläne (90(, (: 2000. 

^3. Durchführung ber Btsmarckffrage unb Qerffellung einer Ders 
binbungsffrage 3um parfring (902, (:sooo, plan (90(. 

B 21 m. Charte topographique d’Allemagne, fait par 
J. W. Jaeger ä Francfort ». M. Eeftochcn oon <5. f. Bbe l, 

Öernbt, facins, 3 &nnirfe. Enbe bes ( 8 . 3 a hrh- Magftab etwa 
(:((0 000 . Buf £einwanb aufgejogen. Blatt 55 , 56 , 57, 58, 
60, 6 (, 62, 63, 64 , 66, 67. 

B 21 p. Kriegsfeenen aus ben 3 a hreu ( 8 ^ 3 —( 8 ( 5 , 3ur Er« 
tnueruna für ehemalige Krieger unb 3um Bad^eichneit unb 
illuminieren für Meine £eute in (2 herrlichen 3 Fi 33 eit oou 
£eopolb Beyer. Dresben unb pirna bei Hobert Briefe. ((2 
Militärbilber, Kupfergidjc in (Quartformat, aus bem Bachlag oon 
Earl £ang, Mannheim, ehern. Dorganbsmitglieb bes Altertums* 
oereins.) 

B 112 g. Beckarau. (Et^orcinfatirt bes Bltbürgermeiger Eunb'fchen 
Kaufes mit ben bafelbft eingemauert gewefenen, jet^t im Blters 
tumsoercin befiublidpeii 3wei 3U einem Diergötterffein gehörigen 
Reliefs (oergl. IMpn. Eefdj.sBl. (902, 8/9, (84). Photographie 
aufgenommen ( 90 ( non ©sfar Qodjffetter. ( 2 : ( 7 . 

B 193 d. Earte über ben £auf bes Hheins non Cauterburg bis 
unterhalb Sanbhofen längs ber babifd? s bayerifd?en Ereile in 
8 Blättern, nach bem Maggab (: 20000, barftellenb ben guftatib 
bes Stromes in ben 3 a h*en ( 856 — 58 , wie fold?er in folge ber 
3wifchen beiben Ufergaaten über bte Regulierung bes Stromes ge* 
troffenen Deretnbarungen feit bem 3 a h^e ( 8(7 herbeigeführt 
würbe. Bearbeitet auf bem technifchen Bureau ber Erogh. ©ber* 
bireftion bes IDaffers unb Stragenbaus. 

B 200 f. EhartenouSchwaben. Erigonometrifd? aufgenommen 
unb ge3eichnet oon 3 « 21 . u. Btnrnan, Kurpfal3*baierifchem IDaffer» 
baubireftor. (Seftodjen von Bbel, Stuttgart. Derlag non 3 - <$• 
Eotta Eübingen, Enbe bes ( 8 . 3 uh r h- Magftab etwa ( : 70000. 
Blatt 8, 9, 2(, 22, 24, 25, 42, 43 , 44. 2 luf £einwanb aufge3ogen. 

B 230 m. Stein. Bbbilbung ber Kellerei 3um Stein in ber Ehurs 
Pfalg am Rhein gelegen. (Kus Merian Topographia Palatinatus 
Rheni 5 . ( 04 .) Kupfergicfj. 22,7 : ( 5 , 2 . 

B 239 c. IDadjenheim (Rheinpfal3). Knpcht aus bem XVII. 
3 ahrh. mit allegorifcher guthat (aus Meiguer). Kupferftid?. 
( 0 : ( 5 . 

C 69 f. lYTariaElifabeth. Ehurfürgin 3U Pfaltj. [Eemahlin 
Karl Eheobors.] Qüftbilb. Syfang sc. 15 , 6 : 8 , 7 . 

E 157 1. Derfdjaffelt. Erabmal feiner ältegen Eochter, ber 
Eräffn non Saint Martin. Ehemals in ber Schulfirdje (L (, (), 
jeijt in ber Ql. Eetgkirdje 3U Mannheim. Photographie non 
pefcolbt 8c Kloos. 14,4:9,9. 

* * 

* 

Kungbl ätter. 

f erb. Kobell. £anbfchaft mit Eebirg im Qintergrunb. £infs altes 
befegigtes Stabtthor, rechts unter hohen Bäumen Qirte mit 
Schafen. Babierung. a Prague chez Marco Berra, marchand 
d’Estampes. ( 6,5 : 2 (, 3 . 

5 erb. Kobell. Eebirgslanbfchaft; linfs auf einem Reifen Burg» 
trfimmer an feinem fuge ein Stupbach, au welkem 3wei fifdjer; 
rechts alte Bäume. Babiernng. a Prague chez Marco Berra, 
marchand d’Estampes. ( 6 , 4 : 2 (, 3 . 

vm. 

Die Bibliothek erhielt Eefd?enke non ben ßerren profeffor 

Karl Baumann, f. DT. felbhaus, 3 e ® n ©remm, Major 

Qufffdjmib in Biberach, 3 0 h<*nn Kraus in franfenthal, £eopolb 

Mayer, Bugug IDürth, oon ber Er. Uninerfttätsbibliothef in 

Bogocf unb von Ungenannt. 

*A 1 d. Blpenoeretn. geitfdjrift bes Deutfchen unb ©eger» 
reichten Klpennereins. 3 ahrgang (902. Banb XXXIII. XTTit 
3ahirei<hen Kbbilbungen im Eejt unb auf Cafeln. 3 nns ^ ni <F (902. 
413 5 . 

♦AI da. Blpennerein. UTitteilungen bes Deutfchen unb ©efter» 
reichifchen Blpennereins. Beue folge Banb XVIII., ber gan3en 
Beiije XXVIII. Banb. 3 a h r 9 U «9 1902. Hlünehern W ien (902. 
294 5 . 4 °. 


Allf. Knauer, ITIorig. Calendarium Oeconomicum Practicum 
Perpetuum ober Dollgänbiger QaussEalenber, welcher auf bas 
3 ahrhuubert non (80( bis (900 eingerichtet ift. Beutlingen 0.3. 
[Knfang bes (9. 3 <*hrh-] U 2 5 . 

A 16 d. Erotefenb, Q. Eafchenbuch ber geitrechnung bes 
beutfehen UTittelalters unb ber Bereit. Qannooer unb £eip3ig 
(898. (66 5 . 

A 33 d. Besage, A. (Comte de Las Cases.) Atlas historique, 
g6n£alogique, chronologique et gäographique. Paris 0. 3* 25 

Eafeltt gefaxt unb gebunbeu. Er. folio. 

A 234 k. Haverfield, F. Excavations on the Roman Wall 
[in Schottlanb]. Reports of the Cumberland Excavation Com¬ 
mitee for the years 1894—1899. Reprinted from the Trans¬ 
actions of the Cumberland and Westmorland Archaeological 
and Antiquarian Society, XIII—XVI. Kenbal 0. 3* ((3 S. 

mit 3 ahlreichen plätien unb Kbbilbungen. 

A 234 af. Q e r 3 0 g, E. KritifcQe Bemerfungen 311 ber Ehronologie 
bes £imes. Sonberabbrnrf aus „Bonner 3 a h r üücher" Qeft ( 05 , 
5 . 50 — 77 . lUit h an M<hriftlichen Banbbemerhmgen non K 
gangemeiger. 

A 253 m. Sch leutiiltg, ID. Velia in Lucanien. Berlin ( 902 . 
mit 25 Kbbilbungcn im Ee^t unb ( plan. 28 S. 4 0 . 

A 268 m. Daur, Ulbert. Das alte beutfehe Dolfslieb befoubers 
bes (6. 3ahrhunbers nach feinen formelhaften Elementen be* 
trautet (Einleitung). Differt. Berlin (902. 52 5 . 

A 289 c. pütter, 3 °h ^teph. Qigorifch^politifches Qanbbuch 
oon ben befonberen Eeutfchen Staaten. (. Eeil oon ©egerreich, 
Bayern unb Pfal3. Eöttingen ( 758 . 534 S.+Beg. 

A 313 g. Brad?, Ulbert. Eiotto’s Schule in ber Bomagna. 
Differt. Stragburg (902. 62 S. 

A 314 d. Cornelius, Earl. Bilbnisfung. 2 . Eeil. Das mittels 
alter. QabilitationssSdjrift. freiburg (90(. (30 S. 

A 318 fd. Qamilton, Heena. Die Dargellung ber Knbetung 
ber Qeiligen brei Könige in ber tosfanifchen ITIalerei oon Eiotto 
bis £ionarbo. Digert. Stragburg (90(. 82 S. 

A 327 cm. Hothes, ID alter. Die DargeÜungen bes Fra 
Giovanni Angelico aus bem £eben Ehrigi uub iftariä. Digert. 
Stragburg (902. (6 S. 

A 327 cp. Scherer, Dalenti 11. Die ©rnamentif bei Klbrecht 
Diirer. Differt. Stragburg (902. 29 5 . 

B 8 dh. Erbf olg e Sponheim. Sammelbanb: [ 3 °üy unb IDinter) 
Knfprüche ber Krone Bayern an £anbesteile bes Erogher3ogtums 
Baben, mamtheim ( 827 . 89 5 . — gachariä, K. 5 . Ueber 
bie Knfprüche Baiems an Baben wegen ber Eraffdjaft Spons 
heim. Qeibelberg ( 828 . 4( S. — für ben Sieg ber hiftorifdjen 
unb rechtlichen IDatjrheit in bem Sponheimer Surrogats unb 
Succefgonsgreit. franffurt (829. (54 S. — Kur3e oorläugge 

Beleuchtung ber Drurffchrift: Knfprüche ber Krone Bayern u. f. w. 
Hümberg ( 827 . 32 S. — [ 5 °*pfl] Ueberblicf ber Eontroocrss 
unb XDechfelfchriften über bie Knfprüche ber Krone Baiern u. f. w. 
Eiegen ( 828 . 42 S. — Derf. 2. Eeil. Büruberg (829. 62 5 . 

B 29 bd. Drais, E. ID. f. £. f reih er r oon. Eefchichte ber 
babifchen Eeri<htshöfe neuerer geit. IHannheim bei Sd^wan unb 
Eötj ( 82 (. 338 S. 

B 46 cm. Brunner, Karl. Die Entwicklung bes Schulwefeus 
in ben babifchen mar f graf fünften. ((453 — ( 803 ). Qabilitatiouss 
Schrift. [Karlsruhe (902.] 38 5 . 

B 59 at Q übfeh, Q ein rieh- Sein £eben unb feine IDerfe. 
(Erogh. Bab. ©berbaubireftor^ geb. (795 in IDeinheim, geg. ( 863 .) 
Sonberabbruc! aus ben Qigorifd?»politifchen Blättern Banb LIII. 
52 S. 

B 59 bd. Kah, K. Das babifche £anbrecht nach Einführung ber 
Beichsjugi3gefe$e. Eejt mit erläuternben Boten, Knhaitg unb 
ausführlichem Sachregifter. mannheirn (879. 662 S. 

B 68 f. Bebenins, friebridj. Baben unb feine Stellung 3ur 
beutfehen frage. Karlsruhe ( 850 . 56 S. 

B 68 r. ©bfer, Karl. Der felb3ug bes 3 a *t re s 1^22 am ©ber 
rhein, nach ben Denfwürbigfeiten bes f reiherrn Ulyges oon Salis= 
marfchlins. (Sonberabbrucf aus geitfehrift für Eefchichte bes 
©berrheins. N. F. VII. 5. 38 — 68 .) Karlsruhe (892. 

B 79 dp. Eittel, Eottlob Bug. Acta Societatis Latinae 

Marchico Badensis Inauguralia. Carolsruhae 0 . 3. [(767]. 224 5. 

B 97 1 . ©berbayerifches Brdfio für oaterlänbifche Eefchichte. 
Qerausgegeben 00m QtfiorifcQcn Derein oon ©berbayeru. Banb 
5 ( ff. münchen ( 90 ( ff. 

B 108 c. Katalog ber Bibliothek bes Dereins für Eefchichte bes 
Bobenfees, bearbeitet oon Eugen Schobinger. 2. Bug. 

jrtebridplia en , 902 -ßj^® z |‘ c | i Google 



55 


58 


B 108 m. Sdjumadjer, K. Z“r ältefien Bejiebelnngs'CSefchichte 
bes Bobenjees unb feiner Umgebung. Sonberabbrudf aus bem 
29. Ejefte bec Schriften bes „Dereins für <Sefdjid?te bes Boben* 
fees unb feiner Umgebung". [*890.] 24 5 . 

B 124 s. Das beutfdje Hedjtsbudf. Ein t^aubbud? für ben Staats: 
bürger über feine in ben neuen Heidjsgefegen enthaltenen Hechte 
unb Pflichten. 5 . HujI. Berlin * 876 . 755 S. 

B 132 gt. Eföjter, 3 u li us « Dorgefchidjte unb bie beiben erjten 
3 atjre bes „immeripährenben" Heicfjstags 3U Hegensburg. Uijfert. 
Ejeibelberg *90*. 7* 5 . 

B 134 p. £ Ute 11 fein, Ejeinrich. Ute Unfdjauungen pon Staat unb 
Kirche im Heid? ber Karolinger. Uijfert. Ejeibelberg *902. 46 5 . 

B 139 im. Hi eher, Karl. Uas £eben Berttjolbs pon Hegensburg. 
Uiffert. Jreiburg i. B. *90*. 47 5 . 

B 161 h. Sdjntiblin, 3 °f e Ph* Urfprung unb (Entfaltung ber fyabs- 
burgifdjen Hechte im (Dberelfag. *. Ceil. Uijfert. ^reiburg i. B 
*902. *oo 5 . mit 1 Karte. 

B 214 t. 3 at*rbud? für (Senealogie, I7eralbif unb Sphra: 
giftif / Ijerausgegeben pon ber furlänbifd?en (Sefeüfdjaft für 
litteratur nub Kunjt. Ulitau *896 ff. 4". 

B 266 m. letninger <Sefd?id?tsbl&tter. Xferausgegeben pon 
Pfarrer Ulüller in Saufenheiin. monatliche Beilage 311m (Srün; 
ftabter Hn3eiger. *902 ff. 4 0 . 

B 280 bg. Dorlegung ber ^ibeicommijfarifchen Hedjte bes Kur* unb 
^ürjtli<hen Kaufes Pfal3 überhaupt unb bes regiereuben Xferrn 
^er3og 5U Pfal3 §meibrürfen infonberheit, betr. ber (Erbfolge in 
Bayern * 777 . ^Jranffurt unb £eip3ig * 778 . 428 5 . 

B 283 f. Derfe unb Heime eines alten pfä^ers. 3 “ pf&liifd?er 
UTunbart. Ejeibelberg *864. *24 S. 

B 283 ot. IDejtpfäljifdjc (Sef^ic^tsblätter, monatliche Beilage 
3ur gtoeibrürf er Leitung, herausgegeben pon Hubolf Butt mann. 
3 al*rgang II. ff. gipeibrütfen *898 ff. 4 0 . 

B 297 f. Sdjröber, Hidjarb. lehrbuch ber beutfc^en Hechts: 

gefdjidjte. 4. perb. Hufl. ITTit * Hbbilbung im Cejt unb 5 Karten. 
Ceip3ig *902. 970 5 . 

B 303 p. ;fifdjer, ^riebr. Chrijtoph 3 onathan. Untrenn; 
barfeit unb XXnperäugerlnhfeit ber pfa^baierifdjen Erblänber. 
Berlin *786. * 3 * 5 . 

B 329 d. Ko bell, ^ran3 pon. <8ebid?te in l^o^beutfd^er, ober; 
bayerifd^er unb pfätyfdjcr UTunbart. UTündjen *84*. 298 S. 

B 554 bu. IDÜtichen, ^riebrid? Karl. preugen unb Englanb 
in ber europäifcheii politif * 785 —* 788 . Uijfert. Ejeibelberg *902. 
53 S. 

B 559 g. Denebey, 3 - $*r Hinein. 2. Huflage. BeÜe;Due bei 
<Eonftan3 *84*. *22 5 . 

B 562 mt. Sdjnellbad^Peter. £ieber eines Schiffne^ts auf bem 
Hinein, Zufammengeftellt unb herausgegeben pon Dr. peter 
SdjneÜbach. XTTannheim *903. 24 5 . 

B 575 g. Haffe, ID alt her. gur Derfehrsbebeutung bes Hheins. 
Hojiotf *90*. 96 5 . (Uijfert.) 

B 617 cb. Heber ben Hnfchlug Sfibbeutfdjlanbs an ben norb; 
beutfd?en Bunb. Betrachtungen eines 5 übbeutfd?en im Spät; 
herbjte *866. Hörblingen * 867 . 42 S. 

B 624 m. Ejeyb, ID il he Im. Qaubfdjriften unb Ejanb3eid?nungen 

bes l*er3ogl. württemb. Baumeijters Ejeinrid? Schtcfhorbt. 
Ejerausgegeben im Huftrag bes IDfirttemberg. <8efchichts; unb 
Hltertumspereins. Stuttgart *90*/2. 43* S. 

B 625 g. ITTärf t, 2 Xb0 1 f. Uie mürttembcrgifchen XDalbenfergemeinben 
*699—*899. (feftfdjrift 3“r frier ihres 200jährigen Bejtehens. 
Stuttgart *899. 79 5 . 

C 8 t. Cuno, XD. (Sefdjidjtc ber maüonifch : reformtrten <Se; 
meinbe 3U Hnnmeiler. ((Sefdjidjtsblätter bes beutfcheu £?ugenotten; 
Dereins. §el*nt II, Ejeft *.) UTagbeburg *893. *4 5 . 

C 9 m. Sch log ft ein, 3 a *°k töefdjichte ber Stabt Hnnmeiler. 
Huntpeiler *886. *04 5 . 

C 38 d. Kopp, £)ein rieh. Uie Bühnenleitung Hug. Klingemanns 
in Braunfchtpeig. UTit einem Hnhang: Uie Hepertoire bes 
Braunfdjtpeiger Hationaltheaters. Uijfert. Hamburg 11. £eip3ig 
*90*. *05 S. . 

C 44 g. Hofe, (Ebuarb. Uan3iger (Setreibehanbel porn Beginn 
bis 3ur UTitte bes XIX. 3 a h r h un &erts. Uijfert. bfeibelberg 
*90*. 3* S. 

C 68 sf. Kraus, 3°h* ©11 franfenttjaler Stammbuch aus bem 
*8. 3 a h r h un &ert. XTTit Einleitung unb Hnmerfungen perfehen 
unb 3 um Ururf gebracht pon 3ot*. Kraus, ^ranfenthal * 903 . 37 5. 


C 69 d. Hftenftücfe 3ur neueften (Sefchichte pon ^franffurt a. 8 T. 
§ugleidh: UTaterial 3ur neueften heutigen (Sefchichte. Hnhang: 
Hachträge 3ur *. Hufl. Stuttgart * 866 . 75 +|27j(S. 

C 76 p. Hittmeger,fran3. Eüjtine in ^franffurt unb bie IDiebers 
einnahme ber Stabt burd? bie Ueutfchen *792. Jranffurt a.*in. 
* 867 . 74 5 . 

C 134 ac. Cabenbach, Carl Kuguft. Uas £yceum 311 Qeibelberg 
in feiner gefchidjtl. Entmicfelung (* 808 —* 858 ). ^eibelberg *859. 
80 5 . 

C 177 m. ^elfingfors. geitfdjrift ber ftnnifchen Kltertums-(Ses 
fellfchaft (Suoraen muinaismuistoyhdistyksen Aikakauskirja XXI, 
finska fornminnesföreningens Tidskrift). Helsinki (^eljtngfors). 
* 90 * ff. 

C 200 p. Uelpy, Egbert. Uie £egenbe pon ber hkUrfula in ber 
Kölner IHalerfchule. Uijfert. iftit 3ahlr. Hbbilb. ^Köln *90*. 
*82 S. 

C 220 cb. Efeufer, Emil. Uie britte unb pierte Belagerung 
£anbaus im fpanifchen Erbfolgefrieg (*704 u. *7*3). ITTit 3 
Cafeln in lichtbrudf, barjteüenb bie auf bie Belagerung be3Ügl. 
XTTün3en u. XTTebaillen. £anbau *896. 3*8 5 . 

C 252 p. Beringer, 3 °f* 21 “8* (Sefdjidjte ber XTTannheimer 
geichnungsafabemie. Had? bem urfunblichen UTaterial bargeftellt 
Stragburg *902. * * 2 S. 

C 256 bf. XTTannheim. (Dfffyieller Katalog ber *. (Semerbes 
Kusjtellung bes organifierten Efanbtperfs im f^anbiuerfsfammer* 
bewirf XTTannheim, pom 26 . Hpril bis Enbe 3 uni *902. ^XTTann- 
heim *902. 68 S. 

C 296 gu. Schnellbach, Peter, (gebiete. XTTannheim *903. *54 5 . 

C 351 ce. XTTannheim. ^eftblatt ber 49. (Seneralperfammlung ber 
Katholifen Ueutfchlanbs in XTTannheim, 24.-28. Kuguft *902. 
XTTannheim. Urucf u. Derlag poii 3**“ (Srernm. 74 5 . ®rog Jfol. 

C 351 cf. XTTannheim. Derhanbluugen ber 49. (Setteralperfammlung 
ber Katholifen Ueutfd?lanbs in XTTannheim, pom 24.-28. Hugujt 
*902. Eferausgegeben pom Cofaltomite in XTTannheim. 

XTTannheim *902. 692 5 . 

C 560 d. Heu, EJeinrtch. (Sefthichte ber epangelifchen Kirche in 
ber (Sraffdjaft XDertheim. Efeibelberg *903. *30 S. 

C 579 ag. XDecferling, 21 ugu|l. Uenffchrift 311m 200jährigen 
3 ubiläum ber Buchbrurferei Kran3bühler in XDorms. gugleid? 
Jeier bes * 25jährigen Beftehens ber „IDormfer Leitung" am *6. 
unb * 7 . 3 uni *900. XTTit 3ahlreichen Efol3fchnitten. XDorms *900. 
96 S. 4°. 

D 15 an. (Srotius, Efugo. Urey Büdner pon Kriegs» unb Jriebens; 
rechten. 3 “s Ceutfche fiberfeget unb herausgegeben pon J. N. S. 
[ 3 ohannHidasSerlin.] Jranffurta.XTT. *709 XL, * *445. + Heg.^ol. 

D 29 el. XTTittermaier, K. unb J. Bilber aus bem leben pon 
K. 3 - 21 . XTTittermaier. gur 500jährigen 3 n &elfeier ber Unioerf. 
E}eibelberg. ITTit bem Bilbnijfe UTittermaiers unb 8 Bilbern in 
lichtbrurf nach Zeichnungen unb Kquaretten pon K. Houf. 
EJeibelberg *886. 68 5 . 

D 45 gf. Uingelftebt, Jran3. Citterarifdpes Bilberbuch. Berlin 
*879. 337 5 . (Uie Premiere pon Schillers Häubern, 5 . 83 .) 

D 49 bg. Villermont, Comte de. Ernest de Mansfeldt. Brüjfel 
*866. 2 Bänbe 393 + 43* 5 . 

D 49 s. Königin Jrieberife pon Schweben, geborene prin3ejfin 
pon Baben. XTTemoiren aus ihrem leben unb ihrer Zeit, auf; 
gejeichnet pon einer ^ofbame [Jrl. p. Scham hör ft], Jranffurt 
a. XTT. * 856 . 256 S. mit einem lithogr.Jportrait. 

D 53 m. Raguenet. Histoire du Vicomte de Turenne. Paris J806 . 
47 * S. 

D 53 s. Beringer, 3 °f 21 ug. Peter H. pon Derfchaffelt. Sein 
leben unb fein XDerf. Hus ben Quellen bargeftellt. ITTit 2 Hb: 
bilbungen im Ceft unb 29 lichtbrucftafeln. Stragburg *902. *36 5 . 

E 9 bp. <Ser3on, 3 “ c ob. Uie jübifch • beutfehe Sprache. Eine 
grammatifch'lefifalifchellnterfuchung ihres beutfchen< 5 runbbeftanbes. 
Uijfert. Köln *902. *33 5 . 

E 9 pf. ffecfjtenberg, Klara. Uas (Jrembwort bei (Srimmels« 
häufen. Uijfert. Qeibelberg *90*. 48 5 . 

E 10 f. Haimbach, Philipp, poetifd^e Blätter. Philabelphia 
* 899 - *60 5 . 

E 29 m. Wissowatius, Andreas. Stimuli virtutum, fraena pec- 
catorum, ut et alia eiusdem generis opuscula posthuma. Amste- 
laedami 1682. 322 5. *2°. 


Dtrantwortlidf fflr bie Hebaftion: Dr. £xirbxi<f} IPalter, Ulann^fiin, C 8, *0b, an ben fdmtlid?e ^rttrd^e ja abxeffiexen fhtb. 

^ftx ben materirQen 3nl)alt ber Urtifel fmb bie mitteilenben oexantwortlid}. 

Perlag bes tHannbeimer Ultertsrnsoereins €. P., Prtrf ber Dr. ß. Qaas'ffb^n P«d}br ud erei 3 VjQ 



Mannheimer 6eId>idM$blätter. 

lllonatscbrift für die Geschichte, Altertums- und llolhshunde mannheims und der Pfalz. 

I^erausgegeben vom (ßannheimer Hltertumsverein. 


€nd)tint monaflid) im Umfang von i—m Bogen und wird den mitgliedern des mannbeimer Altertumsvereins unentgeltlid) zugestellt, für nicbtmitglieder 

beträgt der iäbrlicbe Abonnemenlpreis mb. 3.— einzelne Tlummem: 30 Pfennig. 

IV. Jahrgang. U&ärj 1903. 3. 


gnl^aCf. 

Mitteilungen aus bem Kltertumsoerein. — Dereinsperfammlimg. 
— Die pagenfdjule am fjofe bes Kurfürjien Karl Eubwig. Don 
prof. Dr. (Elf am ms Karlsruhe. — <£i ne Befd?reibung bcr H^eins 
3nfeln vom 3afyre (57 (. Qerausgegeben unb mit Knmerfuugen rcrs 
fehen von Karl Cljrtji.giegeltiaufen. (^ortfeftung.) — (Ein Mann¬ 
heimer Hatsherrnfift für einen rämifdjeit DenfPein. Don Dr. £ r i e b r i dj 
IDalter. — §ur Mufeumsfrage. I. — Miscellauea. — geitfdjriften- 
unb Bü<h*rfchait. — Heuenperbungen unb Sdjenfungen. 


Pittrilii}» u* hm Jltertumsuerein. 

3n öet fl«rßattfr*ß1flttt0 am 16. ^ebtuac mutöen 
perfctjiehene laufende ©efd)äfte erleöigt, ©efchenfe Dorge= 
legt unb neue IHttgUeber fomie Vereine, bie in Sctjciftcn* 
täufchperfehv mit uns eintreten, augemelbet. Der Por* 
ftanb h«t in «»«er (Eingabe an ben Stabtrat barauf 
hmgemiefen, baß bie mertpollen alten ©riginalfoftüme unb 
Iftöbel bes ^teft^en Cf?eaters im 3ntereffe ihrer Erhaltung 
io balb wie möglich ber Benutzung für Ebeaterjtoecfe ent* 
Zogen unb in einem feuerfichem, ber Bcftchtigung burch bas 
Publifum zugänglichen Haume aufbemaljrt unb aufgeftellt 
metben foüten. Da in ben Sammlungsräumen im Schloß 
bafür fein Plaß mehr porhanben fei, fo möge bie ehe* 
malige Schulfird^e in L l. I, bie burch ihre Cage unb 
ihre Kaum* unb Cichtperhältniffe ftcf) porjüglicij eigne, hi«' 
für beftimmt unb hergerichtet tuerben. Aus ben genannten 
Beftänben bes ©hcaters fomie aus ben in unferer Samm¬ 
lung bereits beponierteu, ber Stabtgemeinbe gehörigen 
Altertümern laffefich ein IHannheinter Stabtmufeum 
herftellen, bas bie Pergangenheit ber Stabt unb ihre ge* 
fchichtliche unb fulturelle Entmicflung in anfprechenber XDcifc 
peranfchaulichen unb eine h e rt>orrageube Sehensmürbigfeit 
bilben mürbe. Der Porftanb hat auch bie bem Perein ge* 
hörigen ffiannheimer Altertümer hierfür jur Perfügung ge* 
(teilt unb (ich bereit erflärt, bie fachgemäße Anordnung unb 
Aufteilung bes ZKufeums fomie bie laufenben ©efctjäfte 
im Einpernehmen mit ber Stabtpermaltung z» befolgen. 
Die erfte Einrichtung fönnte, menn fte ähnlich ber Karl 
tEh<obor*AusfteKung gehalten mürbe, mit befcheibenen 
Kritteln beftritten merben, ebenfo auch bie Auffichtführung 
mährenb ber öffentlichen Befuchsftunben unb bie Unter* 
haltung ber Sammlung. Der Porftanb h«t beshalb ge¬ 
glaubt, troß ber augenblicflichen mirtfchaftlichen Cage eine 
Sache anregen zu bürfen, bie gerabe jeßt, ba mir uns an* 
fctjicfen, bas breihunbertjährige 3ubiläum ber Stabt feft* 
lieh begehen, in allen Kreifen ber Bürgerfchaft Anflang 
ftnben bürfte. 

* * 

* 

Der VI. fpeveittaabtttfr bes laufenben XPinters finbet 
UTontag, 9- Klätz, Abenbs h a tb 9 Uhr im f)otel national 
ftatt. Unfer Pereinsmitglieb, f^err Dr. phil. Kobert 
Cauterborn, Cubmigshafen, mirb über ben Hatutforfcber 


Karl^riebridjSchimper portragen, bet am 15.^ebruar 

1803 hier geboren unb 1867 in Scßroeßingen geftorben ift. 

Der Porftanb h fl t fich erlaubt, ben bieftS«'* Petein für 

Paturfunbe zu biefet Ehrung eines berühmten Sohnes 

unferer Stabt einzulaben. 

* * 

* 

Als |ttit 0 lie*er mürben neu aufgenommen: 

Bobenftein, IDilhelm ©berleutnant unb Kegiments* 

abjutant IPerberftr. 29 - 
Dorn, XDilhelm profeffor T 6. 25- 
tjoefenheimer, Klater sen. Kaufmann O 7. 10. 
fjofmann, ^cieöiriclj ©aftmirt C 2. I. 
jacobi, fjugo ^abrifant Cuifenring 19* 

3ulius, Dr. Paul Cubmigshafen Qanferftraße 
Püf feiet, Karl Kaufmann E 5. 7. 

Schneibet, Klaj Kaufmann Kirchenftr. 3. 

Stern, Kubolf Kaufmann L 8. 5- 
Stuß, Karl fjauptleßrer R 3. 2 a - 
IDolff, Couis jr. Kaufmann Uheiuftr. 7. 

©eftorben finb unfere Klitglieber: 
tjenbrich, Emil Baurat am 2. Februar. 

Pauls, Ernft Baumelfter am 13. ^ebruar. 

Starf, Karl Ar,d)iteft am 22. ^ebruar. 

Zugang: \ l, Abgang: 3 (burch Austritt: 0, burch Eob: 3). 
Klitglieberftanb Enbe 19°3: “99- 


DemnöKerfamntlung. 

Die V. Dereinsperfammlung, bie am 2. Februar im Ejotel national 
fiattfanb, brachte uns einen Dortrag bes Qerru Dr. Maj Benfiuger 
über „Die peft in Olannlieim ^666 unb ( 667 ". 3 « 3 ^ 1 * 

reidj erfd^ienenen gutjbrerfd^aft mochte mo^l ba unb bort ein neroen; 
fd?n?ad?es (Semtit mit einem gemiffen (örufeln ber Bei)anblung eines 
berartigen (Themas etitgegenfefyeu, nad^bem uns bas IDefen ber furd^t» 
baren, mbrberifc^en Kranfbeit bie noc^ unnergeffenen, (Entfeften ers 
regenben 8eridjte aus 3 «^*«« eingebenb gefdjilbert haben. Der Kebner 
hielt fidj aber burdpaus fern pon realijtifdjer Kusmalutig grauenhafter 
Kranfheitserfcheinungen, unb inbeni er feinen umfangreichen Stoff oom 
aOgemeinen tjiftorifd?cn Stanbpuufte aus betrachtete, ergab ßd} eine 
in mannigfaltigfter Qinftcht fejfelnbe Schilberung. Der erjte (Teil bes 
Dortrags befch&ftigte fleh mit ber (gefetzte ber pejifeuche überhaupt, 
ausgeheub pou ber erfien, bie uns gefchichtlich beglaubigt ijt, ber peft 
in Kthen ^29 p. <Eh r * üon & cren Verheerung ber (Sefchichtsfchreiber 
Chufv^^^s erjShlt. ^achmännifche Berichte barüber liegen allerbings 
nicht ror, unb auch über bie folgenben, welche bie Dölfer bes Klters 
tutns l|eimfuc^ten — am furchtbarften jene unter Kaifer 3 ll P”” an / 
bie, 5^( n. <Zi\v. < 5 . begimienb, fed?s 3ahr3ehute laug (Europa ent« 
pdlferte — finben fich in ber är3tlichen Literatur jener geit nur bei¬ 
läufige Beobachtungen. Kflein bie oorhanbeiten Habichten im (San3en 
lajfen feinen gmeifel, bag wir es mit ber entfestigen Beulenpejt 3U 
thuu haben. 3™ CDften entfprungen, wo jie ja h cllte h e * m *f^? 

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60 


ift, forderte flc 3äf?rtymbcrte tynöurd?, iit incljr ober nunber großen 
^mifdjeuräumeu, audj oou unferem IDelttljeilc uncrltörte, iiadj 
ntiüioueu 3ätjleiibe inenfdjeitopfer uub fd^ltig fo Europa tiefere | 
IDunben, als alle bte mörberifdfen Kriege bes Htittelalters. galjlreidje 
uub eingeljeii&e 21uf3eidjmmgen aus biefer fpäteren periobe malen in 
grellen Farben ein Hilb bes uufäglidjeit 3 ammers , „ber fdjmarje 
Hob" — fo genannt nadj bem Sdjma^merben ber peftleid?en — audj ! 
über Beutfcfylanb bradjte, namentlich im 3 a ^ r ^ llll ^ ert - über* 
hißte phantafte bes geängftigten DolFes fatf in ber fd?onutigslos 
mütetiben Seuche halb bas Strafgericht (Bottes, beffeu ^oru mau nur 
burd? graufame, au IDahnfinn greujeube Bußübuugen befäuftigeu 311 
föuuen glaubte, balb aber aud} mitterte fie als Urfadje eine Dergiftuug 
burdj bie 3ubeu, bie banf ihrer Kbfd/liegung in it^re Stabtoiertel ron , 
ber 5 eudje 3temlic^ rerfdjout blieben, unb 2tberglaube uub fyiß riefen 
fd^eu§lid^e 3 ll ^ c,lüer f°^ 9 ll,, 9 eri h cn?or - Halbem bie ältliche Kauft, * 
bie befonbers mit arabifdjen 2lr3neimitteln 311 Reifen fuebte, fidj otjn 
mächtig ermiefen t^atte, fd?ritt man euMidj 311 ftrengfter, fd^onuugs- | 
lofer Kbfperrung oerfeuchter (Segenben unb 3iir 21ulage ron (Quaran* j 
täneotationen, beren erfte ber oeue3ianifd?e Staat auf ber 3 n f c ^ 

5 . £a33aro einrichtete. 2lber nur Iangfam mich bie Dölfergeifjel nad? 
bem ©ften 3urücf; €nbe bes *8. 3 a h r h im & er * s fudjte fte noch (Salden 
heim. mit bem tymoeis, baß fd?ou infolge ihrer geograp^ifd^eu £age 1 
audj unfere Pfalj ron ber IPeltfeudje nicht rerfd^out bleiben Fonute, 
ging ber Hebner 3um fjauptteil feines Dortrags über, ber peft in 
Mannheim, fomeit fid? bereu Derlauf aus beu ftäbtifdjen Hatsproto; 
Folien ber 3 a h re \ 66 b — \b 67 oerfolgen läßt, Ziffernmäßige Eingaben 
über beit bamaligen Staub ber t^iefigen HerölFerung fehlen bariu leiber 
rollfiänbig, ebeufo über bie Derlufte au Wenfchculeben, meld^e bie 
Stabt burdj bie Kranffjeit erlitt. KIs beren Kusgaugspunft ift Bonbon 311 
betrauten, »0 fie im 3 a *? re I 665 furchtbar gekauft l^atte. His 3um 
folgenben Frühjahr mar fie bann längs bem Kleine, ber großen Der* 
Fehrsftraße, porgerüeft, ron Kmfterbam über Köln, Singen, lUaiit3, 
einerfeits nach jranffurt unb ber Hergftraße, aubererfeits in bie ! 
linfsrl^einifd^e Pfal3, unb im mai 1666 forberte fie ihr erftes ©pfer \ 
and? in utiferer Stabt. 3 ™ fjodjfommer erreichte fie l|ier ihren j 
hofften Staub, titelt fid} auf biefent eine Zeit laug, ging bann all- ! 
mäfjlidj 3urürf, uub im 3 anuar mar fie gäti3lid? erlofcbeit. (Ein* | 
gefd^leppt mar ber KranF^eitsFeim burdj einen Ijiejtgeu HTeßger, ber aus 
bem perfeuchten 2ll3ey Dieh fyierljer gebradjt hatte, uub nun bereute 
man es 3U fpät, baß bie fauitären Heftimmungen ber pfä^ifdjen 
laubsorbnung, ({erporgerufeu burd? bie breimäligeu (Epibemieti in 
l^eibelberg ({ 528 — 55 ), nur auf bem Papier geblieben mareit. Bie 
polyeilidjen maßregeln, bie man jeßt traf, 3eigteu uns ftatt bes „rein* 
liehen" Mannheim einen fdjmußigen, burd? bas €leub bes 3ojäl}rigen 
Krieges t^erabgeFommeuen Catibort, mit Pfüßen unb Sümpfen auf beit 
Straßen unb pläßen, in betten fid^ bie grun3enbeu Dierfüßler munter . 
tummelten. Bie Sürger maren aud? nid^t 3imperlid?: allen mafyuuttgen 
bes Stabtrates 3unt (Eroß benußteit fte für iljre iEabacFs'„Kutfdjen" 

( miftbeete) not^ immer bas faule Strolj, bas im 3 a ^ rc 3M»or beu 
FranFen Solbaten als £ager gebient t)atte. 2Par mau aber bis bat}in 
läfftg gemefen, fo ful^r man nun rücfjtdjtslos burd? mit gefunbljeits» 
poli3eilid?en Kuorbnungen: Fein Kr3t burfte bas burdj eine fd?mar3e 
iJaljne als perfeudjt geFenn3eid^nete fjaus betreten, Fein KpottfeFer 
feine 2lr3neimittel anbers als burdf bas Jeufter perabreid?en, uub ber 
Saber, bem bie pflege ber KrauFen übertragen mar, mürbe feiner* 
feits pon jeglidjem anberen PerFetjr, felbft mit bett Seinigen, auf bas 
peinlid?fte abgefperrt. UubeFümmert um bas eigene £eben ftaitben 
bie (Seiftlidjett beu Unglücfliefen bei, unb* beibe prebiger ber frau* 
3Öfifd}en reformierten (Semeiubc mürben ein ©pfer iljrer tobesmutigen 
ZTäd^fienliebe. Bie £eid)en ber pon ber peft Bat]tngerafften mürben 
im 3 lin 9^ u fd?9cbiet auf einem abgefonberten plaße beigefeßt, bem tiodj 
bis in unfere 6>e*t ber Harne „peftbucfel^ geblieben ift. <£in SlicF 
auf ben heutigen Staub ber ärjtlicbcit IBiffeufd^aft — fo etma fd^loß 
ber Hebner feinen anregenbett unb mit lebhaftem Seifall anfgenommenen 
Sortrag —, auf bie (Erfahrungen, bie man für bie mirffame Kbrne^r 
fornol]! n>ie für bie Seljaublung ber peftfeudje gemonnen h fl l/ 
uns h°tf cn , baß mir gegen iljre JBieberFehr für immer geftd^ert ftnb. 

A. B. 


Die pagenjtffulc am ^ofe be$ Kurfürftcn 
Karl tubmig. 

Don prof. Dp. iZtyamin- Karlsruhe. 

Had/brutf cerboten. 

3» einem Pfäljet Copialbuctj aus öer £eit bes Kut* 
fücften Karl £u6n>tij (tut <ScueraI»£anöesarctjiD ju Karls® 
rulje: CtpU’Beftallun^sbucl), umfaffenb bie 3 a ^« 
bis \ 676 , £opialbud) Hr. y33 [). 6^—7^) rnirö uns eine 
„pa^eippraeceptoris-Bcftallun^" überliefert. (£in gemtffer 
Kbam Kalt fall mit 90 Calern ©efyalt uub freier Station 
angcftellt metben- Seine Porgefc^ten finb ber Stallmeifter 
ober in beffen Kbmefenl^eit ber Pice«StalImeifter unb ber 
Stäbler,*) melctjer bie IHitaufftcijt über bie <£belfnaben 
führte. Die bjauptaufgabe bes Celjrcrs n>ar, „nactj bisljero 
gebrauchter lUetfyobe treu?, fleißig uub ufricijtig juiuftruiren". 
Den eigentlichen 3 1, i? <, * t genannten Beftallung bilben 
bie Porfchriften über bie religiöfe, u?iffcufctjaftliche, ritter« 
liehe uub gefellfchaftliche Kusbilbuug ber Pagen. Der erfte 
Kbfchnitt lautet nerfürjt: 

I. Die Kirchenbisciplin. 

Die Pagen bürfeu ohne triftigen ©tunb bei feiner 
iHorgeuanbacht im Schlöffe fehlen. iDer megbleibt, erhält 
an biefem Cage feinen öDein, roet noch ba 5 u bie Prebigt 
uerfäumt, webet IDein noch Öier. 3 e & er Poge h a * °® r 
bem <£rfcheinen ber ^errfchaft in ber Kirche feinen Pla§ 
eittjunehmen. lüenn biefe ben (ßottesbienft in einer Stabt« 
firche befuetjt, ftnb bie £belfnabeu 5 m Begleitung oer« 
pflichtet. Sie ftellen fict} neben ihrem Cehret im (ßotteshaufe 
auf. <£s ift ftreng »erboten, „tnährenb ber prebigt in beu 
iüürtshäufern bie Karten $u blättern". 3 n Kirche wirb 
ihnen aubächtiges IDefen unb aufmerffames Knhören ber 
Prebigt auempfohleu. Der präceptor ift berechtigt, am 
anberen Cage nach bent Cepte ober bent 3 u h a U Prebigt 
5 U fragen. Die reformierten Pagen nehmen nach grüub« 
liehet Porbereitung burch ihren Cehret gemeinfam mit ber 
furfürftlicfjeu ^antilie bas Kbenbntahl; ber 4 °fj un f er < r ‘ 
öffnet, ber S-hulmeifter fd]liegt ihren ^ug. 

II. Schulbisciplin unb Stuubeuplan. 

A. Die Schulbisciplin. 

3eber Page wirb I) 5 um pünftlichen Schulbefuch an* 
geholten. 2) <£r barf nur mit befottberer (Erlaubnis bes 
£eljters fehlen. 3) IDcun es ihm an <3eit jum Brief* 
fchreiben mangelt, foll er früher aufftchen. 4 ) £eljrer 
unb Schüler tragen wäljrenb bes lluterridbts feine Kopf* 
bebeefung. 5) Da einige £atein lernen, wirb ber £eljrer 
»eranlajgt, in jwei atteinanber fto^enben Klaffenjimmern 
bie eine Abteilung 51 t unterrichten, bie anbere nützlich ju 
befchäftigcu. 6 ) (Es wirb barauf »iel (Sewicht gelegt, ba^ 
alle jraujöftfch unb Deutfdj in Drucf uub Schrift lefen 
fönnen uub eine beutliche f^anbfcfjrift fuh aneignen. Da 5 U 
fommen Katechismus, Geographie, allgemeine tDeltgefchicbte, 
Krithmetif unb ein fu^er, nicht fcholaftifcher Kurjus in 
ber Ph ofophie. 

7) Betreffs ber £ehrmethobc folgen nachftehenbe Be* 
ftimniungen l. in genere unb II. in specic. 

I. h) IDas ausweitbig 5 U lernen ift, wirb erft »orfjer 
in ber HTutterfprachc grünblicb erflärt. I>) Beim Kus* 
weubiglerneit gilt allein bas Iciiijlichfeitsprii^ip. So fallen 
5 . B. bie Hamen altaffftifcber Könige u. f. w. weg. c) (Es 
empfiehlt fich, bie pageu jum freiwilligen £efen uub ju 
freiwilligen fchrifllictjcn 2 lrbciten aujuhalten, fowie bas 
©efpräch beim Effen unb bes Kbenbs auf geeignete 
Ch« m ota $u leufen. II. In specie wirb richtiges £efen 


“) Dom latemifdjcn stabularius. 

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62 


gemünfd)t. Daju gehört folgeitöes: Die Sal^eichen be* | 
achten, Öen Ktem eiiitcilen, nicht öurch öie Haje reöeit, 
nicht öie lebten Silben perfd}lucfett, langfant fprechett, öie 
Stimme nach Beöürfuis peränöern. $i\z bas Schreiben | 
merben aud) einige Knmeifungen erteilt. 

8 ) 3 n jeöer EDoche tnerben Diftate, befoubers franko« 
ftfd)e, gefdjrieben. Der Sefjrer öarf öie Arbeiten öer 
fdjmäctjeren Schüler pon befferen öurdjfefyen laffen. 9 ) 3nt 
Katechismus mirö öas fjauptgemicht auf öas Derftäubnis, 
nicht auf öie EDorte gelegt. Kleinere fragen mögen aus 
einer fdjmereren abgeleitet merben. EDenn Hichtreformierte 
an öxefem Unterrichte teilnehmen, giebt ihnen öer Cehrer 
mistige Sprüche oöer Kbfchnitte aus öem 111 . ©eil öes 
Katechismus juni Kusmenbujleriteu auf. \0) Die ©eographte 
foll öer ©efäjichte porausgeheu. ©in Canö nach öem 
anöern mirö Pom Cehrer auf öer Karte gezeigt, öamit 
es-öie Pagen ihrem ©cbädjtnis eiuprdgen. Bücher finö 
öaju nicht nötig, ©lobus, ©eneral* unö Spe^iabCaubfarteu 
iperöen jum ©ebraui) empfohlen. U) $iiz öie allge¬ 
meine EDeltgefdjichte tpirb ba? £ehrbucb pou petarius por* 
gefchrieben unö \2) jur Hebung öes Berftanöes eine fur$e 
Philofophie in franjöfifctjer Sprache unö eine flcinc Khetorif. 

Die Cateiner ftuöieren suerft öie ©ramntatif unö öaun 
öie radices öer lateinifchen Sprache aus öem Lexicon 
januale öes Comenius. Dann lefen fte gute Kutorcn, I 
fchreiben lateinifche Kebensarteit in ein befonöeres Ejeft 
unö merfen fich öie ©rflärung öer Sälje. EDöchentlich finö 
4 lateinifche Stilübungen mit Kngabe öes Datums in ein 
befonöeres f}eft 5 U fchreiben unö pom Cehrer 511 perbeffern. 
Kbgefchen pon öer franjöftfchctt Stunöe ifl bei Öen Catein* 
fchülern öie lateinifche Sprache üblich- 

B. Der Stunöenplan. 

ßiit HTonfag, Dienstag, Donnerstag unö Freitag finö 
je $mei Dormittag* unö je jmet leachmittagftunöen äuge* 
fe^t. ITltümoch unö Samftag nachmittag fallt öer Schul* 
unterricht aus. Sonntags ftubet je nach Beöarf eine Schul« 
ftunöe ftatt. Die (Einteilung öer Schulzeit ift folgenöe: Kn 
Öen pter juerft genannten ©agett haben alle jufammen in 
öer 1 . Stunöe öes Dormittags: ©eographie, ©efchichte 
unö Philofophie in franjöftfcher Sprache. 3» öer jmeiteu 
Stunöe merben beiöe Kbteilungcu getrennt. Die einen 
treiben mit öent Cehrer £atein, tpdhrenö öie anöern Öen 
Stoff öer erften Stunöe austpenöig lernen oöer in Brief« 
form nieöerfdjreiben. 

$ür öie erfte Hachmittagftunöe lautet öie Knorbnung: 
3 n öer erften £)dlfte follen alle franjöftfch unö öeutfeh lefen 
oöer fchreiben, in öer jmeiten fetjen öie Hichtlateiner ihre 
Hebungen fort, tpdhrenö öie Cateiner ein ©yercitium an* 
fertigen. 3 n ber smeiten Hachmittagftunöe perbeffert öer 
£ehrer juerft öas ©yercitium, tpdhrenö öie Schüler öeutfeh 
unö franjöfifdj fchreiben. Dann fieht er öie öeutfehen unö 
franjöjtfcben Krbeiten nach, tpdhrenö öie Cateiner öie Der« 
befferung anfertigen, EDieberholutigen machen oöer Hebens« 
arten aus Öen Kutoren fuchen unö eiufchreiben. 

^ür ZTTittmoch unö Samftag ftehen Katechismus unö 
Krithmetif auf öem Stunöenplan. Sonntags prüft öer 
Cehrer sumeilen öie Pagen über Öen 3 n h a lt öer franjö* 
ftfehen Preöigt. Der Stuöieninfpeftor holt alle Soitnabcnöe 
ein Meines ©ganten ab. Da$u tritt eine monatliche Prüfung, 
eine picrteljahrige im Beifein öes Stallmeifters unö E)of* 
preöigers unö endlich eine halbjährige (fo 5 . B. am 2\. jmx 
\660) in ©egentpart öes Kurfürften. 


überzeugt fich nach Cifch öer Stallmeifter pon Öen $ozt* 
fchritten öer pagen. ©ans* un b 5 ec fy me if tcr öürfen an 
öiefent ©age mit Öen Pagen fpeifen, öamit fte ihre <3og* 
linge auch öem Kurfürften porfühten tonnen, tpemt öiefer 
es müufcbt. KIlc 8 ©age foll jeöer Page mit öem Kur¬ 
prinzen einen ©anj perfuchen. Kn einem pom Pagen* 
fchulnteifter beftimmten ©age beftchtigt öer Stallmeifter 
jeöcn HTonat öte pagen beim Seiten. 

IV. ©ifch s Discipliit. 

H)enu öie Pagen Öen ©gfaal betreten oöer perlaffcn, 
muffen fie por ihrem Cehrer Öen t}ut abjieheit. Bei 
Kuftpartuug au öer hetrfchaftlichcn ©afcl öürfen fte nicht 
pom ©bft oöer Konfeft nafetjen. ©s ift perboten, jreunöe 
ohne ©rlaubuis öes Cehrers ju ©ifch 5 U laben. Die jüngeren 
©öelfuaben beten 8 ©age lang abmedjfclnb por, unö stPar 
öie fremöen öeutfeh, öie öeutfehen franjöfifch- # Kbenös nach 
©ifch verrichten fie fofort öas ©ebet, auch wenn fte junt 
Plauöeru noch fi^eit bleiben. Die Si^orönuttg bei ©ifch ift 
folgenöe: (Oben nimmt öer Prdceptor sur Hechten, öer 
Kammerpage jur Cinfcu piafe. Dann fontnten öie ©öelfuaben 
nach öer $>t\t ihres Dienftantrittes, unten befinöet ftdj öer 
Courier, ©ans*, 5 cdjtmeifter unö fonftige ©dfte tperöen nad) 
Belieben gefegt. 3 e b^r Page mug 8 ©age laug Öen Braten 
porfchueiöeit. Beim ©ffeu öürfen fie nicht ptel reöeit; es 
mirö ihnen geraten, 6 cm Cehrer aufnterffant jusuhörcu 
unö mit Kbjiehuttg öes £)utes um Kuffldruttg ju bitten, 
tpcuu ihnen etrnas unperftduölich geblieben ift. ITur öer 
öienfttuenöe page öarf por öem Cehrer öie ©afel per* 
laffen; denjenigen, tuclche öer Kufmartung tuegen ju fpdt 
erscheinen, mirö öas ©ffeit aufgehoben. 

V. Beftimntungen allgemeiner Krt. 

Die ©öelpagcn öürfen feinen Cärnt im Schlöffe machen, 
nicht nad) Bögclu f<hie£cu, uidjt auf gefährliche Stellen 
flettent. Die Kleiöer mtiffen fauber gehalten tperöen; für 
jeöctt Rieden bti^t öer Page mit ©ntsiehuug öer IDcin* 
portiou ju ©uufteti öes Pagenöietters. Sie follen auf 
©ru§ unö ©egeugrug, auf freunöliches Benehmen gegen¬ 
über öem Cehrer achten. 

Die jüngeren ©öelfuaben ö. h- öiejenigen, meldje noch 
nicht 3—^ 3 ahre im Dienft ftnö, finö perpflichtet, bei 
ihrem Cehrer ©rlaubuis einsuholett, fobalö fie in öie Staöt 
gehen trollen. Strafen ftnö angeöroht für Kusbleiben über 
Hacht, für unmäßiges ©rinfeit u. f. tr. 

^rpetntal in öer HJoche, Sonntags unö inittrpodjs, 
tperöen fie aitgehalteu, ihre Ceibtpäfd)e 5 U mechfelit; täglich 
follen fie fich fauber tpafchen, fdmmeu, öie Hagel be« 
fchiteiöeit „unö jufehen, ob fte ftch fonft mohlanftehenöer 
gierat unö ©eberöert perhalten, öamit fte por öer gtt. 
fjerrfdjaft erfcheinen unö ufmartten, al§ junge ©öelleuthc 
unö nidjt, mie offt bighero befchehen, al^ auöere unge* 
fd}liffen unöt befuöelte marmitons".^) — 

©efe^e unö ©rönungeu meröcit bei jeöer monatliche» 
unö piertcljährlichen Prüfung pom jüngften Pagen por« 
gelefen. EDer öie Sa^uttgen Übertritt, mirö je nach 
Schulö beftraft. Hutenftreidje unö ©efditgitis bei EDaffer 
unö Broö gelten als Suchtmittel. Beim Berfeheit gegen 
öie ©ifchöiscipliit entzieht man öem Sünöer eine lang 
öie £ieblingsfpeife. Sobalö es ftd) um fchmerere Dergehen 
hanöelt, pflegt öer pagenlehrer mit öem Stallmeifter unö 
Stäbler Hüdfpradje ju nehmen. Die Strafe polljieht öer 
Courier auf ©eheifj öes Präceptors. 


III. ©yercitien»DiscipIin. 

©dglidj ftnöett Hebungen im ©anjen, Keiteu unö 
5«d}ten ftatt. Säumige ©eilneljmer meröen öem Stall« 
meifter gemelöet. Km erften ETTittmod) jeöeu ZHouats 


*) Küchcnjungeu. 


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63 


64 


(Eine Beitreibung bet Rf}ein=3nfeln 
nom 3<tre (57(. 

Herausgegeben unb mit HnmerFungen oerfehen 
oon ßarl Cftrip (giegelhaufeti). 


HadjbrucF oerboten. 

(ifortfeftung) 

Hctltgcufanb 46 ) (Nota: biefes ift 6er erfte San6 
un6 IDörth pon 6er Koytjeimer Kinnen 47 ) an) ift ein alter 
IDörth, fo por etlichen 3ah r *n bei ^erjog Qeinrtdjen, Pfalj* 
grafen, als Bifdjofen ju IDorms 48 ) inngenommen un6 an¬ 
gefangen worben, fo etroann, u?ie Hbam Culniann feliger 
bericht, 6er öajumal ihrer fürftlicheu ©naben Diener ge* 
wefen, un6 barnad} Pfalj Hectjenmeifter 49 ) worben, nit 
über jween Dlorgen gewefen, je$o aber ein großer un6 
fdjöner IDörth auf fedjjig o6er actjtjig IHorgen $tlbs, bie 
itjre fürftl. ©naben ifynte, Culmann, fdjenfen haben wöllen, [er] 
aber nietet annehmen [gewollt], mit Dermelben, es würben 
it^nte bie furfürftlidje pfals ben wieber nehmen. Diefen 
Hetligenfanb tjat iljunb Poft IDenbel 50 ) juBobenheim 51 ) unb 
ber Pfleger im Schönauer H°f ju bjetbelberg 52 ), ©eorg 
Keibtünger genannt, porn Bifdhofen ju IDorms beftänbuis» 
weife innen, wie auch er, Poft IDenbel, etwann barauf 
Qirfdj ober lüilb gefdjoffen unb bem porigen Ejerjog 
Heinrichen, Pfaljgrafen unb je^igem Bifdjofen jugeftellt 
folle haben. Dod) bejage itjn bie furfürftliche Pfalj audj. 53 ) 
3u bet ben Seiten hat pfalj bas ©eleit unb CeuvPfabe 54 ) 
unb hat ber Bifdjof barauf bie Beholjung unb IDaib. 
IDas bie h<>h e ©brigfeit betrifft, wiffe man anbers ni ift, 
bann ba§ btefelbe Pfalj juftänbig feie, bieweil foldjer 
IDörth ein 3 n fel unb tm S^ein gelegen. 55 ) Huf folgern 
IDörth Ijat es ein Sachen; wo ber Hhein gro£, wirb bie« 
felb mit $ifd}en gefüllet, bie ber Bifdjof bisher inngejogett. 
Sieget [ber] Haushof* unb 3ä9ermeiftere für 9 ut an, ba§ 
man ein Kned)t beftellen follte, ber biefen unb anbere 
IDörth mit tjagen, jagen unb ftfcfyen pott Pfalj wegen be« 
fudjen unb gebrauchen follte. Hn folgern IDörth fann auch 

46 ) Pie öejeidjnung heilig, in Flurnamen oft in EJelg ober f)alg 
unb 211 g oerfürjt (— batjer 3. B. bas „Hlgenhäufel", eine ^elbfapeüe 
mit Qciligenbilb, hiebt öftlich oor £abenburg —), rührt in ber Hegel 
baher, baß ein Felb ober IDaib im Beßft eines fog. fjeiligenfonbs, 
b. h« unoeräußerlidjes Kirdjengut mar. 

47 ) Pie Hojrheimer Hinne, große Schleife bes Hitrheins jmifchen 
Hoiheim unb ber Scharrau. Dgl. Hnm. 28 . Unterhalb baoon, am 
heutigen linFen Hheinufer, ber jeftt oerlanbete Qeiligenfanb. 

48 ) Pfaljgraf unb H er 3°9 in Baiern^einridj mar7(523—(552 
Bifdjof oon IDorms, bejm. (Eoabjutor, Hbminißrator. 

49 ) Pen Hamen <£ulmamt ober Kulmann führten oerfdjiebene 
pfätyfehe Beamte im t6. ^aljrljunbert ju Heibelberg, ogl. Heues Hrchio 
für (Sefehidjte oon £)cibelberg I 5 . 92 unb II 5 . 20 mo 5 . 60 
Hr. t 52 aud? ein furfürftlid^er Hec^enmeifter ^'galjlmeifter aufgefüljrt 
mirb. (Ein Hbam Kulmann aus t?eibelberg mürbe t5(6 immatrifuliert 
Ogl/lEopfe I, 5 . 50 (). 

50 ) IPettbel, ber Porname IPenbelin, mie öfters 311 jener §eit 
nat bem Familiennamen gefeftt. 

51 ) Bobenl^eim, nörblic^ non Hoft^eim auf bem linFen Hl)einufer, 
gehörte mie biefes Porf 3um f^oe^ftift IPorms. 

52 ) Per IJof bes (560 aufgehobenen 0 benmftlber Kloflers 
Schönau in Qeibelberg 3miften (DbernecFar; unb I^irftßraße mürbe 
feitbem burdf Pfleger ober Schaffner ber geijHidjen Hbminißration 
oermaltet, beren erßer ber obige Heibtlinger ober Heutlinger mar. 
IDahrfteinlid? unterftanb ihm auch ber gleichfalls ehemals Schönauifche 
Scharljof, meshalb er (Teil an ber „Seftänbnis" (Pacht) bes bifchöfs 
li«h IPormftfchen, oon Kurpfal3 aber nach obigem beanfpruchten 
l7eiligenfanbes E^atte. _ Dgl. 2 lttm. 37. 

58 ) Ä b. h* Kurpfal3 übe^ebenfalls als^Hfereigentümer bas 3 agb? 
recht auf ihm, bem I^eiligenfanb aus. 

54 ) Huf ben StraßeiQu beiben Seiten bes Hhehts hat Kurpfal3 
bas (Seleitsredjt unb bie Hufßcht über bie £einpfabe für bie Schiffs3Üge, 
mofür (Seleitsgelber an bie Schutjmannfchaft ßelen. 

55 ) Pas hoheitliche flußrecht oon Kurpfal3 begriff bie oerfchiebenen 
Hutungen bes Hheins, befonbers über bie burch ihn angelegten Huen 
unb IDörte. Dgl. IHannh. (Befch^Bl. (903, Sp. 29 ff. 


oben ein ©ntenfang ober Dogelgrunb angefangen werben, 
wie auch berfelbe in furjem angeftellet werben folle. 56 ) 

Dtefer IDärth a>irb etwann 3 a h rs e * n 2Tlal r jwei 57 ) 
befucht unb bejagt pon Pfalj wegen, nach ©elegenheit, 
wenn man mit ben £junben herab gen Cyberfum [= £itters= 
heim] 58 ) fonimt, wie bann fjanns Qedmann ihn im per* 
fchienen ftebenjigften 3 a ^ 59 ) bejagt, aber nichts gefangen. 
EDte fte auch nit anjeigen fömten, was etwann barauf ge¬ 
fangen worben. Die Benachbarten biefes XTörttjs feinb h*e 
jenfeits Hheins bie Scharrer*2tu, 60 ) bort jenfeits Boben* 
heimer unb Cybersheimer ©emarfen. 

Nota: Qat oben unb unten an biefem ZDörttj, ber 
Jjeilgenfanb genannt, jween ©isbrüch, welche Pfalj lange 
<5eit gebracht unb gebraucht unb noch tm Befi^ tfat, unb 
burch bie ^ifcher ju IDorms im Beifein bes Kellers jum 
Heuenfchlofc 6l ) gefifchet worben. Himmt Pfalj juporberft 
bapon Qed)t, Karpfen, Berftng unb Brefen 62 ) unb barnadj 
ben britten tEeil an ben überigen Meinen ^ifchen. 

€s h at biefer IDörth auch ein Salmengrunb baran 
porüber jiehenb, fo ber Bifdjof pon IDorms perliehen. 
Dermeiut ^oll I^enfel 63 ) ba§ foldjcr bei Qerjog Heinrichen, 
Bifchofen, erftlichen perliehen worben, wie er bann ben 
Sanb auch erftlichen ingenommen. Diefer Salmengrunb 
ift etlichen Bürgern ju IDorms perliehen, barunter einer 
3oft Heu£ genannt, ber benfelben i^unb unter Hauben h<*t. 

© r u b e l ft e i n, 64 ) welcher ben Bunnen 65 ) juftänbig, unb 
liegt ein ©olbgrunb auch oben baran. 3» biefem ©rubel* 
ftein haben bie Dalbergcr 06 ) bas 3 a 9*n; por furjen ^alfven 
bei Pfaljgraf ^riebridjs feilen pierjehn ^trfchc in einem 
3ageit gefangen. Das übrig ^oIitx>erf unb IDaibftridj 
ftetjt ben Bunnen ju, barauf h a * Pfalj bas ©eleit unb 
Ceiitpfabe. Der ©brigfeit halben, wer bie habe an bem 
©rt, fann man jeljo nit eigentlich wiffen, unb ftöft an 
ben Ceinpfab unb Hamen 68 ) bes Hheins, baf es alfo fein 
3nfel ift. — 

Befchreibung bes inngenommenen Hugenfcfjeins 
auf bem burch Pfalj fürgefeljten 69 ) IDörth am ©rubelftcin, 
genannt bie lange 5 eiI?0 ) & cr Seybach über aus 


56 ) Per ^ang oon IDtlöenten gcfd?ic^t gemötinlidj burc^ jal^me 
CocFenten, moburd^ jene in aufgeßeüte Hefte gelocFt meröeu. (Ein 
fold^er €ntenfang nebfi ^ägerljaus bejtanb auc^ am Holjrliof bei Srfilü 
oberhalb ITTann^cim. Dgl. Hum. 38 . 


57 ) (Eins ober 3 m et mal burd? furffirftlic^e 3Sger. 

58 ) Citterstteimer Hof bei Bobenljeim. 

59 ) b. fy. it^n, ben IDört im oerßoffenen ( 570 *üi 3 aljr. 

60 ) Pie Starrer Hu ober Sd^arau mar eine ju bem auf bem 
redeten Ht^einufer meiter oberhalb gelegenen Sdjartjof, bejm. 3um 
Klofier Sd?önau gehörige 3nfel. 

61 ) Heufc^Ioß bei Campertfyeim als 3 a 9^aus erbaut ooit ben 
Pfaljgrafen ^riebrid? I. unb II., fpäter btfdjöfltdj IDormßfd?, feit (803 
tjeffifdj (ogl. Kremer, (Sefd?id?te ^Jriebridf bes Siegreichen 5 . 650 ). 
Pein Keller, b. tj* Hermalter biefes Sdjlojfes mußten oon ben 
IDormfer Pächtern ber ^ifcherei bei (Eis aüe befferen Sorten i¥ifch e 
oormeg für pfal3 abgeliefert merben, oon ben geringeren ein Prittel. 
Dgl IHannh. <Sefch.*Hl. (900 S. 235 Hum. («(. 


62 ) Berßng = Barfd?, Hrefen, mittelrheinifcher Harne für ben 
Hrajfen ober Hrachfen (Abramis Brama). 

68) = Henfel ^foll, ogl. Hnm. 50. 

64 ) Dgl. Hnm. <*o. Per (Srübelftein mar mohl 3Uitächß ein im 
Hhein liegenber Stein mit einer <8rube, einer natürlichen Dertiefung. 

65 ) Dgl. Hnm. w unb 83 . 

66) Pie Jamilie ber Kämmerer oon Palberg ju IDorms. 

67 ) 3 m 3 ahre ( 57 (, mo biefe Befchreibung abgefaßt mürbe, 
regierte Kurfürß jriebrich III. feit (559 (f ( 576 ). 

68) H amm * «och üblicher Husbrucf für (teiles Ufer, Böfchung, 
ogl. meine Schrift „Porf IHannheim" S. 53 Hnm. 

69 ) 3 n Dcrfaft, als pfanb oormeg genommen, oorbehalten, 
ober mie meiter unten mehrmals, oor* ober fürgeßecFt = eingehegt, 
feßgemacht, burch pfähle abgegrenjt. Dgl. Hnm. 82 . 

70 ) Huch IDibber, Kurpfalj I S. 323 , ermähnt bie lange geile, 
„bie ftch burch ben Hhein an ben < 5 rubelßetn gelegt". IDährenb h*^r 
eine natürliche SanbbanF gemeint iß, merben unter geile auch 1 «« 9 * 
Päntme jur (Einengung bes Flußbettes oerßanben. — Seebad? für 
SeiE^s ober Seichbach. Hnm. 86. Pabei bas mälfehe £och im Hhein. 


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66 


Kyrftctter unb Krmperter [oerfdjriebcu ftatt: Bycftettcr uub 
£ampetter] 7| ) ©emarf in Hljetn fltegenö. 

Demnach Philips 8un oon iDadjentjeim etlidje ZTtal 
|td> gegen Me Pfalj beflagt, als ob ifyme bucdf Öen tjaus* 
fyofmeiftec mit foldjem Dorftellen au feinem tDörttj, bem 
(ßrubelftein, fo et non benen ju ^lecsl)eim 7J ) ju fielen 
trägt, ^mittag befdjefjen, ift öetfelbige Bun neben £iburtio 
»on ^lerstjeim als £efyen*£jerrn unb anberen feinen Be* 
freuubten bei uns auf öem norgeftecften tDörtfj, öer fidj 
in öie adjtjtg ZHorgen unö mefjr ^elös ecfttccft, erfdjienen 
unö nad) (Eröffnung öes Cags nidjts anöcres fürbrad)t, 
fonöet allein jid} fürjlidj auf notige übergebene Suppli* 
tatton gejogen mit Decmelöen, bag foldjer »orgeftedte 
IDörtlj ein Kntyang feines IDörtljs (ßrubelftein, öet ftdj not 
breifjig 3 a *? ren °b n f«n Bauen ergaben, 73 ) fei jego mit 
feinem (ßrubelftein ein Boben, Ijabe es jure alluvionis 
unö rermöge feiner £efjenbrief, bie iljme bann ben (ßrubel* 
ftein unb Kppenwörtfy, 74 ) welcher unten an ber langen 
<5eil angewadffen, jugeben follen. Darauf bie 2lbgeorbneten 7ä ) 
iljnen fürjlidj angejeigt, bag fte feinen Befelcb, mit iijnen 
weitläufig ju bisputieren, fonöet allein fte anjufyören uitb 
neben ifynen ben 2tugenfd)ein einjunefymen, fönnten aber 
bodj baneben ifynen nid)t rorfyalten, bag biefer fürgeftecfte 
IDörttj etwann ein 3nfel gewefen, bie ohne mittel 79 ) in 
Kraft fyabenber Kegalien ber Pfalj jugefyörig. IDie audj 
oon bem' fürgefegten IDörtfy bag 77 ) jum (ßrubelftein bin* 
ein in jween ober brei Kcferlängen ber alte £eittpfab ge* 
gangen, bag alfo jwifdjen biefem fürftecften lüörtb unb 
alten £einpfab auf bem Kljein bie £aftfd)iff fürgefabren 
feien. IDie es audj ein #fd)waffer barauf gehabt, fo 
Pfalj genoffen, aber jegunber nergangcn. <5u bem, jo 
liege Pfalj bie gemeine gefd)tiebne Hedjten de jure allu¬ 
vionis in ihren fällen oerbleiben, 78 ) fönnten ihr nichts 
präjubijieren, feinbtemal [sic!] fte ein anbers als ein £)crt bcs 
Kfyeins berbrad)t, barumben Ijätt er fid> bes Dorfegens nit 
ju befdpoeren, 79 ) bietpeil auch bas Uebrige bis jum obbe* 
mellen alten £einpfab pfalj juftänbig ift. ITXan toollte 
aber ben 2lugenfd)ein mit ihnen entnehmen, unb foldjes 
folgenbs Pfalj untertbänigft referieren, biefer ^iwerftdjt, 
Pfalj tperbe ftd? gegen ihnen ber (ßebübr gnäbigft oer* 
halten. 80 ) IDie auch barauf ber Kugenfdjein eingenommen 
unb wie gemelbt befunben. — 

Unb ift neben beme auch 5« merfen, bag ber Kljein 
benen oon £ampertbeim an ihrer ©entarten äugen* 
fdjemlich merflichen unb oiel abgefübrt unb an biefem für* 
geftecften IDörtb anlegt. Unb ijt betwegen auf biejem 
Üugenfchein bebaut, bag Pfalj ben Bunnen auf gehabtem 

71 ) Bfirftabt (gegenüber ZDorms) unb £ampertheim. 

72 ) Die Herren oon Jlersheim ober Flörsheim aus bem gleid^ 
namigen, ehemals furpfätyfehen, jefct r^einl^effifd^en (Drte bei H^ei. 
Dgl. Hnm. unb 83 . 

78 ) Das IDÖrt Ijabe fidj oljne 3U feiner €ntftetjung beitragenbe 
IDajferbauten, non felbfl, burdj Hnfpülung oon Hheinfanb erhoben. 

74 ) Das Hppenwört aud) oon IDibber I 5. 323 Hnm. ermähnt, 
vielleicht nach einem Hbt benannt, wie Hppei^eli in ber Sd)wei3. 

75 ) Die ber pfal3 haben ihnen, b. h- ber (Segenpartei angejeigt* 

76 ) Die Pf&l3er Delegirteu föniten ben (Segnern nicht oorent? 
halten. bag bas befd)lagnahmte IDört oormals eine 3 nfel war, bie 
als folche unmittelbar ber pfal3 jujiehe. Dgl. Hnm. 55 < 

77 ) Bag - beffer, mehr, ober für bis (mhb. biz). 

^ 78 ) Das gemeine Hecht liege pfal3 in allen fällen oon HUuoion 

(Zuwachs burch Hnfpülung oon Boben) begehn, baburch würbe ihr, 
ber Pfal3, in ihren öffentlichen Hechten nicht oorgegrijfen, (internal 
(— feinbtemal ijl mobernifierte Jorm bafür —) biefe oon bem Kurs 
fürften als Herren bes Hheines h e ^9rbracht feien. 

79 ) Darum bfirfe er, ber 0. Bonn, jkh nicht über bie Befdflags 
nähme ber 3ugewachfenen Jnfel befchweren. 

80 ) Die Hbgeorbneten bes Kurfürften wollten mit ihnen, benen 
0. Bonn ben Hugenfchein einnehmen nnb barüber jenem berichten, bas 
mit er fleh einer Befchlagnahme ober auch Hbgabe für Benuöung ber 
3 «fel enthielte. — Der £einpfab jieljt am linlen Ufer. 


2tugenfd)etn fiirjltct^en befetje^ener DertrSftung nad), beant* 
morten fallt, bas furfücftlidfe ©naben, was auf bem 
üugenfci)etn fürgangen, aud) mie berfelbe befd)affen, unter* 
ti)anigft, tute folgt, berietjt rc>äre tuorben. 81 ) 

Diemetl bann bie Sad) alfo gefdjaffen, fo moll Pfalj 
ftd) gegen itjme oerfeben, ba% er 3^^ furfürftltctje ©naben 
toeiter mit biefem fürgefe^ten £)ag unb baranftogenbeu 
Saitb uuuerhinbert verbleiben laffeit, unb ftd) beffen fo 
jtvifdjen angeregten ^ürfa^ unb bem alten Seinpfab feiner 
Zlu ©rubelftein 311, fo ohne mittel ber Pfalj juftänbig, 
bann man il)me, nod) einigem anberen t)ol)er5 Staubs bics 
©rts feinen £ein*Pfab ober Ufer bes Hljetns geftänbig, 
fättigen laffen, unb alsbalb bem Öofberciter befehlen, bas 
£jolj barauf 1)auen ju laffen. 82 ) IDie es bann albereit 
oerfauft. — 

b)ie jenfeit 83 ) Kljeins liegt bie 23 unau, fo bie für- 
fürftlidje Pfalj von ben Bunnen bcftänbntstvetfe innen t)at 
unb junt Qof Uirfd)gartsl)aufen 84 ) gebraucht. Ood) tjat 
Pfalj barinnen aud) bie IDilbfubr für fid) unb otjne Be* 
ftänbnis 85 ) tvie fte aud) bie ©brigfeit, ivie mau berid)t, 
unb bann *Kirfd)gartsl)aufer ©emarf [hat]. Unb unter 
bemelter Bunau gef)et ein Bad) für, tveid)e bie Bunau 
unb Bifd)ofs*Uu fdjeibet, tveld)c Bad) Pfalj ju ftfcfjeu hat. 

€s hat aud) ein Salmeugruub an vorgemeltem ©rubel* 
ftein, meldjen bie Bunnen ju verleihen [haben]. 

3tem ein Dogelgruttb am ©rubelftein, ober ber 
£ampertt)einter Seyd)bad), 86 ) meldjett Pfalj vor ein 3 a h l * 
inugenommeu unb juvor bie Bunnen inngcl)abt. Itlfo I)at 
es aud) ein ©isbrud) am ©rubelftein gelegen, fo aud) 
Pfalj juftänbig unb burd) bie 5^ eL * 5 U UJornts int Bei¬ 
fein Uellers jum Heucnfd)log gefifct)t mirb, alles mit vor» 
erjählter berglcid)en ^if^^erechtigfeit. 87 ) 

Bifd)ofs»2lu ift jenfeit Rh e i U5 gelegen unten an 
ber Bunau, unb ftö£t an ben bjamen 88 ) bes Rheins, ift 
fein 3nfel. 3fl Ulidjael tjaberfhorn juftänbig eigeutünt» 
lid)eu. Darauf h^t Pfalj aus bem £jof Kirfd)gartshaufen 


81 ) Der Sinn biefer oerwicfelten, tautologifchen phrafen ift ber, 
bag nach ber burch bie pfä^ifdjeii 2 lbgeorbnelen ben Herren 0. Bonn 
gegebenen Derfiiherung, jene bem Kurfürften über ben Cljatbeftanb 
Bericht erftatten wollten. 

82 ) Pfal3 erwarte 0011 ihm, bem 0 . Bonn, bag er ihr fein 
weiteres fjiubernis bereite wegen bes burch fie vor ben betreffenben 
Sanb ober IDört gefegten ^ages unb bag er ftch „beffeit f&ttigen laffe", 
b. h* ohne bies jufrieben geben werbe, (ich beffen eutfchlagen möge, 
was neben feiner eigenen Hu, bem (Srübelgein, 3wif<hen bem um* 
3Üumten Stücf unb bem £eitipfab liege unb was unmittelbar ber pfalj 
3uftünbe, benn biefe geftehe weber bem 0. Bonn noch anberen Herren 
höheren Staubes einen Ceil bes £einpfabes ober Ufers 3U unb h a l ,e 
alsbalb bem l^ofbereiter (ogl. Hnm. 6) befohlen, bas £7013 auf bem 
fraglichen IDört h<*uen 3U laffen. 

88) J)ie jenfeits, wie öfters = biesfeits, rechts, wahrenb h cu te 
bie Bunau ober Bonau, auch fälf<hlid^ Bannau gefchrieben, burch 
einen Dur<hjtt«h, ber bie groge Ho^hrimer Schleife, ben jehigm 2 llts 
rheiti, abfehnitt, auf beiben Seiten bes ooüen Hheines liegt. Der Harne 
biefer Hu faun faum non ben, bamals erft in ihren Befliß gelangten 
Herren v. Butin ober Bonn 311 IDachenheim herrühren (ogl. Hnm. ^), 
er fommt oielleicht oon einer Bühne ober Buhne, b. h* ^?ol3 5 °^er 
Heiftgwerf 3ttm Uferfchutj ober auch 3um Jifchfang (altfränfifch 
winna — ^ifchwehr, ogl meine Schrift „Dorf JTtannheim" S. 20 f., 
23, 3 ^ uttb 57 Hnm.) Doch f^nnte biefer Haine auch 3ufamnten^ 
hängen mit „Beunbe", mhb. biunt, bünde, büne „eingejäuntes Hcfer« 
lanb", ober mit bem alten IDormfer (Sefchlecht Bonne ober Bunn. 

84 ) Dtefer f)of würbe bamals als ein befoitberes (Eafelgut 
(Prioatbomäne) oon bem 3eitlichen fjaushofmeifter bes Schlojfes 311 
fjeibelberg, ober auch oon bem ihm unterftehenben Keller 3U Heus 
fchlog ober ^riebrichburg am £orfd?er tDalb (ogl. Hnm. 6() unmittel« 
bar oerwaltet, 3uweilen auch in Beftanb oerliehen (oerpachtet). 

85 ) Der Kurfürjl hatte auf ber Bonau ben IDaibgang für ben 
Kirfchgartshaufer ^of pachtweife (ogl. IDibber I, 323 , ber fie mit 
ber Bifchoffsau oermengt), bod) ftanb ihm bas 3 agbre<ht barauf 31t, 
ohne bag er es hätte „befiehlt" (paßten) 3U brauchen, ba es Husflng 
ber ©berherrlichfeit war. 

86 ) Dgl. Hnm. 70 unb 96. 

87 ) Dgl. Hnm. 6 \ unb 95. 

88) fjodjufer, ogl. Hnm. 68, 92 nnb 97 . 



67 


68 


Öen EDaiöftricfj umb ein gebüfyrlidjen <5ins, als ein ©ulben 
pterjefjen Ztlbus. 89 ) Docfj Ijat Pfalj öarauf auctj ofjne Be* 
ftänönis öie IDUÖfuljr unö ©brigfeit 90 ) unb fjaben feine 
filtern 91 ) folcben EDörtlj auctj innen gehabt, unö mufj er, 
Ejaberfljorn, alle 3 a *? r unö üierjigft falben ©ulben 
öem 2tbt ju £ympurg, i£t öer DertuaÜung als ©ült er¬ 
legen. Pfalj fyaben faft alle ^atjt öafelbften laffen bejagen, 
ipelcfje Bifdjofs*2iu fein 3nfel, fonöern an öes Kfjeins 
Ufer ftofcet. 

Biebenfanb, fo ein fleines IDörtljlein, funft in öer 
alten Derjeidjnis Zneldjiors-tDörtb genannt. Der Byben* 
fanö 92 ) liegt unten an unö neben öem (Srubelftein im freien 
Htjein, ift Pfalj mit aller ©erecfjtigfeit juftänöig. l}at 
oben am Ejaupt 93 ) bis Ijinab jum finöe öes ©rubelfteiits 
ju öer Ejernsfjeimer Bufcfj ju, 94 ) fo Öen Dalburgern ju* 
ftänbig, ein fiisbructj, melctje Bufij auctj an Öen Ejamen 
öes Hfjeins ftofjen, öarin fte öie Befjoljung, tüaiöftreict) 
unö öas 3 a 9 en fyflben, Pfalj aber Öen £einpfab. ZTtit 
öer ©brigfeit n?ei§ man nictjt, unö brictjt öer Keller jum 
Heuen Sctjlof öas fiis, öer ^ifctj tjalben mie oben por« 
gemelt. 95 ) 

Der Seurpörtt) 96 ) fjebt oben an an öer Kobels*tDies an 
£amperttjeimer (ßemarfen, ftö§t ans Kleins Ejamen tjie 
jenfeit, ° 7 ) öarauf tjat Pfalj alles Ejagen unö 3 a 3 en « Solche 
Uu fyaben öie Bunner piel 3 a *? r innen gehabt, unö ift ein 
alter IDörttj, tpie fte aud) öie Beijoljung [getjabt]. Sonft 
tjaben öie Untertanen ja Campertljeim, Birftatt unö hoffen 98 ) 

89 ) b. h- für bie Berechtigung 311m IDaibgang 3al]Ite Kurpfalj 
an pac^t jährlich \ l lt ^ er bamals aufgefommenen Silbergulbeu ober 
(Sulbenthaler, bereu jeber einen IDert oon über ^ heutiger Hlarf hatte. 

90 ) Pie Canbesherrfdjaft unb bamit auch bie 3 a gbbarfeit hatte 
Kurpfalj auf ber Bifchofsau mie Bonau (ogl. Hum. 85 ), mürbe mohl 
aber auch oom Bifchof oon IDorms famt bem prioaircchtlichen (Eigens 
tum beaufprucht, bas inbejfen ber Hmtmannsfamilie 0. Ijaberforn 
3uftanb. Dgl. oben 5 . 3 t. 

91 ) Pes t^aberforns (Eltern hatten biefe Hue mahrfcheiulich in 
Pacht oom fjochftift IDorms, mährenb er felbjt 3U ihrem Hnfauf eine 
Ejypothef aufgenommen hatte oom Hbt oon fimburg bei Pürfheim, 
bem er bafür, ober auch aus einem anberen Hechtstitel eine jSt^rlic^e 
Hente oon ^7 */, (Sulben 3ahlte. (Dgl. bie Husbrücfe britthalb = 2 l / 2 , 
fechthalb — 5 '/j ic. IHannh. (Sefdjichtsblätter (900 S. 2(2 f ). Seit 
Hufhebung biefes Klofiers burch Kurfürft ^riebrid? III. anno ( 56 1 fiel 
biefe (Sfilt an bie Kurpfäljer geijtliche Dermaltung ber (Sefälle. 

92 ) Pie Hheininfel Biebenfanb gehört 3U Campertheim unb ents 
hält jetjt ^68 h c fPf»h< IHorgen (einer 3U 25 Hr mie auch in Kurpfal3). 
Sie ift mohl aus bem ITtelchiorsmärt mit bem einzigen Bifchofsheim 
ober ber obigen Bifchofsau 3ufammengefetjt. 

98 ) EJaupt ober Kopf, ogl. Hnm. 2(. 

94 ) b. h- Hufs abmärts bis 3U ben Bfifdjen (Hheinmalb oberhalb 
IDorms) ber ^freiherrn 0. Palburg ober Palberg 3U fjerrnsheim bei 
IPorms. Dgl. Hnm. 66 unb 

95 ) Dgl. Hum. 6( unb 87. 

98 ) Pas Säumärt ber Ejerrn oon Bonn, unter meinem Hainen 
es auch noch IDibber I, 323 tennt, fcbeint oon einer Schmeinetrift ober 
auch oon IDilbfäuen genannt ju fein, ober audj (09!. bie bortige 
Seychbad?, Hum. 70 unb 86) fännte mohl bas anno 888 311 Hofham 
gehörige Saigenmört gemefen fein (ogl. Cod. Laur. Hr. ^ 7 ), morunter 
aber oielleicht bas oerlanbete Siegelmört (ogl. ahb. sigan. fallen, 
fmfen, fliegen), füblich oon lampertheim bei Saubtorf (— fo benannt 
im (8. 3ahrhunbert nad? bem h*w gebrannten (Eorfmoos —) 3U oers 
ftehen ift: König Hrnuif übermies am (2. 3 un * 8 8 8 & em torfcher 
Probjt Sigolf, feinem Dafallen, auf £eb3eiteu ein ( 5 ut „in Rocches- 
heim, in comitatu Wormatiense 1 *, famt eine Hh^inau genannt, Sigen- 
ober Saigenwert (ogl. aud? sihan ^tröpfeln, liefern''), ferner brei 
Ejuben £anbes mit (Sebäuben u. f. m., gelegen ,.in comitatu Lobo- 
donense, in Sunthove“ (Sanbhofen), bergeflalt, ba§ biefe Beftöa«gen 
nach Sigolfs (Eob an bas Klofter £orf<h fallen foüten (Cod. Laur. 
Hr. ^7 ----- Monum. hist. Germ. XXI. p. 377; Böhmer, fontes III. (5t; 
BöhmersHIühlbachers Hegefien Hr. 1 7 ^ 7 .) IDenn jene Hheinau bei 
Hofh^i^ bas heutige Siegelmoog ober smört bei Kirfchgartshaufen ifl, 
fo gehörte fte alfo bamals nod? 311m IDormsgau, mie benn auch ein 
alter Hh^inarm 3mifdjen ihm unb bem regten Hheimtfer (bei Sanbs 
torf) liegt. Dgl. K. Baumanns Karte 3iir Dorgefchidpte oon Hlanns 
heim unb Umgegenb. 

97 ) b. h* biesfeits an ben Ejamm, rechtes fjochufer bes Hheins. 

98 ) Bür|tabt unb Ejofheim gegenüber IDorms. 


öeu IDatbgan^ öarauf oon IHiijaelis bis ©eorgtt.* 9 ) €nbet 
fiefj unten an Öen neuen eingenommenen tüötti), »eichet neu 
IDörttj faft ju <£nöe öes Seu’tüörtfys anfa^et, unö jeud)t 
öaneben ^inab bis an öie Dalberger, fo Hoöenfelö genannt, 
öa fiel} aud) öer Seu.tüört^ enöen t^ut, jenfeit Ktjeins 
ftogen öie Dalberger örauf. (£s tjat aud) in öer ZTlitte öes 
5eu.tDörtt)s ein Dogelgrunö, öeffen fid) öie Bunnen an« 
mafjen. Ood; foU unö tmrö öerfelbe oon Pfalj tnngejogen 
unö uerliel)en meröen. Unö ift auf folgern XDörtl) por 
jtpeien 3 a b rct1 tOiltjelm pon iHeyfenburg, furfürftlid>er 
pfalj Stäbier 100 ) aufm 3 a 3 e « iurd) einen Hieöerlänöer, 
fo öer je^igen Xfurfärftin Stallmeifter, ungefähr öurd) ein 
Sd)enfel gefeboffen moröen, unö fteljet öie ©brigfeit Pfalj 
ju, unö folget Seu>U)örtl) gleid) unten an gebadetem 
Bogelgrunö ein «Eisbrud), fo öer Pfalj juftänöig, unö pom 
Keller jum Ueuenfd)lofj unö [öucdi] öie pon U)orms, n>ie 
oben gemelt, gefifdjt »itö. 

Heben öiefein Seu*XPörtl) liegt geöad)ter Heu«U)örtl), 
öa öer ftrittig Bogelgrunö ift, unö öarauf öie örei Ente»’ 
garn genommen feinö moröen, 10 ‘) meldjer fein Knfyang 
öes großen Kofengartens, fonöern ein neuer aufgebenöer 
JDörtt), meldjet pon geöadftem Kofengarten öurd) ein ^lu# 
öes Kljeius abgefonöert ift, meldjes ein gut ^ifdjtpaffer 
giebt, tpie aud) öer tjausl)ofmeifter Befeld) tl)un will, 
foldjes öer Pfalj öarju innjujieljen, meldjen neuen IDörtl) 
öer Bifdjof por ad)t ^aljren mit öem Entenfang ange* 
fallen, 102 ) aber öapon öurd) Pfalj abgetrieben, wie fte, 
öie Pfalj, öenfelben bann famt öem Bogelgrunö nod) innen 
habe mit aller <8ered)tigfeit, unö jeud)t foldjer tDörtl) 
unö IDaffer neben öem großen Kofengarten l)inab bis ju 
öer Pfalj flein Kofengarten, unö weiter Ijinab bis in Kljein 
beim <3olll)aus, fo 103 ) jmifdjen öem großen Kofengarten 
unö ^olll)aus liegt [sic!]. 

(Sdflug folflt.) 


(Ein ülannhcimer Ratshcrrnfib für einen 
r$mif<hen Dentftein. 

Don Dr. Jttetirtdl Wolter. 

ZTad;!)ru(# verboten. 

£jöd)ft merftnüröige Bejiel)ungenl Uber fte haben be= 
ftanöen. $äben, öie pon Cucius Septumius ^lorentinus 
unö feinem ju Ehren 3 u Pi* ers aufgeftellten Botipftein 
ju Konraö Bogen, öem gräflich £einingenfd)en Schultheiß 


99) Don (£nbe September bis 23. Hpril. 

100) IDilhelm 0. HTeifenbug, nad? richtiger Schreibung, aus aus; 
geworbener norbheffifcher Jamilie, mirb als Stäbier ((labtragenber hah^r 
Beamter, (Eeremonienmeifter) auch bei IDibber I { 5^ 3um 3 a ^ re l 564 * 
genannt, ohne biefeit Citel im (Einmohneroer3eichnis ^eibelbergs oon 
(588 (ogl. Heues Hrchio für (Sefd?. oon Ejeibelberg I 5. (37). 

101) Pie (Sarne 3um ^ang ber IDilbenten (ogl. Hnm. 56) 
mürben mahrfcheiulich oon ben pfä^er Hbgeorbneten ben Ejerren 0. 
Bonn Poufis3iert, bie (tch biefen oon Kurpfal3 beanfpruchten Dogel; 
grunb angemagt hatten. 

102) Per Bifchof von IDorms hat biefes neue (jeftige Cubmigs* 
unb Becfer;) ID5rt burd? Hnlage eines (Entenfanges in Beftft ge; 
nommen. Hn; ober (Einfall ift auch eine Hrt Dogelfalle, an (Drten 
aufgefteüt, roo Dägel fidj majfenmeife nieberlaffen. 


108) nämlich ber betreffenbe Hheinarm fliegt jmifchen bem Pleinen, 
furpfäljif<heu unb grogen, bifchöflich IDormfer Hofengarten mit bem 
gleichfalls auf bem redeten Hheiuufer, beim IDormfer ^a^r liegenben 
fog. IDehr30Ühaus. Dgl. oben 5p. 3<( unb Hnm. ((8. ferner Boos, 
(Sefchichte ber rheiuifchen Stäbtefultur III 5. 76 ff. unb bie hiWonfdje 
Karte im IDormfer UrPunbeubuch, Banb HI. Perfelbe oe^eichnet 
auch Hamen alter IDormfer Bürger, bie jugleich folche ber obigen 
Hheinauen ftnb: Hobe, ogl. Hnm. 25; Holenhans, ogl. Hnm. 33; 
Kügepfennig, ogl. Hnm. 36; Ejufelfem, ogl. ^nm. is. 

Hq by 1^. 



69 


70 


ju Kttdffjeim a. b. Ecf, unb oon ihm ins Bureau ber 
pfäljtfchen Afabemie unb in ben Sigungsfaal bes KTann* 
Reimer Stabtrats leiienl ZDir fönnen es urfunblid} be¬ 
legen. Der Jjauptjeuge, ein unfeheinbarer römifctier Botin* 
ftein, ftefjt heute im fyieftgen Antiquarium, unb bie Beweis* 
urfunben oerwahrt bas Karlsruher Canbesarcgio in feinen 
pfäljifcfjen Kegievungsaf ten. Der fjelb biefer fonberbaren 
(Berichte ift längft tot, es wirb bager feine 3nbtsfretion 
fei, ju erjagten, wie er ZlTannheimer Stabtrat würbe. * 

Damals wagte man nod} nichts r>on StabtratswahleH 
im h«utid« n Sinne ober gar non einem Bürgerausfcgug; 
bie Bürgerfchaft war faft ganj munbtot. Es ift befannt, 
in welchem Umfang ber Aemterfauf unb fogar ber Zjanbel 
mit Anwartfchaften auf fpäter frei werbenbe Aemter in 
ber Pfalj unter ben Kurförften 3obann ZDilgelm, Karl 
Philipp unb Karl Cgeobor eiurig, unb welch groge Holle 
bamals bei ber Aemterbefeguug Betterfcgaften, Schwäger* 
fcfjaften, Ciebfchaften,. Proteftionen unb anbere Bejahungen 
fpielten. Der Staat in feiner ewigen lief ftct? 

bie Bergebung non Aemtern unb Anwartfchaften ober 
Abjunftiouen teuer bejahen; ber ZHigbraucg würbe immer 
ärger, trogbem geh immer wieber Berfucge, ihn ju be* 
feitigen, bemerfbar machten. IDie in allen Korporationen, 
fo gerrfdge biefer Unfug auch * n ber ftäötifctjen Ber* 
waltungsbegörbc, bem ZlTannheimer Kat, beffen ZITitglieber 
bamals auf Cebensjeit gewählt unb fomit mehr ftäbtifche 
Beamte, als Bettreter ber Bürgerfchaft waren. IDägrenb 
im 17. 3ahrhunbert prinilegiengemäg bie erlebigten Stellen 
burch Waglen bes Kollegiums neubefegt würben, bilbete 
geh im 18. 3ahrhunbert aus bem furfürftlichen Beftätigungs* 
reegt, im (Begenfag ju ben Stabtprinilegien, bas Berfahren 
birefter «Ernennung burch &«n Kurfürften heraus, uub bie 
Bergebung non Anwartfchaften, non überzähligen Kats* 
ftellen nahm einen immer grögeren Umfang au. Bei Er» 
lebiguug einer Katshermftelle burch £ob ober Berjicgt 
rücften bie supernumerarii auf ben Sig ihres Borber* 
manns nor. Da mit biefen Katsherrnftellen auger ner* 
fchiebenen Borrechten eine namhafte Befolbung nerfnüpft 
war, fo gerrfegte faft ununterbrochener ZBettbewerb 
jur (Erlangung folget Stellen, wobei häufig weniger bas 
wirfliche Berbienft ober bie t£?atfäctjlid}e Befähigung ben 
Ausfcgiag gaben als fonftige, oft weit gergegolte £» 
wägungen. (Betegentücg würbe birefte Bezahlung für bie 
Zuteilung einer Katsgelle verlangt; fo mugten in ben 
fecgjiger 3 <t h cen bie supernumerarii je nach Betmögen 
100-—300 g. jur (Tilgung bet ftäbtifegen Kafernenbaufchulb 
entrichten. Auch anbere Arten oon (Segenleiftungen famen 
vor, wie bet oorliegenbe, feht charafteriftifche ^all beweift. 

Die ^ötberung ber IBiffeufchaften fegte am f}ofe Karl 
Cgeobors fpäter ein als bie Pgege ber Kung, hoch er* 
wachte bes Kurfürften 3 n l« c «ff« für bie Altertumswiffen* 
fchaft früher, als man gewöhnlich annimmt. Schon im 
Auguft 17*9 erlieg Karl Cgeobor ben Befehl an fämtlicbe 
pfäljifchen 0berämter (<ߣA. Pfalj <8en. 3888), bag t^m 
alle „Antiquitäten unb anbere monumenta", bie in ber 
Pfalj „burch Unterthanen ober fonften gefunben werben 
möchten", jugefanbt werben mügten, „wohingegen bem Er* 
gnber bafür eine proportionierte Recompanz oerreichet 
werben folle". Diefer Erlag blieb fo gut wie wirfungslos, 
unb nicht burch bie Berwaltungsbeamten, fonbetn burch 
bie ZlTänner bet BDiffenfetjaft würben bie Scgäge bes 
Altertums ausgnbig gemacht. Erft feit ber ©rüubung 
ber Afabemie erhielt bie pgege bet Eefcgicbte unb Archäo* 
logie in ZRanuheim Itacgbrücflichere 3 ni P u if e - 

3« ber Sammlung römifeger Denffteine bes hieggen 
Erogh« Ejofantiquariums, bas im Capibarium feinen alten 
wertvollen Beftanb aus furfürftlicger : ^eit bewahrt hat, 
begnbet geh ein würfelförmiger, nicht befonbers groger 
Botiogein aus Kirchgeim a. b, Ecf (fübweftlich von (Brün* 


gabt), ein 3 U P** € i»g«in# wie ge häugg oorfommen, 
mit folgenber 3 n fä? t if t: 

I • O • M. 

L • SEPTVMIVS 
FLORENTINVS 
V-S-LL-M 

b. g. Jovi optimo maximo Lucius Septumius Florentinus 
votum solvit laetus luhens merito, ju beutfeg: Dem begen 
grögten 3 u Pit« r gat Lucius Septumius ^lorcnttnus fein 
(ßclübbe nach (ßebühr freubig unb gern erfüllt. Auf ben 
ZTebeufeiten fiub in fetyleeijt erhaltenen Bas*Keliefs bärge* 
ftellt: Sol, ber Sonnengott, mit einem Biergefpann unb 
£una, bie ZTlonbgöttin, wahrfcheinlich ein < 5 weigefpann 
antreibenb. x ) 

Der Stein ift alter Begg bes furfürftlichen Antiquariums 
— er fam im 3 a *? r « 1?64 gi^g** — unb tvar einer 
ber erften, bie burch &i* 1?65 gegrünbete furfürftlich* 
pfäljifcbe Afabemie ber ZDiffenfcgaften, bie Theodoro- 
Palatina, ber Sammlung eiuverleibt würben. Dag bie Er* 
Werbung biefes tömifegen Denffteins, wie fo oielet anberer, 
ben mit grogem Eifer betriebenen wtff cnfcfjaftlichen 
^orfegungsreifen ber Afabemie'ZTTitglieber 2 ) ju verbanden 
ift, wugte man; nähere Einzelheiten barüber haben geh 
nun in einem Aftenfascifel gefunben, in bem ge gewig 
niemaitb oermutet hatte: „Die Annahm beren ZTTanngeimer 
Katgsoerwanbten unb berenfelbenBefolbung betr. 1762 - 72 ". 3 ) 

Darin begnbet fich folgenber, an ben <8eg. Kabinets* 
fcfretär unb Direftor ber Afabemie ber ZDiffenfcgaften 
(ßeotg o. Stengel gerichteter Brief eines gewiffen Philipp 
Kocg 4 ) in Aljey oont 26 . Dejember 1763 . 

JDoßlgeboßrtter, ßocßgel&ßrter 
l^ocßgeeßrtefter fyerr (Seßeimer Hatßl 

3 <ß fann €uwer IDoßlgeboßren in anfeßuttg bes Kircßßeimer 
Steins Feine genauere Husfunft geben, als ba icß benfelben abgejeignet 
unbt befeßrieben ißnen oorjnlegen bie €ßr ßabe. Unfere H^eyer 
IHaßler * feynbt nidjt aus ber fdjuljl bes Appelles unbt Rubens, idj 
unterließe midp alfo, bie bem Original gleidjtpoßlen bureßaus gemdfe 
abjeignung fomoßl, als eine Don mir gefaßte Sefcßreibung bes 
Monumenti, foßin eine naeß meiner menigen einfußt entworfene Dis- 
quisitionem Historicam geßorfainbj! ßier anjufeßließen. 5 ) ZTotßwenbig 
mußte tcß legiere in Lateiniftßer fpradf oerfaffen, ba in ber (Eeutftßen 
fpraeß einige ausbrucFungen 3U berlay gegenftSnben wo ni<ßt feßlen^ 
boeß oßnbeutlicß feynbt. 3cß unterfteße mieß nießt, bjocßbiefelbe 3U 
bitten, ein unb anberes 3ßro (Eßurfärftl. Durcßlautßt oor3ulegen . . . 

(Einen preis in anfeßung bes Kircßßeimer Steins fe^ufeften, 
ift ni(ßt tpoßl mbgliiß, ba es bei mir ßeifet: si quis amat Ranam, 
Ranam putat esse Dianam.®) 3 ^? f e i? e als eine nießt leießt ers 

finbtlicße Seltenßeit an, oßngefeßr will icß gleießwoßl felbigen auf 100, 
fage ^unbert, aueß naiß eigenfeßaft bes £iebßabers meßrere (Sulben 
feßd^cn . 7 ) Der Befi&er beffen ift ein uerufinftig unb bemittelter IHann; 
ba er mir aber fonften nießt als bureß einen gutßen Huf befant, fo 
fann icß au<ß bou 3ßm* weiter nießts fagen. 34 9^ube aber, baß 


2 ) 5 teße 5 erb. ^aug, Die römifeßen Denffteine bes ^< 5 roßß. 
Hntiquariums in Htannßeim [ 1887 ] Konftan3, S. u tlr. i. Dgl. aueß 
Ceßne, (Sef. Scßriften I (ITTain3 1837 ) S. 109. 

s ) IDoriiber bie Acta Academiae Theodoro-Palatinae berteßten. 
Dgl. £)aug a. a. 0 . S. 3 . Hefonbers tßdtig war auf biefen Heifen 
ber ftänbige Sefretdr ber HFabemie Hnbreas £amey, ber bie <Lom 
feroierung ber im £anbe serftreuten 3«f4 r W e * ne wiffetis 

fcßaftlicße Hcßanblung als eine ber wießtigften Hufgaben ber Hfabemie 
be3eicßnete. Acta I,“ 19 . 3 . Die erfte wiffenfcßaftlicße Heife fanb im 
f^erbft 176 ^ ftatt, ibid. 19. 

8 ) Karlsruß er (Senerallanbesarcßio, IHannßeimer Spe3ialaften 
Hr. 657 . 

4 ) Kocß war Hmtmann bes Furpfd^ifcßm 0 beramls Hl3ey. 

®) liegt nießt bei biefen Hften unb ift {ebenfalls 31t ben Hften 
ber Hfabemie geFommen. 

®) £eiber war bie Qerfunft biefes Citats nießt 3U ermitteln. 

7 ) Der IDert ift 3U too jt. übertrieben ßoeß gefcßdßt. 



71 


72 


burd? Willfahrung feines Begehren Seine <£h ur f Durchleicht 
ahm wohlfeil ft en bes Steines eigentümer wirbt; ich erbiethe mich 
ber Husbrechung be^uwohnen, bamit er nicht befchäbigt werbe. 

So balbt es bie IVitterung erlaubet, werbe bahier unbt Kriegs* 
felbt nachgraben lajfen, ob fidj ahn Hlterthümer was fürftnbet, unbt 
ben erfolg gehorfamft berichten. 3 dj lege hier einige Naturalia in 
einer Schachtel bei . . 

Der Stern 8 ) tpat am tjaufe bes ehemaligen gräfl- 
leiningifcgen Can 6 fcfjultl>cilgcu 511 ICircfjI^cim a. b. Ecf Konrab 
Bogen, eingemauert, ber benfelben bem Kurfürften 5 U Eigen 
überlieg, jut Belohnung bafür aber „um gnäbigfte lX>ill= 
fahrung einer Supernumerarii Stelle beim Rlanngeimer 
Stabtrat" bat. Huf bie »Empfehlung Stengel’s giu unb in 
Hnbetracht bes im erften Sammeleifer allerbings bebeutenb 
überfragten Hltertumsmertes ber Sdjenfuug befürwortete 
bie furf. Regierung (26. Hpril \76^) biefes (Sefucg Bogens, 
ber ftch in RTanngeim häuslich niebergelaffen h at * c c un ^ 
Kurfürft Karl Cgeobor pol^og am gleichen Cage bie Per» 
leihung „einer lutljerifcgen RatsPertpanbten»Stelle" an Bogen. 
So waren swei IDünfche auf wohlfeile Hrt unb ju gleicher 
^cit befriebigt: bie Hfabemie batte ihren Jnfdiriftftein 
unb Konrab Bogen feine Hmpartfctjaft auf bie näcgfte 
Ratsgerrnftelle. 

Wenige 3agre barauf erhielt Bogen burch futfürg» 
liehen Erlag pom September (768 bie burch Hblebeit 
bes lutherifchen Ratsherrn 5*f c ^ er crlebigte Ratsgerrnftelle. 
Bas protestieren gegen foldfe Eigenmächtigfeiten ber Regie» 
tung hatte ber ITZanngeimer Stabtrat längft aufgegeben; 
es foftete nur nuglofe Schreibereien unb geftempeltes Papier. 
Welche Stellung ber ehemalige Sanbfcgultgeig bei feinen 
neuen Kollegen einnahm, wiffen wir nicht; er fetjeint geh 
nicht befonbets fyerporgetfyan ju gaben, gehörte aber piel* 
leicht auch uicht ju ben Unwürbigften unb Untüdjtigften 
unter benen, bie geh burch Schmeichelet unb gute Bienfte 
Sig unb Stimme auf bem Rathaus perfchafft hatten. 
Wtrflichen Bugen hat aus biefer Sache — äuget bem, ben 
ge 5 unäcf)g anging — wogl nur bie Hltertumsfunbe ge» 
jogen. Es wirb bas einjige Wal gewefen fein, bag ge 
einem für einen Pottoftein jur Stabtratswürbe perhalf. 


5ur ntufcumsfragc. 

1. 

Der Vorftanb bes Hltertumsoereins anläßlich ber hodjerfreu* 
liiert unb tyod^erjigen Stiftung, bie IHannhetms Ehrenbürger fjerr 
Kommerjienrat unb (öeneralfonful Heiß ber Stabtgemeinbe in Kuss 
fid^t gellte, bereits in ber De3ember-lTummer biefer geitfehrift 311 ber 
IHufeumsfrage Stellung genommen. Hngeftdjts ber tEhatfadje, bag 
biefe für IHannheims Eittwirflung unb bie pflege feiner geizigen 
3nterejfen augerorbentlidj wichtige (frage in ben nädjfTen 3at|ren 
immer mehr in ben Vorbergrunb ber öffentlichen Erörterung rürfen 
wirb, ift es nötig, bag bie „Mannheimer <Sefdyicbtsblätter" bes öfteren 
in fleineren ober größeren Beitrügen h* er 3 u bas IVort ergreifen unb 
3u ihrer Klärung unb popularifierung, 3U einer Erläuterung aller mij 
ihr 3ufammenhängenben Aufgaben unb gtele be^utragen ©erfaßen. 
Es barf feine geit nerloren werben, benn bie 5ad?e erforbert ja^re- 
lange, unermfibliche Vorbereitung. 

0 ffen muß 3ugejtanben werben: es ift l^ier früher in ber Er* 
Werbung non UTufeumsgegenjtänben niel nerfüumt ober überfeinen 
worben, was nicht wieber gut 3U machen ift, auch ift in nielen fällen 
ber Veräugerung nach auswärts ohne jebe Hürfft<ht auf bie Vater* 
(labt ©erfahren worben, unb fo fleht manches wertvolle Stücf in 
fremben IHufeett, bas niemals h^tte aus Mannheim nerfchwinbett 

ö ) Seine 3 &*ntität mit bem Eingangs bef<hriebenen ift 3weifeU 
los; bas Hntiquarium beftßt nur biefen einen aus Kirchheim, beffen 
Erwerbung im 3 ahre ^ 76 ^ beglaubigt ift. 


bürfen. Dafür nur brei Beifpiele. IVer bas t^ifiorifdye IHufeum ber 
Stabt ^ranffurt a. ITT. burchwaubert, ift überrafcht, bort einen prächtigen 
prunffdritten aus ber geit bes Kurfürften Karl (Eljeobor mit ©oll* 
ftänbigem Sattebeug 311 ftttben, bas (Sefdjenf eines (franffurter Stabts 
rats, ber biefe wertooüe Erwerbung in Mannheim gemacht h a ^ unä 
jeben Mannheimer, ber bas föuigl. Kunjtgewerbemufeum 3U Berlin 
betritt, muß ein (Sefühl bes Hergers unb ber Befchämung ergreifen, 
wenn er im Veftibül gleich linfs ©om Eingang als beforatioes prunf* 
ftürf oornehmer Kococo^Kunft ben großen ehemaligen Hochaltar aus 
ber unteren pfarrfir<he in Mannheim erblicft, ein ©ergolbetes Ijo^s 
fchnißwerf, als beffen Verfertiger Homan Boos um 1760 angegeben 
ift; eine Photographie non (Sehr. Matter in Mannheim, bie baneben 
aufgefteüt ift, 3eigt ben Hltar an feiner früheren Stätte. Er fam 
bei ber Keuoration ber PfarrPirche Enbe ber 1870 er 3 a h re burd? Kauf 
in bas Berliner Mufeum. Ungefähr um biefelbe gelt hat bas hiftorifdfe 
IHufeum in Speier eine in ITTarmor mobeHierte Selbftporträt«Büfte bes 
UTannheimer Bilbhaucrs Vcrfchaffelt, beffen £eben unb IDerPe uns 
Pür3lich ron berufener Seite in IDort unb 5 d?rift gefd?ilbert würben, 
hier für einen Spottpreis erworben. Hud? biefer Hichtbefiß mug 
fihmer3licbe (Sefühle werfen. UTannheim wirb fldp mit einem (Syps* 
abguß biefes h^rPörragenben Sfulpturwerfs begnügen muffen. 

Damit foll nun tiiemanb ein Vorwurf gemad^t werben, benn es 
hat hier bamals nicht nur an ben <8elbmittcln, fonbem auch an einem 
allgemeineren, weitere Kreife umfaffenben 3 n tereffe für folche Dinge, 
gan3 befoubers aber aud? an ber perfpePtioe ron heute gefehlt. Der* 
artige ^äüe, wo Stürfe, bie nur im UTannheimer IHufeum hätten 
piaß finben bürfen, nad? auswärts gehen, ober gar, was nod? fchlimmer 
ift, in einer prioatfammlung womöglich für immer ber 0effentlichfeit 
ent3ogen werben — auch bafür giebt es Beifpiele — follen heute 
nicht mehr oorPommen unb fte bürfen es nicht. Kllerbings ftnb Ieiber 
and? heute nod? nicht bie ausreichenben großen (Selbmittel norhanben, 
bie erforberlid? jlnb, um UTufeumsfehauftürfe ber genannten Hrt auf 
Kofteu bes Kltertumsoereins 3U erwerben; bas ift nur burd? augers 
orbentliehe 5 d?enPungen möglich. Da aber bei folgen Unfäufen meift 
fchuelles gugreifen nötig ift, mug ein hinreidjenber ^Jonbs ©orhauben 
fein, auf ben man fidler rechnen fann. 

Sehr oft h^rt man fagen: ftnb erft bie grogen IHufeumsräume 
oorhanben, fo werben auch IHufeumsgegenftänbe gefd?enft, benn ber 
Schenfer will, bag fte würbig aufgefteüt werben unb gehörig &ur 
(Seltung fommen. Diefer (SefichtspunPt ift nicht unberechtigt, aber 
fooiel fteht feft: für ein IHufeum, wie es fpäter h*^r errietet wirb, 
müffen oorher burd? jahrelanges, unermübliches Sammeln unb burdj 
Stiftungen grogen Stils bie (Segenftänbe 3ufammengebracht werben; 
mit bem, was bisher tyrr burch Kauf ober Schenfung in unfere 
Sammlungen gefommen ift, läßt ftch 3n>ar fd?on manches e^ielen, aber 
ein IHufeum nicht im entferuteften würbig füüen. So oiele Beifpiele 
ber (freigebigfeit unb bes (Semeinftnns hier auch fchon gegeben würben, 
fte foüten weit mehr Hacheiferung in unferer Bürgerfchaft fhtben, 
benn barin ftnb wir gegen anbere Stäbte noch fehr tm Hürfftanb. 
Der aufmerffame Befd?auer ber IHufeumsfchätje non (franffurt, 
IHünchen, Berlin unb anberer (ßrogftäbte fann fonftatieren, in welch 
augerorbentlichem Umfang an bem IVachstum unb an bem Heid^um 
biefer Sammlungen prinate Jreigebigfeit, prioater 0 pfer)tnn beteiligt 
flttb. Sammler, bie ihr £eben laug foftbare Schüße ber Kunft uttb 
bes Kunftgewerbes gefammelt h^beit, fd?enfen fte bem IHufeum ober 
beponieren fte bort, bamit fie ber Kügemeinheit jur (freube nnb Bes 
lehrung bienen. So erft erheben ftd? Prioatfammlungen 3U einem 
höheren gwerf unb erfüüen eine ibeale Hufgabe. Vereine ftnb ge* 
grünbet worben — fo in Berlin —, beren einige Beftimmung barin 
bejteht, (Selbmittel 3um Hnfauf non IHufeumsgegenftänben auf3ubringen. 
Huf Vorfchlag ber IHufeumsleitung noÜ3ieben fie ben Hnfauf unb 
überweifen bie Neuerwerbungen bem IHufeum. IVäre etwas bers 
artiges nicht auch für UTannheim 3U ermöglichen? Es fomrnt nur auf 
bie 0 rganifation an. Selbft wenn bie Erbauung unferes IHufeums 
noch in weiter ^erne geht, an bem IHufeumsinhult mug jeßt fchon in 
ber allerintenflnften IVeife gefammelt werben. Befanntlid? ftnb bie 
preife auf bem Hntiquitätenmarft bei ber ftarfen amerifanifcheu Nach* 
frage im fortwährenbeu Steigen begriffen, unb bie wirflich guten 
Sachen werben immer feltener. Es ig alfo feine geit 3U nerlieren. 
Eine Erweiterung ber bisherigen Santmlungstenbet^eivbes Hltertums* 
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73 


74 


oereins ift unoermeibliZ, bodf mirb ihm bicfer Schritt über bie lofal* 
hiftorifZ*n (Srenjeti hinaus nid?t ferner fallen, menit erjt bie notige 
fefte fina^ielle < 5 rnnblage gefZaffen ift. Damit Fämen mir 311 ber 
£rage, was foll für unfer IHufeum gefammelt merben, hierüber aber 
ein anber JTTal! (für bie näZfte Hummer biefer Blätten Fönnen mir 
junäZft einen Huffatj bes Ejerrn prof. Karl Haumann in Kusfidjt 
(teilen, morin biefer bie Htufeumsfrage in eingehenber unb 3ufammen? 
faffenber ZDetfe befpredjen mirb. Weitere Heugerungen finb uns 
wiflfommen. W. 


üßtötellattea. 

Iler kuvpfdiü(d)t Hofmaler golf* Claia* llilfan ;tt 
|U0ebttr0« $ ) 3 n Hugsburg mar feit ben (Eagen ber Ijolbein, 
Burgfmair, Hmberger n. a. bie fünftlerifZ* (Erabttion lebenbig ge? 
blieben. (Es hat ftdp bort eine Sted^erfc^ule gebilbet, bie im XVIII. 
3 af}rf}unbert für ade bebeutenben Druckereien iüujtratio arbeitete unb 
ihre Blätter fogar für bamals fetyr berühmte (Df^inen begehrt fah, mie 
3. B. bie Offfyina Ducali (Eampibortenfi ein foftbares oierbänbtges 
Breoier mit Stilen bes Hugsburger Stechers StörFlin ausftattete. HuZ 
Mannheims Sdfxoar^Wei^iKm^ bes XVIII. 3 ahrh»nberts fteht in 
engen Bestellungen 3ur Hugsburger Schule. (Ehe ber Hugsburger 
Steuer €. Derheljt nadj Mannheim ge3ogen mürbe, oerotelfältigten 
mehrere Hugsburger Steuer bie Mannheimer Kunftmerfe. 

Unter ben bebeutenberen Meijtern ber Hugsburger 5 ted^erfd?ule 
mirb 3 °*?* <2faias Hilfon in ber Stetten’fZ erl „Kuuftsöemerbe? 
fJanbmerfs5<Sefd?id?te ber BeiZsftabt Hugsburg" als einer ber „größten 
Künjiler biefer Hrt" genannt. — 

Karl (Elteobor hotte *760 fein unb feiner (Seinatjlin Bilb an 
Hilfon gelten laffen, „um felbige in KupferftiZ bringen 3U Fönnen". 
Hilfon Ijat nic^t ermangelt, „allen möglic^ften auf3umenben, 

foldje naZ ber oor mir gehabten Mahlerey auf bas (Senauefte 3U 
treffen." Hls er bem Kurfürjten bie erften 21 bbrucFe mit ber Bitte 
überreizte, fte einer gnäbigften 2 Iufnatjme 3U mtirbigen, fuZte er 3m* 
gletdi um „(Erteilung bes £fyarafters eines E}of?<Eabinets;Mahlers naZ, 
gehalten fld? meine EDiffenfZaft, ohne eitlen rühm 3U fagen, in ber 
Mahlerey fo meit erftredet, bag iZ bafür halte, unter ber §ahl ber 
churfürjtl. Ijoffünftler eine Stellung begleiten 3U Fonnen." 

(Ein Mittelsmann bes furpfätyfZen Ejofes mug (ErFuubiguugen 
über Hilfon ei^iehen. Der gelehrte DeZant unb Kuugfreunb 30h. 
Bapt. oon Bafft 3U Hugsburg erteilt folgenbe HusFunft über i!^n: 

Augsbourg, le 20. Janvier 1761. 

Monsienr 

J’ai regu celle dont vous m’avez honor6 Monsieur en datte 
du 8. par la quelle j’ai vu ce que S. A. S. E. souhaite de savoir 
touchant le Sieur Nilson avant de complaire a sa demande 
comme il est tr4s juste. il y a bien tot 20 ans, que j'ai le 
plaisir de le connoitre: c’est un homme de probitG, d’une con- 
duite irreprochable, doux respectueux, retirö, bon econome, il 
est mariö, et a des enfants, homme qui a le point d’honneur 
qui ne 8’applique qu* 4 la gravure, rareraent dans la migna- 
ture, ou il excelle, grand inventeur, et homme d’esprit dans 
ce qu’il entreprende. Dommage qu ’il n’est pas catholique 
pour faire de l’honneur 4 notre Religion, il ne souhaite le 
Titre qu* il demande si non pour l’honneur, pour avoir de la 
Protection et respecte des envieux et ennemis, qu* il a dans son 
mutier, pour avoir des märites superieurs, pour des gages ja- 
mais il a pense, ni en souhaite, ou demande, ni 4 Favenir non 
plus. L’honneur de ce respectable Titre, comme il m’ a dit, 
lui vaut plus que toutes les gages du monde. ainsi S. A. S. 
ElectL ne peut mieux placer ce titre que dans une personne 
de merite si rare comme le SL Nilson, n’azarde certainement 
aucune chose pour le bon usage qu ’il en fera, au contraire ce 
titre fera voir dans le monde que la Ser 1110 Cour Palatine n’a 
que des personnes d’un merite tres distinguö dans leurs arts 
et ofüces. S. A. S. mon tres gracieux Maitre ne peut autre- 

*) (Duellen: (SenerallanbesarZiu Pf. <&. iJass. ^397 unb p. v. 
Stetten, Kunjt- ic. < 9 efZiZi e HeiZsftabt ilugsburg. 


ment attester de ce qui je viens de dire de lui. Les portraits 
en mignature qui se trouvent dans les tabathieres, dont S. A. S. 
a present a S. E. ML le B. de Beckers e a ML lu Comte de 
Falzacappa sont de ses ouvrages. Au reste en vous remerciant 
Monsieur pour vos souhaits a l’occassion du tems que je vs 
reciproque aussi de tout mon coeur je vous prie de me mettre 
aux pieds de S. A. S. Elect. et d’etre persuadö que je suis sans 
reserve toujours a vos ordres, et avec un respectueux attache- 
ment et une veneration sans egale 
Monsieur 

votre tres humble, et tres obeissant serviteur 
Bassi. 

oserai je vs prier de mes 
respects a Mad. votre Epouse 
et a tous nos bons amis. 

Daraufhin mürbe Hilfon unterm 29.3<*nuar „in KnbetraZt 
feiner in ber ITTaf}ler;Kun(t belobten (Erfahrenheit" 3um QofslRaler er^ 
nannt, oon melZer (Eiteloerleihung auZ bie Pfa^Heuburg’fZe He? 
gierung in Kenntnis gefegt mirb. — 21n men ber BafjVfZ e Srief 
geriZtet ift, Fann beftimmt niZt mehr ermittelt merben. DielleiZt ift 
es St. 0. Stengel, ber Furfürftl. (Scheimfefretär. — 3« 

DeZunt bei 5. ITtori^, Bibliophil unb (Selehrter, mar ber Sammler 
ber berühmten Bibliotheca Bafjlana, ber Kugsburger bifZöjliZ^n 
(fpäter Diüinger Uuioerfitäts)?BibiiotheF. (Er flarb 1777. 

Dr. Beringer. 

Antike ptiinffnnke im 9^eim Dag ber Dater Hhein in 
feinem SZ<>§c SZ^tje birgt, baoon meig niZt nur bie Sage 3U be? 
riZten, fonbern es i(t auZ fZ on aus ^ em h°^ en Altertum mehrfaZ 
be3eugt, bag bie anmohnenben DölFer < 5 olbmäfZ^rei betrieben. IDohl 
manZe oon ben 3ahlreiZen feltifZen (Solbmüii3en, ben fogenannten 
HegenbogenfZüffdn, mag bem golbhaltigen Hheinfanb abgemonnen 
fein, unb basfelbe gilt mohl auZ oon unfern mittelalterliZtn (Solb? 
jtücfen, namentliZ aber oon ben beFannten Knrpfä^er DuFateu mit 
ber prunfenben UmfZrift: Sic fulgent littora Rheni. IDenn nun aber 
auZ ber (SoIbmäfZereibetrieb um bie IHitte bes *9. 3 a ^ r ^ un ^^ s / 
meil niZt mehr lohtienb, eingekeilt mürbe, fo hat ber Strom boZ niZt 
gan3 aufgehört, SZ^ö* 3« fpenben, auZ folZ e / bit neben bem ITIetall? 
mert einen noZ bebeutenberen gefZiZl^Z 011 bejtken, gmei 

folZe Stürfe finb gerabe in letzter geit in unfere Sammlung gelangt. 
Das eine (De^eiZnis ber Heuermerbungen XXVII, C 8 oQ ift 
eine (Solbmün3e bes römifZen Kaifers < 5 eta, ber, ein Sohn bes 
Septimius Seoerus, i.3. 2 [2 ttaZ faum einjähriger Hegierung oon feinem 
Bruber unb IlTitregenten Caracaüa auf graufame XDeife ermorbet 
mürbe. Die nTün3e, ein Hureus — 25 römifZe Denare (ungefähr 
20 UTarF), mürbe im ausgebaggerten Bheinfies bei ^oden? 
heim gefunben; fle gehört, mie bei ber fur3en Hegierungs3eit bes 
Kaifers, bejfen jugenbliZes Bilb fle 3eigt, erflärliZ ift, 3U ben feltenften 
unb h^ZftörfZäöten ihrer Hrt. Huf ber Bütffeite ift (Eaftor, [ber 
SZutjgott ber römifZen HitterfZaft, abgebilbet, 3U Jug neben feinem 
pferbe, bie £an3e in ber £infen haltenb (ogl. (Eohen, m 6 d. imp. IV r 
254, U> ^odenhetm maren, mie burZ 3 ahlreiZe Junbe er? 
miefen ift, römifZe Hieberlaffungen, jeitmeife oieüeiZt auZ eine 
JTTilitärftation, an ber Hömerftrage Speier-lDiesloZ. Die Hlün3e mag 
auf ber fähre, bie ben Derfehr über ben Strom oermittelte, oerloren 
gegangen fein. — Die anbere IHün3e (00m (Srogh. ^ofantiquarium^ 
ermorben, Katalog Ck 9Q mürbe fürjlic^ in ber Hähe oon Jranf en 
th a 1 ausgebaggert; an Dtaterial weniger mertooll, beanfpruZt 
fte umfomehr gefd}td?tlid}e$ 3 n tereffe. HaZ gütiger HTitteilung bes 
bjerrn Dr. 3 nthaaf?Blumer in IDinterthur ift es eine Silbermün3e 
(Hummos) aus ber grieZ*fZ cn 5 tabt €lea in £ucanien (llnteritalien) 
im IDert oon 3mei DraZmen ( (Vs DTarF). Huf ber Dorberfeite 
trägt fle ben behelmten padasfopf mit £orbeer!ran3, auf ber Bürf 
feite einen naZ reZts fZreitenben £ömen mit ber UnterfZrift 
YEAHTQN. Die Darftellung 3eigt ben Stil ber entmidelten 
grieZifZ^ Kunft. Da (Elea ( e Yeb]), römifZ Delia, 3U Hnfang bes 
britten 3 a ^rhunberts 0. (Ehr. anlägliZ bes CEarentinerfriegs oon ben 
Hörnern untermorfen mürbe unb bas HeZt ber HIün3prägung oerlor, 
ift eine untere Srenje für bie (Entftehungsjeit unferer 2Hün3e gegeben. 

ifunbe grieZifZ er IBün3en ftnb in StibmeftbeutfZlanb überaus feiten, 

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76 


aus Baben (ogl. Bifgnger, £unbe römifcher IHü^eu, *889) gnb uns 
feine beFannt; mit wenigen 2 Iusnahmen, bie in IDürttemberg be; 
oba <hi et würben (ogl. Heftle, Junbe antifer IHüi^en in IDürttemberg 
^893 S. 35 ), finb auch in ben bürgerlichen unb militärifdjen Biebers 
laffungen bes römifchen (Sermaniens foldje nicht nachgewiefen. 0 ffen* 
bar curjlerte bamals nur römifdjcs (Selb fyierjulanbe, unfre HTünje 
aber reicht in bie geit oor ber römifchen Qerrfdjaft in IDegöeutfdjs 
lanb 3urücf; ge reitet fid? ben ^unben maffaliotifdjer HTünjen an, bie 
(ngl. Duhn, Heue Ejeibelberger 3 ahrbüdjer 1892, I, 5 . 63 ) in FranF- 
reich unb ber IDegfdjwe^ gemacht wurbetf, fie weift h* u auf ben 
mehrere 3 ahrhunberte lang cor <£h r - beftehenben IjanbelsoerFehr 
griechifcher Kaufleute, bie oon IHajfalia (IHarfeille) aus bas Ht^ne* 
unb Saonetljal herauf 3um Hhein unb 3ur ITorbfee 3ogen. Unter ben 
3ahlreichen IDaaren, bie auf biefem IDege in unferer (Segenb abgefeßt 
würben, jteht obenan ber prächtige Brot^esDreifug oon DürFheim, ber 
im Speierer IHufeum auf bewahrt wirb. — <Elea wie ittaffalia waren 
Kolonien eben berfeiben griechifchen Stabt phofaea in Kleinagen: 
unter biefem (SegdftspunFt beanfprucht ber ^unb einer eleaiifcheit 
IHü^e auf bem Ejanbelsweg maffaliotifcher Kaufleute noch befonberes 
3 «tereffe. K. B. 

<£abnckktttfdjen. 3 m Vortrag ber lebten Dereinsoerfammlnug 
über bie peft in Mannheim *666 67 würbe u. a. eine Stelle aus bem 
HatsprotoFoll oom 26 . ^ebruar *666 erwähnt, wonach Dr. Ja Hofe 
ben Stabtrat aufmerffam machte, bag am Bollwerf an ber Dogelftaug 
(am Hhdnthor) oiel Stroh liege, worauf im oergofferten Sommer FranFe 
Solbaten gelegen h&tt en / bie an anftecfenben Kraufheiten geftorben 
feien; bie armen leute halten biefes oermoberte Stroh unb brauchten 
folches 3U „Tobac-Kutf dj en"; baburch Fönne eine Seuche ent- 
flehen. (Eabacfwagen gnb hier Feineswegs gemeint. Das IDort „Die 
Kutfch" ober wie bie Kusfprache in IDirFlidjFeit lautet: „Die (Sutfch" 
hat mit Kutfche — IDagen abfolut nichts 3U thun. Die Bauern 
unferer (Segenb jiehen ben jungen Salat ober bie CabacFpftän^cheu in 
„(Sutfdfen". Dag biefes IDort auch über bas (Sebiet unferer l^eimat 
hinaus gebräuchlich ift, beweijt u. a. feine Erwähnung in ben Kons 
oerfationslejiFen unb in Ijeyue’s beutfchem IDörterbudj (* 892 ), wo 
II, 527 bie hier in Betracht Fommeube Bebeutung Hreibs ober 
UI ift beet richtig Bezeichnet ift unb „HobacFsFutfche" nach 2 Jbelung 
als ein IHiftbeet, in welchem man junge (Eabacfpga^en 3ieht, erFlärt 
wirb. 2 Iu<h Ilutenrietljs Pfä^ifches 3 ^i°fi pon 5 - 83 Bezeichnet bie 
Kutfch als Hliftbeet, hoch ift feine Vermutung, als ob bas IDort mit 
bem heffifchen „ber Kuß" = wirrer £}aufe oerwanbt fei, abfolut uns 
brauchbar für bie (ErFläruug ber EferFunft. IDotjer Fommt nun bas 
IDort Kutfch be3W. (Sutfch? Die (ErFlärung ift hädjg einfach, aber 
gerabe weil fie fo nahe liegt, fcheint man an ihr oorüber gegangen 
3U fein. Das IDort gehört 3U ben 3ahlreichen lehnwörtern, bie aus 
bem $ran3öfifchen in unfere Spraye unb gan3 befonbers in ben 
pfätyfchen Dialeft gefommen finb. €s ift tbentifdj mit „la couche“ 
(aus bem lateinifchen culcita) bas Bett, bas Jager u. f. w.; auch 
afFouchieren unb bas „fufd? bidjl", bas wir in ber Pfalj bem Ejunb 
3urufen, gehört 3U biefer IDortfamilie. 3 *& es fran3öfifche JejiFon bes 
lehrt uns, bag couche auger einer Heihe oon anbereu Bebeutuugen 
auch bie oon IHiftbeet hat. 

Da wir oben fagten, bag biefes IDort mit ber Kutfche ^ IDagen 
nicht bas minbefte 3u thun habe, fo fei im Ilnfdjlug an Kluge’s ety? 
mologifches IDörterbuch angefügt, bag Kutfche in Unterer Bebeutung 
aus bem Ungarifchen flammt. Das ungarifche IDort koszi (fprid?: 
fotfchO bebeutet einen IDagen aus bem Dorf Kos3i ober K 0 C 3 bei 
Baab, Fnüpft alfo in ähnlicher IDeife an einen (Drtsnamen an wie 
„bie Berline" unb „ber Janbauer" (in einem „Janbauer" Heifewagen 
fuhr König 3 <>f*f 1702 3ur Belagerung Janbaus). Seit bem *6. 3 a hrs 
hunbert fommt Kutfche in ber Bebeutung eines urfprüuglich 3weis 
räberigen ungarifchen Heifewagens mit fefiem Derbecf unb balb auch 
in oerallgemeinerter Bebeutung oor. 3 n fajt allen anberen europäi; 
fchen Sprayen hat fleh &as IDort gleichfalls als Jehnwort eingebürgert; 
wir erinnern nur an bas fran3öfifche unb fpanifche coche, bas engs 
lifche coach, bas italienifche coccio unb bas haßünüifd?* koets. 
IDährenb biefes IDort an fjäuggFeit gegen anbere 3urücftreten 
mugte, ift bas baoon abgeleitete „Kutfcher", cocher, im alltäglichen 
Gebrauch. 


ptanttßeimer Äiiitftler in £reikttvg 1770. Das IHatnis 
heimer (D^ater erfreute ftd? im *8. 3ah r h un bert «nes ausge3eichneten 
Hufes; oor ber (Errichtung ber oon Dalberg geleiteten Hationalfchaus 
bühne war es 3ur geit Karl (Eh^obors bie IHannheimer Ijofoper, 
welche bie Blicfe ber Kunftwelt auf fleh 30g, unb fo Farn es h* n 
unb wieber oor, bag ber’Fuuftliebenbe Jürft bas perfonal fowohl oom 
Schaufpiel als oon ber 0 per unb oom Ballet, nebft IHufiFern unb 
DeForationen bei feftlichen (Selegenheiten an befreunbete Ijöfe oerlieh. 
Dies gefchah auch, wie in ber Freiburger geitfehrift „Schauinslanb" 
berichtet wirb, anläßlich bes (En^ugs ber fpäter fo unglücflichen, bas 
mals aber einer glän3enben guFunft entgegenfehenben Hzhezogiti 
IHarie Kntoinette in F r ^*burg am <*. IHai * 770 . 

ITachbem bie Dauphine, Jubwigs XVI. Braut, bie oerfchiebenert 
Begrügungsreben bes IHagiftrats u. f. w. ber getreuen oorberöfters 
reichten Stabt Fraiburg über ftch hatte ergehen laffen müffen, würbe 
ihr 3U €hren Kbeubs um 5 Uhr nach bem offtyellen Diner im ftänbigeti 
Komöbienfaal (jetjt großer Saal ber llnioerfttätsbibliotheF) ein „foleitnes 
Spectacle" aufgeführt. Bühne unb DeForationen würben 3U biefem 
gweefe oom Furpfa^ifchen 0 berbaumeifter (gemeint ift wohl ber 
üheaterarchtteft (Quaglio) neu errichtet, auch bie Koftüme ftammteit 
oon IHanuheim. 3 U bem burch F re *burger ^onfünftler oerftärFten 
0rchefter fpielten 8 IHitglieber bes pfäijifchen 0 rchefters; (Eäu^er 
uitb *^ (Eän3erinnen bes furfürftlichen BalletForps, bas bamals unter 
(Etieune Jaucherys Jeitung in (DnzprobuFtionen unb allegorifchen pans 
tomimen I^errorragenbes leiftete, trugen 3um (Slai^e ber Dorfteilung 
bei. Das ilh ca t cr a> ar fä r bamalige Begriffe „herrlich" beleuchtet 
worben, nämlich mit IDachsfezen anftatt UufchlittFer3en / uitb bie Dors 
ftellung fiel über bie IHagen glätijenb aus. guerft fpielte eine F re *' 
burger Schaufpieltrnppe ein neues Stütf bes beliebten fraii3Öfifchen 
Juftfpielbichters <£oll6: „La Partie de chasse du roi Henri IV“, bas 
auch in IHanuheim oon ben franjöfifchett Koinobianten öfters gegeben 
würbe; als Caii3iuterme330 würbe nach bem erften HFt oom pfä^ifchen 
BalletForps bas SchäferibylJ, „bas F c ft ber liebe", aufgeführt, welches 
großen Beifall erntete. Den Schlug ber Dorftelluug bilbete eine 
^elbeiipautomime: „Das Urteil bes Paris", wobei in Derhimmelung 
ber jungen Braut nad? bem bamaligeu (Sefdjmacf bas IHenfchenmög- 
lichfte geleiftet würbe; beim F ra u Deuus legte unter bem Beifall ber 
(ßötter ben oon paris als preis ber Schönheit erhaltenen Hpfel, auf 
einem Hltar oor bem Bilbuis ber h^h^n Braut nieber. 

Ilm nächften (Tage war Kbenbs uut 5 Uhr wieberum Komöbie, 
wobei unter anberem bas Ballet uub bie gan3e Pantomime wiebertjolt 
würbe. Den 6. IHai *770 fanb bie Ubreife ftatt. 

Hadrern IHarie Untoinette nod? einen (Eag im Klofter Schultern 
geraftet hatte, betrat fie in Straßburg fra^öftfehen Boben, mit Frruben 
bewiüFommuet oon bem DolFe, bas fie 20 3 a *? re fpbter mit Ders 
wünfchungeti in ben Cob getrieben h at - 


§iiheurttett auf föla*. Die Kunft bes Silhouettenfchneibens 
war im *8. unb in ber erften fjälfte bes *9. 3ahrbuuberts weit oer* 
breitet unb ftanb auf beträchtlicher f^öhe. 3 « oielen Familien unb 
Hlufeen haben fich Schattenriß-Porträts ans jener geit erhalten unb 
geben Kuube oon biefer feilte nur uod? oerein3elt ausgeübten Kunft. 
Befonbers fein ftitb Silhouetten auf (Sias, wie ge u. a. auf ber Karl* 
(Eheobor:Kusftellung bes IHannheimer Illtertumsoereins 3U fetjen 
waren. Die Hamen ber Küuftler pnb in ben meiften Füllen ber Itad}: 
weit nicht überliefert, benn fie würben 311 ihrer geit Faum beachtet. 
(Es waren 3um Heil auch reifeube profefgoniften oon ntiitberem Uns 
fehen, bie oon Stabt 3U Stabt 3ogen uub ihre Hufträge erlebigten. 
gwei folchen Silhouetteuren gub wir beim Durchblättern alter geitungen 
begegnet (21 m m 0 rt unb 3 0 h a n 11 (S e 0 r g S d? 0 cF). Die 2ln3eige 
bes erften geht im IHannheimer 3»telligen3blatt oom *^. 2 Iugug * 80 * 
(Hr. 65 ) unb lautet: 

„Da ich oor 6 3 a h rc « mit oielem Beifall Silhouetten auf 
oergolbetes (Sias h^r oerfertiget, fo mache td? h* er mit bem ehrs 
famen publiFum beFannt, bag ich mieber hier bin unb Beftellungen 
biefer 2lrt annehme; id? oerfpredje gegen ben billigfteu preis bie 
möglichfte HehnlichFeit, auch werben auf oerglbertes (Sias fchöne 
Janbfchaften oerfertigt; bie ITachfrage ig in ber Behaufung ber 


IDittib IDiutersheimer am Schlog. 

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21 m m 0 tt." 

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78 


Der anbere Pünbigt fidj in ber Mannheimer Leitung oom 2. 3 l|, ii 
(809 (Hr. * 5 0 folgenbennageu an: 

„Der Silhouetteur 3 oh- < 5 . Schorf empfiehlt ftd? bem geehrten 
publiPum in feinen Arbeiten auf (Sias, (Solb unb Silber, mit ber 
Derfidjerung, bag, ©as bie KehnlichPeit bes portraits fowotjl, als 
Ki^eidjnung ber Kleiber betrifft, er ge©ig jebermaun hmlängs 
lidj befriebigen ©irb. Sein £ogis ift bei Ejerrn £anbfrieb im ©eigen 
Sd^manen ju fjeibelberg, wo er jeberjeit 311 Ejaufe ai^utreffen ift." 

tJom IHannljeimer $ iftyfaitg. IDäfjrenb bas fifdjen in ben 
Stabtgräben nad? ben Mannheimer prioilegien oon (652 ber Stabt 
überlaffen ©ar, befielt fid? ber Kurfiirjt felbft bie ^ifchgeredjtigPeit in 
ben ,Jeftungsgräben ber ^riebrid^sburg vor. Mehrmals im 3 a h r ©urbe 
bas Kusfifdjen oom tjofftfdjer unb feinen teilten oorgeuommen unb 
bie ^ifc^e an bie Qoffücfye abgeliefert. IDie ergiebig bicfe *fifd?3Üge 
©aren, mögen folgenbe ©afflen (nad? ben KPten <S€K Mfy 602 ) barthun. 
Dom (7.—2*. 3anuar (672 ©urben oom fjofftfct?er mit 9 Mann in 
ben ^riebrid?sburger (Sräbeu gefangen: 288 Ejed^te, (*o Karpfen, (57 
Schleien, ca. 25 Pfunb Bärfdj. Km 23 . unb 2*. Februar besfelben 
3 aljres: 55 groge Ejedjte, 8 Karpfen, 50 fleine S^leien, 27 Pfunb 
Bärfdj unb 6 Pfunb fleine tjedjte. 3 ,n Oftober ( 67 * au 5 (lagen: 
559 Ejedjte, 372 Karpfen, (23 Schleien unb ((2 Bräfem. 

Da es oorPam, bag bie ^ifd?e oom ^Jeftungsgraben in ben Stabts 
graben „ftridjen" unb bort oon ©feieren unb Solbaten gefangen 
©urben, erging (682 ber Befehl, an beiben <£nbeu bes ftabtgrabens 
beim Ejeibelbergers unb Hheinthor „311 Derhtituug bes Kusfteigeits ber 
^ifd?e aus bem ^Jejtungsgraben (Sattem ober Ejorte oon Keiftg" aufs 
3uftelleu. — 

Kngefügt fei folgenbes Schreiben, bas allerbiugs mit ben obigen 
Mitteilungen in feinem birefteu §ufammeuhaug fielet. <£s gebärt 311 
ben Magnahmeu, ©eldj? ber Mannheimer Stabtrat traf, um eine aus* 
reidjenbe unb ©otyfeile Derforgung ber Stabt mit tebensmittelu 3U 
gewährleijten. 3 m Hooember (707 fdjrieb ber Kat an Sd?ultheig 
unb (Seridjt 3U Kltrip: „Halbem man ©ahrnimmt, bag bie (Jifdjer 
311 Kltrip ben IDinter burd? feine ,fifch anhero bringen, fonberu nur 
ben Sommer übe r, ba fle fofdpe anberfter nicht oerfiihren föunen, (b. h- 
©enn fte ihre (fifdje anbers©o nidjt los ©erben), felbige bahier oep 
faufen ©ollen, als ©irb §err Sdjultheig unb (Script 311 Kltrip hiermit 
erfudjt, benen fämtlichen (Jifdjern 3U bebeuteu, big, ©enn fte ben 
IDinter über feine Jtfd? anhero bringen ©ollen, man felbigen ben 
Sommer über ben Derfauf auch nit gejtattcn ©erbe, hiermit (Sott 
befohlen." 


3ettfd|riftett- untr Bürfjerfd|au. 

Uiifrer tut* Beiträge au* unk fttr kirdjlidjett (&tfdjidjU 
frer §tnbrt (652—(689. Von <Eb. Kugle, Defan 

in 3 loesheim. 2. Ejeft. (Schlug.) 

IDas bei bem (Erfdjeinen bes (. Ejeftes biefer „Silber unb Bei* 
trüge 7 (Enbe (900 bie KritiP oon ben 3 Kuffäften besfelben riihmenb 
heroorhob, bag fte, mit ebeitfo groger Sachkenntnis als £iebe 3U bem 
intereffanten Stoff oerfagt, einen ©ertoollen Beitrag 3ur Mannheimer 
Kirchengefdjichte lieferten, bas gilt in oollem Umfang auch oon bem 
jetjt oorljegenben 2. (Schlug-) f?eft. (Es enthalt ©ieber brei Kuffäge: 
(. Kurfürft Karl £ub©ig, bie Lutheraner unb bie (EintrachtsPirche. 
2. Die fran3Öftfche (Semeinbe unb ber Kampf bes Pfarrers poiteoin 
um bie (Einführung ber hugenottif<hen Kirchen3u<ht. 3. Die gerftörung 
unb ^erftreuung. 

Die erfte Krbeit fchilbert bie Bemühungen bes Kurfürften Karl 
£ub©ig, bie auf eine Union ber proteftantifchen unb ein frtebltd^es 
Hebeneinanberleben fämtlicher dinglichen Konfefjtonen gerichtet ©aren. 
Kls Üugeres §eidjen biefer (Eoleran3 lieg er in ber ^riebridjsburg bie 
(Eintrachtsfirche errichten unb im 3 uni (680 entweihen, bie 3ugleich 
auch als (SruftPirdje für feine 3©eite (Semahlin, bie Kaugräfin £uife 
oon Degenfelb, bienen follte. Keferent hat hier ben (Einbrucf empfangen, 
als ob bas Urteil bes Derfaffers über bie innere Stellungnahme Karl 
£ub©igs gegenüber religiöfen fragen ftch nicht gan3 mit bem beefe, 
©as er im (. Qeft barüber geäugert hatte. (Man oergleiche I S. 9 
unb II S. 6.) 

(Eine Krt (SegenfHicf 3U biefer Krbeit bilbet bas 2. Bilb, bas 
bie Shärfe ber fonfeffionellen < 5 e genfäge iit ihren uns heute oielfach 
fleinlich anmuteuben Streitigfeiten unb befonbers bie unerbittliche 
Strenge ber reformierten Kirchenorbtiung gegenüber ber rdmifchen 
Kirche, »erförpert in ber ftarren unb bod? ©ieber mit nidjt gemöhus 
liehen (Seiftesgaben ausgeftatteten perfänlichfeit bes Pfarrei^ ber 
fran3Öfifch:reformierten (Semeinbe, Poiteoin, 311m Kusbrucf bringt. 


3 m Knfd?lug an eine fur3e Schilberung ber gerftöruug Manns 
1 l?etms in ben erften Mär3tagen (689 berichtet ber britte Kuffafe oon 
ben Sjhicffaleu ber 3erftreuten Mitglieber ber reformierten (Semetnben, 
bie teils auf Kimmermieberfehen aus©anberteu unb eine neue fran« 
3öfifche (Semeinbe in Magbeburg bilbeten, teils in ber Hoffnung auf 
iDieberfehr fich in ben benachbarten Stäbten ober Dörfern nteberlfegen, 
teils auf bem IDeichbilb ober ©enigftens in möglichfter Käh e b«r 3er« 
ftärten Stabt ftch at^uftebdu fugten unb noch unfägliche £eiben aus« 
3uftchen hatten, bis ber Kysmyfer Triebe bie Ueberfiebelung aus Heus 
maunheim in bie ©ieber aus ihren (Trümmern fid? erhebenbe Stabt 
geftattete. 

Seine urfprüngliche Kbficht, noch ein 3. Qeft ber „Bilber unb 
Beiträge" 5U geben, hat ber Derfaffer info©eit geänbert, als bie bafür 
: beftimmteu 3 ©eiteren Krbeiten (ogl. Mannh. (Sefdj.sBl. (. 3 a hf9ang 
Hr. (2, Sp. 269) eine anber©eitige publifation finben follen. Die 
| Deröffentlichung ber erften, bie Schulen in Mannheim ( 652 —( 685 , ift 
I befanntlich in ben beiben lebten Hummern ber Mannheimer (Sefdjichts* 

I blätter erfolgt. Thd. 

| ?lrtiirtl)r*blättrr btv §ahifdftn ^iltorird(en ^ommir^on. 

I Heue (folge. 6. ( 903 : Bilber oom Konftau3er Kot^il, oon Qeinrid? 
i (finfe. Karl IDiuter’s UuioerfttätssBudjhaublung. bjeibelberg (903. 

I Kus ben reichfliegeuben (Quellen oes Konftan3er Ko^ils h fl l 
1 I^err prof. Dr. bj. ? finfe in ^freiburg oon einer oon ihm beabs 
| [tätigten (Sefchichte biefes Kon3ils unter obigem (Eitel 3©ei Kapitel 
! geboten, oon benen bas erfte bie £eier unferer äeitfdjrift gan3 bes 
fonbers iuterefjieren ©irb. (Es behanbelt bie flucht oon Papjt 
I 3 °hauu XXIII. aus Konftaiy unb feine Sd^tcffale in babifchen £anben. 
lieber bie (Einjelheiten jener beuf©ürbigen flucht f^errfd^te bisher 
Sioeifel unb Ungemigheit. Der Derfaffer hat bie hauptfächlichfteu 
gleichjeitigeu Darftelluugen, bie (ich 3um (teil ©iberfprechen, 3ufammen» 
geftellt unb fritifch beleuchtet unb fo ©enigftens in ben Qauptpunften, 
3. B. über (Eag unb Stunbe ber flucht, bie Derfleibung bes fliehenben 
papftes unb feinen IDeg nad? S^affhäufen, ©ie mir fcheint, ein bes 
ftimmtes Kefultat ge©ouneit. Dann begleitet feine Darftellung Schritt 
fiir Schritt ben papft auf feiner ©eiteren ^lud}t über IDalbshut unb 
£aufeuburg nach jfreiburg, berichtet oon feinem Kufenthalt bafelbft 
unb feinen ©eiteren IDegeu nach Breifach unb Heuenburg unb ©ieber 
3urüdP uad? Jreiburg, oou feiner (Sefangennahme unb Qaft in Kabolfs 
3dl, in Kaftell (Sottlieben unb 3uletjt in fjeibelberg unb Mannheim, 
refp. Burg €ichelshcim. (Dgl. Mannheimer (Sefchichtsblätter 3 a h rs 
gang I, (,2( unb 2,*(.) Don feinem langen (Sefängnisleben an le^ts 
genanntem (Drt ift leiber nur ©enig 3U berichten. IDir h^ten oon 
einigen perfonen feiner Umgebung, ©ir hären oon einem oom <Er3s 
btfehöf 3°hann oon Maiii3 oeranlagtcn ^luchtoerfuch im 3 a h f r (*(6, 
©ofür auf Befehl bes Pfal3grafen £ub©ig ber Burghauptmann 3ur 
Strafe im Kheiu ertränft ©urbe. Had? einem merf©firbigen, oom 
Derfaffer mitgeteilten Schriftftüde aus bem 3 a hr* (*(9 fd?rint ber hohe 
(Sefangene es in feiner E^aft nicht aÜ3ugut gehabt 3U haben. Knfang 
(*(8 ©urbe er nad? Qeibelberg gebracht unb blieb bort nod? über ein 
3 ahr, bis er im Kpril (*(9 oon £ub©ig gegen eine Dergütung für 
feine Ausgaben im Betrag oon 35000 (Solbgulben freigela^en ©urbe. 
3m 3 uni finben ©ir ihn ©ieber auf italienifchem Boben, ©0 er oom 
Papft Martin V. in (ßnaben ©ieber auf genommen unb 3um Bifd?of 
von Jrascati unb 3um Karbinal ernannt ©urbe. Schon im Dejember 
b eff eiben 3 a hrrs ift er geftorben. 

IDir bürfen mit bem Derfaffer biefes Kapitel über bie $!uchts 
gefehlte papft 3°hanns für abgefchloffen halten, ba Paum noch 
irgenbmie bebeutenbe ^unbe bafür 3U hoffen fein bürften. 3 n ^ em 
3©eiten Kapitel, ©elches bas literarifche Leben unb Schaffen auf bem 
Koitftanjer K0113U behanbelt, ©ill er nur Umriffe 3eichnen, bie noch 
oertieft unb ergäbt ©erben Pönnen. IXach ben proben, bie er uns in 
biefen Umriffen gegeben hat, bürfen ©ir hoffen, bag feine fpäteren 
Kusführungen in feinem in Kusfkht gegellten grögeren (Sefd?ichts©erPe 
eine feffelnbe Darftellung ber lebhaften geiftigen Bewegung jener (Tage, 
nicht nur ber religiöfen, fonberu auch ber hnmaniftifchen unb rein 
literarif<hen, unb ein reiches Material 3ur <Eh ar aPteriftiP ber be* 
beutenbften perfönlichPetten, 3, B. auch Kaifer Sigismunbs, bieten 
©erben. Thd. 


Beuertoerbmtgen uttir ^dißitkungen. 

XXXIV. 

(2 (. 3 anuar bis 20. februar (903). 

II. |lit# |ttittrlöltrr ttttk |lr«frit. 

A 215 , (Sipsbüfte bes ( 5 rogher 3 ogs Karl (friebrich, mit runbem 
SocPel, 8*,5 cm hoch. 

A 216 . (Sipsbüfte bes (Srogher3ogs £eopolb, in Efermenform, 7 (,5 cm 
hoch. (Beibes (SefchenPe ber ^armonies(Sefellfchaft h* fr -) 

£ 532 . (Eigarrenetui oon gepregtem braunem £eber, mit Stahl? 
bügel, um (860. (5 cm lang, 8 cm breit. 

£ 533 . £ i d? t b i l b oon ©eigem po^ellan, (Eorreggio’s heilig« Hacht, 
auf einem emaillierten unb teilmeife feueroergolbeten Stäuber oon 
(Eifenbled?, um (850. (Beibes (SefchenPe oon Eferm ^riebr. 
£ö©enhaupt jr.) 


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80 


G 209 . preujjifAer Kronenorben IV. Klaffe mit bem rotenKreti3 
ber (Genfer €onoention, geftiftet am 22. 3uli ^871 für außerhalb 
bes Kriegsfchauplafjes erfolgte patriotif<he f^anblungen roährenb 
bes Krieges oon ( 870 / 7 (, oerliehen bem (Sroßh- Bab. THeb^ina!- 
rat UToppey in pforjffeim, Porftanb bes bortigen Beferoe^aretts. 
3 n <Etui. ((Sefchenf bes fferrn <$inan3rat IV tiefe ns.) 

H 1036 . £}irfd}f&ngermitgeripptem Qo^griff unb cifelirter Klinge 
nm 1775. Ohne Scheibe. 76,5 cm lang. 

H 1037 . Derber S t o rf oon Schtoa^born, mit frücfenförmigem (Sriff, 
mit langer (Eifenfpiße unb (2 feitlidjen (Eifenbornen (nad? Art 
eines Streitfolbens) am untern (Enbe, oieüeid^t oon £Iad?ta>äd?tern 
ober £anbpoftboten gebraust. 82,5 cm lang. Anfang \% 3 ^- 
Beibe Stürfe aus bem babifdjen Oberlanb. 

H 1038 . Artillerie?Jafchinenmeffer, mit £abrifjlempel „Coulot 
frftres, Klingenthal" (Unter*(Elfa§), mit £eberfd}eibe, 66 cm. 

H 1039 . Babifdjer Dragoner?Orbonnan3*Säbel für ©feiere, mit 
burdfbrochenem Stahlforb, ( 857 — ( 87 (. (H 1036—1039 gefdjenft 
gefd^enft oon Qerrn Ulajor Seubert.) 

H 1040 . Babifd?er 3 n f anter * e ^ d fd? a Po aus ben ( 83 oer 3 a ^ ren / 
oom ein meffingenes ooales TPappenfdjilb mit L unb bem (Sreif 
als IPappenhalter, 23 cm hodj. 

H 1041 . Babifdjer Artillerie ? (E fdj a f o mit rotem Hofftaarbufdj 
((Erompeter), aus ber gleichen geit, 23 cm hod?. 

K 204 . Silberner Abenbmahlfelch ber reformierten (Semeinbe in 
Oggersheim, oergolbet, glatt, auf bem Decfel ein Knopf in Jorm 
einer Blumenfnospe. Am Banb bes Bobens unten bie ein? 
graoierte 3 n f<hrift: Oggersh. Reform. Commun-Kelch A° 1747 . 
J. G. Zinn V. D. M. Aet. 75 . Min. 49 . 24,5 cm Ijod?. 

K 205 . Desgl. oon Kupfer, oon gleicher form unb (Sröge. 3 n f £ l? r *f t * 
SOFIA • REIMER • WITTIB • OGGERSHEIMER • REFORM 
COMUN • KELCH * 1784. 

L 133 und 134 . gioei (Eelegraphenapparate nach farbely, in ben 
( 850 er 3 af*ren bei ber Pfä^ifchen £ubioigsbahn in (Sebrauch, 
in 2 (Slasfäftdjen non 23 cm H^h*/ 38 cm Breite unb (6 cm 
(Eiefe. ((Erworben banf gütiger Permittlung bes H crrn (Seh. 
Bat t>. £ anale in £ubu>igshafen.) 

N 301 . gunft3eidjen ber Dressier: (Eine aus einer Bofette her* 
nortretenbe Ifanb hält an einer rotgelben TPollfdjnur ein 
flammenbes H cr 3/ bas non einem H°W 5 unb einem Dretfmeijjel 
burc^bo^rt ift / Saran bängt ein (Srefäirfel; biefer umfaßt mit 
feinen (Enben eine burebbrod^ene Kugel, in beren 3 untrem eine 
3ineite Kugel mit profilierten Knöpften mit nieler Kunjt ge? 
brechfeit ift. Aus bem ehemaligen (Saftbaus „3um falben IHonb". 
mit bem Aufhänger 63 cm lang. ((Sefdjenf bes Qausbefigers 
Herrn Ardjiteft A. Blumharbt.) 

Z 104 . Brucbftfirf nom (Semeib eines oonoeltlidjen Biefenbirfcbes 
mit (Eeil bes Sdjäbels, oerfieinert, bis 3 U 7,5 cm bief. (Sefamt? 
länge bes Bruchftfids — 38 cm Beim (Erbabhub bes H°d?ufers 
3mifd?en Station Secfenheim unb Bbeinau in 7 m (Eiefe gefunben. 

Z 105 . Schmäleres ^irfd?geu>eib, Bruchftficf mit Krone, einer 
gan3en unb einer abgebrochenen Stange, bis 3U 6,5 cm bidP, (Se? 
famtlänge noch 33 cm. Pom gleichen funbort. 

III* immtn. 

F 301 . Bronje?Denfmfin3e auf bas (ojährige Befteben bes 
franfentbaler Altertumsoereins, (8. OFtober (902. ((Sefchenf 
bes Altertumsoereins franfenthal.) 

G 564 . Denfmün3e auf bas 50 jährige Bejtehen ber (Sefellfchaft 
„Bäuberb^ble" b*er, 9. februar *889. ((Sefchenf bes Herrn 
£anbgertd?tsbireftors IP a 11$.) 


B 89 mv. Kobell, £uife 00n. Unter ben oier erflen Königen 

Bayerns. 2 Bänbe mit 4 pbotograoüren unb ( (Ehromolitho? 
grapbie. münchen (894. (94 + 258 S. 

B 129 m. ,fcber, Heinrich oon. Der prager Triebe als (Srunb? 
läge ber Beugeftaltung Deutfdjlanbs. mannbeirn ( 867 . 77 S. 

B 143 p. Sporfdjil, 3 obann. Der breigigjährige Krieg. 311 u* 
ftrationen oon (f. 1 P. Pfeiffer. Braunfchtoeig 1 8 ^ 5 . 2 Bänbe 
287 + 330 5 . 

B 229 f. Steyrer, ^erbinanb. (Sefdjichte ber main?Becfar*Babn. 
Denffchrift 3um 50. 3ahrestag ber (Eröffnung bes Betriebes am 
Auguft t8^6. mit Anfichten unb plänen. [Darmftabt] ;896. 

5 . 4 0 . — (Sefdjichte ber main?Becfar*Babn, II. Ceil, 00m 
{. Auguft t896 bis 3ur Auflöfung ber Direftion \. (Dttobev 1902. 
ÜTit 2 Anhängen. Darmftabt 1902. *62 + 63 S. 4 0 . 

B 389 p. I}er3ogin €lifabetb (Ebur^otte oon Orleans geb. pfa^grüfin 
(£ifelotte). Briefe über bie ^uftänbe am fran3Öftfchen Qofe unter 
£ubtoig XIV. Qerausgegeben oon Bubolf Jriebemann 
(Bibliotbef bes 17. unb \a. 3 a ^-) Stuttgart [(903]. *54 5 . 

mit (Eitelbilb. 

B 572 m. IJartmann, ^riebrich Auguft. Junbamente bes Kalt- 
Kupfer?Schmiebe?E?anbioerfs bei Bbein. mannbeirn ;846. 7t S. 

C 29 b. Ulaurer, Karl Conr. £ubto. (Sefchichte ber Stabt Berg? 
3abern. Berg3abern t888. t60 5 . 

C 32 d. (Sümbel, Cbeobor. Die <frembenfolonie in Billigbeim 
unb Umgebung. UTagbeburg ^894. 24 5 . (— (Sefchichtsblätter 
bes fjugenottenoereins III, 2). 

C 177 f. Jirfler, <£. B. A. Qeiligenberg in Sdjioaben. mit einer 
(Sefchi^te feiner alten (Srafen unb bes oon ihnen beherzten 
£in3gaues. (Earlsrube t 853 . 206 S. 

C 125 p. Bobiano, £. 0. Die Bofe oon Qeibelberg. Qiftorifcher 
Boman aus bem pfä^erfriege t€89—1693. 2 Abteilungen mit je 
2 Bänben. £eip3ig t 872 . 224 -f 305 + 27 1 -f 296 5 . 

C 147 d. Die Perbanblungen ber 3toeiten t?eibelberger Schlo§* 
bau?Konferen3 vom t 7 ./t 8 . April *902. Peröffentlid?t im Auf? 
trag bes <Sro§b- Bab. (finan3miniperiums. Karlsruhe t902. 32 5 . 

C 193 m. £ 3 ioenftein, £eopolb. Beiträge 3m (Sefchichte ber 
3 uben in Deutfdjlanb. II Hatb. U^eil, ®berlanbrabbiner in Karls* 
ruhe, unb feine Jamilie. Jranffurt a. UI. (898. 85 5 . (Banb I 
flehe B 340 d). 

C 292 fe. Brechter, £. „Seefebloofe", Weitere bialeftif<he Dicht¬ 
ungen. ITTannbeim (900. 255 S. 

C 298 t. geroni jun., 3 - (Eypbus?€pibemie im KranPen* 
haus 3U mannbeirn ( 883 . mannbeirn (884. 36 5 . 

C 344 t. (Eraub, Bertholb. gum 50jährigen Befteben bes ifrae: 
litifchen Stubienoereins. Bericht über CEntjtebung unb IPirPfam? 
feit bes Pereins, mannbeirn ( 883 . (5 S. 

C 411 p. Algarbi, ^friebrich. ^eftfpiel bes mannbeirner Qof- 
theaters 3um 9. September (896. UTannheim (896. 35 5 . 

C 429 k. Allgemeine (Saftbofs'geitung. 2. 3 öb^a «9 ( 840 . 
796 S. 4 °. Diefelbe 3 . 3 al l r 9 - 56 ( 5 . 4°. mannbeirn. 

Perlag oon Qeinr. Qoff. 

C 470 f. Kned?t, 3 waüonifche (Semeinbe 3U Otterberg, 

magbeburg (892. 2 ( S. (— (Sefchichtsblätter bes Hugenotten? 
oereins H e f* 

C 500 m. UTayerhofer, 3 oI ? an » e s. 5 chlei§beim. (Eine gefehlt- 
liehe jeber3eichnung aus ber bayer. fyodjebene. geichnungen oon 
Peter (Bayerifche Bibliotbef 8 . Banb). Bamberg (890. 

(0 ( S. + Beg. 


VIII. 

A 144 p. H ermann - Pfäl 3 ifd?e IDappen. Sonberab* 

bruef aus ber „Pierteljahrsfdjrift für IPappen?, Siegel? unb 
ifamiliemKunbe". H eraus 9 e 9 e ^ cn oom herein „Qerolb" in Berlin. 
XXIV. 3 a b r 9 - Berlin (896. S. (9—40. 

B 8 am. tfeues babifches Bürgerbuch. H eraus 9 e 9 e ^ en ^on 
Jriebrich IPielanbt. 4. Aufl. (Ergän3ungsheft. fytbelberg ( 885 . 
431 5 . 

B 8 dk. Ueberblitf ber (Eontrooers- unb IDechfelfchriften betr. ber 
(Sraffchaft Sponheim. (Steffen ( 828 . 42 5 . 

B 31 cp. Babifches Begierungsblatt oon ( 849 , (6. mal bis 
23 . 3uni [roäbrenb ber Herrfchaft bes reoolutionären £anbesaus- 
fchuffes]. w S. 4 °. 

B 52 ap. ^ eher, Heinrich oon. Die politifche Beform in Baben, 
mannbeirn ( 865 . (07 5 . 


3 m Kommiffionsoerlag oon 3ttlftl$ f}ermaitft’$ BtUbb^Utbltltig 
hier, O 5 r 6 , ift foeben erf<hienen: 

€l|ronif berQauptftaM tRann^eim 

für 6o$ 3a!?r (90( 

(II. 3abrgang) 

bearbeitet im Auftrag bes Stabtrats 
oon Dr. $riebri<b IDalter 

(über 300 Seiten (Ee$t, (7 Abbilbungeit, oomehme Drurfausftattung.) 

gu be3ieben burd? ben Kommiffionsoerlag unb bie übrigen hefigen 
Buchbanblungeu 3um Perfaufspreis oon 2 Ulf. für mannbeirn unb 
£ubtoigshafen, ausmärts: 2 mf. 50 pfg. 


OeranttDorflict} für bie Kebaftion: Dr. £riebrid) IDalter, mannbeirn, C 8 , (Ob, an ben f<5mtlict}e Seitrdge 3 a abreffleren ftnb. 
^flr ben materiellen 3 nljalt ber Urtifel fbtb bie Ulitteilenben oerantnjortlidj. 

Derlae bes Ulannbeimer Uitertamso ereirtt <£. V., Dratf ber Dr. Q. ^aas’fdjtn 9 ucijbr nrf er ei d>. m. b. ß. in OTannMm. 

C 


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jiannpcim. 

oogle 



Mannheimer 6efdiid>t$bläner. 

monatsebrift für die 0e$cbicbte, Altertums- und Uolkskunde Mannheims und der Pfalz, 

fyrausgegeben vom (ßarmbeimer Hltcrtumsverdn. 

erscheint monatlich im Umfang von 1— iX Bogen und wird den Mitgliedern des Mannheimer flltertumsvereins unentgeltlich zugestellt. Tür llichtmitglieder 

beträgt der jährliche Jibonnementpreis Itlk. 3.— einzelne Hummern: 30 Pfennig« 

IV. Jahrgang. itpril 1903 . Bo- 4 . 


§rtl)al‘t. 

Mitteilungen aus bem Kltertumsrerein. — Dereinsoerfammlimg. 
— giele unb Aufgaben eines Mannheimer Mufeurns. £>oti profeffor 
Karl Baumanu, Direktor bes (Sroßb. fjofantiquarimns in Mann¬ 
heim. — (Eine Beitreibung ber HtjeinOnfeln pom 3 a h re 1571. fjer; 
ausgegeben unb mit Zlnmerfungen »erf elfen von Karl <£ffrift-§iegeU 
häufen. (Sd?lu§.) — Misceüaitea. — ZTeuermerbungeu unb Sd?enFungcn. 


pttcilnin nt icn PtrtMMnttii. 

Die JltfrßatrtltfpJfttltg am 16. ZTCärj ftaub unter 
bem < 5 eict}en einer bisher im Pereilt nod) nicht erlebten 
Depreffton, unb bies angejid)ts ber Ojatfacbe, bajj im 
ftäbtifdjen Poranfd)Iag für 1903, worin mit ZJücffidjt auf 
bie ungünftige. finanzielle tage bie Beiträge ju oerfchtebeiien 
Dereinen geftrid)en ober ermäßigt würben, eine t^erab« 
f etjung bes ftäbtifdjen Beitrags 511 unfermBereinron 
3000 auf 1500 ZHarf oorgefehen war. Ziad) längerer Be« 
ratuug barüber, wie bie Ztusgaben bes Bereites im laufenben 
3ab« JU befebränfen feien, um bas brohenbe Defijit ab« 
juwenben, würbe bie untenftehenbe (Eingabe an ben 5tabt« 
rat befcbloffen. Diefelbe würbe am 19- ZTZärj eingercicbt, 
eine Ztbfdjrift baoon ging am gleichen tEage bem Stabt» 
oerorbnetenoorftaub ju; im Drucf würbe fie bann am 
21 . b. m. an fämtlicbe ffetren ZTlitglieber bes Bürger» 
ausfebuffes überfanbt. — 

Unter ben nnferer Sammlung überlaffenen ©efdjenf en 
ftnb ein altgciechifd)er 8 tonjel)elm (ogi. unten Sp. 101 ), 
ben wir ^räulein Johanna ©tauig hier oerbanfen, unb 
mefifanifche ©egenftänbe, fowie oerfd)iebene Buchet unb 
Silber oon ^errn ^abnarjt ©aefar £angelotl) be< 
fonbers hetoorjuheben. Der Porftanb gab feiner ^reube 
unb feinem Danf für btefe febönen Suwenbungen Ztusbrucf. 
— Bei ber Knmelbung neuer ZTiitglieber würbe es mit 
befonberer ©enugtbuung begrübt, bajj auch ber ©emeinbe» 
rat oon Schwe^ingen feinen Beitritt erflärt bat. Qerrn 
^abrifbireftor Ztbolf Benfinger, ber uns eine größere 
Ztnjal)! wertooller Büchet gefd)enft hat, a>urbe fd)ttftlid) 
Danf ausgefproeben. — Der Viftortfd)e Perein ber 
Pfalj b^ auf unfer Zlnfud)en in banfenswerter Weife 
geftattet, oon ber im Speieret ZHufeum aufbewabrten 
Büfte Perfdjaffelts (Selbftportrait) einen ©ipsabgufj für 
unfere Sammlung h«rftellen ju Iaffen. — Sd)liefjlid) famen 
noch Pereinsausflüge, bie für ben Sommer geplant 
ftnb, fo j. B. nad) Qelmftabt mit feiner ljöd}ft feheuswerten 
Kirche, jur Sprach«. 

* * 

* 

Der VII. |lcreitt0«l>eftfr finbet am ZTIontag, 6. Ztpril, 
Kbenbs halb 9 Uhr im bjotel National ftatt. £)ert Dr. bjans 
Chürad), ©tofjh. tanbesgeologe in Qeibelberg, hat ftd) 
freunblidjft bereit finben Iaffen, hierbei über „Ulte Uh«in» 
unb Pectarläufe in ber Umgegenb oon Znannheim" 


oorjutragen- 5®« bi e ©efd)id)te ber älteften Befiebelung 
unferer ©egenb ift befanntlid) bie frage, wie bie Z?hein» 
unb ZiecFarnicberuug in unferer näd)fteu Umgegenb ent» 
ftanbcu ift unb fid) weiterhin geftaltet bat, non großer 
ZDid)tigfeit; nameutlid) gilt bies für bie <5jeit ber römifd)en 
©ffupation, aus ber uns bie jeitgenöffifd)en Scbriftfteller 
oon ^lufjforreftiouen unb Qafeubauten berichten. Da 
ber t)err Portragenbe alle biefe Punfte berühren unb 
mittelft Karten unb Plänen erläutern wirb unb aud) ju 
einer Disfuffion über ben Portrag gerne bereit ift, bürfen 
wir unfere ZHitglieber wie aud) fonftige 5 rcu,l ^ e ^«s 
Ztltertunis ju befonbers zahlreichem Bejud) einlaben. Damen 
jtub wie immer beftens willfomnten. 

* * 

* 

Unfere oben erwähnte Mt bttt ^tdbtmt 

bringen wir unfern ZUitgliebern nad)ftebenb im ZPortlaut 
Zur Kenntnis: 

Zln t>erebrlid)en Stabtrat hier. 

Ztus bem gebrueft oorliegettben ftäbtifeben Poranfcblag 
für bas 3 a b r 1903 bat ber ergebenft Unterzeichnete Por« 
ftanb ju feinem größten Bebauern erfeben, ba§ barin eine 
Perminberuug bes ftäbtifeben Beitrags jum Zlltertums* 
oerein oon ZU. 3000. — auf ZU. 1500. — oorgefeben ift. 
IPenn wir aud) bie ©rünbe würbigeu müffen, bie oerebr» 
lieben Stabtrat ju biefer Zlta^nabme oeranlaft haben, fo 
halten wir uns bod) für oerpflicbtet, auf bie fd)n>ere 
Sd)äbigung bia 5 ua >eifen, bie unfere auf ibeale 
Stele gerichteten Beftrebungen burd) einen Zlusfall 
oon ZU. 1500.— erleiben würben. 

€s finb ausfd)liefjltd) öffentliche 3 ntere ff en / 
bie unfer Petein oertritt unb feit mehr als oier 3ab r * 
zehnten unter namhaften ©pfetn an ©elb unb Zlrbeit 
förbert. Durd) bie Verausgabe oon Drucffd)riften oer» 
breitet ber Perein bie Kenntnis unferer heimatlichen 
©efd)id)te, burd) bie Kltertümerfamntlung wirft er an« 
regeub unb belebcenb unb fud)t in allen Schichten ber 
BeDölferung bie £iebe unb Ztnbänglid)feit an unfere 
Paterftabt ju wecten. Dem oolfstümlid)en ©barafter 
unferes Pereins entfpred)enb war unfere Sammlung 
oon jeher unentgeltlich für 3 e &e rm ann jas^ng» 
Iid), unb auf einen aus ber ZUitte ber Stabtoerorbneten» 
oerfammlung ausgefprod)enen ZPunfd) haben wir oor 
mehreren 3 a b ren bie öffentlichen Befud)sftunben oer« 
hoppelt. Ztud) ju ben allmonatlich ftattfinbenben populär* 
wiffenfd)aftlid)en Porträgen, bie ftd) eines lebhaften 
Sufprud)s, unb jwar nicht nur aus ZUitglieberfreifen, 
erfreuen, unb für welche wir häufig auch auswärtige 
Kräfte gewinnen müffen, hat jebermann freien Sufritt» 
Durd) all biefe Peranftaltungen fud)t unfer Perein 
bilbenb unb oerebelnb auf bie hM^e Beoölferung ein» 
juwirfen. 

Danfbar etfennen wir bie oielfad)e ^öcberung an, 
bie unferm Peretn feit oielen 3 a h rc u oon Seiten ber 

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83 


84 


Staötoermaltung juteil gemoröen ift. namentlich bildeten 
bie ftänbigett jährlichen <gufchüffe, bie juleßt im 3 a h re 
1900 auf ITt. 3000.— erhöht mürben, eine ftchere 
©ruttblage für uufere Unternehmungen, burch bie ber 
Herein einen folchen Auffdnouug nahm, baß er gegen« 
märtig ju ben größten unb Ieiftungsfähigften Hereinen 
feiner Art in Deutfcßlaub 

Mill bie Stabt, bie ihren Herein auf biefe 
Stufe gehoben hot, ihn jeßt finfen laffen? (Sans ab* 
gefehen oon ber moralifchen Schäbigung, bie mir 
namentlich nach außen erleiben müßten, mürbe ein 
größerer Ausfall in ben »Einnahmen noch anbere, feßr 
bebauerliche folgen hoben: 

Hie Mannheimer ©efdiichtsblätter, bie 
mefentlich ba$u beitragen, ben Herein unb feilte Be* 
ftrebungen oolfstümlict) ju machen unb bas 3 n * crc ff c 
an ber ©efcßichte ber Stabt unb ihrer ruhmreichen 
Hergangenheit ju beleben, müßten in ihrem Umfang 
eingefcfjränft merben. 

Die Verausgabe einer F e ftf<hrift unferes Hereins 
jum 300jährigen 3ubiläum ber Stabt, mofür bereits 
Horbereitungen getroffen unb namhafte ©eiehrte als 
Mitarbeiter gemonnen finb, müßte rückgängig gemacht 
merben. 

Ausgrabungen unb fonftige miffenfchaftliche 
Unternehmungen, namentlich aber ©rmerbungen 
für bie Sammlung müßten aufs äußerfte befdjränft 
merben, roobei ju befürchten ift, baß Hachbaroereine 
ihre Chötiüfeil in unfer feitheriges F^f^hoossöebiet 
ausbehnen unb hier (Enterbungen unb Ausgrabungen 
bemerfftelligen, burch bie eine nicht mehr gutjuntachenbe 
Schäbigung unferer 3 u l* r effen oerurfadjt mürbe. 

Bei biefer Sachlage bürfen unb müffen mir es aus* 
fprechen: Unfer Herein arbeitet in felbftlofefter IHeife 
iebiglich im Dieufte ber Miffenfchaft unb ber Holfs* 
bilbung unb jur F°tberung ber geiftigeu 3«t«reffen ber 
Stabt unb ihrer Beoölferung. »Er uerbient eine um fo 
ausgiebigere Unterftüßung, meil er ein münfchensmertes, 
ja notmenbiges ©egengemicht bilbet gegenüber bem 
brohenben Uebermuchern rein materieller 3otereffen. 

Aus allen biefen ©rünbeu geftatten mir uns bie 
Bitte, oerehrlicher Stabtrat möge bie Miebereinftellung 
bes Beitrags in ber früheren f}°h e DOn M- 3000.— 
in geneigte (Ermägung sieben. 

Der Horftanb bes Mannheimer Altertumsoereins 
Seubert A. Baumann. 

Diefe Angelegenheit fam am 28. Märj bei ber Be* 
ratung bes ftäbtifche Boranfdjlags im Bürgerausfchuß jur 
Herhanblung. Mit großer ©enugthuung fönncn mir feft* 
ftellen, baß in allen Ateifen bes Stabtoerorbnetenfollegiums 
bie Stimmung für unferen Herein außerorbentlicfj gfinftig 
mar. Dies gab ftch u- a. in ber Hebe bes V er1 ' 11 Stabt* 
oerorbneten Dr. Alt funb, ber feitens ber nationalliberalen 
für bie unoerfürjte Dotierung unferes Hereins, mie auch 
ber Holfsbibliothef, ber öffentlichen Bibliothef u. f. m. in 
entfehiebener U)eife eintrat. F“ r &en Altertumsoercin ins* 
befonbete fprach unfer Borftanbsmitglieb fytt Stabt* 
oerorbneter $t. Cömcnßaupt juu., inbem er auf ben 
oolfstümlichen unb oolfsbilbcnbeu Chorafter unferes Her* 
eins unb ber Altertümerfammlung in marmen Morten 
hinmies. Diefen Ausführungen pflichteten auch bie V erL ' en 
3ul. Bensßeimer unb (Eichhorn im Hamen ber 
bemofratifchen unb fojialbemofratifchen ^raftiou bei, melche 
beibe ebenfalls bie Mieberherftelluiig ber Beiträge in ber 
früheren ijöhe beantragt hotten. (Eine Hefolutiou, morin 
bet Stabtrat erfuct)t mirb, bie feitherigen Petitionen mieber 
einjufeßeu, mürbe oom Stabtoerorbneteufollegium ein* 
ftimmig angenommen. Halbem auch ber Stabtrat biefent 
Befchluß jugeftimmt hot, bürfen mir unfere ^reube barüber 


ausfprechen, baß bie berufenen Hertreter ber Bürgerfchaft 
in fo banfensmerter Meile ihrer Anerfennung unb 
Sympathie für bie Begebungen unferes Hereins Ausbrucf 
oerliehen hoben. 

Bei berfelben Herhanblung nahm V err ©berbürger* 
meifter Be cf auch Anlaß, barauf hi»3 u weifen, baß es 
gerabe in feiten, mie ben gegenmärtigen, mo bie Stabt ge* 
nötigt fei, in ihren Ausgaben möglichft houstjälterifch ju 
oerfahren, hoppelt roünfdjensmert fei, baß ftch ber ©emein« 
finn ber Bürgerfchaft namentlich auch tn Stiftungen 
für miffenfcfoafiliche unb Holfsbilbungsjmecfe 
in meit ausgiebigerem Maße betätigen möge, als es bis 
jeßt ber ^all mar. Diefer Munfch beeft ftch rnit bem, mas 
auch wir mieberholt ausgeführt hoben. Schon feither 
fonnte unfer Herein nur banf außerorbentlichen <5u* 
fchüffen, bie ißm oon feinen ©önnertt gefpenbet mürben, 
fein Bubget im ©leichgemicht erhalten; auch meiterhin 
mirb er, um feine Unternehmungen im bisherigen Umfang 
burchführen 51t föttnen, auf folche <5umenbuiigcn ange riefen 
fein. Unb oollenbs an bie Ausführung ber meiter aus* 
fchauenben Pläne, bie in ber leßten unb in ber heutigen 
Hummer ber „©efdiichtsblätter" entmicfelt finb, mirb nicht 
5U benfen fein, ohne baß Stiftungen größeren Maß» 
ftabs, fotooßl an ©elb, mie an Sammlungs* 
gegenftänben uns ju £jtlfe fommen. 

* * 

* 

Hon Sonntag 5. April an ftttb bie Heretttlgfeit 
ammitt bes ©roßh. V°fontiquariums unb bes 
Mannheimer Altertumsoereins im ©roßh- Schloß mieber 
bem allgemeinen Befuch jugäuglich- ©eöffnet ftnb biefelben 
ben Sommer übet an Sonn* unb Feiertagen oon U—\ Uhr 
Hormittags unb 3—5 Uhr nachmittags unentgeltlich 
für 3eberntann. <5u anberen Stunben oerniittelt ber 
Hereinsbiener Philipp ^ollifofer (Schloß, Stallbau Zimmer 
Hr. 3) F c <mben unb ©inheimtfehen ben Zutritt. . 

* * 

* 

Als mürben neu auf genommen: 

Bahr, Dr. Aarl Augenarjt B 6. 3. 

Frau Diffen 6, Phil« ©eh- Aomm.*Hats*U?itroe 

Friebrichsting 8. 

Frey, Aarl poftafftftent D 7. 2\. 

Vochftetter, ©manuel Aaufntann O 
Hitter, Hobert Bürgermeifter bjebelftraße \7. 
Schoenfelb, Dr. IDilhelm praft. Arjt R \. 2. 
Straßburger, Friebrich Cigarrenfabrifant Moltfeftr. 6 
Ho cf, Aarl, Banfprofurift S 6. 30. 

©emeinberat Scbmeßingen. 

^infgräf, Aarl Aaufmann Meinheim. 

Zugang: (0, Abgang: l, Mitglieberftanb ©nbeMärj 19 03: 

808 Mitglieber. 


$>emn»iierfammlutt0. 

Dem KnbenPen Karl jfriebridj Sdjimpers, bes berühmten 
Softies unferer Stabt, beffen \oo. (Seburtstag auf ben 15 . Februar 
fiel, mar ber VI. Dereinsabenb bes niaiml|eimer Klterstumsrereins 
am 9. lTT&r3 geioibmet. Had? Begrüßung ber (Säfte oom tyeftgen 
Derein für HaturPunbe unb aus Sd^meöingen, ber Stabt, wo Sdjimper 
feine lebten 3 at^re oerlebt unb feine (Srabesrutje gefunben Ijat, fomie 
ber übrigen 3U biefer €rinnerungsfeier in erfreulicher gal^l erfd?ienenen 
I^orer unb Hörerinnen ergriff H crr P ro f- Dr * Cauterborn oon ber 
Uuioerfität H^clberg, Ittitglieb unferes Dereins, bas IDort 3U einem 
Dortrag über Karl ^riebridj Sd^imper. 3 n einjtünbiger Hebe gab ber 
Dortragenbe ein überftdjtliches Bilb über bie Cebensfc^icPfale unb bie 
miffenfdjaftlidjen Arbeiten biefes HTannes, ber, ein UTannheimer Kinb, 
einen großen Ceil feines lebens hier unb in Sd?tpegingen 3ugebracht 


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86 


fyat. Karl ^rtebridj Sdjimper louc&e am ^ 5 , <februar (803 in Warnt* 
tfeim geboren; feine Jamilie toeifl itodj eine gan3e Keit|e bebeutenber 
Hamen auf. Sdjon feine frütje 3 « 9 e,l & «ns red?t trübe Ders 
fyältniffe. Sein Dater ging ^ 8 1 6 nadj Hußlaitb, bie €rjie^ung Sdj.s 
unb feines jüngeren Brubers ber Wutter überlaffenb. Karl ^r. be¬ 
fugte bas Wannljeimer lyceum unb 3eigte fdjoit als (Symnafiaft feine 
Befähigung für Hatunoiftenfdjaften, inbem er alle felteneren pflai^en 
ber Umgebung fammelte unb feine Kemttuiffe bann bei ber Abfajfuitg 
ber oou profeffor succoto (822 herausgegebeuen „*flora Waitnlfcimienfls" 
oerwertete, in ber alles Bebeutenbere von 5 dj. flammt. (822 ging 
5 dj. nadj Ejeibelberg, um (Theologie 311 flubieren, maubte fidj aber balb 
ber HaturtDijfenfdjaft 311. Die in ber bamaligen §cit beftehenbe (Ein* 
ridftuug ber botanifd^en Heifeoereine ermöglichte ihm ( 82 * eine Keife 
nach ber Sdjwet3 unb ^rauPreidj, bereu Hefultate in Sd^ioeßnigeii ge; 
orbuet mürben. (826 flubeu mir ihn mieber in Ejeibelberg, unb bort 
lernte er 3mei Wäitner Pennen, bie non großem (Einfluß auf fein 
gan3es leben fein follten, ben BotaniPer Alejauber Braun unb ben 
Zoologen lonts Agafffy Bas gemeiitfame Stubium führte balb ein 
^reunbfchaftsoerhältuis gerbet, bas in Wünd?en fortgefeßt mürbe, um¬ 
hin 5 ch. ben beiben folgte unb mo er oiel mit Stelling oerPetjrte. 
(829 promooierte 3 ch- in ^eibelberg; ba aber fein (EinPotnmen aus 
ben Dorlef ungen, bie er in Wüiidjeu hielt, fehr gering mar, unb er 
über feine fonAigen Wittel oerfügte, fo mar er manchmal bem Derr 
hungern nahe. (835 erregte Sd?. großes Auffetjen auf ber Hatur; 
forfdjeroerfammluttg 3U Stuttgart burdf feinen Dortrag über bie Blatts 
flellung. Bie Abfyanblung über biefen (ßegeitflanb gab er Braun 31er 
Übermittelung an bie §eitfdjrift „^lora". Allein Braun beforgte bies 
erfl, nachbem er, mie er fpäter felbfl jugab, ben Dortrag gütlich ums 
gearbeitet fyatte u«b felbfl als ber (Entbecfer auf trat. Damit mar ber 
^freunbfdjaft beiber ein <Enbe gefeßt. Witte ber 3 uer 3 a h rc n?anbte 
fleh bann 5 dj. mehr ber (Seologie 3U, mo er fleh t>icl mit (Sletfdjer; 
flubien befchäftigte unb aus bem Dorhanbenfein ber erratifchen BlöcPe 
bei (Etttfee nachmies, baß ber Sdpoa^toalb einfl oergletfd?ert mar. 
5 df.’s ^reunb Agafffy fyatte fld? bemfelben (Sebiet 3ugemanbt, unb ba 
ihm in ber 5 äftveij reichliche Wittel 3ur Derfügung flanben, fo fiel 
aller Huljm auf ityn, als er (85( fein IDerf „Etudes sur les glaciers“ 
herausgab, ohne barin Schimpers unb beffeu, mas er ihm oerbanPte, 
auch nur mit einer Silbe 3U ermähnen, fjierbnrdj mar aud? ber Bruch 
3mifcheti biefen ^reunben oollflänbig. Ba fiel enbltdj auf Pur3e §eit 
ein lichtblicf in Sdj.’s leben, inbem ihm burdj Scheüings Dermittelung 
ein Stipenbium oerliehen mürbe 3ur geologifcben (Erforfdjung Bayerns 
unb ber Hh«iupfal5. Damals gemann Sdj. Klarheit über bie ^bee ber 
(Entflehung ber (Sebirge. IDährenb er nun (8^2 forglos bie Hheins 
pfalj burchflreifte, mürben ihm plößlich oon Wünchen aus bie Subflbieu 
geflrichen, unb Sd?. mar jeßt auf bie Wilbthätigfdt feiner ^reunbe 
angemiefen unb genötigt, in Wannheim, mohin er gegangen mar, 
prioatflunben 3U geben. (8^9 lieg fidj 5dj. bauerub in Schmetjingen 
nieber, mo ihm vom ßroßtje^og eine penfiou unb XDotymmg im 
Schlöffe bemilligt mürbe. Seine Hidjte führte ihm ben Haushalt, fo 
baß er gan3 feinen <forfd)ungen leben fontite. Sdjon PränPlich mürbe 
5 dj. im 3 «K 1867 oon bübifdjer Ejanb burd? einen Stein am Arm 
oerletjt; hicr3U fam ein erneuter AnfaÜ oon IDaflerfudjt, bem er am 
2(. Be3ember (867 erlag. 

Had) biefer Schilberung ber lebensfdjicPfale 5 d?.’s ging ber Dors 
tragenbe auf bie Bebeutung Sdj.’s für bie £Dtffenfd?aft ein. Hie hat 
Sch- ein mijfenfältliches Buch gefchrieben, in bem er feine (Ents 
beefungeu nieberlegte, feine Arbeiten flnben fleh serflreut in Blättern, 
§eitfchriften unb — (Sebidjten. Seine fjauptoerbienfte fltib auf bem 
(Sebiete ber Botanif bie Blattflellungslehre, inbem er 3uerfl auf bie 
regelmäßige Anorbnung ber Blattftellung aufmerffam mad?te unb eilten 
mathematifchen AusbrucF bafür angab, bann auf bem (Sebiete ber 
(Seologie, inbem er 3uerfl ben Begriff ber <Et53eit aufflellte, unb burch 
feine (Dfeorie über bie (Entflehung ber (Sebirge, bie er im (Segeufaß 
3U ber bamals geltenben (Erhebuugstheorie als burd? Haltungen uttb 
Senfuugen entflanben erflärte; er fpradj oon ben Kungeln im Autliß 
ber alternben (Erbe. §um Schluffe mürbe noch &ic CEhütigPeit 5 d}tm; 
pers als Dichter ermähnt, benn er hat 3mei Bänbe (Sebichte oon h°h cr , 
an Hücfert erinnember ^ormbeljerrfdjuug gefchrieben, bie fafl alle ben 
Botanifer unb (Seologen erfennen laffen. Wit einigen proben biefer 
(Sebichte, worunter aud? bas (837 entflanbene (Sebicht „Bie <Eis3eit" 


mar, fchloß ber Dortrag, ben bie 3atflreichen ^utjörer oon h*^f unb 
Schmeßingen mit h^lichem Beifall aufnahmen. 

Hachbem ber Dereinsoorfltjenbe, EJerrWajor Seubert bemHebner 
ben Banf für feine intereffanten Ausführungen ausgefprochen hatte, 
gab l^err Web^iualrat Dr. linbmann als Dorflßenber. bes Dereins 
für HaturFunbe feinem BanP für bie €in(abung biefes Dereins 3U 
bem Dortrag über Semper AusbrucP, beffeu AnbenPen biefer Derein 
immer h oc h gehalten habe. Basfelbe that EJerr profeffor Waier 
namens ber anmefenben Schmeßittger unb gab bem IDunfche AusbrucP, 
baß fjerr prof. lauterborn feinen Dortrag gelegentlich in Schwetjingen 
mieberholen möge. £}err fabriPant Waf Baffermann oon Schmeftingen 
teilte noch einige perfönlidpe (Erinnerungen an Schimper mit, bie bas 
Bilb bes heroarragenben (Sclehrten oon ber allgemein menfchüchen 
unb h«moriflifchen Seite ergäii3teu. W. E. 


3iele unb Hufgaben eines Mannheimer 
Mufeums. 

Don profeffor Earl Baumamt, 

Direftor bes (Srojjl). Ifofaiitiquarinms in ITtamiljeiin. 


IPer Ijcutjuta^e öie litferarifdfen Crjeugniffe auf öem 
(ßebiete 6er öeutfetjen <Sefct)icf)ts> un6 Jtltertumsfunöe über» 
blicft, fanit fict| 6er IDabrnefjmuug nicht oetfchIie§en, ein 
unc bc6eute»6er itnfeil 6aran 6en 6eutfd)en <55efct)icf)ts- un6 
ZtltertumsDereineu ju Der6aufen ift. Don 3a^r ju 3a^r 
mehrt ftcfy 6ie <3ahl 6iefer Dereine, fteigert un6 oertieft fich 
6 te miffenfchaftliche Arbeit, bie oon ihnen geleiftet unb in 
ihren Schriften niebergelegt toirb, unb fteüt man erft ju* 
fammen, mas alles bie einzelnen Körperfchaften im tauf 
ber 3ahre unb 3 a h r S c hatc ihres Seftehens Deröffentlicht 
haben, fo ergibt fich üiclfacb eine Ijöc^ft umfangreiche unb 
mertoollc (ßefanitleiftung, bie umfo achtbarer ift, je be* 
febeibener oft bie (ßelbmittel maren, bie ben Dereinen 
neben ihrer fonftigeu ?EI?dtigfcit, ber Anlegung einer Samnt* 
hing, ber Deranftaltung oon Ausgrabungen u. a. m., für 
litterarifche Deröffentlichungen jur Derfügung ftanben. 

So bo<h man aber auch i>iefe litterarifche ®)äti^feit ein» 
fchätjen mag, fo merben bie Dereine hoch barauf bebaut 
fein müffen, ihren miffenfchaftlichen Deröffentlichungen einen 
geroiffen oolfstümlichen Charafter ju mähren. Dicht 
nur meil fie alle, auch biejenigen, bie fich eines ftaatlichen 
ober ftäbtifdjeti ^ufAuffes erfreuen, barauf angemiefen finb, 
ftcb burch eine möglichft gro^e ZTlitglieberjahl bie (Bel b» 
mittel ju jichern, burch meläje ihre gefamte Chätigfeit 
mefentlich hebingt ift, fonbern auch meil fie ihrer ganzen 
Dergangenheit unb ber treihenben Kraft, ber fie ihren Ür» 
fprung oerbaufen, es fchulbtg finb, bem tDiffenstrieb unb 
Bilbungsbebürfnis ber breiteren Schichten ber Beoölferung 
entgegenjufommeu unb <5enüge ju tbun. 

Kuch unfer BTannheimer Derein batf nii^t oergeffen, 
ba§ er aus ber ITTitte unferes Dolfstums ermachfen ift: 
feine ,,Stubierten", fonbern fchlidjte Bürgersleute, meift <ße« 
merbetreihenbe unb Kaufleute, maren es, bie ihn be» 
grünbeten. BTag auch im Derlauf bet oierunboietjig 
3 ahre, bie feitbem oerfloffen finb, ftch manches oeränbert 
haben, fo h^t hoch ber Kreis ber BTitglieber unb 3 n * er ‘ 
effenten, menn er ftch auc b erfreulich eemeitert h a h fich 
hoch nicht oerfchobett: bie alten bürgerlichen (Elemente finb 
bem Derein treu geblieben. Dies erhellt aus ber ZUitgliebcr* 
lifte, in meiner bet ZHittelftanb bet (Sefchäftsleute fo ftatt* 
lieh mie jemals oertreteu ift, es erhellt aus bem Befuch 
ber Sammlung, bei melchem bie mittleren unb unteren 
Schichten ber Beoölferung übermiegen, cs jcigtfftch nament» 
lieh auch in ber freuublichen unb entgegenfommenben 
Haltung, bie ooit Seiten ber Stabtoermaltung unb oon 
ben berufenen Dertretern ber Bürgerfchaft all bie 


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88 


3 afyre tjec gegenüber Öen Begebungen öes Pereins einge* 
genommen worben ift. 

Es märe aber nicht nur unflug unö unöanfbar, wenn 
Pereine wie öer unfre fich entfernen wollten pon öer breiten 
unö ftcfjem ©runblage, auf öer fie aufgebaut ftnö, nein, 
fte würben fidj auch einer Ijofyen fulturelleit Aufgabe ent> 
jieljeti, öie ^eutjutage mit pollent Hecht in Öen Porber» 
grunö öes öffentlichen 3> l tcccffcs gcfteüt wirb. 

Unter Öen mannigfachen Beftrebuttgen, mit öenen unfer 
<3«itgeift befchäftigt ift, gehören mit ju Öen einmanbfrciften 
unö anerfennenswerteften biejcnigcn, öie öarauf gerichtet 
ftnö, öie allgemeine Bilöung ju föröern, um auch öie 
untern Schichten unfetes Polfes auf eine Bilbungsftufe 
ju heben, auf öer fie befähigt ftnö, an Öen geiftigen 
©fitem öer Bation unö öer ZUeufchheit Öen gebührenöeit 
Unteil ju nehmen- Es ift als eine in nationaler unö 
fojialee fjinficht fcgettperbetgenbe Uufgabc erfaunt, öarauf 
hinjuarbeiten, bag wenigftens auf öiefem ©ebicte öer Ub« 
ftanö jwifctjen Öen uerfdjieöenen ©cfellfcf)aftsflaffen thuti« 
lichft oerminöert wirb, unö jahlreich unö mannigfaltig ftnö 
öie Peranftaltungen, öie pom Staat, pon ©emeinbett wie 
auch DOn ptiuctten Körperfhaften in öiefem Sinne ge* 
troffen werben; tpir neunen nur öie fog. Polfsporftellungen 
in Öen tüheatern, öie populärtniffeitfchaftlichen Porträge 
öer Pereine, öer ^ortbilöungs* uttö tjochfhulfurfe, öie 
öffentlichen Bibliothefen unö £efehallett, öie ju Öen wiffen* 
fdhaftlichen, getperblicheit unö Knnftfammluugeu, öie fchon 
länger beftehen, neu hiujugefommeu ftnö. 

Unfere ©efhiehts* unö Ultertumspereine öürfen ftch 
rühmen, Porläufer unö Bahnbrecher öiefer Bewegung ge« 
tpefen ju fein, ittöcm fte pon Unfang an unö bewußter» 
magen öarauf ausgingen, nicht nur öie heimatliche ©e< 
fehlte ju erforfchen, fonöern auch öerett Kenntnis in Öen 
tpeitern Kreifen öer £aien ju perbreiten. Dag öer Sinn 
unö öas Perftänönis für öiefe Dinge im Polfe porhanöen 
ift, unö bag es burchweg nur öer Unregung beöarf, öas 
fann jeöermann erfennen, öer unfere Ultertümerfammluugeu, 
wenn fie öer Kllgemeinheit geöffnet ftnö, befucht unö öas 
eingehenöe 3 n tereffe beobachtet, mit öem geraöe öie £eute 
aus öem Polfe fid} in öie Sache pertiefen. Unö wer ein« 
mal braugen in IDalö unö ^elö Uusgrabungen gemacht 
hat, öer weig, wiepiel Perftänönis für unfre ^orfdjuugen 
auch bei fchlichten £anöleuten ju ftnöen ift, wie aufmerf« 
fam fie jebes ZDort auffaffen, öas ihnen <5wecf unö <3iel 
öer Urbeiten flat macht, unö wie fie gehoben werben pon 
öem Bewugtfein, an öer £öfung einer wiffenfchaftlichen 
Uufgabe mitjuarbeiten. Der ©ebanfe, einett ©egenftanb 
por fich ju haben, öer mit einem beftimmten «Ereignis 
ober <3uftanb unferer heimatlichen ©efchichte in mehr ober 
weniger engem ^ufammenhang fteht, übt eben auf öie 
Porftellungsgabe öes ©ebiibeten wie öes Ungebilöeten 
einen eigenartigen Kcij aus unö läöt öaju ein, Öen Dingen 
weiter na<hjuforf<hen. 

JDir glauben alfo: fein <3weig öer allgemeinen IDiffett« 
fchaften liegt öem Polfe fo nahe ober fann ihm fo nahe 
gebracht werben, als öie ©efchichte, jumal öie h «intat» 
liehe ©efchichte unö £anöesfunöe- £jier hanbelt «s 
fich im ©rogen unö ©anjen um einfache, feftftehenöe 
Eljatfachen, um ZDahrheiten, öie jeöermann faglich öar» 
geboten werben fönnen; hi er cji«bt es feine Streitfragen, 
öie auf bas Denfpermögen öes minöec ©efdjulten oft per« 
wirrenö einwirfen, feilte ©efafjten, öie auf anöern ©e« 
bieten nur ju häufig öurch öas f}albwiffen hetaufbefchworen 
werben. 

Bun ftttb aber unter öem mannigfachen Peranftaltungen, 
öttreh öie man öem Polfe wiffenfcbaftliche Kennttiiffe aus 
öem ©ebiet öer ©efchichte unö £anöesfunöe permittein 
fann, nicht alle gleich 9 U * für öiefe <5wecfe geeignet. IPit 
perfennen nicht öie mächtige tDirfung öes gefprochenen 


IDortes, öas aus öem fferjen fommt unö jum bjerjen 
bringt, aber nicht jeber gefchichtliche Stoff eignet ftch ju 
einer öurchweg fcffelnöen Darftellung, uttö auch füt Öen 
Kebebegabteften unö Sachfuttöigfteu ift es eine überaus 
fctjwierige, oft unmögliche Kufgabe, feinen Portrag öem 
Bilöuttgsgraö unö ^affnugspermögen aller Zuhörer 
gleichermagen anjupajfett. «gubem eutfchwiuöet öas ©e» 
hörte nur alljuleicht öem ©eöächtnis, unö auch &ie Por* 
führung pon profitierten Bilöern erjeugt öurch ihre groge 
<5 a hl ober rafche Kufeiuanberfolge oft perwirtenöe Por« 
ftelluugen ober uttfichere Eritineruitgsbilber. Dagegen hüben 
öie Sammlungen, auch abgefehen pon öem fchon ec* 
wähnten Kcij, öer in Öen ©riginalen als folihen liegt, Öen 
Porjug grögter Knfchaulichfeit bei öatterhafteren Eitiörücfen. 
Der Befucher fann nach Beöarf unö Belieben fdjneller ober 
lattgfamer porgehen, fann fchott Befanittes übergehen, ju 
fchon ©efeljenem jurüeffehren unö Pergleichungett anftellen; 
er hot öas angenehme ©efühl, fein eigner ijerr unö pon 
Bientanö abhängig ju fein. 3 n Eemälbe» unö Sfulpturen« 
fantmlungen, überhaupt wo es fich um grögere ©egen« 
ftäitöe h ail ^elt, öie poh Pielen jugleich betrachtet werben 
fönnett, ftnö auch 5üh tun 9* n unö Erflärungen öurch Sach« 
perftänöige wohl augejeigt; in unfern Kltertümcr-Samm« 
luitgeu unö überall, wo fleitte ©bjefte in Betracht fommen, 
empfehlen fte ftch weniger: bei jeöet grögeren <3ahl non 
tEeilnehmecn wirb öie gleichjeitige Betrachtung öer jur Er« 
flärung fommenöen ©egenftänöe erfdjwert ober ganj un* 
möglich. 


Die Sammlungsgegenftänöe follen für ftch felber 
fprechen, unö fie fönnen es auch, wenn man öurch bei* 
gegebene Huffcfjriften mit furjgefagten Erflärungen öeren 
fjerfunft, Beöeutung, <3wecf uttö ^ufammenhang, foweit 
nötig, angibt. Die Befdjränfung auf Bummern, öie, Öen 
einjelnett ©egenftänöen beigefügt, jum Badffhlagen in 
einem geörueften Rührer nötigen, bleibt uttferes Erachtens 
immer ein unangenehmer Botbehelf. Bet Sammlungen, 
öie rein wiffenfchaftlichen <5wecfeu bienen, mag öies an* 
gehen, nicht aber bei unfern polfstümlichen ZHufeen. Da« 
gegen hüben fich auch allgemein orientierenöe Kngabett, 
öie über ganje Klaffen pon ©egenftänöen ober über einjelne 
©efchichts« uttö Kulturperioöen furjett Kuffdjlug geben, 
beftens bewährt, fo j. B. in öer ©rogh. Kltertümer» 
fammlung in Karlsruhe, öie überhaupt in Bejug auf fach* 
gemäge erläuternöe Beifcfariften allen anöern ähnlichen 
Sammlungen, öie wir fennen, jum Porbilö bienen fann. 
Daneben ftnö aber auch geöruefte $tf? rer «rmünfeht; fte 
mögen im IDefentlichen öasfelbe enthalten, was in Öen Öen 
©egenftänöen beigegebenen Erflärungen gegeben ift, piel* 
leicht auch m erweiterter Raffung unö grögerer Pollftänöig« 
feit, fo bag auch öer gefchichtliche ^ufammenhang flarer 
herportritt. So werben fie, namentlich wenn noch 21&* 
bilöungen öaju fommen, bei £aien wie bei ^orfchern öem 
©eöächtnis nachhelfen unö jugleich öas ganje Bilö abrunöen. 


Raffen wir aber <5wed unö Kufgabe öer pon unfern 
Pereinen begrünöeten Kltertümerfammlungen öahin ju« 
fammen, bag fte ein anfchauliches unö auch bem £aien 
perftänöliches ©efamtbilö öer ©efchidjte uttö Kultur« 
entwitflutig öer betreffenöen £anöf<haft unö Stabt geben 
follen. fo öürfen wir uns nicht perhehlen, bag ein groget 
Ceil pon ihnen geraöe in öiefer bjinficht noch manches 
ju wünfehen übrig lägt: eine überftctjtltche Knorönuttg, eine 
fyftematifche unö öie perfchieöenen <5eitabfchnitte gleich* 
mägig berücffichtigenöe Knlage wirb nur alljuljäufig per« 
migt. Km beften ift meiftens noch öas eigentliche Kit et« 
tum pertreten, wenigftens öa, wo öie betr. Pereine in 
öer £age waren, Kusgrabungen ju oeranftalten, öie, wenn 
auch foftfpielig, hoch faft immer neben öem wiffenf<f|aft« 
liehen Ergebnis auch «inert Zuwachs für öie Sammlung 
perbürgen unö es ermöglichen, im £auf öer 3 a h r4 bie 


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perfchiebenen por» unb frühgefchichtlichen petioben einer 
£anbf<haft in charafteriftifchen Dunbftücfen jur Bnfchauung 
ju bringen. 

IPeit fd)tüiettger geftaltet ftet} bie Scunmeltfiätigfeit bei 
©egenftänben aus bem Hlittelalter unb ber Heujeit; 
hier macht fi<h bie Konfurcenj ber privaten Sammler uub 
Cieb^aber fefyr fühlbar uub treibt, namentlich bei Sachen 
pon funftgewerblichem IPert, bie preife fo fehr in bie 
fjölje* bafj bie Pereine faum mehr mitfommeu fönnen 
ober, wie j. B. bei funftpollen Htöbeln uub bei Porzellan, 
gerabezu uerjichten muffen. Hun fommen allerbiugs für 
bie genannten perioben beu meifteu Pereineu fchenfweife 
Zuwenbungen oon Seiten ihrer itlitglieber uub Eöntter ju 
^ilfe, aber je zahlreicher uub mannigfacher biefer au fich fo 
banfenswerte Zuwachs ift, befto leichter entfteht bie (ßefahr, 
bafj eine Sammlung ben Einbrucf bes Buutfchecfigen 
uub pianlofen erregt, namentlich b.mu, meint, rote fo 
häufig, bie befchränften Bäumlichfciten einer überfichtlichen 
unb gefchmadrollen Bnorbnung hinderlich ftnb. 

(ßerabe biefer Hlifjftanb h^rrfebt aber in oielen Per» 
einsfammlungen: burchweg aus Weinen Anfängen entftanben, 
haben fte, je thätiger unb erfolgreicher ber betr. Petein ift, 
befto halber unb öfter eine räumliche (Erweiterung nötig; 
biefer ftehen bann aber nur ju oft örtliche unb finanzielle 
S<h®ierigfeiten tm H)ege, bie 511 überwinben bie Pereine 
pon fich aus meift nicht in ber £age finb. So fommt es 
benn ju Hotbehelfen, jur Einfchränfung unb Ueberfüllung, 
bie ber Eefamtwirfung ber Sammlung unb beut <§tpecf, 
ben fte erfüllen foll, nur allzu oft Eintrag thut. 

Buch uttfere hteftge Bltertumsfammlung hot fich 3 a h r * 
jehnte lang mit unzulänglichen Bäumen behelfen müffen; 
bie bes Pereins mar z<itweife an pier perfchiebenen ©riett 
in ber Stabt perteilt, unb auch bas £?ofantiquarium war 
im Schloß in ungeeigneten Bäumen untergebracht uub teil» 
weife faum zugänglich. Erft mit bem Beginn ber 1880er 
3 aljre trat, zugleich mit ber Bereinigung beiber Samm» 
lungen im Schlofj, eine iPenbung zum Beffern ein. Bber 
trotj ber im 3 a h re \ 8 9 7 erfolgten namhaften Erweiterung 
ber Bäume leibet bie Sammlung jettf bereits wieber an 
empfinblichem Baummangel, uub ba im Schlofj feine 
Säle mehr perfügbar finb, fo hot ber Porftanb fich 9 C ‘ 
nötigt gejehen, bie Stabtperwaltung um Zuweifung ber ehe» 
maligen Scfjulfirche in L (. \ zu bitten (pgl. porige 
Hummer Sp. 57), um barin ein befonberes HTanitljeintet 
Stabtmufeum zu errichten. Per Porftanb hot fich babei 
nicht perhehlt, bafj eine berartige Trennung beffen, was 
Zufammen gehört, bafj ein Busfeheiben eines fo wichtigen 
Beftanbteiles unferer pereinigten Sammlungen an fich nicht 
münfehenswert unb nicht erfreulich ift; aber es ift eine 
HTafjregel, bie im 3ntereffe einer gebeihlich«» tPeiterent» 
wicflung ber Sammlung unb ihrer Busgeftaltung zu einem 
fünftigen größeren HTufeum unbebingt etforberlich erfcheint, 
unb — was bie fjauptfaefje ift — es wirb nur ein porüber» 
gehenber Zuftanb fein. 

Panf ber hochftnnigen Stiftung unferes Ehrenbürgers, 
bes £)errn Kommerzienrats Beifj, in welchem unfer Perein 
fein ältefles HTitglieb unter ben jdjt £ebenbeu unb einen 
gütigen Eönner perehrt, wirb fich bereinft am ^riebrichs» 
plafc, gegenüber ber ^efthalle, ein ftäbtifetjer HTufeums» 
bau erheben, in welchem, wie wir wohl annehmen bütfen, 
neben ben ftäbtifchen Kunftfammluitgen auch die Bereinigten 
Uifertumsfammiungen*) Bufitahme finben werben. Pen 
HTännem, bie aisbann an ber Spitse unferes Pereines 

•) IDas bie bem <8ro§f|. £fofe gehörigen Beftäiibe bes JJntis 
quariums betrifft, bie im 3 a fy re 1880 burdj Tlliergnäbigfte Derfügmig 
5. K. £). bes < 5 rogt)erzogs unter Dorbefyalt bes €igentumsre<bts mit 
unferer Dereinsfammlung vereinigt mürben, fo glauben mir hoffen 311 
biirfen, ba§, menn feinerzeit barum nadjgefudjt mirb, bie Uebcrfiihrung 
nnb Tlnfflellnng bes bfofantiquartums im fnnftigen Sammlungsgebäube 
hulbvoQjt geftattet werben mirb. 


ftehen werben, wirb es obliegen, im Einpernehmen mit 
beu anbern mafjgebenben ^aftoren bafür Sorge zu tragen, 
bafj bie Bltertümerfammlung eine ben Dotierungen ber 
Heuzeit entfprechenbe Bufftellung unb Bnorbnung finben 
wirb, unb nach bem ©bengefagten wirb es fich unferes 
Eradjtens barum honbeln müffen, fie unter tPahcung 
ihres wiffenfehaftlichen Ehotafters in polfs» 
tümlichem Sinne als eine Bilbungsanftalt für 
Bit unb 3ung, für alle Schichten ber Beoölfe» 
rung auszugeftalten. IPill man bies aber, fo ift es je$t 
fchon an ber Zeit, gewiffe (ßruub* unb £eitfätje aufzuftellen, 
nach benen pou jefjt ab perfahren werben follte, um bie 
Sammlung biefem Ziele zuzuführen. Es ift zugleich Pflicht 
unb Ehrenfache, etwas zu fchaffen, was unferes Pereines, 
was unferer Stabt wiirbig ift, unb woburch unfer Polfs» 
tum unb fein geiftiges £eben angeregt, geförbert unb ge» 
hoben wirb. 

Unfere engere fjeimat ift nicht nur banf ben günftigen 
Bebingungen, bie fie bietet, fchon mehrere 3 a hrioufenbe 
por Ehriftus befiebelt gewefen, fonbern fte tritt auch i»* 
folge ber Berührung mit ben Bömern gleich den übrigen 
Eebieten IPeftbeutfchlanbs am früheften in bie Eefcffichte 
ein. So ergibt fict) bie D or derung, burch Porführung ent» 
fprechenber Beweisftücfe bie ununterbrochene Bejtebeluug 
feit ber jüttgern Stein» unb ber Bronzezeit bis herab auf 
bie feltifctje (La Tcne-) unb römifche Periobe zur Bnfcfjau* 
ung zu bringen unb weiterhin zu jetgen, wie auf ben 
(Trümmern ber Bömerherrfchaft bie germanifche Kultur er» 
wächft, bie im Beicfje Karls b. Er. ihre ftaatliche Bus* 
geftaltung finbet. Piefe ganze Eutwicflung wirb ftch mittelft 
ber fchon je£t oorljanbenen Beftänbe unferer Sammlung 
barftellen laffen, einzelne £ücfcn werben porausjtchtlich im 
£auf ber nächften 3 a h rc ausgefüllt werben fönnen. Bber 
mit bem gerichtlichen 3 «tereffe wirb fich bas topographifche 
perbinben: es wirb fich barum honbeln zu Z c ' 9 ei b an 
welchen punften unferer Umgegenb bie perfchiebenen Kultur» 
epochen einzeln pertreten ftnb, unb wo fie fich ablöfcnb auf» 
einanber folgen. Paher möchten wir für bie paterlänbifchen 
Bltertümer neben ber zeitlichen Bnorbnuitg bie topogra» 
phifche empfehlen, fo ba§ alles, was an einem ©rt 
gefunben ift, auch h* cc räumlich oereinigt erfcheint. 

Pies würbe z* mit in erfter £inie für bie £aben» 
burger Dunbe gelten, bie zum weitaus größten tEeil hier 
in unferer Sammlung aufbewahrt werben. Hlit mäfjigen 
Koften fönnte man pon ben wichtigeren pon bort flammen» 
ben Bltertümern, bie fich ln Karlsruhe unb £jeibelberg be* 
finben, ©ipsabgüffe unb Hachbilbungen befchaffen unb fo 
innerhalb unferer Sammlung eine Brt £abeitburger £ofal» 
mufeum h er ftollcit, bas, unter Zuhilfenahme pon Plänen, 
Biffen unb Bilbern, bie Eefchichte biefer älteften Stabt 
Babens pou ber Urzeit bis zu ben Karolingern peranfehau* 
liehen würbe. Perfelbe Etunbfalj wäre für bie fänttlidjen 
©rtfehaften unferer Umgegenb butihzuführen, um ein mög» 
lichft pollftänbiges unb anfchauliches Bilb ber ältefteu Be» 
fiebelung in ihrem örtlichen wie zeitlichen Zufammenhang 
Zu erzielen, ferner follten bie bebeutenberen Penfmäler auch 
in unferm weiteren Dorfchungsgebict, wie z» B. bie großen 
UTithrasbilber pon Heuenheim unb ©fterburfen ht Bbgüffen 
porhanben fein, zumal bas pon le^term ©rt, wo unfer 
Petein bas BömerPaftell ausgegraben unb babei reiche 
Dunbe gemacht hat. 

Eine berartige Bnorbnung unb Busgeftaltung ber 
Sammlung fönnte wohl auch noch bie tDirfung haben, 
bafj bie Bewohner unferer Hacbbarorte ein gewiffes 3 n * 
tereffe an ihr befämen, wenn fte fähen, ba§ alles, was 
bei ilpten gefunben unb an uns abgeliefert wirb, fich hl cc 
Zu einem (Sanzcn zufammenfügt unb als folches für ftch 
gefonbert bleibt als eine Brt Urfunbe, bie über ihre fjeimat 
unb beren Pergangenheit Busfunft gibt. Es würben fich 

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gemig in jebem Dorfe Üeute ftnben, bie im f}inblid hierauf 
biefen Dingen il)te Aufmerffamfeit jumenben unb bem 
leibet nod) allzu häufigen Serftöreu ober Derfd)leuberu pon 
Altertümern Einhalt t^uit mürben. 

Enblid) mirb man aud) burd) fahgentäge Sufammen* 
ftellung non ©efamtfunben, burd) IDteberijerftellung pon 
©räbern oerfdjtebener Art in ihrer urfprüngltd)en Anlage 
unb Ausftattung mit Beigaben, burd) Hadjbilbungen pon 
IDaffen unb ©eräteu, enblid) burd) ZHobelle uub Seih’ 
nungen met)r, als es bisher möglid) mar, bem Dorftellungs« 
permögen ber Befhauer zu l}ilfe fommen namentlich 
gemiffe tedjnifdje Dinge auf biefe IDeife ju erläutern, bietet 
großen Aeij, zumal in unferm Zeitalter unb in einer inbu* 
ftriellen Stabt mie ZTTannljeim. 

Diefe aus unferer ©egenb, aus ehemals Kurpfälzer 
©ruitb unb Boben ftammenbeu 5uube zu einem bet bjeimat« 
funbe gemeinten ZHufeunt zufammengeftellt, mürben beit 
IHittelpunft unb Kern bet Sammlung aus bem eigentlichen 
Altertum barftellen. Die au§erpfäljifd)en ^uube unb foldje, 
beten £)erfunft nid)t fid)er feftfteljt, mürben ftd) in befonbern 
Säumen anfd)liegen; aud) fie jtnb reid)lid) porhanben; fie 
mürben ein millfommenes Dergleid)ungs« unb Stubien» 
material bieten unb mären ju biefem < 5 mecf nad) ©attungen 
(Kleibung, Sdjmucf, IDaffen, Denffteine, ©efäge 11 . f. m.) 
5 ufammen$uftellen. Dem gleichen Swed mürben auch bie 
^unbe aus ben alt«flafftfd)en Säubern bienen, bie teils in 
mertpollen Afdjenfiften, Bronzen, bemalten Dafen unb 
(Cerracotten befteheu, teils in ©efamtfunben aus altitalifdjen 
©räbern, meid) leitete mit unfern paterlänbifdjen ^unben 
mancherlei Dergleid)ungspunfte gemein haben. 

^ür bie Auf ftellung unb Anorbnung ber mitte l alt er* 
lid)en unb neuzeitlichen Sammlungsgegenftäube merbeu 
micber anbere ©efid)tspunfte maggebenb fein müffen. IDas 
junächfl bas ZHittelalter, bie Seit ber Begründung unb 
Entfaltung ber Kurpfalz, in funftgefd)id)tliher £jinjtd)i bie 
periobe bes romattifhen unb goiifhen Stils, betrifft, fo ift 
biefe in unferer Sammlung überaus fd)wad), ja ganz u,, ‘ 
Zulänglich pertreten. Don gefd)id)tlid)en Denfmälern ift 
nur eines unb jmar aus bem Enbe biefer «Seit porhanben, 
bas mächtige Siegesfreuz pon ^tlebridjsfelb (1^62). Die 
Seliefs pon ber Cabenburger Sebaftiansfird)e, bie mit ju 
ben früf)eften beutfd)en Sfulpturen gehören, finb im Ab« 
gug porhanben. Die übrigen Stüde, jmar meift ohne 
nachweisbare Beziehungen zur Pfalz» aber funftgefd)id)tlid| 
mertpoll, laffen fid) an ben ^ingevn aufzählen. £)ier por 
allem mügte bie Sammelthätigfeit in ben fommenben 
3 ahten einfegen, um eine £üde auszufüllen, bie unfetm 
fünftigen Hlufeum übel anftehen mürbe, ^reilict) mad)t 
es fid) gerabe für biefe Seit fehr fühlbar, mie piel in ben 
5d)tedenszeiten bes 17. 3 ahcl)unberts, nom breigigjährigen 
Krieg bis zum Syswider ^rieben, in ber zupor fo reihen, 
blühenben Pfalz permüftet, pernid)tet unb geraubt morben 
ift: ba menig (Originales gerettet unb erhalten ift unb bies 
nur fd)u>er zu befommen fein' bürfte, mirb man fih für 
Palatina mit Abgüffen unb Had)bilbungen behelfen, mirb 
aber aud) zugreifen müffen, menn ftd) ©elegenheit bietet, 
©egenftänbe, bie niht aus ber Pfalz ftammen, z« faufen, 
menn jte nur geeignet erfheinen, bie Kultur« unb Kunft« 
entmidiung jener Seiten zu peranfhaulid)en. 

Auh bie Heuzeit ift in ihren Anfängen zunädjft nod) 
fdjwad) pertreten, aber immerhin merben mir imftanbe fein, 
bie ©efd)i<hte ber Kurpfalz iu ihrer Entmidiung, ihrer 
©lanzperiobe unb bann ihren Hiebergang im 17. 3ahr* 
hunbert zur Anfhauung z u bringen. Streiche Bilbet, 
namentlich Stihe unb f}olzfd)nitte, Portraits ber Kurfürften, 
Stäbteanfihten u. a. m. ftehen hiefür zur Derfügung, mo« 
bei fjeibelberg, bie alte Seftbenz mit ihrem prunfpollen 
Sd)log, im Dorbergrunb ftehen mirb. Don letzterem fönnen 
mir einige Abgüffe Pom <Dtto»fjeinrid)sbau porführen, bazu 


auh «in prahtuolles Kurpfälzer IDappen, um 1550 iu 
Alabafter ausgeführt; aber fonftige ©riginalwerfe im Stil 
ber Seitaiffance, iiamentlih ZHöbel unb anberer bjausrat, 
fehlen nod) ganz, unb fo ift auh hier unferem Sammel« 
etfer nod) ein bebeutfames ^elb geboten. 

An biefen Pfälzer Saal mirb ftd) bann bie IHann» 
heimer Stabtfammlung als ber natürlihe unb alles 
anbere beherrfhenbe IHittelpunft ber neuzeitlichen Abteilung 
uuferes IHufeums aufhliegen. 3 n beit altern Abteilungen 
mirb IHannheim ja nur fd)wad) Pertreten fein, benn bie 
Sal)l ber porrömifhen unb römifhen ©egenftänbe, bie im 
IDeihbilb ber Stabt gefunben jtnb, ift flein, unb pom 
mittelalterlichen Dorf IHanuheim ftnb niht bie geringften 
greifbaren Sefte, nicht einmal ©räberfunbe, mehr erhalten. 

Don ber Seit ber Stabtgrünbung ab ift es bamit mefent¬ 
lieh beffer beftellt. Allerbings fehlt es zunähft noh an 
©riginaleit: aus bem erften 3ah r h u nbert ber Stabt fönnen 
mir feine Ueberrefte porführen äuget einem, bem ©rab« 
ftein bes S°Hfhreibers 3 u ng (1623) aus ber ehemaligen 
Citabellenfirhe. Dagegen bejtgt ber Derein eine ziemlich 
pollftänbige*) Sammlung aller Bilbet unb Pläne, bie aus 
jener Seit über IHanuheim eriftieren, unb aus biefen lägt 
fih ein flates Bilb ber erften Anlage ber Stabt unb 
Heftung, ihres Ausbaues unb ihrer meitern Entmidiung 
geminnett. Auh mid)tige Urfunben unb Ard)ipalien, mie 
Z< B. bie alten Prioilegien ber Stabt, finb hier einzureihen. 

$ür bas ahtzehute 3 a hrhunbert fommen namentlich 
bie reihen Beftänbc an ©riginalfoftümen unb IHöbeln 
in Betraht, bie (Eigentum bes ^ieftgen (Theaters finb, 
aber, mie mir im 3 n *«reffe ihrer Erhaltung hoffen, red)t 
balb ber Dermenbung auf ber Bühne merben entzogen unb 
für IHufeumszmede beftimmt merben. fjier mirb, fomeit 
es fid) niht um bie bjerporgebung beftimmter gefhihtüher 
IHomente hanbelt, bie Aufteilung unb Anorbnung ber 
Sammlung buthgus unter fünftlerifdien ©efid)tspunften $u ' 
erfolgen haben, unb es mirb eine reizpolle Aufgabe fein, ’bürdj 
Abteilung unb Einrihtung pon Sintmern, Bouboirs u. bergl. 
biefe Scijäge in einer IDeife z ur ©eltung z u bringen, bag 
ber bjiftorifer mie ber Künfller gleihermagen ftd) baran 
erfreuen mag. 3 n entfprehenber IDeife mirb bann auh 
bie ©efd)id)te unb Entmidiung bet Stabt im neunzehnten 
3ahrhunbert zur Anfhauung z u bringen fein, mobei einer» 
feits bie politifh erregten Seiten um bie ITCitte bes 3 a h c ’ 
hunberts burd) portraits heroorragenber Perfönlidjfeiten 
unb bilblihe Darftellung bebeutfamer Seitereigniffe, anberer» 
feits ber Auffhtnung IHannheints als fjanbels- unb 3»töuftrie* 
Stabt unb bie Ermeiterung unb Derfdjönerung ber Stabt in 
Plänen uub Silbern porgefüljrt merben mug. Auh hier 
fehlt es noh an harafteriftifhem bjausrat, namentlih 
IHöbeln, fomoljl aus bet Empire»Seit, wie aus ben folgenben 
3 ahrzehuten, bie, menn fie auh 00 m funftgemerblid)en 
Stanbpuuft fth mit ben porhergehenben Stilperioben niht 
meffen fönnen, bod) jebenfalls in bejeihnenber IDeife per» 
treten fein follten. 

£)iezu fommen bann noh einige für fih beftehenbe 
Sonber»Sammluitgen teils gefhihtlih«r, teils funft» 
gemerbliher Art, fo unfere Pfälzer unb Sabifhen IHünzen, 
bie Siegel, bie IDaffen, bie Kunftfct)lofferei»Arbeiten unb bie 
feramifh« Abteilung; jte mögen nah Bebarf in bie hifto» 
rifhen Abteilungen eingereiht merben, ober aber in gefon» 
betten Säumen Aufteilung gnben, ebenfo unfere zahlreichen 
unb intereffanten ZHannheimer Sunftaltertümer. Unter ben 
legtgenannten Sammlungen bebarf bie feramifhe am meiften 
bet Ergänzung, inbem gerabe unfere Kurpfälzer ^abrifation, 
bas ^ranfenthaler Porzellan, bis jegt fehr bürftig unb 
unzulänglich pertreten ift. Aber h*er perfagen, mie fhon 


•) Unfcres fetjlt unferer Sammlung nur ber gegen qm 

groge plan ber Belagerung IHann^eims burd? fötty, non bem bie 
ÖniüerfitätsI)ibUoU?ef £?eibelberg ein CEjemplar bejl^t. 


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»a 


94 


oben bemecft, öie öeijeit »erfügbaren XTltttel unferes Pereins 
»oÜftänöig. Pot 30 — $0 3nh r «n t?ätte man oielleidjt noch 
manches 5 tücf billig erwerben fönnen, fyeutjutage werben 
Preife »erlangt, bie ber Perein nicht erfctjwingen !ann. 
XPir ^egen bie ftiüe Hoffnung, bag in ben Kreifen unfeter 
funftftnnigen Blitbürger fictj bereinft ebelbenfenbe ©önner 
finben werben, bie bereit ftnb, %e Prioatfanimlungen 
unferem ITCufeum einju»erleiben. — 

Ueber fonjtige ITCagnahmen, burdj welche unfere Klter» 
tumsfammlung für bie möglichft erfolgreiche Pflege »olfs« 
tümlidjer tüiffenfctjaft unb fjeimatfunbe »erwertet werben 
fönnte, über bie Knfegung geeigneter Befuchsftunben auch 
an XPerftagen, über bie (Einrichtung eines Sefefaales ähn¬ 
lich wie bei unfeter Polfsbibliothef, übet Peranftaltung 
»on Porträgen, bie in einem eigens £?iefür »erfügbaren 
Saale gehalten unb nötigenfalls burch Porführung oon 
Sammlungsgegenftänben erläutert werben fönnten, über 
biefe unb anbere Punfte berart wirb ju reben fein, wenn 
es ftch bereinft um bem Bau bes XTCufeums honbeln wirb. 
ZBohl aber barf man h«n*« fch on barauf hinweif««, bag 
bort auch bie ethnographif<h« unb bie naturgefcfjicht« 
liehe Sammlung Aufnahme finben unb ein reichlich«« 
Kaum ihnen jugewtefen werben follte, beffen XTTangel jur 
Seit ihrer gebeihliäjen (Entwicflung unb ausgiebigen Per« 
Wertung hinberlich ift. 

(Es ift uns unbegreiflich, bag bie »om ^tefigen Stabtrat 
unb bem Pereinsoorftanb wieberholt geäußerte Bitte um 
Suwenbungen für bie »ölferfunbUche Abteilung unfeter 
Sammlungen bisher faft ohne tDirfung »erhallen fonnte, 
in einer Stabt, bie eine folche KTenge »on Xjanbelsfirmen 
mit hoch«ntwicfelten Kuslanbsbejiehungen beftgt, unb bie 
alljährlich Scharen ihrer Söhne in bie entfernteften Sänber 
bes (Erbballs sieben <£in Seichtes mügte es ihnen 

fein, ihrer Paterftabt XTCufeumsfchäge feltenfter Krt ju= 
fornmen ju laffett! Pie ethnographifche Sammlung einer 
Stabt »on bet fommerjtellen unb inbuftriellen Bebeutung 
Bflannheims follte ju einem Kolonial« unb Xjanbelsmufeum 
großen Stils ausgeftaltet werben, bie Xtaturalienfammlung 
follte, wie es bereits angebahnt, aber bei ben befetfränften 
Bäumen unb ©elbmitteln nicht burchjuführen ift, möglichft 
ber Qeimatfunbe bienen unb bementfprechenb ausgebilbet 
werben. Horbbeutfche Stäbte wie Bremen unb KItona 
ftnb in biefem Sinne »orangegangen unb hetben ben Beweis 
erbracht, bag folche Sammlungen, wenn fte in aitfchaulicher 
unb für jebetmann »erftänblidjer XDeife aufgeftellt ftnb, 
ungemein anregenb wirfen auf alle Kreife ber Be»ölferung. 
<Es h a * f ,( h bort aber auch 9 « 5 «i 9 t, mit wie mäßigen 
Koften folche Sammlungen ju befchaffen finb, wenn ber 
©emeinftnn ber Bürgerfchaft ftct> an einer fo fchönen Kuf» 
gäbe betätigt. Bus Sübbeutfcfflanb finb uns jäUe befannt, 
bag ftaatliche Sammlungen unb 3nftitute, fogar folche bes 
Kuslanbes, mit Schenfungen im XPert »on ©aufenben bebacht 
worben ftnb, wofür bie betr. Stiftet — es ftnb auch Söhne 
Zltannheims barunter — mit ©eben unb ©iteln belohnt 
würben. Kber foQten wir nicht, auch ohne folgen Sohn 
in Kusfieht ftellen ju fönnen, bei Kntufung bes (gemein» 
ftntts unfeter XTKtbürger (gehör finben? Pag ein folget 
in h<>h« m Klage »orhanben ift, bas bejeugen bie namhaften 
Stiftungen, bie bei Kniäffen freubiger wie trauriger Krt 
hier gemacht werben. So anerfennenswert biefe ^reigebigfeit 
ift unb fo feht wir es allen gönnen, benen fte ju gute fommt, fo 
müffen wir hoch mit Bebauern feftftellen, bag man hier 
noch nicht wie anberwärts, 5 . B. in ^ranffurt, gewöhnt ift, 
bei folgen Knläffen aueb bie wiffenfchaftlidjen 3nfti« 
tute ber Stabt — es finb beten ohnehin fo wenige h**r 
— ju bebenfen. XPenn wir ber rühmlichen unb banfens« 
wetten Kusnahmen uns erinnern, bie einige ZTTitglieber unb 
©önner unferes Pereins in biefer Xjinftcht gemacht haben, 
fönnen wir nicht umhin, ben bringenben XPunfdh ausju« 


fprechen, bag biefe fdjönen Beifpiele mehr als feither Xtach» 
ahmuitg finben möchten, jumal angefichts ber grogen Kuf» 
gäbe, bie banf bem (Ebelfinne unferes (Ehrenbürgers uns 
für bie fontmenben 3 a h c « geftellt ift. 

Pag es eine h°h« nnb fchöne Kufgabe ift, waren 
wir bemüht nachjuweifen. XTlöge fte gelöft werben im 
(ßeifte ber XPiffenfchaft unb ber Qumanität, 
jur Hebung unb Stärfung unferes Poifstums, 
jum Bühnte unb jum Segen für unfere Pater» 
ftabt! 


(Eine Betreibung ber Rfyeiit=3nfeln 
pom 3afjre i5Z(. 

£jerausgegeben unb mit ZInmerfuugen perfeljeit 
pou liatJl Ciirip (Stegeltjaufeit). 


Hadjbrucf perboten. 

(Sdflufj.) 

Per gtog Bofengarten 104 ) h«bt an unter biefem 
neuen IDörth unb angeregtem XPaffer, ba ber Bifdjof bies 
3ahr in bie jmei hunbert XPeiben abermals untern fjammen 
gefegt, 105 ) ber XTleinuttg, bag er ben neuen XPörth an ben 
grogen Bofengarten sieben unb bringen möcht, wie er auch 
ju Beförberuug biefes XPerfs »or eim 3 a h« ober jweien 
©elegt 106 ) unb Bufdjel eingelegt, welche XPeiben berwegen 
fo balb »on ben Kbgeorbneten abgehauen unb in ben 
Bljein geworfen, unb foll folcher Plag wieber burch Pfalj 
befegt werben. 107 ) Solcher Bofengarten jeucht ben Beeilt 
hinab h>« jenfeit Bheitts bis ans XPormfer Jahr, «nie er 
auch oben an feinem Xjaupt neben bem neuen angehenben 
XPörth unb alt XPaffer Ignabjeucht bis auf ber Pfalj 
jungen ober flein Bofengärtlein, ba ber Sochbaum 108 ) 
gefegt; »on welchem Sochbaum hinein gegen bem Bhcin unb 
bem alten [untern fleinen?] Bofengarten ju, hot es ein 
Sachen unb Sochbaum, welche weiter ben grogen unb jegt 
bemelt ber Pfalj jungen ober flein Bofengarten bis au 
ben Bhein unter bem XPormfer 109 ) unterfcheiben, unb 
»on folchem ©rt gehet ber alt Bofengarten bis hinauf an 
bas XPormfer 5 a h r - 

Kuf welchem grogen Bofengarten bie Pfalj bie XPilb« 
fuhr [hat], flein unb grog XPaibwerf. uu ) XPie auch folcher 
mit bem 3 a 9« n bei Pfaljgrafen Subwigen 111 ) unb aller 
nad)folgenber Kurfürften bis auf ben jegigen 118 ) befudjt 
unb bejagt worben. XPie auch ungefähr »or fect}s 3 a h«en 
im Beifein 3l? t « r fnrfürjtl. (Snaben unb fjerjog 3 ö h a nn 
Caftmirs u8 ) unb £)erjog (Ebetharben »on XPürtemberg be« 
jagt unb bamals fechs £>irfd> gefangen unb erlegt. Kls 
auch oor bteien 3 a h««n im Beifein 3h c «r furfürftl. ©naben 
unb bjerjog 3 °h an n Cagmirs brei ^irfch gefangen worben, 
wie auch furfürftliche Pfalj in allen grogen unb fleinen 


104) Per öftere Harne Hofengarten &ejiel(t fidj auf bnrdj tfeefen. 
rofen ober fonjtige Pornjlräudje eingejSunte IDatben unb fommt auc^ 
in ben Hlpen ror. Don ben tltinneföngem mürbe ber bei tDorms 
liegenbe groge unb Meine Hofengarten romantifdj ausgefdjmiicft als Schau« 

Ö ber tjelbenfämpfe unb ber (Erlegung bes £inbmurmes bur* Sieg* 
. Ein weiterer Hofengarten weiter unten am Ht}ein bei (Berns« 
heim. Dgi. Hnm. (59. Hud; „Porf irtanntjeim" S. 1 Hnm. 

10S) IDeibenbüfdje unter bas Ufer gefegt, um baburdj weitere 
Hnfanbung oon Hoben an feine 2lu 3U bewirten. 

106) Heijtg. CoIIeftio »on v bie £ege" = §auu, Sdjugwehr? 

107) OTit tDeibenbüfdjen ic. befegt werben. 

108) £6<hbaum ober £äd;e mit langem Dofal = örenjbaum unb 
«Steine, »gl. „Porf tTTanntjeim" 5. ;o. Uber £adje = Ultwaffer. 

109) Pas fatjr = Ueberfat)rtfieQe unter bem Hofengarten. 

110) h 0 *!* un ^ niebere 3 a 9&- <EigentIid? aber wormfifd;. 

111) £ubwig V. ((508— m). 

112) (friebridj Hl. (1559—?6). 

118) Später (t583—*92) Hbmintjlrator »on Kurpfalj. 


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96 


umltegenben EDörtßlein bie IDilbfußr ^erbracht. hingegen 
ßat 6 er Bifcfyof barein 6 ie Befyoljung un 6 IPaibgang ßer« 
bractjt. ©egen folgern großen Hofengarten oberhalb Eüorms, 
6 ort jenfeits Hßeins gegen 6 er Baiberger Hu £jaus auf 
6 er fjerjßeimer Bufcf}, 114 ) liegen nocf) jween IDörtfj, fo 
3«feln, un 6 mit 6 em Hßein umgeben, 6 er ober un 6 Heineft, 
6 cr [ober] flein Hofengarten, meiner 6 er Pfal 5 
mit aller ©eredjtigfeit juftänbig, ift ein junger neuer IDörtfy, 
unb vor ptetjeßen 3 a ^ ccn oou pfalj ingejogen. Bet 
anber unb unter, aud) 6 er flein [ältere] ober unter Hofen« 
garten genannt, tjat öer Bifdjof mit 6 er Beßoljung innen, 
ungefähr vier unb jwanjig 3 at^r, 6 a ifyn 6 er Bifdjof in= 
befommen. Solche beibe flein Hofengärten feinb nocß nit 
ju bejagen, lüie jte aber erwadjfen, 115 ) follen fie t>on 
Pfalj bejagt merben. 

Nota. €s liegt ein (Eisbrudj, fo Pfalj jugeßörig, 
tcie porgemelt, jwifcßen beiben bemelten lüörtljlein. Unb 
wo jtctj bafelbft ein Pogelgrunb fdjicfen wurb, benfeiben 
[ßat] pfalj aud} ju verleiden, unb weil fie mitten im Hßein 
liegen, batju Pfalj ben £einpfab ber Seiten unb bas ©e« 
leit [ijat], achtet man, Pfalj »erbe bie ßoßc ©brigfeit 
barauf ijaben. 

Nota. Conrab Hntßes von Campertßeim am IDormfer 
als er wieber, nadjbem er ben ganjen Cage ge¬ 
braucht worben, [fjat] ßeintjießen wollen, [ift] pom f}aus* 
hofmeifter 116 ) feiner pflichten unb Bienft erinnert worben, 
baß er benfelben beffer bann wie bisher mit bem tüeiben« 
fteefen unb «feßen, wo es vonnöten, treuliches ^leiß nach« 
fommen wolle mit weiterer (Erinnerung. 

Seinb etliche von Hheinbörfheim 117 ) nach ZTTittags am 
IDormfer Jaßt erfchienen, fo genannt Heinrich Seym 
Schultheiß, Bartholmcs £auj, Hiclaus £auf, bjans ©roß 
unb Bericht angejeigt, wie folgt. Unb erftltd} jeigt aud> 
Pfalj 118 ) IPenbel Ulangft genannt, am IDormfer 

Jaßr, fo ju Sanbhofen baheim, an. Unb erftlidjen ge« 
fragt eins tDörtleins holten, ber flein Hofengarten, wer 
ben innen ßabe, jeigt er an, baß IDilbtberger, Bumbherr 
[Bomhetr] ju tDorms, ungefähr fteben 3 a h r » jeßtunb aber 
Bifdjofs Keller ju U)orms, inngejogen unb gehauen, 119 ) 
fei ungefähr acht unb jwanjig 3 a h r ein Heines EDörtßlein 
gewefen unb ift ein 3 wfel. 

Seie fein 3 a 9 ens barauf, fomme auch nichts, aber 
hoch habe er, IDilbtberger, barauf Heine Ejünblein jum 
£uft gefflhret. 120 ) (Nota. Ber Pfalj bas 3 a 9* n allba an« 
jufteilen Vorbehalten.) 

Unb ßat [es] an folchem tDörtßlein ein <£isbrud}, 
neben hin gegen IDorms ju jießenb, fo ber Pfalj, wie vor« 
unb oboermelt, juftänbig. IDie auch ber Keller jum 
Heuenfcßloß biefen unb alle vorgeßenbe ©isbrueß, auch 
anbere bis ans jautßs Hinnen 121 ) ju fifchen [hat] unb ber 
Pfalj einjujiehen. ©egen welchem IDörtß unb (Eisbruch 

114) Oberhalb IDorms auf bem Bufd), nod) fo fyeifjetibe Xhefnau 
berer oon ^errnslieim, b. h. Herren oon Dalberg, ftanb ein fog. 
Kutjaus für bie Dermalter ober pSd)ter biefer 2Iu. Dgl. Xnm. 9 <(. 

115) Sobalb bas £7013 gröger gemorben ijt, foll Kurpfalj bas 
3agbredjt auf biefen neuentßanbenen IDörten ausüben. 

116) IDeil bem Purpfäljer Qausl^ofmeiger bie Xtjeinauen gegen* 
über IDorms unterftonben, ermahnte er feinen bortigen Järdjer, mehr 
treulichen ^fleig auf bas Segen oon lDeibenbüfd)en 3 ur Befeßigung 
ber Ufer 3 U oermenben. 

117) XheinbürPheim unterhalb IDorms auf bem linfen Xhetn* 
ufer, gehrte bis (705 3 U Kurpfalj, bann 3 um Bistum IDorms. 

118) gollerheber bes Purpfäljer, neben bem bifd?5flid? mormftfdjen 
gelegenen goühaufes beim IDormfer <$ahr, ogl. Unm. (03. 

119) Der ermähnte Domherr unb ber bifd)öflid>e Keller (Umt* 
mann) hatten biefes IDSrt einge 3 ogen unb bas Holj oarauf gehauen« 

120) gum biogen Derguügen gejagt (ogl. auch ben Hamen £uß* 
jagen, ben ein Be 3 irf ber Sdjmeginger Harb führt). 

121) <faut = Dogt, Xmtmann bes Bifdjofs, oon bem bie bes 
treffenbe Xinne = StromfdjneÜe, ^fifchmehr, oerpachtet mürbe, mie bei 
ber Xojheimer Xinne, ogl. 21nm. 28, (29 unb (5(. 


aud) ein Salmengrunö gegen IDorms ju, am 

faf)en 6 , unb jtd) bet bem neuen Ü)unt berfelben 5etten 

enbet. 

Der Sponsinörtfy 122 ) Hegt gleid) unter je^t t>or» 
gemeltem Weinen Hofengarten unb ift ein 3nfel, fte^et 
bem Hat 5 U IDorms ju, Ijaben ben länger bann HTenfd)en 
gebenfen, ingeljabt. Darauf ftöft l)ie jenfeits Kfyeins bie 
©emarfen uon ^ooen 123 ) bort jenfeits IDormfer HTarf. 
©brigfeit fjalbeit, tuetl im Hinein gelegen, fielet fie jroeifels* 
ol)ne Pfalj ju. ©egen fold)em Sponsmorth ju ©nbe über 
ift nod) ein Salmengrunb, ber bifd)öflid)e ITTitteltPörth, 
fo aufgeljet oben am Qaupt ber !Tlaulbeer* 2 lu, 

Die ITlaulbeerau 124 ) an nad) bem Salmen* 
grunb an ber IDormfer IDingarten, ift ein 3nfel unb h^i 
ber Bifd)of im Hnfang ober am Qaupt fold)es IDorths 
bas 3 agen gehabt, n>ie aud) bas ^oljmcrf, 3 a 9 en un & 
IDtestpad)s barauf, er h a l fiisbru^ ber ©nbeti, h a ^ 
foldjes inngehabt, als lang 2 TJenfd)en gebenfen, unb h a l 
ber ©nbett jroeen Salmengrünb gegen einanber über, einer 
an foldjem XDörth Ka^enftirn ober Kret 125 ) genannt, 
unb unten auf bie Heulanb genannt ftogenb. Der anber 
©runb, bie ITlarau 126 ) genannt, barauf nor jtneien 3 a ^ rn 
ber ftrittig Störftfd) 127 ) gefangen, h^ jenfeit Hheins an 
bas Ufer unb Qoffhetmer ©emarfen 128 ) hi na ^ bie 

^auths Hinnen ftogenb; 129 ) perleihet fold)e beibe ©rünb, 
bie UTarau unb Ka^enftirn genannt, bes 8 ifd)ofs Keller 
ju IDorms. 130 ) 

Nota, ©s haben piel Pom Übel an biefer Hu, 
als nämlichen bie Bunnen, bie pon ©unbheim, 131 ) Dal* 
berger, ZTlorsheimer 132 ) unb anbere porn Übel mehr, fo 
nnterfd)ieblid) barauf, mit IHarffteinen abgefd)ieben, 

3 agen unb anbere ©ered)tigfeit haben, tpie aud) bie pon 
©unbheim barauf ein ^äuslein uf ihr ©eil gebauct. Nota, 
©s haben unten ju ©ttbe berfelbigen ZHaulbeerau nahe 
bei ber fjütten an ber Kralsbach, 133 ) f}ernsheimer ©ertd>t* 
bie Bunnen ein Salmengrunb, ber Schlag 134 ) genannt, 
fo oben am 5 a h r aufgehet, baran auch ein Weiner ©is* 
brud) ber pfalj juftänbig unb burd) ben Keller ju Hebers* 
heim 135 ) unb Untertanen ju Hheinbürfheim gefifd)t mürbet. 

<3tpifd)en ber ZHaulbeerau unb bes Hheins Staben 
uf IDormfer Seiten beim fjaupt ber HTaulbeerau teilet fid) 
ber Hhein, alfo baf aud) bie Schiff ber ©nbs uf unb ab* 
gehen unb bie Pfalj ben Ceinpfab hat. ^totfehen biefer 
HTaulbeerau unb bem Staben, hinab gegen ber fjütten 186 ) 


122) Spansmürt, gegenüber bem Heuturm unterhalb IDorms. 

128) f)ofhetm auf bem rechten Xheinufer gehörte unter pfalj 
Oberhoheit 3 um Bistum IDorms. Dgl Xnm. 1 28 , (^ 9 . 

124) Die HTaulbeerau unterhalb bem ber Stabt gehörigen Spans* 
mbrt, bei ber Htünbung ber Pfrimm. 

125) IDahrfchetnlich == mhb. grede (nom lat. gradus) im Sinn 
oon jtufenartigem Salmenfang, ogl. Knm. ( 9 . 3 e 6* „Kagenfopf - . 

126) €tma ein alter mähren*, b. h- oeraäunter Stuten* ober 
Xoggarten, ober — IHeerau (meer — Sumpf). Dgl. Boos, (Quellen II 
S. 3(8 unb 729 , fomie bas maarauer ^aupt ober bie Xheinfpige 
gegenüber IHainj, unterhalb ber münbung bes HTaines, bie fpätere 
marsfd)an3e. 

127) Der Stör als feltener unb Pöftlicher ^ifch mar mie ber Salm 
Xegal unb baher ftrittig, ob er Kurpfalj ober bem Bifd?of oon IDorms 
infolge bes Jifdjbannrechtes 3 uftehe. 

128) b. h- an bas red)te Ufer. Dgl. Xnm. (23 unb (^7. 

129) Dgl. Xnm. (2( unb (5(. 

180) Dgl. Xnm. (( 9 . XmtsPellerei bes Bifd)ofs. 

181) (Sunbheim bei Xljei, bamals Purpfäljifd?, jegt heffifd?« 

182) morfd)heim bei Kird)heimbolanben in ber bairifchen Pfalj. 

188) Die norböjtlich oon Herrnsheim (unterhalb IDorms) münbenbe 

(Sreilsbach ober ber ^flutgraben. Dabei bie fog. „Kalchhütte". 

184) (Eine Xrt Derfd?lag 3 um Salmenfang, ogl. Xnm. ( 25 . 

185) 3bersheim bei H amm am üuPen Xheinufer, gegenüber 
(Sernsheim, mar befonberes Domauialgut ber Kurpfäljer H°f^ ammer - 

186) Ueber biefe giegelhütte auf bem linPen Ufer ogl. Unm. (33, 
(5^. Uuf ber maulbeerau fleht übrigens nod) ein 3üöerhaus. 


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«8 


ju, befindet ftc£> erftltd)en ein TDörth ober 3 nfel, öer Buben* 
wört genannt, ift ein altes fleines IDörthlcin, flehet bem 
Stift Heuhaufen 137 ) mit aller <ßered)tigfeit ju, als hjacjen, 
3 agen, fjoljen unb was mau barauffer geuiejjeu mag, 
feie ein 3 n f c * un & können ber ®brig!eit falben nichts bie 
Untertljanen berieten. ITTan fjalte aber bafür, weil es 
ein 3 nfel, bajj es ber Pfalj mit ber ©brigfeit juftänbig. 
Hlfo ift jwifd)en obbemelter Heoier 138 ) bes TDormfer 
Staben unb ZHaulbeerau nod) ein TDörth ober 3 u f e l 
fjunbts ZTTann ober fjunigs UTann 189 ) genannt, folgen 
TDörtf) tjaben bie ©emein ju £)ernsheim genoffen, wiffen 
aber bod) nit, ob es ifyr (Eigentum ober wem fonft ju» 
ftänbig. 31* <* 11 Meiner alter TDörth, ba Fein 3 a 9 ens 
nid)t ift. 

«gum britten hat es aud) in biefer Keoier ein Eis* 
brud> oben an ber fjernsfyeimer Hul)ttänF 140 ) anfaugenb 
unb ftd) bei fjernsheimer IDeib enbet, haben bie Baiberger 
innen- ©egen ber ITTaulbeerau über itactj Ejernsheim ju 
unter ber Pfttmmen 141 ) an ber bjernsljeimer IDaib, bie 
Ku^träuf genannt, ift innerhalb jehen 3 a i ? ce > 1 ein neuer 
ange^enber TDörtl) erwad)fen, ben bie ©emein ju fjerns» 
heim angefallen, 142 ) unb nod) jäljrlidjs bauen, unb ben* 
felben innjiefjeu. 

Nota. Es unterjietjen fid) audj bie Baiberger an uor* 
get^enbem (Drt, wie aud) oben dou ber pfrimmen tjinab, 
fo weit bie i}ernsl;eimer ©emarF geht, alle Eisbrüd). 
IDie er l4S ) biefelben aud} jährlich bridjt, an welchen gleid}* 
wohl etwann bie Pfalj iljme Eintrag gctt}an, unb il}me 
foldjes nit geflatteu wollen, fjat er bod} foldje nidjt befto 
weniger bis anljer gebraucht. Nota. Ben Pertrag de anno 
2 \ weif man ftd) Fein £ampertt)eimer ©eredjts ju be* 
richten, 144 ) aber oon ber tampertljeimer Bad) bis an bie 
Pfrimm, bie unten am Bubenwörtfylein, oben an Ejerns* 
Reimer ©emarF inn Hljein rinnet, haben bie t>on TDorms 
alle Eisbrüd) in biefer Keuier uon Pfalj um ben halben 
Ceil auf üjten Höften ju brechen, wie aud) folcfjer halbe 
Ceti ber pfalj, bem Heller jum TTeuenfd)lojj ju uerredjnen 
jugeftellet wirb. 146 ) 

Haltars 14 ®) feinb jwei Flein XDörttyletn unb 3 n feln, 
fo all beibe alfo genannt, fo ftd} jwifdjen ber ITTaulbeerau 
unb Ejofheimer ©emarfen not Dielen 3 a h r en aufgeworfen, 
hat ber Bifd)of barauf Ejoljung unb IDaib, unb foilen 
ihme aud) etwann bie oon hoffen, 147 ) wie IDenbel, ^orft» 
Fned)t ju Byrftabt bericht, barauf gejagt haben. Bod) 
wiffen fid) biejenigen, fo jetjt bei biefem TDerF gewefen, 
beffen nicht ju berichten. 148 ) Nota. Biefer Haltars hat 
aud) ein Pogelgrunb, ben ber Bifd)of aud) ju Detlefen [hat]. 


3 ft ein alter TDörth, unb jwifd)en Ejofheimer unb 
ITorbheimer ©emarFen gelegen. 14# ) 

Ein Salmengrunb unten an bet Hatjenftirn, 15 °) ge* 
uannt ber ©eisberg, unter bes ^auths Hinnen 151 ) an* 
fangenb unb jwifdjen bem Haltars unb Hortt)eimer UTarF 
uf ben ITTühlort 152 ) jiehenb. TDirb in gemein 153 ) burd) 
bei« Heller jum Stein Derlieljen, wie aud) gleid) unter 
biefem nod) einer, ber Unter»©eisberg genannt, liegt, fo 
gleichet ©cftalt in gemein perliehen wirb. 

Unter beni Haltars ein TDörth, ber UTittelwörtl) 
genannt, funft aud) UTittelgrunb, liegt neben ber Ulaul- 
beerau unb ITortheinter ©emarF. 3ft ein 3'ifel- 3f* alt, 
foll ber Heller jum Stein in ©emeiufdjaft ju pet leihen 
haben, unb hat oben am Ejaupt ein Pogelgrunb, fo aud) 
in gemein ju ocrleihen. 

Ber ZIT ul» H cf er ober Porti)eimer TDörth ge* 
nanut, ift ein 3 u f®*/ barauf h fl t bie ©emein ju Hortheim 
bie Beholjuitg unb IDaibgang, baran auch ein Pogelgrunb. 

* * 

* 

Soweit bas erflc Drittel biefer Hfyeinauenbefrfjreibung (bis S. 39 
bes HTahtser tTTanuffripts). 2Juf einen wörtlichen Kbbrud bes folgen» 
ben, 5. 39— \ umfaffenben 2tbfd?nitts müffen wir leiber wegen 
Haummangels — norläuftg wenigstens — oer3id?ten nnb uns bamit 
begnügen, ben 3 n h a U be3iu. bie Hamen ber bartn befd^riebcneit 2luen 
unb (Srünbe t^ier mit3Uteilen / worauf ber Schlug bann wörtlich folgt. 

* * 

* 

S. 39 Ueberfdjrift: Von öer fjütten 154 ) bis gen 
Kljeinöiirff^eim; Salmengrunb bet Hfyetnbürffyetm, 
S. ^0 Salmengrunb bem Stetntjetmer Bufd? 155 ) gegenüber, 
Salmengrunb „uf ber EDeiben", S. ^0 f. Hittermörtl? (foll 
nid)t roeitcr gebaut tuerben, mau tnill itjn abgel^en laffett), 
Dogelgrunb, 5. Salmengrunb „ber 8ad)arbt M 156 ) gegen* 
über ber ‘Kellerei Stein an ber Hlünbung ber lüefd}nt^ 
au Kfyeinbürfbeimer ißemarf, S. ^5 Dort ein junger, 
augel}enber IDörtlj; fyier aud? ein furf. Befehl oom 
Dejember \570 an bie Kmtleute ju %ibelberg eru>al?nt, 
alle im Hinein attgel?eube neuen Sdub im Bejirf 5 U?ifd?en 
ber Hoyfyeimer Kinne unb ber Kellerei Stein für Kurpfalj 
einsujiel?en. 

S. Ueberfd?rift: Bon Uebersljeim 157 ) aus 

unter ber Kellerei Stein. S. ^5 ETTo^en-, Kot-lDörtl?, 
(Srobt, 158 ) Sanb, S. ^6 Kofengarten IB9 ) „an Edamer ©e* 
marf", „junger IDörtl?", S. ^8 Heuer Sanb gegen Bubes- 
l?eim 100 ) „nod? nidjt befe^t", S. ^8 ZTlühlmörtl? ober ©eiger 
enbet ftd? unten beim jungen Bufd? au ©untersblumer ©e* 


187) Das Stift Heuhaufen bei tDorms würbe oon Kurfürjt 
Jrtebrid? HI. anno t560 famt feinen bebeutenben (Einfünften eins 
ge 3 ogen, t708 aber non Kurpfal 3 an bas f?od?ftift tDorms abgetreten 

188) Henier, nom fran33f. riviire, ital. riviera, ijt urfprünglid? 
weiblid? unb bebeutet Ufergegenb, Staben 

189) Diefer Harne 3 eigt wo!?l an, bag biefes IDbrt einem 
fog. fjunb, bem Dorftetjer ober ben (Semeinleuten einer fog. £?untfd}aft 
ober £Junbertf<haft (Cent) jujtanb. 

110) Kfifjtr&nfe non Qermsljeim am Hinein, unterhalb tDorms, 

141) Unterhalb ber IHünbung ber pfrimm. 

142) Befdjlagnaljme burd? bie (ßemeinbe t?errnsl?eim, ngl.2lnm.t02. 

148) <Er, ber non Dalberg, f?err 3 U ^errns^etm, brtd?t im tDtnter 

bas €is 3 ttm ^ifd?fang, ngl. 2lnm. 35 unb 

144) Den Dertrag non \ 52 \ betreffenb, weig man pd? feiner (Sei 
redjtigfeit bes l?od?piftlic^en tDormfer, aber unter Pfal 3 ®bert?ol?eit 
ftefjenben ®rtes £ampert^eim an ben (Eisbrüd?en 311 erinnern. 

146) Die tDormfer Jtfdjer bfirfen auf ber be 3 eid?neten Strecfe 
alle Kurpfalj 3 uPel?enbe €isbrüd?e fifdjen um ben falben (teil bes (Er« 
träges, um biefen bem furpfäljer Hentamtmann auf bem Heuen 5d?log 
bei £ampertl?eim jur tDeiterbeförberung aufs £?eibelberger 5d?log 3 U 
entrichten. Dgl. 2lnm. 6 U Boos, Stäbtefultur III 5. 8 

146) (Sleidjnamig mit einer 2lu bei Sanbtjofen, pgl. 2lnm 2\, 

147) Qoffen = f?oft|eim, ngl. 2lnm. 98 , 123 , t28, ^ 9 . 

148) b. Ij. erinnern, wie oben, 2lnm. 


149) Horbl?eim, ffiblid? ber tllünbuug ber tDefd?niö, gehörte nor 
bem 3 ojäf|rigen Krieg famt f?oft|eim unb £ampertheim 3 U ber 3 wifd?en 
Kurpfal 3 (tlnfangs Kurmain 3 ) unb bem Bistum tDorms gemeinfamen 
2lmtsfellerei Stein, einer bortigen fefte. Dgl. 2lnm. 155 . 

150) Das obengenannte tDört mit Salmengrunb, etwa non ber 
2Jehnlid?feit mit einem Kafcenfopf, ngl. 2lnm. ;25 unb 179 . 

151) Dgl. 2lnm. \2\. Beim Horbheimer alten Bederwört. 

152) ®rt-= Spi^e, 2lnfang, nämlid? bes unten genannten tDortes 
ttttihlader, wo wohl eine Hheinmühle ftanb bei ber ehemaligen Burg 
Stein am Kusflug ber tDefdjnitj. 

158) in gemein, gemeinfam, ngl. 2lnm. ^ 9 , ober gewbhulid?. 

154) Kalfi ober §iegelhütte bei fjerttsheim, ngl. 2tnm. \ 56 , 

155) Steinheimer Bufd?, ber Steinwalb gegenüber Hheinbürcfi 
heim unb ber lange Steinerwört nor bem 2 tusflug ber tDefd?niö, 
beibe benannt non ber *686 non ben ^Jra^ofen 3 erftörten bifd?3flid? 
tDormfer Burg unb Kellerei Stein, 3 ur Karolingerjeit gulleftein 
(= gollburg?) gebeigen. Dgl. 2lnm. ^ 9 . 

156) = Bachhart b. h» 3ad?walb? 

157) 3bersheim bei f?amm, unterhalb bem „Stein", ngl. 2lnm. ^ 35 . 

158) (Entmeber ein fog. (Srebe (ngl. 2lnm. t25) ober =- (Srat, 
grätens, rüdenförmige 3nfel. 

159) Dgl. 2lnm. unb tDibber III, 8^. 2lud? Jammer tDört. 

160) Biebesheim 3 wifd?en (Sernsheim unb Stodftabt, red?ts nom 
Hhein. tDar fd?on batnals hefpfd?. 


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99 


100 


matt, fo letntngifd), 161 ) 5. 50 Sanb bet Stocfftabter ©e* 
marf, junger angefyenber Sanb, beffen ftcf? bereits bie 
Reffen anmagen, 162 ) S. 5\ Salmeugruub gen. ber Biebers» 
lad), S. 5\—73 HTüfylwörtl), non Pfal 5 als £cfyeti bem 
©rafen o. £öwenftein gegeben, barauf jegiger I^efftfctjer 
Angriff gefcfyefyen; genaue Betreibung 6es Sactjoerljalts. 

S. 73 ©emminger ober Petersau, gegenüber 
Stocfftabt auf ©ppenfyeimer Seite, 163 ) S. 75 Salmengrunb, 
S- 77 Kufyfopf, unterhalb Dienfyeimer Hu, 104 ) weiter 
binab ein langer Sanb unb Dogelgrunb, 5. 78 Hltwaffer, 
Knoblocfysau, 165 ) S. Q\ Qanfart, fagenelnbogtfcfyes £efyen 160 ) 
S. 82 ©eiswörttj, ber Stabt ©ppenfycim juftäubig, S. 83 
Qaberwörtfy, S. 8^ Pfaljgrafcnwörtfy, 5. 86 ©in tDörtl? 
genannt ©olbgrunb, 5. 87 iCyfeltoortt? 167 ) (auf ber Hier» 
fteiner Seite, oberhalb Hacfenfyetmer ©emarfung), Hotten* 
berg (hart am felben IDörtfy), S. 88 Heuwörtfy, Kleiner 
Kopf Onfel), Cangau, S. 90 Bleibau, S. 91 Petersau bet 
HTain 5 , CTlumbad) ober Domfyerrnau, 168 ) S. 9 2 Bieberau 
ober [unb?] Sdjierftatter Hu. 169 ) 

5. 93 ©ingenommener Hugenfdjein gleich bei U)aHuf f 
unb fürber hinab, ba bie ftrittige Sänb jwifcfyen IDalluf 170 ) 
unb Kempter ©rt 171 ) liegen, welches ftctj ungefähr auf 
auf 3 ZTteilen ZDegs erftrecft. S. 93: Steinheimer Hu, 172 ) 
S. 96 Heuwörtlj, S. 9 7 Heufanb, „3ttfel gegen ber 
Bubenljeimer ©emarf, uff welcher bie Hmtleut bies 
3afyrs gleicher ©eftalt bas Ejolj gehauen unb ingejogen, 
baruff bie mainsifdje thätlicbe Qanblung erfolgt", S. 97 
Canbjchreibers XDörtlj, 5. 99 Köngels Hu (auch „Kunglet» 
Hu"), 173 ) S. (00 ©öjler sive ©ottesthaler Hu, 174 ) S. \0( 
pegenau, 175 ) S. (03 Cartbaufer Hu, 176 j ©anglers Kopf 

161) Had? (Suntersblum, linfs pom Bhein, benannte ftd? eine 
eigene £inie ber (Srafen ron £einingcn. 

162) Pie £anbgraffdjaft Reffen mürbe *567 perteilt, fobaß ben 
ffiblid?en (Eeil nun bie Ober graf fdjaft Kafcenellenbogen (EjeffensParrw 
ftabt) bilbete, 1 P 03 U Stocfftabt hälftig gehörte, feit *579 gan 3 , burd? 
Bnfauf b$s Kurmain 3 er Anteiles. 

168) infolge Purchftichs ber großen Btjeinfchleife pon *829 jeftf 
auf ber redeten Seite bes Pollen Kleins. Piefe petersau (etwa bas 
heutige Kiffelwört), ein am Hinein mehrfach wieberfehrenber Harne, 
mar im Bejitj ber Ejerren pon (Semmingen, bie 3 U Oppenheim ein 
Burglehen befaßen. 

164) Pientjeim, füblidj pon Oppenheim unb mie bies furpfätyfd?. 
Pie Kuhfopfau (pgl. IDibber III, 288) liegt bei Erfelben. 

165) Pie Knoblochsau benannt pon einem IDerner pon Knob¬ 
lauch unb fpäter Sifc eines furpfäljifchen Förjters (pgl. IDibber III, 
287 f.), gegenüber Pienhein. Pabei aud? ein peterswört. 

166) IPohl ber Ejanenfanb, mie ihn IDibber nennt, ber aud? bie 
folgenben IDörte ermähnt. 

167) (Solbgrunb unb Kiffelwört, nod? porhanbene Hamen 3 mifchen 
Hiersein (mar furpfätyfdj) unb Hattenheim (Purmain 3 ifch). 

168) Bleibau (pon ahb. blldi, mtlb?), je^t Bleiau, oberhalb 
(Suftapsburg. Octersau bidjt unterhalb IHain 3 gegen bas redete Ufer, 
gegen bas linfe bie Jugelheimer ober 2Ttombad?er Bue nebft ber 
jetjigen Bettbergsau ober Sd^ierfteinerau bei ITTombach, bas mie bie 
Pomherrenau bem Pomfapitel 3 U UTain 3 gehörte. 

169) Pie Buen ber altnajfauifchen Orte Biebrich unb Schierftein. 

170) IDalluf, unterhalb Schierftein auf bem redeten Ufer, mar 
furmah^ifd?. Ebenfo bas bortige F<*h r * 

171) Oberhalb Bingen, pgl. Bnm. *. *86 unb * 89 . 

172) Pie „fteinerne Bu" lag am linren Hheinufer 3 mifchen bem 
Bubenheimer (Sießen unb bem Pollen Bhein am IDallufer ^ahr, be= 
nannt pon einem fleinernen Butjaus. Dgl. ben plan bes Btjeingaues 
pon *575 in ben Hajfauifdjen Bnnalen Bb. *7 (*882), beffen Hamen 
übrigens öfters falfdj miebergegeben finb. Ebenba ber pon ben fürs 
pfäl 3 er Bmtleuten beanfpruchte neue Sanb beim furmaiu 3 er Bubenheim 
unb bie £anbfchreiberau, benannt nach bem furmain 3 ifchen £anbfchreiber 
3 U Eltrille. Dgl. Bnm. * 9 ^. 

178) Kuf bem genannten plan mohl richtiger Bingelau, jefct 
Hheinau ober (Ellfelber ((Eltpiller) Ku genannt. Dgl. 21nm. * 97 . 

174) Piefe, bie jefcige Honnenau am linfen Ufer, gehörte bem 
Honnenflofter Äottesthal bei Oejlrid? unb barauf fianb nad? jenem 
plan eine Kapelle, je^t Qof Honnenau. 

175) (Ebenba petfchenauro genannt. Unten bapon bie Prefer 
2Iu, bie bem Prefer ober Praifer t}of unterhalb (Ellfelb, einer Knlage 
ber Ulönche pon <Eberbach (€rbad?), 3 uftanb. 

176) Don Karthäufer Ulönchen benannt, jefct Karthäufer I)of/ 
gleichfalls am linfen Ufer bei Qeibenfahrt. 


(ein ©eil h*i§* Btfchofswälbletn, ein anderer Boppertens* 
au), 177 ) S. \05 junger IDörth, Kriegsau, alter IDörth; 
por üielen 3 a ^ reu ftrittig, 6 aher 6 er Harne, 5. \07 
ZDolfeuau unö E)ermaunsau, betöe jur Kriegsau gehörig, 
S. \08 Dienheimer Hu, Ber alt Sanb, S. \09 Kefcbret 
ober Ke^au, 178 ) auf Ejattenheimer Seite am ^of Heidjarts» 
häufen. 

S. \ \0 ©ingenommener Hugeuf^ein oom ^of Heicharts» 
häufen auff Samstags ben \V en Hprilis Huno 7\, Ka^en* 
fopf, S. \\\ Pfaljau, 179 ) S. ©reifeufloes Hu, 180 ) 
S. Brumbfer Hu, 181 ) 3°f? anus ^ er 9 er 2l u ' 5. U5 
Schmachtenberg, ein Heiner IDörth, Sanb ober neuer IDörth 
oberhalb ©eifenheim, Khleyen*IDörth, l82 ) gegen Spurd* 
hetmer ©emarfen, 183 ) S. U 6 £anbau, ß\xAfsa\x. l8i ) 

[Schlug ber Beschreibung S. \{6 ff.] Don biefem 
legten IDörth, 5 uc *? 5au genannt, ift hinab bis unter 
Kempten 185 ) 5 U einem grogen Stein 5 wifct)en Kempten unb 
einer Kapellen, ber Bester 186 ) genannt, am Hhein ge» 
legen, fein weiter IDörth, unb enbet ftch alfo ber furfürftl. 
Pfalj Freiheit bes Hheius 187 ) bei angeregtem Stein, unge* 
fahr ein pierteil Hleil über Bingen gelegen, gegen welchen 
ftraefs über Hübesheim uff ber anbern Seiten Hh eins 9 e * 
legen, unb foll folcher Stein etwan im Hhein gelegen fein. 

Nota. 3n biefem Bejirf h a * e5 Salmen« ober 
©olbgrünb, ban bie fenbe [ = feiuöt ?] nidjt barju gefchaffen, 
wie fie auch ber ©nbeu nicht befuefat werben. 

Bas ©eleit unb £einpfab berührettb, ftnbet man im 
Bericht, fo anno ^96 Philips oon ©ronberg, ber feiten 
Hmtmann 5 U ©ppenheim, 188 ) 5 m Kanjlei allerljanb ©e= 
leits*©erechtigfeit wege[n] gethan, bag pfalj Dom Kempter 
©rt 189 ) bis an bas ZDalluffer ^ahr 190 ) ju geleiten fyabt 


177) Per Kanzlers Kopf, Bifchofsmört, Böberles- ober Beichartss 
haufer Bum, bie je^tge Ulönchsau unb (Srünau, erfchieneu auf jenem 
alten plan gegenüber (Erbach unb f)attenheim. (Ebetiba bie Krieg¬ 
ober IDoljfainp ober Qermeges (?) Uu, bie Flein Pienermau (?), piel- 
leidet ein altes £ehen ber Herren pon Pienheim bei Oppenheim Ogi. 
Unm. *6^). ferner ber alte Sanb, bie je^ige, mit bem linfen Ufer 
perbunbene Sanbau. 

178) Buf jenem plan „Boßmört". Dgl. Bnm. *26. 

179) Pie fleinen Buen Katjenfopf unb pfa^au lagen 3 ®ifchen 
Oeftrid? unb bem furpfä^er ^reimeinheim. Dgl. IDibber III, 3 * 9 , 
wonach faft alle bortige Buen im Bhein mit bem Obereigentum, ber 
^orfb unb ^agbgerechtigfeit ber Kurpfah gehörten. 

180) (ßehörte ben Freiherren <5reifenflau 311 Dollrats bei IDinfel. 

181) Buf jener alten Karte Brimfer Bu genannt (benannt pon 
ben Brömfern 311 Bübesheim) unb füblich pon ber bei IDinfel ges 
legenen 3 ohannisberger Bu einge^eichnet, unterhalb biefer mteber bic 
Bue Schmachtenberg bei <5etfenheim. 

182) Buf jener alten Karte „Sdjlaiempört", jetjt Hachtau? 

183) Per Sporfenheimer fjof gehörte 3 ur (ßemarfung 3ugelheim 
unb bamit 3 U Kurpfah (IDibber III, 308 ). 

184) Pie langgeftreefte £anbau beim früheren furmain 3 ifchen 
£ehen (Saulsh^im (im Befig ber (Srafen p. 3 n g c theim), am linfen 
Bheinufer je^t perlanbet. Papor im Bhein liegt bie Fudjsau, (jegt 
Ulmenau ober £a<hau?). 

185) Kempten, wie bas unterhalb bapon liegenbe Bingen gehörten 
bem Pomfapitel in HIain 3 . Dgl. Bnm. *, *7* unb * 89 . 

186) Per Harne biefes Steines — Boßler, Boßler (?), mag baher 
fommen, baß man bei ihm, wie öfters bei <Sren 3 (teiuen, alierhanb 
poffen (pom mhb. bözen — flopfen, fchlagen) ober Schabernacf trieb, 
um burd? folchen auf luftige Brt 3 ugefügten Schaben bie Erinnerung 
ber (Eeilnehmer an bie <Sren 3 e wa^uhalten. Pamit höngt and? bic 
babei, am öes Bochusberges geftanbene (er(t *666 oben errid?tete) 
Kapelle 3 ufantmen. Buf bem erwähnten alten plan erfd?eint übrigens 
bie Stelle bes Steines am Ufer mit ber wohl perfchriebenen Be- 
3 etchnung „Steint". Er lag aber urfprünglid? wohl tm Bheinbett 
felbft, oberhalb Bingen, gerabe gegenüber Bübesheim. 

187) Pie Oberhoheit, bas Dorrest bes pfal 3 grafen bei „Bhein" 
als Dertreter bes Kaifers über biefen Strom unb feine Ufer, bie längs 
berfelben h^S^h^en £einpfabe unb Straßen unb bas (Seleit auf 
ihnen, bie Entfettung von 3nfeln burd? Bllupion, Salmenfang, (Solbs 
grünbe, ^0135 unb anbere Huguugen öffentlicher rechtlicher Hatur, 
3 um (Eeil auch außerhalb bes pfa^gebietes. Dgl. Bnm. *98. 

188) Bis bamaligen Furpfä^er Bmtmann 3 U Oppenheim nennt 
IDibber III, 266, ben t?ans pon Kronenberg (Burg im Eaunus), ben 
Philipps erjt 3 um 3 a h r 1 5 1°- 

189) Dgl. Bnm. *86. Oftecf bes ftejfel» ober Bochusberges. 

190) Pie Fähre 3 wifcheti ben furmain^ifchen Orten IDalluf 3 ur 
Bechten unb Bubenheim 3 ur £ in fen bes Bheins. Dgl. Bnm. * 72 . 


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101 


102 


Öen Cetnpfaö uff unö abe; unö ift doh Klters unö öer» 
felben 5ett öet Ceinpfaö uff Kempter unö 3 n 9 c H? eimec 
Setten Ijinuff gebraucht motöen, mitö aber permutet, tuet! 
öerfelbtg öurdj 3 n f a ^ en ^ ec Bäume an öer [Öen?] Kuen 
etwas oetljmöerltdj unö abgängig worben, bafj öer €eiit= 
pfaö uff jenfeit öurdjs Hljeingau ijittuff bis gen IDaKuff ju 
braunen »erfudjt worben. 191 ) 

Nota, als audj öie IDörtlj um <£[felt 192 ) unö Buöen» 
Ijetm uff Öen Karfreitag ttacfjmittag bcftcbjtigt, unö wir 
öurdj Öen 5 et 9 en193 ) €nbs gefeljen unö foldjs öurdj 
tfjite nnö Öen Canöfdjretber ju (Elfelö 194 ) gelangt, tjat man 
ju (Elfelö unö im Dorf <£rpadj örei .geidjeit oöer ©loden» 
ftreidj (ungeaijt öctfj man bei iljnen öet feiten ju läuten 
nit pflegt) unö örei Sdjufj getfyan, öarauf öas Dolf aus 
iijrer Krbeit im ^elö unö aus ben öem Ktjein 5U» 

gelaufen, unö in öie $0 Sdjufj getljan; wo fie es Ijiuge« 
ricfjt, fann man nidjt erfunöigen, wie bann audj fobalö 
jweten 3 ntD0 ^ nccn 5 U ‘Erpad; befohlen, fidj mit Schiffen 
unö Hctdjeu, mit Kuöern unö aller (gugetjöröe gefaxt 511 
machen unö öie Jjadenfdjüfcett uff öes Kanjlers Kopp, fo 
öer Pfalj (Eigentum, 195 ) $u führen, öergeftalten traben öie 
ju Buöentjeim 196 ) auf Befeldj fobalö auf öie Kuugelau 197 ) 
jteljen follen, öaruff audj öie non (Elfelt öas ©efdjii§ 
führen follen, als audj fie allbereit foldje Ijerausjufdjleifen 
angeftanöen. Klfo, wo wir etwas mit Kbljauung öes E>olj 
oöer 5ifdl«ns fürgenommen Ratten, 198 ) öafj fie uns in alle 
XDege mit ©ewalt Ijembfdjen unö greifen 199 ) batten mögen. 
Demnach fte aber pernommen, bafj wir poit Öen tüörtljeu 
wieöer abgejogen, ift foldjcs ttjätlidjes ^ürneljmen wieöer 
abgeftellt worben. Stehet foldjcs ju beöenfeit, ob öiefer 
^repel, DTutwill unö uitnadjbarlidjs Jürueljmen öer ZHainji» 
fdjen Untertbanen HTainj nid)t ju befdjweren feie, öieweil 
öiefer Kugenfdjein pon Pfalj allein öarum angeorönct, 
öamit fie ITCainj öefto beftänöiger aller Dinge wieöer be» 
antworten, unö audj öero (ßeredjtigfeit öes Hljcins mehr, 
bann bisbero befdjeljen, Ijanöljaben mödjteu. 200 ) 


Uttfcsccllattca. 

Antike $tlmt frer tyiefk gttt Altertum* frtOTOTlmtg. Unter 
ben Zteuerwerbungen finben unfere £efer in biefer Hummer ein Stücf 
oer 3 eid?net, bas wegen feines tjernorragetiben 2Dertes eine befonbere 
Befpredjung oerlangt. (Es ift ber altgr ie d?if d? e 8 ron 3 ehelm, 
ben Jräulein 3°hanna <£lauß t^ier bem Altertumsoerein 3 um <Ses 
fdjent gemalt hat. Die genannte Dame hat ihn (Enbe ber issoer 
3 a h re m (Sriedjenlanb erworben, wofelbft er im Flußbett bes Alptjeios 
bei ©lympia gefunben worben war. (Er gehört 3 U ber älteren Art, 
ben fogenannten forinttyfdjen Reimen, bie, aus einem StücP ge? 
fcfymiebet unb getrieben, fajt gan 3 gefdjloffen finb unb nur Sd?lit$e für 
Kugen unb Zlafe freilaffen. <Es ift biefelbe ^elmform, bie uns oon 

191) Der Cempfab würbe auf bie rechte Seite bes Hheins in 
bas Hfyeingau, oon Hübeshetn aufwärts bis ZDalluf verlegt. 

192) (Elfelb ((Eltville), ber Hauptort im Hheingau, war ebenfalls 
Furmai^ifd?, ebenfo <Erbad? (früher (Eberbad?, mit berühmter<£iftercienfers 
Abtei), wie gegenüber bas iinfe Ufer. 

193) Der Fährmann 3 wifd?en €rbad? unb £?eibenfatjrt? 

194) Dgl. Anm. {72 unb ( 92 . — ^iir bas foigetibe ift 3 U nergl. 
<S£U. Pfal 3 cSeneralia 568^, S. 89 f. 

195) Dgl. Unm. ^77 unb U9- 

196) Kurmaiu 3 er ©rt am linPen Hl?einufer, cgi. 21nm. ^ 72 . 

197) Dgl. Unm 4 ^ 73. Die €ltciller ober Cangwarter 2lu. 

198) Dgl. 2Inm. *72 unb ^87. 

199) Qemmen unb corgreifen, ober auf tjeimtücfifdje, t?ämifd?e, 
t)tnterliftige U^eife ergreifen unb eintjeimfen. 

200) Die pfal 3 wollte fid? Utain 3 gegenüber cerantworten, cers 
wahren wegen Eingriffs unb (Seltenbmadjung con ^ol]eitsred?ten auf 
bem 2tf?ein, bie nur il?r, ber pfal 3 , 3 uftanben. Dgl. Utim. \ f 54 f., 
78 unb ^87. Die StreitigPeiten 3 wifd?en beiben Staaten bauerten aber 
nod? fort, wie bie oben erwähnte Karte con ^ 575 3 eigt, weld?e bie 
Beilage eines neuen 21ugenfd?eitis „ber 21uen, IDörte unb Sänbe 
3 wifd?en UJalluff unb Kempter ©rt" bilbet unb beren ©riginal famt 
P*<> 3 e§aPten ftc^ im Staatsarchiv 3 U UPiesbaben befinbet. 


ber antiPen SPulptur bePannt ift als KopfbebecPung ber Pallas von 
Delletri, ber Uegineten, ber PeriPlesbüfte u. a. Dort erfdjeint er je* 
weils aus Pünftlerifd?en (Srünben auf bas Hinterhaupt 3 urürfgefchoben / 
wäbrenb er im CErnftfaü über bas (9efid?t t?erunterge 3 ogen würbe, fo 
ba§ er ben galten Kopf oerhüllte. 3ene unterfdjeiben ftd? oon bem 
unfern nur baburd?, ba§ fte in ber Ulitte etnge 3 ogen unb baburd? in 
eine obere uub eine untere Hälfte gefd?ieben finb, währenb ber unfere 
in einer ununterbrochenen, fd?3n gef d?m ungenen Kuroe oerläuft. 
hat er eine, j,5 cm breite Krempe, bie als ZTacfenfchutj biente; 3 U 
beiben Seiten jeigt ein Pleiner (Einfchnitt im Haube bie Stelle, wo ber 
Helmriemen befeftigt war. — Der fd?male Steg, ber bie Hafe beefte, 
ift leiber abgebrochen; im übrigen aber ift ber H e * m tauglich tx* 
halten, unb er h a t aud? eine fchone Patina. Der obere (teil, bie 
Helmhaube, ift glatt uub 3 cigt feine Hufat$fpuren eines Bügels ober 
fotiftigen Schmucfteils. §wei leidste Dallen bürfen als Beweis bafür 
gelten, baß ber H c ^ n Kämpfe mitgemacht h a ** Kleine £öd?er, bie 
überall in gleichem 2 !bftaub bem Haub entlang laufen, weifen barauf 
hin, ba§ ber Helm innen gefüttert be 3 w. gepolftert war, wie bies auch 
an auberen (Ereniplareu 3 U beobachten ift. ©hue eine polfterung 
war ber H c ^ m Kampfe nicht oerwenbbar, biefelbe Pann aber aud? 
nidpt fehr bief gewefen fein, beim bie lid?te IDeite bes H e * mes *ft 
ohuebies fchou gering, nur ^6,5 cm in ber Breite unb 2 t, 5 cm tn 
ber Sauge; nur ein Pleiner Kopf fiubet plaß bariu. (Sriechifche H e ^ mc / 
3 umal fo fhon erhaltene, finb in ben beutfcheti ITtufeen eine große 
Seltenheit; ber unfere ift um fo wiUfommener, weil er fid? ben beiben 
Helmen, bie wir aus eiuheintifchen ^unborten beptjen, als paffenbes 
(SegenftücP anreiht. — Der eine oon biefen ift oon dEifen unb würbe 
bei bcu Ausgrabungen bes Dereiits im HomerPaftell bei ©fter^ 
burPe 11 gefunben; wahrfcheinlid? war er bei ber (Eroberung bes Sägers 
burd? bie Deutfdjen (um 250 n. <£h r 0 verloren gegangen. Auch er 
3 eigt eine elegante ^orm (ogl. bie Abbilbungen bei Sinbenfchmit, 
cEraht uub Bewaffnung bes romifcheu H^ cres / tCafel IX, 3 unb Bau* 
meifter, DenPmäler bes Plaffifdjen Altertums, Abbilbung 2284 ), er ge^ 
hört aber 311 ber Klaffe oon Helmen, bie man als attifebe bezeichnet, 
unb bie im römifheu H ccrc ^ er Kaifer 3 eit allgemein üblid? war: bie 
Helmhaube uub ber HacPenfchuß waren aus einem Stücf gefchmiebet, 
aber ber mittlere Heil bes (Sefidjts blieb unbebecPt, unb 3 U beiben 
Seiten waren befonbers gearbeitete Klappen angebracht, bie in 
Scharnieren beweglich waren unb aufgePlappt werben Ponnten; fie 
fchüßten bie IDangett, bei ben Segionarhelmen aud? noch bas Kinn 
unb bie ©hren; an uuferm H*l m nid?t erhalten. Hh ara ^ e:: 

riftifd? für biefe römifchen Solbateithelme ift ber breite, im jtumpfen 
IDinPel abftehenbe ZTacPenfd?irm unb ber nad? aufwärts gerichtete 
5tirnfd?ilb. Bei ben H e hnen be* Cegionsfolbaten war bie H e ^ m h au ^ e 
oben nod? burd? Bügel gegen ben H* e ^ gefiebert; unfer ©fterburPener 
hat Peilten Bügel, man barf ihn beshalb als einen Heiterhelm bes 
trad?ten. — Der britte Helm ift leiber Pein ©riginal, fonbern nur eine 
aüerbings vortreffliche, galoanoplaftifche ZIachbilbuug eines im 3 fl ty r 
1893 hier imHecParbett ausgebaggerten H f i me5 / ^ er an 
Staatsfammluug uad? Karlsruhe abgegeben werben mußte. Das 
©riginal ift in 8 ron 3 e gegoffen, uub ftellt bie einfadjfte ^forrn bes 
Helmes bar: eine h a ^eiförntige H au ^ e / °^ en 3 an 3 ’Ö^tt, nur bem 
Hanb entlang läuft ein als Schnur behanbelter ZDulft, ber ftd? nad? 
hinten 3 U einem fd?malen ZIacPenfchirm oerboppelt. Ueber bem IDulft 
läuft ringsherum eine fdjmale, cifelierte §icP 3 acP*Borbe. §u beiben 
Seiten ift in ben Hanb ein £od? gebohrt, bas 3 ur Befeftigung bes 
Helmbanbes mittelft einer ZTiete biente. €in brittes ZTietenlod?, bas 
im ZIacPenfchirm angebracht ift, Pönnte 3 ur Anbringung eines SdjmucPes 
gebient h^en. Diefer tllannheimer Helm ift abgebilbet unb befprod?en 
bei £inbenfd?mit, Altertümer uuferer heibnifchett Dor 3 eit, Banb IV, 
Hafel 55 , 2 . Unter Hinweis auf entfpred?enbe Abbilbungen in (Sräbern 
bei Heroetri ift er als etrusPifd? be 3 ei<httet, möglicherweife ift er aber 
and? eiuheimifches, gaüifchcs ^abriPat. 3 m erftern Jall wäre ans 
3 unehmen, baß er gleich anbertt etrusPifchen Hletaüwareu (ogl. vorige 
Zlummer ber (5efd?ichtsbl. Sp. 75 ) burd? gried?ifche H^nbler in vors 
römifcher §eit in unfere (Segenb gePommen wäre. — So finb jetjt in 
unferer Sammlung bie bret Haupttypen bes antiPen Helmes in je einem 
(Eremplar vertreten, bas <Slan 3 ftücP aber bleibt ber gried?ifch*Porinthifche 
Helm, ben wir ber Liberalität unferer gütigen (Sönnerin oerbanPeti. 

K. B. 


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103 


104 


üPhtgert-Orfrmtng van 1074* 3m IDeiu? 
Reimer Hatsprotofoll porn ( 9 . HTärj ^ 6 ?^ gilbet gd? folgenbe „Heue 
iDingarts;0rbnung", meld?e bie Hfforb? unb (Eagelöhue für IDeinbergs; 
arbeiten in IDeinheimer (Semarfung fegfetjt. 

[(. 3 m 2IFForb.] Don ( UTorgen ID in gart 3 U fd?neiben: \ fl. 
(0 Batzen, V* UTag IDein, ( £aib Brot. Heben 3 U lefen, ausjumerfen, 
uff Bufd?el 311 legen: 6 Ba^en, ( £aib Brot. Uff 3 U 3 ie^en ( fl. 5 Batjen. 

Warfen, mann er [nümlid? ber IDiugert] uffge 3 ogen ( g. (0 Bagen. 
§u Warfen, fo nit uff* ober 3 uge 3 ogen 2 fl. 30 Kreier. gu h<*den, 
mann er 3 uge 3 ogen 2 fl. (5 Kreu 3 er. gu rühren ( g. (0 Batzen, 
gi^iehen ( 2 V 2 Batzen unb [für alle btefe Arbeiten] jemeils ( HTag 
lüein, ( £aib Brot, gu erbred?en unb 3 U erbauen (0 Batzen ohne gngab. 

2 . 3 m Caglofyn. (Einem Ittann bes (Eages famt ber Kog, 
als Hämlid} ( Stüd Brot, \ (Erunf IDein: im Sd?neiben, Hinten unb 
f?ol 3 mad?en (5 Kreu 3 er. 0l?ne bie Koft 4 Batjen. gu tjaefen unb 
rühren neben ber Koft im (Eaglotjn 3 Baßen. 0t?ue bie Koft 4 Baßen 
l /t HTag IDeht, 1 Stüd Brot. 

IDeibersHrbeit. Dom HTorgen 3 U binben (2 Batzen, */* HTag 
JDein, ( £aib Brot. 3 n & er Kog, nämlid? ntittagsmalj^eit unb weiter 
nid?ts, 2 Barett, gu laben \ fl., ( HTag IDein, ( £aib Brot. 3 lt 
ber Koft, nämlid? HTittagsmah^eit unb meiter nichts, 2 Batjen. gu 
ropfeit 6 Baßen, \ £aib Brob otjne IDeiu. (Einem IDeib, HTägblein 
ober 3“ n 9, famt ber Koft (Erben ober Dung 3 U tragen, ( Baßen, 4 


©euectoedmngeu unb Srfjettfumgen. 

XXXV. 

(2^. Jebruar bis 20 . HTä^ ( 903 ). 

I. jta* bem ^Utertnm. 

C 87. (Sried?ifd?er Bron 3 et}elm, fogen Forinthifd?* Hrt, ans bem 
Hlptjeios bei Olympia, 2t,5 cm t?od?. ((5efd?enf von jräulein 
3ol?anna (Elaug hi«) 

E 244. (Sraue La-t£ne-Ufd?enurue, mit brei borfyontalen Hiefen, 
an ber Sdjulter ein gad?gewölbtes, ( cm breites Banb, im übrigen 
gaii 3 glatt, mit perbranuten Knod?enregeu gefüllt, 20 cm t?od? 
Don ber großen Kiesgrube bei Cabeuburg. (<5efd}enft pom ^inber, 
Ijerrn ^abrifant Karl Sittig.) 

II. Mittelalter tut* llrujeit. 

A 216. E?ol 3 gefd?nißte ^igur eines Bauern, baarfügig, mit breit? 
frempigem £?ut, mit 5ad über ber r. 5d?ulter, 23,5 cm hod?. 

A 217. (Segenftüd 3 U porigem, Bäuerin mit (Erageforb, in beiben 
fjänben einen Sad tragenb, gleiche £?3he, geit: um (825. 

C 413. Kleine Büfte „$ Qeder" aus meigem Porzellan, auf 
runbem Jug, 9,5 cm bodj. 

C 414 unb 415. gmei bemalte po^ellanfigürdjen mit ornamen? 
tirtem Södel: 

C 414. (Eifeie in braunem Hod unb meiger, blaugeftreifter Ejofe, mit 
ber r. £janb an ben mit fd}mar 3 rotgolbner Kofarbe gef^müdten 
Cylinberljut greifenb, 7,5 cm tyodj. 

C 415. Beifeie, in fd?mar 3 em ^rad unb meiger fjofe, in einem Bud}, 
bas er mit ber l. f}anb oor fid? l)ält, lefenb; am l?ut bie gleite 
Kofarbe, 8 cm tjodj. 

(KUe fünf Stüde gefd?enft pon Qerni gal}nar 3 t (E. £angelottj.) 

C 416 bis 419, pier (DfenFad?eln aus Siebenbürgen: 

C 416. (Srünglafiert, per 3 iert in flachem Helief, Blumen in einer 
Dafe 3 u>ifd?en 3 mei Säulen, nad} Krt bes Henaiganceftils, be 3 . 
HT unb t786, 2^ cm t}od}, 22,5 cm breit. 

C 417. (Srünglafiert, Kinberfopf in ber IHitte unb je ein biagonal 
gegellter, gefrönter Kopf in ber <Ede, ba 3 mifd}en Henaiffances 
Ornamente. 2^x2^ cm. 

C 418. Braun, unglafiert, innen Burg mit brei <Et}ortürmen, in mitt? 
leren E3, barunter t808 (?) unb HJ, pon pgan 3 enornamenten 
umrahmt unb burd?fd}lungen. 25 cm tjod}, 26,5 cm breit. 

C 419. Braun, unglafiert, innen ein unbeutlid?es IDappen in Um; 
ratjmung pon pgan 3 enomament, 29 cm tjod}, 22,5 cm breit. 

C 420. Blauglafierter Krug, (Srapffitmalerei, in Blumenoma; 
ment negiert, oben unb unten mit Sd?ad}brettbanb, pon \829, 
3^ cm t)od}. Siebenbürger Bauemfrug. 

(Ulle fünf Stüde gefdjenft pon Qerrn 3 n g a ü ateur Qeinridj 
£eont|arb). 


E 534. Difitenfartentäfc^c^en pon grünem Saffianleber. IHitte 
19- 3^Wt. 9 , 5 x 6 cm. ((Sefd^enf pon ^erru Dr. 3 . K. Beriuger.) 

E 535. Streid}t}ol 3 flänber pon bemaltem por 3 ellan, „(Eifeie" 
Dedel felgt. 6,5 cm l^od}. 

E 536. Briefbefdjmerer pon (Eifengug mit ber portraitbüge pon 
„3^- Konge", auf ornamentiert em ^fug unb ornamentierter platte. 

9.5 cm t}od}. 

E 537. Kleine Häl}mafd}ine pon ber ehemaligen Jirma 

Bagermann & Htonbt, 2 \ cm hod?. (E 535—537 (Sefchenfe pon 
Qerrn gahnar 3 t (Eaefar £angeloth.) 

E 538. pappfd?ad?tel mit \2 Stüd 3 ugefd?nittenen Kielfebern, aus 
€nglanb, um *850. ((Sefd?enf pon E?erm HTajor Seubert.) 

P HO. Houlettefpiel, runbe Sd?eibe pon E?arthol 3 , auf brei 
Kugelfügeu, mit Hugbaum fourniert, in *2 nummerierte, mit per? 
fd?iebenen DargeUuugen gefd?müdte Jelber eingeteilt (eingelegte 
Ürbeit) mit einem um bie ÜTittelad?fe brehbaren (Eifenpfeil, 2)?n. 

28.5 cm. Huf ber untern Seite Uuffdjrift mit (Einte: „fymes 
Schaaf, gewonnen auf ber 5d?Iogu>ad?e ( 8^9 am \5ten 3 “«*." 
((Sefchenf pon E?errn gahnar 3 t (Eaefar £angeloth.) 

Z 106. B a d e n 3 a h n eines HI a m m u t h, i?ier ausgebaggert, 20,5 cm 
hod?, (5,5 cm breit, 9 cm bid. (C5efd?enf poh ^errn HTajor 
Seubert.) 

Y. C~thttogr*jiljifdje Abteilnng. 

HToberne (Segenftänbe aus IHe^ifo, gefd?enft pon ^errti gähn; 
ar 3 t (Eaefar £angeloth: 

D 166. £agträger mit Büfd?el Binfen, in leid?ter Kleibung, mit 
Sanbalen, 28,5 cm hoch. 

D 167. £agträgerin aus einem Bergmerf, in blauem Hod, bar- 
fügig, 25,5 cm hoch. 

D 168. (Sroger Jäd?er pon grün be 3 tp. rot lädiertem palmblatt 
mit aufgemalten Blumen, am Hanb ein Streifen negiertes HTarien; 
glas mit buntfarbigen feibeuen ^raufen, Stiel mit (Solbpapier 
unb lila Banb ummunben, 83 cm lang. 

D 169. Desgl. aus palmblatt ohne De^ierung, 66 cm lang. 

D 170. Desgl. aus per^iertem HTarienglas mit bunten Seibenfranfen 
unb gebogenem Stiel, ber mit (Solbpapier unb lila Banb um- 
wunbeu ig, 3( cm lang. 

D 171. HTaisfolben mit feibenem Banb umumnben, barauf ge; 
brudt „3<*fob £angeloth", bient als £?ülfe für eine auf perga? 
mentpapier gebrudte Spcifefarte in englifd?er 5prad?e, mit ben 
^ranfen am einem <£nbe 3 ^ cm lang. 

D 172. Hapf (Kalabaffe) aus palmfafer geflod?ten, wafferbid?t, 
weig mit braunem Dreiedornament, innen braun, 8,5 cm hod?, 
(7 cm Dm. 

D 173, 174. gmei Dogelbilber, E?ahn unb pelifan, aus bunten 
^ebern 3 ufammengeflebt auf meigem papier, in fd?war 3 en Q 0 I 3 ; 
rahmen, 38,5 cm hoch, 24 cm hod?. — 

D 175. gufammenflappbares Stellmeffer (HTad?ete) mit $ eberung, 
mit ^ol 3 griff, aufgeflappt so cm lang. (Der letztgenannte (Segen; 
ganb gefd?enft pon l?errn Dr. HTa; Ben fing er.) 

Yin» Stbliathek. 

D 20 cb. [Klein, Hnton pon]. Kthenor, ein <Sebid?t in (6 (Se? 
fängen. 4. perbejjerte Ausgabe, mit 3 Kupfern pon Hnt. Kard?er. 
HTannheim ( 809 . 284 S. 

D 45 cf. Speibel, £ubwig, unb IDittmann, f?ugo. Bilber 
aus ber Sd?iller 3 eit. HTit ungebrudten Briefen an Sd?iller. Berlin 
unb Stuttgart 0 . 3 . ^06 5. 

D 45 gp. Hanf, 3°f e Pk 5d?illerhäufer. £eip 3 ig (856. (9( 5. 

D 45 t. Schilling pon (Eanngabt, (Earl (friebrid?: (Sefchlechts- 
Betreibung berer Familien pon Schilling, mit Kupfern unb 
Stammtafeln. Karlsruhe (807. 430 5. Jol. 

D 54 pm. Knecht, 3 u ^t fl Heinrich. (Erflürung einiger (Srunb? 
füge aus ber Dogler’fd?en CCh^orie. Ulm (785. 35 S. 4 0 . 

E 3 af. Die ^eilige-Schrift, Kltes unb Heuis (Eegament, nach 
£uthers Ueberfegung, mit jahlreichen Kupfern, Unl?ang unb 
Hegiger. Hürnberg (765. ((8( 5. Jol. 

E 24 ag. Die Dornehmgen (Europäifd?en Helfen, mte fold?e an? 
3 uge(len unb was auf fold?en curieuses 3 U pemerfen. TDeld?en 
aud? beygefügt 55 accurate pog; unb Bothen;<Earten pon ben 
pomehmgen Stäbten in (Europa. Hamburg ( 709 . 432-^370 5. (2°. 

E 24 ed. Stern, 3°f e f- hinter ben (Sittern, (Erinnerungen unb 
Stubien. HTannheim (88(. 347 S. 


XDegen Haummangels mugte bie £ige ber Heuermerbungen un- 
pollgänbig bleiben, ebenfo mugten perfd?iebene Hrtifel aus ben Hb? 
teilungen „HTisceUanea" unb „Büd?erf<hau" 3 urüdgege(lt werben. 


Derantwortlid) für Mr Hebaftion: Dr. ^riebrid) Walter, Dlamtljetm, C 8, (Ob, an ben fdmtlid)e Beiträge 3a abreffieren fbtb. 
«fftr ben materieQen 3>d) a ^ ^er 21rtifel fbtb bie mitteilenben rerantwortlidj. 

Perlag bes mannbeimer Bltertamsperelns €. D. t Prtd ber Dr. 9. ^aas’fdfen Bad)br«<ferei m. b. ß. in Wannbeim. 


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Mannheimer ßefchichtsblätter. 

monatsebriff für die Geschichte, Altertums- und Dolkskunde mannbeims und der Pfalz. 

Iferausgegeben vom (ßannbetimr Hltertumsvmin« 

Erscheint monatlich im Umfang von i—1H Bogen und wird den ltlilgliedem des Mannheimer fllterlumsvereins unentgelflid) zugestellt, für Mchtmltglieder 

beträgt der jährliche Abonnementpreis Ulk. 3.— einzelne nummern: 30 Pfennig. 

IV. Jahrgang. IBSai 1903. Mo. 5. 


gn^aCt. 

Mitteilungen aus bem 2 lltertumsocrein. — DereinsHerfammlutig. 

— ^rati 3 Unton DTav. Don Dr. 3 ulian Ittarcufe-lHannfjeim — 
gur <Sefd?id?te oon tJoffenfyeim. Don £anbgerid?tsrat £jufffd?mib 
in Konftan 3 . — Die (Sobelins im IKannljeimer Sd?io§. Don Marie 
Heiter-Mannheim. — OTtscellanea. — geitfdjriften unb £üd?erfd?an. 

— Heuenuerbungen unb Sd?enfungen. 


PiMufn m» len Patauitteii. 

Der Hupftattb hat in ferner Sißung am 27 . April 
feiner banfbaren ©enugthuung barüber Ausbtucf gegeben, 
baß auf Eintrag ber Stabtperorbneten bet ber Beratung 
bes ftäbtifdjen Horanfchlags am 28 . HTärj ber «gufdjuß 
ber Stabt jum Altertumsperein in ber feitljerigen 
betbehalten worben ift. Die Eiuftimmigfeit, mit ber 
biefer Befdjluß gefaxt mürbe, gilt bem Horftanb als h oc h’ 
erfreulicher Beweis bafür, baß bie Ojätigfeit bes Bereius 
web feinet O tj Utbungen m -atte« Kreifen ber hiefigert Ein* 
wohnerfdjaft Anerfennung ftnben. Unfer langjähriges 
Hereinsrrritglieb fjerr Kontmerjienrat Dr. ©lafer hat 
burch ben in poriger Hummer ber „©efdjichtsblätter" an 
unfere Hlitglieber unb ^reunbe gerichteten Hlahttruf ftcfj 
peranlaßt gefehen, feinen 3ahresbeitrag jum Altertums- 
oerein auf fOO HI. ju erhöhen. 5 ecner h at unfer Vereins« 
mitglieb £)ert ^abrifant ©ttoKauffmann bie Abficht 
ausgefprodjen, einen Sammlungsgegenftanb im tüert pon 
\00 HI., ben ihm ber Horftanb porfchlagen möge, bem 
Herein ju fttften- Der Horftanb nahm pon biefen hoch* 
tpiUfommenen <§umenbungen mit roarmem Danfe Kenntnis 
unb perbinbet bamit bie Hoffnung, baß biefe fchönen Bei- 
fpiele opferwilligen ©emeinftnns j a h l r e i d) e H ad) folge 
finben werben. Unter ben fonftigen Schenfungen ftnb h e t‘ 
potjuheben: W Bänbe bes Almanach de Gotha \829 
bis 1872 , eine wertpolle Serie bes ©othaifdjen fjoffalenbets, 
bie uns tjerr 3ulius ZDillftätter überließ. — Um bas 
3«tereffe an unfern Begebungen auch außerhalb Hlann- 
heims anjuregen unb bie Bejahungen ju unferen aus¬ 
wärtigen Hlitgliebern ju pflegen, follen in biefem Sommer 
einige Hereinsperfammlungen mit Borträgen in per« 
fchiebenen benachbarten ©emeinben peranftaltet werben, 
wobei namentlich barauf hmgewirft werben foll, 3"tereffe 
für unfere Ausgrabungen ju werfen. 

* * 

* 

3n ber gleichen Borftanbsffeung berichtete Profeffor 
Karl Baumann öber ben Iv. Utrixtttbstitg ber 
weg- ttttb fttbbeutfihen Vereine für rämirdi- 
germatttfihe |orf4jtntg, ber am \6. unb j?. April in 
HIainj abgehalten würbe, unb bem er felber als Bettreter 
unferes Hereins unb ©eh- tjofrat f}aug als Hlitglieb bes 
Ausfdjuffes bes genannten Herbanbes angewohnt haben. 
Die meiften ber bem Herbanb angehörenben Hereine, 


pon ber Sdiweij bis h cra b jum Hiebetthein, hatten ihre 
Hertreter entfanbt; bie pon leiteten erftatteten Berichte 
über bie neueften Jorfchungen unb bie fich anfd)ließenben 
Disfuffioncu boten ungemein piel Belehrung unb Anregung 
nnb legten jugleid) auch berebtes Zeugnis a b pon ber erfolg¬ 
reichen unb wetteifernben Chätigfeit, bie allenthalben non 
ben Berbanbspereinen entwickelt wirb. 3h w ^orfdjungen 
befaffen ftch berjeit hauptfächlich mit jwei fragen: mit 
bem Hachweis ber älteften Befiebelung bes Äheingebietes 
in ber Steinjeit unb bann mit ber burch archioalifche 
Stubieu unterftüßten Erforfd)ung ber Anfiebelung unb ber 
Kulturperhältnijj'e IDeftbeutfchlanbs in ber Karolinger- 
jeit. Der Berichterftatter, Ijerr Profeffor Baumann, wies 
barauf hin, baß unfer Herein burch bie £age HIannheims 
inmitten eines feit fünf 3ah r taufeuben befiebelten ©ebietes 
mit in erfter Stinie berufen fei, ftch an biefen jorfchungen 
thätig ju beteiligen uttb por allem ben anberwärts bereits 
erbrachten Hacbweis ju führen, wie bidjt unfere ©egenb 
fct)on in ber jüngeren Steinjeit befiebelt war. Auch 9 «lte 
es, burch Hacbgrabungen bie urfunbüchen Hachrichten über 
bie farolingifche pertobe unferer t?etmat ju ergänzen (j. B. 
über ben fränfifchen Königshof in Hecfarau, pon bem 
man bis jeßt nur aus Urfunben fpärliche Kenntnis hat). 
IHenn ber Herein ftch auch bei feinen jorfchungen mancher 
©rfolge rühmen bürfe, fo müffe er bo<h im Qinblicf auf 
bie rafetjen ^ortfdjritte, bie man anberwärts mache, auch 
feinerfeits auf biefem ©ebiete eine erhöhte t^hätigfeit 
entwicfeln, wenn er nicht rücfftänbig werben wolle. <£s fei 
beshalb eine Erweiterung ber 0rganifation bes Hereins 
nötig, unb bie baburd) bebingte Hermehrung ber Aus¬ 
gaben müffe man burch eine Erhöhung ber Ein¬ 
nahmen ausjugleichen fudjen. Denn bie Erweiterung ber 
Sammlung burch Anläufe bürfe unter ber Ausgrabungs- 
thätigfeit nicht leiben, im ©egenteil: nadjbem aitjunehmen 
fei, bag porerft pon Seiten bet Stabtperwaltung feine außer¬ 
gewöhnlichen Aufwölbungen ju ©unften unferes fünftigen 
Hlufeums gemacht werben fönnen, müffe ber Herein in 
jielbewußter IHeife potgehen unb bie auf anberen ©ebieten 
fo piel bewährte ©pferwilligfeit pripater Kreife 
bafür in Aufprud) ju nehmen fuchen. 

Der Dorftanb erflärte ftch *m ©runbfaß mit biefen 
Ausführungen bes Berichterftatters einnerftanben unb er¬ 
örterte weiterhin bie Hlöglidjfeit, bie für beibe £>medt: 
erweiterte Ausgrabuugsthätigfeit bes Hereins unb Erwer¬ 
bung pon Hlufeumsgegenftänben, nötig werbenben bebeuten- 
bereu ©elbmittel ju befdjaffeu. Der einjige IHeg jur Her- 
witflidjung biefer Pläne ift unter ben jetzigen Herhältniffen: 
nachbrücflicbe finanjielle Unterftüßung ber in bauernb 
fteigenber IHeife ftarf in Anfprudj genommenen Kaffe bes 
AUertumsPereins burch unfere Hlitglieber unb 3 teun & e * 
Unfer IHunfch unb unfere Bitte geht beshalb bahtn, es 
möchten bem Borftanb entweber einmalige 5uf<höff e 
in größeren Beträgen pon ©önnern unferer Be¬ 
gebungen geleiftet werben, ober aber es möchte ftch unter 
ben pielen woljlhabenberen Hlitgliebern unferes Hereins 
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108 


eine größere Knjafyl ftnöen, öte öem oben angeführten 
Betfptel folgenö ihren regelmägigeu 3 3 htesbeitrag 
in namhafter XDeife erhöht. ZDtr ftni> öer feften 
Ueberjeugung, öafj in einer fo reichen Staöt wie ZTTaim- 
heim, in öer ein fo hoch enterncfeltes Kunftintereffe bervfetit, 
öie fdjon fo grofje Summen für wofyltfyätige ^roccfe auf» 
gebracht fyat unö faft täglich wieöer aufbringt, mit Ccicfytig* 
feit auch für iöeale u>iffeufcfyaftlictje Beftrebungen öie 
erforöerlichen iUittel flüffig gemadjt werben föunen, be= 
fonöers wenn fich alle unfere ZHitglieöer jur Pflicht machen, 
in öer perfönlichen propaganöa für öiefen <5wecf 
— öenn öarauf fomntt es in elfter Sinie an — Öen Der« 
einsvorftanö ju unterftüijen. 

Seiner Pater ft aöt, ihrem geiftigen £eben 
unö öer H)iffenf<haft öient, wer unfernt Kufe 
folgt unö ficij Di &t« «bien Keinen öerer ftellt, 
öie öur<h gemeinnütjtge Cljaten (£l?re unö Danf 
erworben! 

* * 

* 

Der Dorftanö öes Vereins hat eine $aitttttlttttg b«P 
9tattttl)eittter 3lttftd)t0p<»ftHörtett angelegt. Kilo 
Karten, öie ITTannfyeimer 0ertlicbFeiten (Strafen, 
plätje, Käufer, Parfanlagen ic.) betreffen oöer fich auf 
ZTiannheimer €reigniffe bejteljeit oöer ZTiannfyetmer 
Perfönlichfciten öarftellen, follen Aufnahme finöen. 
©egen 'fOO Stücf, öie im t}anöel ju erwerben waren, finö 
bereits gefammelt. <£s giebt aber fehr viele Karten, öie 
fäuflich nicht ju erhalten finö: namentlich Knftctjten von 
Privatfyäufern, oöer anläßlich non jamüienfefteu, privat* 
neranftaltungen u. f. w. fyergeftellte Karten. ZDit richten 
öaher an alle unfere ZTlitglieöer öie Bitte, öiefc Samm» 
lung ju unterftütjen unö namentlich non folcben Karten, öie 
im Prwatbefitj unö fäuflich nicht ju erwerben finö, öem 
Derein ein ©jemplar für fein Klbum jur Verfügung 
ju ftellen. Bei Poftfarten, öie Knficbteu t>on Prwathäufern 
öarftellen, wäre es fehr erwünfeht, wenn öer fjausbefifcer 
feinen Hamen unö öas 3aht öer (Erbauung öes fjaufes 
eigenhänöig öarunter fchriebe. Kufjeröem fehlt unferer 
Sammlung eine Serie öer Poftfarten von Kitmannheimer 
Knfidjten, öie vor längerer <3eit im Derlag von HT. i)epp 
hier erfchienen unö jeljt »ergriffen fttiö. 3"b«in wir Öen 
Spenöern im voraus beftens öanfen, bitten wir, öie Karten* 
fenöungen unter Couvert an unfer Dorftanösmitglieö Zferrn 
Profeffor Caspari, Cuifenring 35, ju richten. 

* * 

* 

ZHontag, Öen (8. ZtTai, Kbenös pünftlich unt 7 Ufyr 
finöet im bjotel national öie öiesjährige eröttttlid)« 
lltitglieberverrammlmtg ftatt mit Kechnungsablage 
unö Bericht über öas Dereinsjafyr (902/3. hieran fcfyliejjt 
ftch um 7*8 Uhr «tu Hortrag öes l}erru Profeffor £jer* 
mann Ctjeobalö über: „Die Bereinigung öer rechts* 
rheinifdjen Pfalj mit Baöen im 3ah r « 1803". 
Hach Beenöigung öes Dortrages finöet ein gemeinfantes 
Kbenöeffen (öas troefene ©eöecf ju Ul. 2) ftatt, rnoju 
Knmelöungen bis fpäteftens (6. HTai an Öen Schriftführer 
öes Hereins, £jerrn Prof. Karl Baumann erbeten 
weröen. ZDit beehren uns ju öiefem VIII. Dereiitsabeuö 
unfere HTitglieöern mit ihren Damen cinjulaöeu unö rechnen 
auf jahlreiche Beteiligung. <3um Dortrag unö Kbenöeffen 
finö auch Hichtmitglieöer willfomnteu. 


Kls P{f$li«^«V wuröen neu aufgenommen: 
©taf, Cuöwig Sdjneiöer C 2. 4 . 

Kleinfchmitt, Karl Baumeifter Hecfarau. 

£efo, Klfreö Kaufmann M 7. (a. 

Cegelet, Kicharö ©rofjfy. (Dberingenieur L (5. \5. 


Schilling v. Canftatt, £outs $vl}. E 3. (3. 

St oll, 3 fl fob prwatmann Kofengartenftr. ff). 

Dolmar, I 7 ein rieh £ithograph S 6. 27. 

Stoll, Dr. ZDilheim Canögerichtsrat ^reiburg i. B. 
Chürach, Dr. Jjans profeffor unö ©rofjh- £anöesgeologe 

^eiöelberg. 

©eftorben finö unfere UTitglieöer: 

^ranj Hagel, 3 uu, «lt«r am (8. Kpril. 

©eorg peter Doll, Kaufmann am 25. Kpril. 

Zugang: 9 , Kbgang: 7 (öurdj £oö: 2 , öurdj Kustritt: 5), 
UTitglieöerftanö (£nöe Kpril (903: 8(0 UTitglieöer. 


iBminaUnfammtuug. 

Per VII. Dereinsabeitb, ber am 6 . Kpril im £?otel national 
Pattfanb, braute einen Dortrag über „H 1 1 e H h e i n ? unb ZT e cF a r s 
läufe in ber Umgegeitb von UI a n tt h e im." gur Behattbluug 
biefcs für bie frü^cflc <Sefd?id?te unferer Heimat fo mistigen (Themas 
vom geologifd?en StanbpunFt aus mar niemanb bejfer befähigt als ber 
(Sroßl). £aitbesgeologe in I^eibelberg, E?err Dr. £ 7 . Chürad?, bem 
burd? feine mehrjährige Bearbeitung bes (ßebietes jmifd^en ^aarbt 
unb 0 benmalb bie umfajfenbften fachmännifdjen Kenntniffe 3 U (Sebot 
flehen. <£inleitenb befprad? ber Hebner in Kürje bie oermutliche €n U 
flehutig bes Hh^intholcs in feinem Derlauf 3 U>ifd?en S<hmar 3 malbs 
0 bempalb eitierfeits unb IDasgau^aarbt anbrerfeits: fie ift 3 urücfs 
3 uführen auf eine tiefe (EinfenFung in bem urfprünglid? 3 ufammeti= 
hättgettben (Sebirge, bas eben beburdp erfi in bie beiben gleid^Iaufenben 
^ 3 hen 3 Üge getrennt mürbe. (Segen bie früher verbreitete Annahme, 
monad? biefe Senfe in ber Ur 3 eit ein SeebecFett gebilbet haüe, fpric^t 
ber Umftanb, baß Bohrungen im (Selänbe bds IDalbhofes nod? aus 
einer (Liefe von ^2 Pteter Hheinfies 31 t Sage forberten; auf bem 
(Srunb eines tiefen Sees aber mirb ^lu§gefd?iebe nidpt fomeit thalab 
getragen. Pie (Eintiefung ging aümählid? vor |t<h, bis in bie jüngfte 
Piliiria^cit, am ftärFfteu in ber illitte bes Kheiuthales, wo mir in beu 
gelegentlich eiutretenben <Erbbeben nod? h cu ^ Hachmehen biefer 
Bemegung verfpüren. IHit ihrem Pufferen aber enbete nicht auch 
bie gufnhr von ^Jluggefchiebe, unb burd? biefes mürben in unferer 
(Segenb Bhein unb Becfar famt ihren HebenfUiffen immer mieber 3 U 
einer Derlegung ihres £aufes ge 3 mungen, bis ihnen enblid? burd? 
ITIenfchenhanb ein feft eingebämmtes Bett 3 iigemtefen mar. {Erofc 

fold?er fünftlicher IDajferbauten jebodj uttb trotj fouftiCier Kulturarbeit, 
burd? melche bie 0 berfläche ber Hh*inebene im £auf ber 3 ahrhunberte 
mefentliehe Kenberutigen erfuhr, laffen ftch * n ^ er Umgebung UTann^ 
heims aud? jet^t nod? eine gatt 3 e Heihe alter, vielfach fich Freujenber 
^lufjläufe erFennen. 3h r 0uerf<hnitt bietet bie IttöglichFeit, ihre 3 eits 
lid?e (folge annähernb 3 U beftimmen: bie jüngeren 3 eigen noch 3 iemlich 
peile Hänber, bei ben älteren ftttb biefe uaturgetnäß ftärFer vermachfen; 
unb auf bie bismeilen prittige (frage, ob ber betreffeube £auf bem 
Bheine ober bem HecFar 3 U 3 umeifen fei, antmortet bie geologifche 
Uuterfuchung bes Untergrunbes, bie bas mit bräunlichem £ehmfchlamm 
burchfcötc (Sefchiebe bes Becfars beutlid? von jenem bes Hheins untere 
fcheibet. Pas feit ber U^eit fo mannigfach ve^meigte Stromneft iP 
burd? bie miffenfchaftliche (forfchuttg ber lebten 3 a h r 3 e ^ n i c ?ario* 
graphifd? fepgelegt; baher Fonnte ber Uebiter, anftatt basfelbe in feinen 
enteilten §ügen 3 U verfolgen, ft dj barauf befchrättFen, biejenigeit (flujjs 
läufe hcrvor 3 uheben, bie pdj am meiteften nach IDeften be 3 m. 0 pen 
menbeten: fo grub pd? ber Bheüt eiuftmals fein Bett in ber Hichtung 
von Bruchfal nach Seimen, bann aber, unter bem DrucF ber aus bem 
ZTecfarthal vorgefchobetten SchuttmaPen, bog er mepiid? ab unb ge? 
mann bie Hichtung 5 d?ifferpabt?£ambsheim-ZDorms; umgeFehrt brättgten 
bie vom IDeft? unb Sübmeftminb aufgemorfenen Pünen ben ttetfar 
eine §eit lang an bie Bergftrape h»ti, fo er f e i n mit bem 
ber IDefchni^ vereinigte. Pod? gelang es bem ZTecfar aud? mieber, 
jene Pünen 311 burd?brecheu, uttb 3 mar fd?on in jungbiluvialer geit, 
mte bas Hecfargefchtebe im Untergrunb bes ZDalbhofs be 3 eugt. Sein 
E?od?maffer erreichte, mie nod? in fpätgefchid?tlicher geit ( 182 ^), fo 
aud? früher ben nad? bem (flufj benannten 0rt ZlecFarau, allein 
HecFarfd?licf pnbet pd? bort nid?t, meshalb aud? eine ehemalige <Ein* 
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münbung bes Herfars In ben Hljein oberhalb tterfarau ober gegen; 
über Hltrip ausgefdjloffen erfd?etnt. — Bad? Darlegung biefer poii 
ber (Seologie gewonnenen (Ergebuiffe roanbte fid? ber Hebner jener 
fdjwierigen Jrage 311 , bie pon jc^er bie 21 ltertumsforfdper befd?äfttgte, 
unb bie and? fd?on in früheren Perehisabeiibcn burd? bie Herren 
Karl «Ojrift unb Prof. K. Baumann cingeijenb erörtert würben (ogl. 
Sammlung non Porträgeu im DTann^eimer Hltertuinspereiu Serie II 
unb III), ber ^rage nämlid?, u>o bic Befeftigung 31 t fuci^en fei, bie ber 
römifd?e Kaifer Palentiniau I. (364—375) nad? bem Beriet bes 
gleid? 3 eitigen < 5 efd?id?tsfd?reibers Hmmian am Herfar errichtete, uub 
bie er burd? eine Hblcnfnug bes ftarf anprallenbeit jflußcs filterte. 
Daß erft burd? bie erwähnte 2 lblenfung jener Herfarlauf längs ber 
Bergftraße eutftanben fei, biefe 2Infd?auutig ift burd? ben geologifdien 
Befunb fd?on länger wiberlegt; er ftammt ja, wie oben erwähnt, aus 
ber porgefd?id?tlid?en §eit. (Eine 2 lenberung ber Stromrid?tung bes j 
Herfars gel?t nad? ber ITTeinimg bes Portrageuben allerbiugs auf bie | 
Hörner 3 uriirf, unb 3 war woljl auf Kaifer CCrajan (<)8 (17), bem 

£abenburg feine (Erhebung 3 ur Stabt oerbanft: jene 3 ii>ei Kilometer 
lange Strerfe itämlid?, bic fid? rou ber tjeutigen Eabeuburger (Eifeii; 
baljnbrürfe abwärts 3 iet?t, uub bereu grabliuiger Verlauf mid? Horb; 
often hin fid? als fihiftlid? herbeigcfüfyrter erweift, wäljrenb ber uatiir; 
lid?e urfpriinglid? erft weiter tiörblid? fd?Ieifcuförmig utnbog. $um 
Sdju^e bes Paleutiniauifd?en BoüwerFes fei biefe ^ lußforreFtion nid?t 
oorgenommen; bie Befeftigung fei aber and? gar nicl?t bei Sabeiiburg 
311 fud^cn, foubern näher bei Kltrip, wo Paleutinian tl?atfäd?lid? ror; 
fibergehenb £}°f hielt, unb wo bie oon bem gleichzeitigen £obrebuer 
5 ymmad?us gepriefeiteit tjafenanlageu fid? uod? feilte nadjroetfcu laffen 
bei bem bas „Serfenheimer Hieb" bogenförmig umfd?ließeubeu 2 Ut* 
rheiu. §um Sd^u^e biefer faiferlid?en Burg unb 3 ugleid? $\\r Be* 
t?errfd?ung ber Herfarmünbung pom redeten Hhetnufer aus, tyabe 
Palentinian fein neues Bollmerf nirgenbs anbers angelegt, als auf 
ber Stelle ber tjeutigen ©berjtabt lHannheim, einem puuFte, ber glcid? 
anberen bei Hljeingönnljeim, ©ppau, (Ebigtjeim, Ulörfd? feit ber älteftcit 
geit ber (Eintiefung bes Hljeiutl?ales Ijodjwafferfrei geblieben ift. Hub 
wenn mm ber Kaifer ben Herfar wegen bes Hupralls gegen feine 
Jefte abgeleitet tjabt> r -fo ^ei bies gefdjetjen in ber Kirf? tim g nad? bem 
fpäteren „Sdjnirfenlod?", in roeid?em, nad? alten Berichten 311 fd?lie§eu, 
nod? im OTittelalter bie Herfarfd?iffer ror Küfer gingen. — Had?bem 
ber Dorfigenbe bes Pereins, h err IHajor Seubert, für ben außer; 
orbentlid? anregeubeit, burd? Karten uub grapljifdjc Darftelluugen er; 
läuterten Portrag ben Dauf ber 3 atjlreicbeu §uljörerfd?aft, ausge* 
fprodjen Ijatte, entfpann ftd? eine feijr lebhafte Disfuffion über bie 
Befeftigungsfrage, an ber ftd? außer bem Hebner bes Hbetibs uub bem 
Porfttjenben insbefonbere bie oben erwähnten Herren <£brtft uub | 
Bau mann beteiligten. Der tage ber Dinge entfpredjenb, ba wir | 
lebiglid? auf bie fadjlid? uti 3 ulänglid?en be 3 W. rethorifd? gefärbten Be; 
ridjte ber 2 Ilten angewiefeti ftnb, ohne baß uns bauliche Ueberrefte 
ber fraglidjen 2 Jnlage 3 U Ijülfe fommeu, fonute man über bie per; 
fdjiebenfad? ausgefprodjenen Zweifel 311 feiner unwiberleglid?en (Ent; 
fd?cibung gelangen. Die pielfeitige unb eifrige (Erörterung aber be; 
fuubete aufs neue bie rege (Teilnahme, weld?e bie Bewohner manu; 
Ijeims ben ^orfd?ungen über bie Pergaugenbeit ihrer Stabt ent; 
gegenbringen unb fo wirb es gewiß 2 Jllen fehr erfreulid? fein, 3 U per* 
nehmen, baß fjerr Dr. CLhürad? fid? bereit erflärt hat, feine ^orfd?uugeu, 
bie wir ja nur (feieren fonnten, im £auf bes 3 a h rcs in unfern 
(Sefdjidjtsblättern 3 U peröffentlidjen. A. B. 


Sraits Htttoit Hlat). 

Pon Dr. Julian IParcupe (UTannbeim). 


Had?brurf perboteu. 

Die (ßefdjicfyte ber ZHebijm tuetft toic bie jeber anberen 
H?t)feufd)aft (Erlernungen auf, bie iljrent Zeitalter meit 
ooranfdjreitenb, eigene Pfabe einfcijlagen unb auf neue, 
bisher nid)t betretene Bahnen bie ^orfdjung ju lenfen 
fucfyen. Unb and} barin gleicht bie ZTTebijin i^ren Scbmcftern 
im Heidje bes IDiffens, ba^ bie Cräger fold;er 3been pon 


ben jünfttgen Dertretern ber IDiffenfdjjft oerladjt unb be* 
fampft merben, bis bie ZHacljt ber öffentlichen ZTTeinung 
ftarre Doftrinare unb unbulbfame Banaufen jur Ztnerfen* 
nung jiningt. ^ür bas nerlorenc Cebensglücf ift ber Butjm 
ber llnfterblichfcit fein (Erfat*, bie Befriebigung, (Sutes ge* 
roollt uub erftrebt 5U haben, bas einjige Ztequioalent 
uub sugleict) für bie Hachmelt bas DToment, bas bie Ber» 
pfliebtung auferlegt, in bie ehernen Cafeln ber ZDelt= 
gcfd)ichte biefe fül)renben (Beifter für immer etnjujeichnen 
uub fte ju neunen, tueun ber ^ortfctjritt ber (Erfenntnis bie 
eiuft unuerftanbenen 3^^en jum Siege geführt 
folcfje (Beftalt ift ber IHannheimer Ztrjt 5 ran 5 2tnton BTay, 1 ) 
uub itjn 511 ebarafterifieren ift jeitgemäfj in einer (Ent* 
tuicfelungsperiobe, beren Ceitmotip bie Prophylaxis, bte 
Berhütung pon 'Kraufhciten, ift. 

Sein £eben ift reich an äußeren DTomenteu, reich an 
Kämpfen uub (Enttäufchungen, aber auch reidj an (Er¬ 
folgen, beim tpas nur bie ipenigften erfuhren, bie ber ^lug 
ihrer (Bebaufeu über bas Zllthergebrachte h^ naU5 füh r ^ 
fiel ZTTay 311: Zlnerfenuung 311 Sebjeiten unb tpiffenfehaft* 
iicf>c (Ehrung im mciteften ZTtaße. Die 5 un f^ fianb aller* 
biugs fchmollenb bei Seite, aber Karl Cheobor’s rneitcr 
unb h oc hh cr 5^ et Sinn fetjuf mit bem BTachtmort bes 
i}errf<hers bie fpätcre afabemifche Caufbahn Znay’s. ZTtay 
tpurbc am \6. Dezember 17^2 in ZlTannhetm geboren unb 
burch Hcigung ipie elterliche Beftimmung 5ur ZtTebijin ge* 
führt, innerhalb bereu er fid) fpejiell ber (Bcburtshtlfe 5U* 
lpanbte. (Ein äußerer Umftanb follte entfebeibenb für feine 
tpeitumfaffenbe, fpdtere IDirffamfeit iperben: Kurfürftin 
(Elifabeth Zlugufta, melche in e ' nes unglücflichen 

IDocbenbettcs im 3 a hre \76\ finberlos geblieben mar unb 
ber ITCutterfcbaft beraubt, ein offenes Kugc für bie BTängel 
unb ZTTißftanbe ber bamaligeu <3eit h a ^ c — ungenügeitbes 
i^cbammcnmaterial, außcvorbeutlich hüufig^r Kinbesmorb 
als 5°^ c 5 u fl an ^ völligen ^ehiens pou Entbinbungs* 
anftalten — ergriff bie 3nitiatipe 3m Kbhilfe, tnbem höchft- 
tpahrfcheinlich auf ihre Beranlaffung h^ n im 3 a h re l 766 
eine (Entbinbungsanftalt unb £)ebammenfdjule in ZHann* 
heim begrüubet unb ZHay an biefe berufen tvurbe. Der 
ipefentliche <^ipecf biefes 3 n f^ u i es mar, tpie aus einem 
Schreiben ZTTay's an ben £jeibelberger afabemifchen Senat 
3U entnehmen ift, Unterricht ber fjebammen unb Befämpfung 
•bes Kinbesmorbs. Anfänglich fdjeinen ^meifel barüber 
beftanbeu 5U h a ^en, ob es nicht itpedmäßiger märe, bie 
bjebammenfchule mit ber tjeibelberger Uniperßtät 5U per» 
binbeit. Das Karlsruher (Beneral*£anbesarchip enthält einen 
pon Prof eff or 5 ran $ Schönmeßel d. d. 8. ZTTat ^765 forg» 
fältig ausgearbeiteten Plan, in melchem er ftd) für Reibet* 
berg ausfprad). IDelche (Brünbe fchlteßlid) für UTannheim 
ben Ausfchlag gegeben haben, ift faum mehr möglidj yx 
cruiren: tpohl mag bie oft yx tEage getretene Eiferfudht 
ber furfürftlichen JTtebijinalbeamten gegen bie £)eibelberger 
profefforen babei eine Holle gefpielt hoben. 

3n brei fletnen Zimmern bes fäuflid) ermorbenen 
ehemals Bicbtlerifchen Häusleins (£it. H 9. \0) mürbe bie 
Anftalt in ber befdjeibenften Ausbehnung untergebradjt. 2 ) 
Der ZTtebitfner Emeritus 5H<h er mürbe yxm öffentlichen 
£chrer artis obstetriciae mit $00 fl. unb $tar \3 Anton 
ZTTay 311m Correpetitor primarius dictae artis mit \00 fl. 
(Behalt ernannt. 3 n am U- 2tpril \7 66 genehmigten 


l ) Die Sdjreibung bes Hamens fdjwanft 3 wifd?en IHay unb UTai, 
fogar im (Sebraud? ber ^amilie felbft. 

*) Bejüglid? ber Be 3 eid?nuug H 9 . jo, bie fid? in ben Hften 
bes (Seneral; £anbesard?ips beftubet, muß ein 3 rrtum rorliegen, 
ober bie Hnftalt wed?felte halb barauf tljr Dom^il. Das (Sebäube 
ber E^cbantmcnfcfaule lag (zufolge ber Description de Mannheim, 
( 789 , 5. 7 (, banad} Hiegers Eingabe am IPall, in ber Hälfe bes 
heibelberger (Djors 5. 269 ) gegenüber ber Stürfgießerei (jeßt IPagens 
fabrif pon Kaltreutljer) auf ber ©jlfeite bes jeßigen (Quabrats N 6 , 
befianb aus einem großen h^ r f aa h ^immern für bie tPödjnerinnen 
mit (2 Betten unb für bas 





111 


112 


Statuten lautet 6er 15. Paragraph: „Damit aber auch bie 3 ns Monbere feine Sdfilberungeu bes €leuös 6er fd)a>angern 

Chirurgen un6 Baber, bann fonftige Medicinae Candidati Dirnen, bie aus finanjiellen (ßrünben nicht aufgenommen 

pon biefer gebammen Kunft feiner <§eit bie erforberlidje werben fönnen unb fid}, bis ihre Stunbe fommt, burd} 

lDiffenfd)aft fictj erwerben mögen, ift bet gnäbigfte Befehl Betteln ernähren muffen, nitgenbs Unterfunft finben unb 

in weiterem, baff bei ber Untoerjttät in fjeibelberg ber felbft, wenn fie in bie Klinif eingetreten finb, aus ZUangel 

jeitlidje Profeffor Anatomiae vi offirii gehalten fein folle, an bjolj frieren müffen, iduftrieren in eigentümlicher ZDeife 

anftatt eines partis anatomiae jährlich unb jwar burch bie Perorbnung bes Unmerfitäts-Amts pom fO. Dejember 

bie nämlichen DTonate April, ZITai unb 3 un * öie artem 1805, „bafj bermalen aus ZTCangel an hinlänglichen jonbs 

obstetriciam fowohl theoretice als practice, n>anit bie er» burchaus nur fo oiel Schwangere in bas Accoud)ements» 

forberlichen Subjefte unb Cadavera porljanben, ju tradieren, (Sebäube aufjunehmen feien, als im äufjerften ^alle not» 

wobei fich erftere Candidati unb bortige Chirurgi, auch wenbig fei, um ben praftifchen Unterricht in ber (ßeburts» 

Baber, fleißig einjufinben h a i ,en *“ 3 U XlTannheim jur h'if e erteilen ju fönnen." Die ^olge mar eine Bittfchrift 

Ausführung gefommen ift biefes letztere Projeft faum je, folchet mohl in bie Klinif aufgenommener, aber bort nicht 

allein es bilbete mit feinet Tenbenj, auch ben Aerjten bie perföftigter ZTTäbchen an bie (ßemahlin bes Kurfürften, auf 

Anftatt nu^bringenb ju machen, bie Peranlaffung jur welche hin Karl ^riebrich bem Hotftanbe abjuhelfen befahl, 

fpäteren Transferierung bes Die lebten 3 a h r « feiner 

3nftitutes nach fjeibelberg. Tlfätigfeit an bem tfeibel» 



1773 mürbe iTtay jum Pro» 
feffor Ordinarius ber f)eibe(* 
berger Uuioecfität ernannt, ber 
er bis ju feinem Cebeusenbe 
augehörte. Das h* 4r mieber* 
gegebene Porträt (nach einem 
bas (Delgemälbe pon Staffens 
(788 reprobujierenben Kupfer» 
ftich uon Anton Kardjer) jeigt 
XTlay in ber bamaligen Amts» 
tracht eines fjeibelbetger Pro» 
feffors. 

Trotjbem blieb er ein 
treuer Sohn feiner Daterftabt 
unb in allen gefunbheitlichen 
unb h?0ienifchen fragen ihr 
fteter führet unb Berater. 

1782 grünbete er in XTtann* 
heim ein Kranfeuwärterinftitut 
jur fjeranbilbung geübter unb 
gemiffenhafter Pfleger, bem er 
ein gut Teil feiner <geit opferte, 
hielt 3ahre lang hinburch öffent« 
liehe Porlefungen über alle nur 
erbenfbaren Themata aus ber 
©efunbljeitspflege für ZHänner 

unb^tauen unb entfaltete aufjer» C>TTi? u T 7 ;\\ 

bem eine überaus reiche litte» 

rarifche Thätigfeit roefentlid) / / 

populärer Hatur. 1797 mürbe 

et Xeftor ber ffeibelberger 

Unirerfttät unb fchlug als 

folcher por, eins ber fjeibel» 

berger Honnenflöfter, „welche 

ausfterben, weil bie böfen ZHäbchen alle ZTtänner haben 
unb feine lateintfehen Pfalmen mehr fingen wollen", in 
ein ©ebuttshnus umjuroanbeln. Hach »Wen Kämpfen 
mit bem fjofratsfollegium, welches aus leicht begreif« 
fliehen (ßrünben gegen eine Ueberftebelung bes 3nftitutes 
nach fjei&elberg mar, würbe im 3 a h re 1805 unter 
ber Hegierung Karl ^riebrich’s bie ZTCannheimer Ent» 
binbungsanftalt nach ^eibelberg perlegt unb ju beren 
Direftor ^ranj Anton XTlay ernannt. 3 n bem ehemaligen 
Dominifanerflofter war ber britte Stocf ihr jugewiefen. 
Die finanjiellen Derljältniffe waren anfangs feineswegs 
glänjenb. <gwar würbe bas XTlannheimet £)aus am 
13. September (805 fehr günftig für 3250 fl. perfauft. 
Don ber erften Aatenjahlung würben aber fogleich wieber 
515 fl. ^ fr. ber Stabt XTlanuheim jurücfgejaljlt, bie fte 
im 3ahre (775 für basfelbe ausgelegt hatte. Die Aften 
ber bamaligen ^eit enthalten unausgefeht Klagen über aus* 
bleibenbe (ßelber, Porfchläge, bie Einfünfte ju perbeffern, 
Ztlahnungen jur ZTlenfchlichfeit aus |bet fiebet pon XTlay. 


Fr anz Anton Mai . 

l&j&n t ztc 


berger 3 ,l f*** u * mürben XTlay 
burch bie «Ernennung eines 
eigenen Cehrers für ben Unter» 
rieht ber gebammen oergällt 
unb fchufen ein hä<hft uner» 
quicfliches Perhältnis. 3 ,n 
Alter pon 72 3 a h ren ftarb 
XTlay fein Hachfolger 

auf bem £)eibelberger Sehr* 
ftuhl mürbe fein Sdjwiegerfohn 
Jjranj Carl Hägelc, ber fpätere 
berühmte (ßeburtshelfer. <5u 
ben grofjen XTlännern feinet 
^eit batte er perwanbfehaft» 
liehe mie perfönlicfje Bejieh» 
ungen: mit Perfchaffelt bie 
nächften, benn beffen jweite 
Tochter Sylpia war fein Clje- 
gefpons, unb mit ^riebrid) 
Schiller brachte ihn feine Eigen» 
fdjaft alsZUannheimerTheater* 
arjt jebenfalls pielfad) in Be» 
rührung. Aus einem Briefe 
Sdfiller’s pon Cnbe 3 uni 

_— p..- an ^reiherrn pon Dalberg 3 ) 

erfehen wir, bap Unterer ben 

rAV \ ? v 1 zna >’ mit öer tfttfpon 

1 WiN VI vl. betraut hatte, ben jungen Dichter 

/ / / wieber feinem urfptünglicben 

Berufe als ZTCebijiner jurücf« 
jufüheen. Sopiel pon ben 
äujjeren Perhältniffen ZHay’s, 
bie an biefer Stelle intereffteren; 
fein reiches inneres £eben, bas 
ber XTTenfchheit in weiteftem ZTTape angehörte, ift allein 
aus feinen Schriften ju erfennen, bie in DOn th m 
pothanben pnb. Pon ihm rühren h cr; 

Stolpertus ein junger am Kranfenbette. Von einem 

patriotifdjen Pfdijer. (Eeil. IHannijeim ^778. 

2 . Dorbeugungsmittel miber ben Kinbermorb. IHannijeim *78*. 

3. Unterricht für bie pfäljifdjen gebammen. ITIannt{eim t782. 
Unterricht für KranPenmärter. UTannheim t785. 

5 . Dermifchte Schriften. UTannheim ^786. 

6. IHebi 3 inifche ^aftenprebigten ober üorlefungen über bie Körper* 
unb Seelenbidtetif. 1793/<H. 

7. Stolpertus ein junger 2ir3t am Kranfenbette. ^ (EeÜe. \ 800/02. 

8. (SefunbheitsPatechismus ober Unterrebung mit reiferen Kinbern 
über bie IHittel, gefunb, ftarf unb febön 3 U merben. ^80^. 

9 . Die ^ämorrhoiben, ben ^reunben bauertjafter (Sefunbhcit ge- 
mibmet. ^802. 


8 ) cf. Schiffers Briefe. Qerausgegeben non Jrift 3onas. Banb I. 

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10. (Entwurf 311 einer (Sefeggebung über bie widjtigfteu (Segen* 
jWnbe ber mebt3imfd}en Pol^ei. ^802. 

\\ m mein religiöfes, weltbürgerlidjes unb literarifdjes CSlanbeus* 
befenntnts. * 805 . 

*2. Die Kunfl, bie bUüjeube (ßefiinbljeit 3U erhalten unb bie rer; 
lorene burd? jwecfmäßige Kronfeupflege wieber Jfe^ufteüen. jsu* 

Die Bedeutung UTay’s ift eine jweifadje: eine all» 
gemein wiffenfchaftUcbe, inbern er in einer <3eitperiobc, wo 
bie ©efdjidjte 6er UTebijin unter bem Banne 6er Brown« 
fdjen Erregungstheorie eine ©efdjidjte mcufdjlidjer Per* 
irrungen in weiteftem Umfange wieberfpiegelte, fühlt un6 
beider)! ben alten hippofraiifdjeu ©runbfalj bes Diätetifers 
unb porforgenben Qygienifers wieber ju Eljrcn ertjob unb 
eine Iofale, in bem er in biefem Sinne in UTanuljcim opfer* 
freubig unb begeiftert wirfte. Diefe letztere foll uns an 
biefer Stelle befdjäftigeu. Hud) in fuitureller £)in|id)t bieten 
uns bie IDetfe UTay’s reiche Ausbeute, ba fte eine /fülle 
pon fleinen Streiflichtern auf bie bamaligen Perljältuiffe 
ber Stabt in fidj bergen. So erfahren wir in fanitäts* 
polizeilicher l)infid)t pon iljm, bafj bie Stabt UTauuljeim in 
fedjs tEeilc eingeteilt war, unb bafj jeber ©eil feinen pon 
bem UTebijinalrat beftimmten Hrjt unb IDunbarjt hatte. 
Deren ©bliegenljeit war es, „bie armen Hotleibenben, 
welche webet ben Tlrjt noch ben Urjneiljäubler bejaljlen 
fönnen, unentgeltlich ju bebienen; bie pou ihnen porge» 
fdjriebenen mit bem Hamen bes Kraulen unb ihrer Unter* 
fdjrift be5eidjneten Porfdjriften werben in bet Ijieftgeit Hof* 
apothef auf bie Hecijnung bes burdjlaucfjtigfteu ©uttljäters 
bereitet." 4 ) Hebft biefer Einridjtuug waren wöchentlich 
jwcimal, Dienstags unb 5 re *tags pou 9 bis {{ Uhr im 
furfürftlktjen £)ospital ein Urjt unb IPunbarjt jugegen, 
bei benen atme Uranien, Hanbwerfsburfdjeit unb Dienft* 
boten unentgeltlich Hat unb Hejeptauweifungen auf Hedj* 
nuitg bes Ijofes erhielten. Diefe Uusgaben für Urjueien 
würben alle Pierteljaljr porn furfürftlictjcn <5aljlamt bc* 
glichen unb betrügen 5 . 8 . im pahre \77$ mehr als ^000 
©ulben. Uber nicht nur Hrjneien, fonbern auch Brennholz 
fonnten bie ^ofärjte unb ©eiftlicfjen an bebürftige Kraute 
aus bem herrschaftlichen Holjlager perabreidjeu, im gleichen 
3ahre £779 betrug beren UTenge 721 U)ägen. Die .galjl 
ber Kranfenljäufer betrug ju UTay’s «geit brei, nämlidj 
bas ber Bürger, bas ber Solbaten unb bas ber barm* 
herjigen Brüber. Kls faft jahraus jahrein fidj einftellenbe 
Epibentien in UTannheim lernen wir aus UTay’s Berichten 
bie Huljr, bas IDedjfelfieber, bie Blattern unb im 3aljre 
1780 bie allgemein auftretenbe ©rippe fennen; auch bie 
£ungenfudjt war epibemifch. «Einjelne biefer Seuchen, wie 
5 . 8 . bie Huhr, wüteten aufjerorbentlidj heftig unb peran* 
lajjten eine h°h* Sterblichfeit. Die bamaligen tjyöienifdjen 
Perljältniffe HTannheim’s bisponierten jur Entfteljung ber* 
artiger Erfranfungen in h ert) orragenbem UTafje; eine 
treffenbe Schilberung hieroon giebt unferUutor in folgenbem: 
„Die Strafen unferer gewif nieblichen Stabt finb aufjer* 
orbentlich breit, bie £)äufer feljt niebrig, wir haben baljer 
im Sommer wenig erquiefenben Schatten. Dabei ift noch 
ber für Uugen unb Hafe fcl?r gefährliche ©efdjmacf ein* 
geriffen, unfere Dehnungen mit weiter ^arbe anjuftreidjen, 
bamit burdj bie jurücfbtellenbe Sonnenftrahlen bie Hugen 
ber 3 nö, oljner befdjäbiget unb bie ftäbtifdjc Unreinigfeiten 
befto flüchtiger werben möchten. Durch unfere Strafen« 
rinnen fliejjet fein lebenbiges IDaffet, welches bie Unreinig* 
feiten mit ftd) fortreifjen fönnte. Bei foldjen Umftänben 
fchüttet noch baju jebe Haushaltung täglich 5weimal ihr 
Spülwaffer, welches aus ^ett, Knochen, ^IcifdE?- unb ©e* 
müsteildjen heftest, bie fehr gern faulen, auf bie offenen 
Strafen; bort bleibt es in ben Hinnen flehen, wirb pon 
ber Sonnenhife in mobernbe Dünfte aufgelöft unb bamit 
ja bie £uft recht abfcheulich perunreinigt werben möge, fo 

*) cf. Dermtfdjte Sdjriften. Sehe 3. 


wirb UTorgens unb Hbenbs biefer Unflatlj mit bem Kehr« 
befen forgfältig aufgerüttelt." UTay erfannte flar bie 
fdjwere Bebeutung biefer Seudjennäljrböbcn unb fant auf 
ben feiner <3eit uoeit porauseilenben ©ebanfen, „man folle 
bie (Quellen ber ftäbtifchen Unreinigfeiten perfenfen, bas 
Spülwaffer, welches feinen Beftanbteileu nach ein trefflicher 
Dung für ©arten unb jwdjtfelber abgeben fönne, burch 
angeorbnete Polijeifäffer aus ber Stabt führen unb in 
einem tiefen Behälter mit Beimifdjung pon Stroh jum 
nötigen ©«brauche pergähren laffen. 5 ) Uber erft piele 
3ciljrjehnte fpäter ging biefer tDunfdj in Erfüllung. Kudj 
bie Brunneiwerhältniffe bamaliger <3eit müffen nichts 
weniger wie ibeale gewefen fein; er berichtet barüber: 4 ) 
„.'für bie pielen Bauchfranfbeiten h' cc 5 u ^aube fann man 
auch unfere Stabtbrunnen befchulbigeit, wopon bie meiften 
Schlamm unb faldjartige Ceildjen bei fidy führen; JDaffer, 
welches eine Hadjt in einem ©las ftill fteht, fejet, ohne 
gefoebt 511 werben, ftchtbaren Sdjleim unb ©rbteilchen ab". 
Tluch h^ 1 ' folgt ber Stoffcufjer, es möchte hoch entweber 
pon ben benachbarten H c 'b € lb c,: 3 et ©ebirgen fpringenbes 
^elfenwaffer ober wenigftens burdj einen Durchfeiger ge* 
reinigt es Kheinwaffer in befonbere Behälter h er 9 e i e *t«l 
werben. 

^wei 3uftitutionen aber waren es wefentlich, bie ben 
©ebaufengang llTay’s beherrfd)ten unb feine tthätigfeit 
eiunahmen, bie ©mbinbungsanftalt unb bas Kranfenwärter« 
iuftitut. Die ©rüubung ber erfteren ift eingangs gefchilbert, 
eine Stelle in UTay’s Schriften weift noch fpejieller auf bie 
£age bcrfelbeu htu* ^s h e 'ßl nämlich : „Dort in jenem 
IDinfel ber Stabt, ber Harbe bes fchönen TTTannheims, 
liegen eii^elne IDohnungen, pon Hamen 7 ) unb pon Kus« 
fehen fchrecflid). Der weichliche Spajietgänger, ber bort 
auf bem hohen IDall unter ber febattigen £inbe bie fühlere 
Ubeubluft auf fängt, geht ungerührt potbei." H' cc entfaltete 
er feine polle, pou tieffter Siebe jur HTenfchheit eingegebene 
IDirffamfeit, h>er war er Krjt unb £ehrer jugleicb. Cieft 
mau nur bie erften Sä^e feines £eitfabens für ben £}eb= 
ammenunterricht, bie als Einführung in bie Porlefungen 
anjufchen finb, fo erfennt man fdjon ben wahren HTenfchen« 
freunb UTay in allen ^afern feines Denfens. Sie lauten: 
„Siebe ^reunbe, nujbare IDehemütter! UTenfdjen finb es, 
herrliche ©efchöpfe ber Ullmacht, fchöne artige Kinbergen, 
brape rechtfchaffene Hausmütter, het5ige Ehegattinnen, welche 
euren Hänben, eurer ©bforg, eurer ©efchicflichfeit anper» 
trauet werben — wie ebel ift alfo ber ©egenftanb eurer 
Befchäftiguug, welch hinimlifhes Pergnügen für eine IDeh« 
mutter, wenn burdj ihte ©efdjicflidjfeit bie ^rüdjte ber 
ehelidjen Siebe erhalten, bie in ©efahr fdjwebenbe UTutter 
gerettet unb Stäbte wie Dörfer mit gefunben fernhaften 
IDeltbürgern bepölfert werben." 8 ) 3 n 5 ra ge unb Untwort 
wirb fobann all bas, was eine Hebamme wiffen mu$, er« 
fdjöpfettb behanbelt unb bei jeber ©eiegentjeit immer 
wieber nädjft bem Perftanbe an bas appelliert. 

<5u ber Hebammenfdjule trat als weitere bauernbe 3 n * 
ftitution bas Kranfenwärterinftitut im 3aht« 1781/82. H' et 
begann ber Sturm gegen UTay unb jwar im mefentlidjen 
pon feinen ^adjfollegen. HTan rümpfte bie Hafe, juefte bie 
Kdjfelit, wi|elte unb fpöttelte über bas Unternehmen, unb 
als alles bies nidjt nü^ti, ftempelte man es als eine «gudjt» 
anftalt für Kurpfufdjet. Der Hnfturm aus bem eigenen 
£ager fanb 2TTay gewappnet: hatte er hoch fdjon in feinem 
„Stolpertus, ein junger itejt am Kranfenbette", bie Sauge 
feines Spottes wie feinen ehrlichen H a § über alles mebi* 
jinifdje Quacffalbertum, auch wenn es auf noch fo h°h em 
Kothurn einherfdjritt, ausgefdjüttet. So parierte er auch 

6 ) Dermifdjte Sdjrifteu. S. 1 (. \ 2 . 

fl ) Dermifdjte Sdjrifteu. 5. 7(. 

7 ) Die fieben cEobfünben. ((Erot; biefer oon UTay tjerrütjrenbeu 
Ztnmerfung ift uns ber Sinn biefer 21nfpielung nidjt oerfi&nblidj.) 

•) Unterridjt für bie pf&ljifdjen Jjebammen.^ Efirwort. 

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an biefer Stelle alle non fleinlichfter (Engherjigfeit unb 
blöbefteu ^unftanfchauungen eingegebeneu Ungriffe unb 
Berleumbungen unb hatte bie Bürgerfd)aft unb not allem 
ben £)of auf feiner Seite. Biefe Uusbilbung non 'Kranfen' 
martern mar unb blieb eine feiner mefentlichfteu Aufgaben, 
falj er boch mit Hect)t in einem gefcfoulten pecftänbnisoollen 
Pfleger am Kranfenbette eines ber erften (Erforberniffe 
rationeller Behanblung. Unb um biefe IDofyltfyat auch 
minberbemittelten Kranfen juteil merben ju laffen, ocran« 
ftaltete er alljährlich eine Kollefte, aus bereu Ertrag bte 
arme Kranfe pflegeuben IDärter bejaljlt mürben. 3 U aller* 
jüngfter ^eit erft ftnb oott nerfctjiebeuen Seiten Begebungen 
im (Sange, aud) auf bem £attbe bie Kranfettpflege ju 
organifteren, mo bisher biefes ^elb nöllig brach gelegen 
hat. ZDas im jmanjigften 3al?rljunbert nod) in ben Kinber« 
fdju^en ftecft, hatte <£ttbe bes achtjehuten ber unermüblich 
forgenbe Ulay bereits pollbracht: <£r unterrichtete bie Dorf« 
hebammett im Kranfenmartbienfte, auf bafj „fdjäblictje 
Hlifjbräuche unb Borurteile bei ben Kranfheiten bes £anb« 
oolfes ausgerottet merben föitnen", unb er peranlafjte es, 
bafj fein Ceitfaben für Kranfenmärter non ber furfürft« 
liehen Regierung unentgeltlich im gaumen £anbe an bie 
Pfarrer, Schulmeifter, IDunbärjte unb gebammen jur 3 11 ’ 
ftruftion unb Belehrung abgegeben mürbe. Das ZTtaterial, 
aus bem fich biefe Kranfenmärterfchule jufammenfe^te, 
maren teils bisherige Ulmofenempfänger, infomeit fie noch 
fräftig unb nicht $u alt maren, teils junge ZDunbärjte, 
ZDitmen, Kinbsfrauen fomie fchliejjlich bie fchon au ben 
Spitälern bisher in Chätigfeit gemefenen IDärter. Be* 
fonbers lobenb ermähnt ZHay unter feinen Schülerinnen 
jmei jübifdje junge UTäbd)en, t>on benen befonbers bie 
eine, 3 u, *9f er ®lücfge ©allin, ft<h bei ber öffentlichen 
Prüfung burch gefctjicfte Untmorten ausjeichnete. Biefe 
Prüfung fchlofj ben breimonatlicheu Kurfus, ber ZTatur« 
lehre, Biätetif unb Beobachtungslehre am Kranfenbett um« 
fafjte, ab; ber Unterricht in ber Haturlehre mürbe ron 
Bemonftrationen im furfürftlidjeu Kabinet feitens bes pro« 
feffors fjemmer begleitet unb hiebet ein fpejiellec tDert 
auf bie Unterfuchung ber fiuftbefdjaffenheit in ben Kranfen« 
jimmern gelegt. Ber beftanbenen Prüfung folgte ein 
Utteft über bie Uusbilbung, bie brei beften «Ejaminanben 
erhielten filberne Benfmünjen unb öffentliche Unerfennuug. 
Uus ben Uechenfchaftsberichten erfehen mir bie praftifche 
Bebeutung biefes mürben im 3 a h cc l? 82 

allein „U8 hilf* unb martungslofe Kranfe burch gelernte 
Kranfenmärterinnen in ben gefährlichften Kranfheiten be* 
bient, ^üt Cag unb Hacht erhielt jebe IDärterin, meil fie 
fich bei Urmen oerföftigen mufj, im Sommer 2^ Kr., im 
XDinter unb nad} Unterfchieb ber Kraufheit 30 Kr." Biefe 
Bejahung erfolgte, mie fchon oben ermähnt, burch frei¬ 
mütige Sammlungen. 9 ) 

Bie öffentliche Chätigfeit ^ranj Unton ZtTay’s fanb 
mit biefen bem Ullgemeinmohl bienenbeit_ Schöpfungen 
nodh feine ©renje: Unfangs ber neunziger 3 a h c e begann 
er öffentliche Borlefungen übet Körper« unb Seclcnbiätelif 
ju halten, bie aufjerorbentlich ftarf befuetjt maren unb in 
benen tiefes Berftänbnis für bie Hegungcn ber Bolfsfcele 
fjaub in f)attb gingen mit leid)tperftänblicher flarcr Bor« 
tragsmeife unb einem unerfchöpflichen i)umor. ZDer biefe 
^aftenprebigten ä la Abraham a Sancta Clara lieft, mitb 
feine helle jjreube an ber urmüchftgen Uusbrucfsmeife, ben 
treffenbeu Bilbern unb Bergleichcu haben, bie dou überall 
her, aus bem täglichen £eben wie aus ber fcfiftoric unb 
aus politifd) aftuellen (Ercigniffen h cra ngejogen mürben. 
Unb überall hinburdj als ©runbprinjip aller Unfchauungen 
unb Cehren bas ©ebot: bem (Entftehen ber Kranfheiten 
porjubeugen burch eine pernüuftige, natürliche £ebensmeife. 


*) 21nf analogen (Srunblagen beruhen ja and; bie erfl in jiingften 
geilen m cerfdjiebenen StSbten ins Heben gerufenen Qauspflegeoereine. 


Unb HTay mar es mieberunt, ber auch bas fo belifate 
©ebiet ber ©efchlechtsperhältniffe bes 2Uenf<hen jurn ©egen* 
ftanbe öffentlicher (Erörterungen machte, inbem er eigene 
Borlefungen über bie michtigften ©egenftänbe bes ©he« 
ftanbes unb ber Kinbererjiehuitg peranftaltete unb biefelben 
mechfelmeifc bie eine ZDoche t>or grauen, bie anbere por 
Zttännern hielt. ZUit pollfter ©ffentjeit unb tiefem ftttlichen 
(Ernfte hat er fich in biefen Borträgen über alle bas ©e« 
biet betreffenben fragen geäußert, fchouungslos bie Schäben 
aufgebeeft, bie aus Uumiffenheit unb falfcher Scham reful» 
tieren unb Utütter mie Bäter jur thatfräftigen ZTIithüIfe 
an biefer michtigften aller gefellfchaftlichen 5 ra 9 e11 h eran * 
gerufen. 

Ulay hat ein pölliges lErjtchungsfyftcm nach biefer 
Hidjfung hin ausgearbeitet unb gelehrt, mie eine peritünftige 
ZUutter ihre Coctfter, ein ^ausuater feinen Sohn rot bem 
entfeheibeuben Schritt aufjufläreu unb baburch Cafter mie 
uitfelige Utifjoerftäubniffe ju rerhüten habe. ZDährenb 
mir im Uugenbiicf unter bem tiefen (Einbrucf ber (Er* 
feuutnis ber fojialen Bebeutung ber ©efchlechtsfranfheiten 
fteheu unb bie ZTXittel ermägen, bie bemgegenüber ju mählen 
ftnb, hat por über \00 3ah> ; en bereits ein flarbücfeuber 
Urjt ein ganjes Programm in biefer bie ©runbpeften bet 
©efellfchaft erfchütternben ^rage entmicfelt unb burch’ 
geführt. 

ZTTay’s Schriften enthalten no<h eine fetjier unerfctjöpf« 
liehe ^ülle pon Unregungen maituigfachfter Urt, fo feine 
Uuffätje pon bem <£influ| ber Komöbien auf bie ©efunb« 
heit arbeüenber Staatsbürger, pon ben Kranfheiten ber 
Sctjaufpieler unb ber Schmierigfeit, biefelben ju behanbeln, 
pon ben Schäblichfeiten unb gefunbheitlichen ©efahren ber 
Heifenben ic. tc., unb in ihnen allen fpiegelt fi<h fein un- 
ermübliches IDirfeu für bie allgemeine ©efuubheitspflege 
mieber. Befonbers mertooll ijt fein Büchlein „Bte Kunft, 
bie blühenbe ©efunbheit ju erhalten", meil ftd) in ihm eine 
burdjaus fyftematifd;e Einleitung jur Pflege bes gefuubett 
mie franfen Körpers finbet, unb es barin einen ber be* 
adjtensmerteften Borläufer ntoberner populärer lüerte 
barftellt. Uus bem reichen 3 n halt greifet! mir einiges 
heraus; im Riebet fieht er nicht mehr eine mit allen Bütteln 
ju befämpfenbe gefährliche (Erfdjeinung, fonbern bereits 
entfpred)enb mobernen miffeufchaftiichen Unfchauungen eine 
rooljlthätige Xeaftion ju (Eliminierung bet Kranfheitsurfadjen: 
„Bas mirffamfte Büttel, beffen fid) ber tierifdje ©rganis* 
mus beim funftlofett f)eüen bet Kranfheiten bebient, ift 
bas Riebet, bas ift bie lärmenbe, ^roft, Qi^e, Burft, ©lieber« 
reifjen unb fouftige läftige (Erfcheinuttgen erregenbe Chätig* 
feit bes gereijten Heroen« unb ©efägfyftems, meld)e fo 
lauge mit mehr ober meuiger Sebhaftigfeit fortbauern, bis 
ber bie Kranfheit erjeugenbe Stoff entmeber burch irgenb 
eine Krife aus bem menfchlid)en Körper hii‘« j c99 e f c hafft, 
ober burd) bie ihn umfdjaffenbe Cebensfraft unfdfäbüch 
gemorben ift. Banadj mu§ eine pernünftige Kranfenpflcge 
bett oft fobettbett ^ieberattfall bei einem Kranfen beurteilen 
unb bie auch brettuenbe ^ieberhih« oft mehr für eine mohl* 
thätige als nachteilige ©rfcheinung halten. Unb eine 
oerftänbige Pflege bes Kranfen ift in ben 
meiften fällen ber befte Ubleiter bet bem 
Kranfen broljcnben Cebensgefahren." Hachbem 
er noch Pfleger unb Pflegerinnen bie ftrengfte Beobachtung 
aller ärjtlicbcn Borfchriften aufs einbriitglichfte eingefdjärft, 
geht er baju über, bie fpejielle Ktanfenpflege in lofe an 
einanber gefuüpften Kapiteln eingehenb ju befpredien. €r 
beginnt mit bem Kraufenjimmer unb beffen Cuftoerhält* 
niffen, beren tiefgehenbe Bebeutung für bas JDohl unb 
ZDehe bes Kranfen ihm ooll unb ganj bemüht ift. „(Es 
ntufj bie erfte Sorge einer guten Kranfenpflcge fein, bie 
Kranfenjimmerluft je öfter befto beffer ju reinigen unb 
biefe Heinlichfeitspflege nach Berfdjiebenheit ber Kranf« 
heiten, insbefonbete bei anfteefenben fiebern, als eines ber 
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wirffamften ©enefungsmittel anjufehen unö 5U oeröoppeln." 
3n öem Beftreben, alle Schladen unö fcbäblicben ©afe 
aus öer Umgebung öes Kranfen ju oerbanneit, gebt er 
auf alle Details mit einer bewunöeinswerteu ©rünölichfeit 
ein, fo oerbietet er öie Aufbewahrung getragener £eib> 
wäfche refp. Bettwäfche im Kranfeiijimmer, orönet er öie 
fofortige (Entleerung aller menfdjltcben Bebürfniffen bienen* 
Öen ©efäge, öer Speinäpfe ic. ic. an. Der Koglen* 
öampf in Öen Kranfenjimmern, öer ©elbampf oon Bucht* 
lichtem oerunreinigt öie Stubenluft unö ift befonöers £ungeu* 
franfen unö Engbrüftigen nachteilig. Alle Bachtlichter 
follen »or öem ^«nfter in ber freien £uft aufgeftellt werben 
unö öurcfjs ^«nfter ^ereinleucf|ten. Dichte Borhänge um 
öas Kranfenbett finö öem Kranfen ebenfo nachteilig als 
engräumige Alfooen, feuchte unö fctjimmlige Kammern. 
IDachholberförner unö fonftiges Kaucbtuerf oerbeffern in 
Öen Kranfenftuben jwar Öen ©eftanf, aber feincstoegs 
öie £uft. Er giebt genaue Anweifungen, toic oft unö 
in welcher IDeife öie Kranfenjimmer gereinigt werben, 
toieoiel ©rab öie Omperatur öesfelben betragen, wie eine 
wirffame IDafferoerbunftung oorgeuommen werben, welche 
Ula^regeln bei anfteefenöen Kranfbeiten 511 ergreifen ftub. 
Kranfenbett unö Kranfenfleiöung bilöen Öen 3nhult weiterer 
Kapitel. fjöchft amüfant ift öabei öie treffeuöc Schilöerung 
oon Öen öamaligen ©ebräuchen, öie er in öer (Einleitung 
giebt unö öie vielleicht auch in unterer ^eit noch nicht 511 
Anachronismen geworben finö. „©cwöhnlidj glaubt mau 
öem Kranfen fein Schicffal ju Iinöern, wenn man öem* 
felbett ein weiches, reichlich ausgeftopftes ^eöerbett jube» 
reitet, Öen Kopf mit warmen Ulügcn, Öen f}als mit bitten 
Cüchern unö öie Bruft mit wollenen £appen einhüllt, öa* 
mit öer Schweiß öefto häufiger h« r uorbrechen unö öer 
Kranfe fich gar nicht erfälten möge. Ulan wähnt, öie 
Bettlaöe muffe mit einem Dorljang umgeben fein, öamit 
feine Zugluft Öen Kranfen berühren unö feine Stuben* 
fliegen Öenfelberi beunruhigen mögen. ‘UTit fupfernen 
Bettpfannen unö ©Iutfohlcn wärmt man öas Kranfenbett. 
Bon Schweig befeuchtete £eintücher wechfelt man nicht mit 
troefenen, aus furcht »or (Erfältung. Den oon ^ieberbige 
glühenöen, nach einem fühlen £ager feufjeuben Kranfen 
lägt man halbe IDoche lang liegen, ohne öas Bett $u er* 
frifchen. Ulan nimmt weöer Rücf ficht auf öie 3 a h res ’ 
jeiten, noch auf öas Alter öes Kranfen, weöer auf öie 
XDefcnljeit öer Kranfheit, noch auf öie befonöeren Eigen» 
heiten öes £eiöenöen, unö gleichwohl foröert öie Bet* 
fchieöenheit öiefer Berhältniffc befonöere Sorgfalt fowoljl 
für öie £iegeftatt als für öie Kleiöung öer Kranfen." 
Aufs Energifchfte weuöet er fich gegen öas <5ufammenlegen 
franfer Kinöer mit anöeren ©efchwiftern, gegen öas Ein* 
paefen unö Einhüllen oon ^ieberfranfen. Er Derlangt, 
öag öas Bett im Zimmer frei hingeftellt werben folte, öa* 
mit es oon allen Seiten frei jugänglid) fei, öag möglichft 
Roghaarmatragen oerwanöt, öag öie Bettücher faltenlos 
angebracht, öag öie Kopffiffen füllen oon £eber haben 
follen, öag öie nur mit leichten Eüchern ober Decfen be* 
öeeften 5' c berfranfen oor allem ihr Bett öfters wechfeln 
unö in ein frifetjes gebracht werben, öag fte öfters in öet 
^ieberhige mit faltem IDaffer abgewafchen weröen follen. 
„Der fluge Kranfenwärter lerne, öag in h'g'y c11 fiebern 
ein Cuftbaö unö ein fühles Bettlager leichte, oöer gar feine 
Befleiöung öes Kranfen oft mehr als Arjneieu wirfen." 
Eine peinliche Pflege öer £)aut hält er für unerläglict); 
bei Beginne öer Kranfheit foll möglichft ein lauwarmes 
Baö oöer wenigftens eine Abwafcfjung öes ganzen Körpers 
oorgenommen, währenö öer Kranfheit follen nie ÜDafdjungen 
öes ©efichts, öer i)änbe, Reinigung öes UTunöes unö öer 
<3äh n * unterlaffen, foll fleigiges IDechfeln öer IDäfche oer* 
anlagt werben. 

Diefe fnappe Sfijjierung öürfte genügen, um ein 
Bilb oon öer Reichhaltigfeit öes Büchleins ju geben. Er* 


fchöpfenö fann öiefer ©ef unbljeitsf atechismus an ootliegen* 
öer Stelle faum behanöelt weröen. 

Bon öer Parteien ©unft unö £)ag oerwirrt, hat öas 
Eharafterbilö ^ranj Anton Ulay’s gefchwanft unö mugte 
es fchwanfen in einem Zeitalter, öas mit feiner öer Batur 
abgefehrten 3becnflucht öie Pfaöe unö <3iele eines öie 
natürlichen ©efunbljeits* unö fjeilfaftoren in wefentlichftem 
Ulagc würöigeuöen Ulannes nicht $u erfennen ocrmochte. 
3n öer ©efdiichte aber fteht 5 c anj Anton Ulay als einer 
öer oeröieuftoollften Borfämpfer öa, in öeffen Bruft jener 
hehre hYSienifhe ©eöanfe feimte, öer h«ute 5 um »allen 
Bewugtfein öer Kulturi\'.?or gelangt ift. 


3ur (Befdjicfyte oon Doffenheim. 

Don Sanbgeridjtsrat Igufffdimtb in Konftanj. 

ITadjbrurf oerboten. 

3n Doffenheim weröen in farolingifcher <3eit unö jwar, 
was öamals in flehten ©rten nicht fefjr häufig öer ^all 
war, fogar $wei Kirchen erwähnt. Es fchenften nämlich 
öent Klofter £orfch am 27. Dejember 79$ Outbalö unö 
feine ©entahlin Ojeotcrat (wohl richtiger: Eheotgarö) in 
Doffenheim im £oböengau eine Basilica unö alles, was 
jur f}ube felbft gehört, 1 ) unö am ^ebruar 820 öie 

Brüöer Ruoöiug unö IDerinbalö eine Ecclesia in Doffen* 
heim mit allem Zubehör. 2 ) IDelcbe oon öiefen beiöen 
Kirchen (benn um eine unö öiefelbe fann es fich faüm 
hattöeln) auf öem Boöen öer heutigen Simultanfirdje ftanö, 
lägt fich toohl nur oermuten. Abgelegen öaoon, öag öie 
Scgenfuitg öes Outbalö unö feiner ©entahlin in eine 
frühere <3eit fällt unö es anjuitchmen ift, öag öie jüngere 
Scheidung öer Brüöer Ruoöiug unö IDerinbalö mit öer 
heutigen Kirche eher im <5ufammenhange fteht, fpriegt für 
letzteres auch bet Umftanö, öag teils biefe Brüöer, teils 
ein weiterer Brüöer, öer ©eiftlicge Erlibalö, Söhne öes 
©unthelm, in Bergheim (jegt £)eibelberg), Doffenheim, 
Eppelheim, ©renesheim (©renjgof), Ulingolsgeim, Bug¬ 
lod) unö IDieblingen begütert waren unö an allen öiefen 
©rten öas Klofter £orfch bebauten, 3 ) alfo ficherlid) einem 
wohlhabenöeren ©efcglecgte angehörten, als öer fonft nicht 
weiter Dorfommenöe Outbalö, unö öarum oielmegr be* 
ftrebt gewefen fein mochten, öeffen Schenfung reichlich ju 
überbieten. Auch oeröanfte öas Klofter £orf<h öer ^rei* 
gebigfeit öer Brüöer Erlibalö unö IDerinbalö öie Kirche 
in XDieblingen. 4 ) Um öiefc Schenfungen richtig 5U oer* 
ftehen, ift folgenöes $u beachten. Urfprünglich ftanö nur 
öer Kirche öes Bifchofs, hi ec bes Bifchofs oon IDorms, 
öie Berwaltuug öes Eauffaframentes $u, welche in Deutfch* 
lanö feit öem achten 3ah r h u nöcrt auch einjelnen öffentlichen 
oöer £eut*Kirchen auf öem £anbe gewährt wuröe unö öie 
öcshalb Cauffirchen (ecclcsiae baptismales) hiegen. Beben 
öiefen waren aber, wie h*er in Doffenheim, im Caufe öer 
^eit oon begüterten ©runöherren jahlreicge Kirnen (oratoria, 
capellae, basilicae, eedesiae) errichtet woröen, öie im 
Prioateigentume öer ©rünöer unö ihrer Rechtsnachfolger 
ftanöen unö oon ihnen befegt würben. Solche ©ottes* 
häufer hatten im ©egenfage ju Öen Otuffirchen feine Ber* 
waltung öes Cauffaframentes, fonöern waren öeren 
Pfarrern unterworfen, erlangten jwar öaöutch, öag ge 
famt ©ütern unö Einfünften an ein Klofter gefct)enft 
würben, öie oollcn Pfarrredjte, oerblieben aber trogbem 

x ) Cod. Laur. 1,^35 ZTr. ^ ^2: „basilicam et quidquid ad ipsam 
hobam attingit.** 

*) Cod. Laur. t^37 7Xv. <H5: „ecclesiam in Dossenheim et ih 
ipsa villa quidquid ad illam ecclesiam pertinet.“ 

3 ) Cod. Laur. \ ZTr. 415, 7^3, 71*, 715. 2 Hr. 2291* 

•) Cod. L..,. , Bfg.äÄi^'GOOgle 



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unter ber Kufftcht bes Keftors btt Cauffirdje ((Erjpriefters, 
Sanbbefans). 

So hatte burcfj Sctjenfung an bas Klofter Sorfch bie 
Kirche in Doffenljeim bie Pfarrrecbte unb biefes felbft bort 
bas Patronatsrecht erworben. IDelctjcr Cauffircfje bie 
Doffenheitnet Kird)e fortan unterworfen war, ift uns nicht 
überliefert. (Es ließe ftcij an bie Kirche bes nahen Sabeit- 
bürg benfen, bie fetjou 78? erwähnt wirb. 5 ) DDaljrfctjeiu* 
lieber war es aber bie in tBeinheim. (§war ift fie erft 
86 ( urfunblidj bejeugt; 6 ) bod) war tBeinheim, wenigftens 
in fpäterer <3eit, Siß bes Sanbfapitcls, 7 ) welches bas ©e- 
biet bes tBormfer Sprengels jtoifchen Kljein, Hecfar unb 
ber Bergftraße umfaßte. 3 n folgcnben <3eit blieb bas 
Klofter Sorfch im Befiße i>on Doffenheim. So perlieb Kbt 
f)umbert (1033—1037) bie bortigen ergiebigen unb beften 
IBeinberge, beten (Erjeugniffe oon alten feiten Ijer für 
bie ITleffe beftimmt waren, als Sehen. 8 * ) 

Hörblidj oon Doffenheim auf einem Borfprunge bes 
©elbetges liegen bie Crümmer ber Burg Schauenburg, °) 
beten Harne juerft in einer Urfunbe bes <£rjbifd)ofs 
Kbalbert I. r>on Hlaittj oon ((30 erwähnt wirb, bie bie 
Stiftung bes Klofters Bifdjofsberg (fpäter 3ol?aunisberg) im 
B^eingau burch ben (Erjbifdjof Hutharb oon Hlaittj erjäljlt 
unb unter ben beugen ben ©rafen Bertolf oon Sinbenfels 
unb ©erwarb oon Schauenburg (Scöweburch) anführt 10 * 12 ) 
Unter Bertolf, ber in fedjs Urfunben aus ben 3 a h ten ' 


gefehlte ben größten (Einfluß ausübte, fonbern aud) (((3 
bie IDürbe eines lothriitgifdjen, fpäter rljeinifchen Pfalj- 
grafen erhielt, bie Kalwfdfe fjausmacht unb als Klofter« 
oogt bie Sorfcher Scheu feines Baters, ju beneit in furjer 
^eit burd) ben Cob ihrer ©räger noch fieben weitere, 
fog. „oollehen" Ijiujiifamcn, l7 ) währeub Kbalberts III. 
Sohn, Kbalbert IV., bem in erfter Heiße bie Ullobe unb 
Seljeu hätten jufommen follcn, wie cs fct|eint, nur mit ber 
Kalmfcßen Burg unb ©raffebaft Söwcnftein (0.«K. XDeins* 
berg) abgefuubeu würbe. Hachbem aber ©ottfrieb am 
6 . ^ebruat in einem ber 3 a h te ((3(, ((32 ober ((33, 
ohne einen Sohn ju hiutcrlaffen, geftorben unb auf ben 
©eniahl feiner Cochter Uta, f)erjog IBelf VI. bie tjaus« 
befißuugeu unb bie Sehen ©ottfriebs übergegangeu waren, 
beanfpruchtc um ((33 ber oermögensrechtlid) benachteiligte 
©raf Kbalbert IV. bie colle bjälfte ber Kal wer Kllobial- 
erbfdbaft. Da bem nicht entfprocheu würbe, bemächtigte 
er fich ber oon bem IBelfcn befeßten Burgen Kalw unb 
Sinbelfingen (0.-K. Böblingen), worauf eine Kusföhuung 
jwifeßen beiben ju Staube fam. 

Selbftoerftänblich war bas Ulofter Sorfch genötigt, ju 
ber ^frage Stellung ju nehmen, ob bie 00 m pfaljgrafen 
©ottfrieb unb fchon oon feinem Batet, Kbalbert II. Don 
Kalw befeffenen Klofterleßen im UTannesftamme oerbleiben 
unb bemgemäß ©ottfriebs Heßen, Kbalbert IV. jufallen 
ober ob fie auf ©ottfriebs Schwicgerfohn EDelf VI. über- 


((23—((3( als ©raf oon Sinbenfels erfcheint, fann faum 
ein anberer als ber Sorfcher Schirntoogt Bertolf ber jüngere 
gemeint fein, ber in ber Sorfcher <Eh ton ^ juerft jwifeben 
(((6 unb (((8 oorfommt 11 ) unb bem fie fpäter, offenbar 
mit Hücfficßt auf feine richterliche Cätigfeit, außerbem 
ben Citel ©raf (comes) beilegt. 12 ) ZTTit ber Burg Sinben* 
fels war er ohne Zweifel oom Klofter Sorfch belehnt. 
IDelchem ©efchlechte er aber angehörte, ift nicht ganj 
fidjer. (Er war wohl ein Sohn bes Sorfcher Schirmoogtes 
Bertolf bes älteren, ber jwifchen (077/88 unb ((06 er» 
wähnt wirb unb in bem tBencf 13 ) einen ©rafen oon £)enne» 
berg oermutete. ©her fd)einen beibe aber bem ©ebiete 
bes heutigen XBürttemberg 51 t entflammen, IBenigftens 
nennt bie Sorfcher Chronif ben ©rafen (Egeno oon Baihingen 
(aus einer Hebenlinie bet ©rafen oon Kalw) einen Ber- 
wanbten (cognatus) bes (älteren) Bertolf. 14 ) 

©erharb oon Schauenburg war ein Bruber bes Bifdjofs 
Siegfrieb oon Speier (((26—((^6) unb Sohn bes Sigharb 
oon IDolffölben (0.-U. UTarbach). 15 ) U)ie biefer ©erljarb 
in ben Befiß ber Schauenburg gelangte, ift uns leiber nicht 
überliefert. Dagegen finbet fid> in ber Sorfcher Chronif 
eine etwas bunfle, bis jeßt noch foft nicht beachtete 
Stelle über eine $el)be jwifdjen bem Sorfcher Schirmoogte 
Bertolf (b. j.) unb bem Bifchofe Siegfrieb oon Speier. 10 ) 
0 bwohl fte auf ben erften Unblicf jiemlidj unerheblich er¬ 
fcheint, ift fie, wie bas nachftehenbe ergeben foll, für bie 
©efdjichte ber Sdjauenburg nid)t ohne IBert. 

Späteftens feit (065 war ©raf Ubalbert II., genannt 
Ufinbart, oon Kalw ber oornehmfte ber jwölf ©berlehen« 
träger bes Klofters Sorfch (t (O99). Da fein älterer Sohn 
Kbalbert III. fefjon (09^ geftorben war, oererbten fich auf 
ben jüngeren Sohn ©ottfrieb, ber nicht nur auf bie <3«it- 

6 ) Cod. Laur. *,<*00 ZTr. 3^8. 

6 ) ZDirtemberg. Urfutibenbud? 

^ Krieger, Copogr. !t>örterbudj bes <Sro§^. Baben. 5. 876 . 

8 ) Chron. Lauresh. Mon. Germ. SS. 2J, ^10. 

•) alfb. scouwa, mbb. schouwe, fooiel als IParte, Wartlurm. 

Iö ) 5auer, ZTaffauifdjes Urfunbenbud? ^,\08 f. 

n ) Mon. Germ. SS. 2J,^3^. 

12 ) Das. 2[,WZ. 

15 ) bjefftfd?e £anbesgefd?id?te *,205. 

u ) Mon. Germ. SS. 2J,^29. 

16 ) Dgl. Klemm, Die Dertoanbtfdjaft ber Herren von Barfnang, 
(Dberrlj. geitfd^r. IX. J. U,512 f v 523. 

H ) Mon. Germ. SS. 2 \, ^36. 


gelten folltcn. libt Diemo (f U39) übeilieg nietjt nur, 
teilweife gegen ben IDilleu bes Kaifcrs Sothar, bie fieben 
erft ©ottfrieb oerlieheuen Bollleheu, auf bie Kbalbert IV. 
feinen Knfprud) t>atte, fonbern auch fd)on Kbalbert II. 
übertragenen Sehen, welche Kbalbert IV. als Kbfömmling 
bes erften ©mpfängers für fich oeclangen fonnte, bem 
l)erjoge IBelf VI. 18 ) ©ffenbar in biefe ^cit (etwa jwifchen 
((33 unb ((39) fällt bie oon ber Sorfcher Chronif be¬ 
rührte Begebenheit, baß jwifdjen bem Sorfcher Schirmoogte 
Bertolf unb bem Bifchofe Siegfrieb oon Speier eine uner¬ 
bittliche entftanbeu war, in ^olge beren bas ©ebiet 

ber Kbtei Sorfd) mit 5«uer unb Schwert heh« 9 «fucht würbe, 
baß Kbt Diemo brei mit ©olb unb Silber befdjlagene unb 
mit foftbaren Cbelfteineit gefdjmücfte Bücher unb ein 
golbenes Kreuj burd? ben Schirntoogt Bertolf jum pfanbe 
für bie (Erftattung ber Kriegsfoften feßte, baß aber webet 
Diemo, noch Bertolf biefe IBertgegenftäube einlöfte. 19 ) Der 
©runb biefer ^ehbe mag barin gelegen haben, baß Bertolf 
bie Knfprüdjc bes IBelfen unb baß Bifdjof Siegfrieb oon 
Speier bie feines Brubers ©erharb oon IBolffölben* 
Schauenburg, ber oielleidjt bie Hechte bes ©rafen Kbalbert IV. 
oon Kalw oertrat, oerfochten hat. Da meines IDiffens bie 
©ebiete bes Bistums Speier unb ber Kbtei Sorfch nicht 
aueinanber grenjten, fo fann ber Kampf wohl nur an ber 
Bergftraßc unb jwar in ber ©egenb oon Doffenheim ge- 
fpielt haben; anbers würbe es ßch faum erflären laßen, 
wie bie Sehnshoheit über bie Schauenburg aus bem jweifel* 
los Sorfcher Befiße in ben ber Speiret Kirche übet* 
gegangen fein foll, fo baß noch (3(2 Bifchof Sigibobo II. 
bie Burg Schauenburg mit allem Zubehör als Sehen feiner 
Kirche oon alters h er betrachtete. 20 ) Die fjerren oon 
Schauenburg, benen mit Kücfftcht auf ihre richterliche 
Cätigfeit einigemal ber Citel ©raf (comes) beigelegt 
wirb, 21 ) blieben bis ju ihrem Kusfterben (um (275) im 
Befiße ber Burg, worauf fte auf Crfanger oon Blagen- 

n ) Das. 2 1,43} f. 

18 ) Hist. Welf. Weingart. Mon. Germ. SS. 21 ,^ 65 . Chron. 
Lauresh. baf. 2^435. 

19 ) Mon. Germ. SS. 2{ r 436. 

20 ) „Castrum Schauwenpurg cum suis attinentiis universis, quod 
ab ecclesia nostra in feodum a retroactis temporibus est retentum“. 
Hemlittg, Urfutibenb. 3 ur < 8 efd?. b. Btfdjöfe 3 U 5peyer L^ b6 * 

21 ) U57. (Dberr^ein. «gettfdjr. ZT. (f. \ 2,523. — um U 90 . 
Acta. acad. Pal. 6 , 29 L — *223. Acta acad. Pal. 5,526. — *223. 
(Subenus, Sylloge t,j30. 

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tjeim (©.*21 Bracfenljeim), 5er fdjon )268 in einer Doffen» 
Reimer Ztngclegenljeit urfunblicg auf tritt 42 ) unb piclleicgt 
mit einer Scfyauenbucgcc (Erbtoctjtcr pcimäfylt mar, über» 
ging. Sctjon im (3. ^aijrbunöert mar mit bem Ccfycu 
Burg Schauenburg bie Bogtei über öte ©rte Doffciihcim 
unb tjcmbfcfyuljsfyetm, bas fpätere Zimt S.taueuburg, rer» 
fnüpft. 23 ) 

H)ie fcgon bemerft, ermarb 6 a* Klofter Cocfd; babui-cg, 
bag ihm 6 ie Doffenfyeimer Kirche gefctjeuft mur 6 e, 6 as 
patconatsrecfyt. Huf melcbe ZDeife un 6 mann bicfcs un 6 
bas regelmäßig bamit jufammenfyängcube < 3 el?ulrecf)t auf 
ben Bifcfyof po« IDoims überging, ift nictjt ju ermitteln. 
<£s ift nur befauut, bag nach bem am 22 . (Dftober 1291 
erfolgten ©obe bes IDormfer Bifctjofs Simon pou Schön» 
ecf pon einem ©eile bes Domfapitcls ber propft bes 
Stiftes St. Cyriaf in Heuhaufen t>or IDorms, cEbeifyti'b II. 
pon Strablenberg (über Scfyriesfyeim), pou bcm anbereu 
ber Propfi bes St. Paulsftiftes in IDoims, ©eifyaib aus 
bem ©efcf)lecf>te ber Haugrafen, jum Bifchofe gcmählt 
mürbe. Die (ßegeupartei uub ber Hat ber Stabt IDorms 
legten beim r5mif<heu Stuhle gegen bie IDalil «Eberljarbs 
Bertoaljrung ein, inbem jte iljm unter auberem Berfefyhmgen 
gegen bie Borfdbriften bes Kirchenrechtes pormarfen, meil 
et gegen beffen Becbot, mehrere Kircheuämter $u beftßen, 
Sdfolaftifer ber Speirer Kirche, Propft pon Heuhaufen 
unb bamit jugleich Ztrcfyibiafonus' 24 ) fei uub fecfys Pfart» 
pfrünben, nämlich im Speirer Sprengel in Bruchfal unb 
©eftringen, tm IDormfer in Schriesheim, Doffeuheint 
unb Kreujftetnach unb im ZHaiitjer in pfuugftabt inne* 
habe- 26 ) ©erwarb ftarb fchon am 5. 3uui 1293, unb 
<£bert)arb II. mar offenbar beftrebt, jt<h bie ©unft bes 
gefamten Domfapitels ju ermerben, inbem er im gleichen 
3 ahre bas ^ct^ntrcdjt in Betlesbach (Bärsbach) unb bas 
Patronatsrecht im benachbarten £)eiligfrcujfteinacb, mit 
melchen fein Heffe Konrab pon Strahlenburg pou ber 
IDotmfer Kird)e belehnt mar, 26 ) unb am \ 3 . Hopembcr 
1293 biefelben Rechte in Doffenheim, melche bie <£blcn 
©rfenger pon ZTCagenfyeim unb Rubolf pon Heuffen pou 
ber IDormfer Kirche 5 U Cehen trugen unb an biefe mit (ou* 
ftimmung bes Dogtes Smifer unb feines Brubers IDaltljer 
pon f)anbfcf)ul)sfjeim peräugert hatten, auf ben Defan unb 
bas Kapitel ber IDormfer Domfirctje übertrug. 27 ) 

$ür Doffenheim geht baraus Ijerpor, bag «Etfenger 
pon HTagenheim unb Rubolf pon Heuffen bamals bas 
c^ehnt» unb Patronatsrecht als Cefyeusleute ber IDormfer 
Kirche unb jmar moljl „jur gefamten fjanb" befaßen unb 
bamit ben pripatrechtlidjen Schuh über Doffenheim unb 
feine Kirche ausübten, mäljrenb bem Smifer pon fjanb* 
fchuhsheim als Bogt (advocatus) ber öffentlichrechtliche 
Schuh unb Schirm über bas bortige Kirchengut, bie melt« 
liehe Bermaltung unb bie ©erictjtsbacfeit juftanb. Dag 
©rfenger pon ZTCagenfyeim pielleidjt mit einer Shauen» 
bürget (Erbtochter permählt mar unb bag auf ihn bie Burg 
Schauenburg überging, ift fcfyon oben bemerft morben. 20 ) 
Rubolf pon Heuffen (®.» 2 C. Hürtingen) mar ber Sohn 
©ottfriebs pon Heuffen, eines ber fruchtbarften ZUinne* 
fänger ber beften <5«it, unb mit ©lifabeth pon Strahlenberg, 


22 ) Acta acad. Pal. 6,301. 

Kod? unb Wi fle, pf&h. Hegeften ZIr. 687, 689. Dahl, Bes 
fdfretbung bes Jfirftentums £orfdj. UrFunbenbud? 5» <*1, 69. 

24 ) 211 s folgern unterftanben ihm bie fpäteren £anbFapitel ZDeim 
heim unb Qeibelberg. 

26 ) Boos, IDormfer UrFunbenbudj 1,296 f. 

2# ) Sdjannat, Hist, episc. Wormat. 1,27 utib 295 . 

27 ) Daf, 1,16. <Es mar btefes wohl eine ber legten Zlmtshanbs 
lungen (Eberi|arbs, ber fd/ott am 16. ZTocember 1293 ftarb unb nad? 
ber jüngeren IDormfer Btfdjofsdjronif im Klofter Schönau beigefegt 
mürbe. (Boos, Quellen 3ur <Sefdjid?te ber Stabt IDorms. 3,6^** # ). 

* 8 ) möglich ermeife ift aud? ber tn biefer UrFunbe ermähnte 
(Erfenger 0. Öl. ber gleichnamige Sohn biefes in biefer (Segenb fdjon 
1268 auftretenben <E. v. irtageutjeim. 


einer HiAte bes BifAofs (£beri)arb II., oerljciratet. ©b 
er ebenfalls £rbe ber S^jauenburger inar ober ob er, 
weil burdj feine Dermdt^lun^ mit bem Bifchofe perfcfymägert, 
mit Doffenljeinter Selben beließen würbe, nta^ ba^incjeftellt 
bleiben. Die <5uftimmun^ ber f)anbfct?u^sl?eimer Brüber 
Swifer unb IDaltfyer 29 ) war entweber aus prinatrect)tltct)en 
(ßrüuben notweubig, weil fte oiellcicfet mit« ober eoentual 
belehnt waren, ober aus öffcutlicfyrecfytlicbcn, weil Swifer 
als Do^t bie 3 utei ’ e ff cu bc$ feit (252 au ben (£rjbifdjof 
von ITlainj gefallenen Klofters Corfcfy 5 U waljreu l?atte. 

Bon ber alten bcm itlärtyrcr St. partfratius ge« 
weiften ‘Kirche b a l fiA ntAts met^r erhalten. 2lu ber 
Sübfcite ber heutigen Kirche ifi ein tEurm angebaut, au 
beffen weltlicher Seite fiefj folgeitbe neun 

feilen befinbet: 30 ) 

Notandum est, quod incepcio huius 
turris 31 ) erat suh honorabili viro dumino 
Henriro inilite de Henscbuosheim, qui 
primum lapidem posuit et Di- 
ethero fratri eius sub f anno 
domini mccclxx°v ipsa die P 
ancracii patroni huius ecclesiae et 
sub Godelmano dicto More 
de Lutra plebano ibiidem. 

Demnach legte ben iSruubfteiu junt ©urme am ( 2 . ITlai 
(575 Hitter Heinrich r>on t^aubfebuhsheim, als (Sobelman 
UTore oon (Kaifers») Sauterit in Doffenheim Pfarrer war. 
Die auf ber 3 u f^ L ’*f^ benannten Brüber — oon benen 
Heinrich (365—(575 urfuubltch erwähnt wirb 32 ) uub beffen 
an einem ( 9 . September erfolgter ©ob tm ©otenbud} bes 
Klofters ©orfet} enthalten ift, 33 ) währenb Diether non (582 
an, (3 ( j5 als pfä^ifdter ijofmeiftcr, (395 als pfäl 5 tfd)er 
ITtarfcball uub um (^00 als mit bem Ejubgerichte in 
Doffenheim uub mit (Sütern bort uub in Ejanbfchuhsheim 
belehnt erfd?eint, 34 ) — befaßen jweifellos bamals noch bie 
gleichen Hechte in Doffenheim, wie bie in bet Urfunbc 
von (293 Dorfomntenben Brüber Swifer uub EDalttjer oon 
^anbfdmhsbeim (f. oben). 

Gleichfalls an bei* IDeftfeite bes ©urntes finbet fich 
folgenbe 3 ,l f c t? l ^f t: 

1£60 cecidit 
vSchauenburg. 

Sie begeht ftch barauf, baf pfa^graf ßtkbtii} ber 
Siegreiche, ber mit bem ©rjbifdjofe Dietrich II. 00 m ITlaiuj, 
aus bem ©efchlechte ber (ßrafen oon 3 f eu ^ ur 4 / befehbet 
war, (^60 oor bas bamals maii^ifcbe Schloß Schauenburg 
rücfte, cs in fünf ©agen (oom ( 6 . bis 20 . Hpril) einnahm 
unb bann fchieifen lieg. 35 ) Durch ben ^riebensfchlug üom 
( 8 . 3 U ^ famen Schlog Schauenburg unb bie gleich¬ 
falls maiujifcheu Dörfer Doffenheim nnb £)anbfchuhsheim 
in pfäljifcben Pfanbbeft^, 36 ) in welchem ge bis (623 blieben. 

Die t 7 ontige Kirche ftammt ihrer Bauart nach aus 
bem ©ube bes (5. 3 a ^^? un ^ ei:t54 ^ as 9othifd? e 


29 ) Beibc Fommen aud? tn einer UrFuube oon 1295 oor. (ßubenus, 

Sylloge 1,30^. 

*°) Dicfe fd?oit in HTone^ Babifd?. Krd?iü 2,130 abgebruefte 3n- 
fd?rift gebe idj ipieber unter Kuflöfung fämtlid^er Kbfür3uugen. Da- 
burch öag bie an ben (Turm angebaute Kirchenmauer ftarF oerpugt 
ift, ftub bie erften Buchftaben ber 2.—9. geile oerbccFt unb oon mir 
nach Illone ergä»i3t. 

8l ) 5tatt „hui. turri“, wofür ITTone „huic turri“ lieft. 

32 ) Koch uub tDille, Pfäl3- Hegeften ZTr. 3578, ^082. 

ss ) Dahl, £orfd?er UrFunbenbudj 5. 15^. 

3i ) Kod? unb IDille ZTr. ^^^6, 5510, 5620, 6065. 

M ) HTatthias oon Kemnat tu ben Quellen unb (Erörterungen 
3ur bayerifchen unb beutfehen c5efchichte 2,33. IHichael Beheim’s 
ZTeimchrouiF baf. 3,166. Speierifd^e (tt)rouiF in HToue’s Quellern 
fammlung i,^^i f. 

3Ö ) Kremer, (Sefchichte bes Kurfürften Biebrichs bes (Erften oon 
berpfaij. Urf. S. 2 U . ßj^^feOO 



123 


124 


Portal auf 6 er EDeftfeite tft fo!c$en 6 e 3 n f c *? r ift ange» 
brad)t: 

Saxa fundavit Coloman Johanes 
luce vitalis parochus suh ista 
ede priora. 

«Es fin 6 öies jtuei fappbtfcbe un 6 etn a 6 ontfd)er Hers: 



Sowohl 6 as Dersmajj, als 6 ie lateinifche Hus 6 rucfs* 
wetfe 6 euten 6 arauf tjin, 6 a| fictj Iper fcbon bumaniftifcber 
(Einfluß geltenö madjt. Der Sinn 6 er etwas bunflen 3 U * 
fcfjrift ift, bafj 3°t? an nes Coloman, $u Ecb^etteu Pfarrer 
(tu Doffenbeim), am gellen lichten ©aqe 6 en ©runöftein 
unter öiefer Kirche gelegt bat. Etad) firc^Iidjeu Dorfdpüfteu 
begann 6 er Sau 6 er (Iper: neu entfte^en 6 eii) Kirche im 
©ften. Der mit einem Kreuje behauene ©runbftein ppcgte 
an 6 er Stelle eingelaffen ju werben, wo ftdj fpäter 6 er 
Ejauptaltar erhob. HUmäblicb fdjritt 6 er Sau nach IDefteu 
fort, bis enblich 6 as portal erfteilt u>ur 6 e unö 5 war 5 U 
einet £eit, 6 ie, wie es fdjeiut, Coloman nidit mehr er* 
lebte. IHöglidprtDeife ift er iöentifdj mit 6 em ©eiftlicben 
3ol?annes Colman aus Speier, 6 er am 28. ©ftober (476 
in 6 ie £)ei 6 elberger Uniuerfitätsmatrifel eingetragen un 6 
am 7. STai (478 Saccalaureus würbe. 37 ) 

Had) 6 em XDormfet Synobale oon (496 batten auch 
6 amals noch 6 ie 2 TTitglie 6 er 6 es EDormfer Domftiftes 6 as 
Sefe^ungsredjt 6 er St. Panfratiusfirdje in Doffenheim, 
währenb 6 en Kittern pon Ejanbfchuhsheim 6 iefes Kecht 
binjid)tlid} bes 2 Tfarien= un 6 6 es Hifolaialtars suftanb. 38 ) 


2tn 6 er Horboftecfe 6 er Kircbbofmauer liegt ein Denf* 
ftein, 6 en idj $war fd)on in 6 eu (ßefd)id|tsblättern für 6 ie 
mittelrbeinifcben Sistljümer, 3 a ^ r 9 an 9 ( 88 4/ 5p. (45, be= 
fprod)en habe, 6 er aber 6 et PolIftän 6 igfeit b a ^ er h’ er 
wiebergegeben roerben foü. Hodj (43 cm h°d) unb 84 cm 
breit trägt er auf (6 feilen perteilt folgende 3 n f c ^ i: 'f t: 
Viator, ecce viatorem Wesphalum (!), qui petens Brug- 
saliam gurru (für curru) elapsus in via cecidit in hanc 
foveam 17. iuli(i) 1684. a(rchi) r(everendissimus) et perill 
(ustrissimus) d(ominus) Henricus Hermannus a Kercke- 
ring, eccl(es)iae Fritzlariensis canonicus, d(ominus) in 
Stapel, Giskin, Forck et Gievenhoff, requiescat in pace. 
Darüber befinben ftd> jwei IDappen, linfs porn Sefdjauer 
bas pon Kercfering’fdje, nämlich (in grünem ^elbe) ein 
(fUberner) mit brei (roten) Hofen befefcter redetet Schräg* 
halfen, unb red)ts porn Sefdjauer bas pon Socf’fdje, näm> 
lieh ein (fUberner) Socf (auf einem piermal rot unb filber 
quergeftreiften ^elbe). 

fjeinrid) Hermann pon Hercfering war als Sohn bes 
Sembarb pon Hercfering jum Stapel unb ber Kidimob 
pon Socf ju Sentmaring, Soeft unb ©repinghoff am 2 . Hpril 
(n. St.) (642 geboren. Seine «Eltern entftammten ^antilien, 
bie ju ben «Erbmännern in Htünfter in EDeftfalen jäteten. 
(£r war Kanonifus, fpäter auch Defan bes St- Petersftiftes 
in ^ri^lar an ber «Eber, perjid}tete aber auf biefe EDüröe 
nach einem 3 a ^ re / um für &ajj fein 

Hefte 3°bann Cubwig por ibm fterben follte, (ich ju per* 
beiraten. Sein Sruber Hlattbias, ber Hater 3°^ ann 
Cubwigs, war am 2 . ETTat (n. St.) (677 fürftbifchöflich 
fpeirifdber ©beramtmann in Srudjfal geworben 3 ®) unb 
ftarb bort am 25. ^ebruar («• 5t.) (684, wo er aud) be> 
erbigt würbe. Ejeinrid) Hermann batte fid? Porber bei ibm 
aufgebalten unb war im Segriffe, nach beffen ©obe ftdj 

’ 7 ) Coep/e, Die ITtatrifel 6 er Unioerfital lieibelbcrg (, 35 p 

**) (Dberrbein. geitfdjr. 27,393. 

•*) Hemling, (Sefdjidjte ber Sifdjöfe 3a Speyer 2 , 565 . 2 tnm. 1698. 


wieber nach Srucbfal ju begeben. Huf ber Heife bortbin 
gingen ibm am (7./27. 3uli (684 in Doffenbeim bie jungen 
neu gefauften pferbe burdj; er fprang aus bem IDagen, 
fiel in eine «Stube unb bradj bas «Scnicf. 40 ) Had> ben 
IDorten ,,in hanc foveam“ ju fdjlie^eit, befanb ftd) früher 
ber Stein mobl an ber Unglücfsftätte felbft auf bet alten 
^ranffurter Strafe, welche eine gewiffe Strecfe pon ber 
Kirdje entfernt ift, unb würbe erft fpäter an feinen jefjigen 
Hufbewabrungsort perbracbt. Der Derunglücfte foll auch 
in Doffenljeim bcigefc^t worben fein. £eiber beginnen bie 
Kirchenbücher ber fatbolifcheu Pfarrei erft mit ( 69 (, bie 
ber eoangelifchcn mit (73(. 41 ) 

Hon ben auf bem Dcnffteine genannten (Sütcrn, bie 
fämtlich bei ITTiinfter in XDeftfalen liegen, gehören bie 
eigentlich Kercfetiug’fcben, nämlich Stapel, (Sisfinf unb 
Srocf (fo wirb ftatt ^orcf 511 lefen fein) heute ben ^rei- 
herreu pon Drofte ju bjülsboff, genannt Kercfering 5 U 
Stapel. IDer bas mütterlicherfeits ererbte ©ut ©ieoenhoff 
(ober ©repiitgboff?) gegenwärtig befiel, ift mit nicht be* 
fannt. — 

Dorftebenbe feilen beabfichtigen feineswegs, bie ©e* 
fehiebte Doffenbeims etfchöpfenb 5 U erörtern, fonöern wollen 
nur bejwecfen, barauf hinjumeifeu, aud) für bie ber 
eiujelnen ©rte unb Surgen noch manches ju gefdjehen hat, 
um öarüber eine flare Sorftellung 511 erlangen, wie 5 . S. 
aus ben ©ebieten bes Hbtes pon fibrfch unb bes Sifdjofs 
pon IDorms fchließlich ein ©eil ber Kurpfalj b erDOi: 9 tug. 
freilich wäre es enblidj einmal notwenbig, bem Urfunben» 
buche bes Klofters £orfd> eine neue fritifdje unb bem 
Corfdjer grofen ©otenbuche, welches über 2000 Pcrfonen 
unb pielfad) ortsgefd}idjtliche Semerfungen enthält, über« 
haupt eine pollftänbige Husgabe juteil werben ju laffen! 


Die ©obelitts im Mannheimer Schloff. 

Don märte Ärtter-ntannheim. 1 ) 


„ZTtaria Zlntoinctte, (Ers^crjogtrt i>on ©efterreiefy, 
Königin t?on follte auf ifyrem IPege naef? Paris 

über Strasburg get^en (im ITTat \770). Die ^eierlid)feiten f 
burci) meld^e bas Dolf aufmerffam gemacht tuirö, 6 a§ es 
(Stofe in ber IDelt giebt, tmirben emjig unb fyäuftg por« 
bereitet, unb mir befonbers mar babei bas ©ebaube merf* 
mürbig, bas ju intern (Empfang unb 511 t Uebergabe in bfe 
fjänbe ber Kbgefanbten i^res ©emafyls, auf einer Kljein* 
infei jmifcfyen ben beiben 23rücfen aufgerici^tet ftanb. <£s 
mar nur menig über ben Boben erhoben, t^atte in ber 
ZTTitte einen großen Saal, an beiben Seiten Heinere; bann 
folgten anbere Zimmer, bie ficb noeb etmas l^intermärts 
erftreeften; genug es fyätte, bauerbafter gebaut, gar mofyl 
für ein Cuft^aus fyoljer Perfonen gelten fönnen. Was 
mict) aber baran befonbers intereffierte, unb mesmegen tdj 
manches Büfel 2 ) nidjt fronte, um mir porn Pförtner einen 
mieberfyolten Eintritt 511 perfebaffen, maren bie gemirften 
Capeten, mit benen man bas <San$e inmenbig ausgefcfjlagen 
Ijatte. £jier faly icb 511 m erften iTlal ein Eyemplar jener 
nach Kaffaers Cartonen gemirften Ceppicbe, unb biefer 
Knblicf mar für mief) pon ganj entfcfyiebcner IDirfung, in* 
bem bas Kedjfe unb Dollfommene, obgleid? nur nach» 
gebilbet, in BTaffe fennen lernte. 3 ^ QWi un ^ * arn unb 
fam unb ging, unb fonnte mid> nietjt fatt feljen; ja ein 


Die Herren unb Freiherren oon ^örel, 


40 ) v f a f? ne ron Holanb, 

Cöln, ^ 860 , I, 2,87 f. 93. 

41 ) IHitteilungen ber babtfeheu tjiftorifc^en Kommiffton Hr .^3 5 .99. 
*) XTTtt freunblicher (Genehmigung ber Derfajferin entnehmen wir 

biefeix 2luffat3 ber „FranFfurter Leitung'' rom 5. F e ^ rttar t 9 03 , 
Ho. 36 I. Öie Heb. 

*) <£in fleines, bamals furrentes Silberjiücf. 

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S'gle 



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126 


Dergeblid)es Streben quälte mid), weil id) bas, was mid) 
fo außerorbentlid) anfprad), aud) gern begriffen hätte. 
£jöd?ft erfreulich unb erqiücflid) fanb id) öiefe Hebeufäle, 
befto fd)recflid)er aber ben tjauptfaal. Diefeu hatte mau 
mit oiel größeren, glän^euberen, reicheren unb Don ge* 
brängten Zierraten umgebenen bjauteliffen behängt, bie uad) 
©entälben neuerer ^ranjofen gewirft waren. 

„Hun b^tte id) mid) idoI)1 aud) mit biefer HTaitier be» 
freunbet, weil meine (Empftnbung wie mein Urteil nid)t 
leid)t etwas Döllig ausfdjloß; aber äußerft empörte mid) 
ber ©egenftanb. Diefe Silber enthielten bie ©efd)icbte dou 
3afon, iTlebea unb Kreufa, unb alfo ein Beifpiel bei* uit* 
glücflid)ften bjeirat. < 3 ur £infen bes (Ehrones fal) mau 
bte mit bem graufamften Cobe ringenbe Braut, umgeben 
non jammerpollen Ceilnehmenbett; jur Ked)ten entfette fid) 
ber Dater über bie ermorbeten Ktuber 5 U feinen Füßen, 
tpäl)renb bie F ur i e au f & em Dracbenwagen in bie £uft 
jog. Unb bamit ja bem ©raufanten unb Abfd)eulid)cu 
nid)t aud) ein Abgefd)macftes fet)le, fo ringelte fid), hinter 
bem roten Sammt bes golbgeftiefteu O)rourütfens, rechter 
fjanb ber weiße Sdjmeif jenes <5auberftiers h en >°r, in* 
jwifdjen bie feuerfpeienbe Beftie felbft unb ber fte be» 
fämpfenbe 3afon Don jener foftbaren Draperie gä^lid) 
bebeeft mären." 

Alfo ©oetlje in „Dichtung unb EDaf)rheit". 3 m 
weiteren Derlauf biefer Straßburger Begebenheit Derleil)t 
ber Dichter nod) feiner (Empörung Ausbrutf über bie ©e* 
fd)macflofigFeit, „einer jungen Königin bas Beifpiel ber 
gräßlidjften f}od) 5 eit, bie Dielleid)t jemals uoll^ogen worben, 
bei bem erften Schritt in il)r £aub fo unbefounen Dor’s 
Auge ju führen.'' 

Ueber ben Derbleib jener dou ©oetlje fo fehl* ge* 
priefeuen Copie nad) Kaffael’s Cartonen — es hobelte 
ftd) jebenfalls um „La guerison du boiteux“ aus ber Serie 
„Les Actes des Apotres“ — ift uid)ts mehr ermittelt 
worben. Dagegen ift, außer einer beträchtlichen Anzahl 
Don IDanbteppid)eu „aus ben Hebenfäleu", aud) bie Serie 
ber Had)welt erhalten geblieben, bie auf beit Dichter, wenn 
aud) nur im negatiuen Sinn, einen fo ftarfen Cinbrucf 
gemacht tjat. H ad) Abbruch jenes ephemeren £uftt)aufes 
würben bie ©obelins 5 ur Aufbewahrung in bas Palais 
Uohan Derbradjt, wo fte Don Hapoleou entbeeft unb an 
beffett AboptiDtod)ter, bie bamals in UTannheim reftbierenbe 
©roßherjogin Stephanie Derfd)enft würben. Die ©roß* 
herjogin ließ mit ben prächtigen Ceppidjcn bie IDäitbe ber 
Kepräfentatiousräume im ZHannheimer Sd)loß befpamten, 
wo fte heute ttod), im Derein ber bereits aus Karl 
Cheobor’s Setten Dorhanbenen franjofifchen ©obelins, ben 
Sälen ben Charafter Dornehmer ^eftlidjfeit fuhren unb 
außerbem bie fulturhiftorifd)e Bebeutung einer Don Kennern 
außerorbentlid) h°ä) bewerteten, feltenen Sammlung hüben. 
Sur ©rientierung für biejenigen, bie mit bem Schlöffe 
nid)t Dertraut ftnb, fei beigefügt, baß bie ©obelins bie 
Säle im rechten Sd)loßfliigel fdjtnürfen, bie ftd) unmittelbar 
an ben IHarmorfaal angliebern unb bereit Fenfterreihe uad) 
bem Sd)loßgarten geht (fog. Kaiferlidjes Quartier). 

Der Sufall, ber bie ©obelitts in ein fo ftdjercs Afyl 
gebracht t)ut, ift aber nicht bebittgungslos gut mit ihnen 
Derfahrett. Dor allem paffen fie itid)t red)t in bie Saal* 
beforationen, bie anfd)einetib für bamascirte Seibentapeten 
Dorgefehen waren. Die Superportes in paftofen ©elfarben 
fowohl, als bie Decfenfresfen in gepubertett Aofofo-Alle* 
gorien feßen ftd) in unharmouifchett ©egenfaß 511 ben 
©obelins, bie eigentlich nur ein Defor dou Dergolbetett 
Stucfontamenten Dertragett. IDeit größere ©ewalt würbe 
ben Ceppidjen aber mit bem (Einpaffen in EDanbflächen 
angethan, für bie fte nicht gefd)affen waren. (Einem 
großen tEeil mußten bie Scibenborbüren amputiert werben; 
anbere Derloren nod) ein Stüd ber bilblictjeit Darftellung; 
einjelne würben fogar ganj jerfebnitten. Die ©obelins 


führen jumeift bas berühmte ^ubrifjeid)en — Kartufd)en 
mit £ilicnwappen, bejw. Krone in Kopf* unb ^ußborbüre 

— ber „Manufacture royale des meubles de la cou- 
ronne“, bie \662 Don Cubwig XIV. gegrünbet würbe; 
überbies ftnb fte mit Künfüerttamen unb 3 a ^ res i a ^ 
ftgniert. 

Die U)änbe bes erften ©obeliit*Saales bebeefett Dier, 
in glüheube tropifd)e färben getauchte £anbfd)aftsbilber 
itad) Deportes, wodoii befonbers „La Teinture des Indes“ 
(fignirt Heilfon 1778) junt Beften gejählt wirb, was bie 
©obelhtted)ntf ber jweiten E^älfte bes \8. 3uhrh u uberts 
herDorgebrad)t hut. Der Harne bes Schotten 3 acc iues 
Heilfon, ber Don \7^9 bis \788 einem Atelier ber fönig* 
lid)en ITCauufaftur porftanb, ift überhaupt mit beren er* 
neutem Aufblühen eng Derfnüpft. 3 ) 

3»n jweiten Saal beftnbeit fid) Dier Ceppidje aus ber 
Serie „L’Histoire de Christ“ dou Kctont unb 3°uuenet. 
Die Cartons bfirften urfprünglid) aus ber Denejianifd)en 
Schule hcruorgegaugen fein, hüben aber allerbittgs auf bem 
langen IDeg bis 5 ur Schule Don Fontainebleau allerlei 
IDanblutigeu erfahren. Das wirb befonbers fühlbar bei 
ber gegierten Pofe, mit ber bie ©ottesmutter ben Königen 
bas Kinb jur Anbetung binfyält. Haine Schwärmerei 
Fomnit am eheften nod) in ber „Caufe am 3^rban" 5 um 
Ausbrucf, währenb bie „©ffenbarung ber fjirten" bie 
bramatifd) bewegtefte Darftellung biefer ganjen Serie ift. 
Die Dämnterftimntung über ber Crbe; bie flirten, bie aus 
tiefem Schlaf erwachen, unb halb ftaunenb, hulb erfd)rocfen 
bem ©cfang ber (Engel laufd)en, bie über ihnen im £id)t 
fd?weben; wie einzelne, Dom £id)t geblenbet, bie Augen 
mit ber £janb befd)atten, anbere ftd) aufraffen, um bie 
Kutibc fd)nell weiter $u tragen — bas alles atmet £eben. 
£ciber ift gerabe biefer Ceppid) in ^wei Streifen jerfchnitten 
worben, um fd)led)t beleuchtete Sd)iualwänbe ju jieren. 
Ciu ähnliches Sd)icffal l)ai „Die Speifutig ber Fünftaufenb" 
erlitten. 

Die nächftfolgenben Säle enthalten bie großen bjiftorien. 
An ber einen £augwanb (ftgniert Detroy*Arome \7^7) „Les 
Taureaux de Mars son domptez par la vertu des Herbes“, 
unb gegenüber (fignirt Aubran, Cl). Hatoire F # XHX) 
„Entrde de Marc Antoine ä Ephese.“ Diefer ©obelin 
führt allein bas ältere F a ^ r ^5 e ^ eu: golbene £Uien im 
blauen auc ^ h a * cr e ^ ne anbere Bor büre als bie 

übrigen. 3 n beiben Ceppidjen Derfpürt man nod; ben 
©eift ber Hetiaiffance, fpejtell Rubeits’fdjen (Einfluß: bie 
glückliche Htifd)ung ber groß fomponierten i^iftorie mit 
beforatiner Prad)t, trefflich angeorbneter ard)iteftonifd)er 
^intergrunb, ftarfes (Empftnben für bas perfpefttDifd)e, für 
HTaffenwirfuug in räumlicher Ausbehnung, für bas ©roße, 
©ewaltige unb, nid)t juleßt, für bie F<*rbe. Diefe Capiffters 

— bas IDort läßt fid) ntd)t iiberfeßen — Derfügten über 
Farben Don unDergleid)lid)em fiuulid)em Heij. 

Au ber Hücfwanb biefes Saales, getrennt burd) eine 
große F^gelthüre, beginnt „L’Histoire de Jason“. Die 
Ceppid)e führen in ber Fu|f a rtufd)e ihre genaue Deoifc, 
bie wir h^r bud)ftabcngetreu mitteilen: ,Jason engage 
a sa foi a Mddee, qui lui prompt les secours de sa 
art“. — ,Jason assoupit le dragon enleve le toison 
d’or et part avec Mddde“. — „Les soldats n£z des 
dents du serpent, tournent leurs armes contr’ eux- 
m£mes“. — .Jason infidele a M^dde dpouse Creuse, 
fille du roi de Corinthe“. — „Creuse est consumt^e par 
le feu de la robe fatale dont M£d£e lui a fait present“. 

— „M£d£e poignarde les deux fils, qu’ eile avoit eus 
de Jason, embrase Corinthe, et retire a Athene“. — 
3m HTannheimer Sd)loß befinben ftd) alfo fedjs Don ben 
berühmten fteben 3 a f° n ‘^ e PPiä? en * Allerbings nid)t aus 
einer Serie; benn bie beiben großen, weld)e bie £angwänbe 

*) Eugene Müntz, „La Tapisserie“. Paris, Maison Quantin. 

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öcs Cfyronfaales einneljmen, ftab „Cojette \762 n figniert, 
bie übrigen pter „Aubran*DetroY, Arome $• \7<$5". Die 
ältere Serie Aubiran lägt an füuftlerifcfycr ^einf^eit bes 
Kolorits, fotpte an por^üglicbcr tedmifcfyer Ausführung öte 
jüngere Serie Colette meit hinter fict) juiücf. 

Die 2 ftaunl?etmer ©obelins geiud^ren aber auger bem 
fünftlerif&en noch ein gauj befoitbcres fulturt^iftorifctjes 
3utereffe als ETCerffteiu bes legten großen Auffcbtpuugs 6er 
franjöfifcben ©obeliutedmif. 3 n 6er jipeiten i^älfte 6es \ 8 . 
3 a^rguit 6 crts fam eine große Streitfrage 5tpifd)en 6en 
IHalern un6 Capiffters in’s Hollen, 6ie, langer Ejanb por- 
bereitet, im Ilmfdnpung 6er 5 ar bentl)eorie begrünbet war. 
Jjatte fct)on (Sobelin bureg ©eipinnung 6er Pflanjenftoffe 
6er nacb ignt benannten Cecgnif eine piel reiegere Sfala 
jugefügrt, fo gingen bie Hüanceu mit 6er allmäglicgen 
Cutbecfuug 6er Anilinfarben iu’s ©nblofe. EDar 6er 
Capiffier friiger mit 20 bis 30 färben ausgefontnten, unb 
gatte er baraus bas Hecgt gergeleitet, bas Colorit bes 
Cartons naeg Bebarf 511 peränbern, fo waren igm nun* 
megr faft feine foloriftifcgen ©rennen ntegr ge$ogen, unb 
barauf ftüßten bie IHaler bie ^orberung, „bag ber Carton 
fflapifcg genau copirt werben muffe". Die Capiffters gaben 
fieg niegt gutwillig. Konnten fie boeg eine bureg bie 3 ^ r ' 
gunberte gegeiligte Crabition iu’s Creffeit führen, ber fieg 
aueg bie grogen IHaler ber Heitaiffance, ber befferen ©in« 
ftegt ber Capiffters pertraueitb, willig gebeugt gätten. Sie 
fonnten ferner eitupenben, bag bie Derwenbung pon $u 
pielen gebroegenen färben bie beforatipe EDirfung bes 
Ceppicgs beeinträchtige, ja bag bas Bilb bireft ftuntpf 
werbe; bag Siegt- unb Scgattenpertgcilung für ben ©obelin 
eine ganj anbere Beganblttng perlange, als $nsto* ober 
©elmalerei,, unb bag fie fieg alfo im 3 n toeffe tgrer Kunft 
bas Hecgt ber freien Ausübung wagten mügten. Die 
Capiffiers empfanben inftinftip, bag es fieg in biefent Streit 
um Sein ober Hicgtfein ganbelte; bag ber eigentliche EDert 
bes ©obelins gerabe in feiner ftilifierten Cigenart liegt, 
ber ign augenfällig pon ber ZHalerei unterfegeibet, unb ber 
in ber Cecgnif fo flar begrünbet ift. Aber bas Kunft* 
progentgum ber ETCaler, bie fteg faeglid} ben Capiffters fo 
weit überlegen füglten, ging aus biefetn laugjägrigen unb 
erbitterten Kampf als Sieger gerpor, unb bamit war ber 
Hiebergang ber Kunft besegelt. Als ber 3 a quarb»Stuhl 
auffant, war es ganj mit igr porbei. 

Cs erübrigt noeg einige EDorte über ben fogenannten 
„gollänbifcgen Saal“ im IHanngeimer Scglog ju fagen: 
bie Pier Ceppicge, in ber 5 raTl f cnt g a ^ t * &*brif bes Karl 
Cgeobor gewirft. ^ollänbifcge ©enrebilber bes Dapib 
Ceniers gaben ignen jum EHufter gebient. 3 ft cs nun bas 
©enre an fieg ober finb es bie garten $avben? Heben 
ben fransöftfegen ZEleifterwerfen wirfen fte falt unb nüchtern. 


äEiectllanra. 

ber fjartenbttrg. Die großartige Huine bes Seininger 
5<gloffes Ejartenburg bei DürFgeim (ogl. mannt). (Sefdj. öl. 1902 
5p. 12<0 befuegte, wie uns mitgeteilt wirb, Fü^licg auf (Etnlabuug 
bes fjerrn Karl Scgaefer-Dürfgeim unb bes fjerrn £. 3* peter^manns 
geint, meid?’ legerer beFanntlicg Beßfecr ber fogenannten „müiye" 
auf ber Bartenburg ift, f}err Fafferlidper Bamneifter Bobo (Ebgarbts 
Berlin, ber bekannte Heftaurator ber l^ogFöuigsburg bei Scglettftabt. 
Die Burg unirbe unter ^fügniug bes Ejerrn K. Scgaefer einer eins 
gegeuben fünfftünbigen Beßcgtigung uuterjogen, wobei feftgefteüt würbe, 
baß bie Efarteuburg in tgrer Bautecguif manege HgnlicgFeiten mit ber 
EjogFänigsburg aufweife. Befonbers ber große BatteriestEurm ber 
E^arteuburg (fälfcglicg Bergfrieb genannt), ftube an ber Ejogfäuigsburg 
fein (Segenftürf. Bei biefem merFwürbigen Bauwerfe ber Ejartenburg 


würbe bebauert, baß man bei ber HeFoußruFtion m ben 80 er 3 fl g**n 
niegt megr Hiicffiegt auf bie äußere (Seftaltuug genommen unb baß 
man feinen Husgaug naeg IDeften gelaffen gäbe. Dann würbe als 
wiiufegenswert eraegtet, baß die Plattform bes CurmFoloffes 3 ugäng* 
lieg gemacht werbe, ba man 0011 ber Ijoge bas Bauwerf m feiner 
(Sröße am beften überßegt unb aueg beit fegönften Überblicf über Huine 
unb Umgebung genießt. Hls geroorragenbe Bauten würben aueg bie 
großen Keüergewölbe angefegen. Über bie Baugefcgicgte ber Burg 
würben einige neue (Seßdjtspunlte aufgebccft. Daitaeg ßammt ber fübs 
liege gwifcgeribau bei ber Duregfagrt aus ber Henaiffanjejeit; bie fog. 
Scgniiebe ift als eine großartige iDacgtftube aus ber frügeren (roma* 
iiifcgen) geit aiyufegeit, entgegen ber ^ufegrift über ber pforte, weUgc 
als ( 5 10 ober *520 311 lefen ift. Der Unficgt, baß bie befannte Stufe* 
mauer ben ältefteu (Teil ber Burg repräfentiere, fonnte €bgarbt nifgt 
beipßicgten, ba bie Bearbeitung ber Steine niegt barauf ginweife. Bei 
ben oerfegiebenen BatteriesCEürmen würben bie naeg oben fügrenben 
Scgacgte bagin gebeutet, baß fie beftimmt gewefen feien, ben puloer* 
bampf rafd? 5 U entfernen u. a. m. Bejüglicg ber Hufräumungen unb 
IDiebergerftellungen würbe auf folgenbe punfte gingewiefeu: Diefelben 
foüten möglicgft planmäßig gefegegen; alle ^unbftücfe, befonbers ardji- 
teftonifeger Hrt, follten oer 3 eiegnet unb an einem fugeren plafe auf= 
bewagrt werben. Die (Erneuerungen, welcge bie (Hrgaltung ber mauern 
unb (Sewolbe in igrem jefeigeu guftanbe 3 U erftreben gaben, müflen 
unter möglicgfter Hücfficgtnagme auf bie frügere (ßeftalt unb jebenfaüs 
fo, baß fie aueg einem fritifdjen Huge niegt auffaüen, ausgefügrt 
werben. Der €pgeu, ber an fteg fo malerifcg wirft, foüte nur wenig 
gebulbet werben, ba er imßanbe iß, felbji (Quabermauern aus ben 
dugen 31 t fprengen, wie an ber b^ogfänigsburg als fegr nacgteilig 
fouftatiert worben ift; ägnlicg oergält es fieg mit ben Bäumen, bie auf 
ben mauerjinuen wa^gfeu. (Segen ben „Hittergarten" gin gaben fieg 
bie großen llmfajfungsmauern an eiii 3 elnen Steüen bebenflicg aus* 
gebauegt, was (Ebgarbt bureg ben Druef bes aus bem 3nnem ber Burg 
oerftefernben unb bureg bas biefe mauerwerf feinen genügenben Ubs 
ßuß naeg außen ftnbeitben IDaffers erflärte. Da bureg biefe Husbaucgung 
ein (Einflug ber Umfaffungsmauern gegen 0 ften 3 U befüregten ift, fo 
erfegeint eine balbige faeggeinäße €ntwäfferung bes großen Burggofs 
briugenb geboten. 

(!$ragl|rr|agin Stephanie im päbdieuinptitut. 

3n ber uulängft erfegienenen publifation ron Stefanespol: „La jeu- 
nesse de Napoleon III. Correspondance in^dite de son prfccepteur 
Philippe Le Bas“ wirb 5. 280 ff. ein Segreiben ber <Sroßger 3 ogin 
Stepganie oom 20 . Hooember 182 ^ mitgeteilt, bas mit feinem, liebens» 
würbigem Junior eine gübfege (Epifobe aus bem £eben ber ^ürftin 
fegilbert unb igr 3*üereffe für bas bamals non ber IDittme maj oon 
Segenefenborffs geleitete (Sroßger 3 oglicge mäbcgeninßitut 311 manngeim 
befunbet. „Si je vous racontais,“ fegreibt ße bem (Er 3 ieger bes prinjen 
Hapoleon, ,,le s^rieux de mes occupations, vous ririez, j’en suis süre! 
Je professel Ne serez-vous pas jaloux? Je vous assure que je 
m’en tire tr&s bien et surtout tr6s gravement. J’ai un institut de 
petites filles, ici; la personne qui leur enseigne l*histoire 6tant 
tomb6e malade, tous les huits jours je les interroge pour qu’elles 
ne perdent pas leur temps. N’est-ce pas m6ritoire?‘‘ K. O. 

gjurfiirft ErteHrtdi IV. in frauhfur* a. p. 1593. <Ss 

war eine glän 3 enbe ^ocg 3 eit, bie im 3 ul ü 1093 auf bem naffauifegen 
(Eibfcgloß 3 U Diüetiburg gefeiert würbe, ein faloinißifcger jamilienbunb 
oon befonberer politifeger Bebeutung, ber bort bureg bie Derm&glung 
bes jungen Kurfürften ^Jricbricg IV. oon ber pfal 3 mit Couife 3uliane/ 
ber (Eoegter bes großen Scgweigers IDilgelm oon ZTaßau«0ranien, ge? 
fd?loffen würbe. Doll mißoergnügen blieften bie fatgolifegen Stänbe 
auf biefe enge Derbinbung ber beiben einßußreicgen reformierten Jürßen- 
gäufer. Hm 13 . 23. 3 un * 1593 fanb in DiÜenburg bie Dermäglung 
ftatt, unb mittwoegs ben 20. 50. 3 un * 1593 fam bas fürftlicge paar auf 
ber Heife itacg feiner Hefiben 3 l^eibelberg in drmrffurt an. €s gatte bem 
Hat ber Heiegsftabt fein Kommen ofß 3 ieü mitgeteilt unb würbe feierlicg 
empfangen. „Ungefägrlicg 300 Pf erbe ftarf", alfo mit großem (Sefolge, 
ritt es in ^ranffurt ein, ftieg naeg bes ^ranffurter Hatfcgreibers Bes 
riegt in 3 un ^ er 3°g aun 21^olf oon (Slauburgs Begaufung ginter bem 
Homer ab unb gielt feine UTag^eiten w uff ber Qerm (ßefcglecgter < 8 es 

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180 


feüfchaft Stuben 3ttm alten fimpurg." 1 ) „Desfelbigen nachmittags umb 
5 Uhren Ijat ein ehrbarer Hat ber rtabt ^franFfurt Seine Furfürfi? 
liefen (Suaden in gebautem £ofameut neben befchehener gebührlicher 
(SlficPtoünfchimg unb untertänigjler nachbarlicher Dienfterbietung mit 
5 0 hmen guten firnen IDeines, einem fdjönen ^engft oon bunfeU 
brauner ^arb mit fammeter SattelbecF unb ganj fantmetem §eug, auf 
joo Heidjsthaler gar toohl mert, beren (Semahün aber mit einem 
Kleinod, meines 250 (Sulben geftanben, untertänig)! oerehreu laffeu. 
IDeldjer Derehrung beigerooljnet h a &*n H err (Ehnftoph Stalburger 
Sdyultheig, H err Johann von ITTartorff, Herr Hieronymus 3um 3ungen / 
Herr Daniel Braumann, älter Bürgermeiger, H err H atis H e ^ or ° on 
Hol^haufen, alle Schöffen unb bes Hats, auch H* rr Kbolf rchrenb; 
eigen unb H err <£h r ig°Ph Subtoig DölcFer, jünger Bürgermeifter, unb 
legltd} H err 3<>hann Baptiga (Eaefar (melcher bie 0ration getfyan) 
unb H^r (Ehriftoph Kellner, beibe ehrngebachtes eines ehrbaren Kats 
advocati unb Syndici." 

Hm folgenben (Lage, ben 2). 3 uni/). 3 uli reifte bas furfürftlichc 
paar mit feinem (Sefolge nach Darmftabt rneiter. „Unb nachbem man 
gefehen, ba§ 3h* e furf. Knaben mit bem reiftgeit §eug unb grauen? 
31mmem ben IDeg nad? ber Sacbfenhäufer IDart mehrerteils h” iaa f 5 
gewefen, h a & en Bürger, beren bei 200 mit 3meen ITTusfeten unb 
Kohren uff bem 2 lffen:IDaü geftanbeu, 3um britten mal losgefcboffen, 
auch bas grob (Sefchüö, fo uff ben IDall geführct gemefeti unb Doppel» 
hafeti 3um anbernmal abgehen lajfen unb foldpcs S. fnrf. (Suaden 311m 
freudenreichen Dalete itadjgefchicFt." 

Diefer Fur3e Befuch Friedrichs IV. in ber lutherifchen Keicbs- 
gabt erhielt eine getuiffe politifche Bedeutung burd? feine perfönliche 
3 nteroention 3U (Sungen ber ^ranffurter Heformierteu. feit 155455 
waren in ^ranffnrt oiele nieberlänbifche (Slaubensgüchtlinge einge» 
wandert, auch IDallonen, F™ n 3 °f en unb (Engländer famen dorthin; in 
brei Sprayen mürbe reformierter (Sottesbieng gehalten. 2 ) Schon *558 
fehrten bie meijten Engländer in ihre H e *™<U 3urü<f; bie mallouifche 
unb nieberlänbifche (Semeiube aber blieb befteheu. gmifchen bem 
lutherifchen Konfiftorium in ^rauffurt unb biefeu reformierten Fremden; 
gemeinden brachen bald heftige &ro igigFeiten aus; ber lutherifche 
tftagtgrat ber Hei<hsftäbt ftanb dabei oöüig auf Seiten feiner (Slaubens? 
genoffen unb fudjte ben Heformierteu, denen ber (Sefchäftsueib unb 
bie DerFefterungsfucht ber HIteingefeffenen manch fernere Stunde be¬ 
reitete, ben Hufenthalt in ^ranFfurt möglich)! 3U oerleiben. 3 rr 9 e *P er / 
Sdfwärmer unb SeFtierer mürben fie gefcholten, und \r,6\ mürbe ihnen 
ber öffentliche (Sottesbieng unterfagt. Kurfürg Friedrich III. oon ber 
pfal3 erhob gememfam mit bem £anbgrafen oon H c ff* n ^infpradpe 
dagegen, aber ber ITTagigrat wagte bie (Sefanbten h* n 3U3iehen. Da? 
mals mar es, mo ber Kurfürft ben unter Rührung bes prebigers 
petrus Dathenus aus JranFfurt ausgemanberten ^amilien neue lDohn= 
gfte im ehemaligen Klofier ^ranFenthal 3umies. Die Derhanblungeu 
megen der ^ranFfurter Heformierteu gingen meiter. Huf Deranlaffung 
bes IHagiftrats oerteibigten bie lutherifchen Pfarrer ihren StanbpunFt 
gegen bie pfätyfehen Klagen in 3mei Schriften 00m 0Ftober )565 unb 
Februar 1572. ^riebridj IV. nahm bald nach feinem Hegierungs? 
antritt biefe Hngelegenheit mieber auf. Seiner auf gufammenfehlug 
ber Heformierteu unter Füh run 9 Kurpfal3 gerichteten politiF ent» 
fprach eine energifche Derwenbung für bie ^JranFfurter Heformierteu. 
5 chon im September 1592 unb im 3 anuar 1593 legte er (fürfprache 
für ge ein, jeboch ber franFfurter Hat oerhielt ftch ablehnend. Hun 
benutzte er bie Fur3e Hag auf feiner H oc h3 e itereife, um in <franFfurt 
neuerdings 3U interoenieren. 

ZTa<h einem bei ben (franFfurter HFten 8 ) beftnblichen protoFoll 
lieg er ben bei ihm 3ur BeglücFmünfchnng oerfammelten H crrfn &es 
Hats burd? Dr. £eoentus 4 ) einen längeren Dortrag h 0 ^/ morin 

*) Das H aus £impurg neben bem Hörner; darin jeftt ber 
Siöungsfaal ber Stabtoerorbneten. 

*) Dgl. Kirchengefchichte oon denen Heformierteu in^ranFfurt a. ITT. 
mit einer Dorrebe 3 °^» Ph^- frefenii. ^ranFfurt unb £eip3ig x751 
unb JranFfurter Heligionshanblungen Band II ( 1735 ). < 8 . <E. Stei^ 
unb H erm * Zehent, (Sefchichte ber ^frauFfurter nieberlänbifchen (Se^ 
meinbe. ^ranFfurt 1885 . 

8 ) franFfurter Stabtarchio, Heichsfache'n 10056 ; hfe™ u s ^ud? 
obige ^eftbefebreibung. 

4 ) XDohl ber bei H^ u ff er 209 genannte Furf. Hat ITTichael 
£oeffenius, bem ber Kurfürft 1606 ben Hbel oerlieh. 


u. a. gefagt mürbe: Hachbem ben Husläubern, „meldpe um ber reinen 
£ehr göttlichen IDorts millen aus den Hieberlaubeu und anderen 0 rten 
entmicben, ihr H a & »nb Hahrung oerlaffen und mit £eib unb £ebens? 
gefahr als arme exules unb oertriebene £eut mit IDeib und Kindern 
biefer £anbsart ftch begeben müffen, oon (Eines (Ehrbaren Hats allhie 
löblichen Dorfahreu nicht allein ius hospitii, foubern auch bas bene- 
ficium exercendae religionis in ihrer Sprachen unb Ceremonien 3 U 
üben gcgöutiet, und megen foldper dinglichen IDohlthat biefe Stabt 
^raiiffurt in mehr IDeg oon (Sott bem Hümächtigeu gefeguet morden 
fei . . J‘, fo bitte ber Kurfürft, ber jetzige Hat möge nicht 3ugeben, 
„ba§ ihnen foldjes beueficium religionis oermehret ober ent3ogen 
merben foüte." (Er Föntie nicht anuehmeu, dag ber Hat Dorhabens 
fei, „der fremden reformierten Kirchen diesmal bie präbiFauten 
barumbeu ab3iiftri<fcu, damit ihre (Semeinb und exercitium religionis 
insFünftig oor ftd? felbften fallen unb abnehmeu müffe." ferner tu 
fucht er den Hat, feine prebiger ai^umeifen, dag ge ftd? bes „(Ealums 
nierens oon ber Kanzel“, b. h» &er Derleumbung Hnbersgläubiger 
enthalten follen, „bann durch folches (Ealumnieren und Derbamnten 
bie Kirchen (Sottes meber allhier noch anbersmo erbauet, fonbern bie 
(Semüter unb H cr 3cn ber Zuhörer je mehr unb mehr gegen einander 
erbittert mürben". Der Hat möge ben fremden „bas beneficium 
religionis, mie beffen Dorfahreu gethan unb Für3lich nod? gemefen ift, 
im oorigen ruhigen Staube geftatten, damit fte ihre Kirnen mit taug? 
liehen Dienern göttliches IDorts roieberum beftelleu und erfe^en mögen." 
Huch die fran3Öfifchen ober melfchen Spulen mögen mieber geftattet 
merben. 

Don biefen IDüufcheit bes Kiirfürften nahmen bie Deputierten 
Kenntnis, ohne darauf eiu3iigeheu, und ocrfprachen, in ber Katsjttjung 
darüber referieren 311 molleu. Die pfa^ifche 3 nl er oention nütjte nichts 
3 uli 15 )6 unterfagte ber Hat den beiden reformierten (Semeinben 
wiederholt unb endgültig den (Sottesbienft innerhalb ber StabtgemarFung. 
Dicfes Derbot oeraulagte bie Husmanberung zahlreicher Familien, bie 
geh nach H aTiau manbten und dort mit (Senehmigung bes £anbesi 
fürgeu bie ZTeuftabt H anau gründeten. W. 


Jcitrdiiittcn- iintr Bürfjecrrfiau. 

Di t tficfdjidjt*- unb ^Itertumeuereine oon 

p. Hlbert. 32 5 . H^elberg. IDinters Derlag, 1903. 

Dor ber 1901 in ^reiburg tagenden (Seneraloerfammlung ber 
beutfehen (Sefchicbtss unb Hltertumsoereine h a t der freiburger Stabt? 
ardpioar Dr. p. Hlbert bie (Sefchichte, bie §iele unb (Erfolge ber 
babifcheu Dereine, insbefonbere ber ,, Jfreiburgcr hiftorifchen (Sefellfchaft" 
in einem Dortrage bargeftellt, ber je^t gebrucFt oorliegt. 

Dorbilblich für bie meiften im Hnfange bes 19. 3 a h r hw«^«rts 
gegründeten hiftorifchen unb antiquarifchen Dereine mar bie im 3 a h« 
1819 oon bem ^reiherrn oon Stein gegiftete „(Sefellfchaft für ältere 
beutfehe (SefchichtsFunbe" unb bie oon ihm herausgegebene Sammlung 
ber Monumenta Germaniae historica. §ur Bemältiguug des grogeu 
urFunblichen ITTaterials bildeten gd? in allen (Teilen Deutfchlanbs fold?e 
Dereine; 3um (Sefamtoerein gehörten im 3 a h re 1901 U2. Der ältejie 
ber babifcheu Dereine ift bie fchon 1805 gegründete „(Sefellfchaft ber 
freunde oaterlänbifcher (Sefchichte und Haturgefchichte an den Quellen 
der Donau", bie unter etrnas oeränbertem Hamen nod? heute begeht, 
nachdem ge ihre (EhätigFeit 3uerg oon 1819 bis 18 ^ 2 , bann oon ( 8^8 
bis 1809 gan3 ober faft ga«3 eiugegellt h^tte. Heben ihren hiftorifchen 
Hrbeiten traten befonbers in ber ergen geit foldje über bie Hatur? 
gefd?ichte ber Umgegend oon Douauefchingen h er oor. Hud? die im 
3 at|re 1826 in (freiburg entganbene „(Sefellfchaft für Beförderung 
ber (SefchichtsFunbe" durfte gd? nicht einer ununterbrochenen (EntmicF? 
lung erfreuen. 3 m 3 a ^ re l 866 mürbe ge neu begründet unb hat fett 
1869 in 17 Bänden oiele midjtige Hrbeiten 3ur Sefchichte ber Stabt 
unb Unioergtät, ber näheren unb meiteren H e *mat herausgegeben. 3 m 
3 ahre 18^2 mürbe ber allgemeine babifche Hltertumsoerein gebildet 
unb 18 ^^ als „Hltertumsoerein für bas (Sroghe^ogtum Baben" ge= 
nehmigt. So oieloerfprechenb feine Bemühungen, bie DenFmäler ber 
Kunft unb (Sefchichte bes engeren H c * ma ^ an öes 3U erforfchen unb ju 
erhalten, anfangs maren unb fo unermüdlich audj fein DireFtor oon 
Beyer die Begebungen bes Dereius förderte, im 3 a ^ rc T 859 löge 
er geh auf. 3 m gleichen 3 atpre traf bas nämliche Schicffal bie im 
3 ahre (830 001t bem Stabtpfarrer IDilhelmt gegründete „Sinsheimer 
(Sefellfchaft 3Ur (Erforf<hung ber oaterlänbifcheit BaubenFmäler ber 
Dor3eit", bie eine Heihe gau3 h«roorragenber Hltertumsforfcher 3U ge» 
meiufamer (EhätigFeit oereinigt h a ^ * 11 *ll ren 3 a *? res * >er * c *?Fen^ 
bie befonbers für bie (Sefchichte oon Sinsheim unb Umgebung oon 
grögter IDichtigFeit gnb, ein ehrendes Zeugnis ihrer reidj gefegneten 
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182 


IBirPfamFeit, befonbers bes (Srünbers ber (Sefellfchaft, hwterlaffen t^at. 
Ununterbrochen befteht feit bei» 3 a h re 1859 öer Mannheimer 
Altertumsoerein. Sein < 5 >iel, bas ^Ntereffc für bie (5efd?id?te 
ber Stabt Mannheim uub ber pfalj >u medeu nub 311 pflegen, fud?t 
er 311 erreichen burd? Bereicherung feiner Sammlungen uub feiner 
BibliotheF, burd? Borträge uub Ausflüge uub burd? feine publifatiouen. 
Seit bem Hrfd?eineu ber „Mannheimer <5efd?id?tsblätter" (J 900 ) ift 
ber Berein 3 ur ^al^l oou 80 ü Mitglicberu gelaugt. 

Die „Kird?lid??hiftonfd?e ^eitfd?rift für bie H^biöccfe ,freiburg 
( 1862 ) toil! bie Kird?eugefd?id?te Habens uub auberer 3 ur H^biöcefe 
,freiburg gehörige £anbesteile erforfd?en uub bearbeiten uub t? a t in 
29 tauben bes „.freiburger Diöcefeit'Ard?ios" eine reiche ^ülle oou 
Arbeiten, befoubers oou (£ucllenpubliFatiouen, niebergelegt. Der im 
3al?rc \868 gegrüubete „Bereiu für bie (5efd?id?te bes Bobeitfees uub 
feiner Umgebung" 3 erfällt in eine SePtiou für UTeteorologie unb ($eo? 
logie uub in eine für <5efd?id?te uub 3 Ül?lt 311 feinen Mitglieberu Au? 
gehörige ber fünf au ben öobeufee augreiijcnbcn Zauber. Heid?e 
Sammlungen in Einbau uub bie „Berichte" bes Bereiits (30 Baitbe) 
geben Zeugnis oon feinen £eiftuugen. filier Bereinigung oou 
Kiinftlern uub Haturfreuubcu rerbauft ber „Breisgauoereiit 5d?auius? 
lanb" in .^reiburg feine Hntftehuug. Seit bem 3 J h rc 1873 fud?t er in 
einer „oolFstümlid? getriebenen, etmas altertümelubeu, reich iUuftrierten, 
loFalgefd?ichtlid?eu <5eitfd?rift", burd? Bortragsabenbe uub Ausflüge 
hifiorifd?es JBijfen über ,frciburg uub feiner Umgebung 311 oermitteln. 
ju Karlsruhe l? a t ber jiinafte Bereiu feinen fig: ber „Karlsruher 
Altertumsoereiu" (( 88 i) auf Anregung bes töeheimrats IBagiter aus 
ben in Karlsruhe anfäfjtgeu Mitgliedern ber „beutfd^eu (Sefellfchaft 
für Anthropologie" gebilbet. 

Hs ift hod^erfrculi.t?, baß in einem oerhaltuismäßig Fleineu 
taube fo oiele Bereiue au ber Hrforfd?ung feiner CQefd^id^te arbeiten. 
Hs mar toot?l ber Mühe inert, ihre (Sefcbichte nub ihre IBirPfamFeit 
einmal 3 ufammeufaffeub ju behanbelu. fiu biefer Arbeit mar, meint 
einer, Albert berufen. v ^iir bie Flare unb übersichtliche Art, mit ber 
er fte ausführte, ftub mir ihm 31 t mnrmcm DanF ocrpflidjtet uub 
empfehlen feine Schrift ber Beachtung nuferer £efer. K. 

Per ptamtljrtmfi* Stjakefptave. Hin Beitrag 3 iir (Se‘ 
fchichte ber erften bentfehen ShaFefpearelleberfegungcu. ^eibelberger 
3nang. ■ Dijfertatiou oon Hermann Uhbe. Berlin 1902. — Die 
erfte oollftänbige ShaFefpeareüberfcguug oon IBielanb, bie 1 7^2 
bis (766 erfcf?ien, mar liiert fo gelungen, baß fte allgemein befriebigte. 
Heben manchen Stimmen bes £obes (fo oou £effmg unb (Sethe) 
maren and? anbere laut gemorben, bie harten Habel ausfprad?eu. Hs 
mar beshalb nicht $u oermuuberu, baß IBielanb eine 3 meite Ausgabe 
nicht felbft beforgte, fonbern biefe Aufgabe bem Braintfdjmeiger pro? 
feffor 3- 3- Hfd?enburg übertrug. Seine Arbeit (1775— 1 777J bemeift, 
baß er ein befferer Kenner ber englifchen Sprache mar als IBielanb 
unb ftch enger an bas 0 riainal anfd?loß, baß er aber au bichterifcher 
Freiheit unb fongenialem Had?cmpßuben feinem Borgänger meit nad?? 
ftanb. IBte menig oollPommen auch biefe Ueberfcguug mar, fällten 
bie 5 c * t 9 ct 10 ff en erfahren. Da cs nämlich im ( 8 . 3 a h r h im & er * 
feinen allgemeinen Sd?ug geiftigen Higentums gab, fo mürben faft 
alle bebeutenben IBerFe in unrechtmäßiger IBeife itad?gebrucft. CEin 
fold?er Had?brucf ber Hfd?enburgfd?en ShaPefpeareüberfegung ift aud? 
bie Ausgabe, bie Uhbe „Mannheimer 5h a ^ e fP earc/< «cimt. Hr 
bc 3 eicbnet fte fo, meil fie bearbeitet mar oon (Sabriel HcPert, ber 
bamals hier „ber Fuhrfürftlid?en HbelPnabeu profeffor" mar. Als bie 
pagerie nach München oerlegt mürbe, 30 g Hcfert nach ^rauFenthal, 
mo er (785 ftarb. IBer biefe Verausgabe oeranlaßt hat, ob bies bie 
furffirfHidj beutfd?e (Sefellfcbaft felbft mar, ift bis je^t nicht ermiefen. 
3ebenfalls hatte man in Hcfert einen Mann geftutben, ber nicht nur 
ein trefflicher Kenner bes €nglifchen, aud? ber Umgangsfprache, mar, 
fonbern ber aud? mit großer Sorgfalt bie Arbeit Hfcbenburgs prüfte 
unb eine große Anjahl oon Berbefferungen itt bem Hachbrucf anbraebte. 
And? mer bas Bermerfliche bes Hachbrucfs mit Hecht tabelt, mirb bie 
Berbienfte (Erferts anerFennen müßen. Mit großem (fleiß unb peitu 
lieber (5enauigfeit hat Uhbe beibe Ausgaben oerglichen unb nachgemiefen, 
baß abgefehen oon Aenberungen, bie auf oerfchiebeue Hertoorlagcn 
3 urücf 3 uführen ßnb, (ich in (Ecferts Arbeit gegen 500 Berbefferungen 
finben, oon benen fpäter (Efcheuburg, ohne Hennung ihres Urhebers, 
gegen 300 in feine 3 mette Ausgabe aufgenommen hat. Uh^c 3 eigt, 
baß er 3 um Borteile biefer Ausgabe in itod? oiel mehr Stellen Hcferi 
hätte folgen müffen unb oermutet, baß er bies aus Scham über bas 
fd?on (Seftohlene nid?t gethan. IBenu man nun aud? Hcferts Ber* 
bienfte in oollem Maße mürbigt uub 3 ugefteht, baß er gläi^eube 
proben feines Könnens unb feines Fleißes abgelegt hat, fo mirb man 
bett Hon nicht billigen Fönnen, in bem er feine Berbefferungen von 
trägt. Sa größerer Befcbeibenheit h^tte ihn fd?on ber eine Umftanb 
oeranlaffen foüen, baß auch er eine Heihe oon Stellen nicht iiberfetjte 
unb baß auch ihm in feiner Ueberfe^ung fehler nachgemiefen merben 
Fonnten. Bei biefen fehlem hat man febr oft ben HinbrucF, als ob 
fte nur bem Streben, Hfchenburg um jeben preis 31 t miberfprechen, 
entfprungen feien. IBar HcFert fchon in ben lebten Bänben in feinen 
Ausfällen gegen Hfd?cnburg immer h e ft* 9 er uub Ictbcufct^aftlicher ge? 
morben, fo mürbe ber Hon gerabe 3 U unmürbig in bem Streit, ben er 
nach ber Bollenbung bes HachbrucFs mit Hfchntburg ausfocht. JBar 
and? biefe f etpe oon Hfchenburgs Berleger in Sür<h begonnen morben, 
fo hätte er burd? maßooileres Auftreten mit feiner Berteibigung eine 


oiel größere IBirPuttg erhielt. So erfd?eint uns fein Hharafter m 
einem had?ft nugüuftigeu ^id^te, menn mir feheit, mie er mit beißeitber 
3roitie uub Berhöhuuug Beleibigungen gegen ben Kollegen fd?leubert f 
mähreub er fid? mit Selbftlob nicht genug thun Fantt. — 0b Sd?legel 
bei feiner metrifiheu Ueberfe^ung HcFerts Arbeit beuüfcte, ijt uad? 
Ilhbes Auficht nii)t 311 ermeifeu. Dagegen biente Schiller als (Srunbs 
läge 3 U feinem Macbeth „ber Mannheimer ShaFefpeare". Die £id?t* 
unb Schattenfeiten biefes ZTachbrucfs richtig gemürbigt 3 U haben, ijt 
bas ancrFennensmerte Bcrbienft Uh^es. K. 

3 m £aufe bes legten Decenuiums hat bie £itteratur über bie 
töefchichte bes babifcheti Hegeutenhaufes mehrere mertoolle Bereiche? 
ruugen erfahren. 3 11 Fur3er frift tiad? Hrfchciuen bes JBerfes: 
„Ahnentafeln ber legten regierenben MarFgrafeu oon Baben*Baben 
unb Babeu'Durlach, herausgegebeu oon bem c 5 roßl|. Babifd?en (SeneraU 
£aubesarchio, bearbeitet oon O)tto Kourab Holler, Dr. phil. V e ^ c ^ 5 
berg, Harl IBintcr. (802", melcbes IBerF als ein h^roorragenbes 
geuealogifchcs and? über Babens cßrci^cu hinaus bei ben (Sefd?ichts: 
forfcheru Beachtung uub IBürbigung faub, erfchien uuläugft in gleichem 
Berlag ein aubercs IBerF. Hs führt beu Hitel: „(Orabllättrn ttttb 
C5rabrd>riftett btv tm&tfdjett Hrgctttcn in £inearabftammung 
oon Bertholb 1 . V er 5°9 t>on Sahriugen ! 07 ^ -i 8 U, oon Baleutin 
Stößer, profeffor a. D. 2 TTit (i £ichtbrucF ? Abbilbuugen. Harl 
IBinters llnioerfitätsbuchhaubluiig. l?eibelberg (M 03 ." Das 1 7 ( Seiten 
nmfaffeube, amh typographifd? fefcon uub ooruehm ausgeftattete Bud? 
behanbelt Sie (Srabftätteu uub (ßrabfehriften oon 38 Angehörigen bes 
babifchen Hegeutenhaufes (pe^ogeu oon §ähriugen uub Marfgrafen 
0011 Baben). IBer nach bem Hitel bes Bnd?es etma mäbnt, baß es 
ftch nur um eine troefeue Aufjäbluug ber betreffeubcu (ßrabftätten 
unb (Srabfchriften hanble, irrt febr. Unter Beuüguug eines mert? 
vollen Mauuffriptes, bas ber l)err Berfaffcr bei Durd?forfd?utig 
ber Ard?ioalien ber Stabt Baben auffanb („Begräbtiiffe bes paufcs 
Baabeu IV^ Abtheilung, in ber Stiffts-Kird^c 311 Baaben oon t 3 ')( 
biß ( 7 *) 3 ") hat berfelbe bas oorhatibene Material meiter ausgebaut, ge? 
fichtet, uad? Bebarf berichtigt uub mie er im Bormort bes Bud?es er? 
mähnt, ßd? als Hub3iel feiner Arbeit bie überfihtlid?e ^eftftellung oon 
Daten geftellt, an bie ftd? bie übrigen geuealogifcben BemerFungeu unb 
bie gefihichtlicben Hhatfachert bes babifchen Hcgenteuhaufes uub feines 
£anbes mit Sicherheit anreihen Fönnten. Hs finbet barum ber £efer 
bei ber Befchreibuug jeber ein3eluett (Srabftätte unb < 5 rabf«hrift fehr 
3ahlreid?e uub mit großem t fleiß 3ufammeugeftellte Vinmeife auf bie 
be3Ügliche £iteratur in .form oon HaubbcmerFuugen. Uebcrbies be? 
ginnt bas IBerF mit einer 3mar Fu^eu, aber überfichtlichen gefihirht* 
lithen Hinleituug oon 27 Seiten, moriu bie hauptfäcblichften Hegieruugs= 
haubluugcu ber eiii3eluen Hegeuteu 3ufammeugeftellt ßnb, b. h- 0011 
Bertgolb I. bem Bärtigen ab bis auf bie hantige §eit. 

Bon beu gut ausgeführten £ichtbrucFabbilbnngen ftellen jteben 
Kird?en bar, moriu babifhe Hegenten beigefegt ftub, nub meitere oier 
(SrabbenFmale, nämlich bie bes V cr 3 °as Bertholb V., ber MarFgrafeu 
Hubolf VI. nub Bcruharb III., fomie bes ( 5 roßher 3 ogs Karl f riebrid?. 

Das Bild?, bas ftd? and? 3 ur Außhaffuitg für öffentliche 
BibliothcFen, höh er * £ehrauftalteti u. f. m. eignet, mirb fid?cr jebem 
£efer mand?e Belehrung uub Anregung bieten; ber preis oon 8 M. 
ift ein oerhältnismäßig fehr billiger. Ws. 


Beuertoertnmgeu unti ^d|enkungen. 

XXXVI. 

(2(. Mär3 bis 20. April (903). 

I. bem Altertum. 

^flad?gräber aus ber Broit3e3eit bei v feubcnheim, bei ber 

Kaualtfation am n>eftlid?en Dorfausgang gefuubeu, ^0 m fübltd? ber 

£anbftraße, in ( m Hiefe, oier Beftattuugeu, beim (. unb < 5 rab 

Feine Beigaben, beim 2 . ( v fraueugrab): 

M 301 . i) a a r tt a b e l aus Brott3e, fog. Habnabel, mit oier Speichen unb 
einer (Defe (ogl. £inbenfd?mit, A. u. h- B. I, IV, (). 22,2 cm lang. 

M 302 . <Sleid?e Habel, 20,8 cm lang. — Beibe Habein lagen 
oben au ber Brujt. 

M 303. Spiralarmbanb 001 t 5 —6 mm breitem Broi^ebraljt mit 
breieefförntigem Durd?fd?nitt in 9*/ 4 IBiubungeit; beibe Hüben gehen 
in Fleine Spirale aus. £id?te IBeite 5,3 cm. 

M 304 . Das (S e g e u ft ü cf 311111 oorigen, nod? in 7 IBittbungen erhalten, 
ba3U nod? brei Brud?ftürfe, bas eine Hube mit ber Spirale fehlt. 
3u betbeu Armbättbern ttod? bie burd? ben cSrüufpan mohl er? 
haltenen ArmFuocheureftc. 

M 305 . (Slatter baud?iger Hapf oon fd?mär3lid?em Hon, am Hanb 
etmas einge3ogen, io cm hod?, (8 cm Dm., ftanb 3mifd?eit ben 
^füßen. (c^eFittet.) 

M 306 . Beim 3 . (Srab: Armbanb oon 4 mm fiarFem runbem Broit3e? 
braht, beibe Huben laufen in Sptralfd?eiben (je 7 IBinbungen) 
aus, bereu Durd?meffcr etma 3 cm. Aehulid? £inbenfd?mit A. u. 
h. B. I, V, 4 , 2. £id?te IBeite bes Armrings 6 — 6,6 cm. 

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L34 


II. JUt* IttitteUlter ttttfr Itatftit» 

A 218. De^inntes eifernes C^iirbefd^läq im Barocfftil (TDtnfels 
befdjläg), nom ehemaligen ITTtU^laufd^Idgd^ett, beibe Arme je 
26 cm lang. 

A 219. Desgleichen, ühürangel, non ebenba, 7,5,5 cm lang. 

A 220. (Eidjenholjbübel oon ben ehemaligen ^enftern bcr 
KloflerFirdje 3U £imburg a. b. £}aarbt, eine Seite augebrannt, 
Durchm. 9X7 cm, * 4,5 cm lang. 

A 221. (Eifenring nom 0bergaben ber KlofterFtrcbe 5U £imburg, 
mit Bleibübel, Dm. bes Hings *2 cm, ganje £äuge 23,5. 

A 222 unb 223. gwei Stüde Dachfchiefer non ber KlofterFirche 
311 £imburg, gefunben oben auf ber Dierungsmauer, *7X *3 unb 
* 5,5 X 7 cm. 

(A 218—223 (GefdjenFe bes fjerru Prof. M a n dj 0 ts Jranffiirt.) 

A 224. portraitmebaiüon (<Gips;Kelief) bes Furpfäbpfcheu X^ofbiblios 
thefars Cheobor nonQCraitteur (geb. 6. April *756, geft. 
*830 in Mannheim). Kreisrunb, 39,5 Dm. ((GefcheuF non Jrau 
von (Eraitieur, München.) 

E 539. Kur3e Cabafspfeife mit bemaltem porjellanPopf: (Defters 
reidjifche (Grenabtere einem ^elbfchü^eit bie ürauben ftehlenb, Aus 
fang *9. 3 a h r h^* Decfel non ZTeuftlber. (Gefamtlänge 35 cm. 

E 540. Desgleichen, ohne Decfel, mit IDajferfad non b?orn, ein 
elfenbeinener fymbsFopf als Sd^lugftiicf: Auf bem Kopf ein 
ITTannheimer ^reimilliger Bürger^cGrcuabierstGarbift. (Gefamts 
länge 29,5 cm. 

E 541. pf eifenfopf non bemaltem por^cüait: ,<fran3öftfd?er (Garbes 
(Grenabier in parabean3ttg unb CDfftjier in Heiner Uniform. (Ge5 
famtlänge *4 cm. 

E 542. Teppich non rofem Sammet mit Blumeufticferei in grauer 
unb blauer Seibe unb Silberfäben, 16. 3h^t., 19 5 cn + ^ an 9, 90 cm 
breit. 

E 543. Dieretfiger (Ei dj enti f d?, ^iiße mit J^ohlfehleit, Hifchplatte 
*20 X 78 cm. Aus bem ehemaligen Schwurgeridptsfaal im Kaufhaus. 

E 544. (Elfenbeinfächer, burchbrochene Arbeit, aufgefpannt 
30 cm breit, *6 cm hod). 

E 545. Rächer aus Schilbpatt, burd?brocheue Arbeit, mit Hofen bes 
malt, ausgefpannt 28 cm breit, *4,5 cm hod?. 

E 546. Cifchberfe aus brauner Baumwolle mit Blnmenmufter, 
U9XU0 cm. 

(E 543 - 546 gefd?enFt non Zjerrn gahuarjt £angeloth.) 

E 547. DierecJtge Schachtel aus pappenbeifcl mit Decfel non 
bemaltem Milchglas, *6,5 cm lang, * [ cm breit, 2,6 cm hod?. 

E 548. Stidtud) mit fünf oerfd)iebenen Alphabeten, be^. E. M. *836. 
29 cm im (Qnabrat. 

F 305. bjalsFette aus Mitfdjeln mit dombacffaffung, Dm. mit 
Anhänger *8 cm. 

F 306. Desgl. non gerieften blauen (Glasperlen, Dm. *5 cm, nebft 
3wei gleichen 0hrringeu. Beibes aus Italien, Mitte bes 19. 3h r &l- 

F 307. I7er3f3rmiges Mebaillou non (Glas mit (Einlage non paaren, 
non (tombaf (fogen. ITTannheimer (Golb). Raffung 43 X 42 mm 
Dm. Anfang *9. 3h&*- 

F 308. Bmtbes ITTebaillon gleicher Art, mit (Einlage non Seibe, auf 
ber eine Miniatur lanbfdjaft gemalt. 25 mm Dm. Anfang 19. 3h&*- 

F 309. Armbanb non paaren geflochten mit golbenent Sd?lo§. 
20 cm lang. Um *830. 

F 310. (Ein paar ftlberne Manfdjettenfnäpfe, nergolbet, mit 
eingranierten Blumen, *8 mm lang. Um *850. 

(E 547—F 310 (Gefdjenfe non £?erru jfriebr. £äwetiha 11 pt jr.) 

F 311. XDollenes f? a l s t u d?, carmoifinrot, mit ciugemebten Blumen, 
77 X 72 cm. ((Seffent non bjerrn gahnar3t £angeloth.) 

H 1042. (Elfenhelm (Morian-maurifche ijaube), bes *6. 3h&te-, 
getrieben, 28 cm hod?. 

H 1043. Deutfehes 5d?wert bes *6. 3^ ts - mit Korb, *,** m laug. 

H 1044. Sog. Schwerer Ejellebarbe, *6 3h r &*v Qo^e £änge 
2,3 m / Klinge 7*,5 cm lang. 

H 1045. fjellebarbe bes *7. 3h& ts -, mit XDoflengejledjt unb 
^raufen unterhalb ber Klinge, gan3e £änge 2,65 m, Klinge 
32 cm lang. 

H 1046. Desgl. ohne gierrat. <San3e £äuge *,345 m, Klinge 4* cm. 

H 1047. pulnertjorn non Knochen mit wngranierter Darftellung 
einer (Eberjagb, bie gal?l *57 eingebrannt, auf ber Hücffeite 
Kreislinien, *7. 3h^* £änge 3* cm. Breite am Boben *0,5 cm. 

H 1048. Desgl. mit Hitter St. (Georg im DracheuFampf, bie gat?l 
3<* eingebrannt, auf ber Hücffcite Kreislinien, *7. 3h&t. £änqe 
28,5 cm. Breite *0 cm. 

H 1049. Dorberteil eines fran3öfif d?en Kürajj non *870, bie Meffings 
nägel ftnb ausgebrochen, <*6,3 cm hoch, 37 cm breit. 

O 103. (Guitarre aus ber ^abriP non <£ojfes(Goguette, TTTirecourt, 
ifranFrefch, Departement Dosges, ehemals im Befitj Königs 
£ubmig I. non Bayern, 93,5 cm lang, 30 cm breit. 


P 111—113. Drei Derbaubsabjeidjen (nom beutfehen Habs 
fahrerbunb, non ber l^auptnerfammluug beutfd?er 3ugenieure *88<* 
unb nom Mannheimer Derbatibsfchie§eu *896.) 

(O 103—P 113) (GefcheuFe non tjerrn gahnarjt £angeloth-) 

Q 64. Qufeifen mit 3 Stollen, *889 gefunben auf bcr £imburg 
a. b. I7. *5 cm lang, *2,5 cm breit. ((SefdjenF non Ijerrn pros 
feffor ITT a n ch 01 s ^ranPfurt.) 

VI. Bilberrammlung. 

A 112 p. Mannheim, ehemalige HheinthorFaferne in C 6, 
erbaut *722 unter Kurfürft Karl Philipp, niebergelegt *903. 

' pbotographifche Aufnahme *6,5:22,5. (Deponiert non ber Stabt- 
gern ein be 3 ,lt> - 3. <*o ZTr. 20*.) 

A 121 b. Mannheim, MarPtplat). La Place publique & Mann¬ 
heim, ber Marft 311 Mannheim. Kupferftich aus ber 2. l?älfte 
bes *8. 3 a h r hunberts, mit ber l^anb Foloriert. 29:38. 

A 126 o. [Pfalj baycrifches Militär.] La Cavalerie Bavaro-Pala- 
tine en Marche. Dessin^ par Guil. Kobell, grave par A. Bartsch. 
Mannheim chez Dominique Artaria. Kupferftich, uid^t Foloriert 
<*3,3:56,*. 

A 146. Mannheim. (Ehemals Baffermann’fches f)aus, D 7, 8, brei 
Photographie Aufnahmen (erbaut (Enbe ber *83oer 3 a h re / 
uieberlegt April *903 wegen ZTeubaus ber «löchterfchule) *6,5:22. 
(Deponiert non ber Stabtgcmeinbe 5. <*o ZTr. 200.) 

A 146. Mannheim. Das ehemalige I)aus C 2, *8, feit *896 ers 
fe(3t biirch einen Anbau bes (Gafthaufes „Deutfcher Qof". Photos 
graphie nou (I. Huf. *9,2: *2,**. 

A 146. Mannheim. Das ehemals pfefferPorn’fche f)aus, P 3, *. 
Abgeriffeti im Jriihjahr *895. Photographie. *6,8:2*,*. 

A 190 g. Mannheim. BismarcfftraBe, wefiliches (Enbe, nor bem 
Abbruch bes KofaPenftalls. Photographie nou 0. l?ochftetter am 
**. Märj *893. **,*o:*7,L 

A 197 g. Käferthal. (Seometrifcher eccographifcher (?) (8runbri§ 
über bas Dorf Kefferthal. Dermeffen im 3 a hr^ *806 non 3<>hann 
(Sottfricb (Gerarb, Heuonatorn 5U £abenburg. l^anbieichnung. 
Auf £eiuwaub aufgezogen. Majjftab * : 7**o. 

B 14 p. Beerfelben im 0benwalb: Die (Eentlirtbe mit (Galgen. 
Photographie, h:**. 

B 22 t. Donners berg. Karte bes ehemaligen Departement du 
Mont Tonnerre (Domiersberg). Blatt 88 bes Atlas nationale de 
France, paris 0. 3- Mafjftab: *:27üooo. Auf £einwanb aufs 
ge3ogeit. 

B 26 t. Relsberg. Die Kiefenfäule am forftljaus Relsberg im 
0beuwalb Photographie. **,*:8,*. 

B 105 t. M00sbrnun bei <Eberbadj. Die alte Kird?e, abgebrochen 
*897, nom ^riebhofeingang aus. Photographie non 0. f)ochs 
ftetter. *7,2: *2. Diefelbc, (Eingangsfeite. * 7 , 2 : *2. Diefelbe, 
3unenanftcht. * 7,3: * * ,8. 

B 12+ t. ZTieb erlaube. Nouvelle Carte Chorographique 
des Pays-Bas Autrichiens, grav^e par L. A. Dupuis 1777. 
Majjftab etwa **.90,000. Auf £eiuwanb aufge3ogen. Blatt: 9, 
*0, *2, *3, *5, *9, 20, 22, 23. 

ß 181 g. [Kh*in.] KrieassCEheater ber (Eeutfchen unb ^rans 
3o|ifdjen (Gräujlanben jwifchen bem Hh^in unb ber Mofel. 
3m 3ahr *791—*799. 3 n 6 Blättern: Mannheim, Main3, 
Karlsruhe'£auterburg, gweibrücfensl)omburg, Simmem, Saarges 
müuboaarwerbett h era usgegebeit unb bem bje^og nou Pfaijs 
gweibvücfeit gewibmet non 3* Hljeinwalb, 3ufammens 

gefegt non €. p. (Gl. £aubmeffer p. Dewarat 3- <5. in Manns 
heim anno *79+, geflogen non B. £ei5elt in Augsburg, ners 
legt unb 311 hoben bey Dominic Artaria in Mannheim. Auf £ein* 
wanb aufgejogen. Blattgröge ca. 65:85. 

B 230 t. Stein bad? bei Michel ft abt im 0benwalb. Die (Einharbs 
baftliFa, äujjere Attficht. Photographie. **,*:8,*. 

B 255 t. Santen. Die Umfaffuugsmauer bes Huinenfelbes nor bem 
dlenerthor. £ithographifcher plan im Ma§ftab *:sooo. 

E 74 t. 3 0 h a u tt XXIII. (Balthafar Coffa) 311m papft gewählt 
*7. Mai *4*0, f 22. ZTon. * + *9; abgefefct *4*5, *4*5- *8 ges 
fangen im Schloß (Eichelsheim bei Mannheim. (Grabmal im Baps 
tifterium 311 ^loren3, errichtet im Auftrag doftmos non Mebici 
burch Douatello unb Michelo330. 

EG 40. (Grnppenbilb öes perfonals ber ehemaligen Mannheimer 
St abtpo ft, bie als „Stabt-BriefsDerFehr Mannheim" nom *7. 
April *895 bis *. April *900 beftatib. Photographie. 2* ,6:29. 

TH, ^Irdfhf» 

Bb. Kaufbrief betr. ben DcrFauf bes Kaufes ber ZDwe. 3 an f en 
in Qeibelberg, beftätigt nom Bürgermcifteramt ^eibelberg *4. ZTon. 
*785. Auf pergament gefd^r-, Siegel fehlt. ((GefchenF bes ^errn 
Kommenienrat geiler.) 

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vm. giWiotyelt, 

A 28 1. (Sotfjaifdjer genealogifdjer H o f F a I e n b e r. *29 
3ahrgang. (5otha 1892 . ^2^8 5. (2°. 

A 28 m. Almanach de Gotha. 26.—109 ann6e (Sotfya 1829 
btS 1872 Ullb 117. ann6e (Sottja 1880. -15 Bällbe 12°. 

B 37 p. 21 Ibert, petcr p. Die c5efd?id?ts; unb Ultertumsoereine 
Habens, l^ctbelberg 1903 32 5. 

B 46 ct. [Bügler, 3- £•] Das (Sroßhe^ogthum Baben nad? fernen 
Kreifen, bofgericbtsüroDinteu unb UmtsbciitFen topograrbifd) bar? 
gcftellt. 2 . 21ufl. darlsruhe 1814 . 220 5. 

B 75 ap. Schreiber, 1% IJanbbud^ für (Eifetiba^n-Heifenbc burd? 
bas (5rofjl]er3ogtlpun Baben. Mit 1 Karte. darlsrulje 18-16. 
458 5. 12°. 

B 75 tg. Stoeßer, Dalent in. (Srabftätten uttb (Srabfd?riften 
ber babifil/en Begenten tu £inearabftammung oon Bertholb L 
Hen°9 oon gähringen 1074 —1811. Xfjcibelbcrg 1903 . 17 1 5. 

mit 11 £icf?tbrudPabbtlbuugen. 

B 88 t. pon Druffel, 21 uquft. Die Bairifd?e politiF im Be? 
ginn ber Keformationsjeit 1519— 1524 . (Kbt^anblungen ber III. KI. 
ber Kgl. Bairifcfyen HFabemie ber IDiffeufdjaften. XVII. Bb. 
III. 21bt. 5. 597—706.) 4° 

B 137 gf. £ inbau, ID. 21. Hapolcoti auf bem Beüeropfyon. Had? 
bcm Bericht bes dapitäus v f. £. Maitlaub aus bem dnglifdjeu 
überfegt. Mit i Karte. Dresbett uub £eip 3 tg 1826. 92 5. 

B 157 g. Matttfis, da rl. 3 ac °b ^ cr l*fjte ber £id?tenberger uub 
bie fd^ötte Bärbel. gtoei gefd?icbtlid?e Bilber aus bem Hanauer 
£äub , I. Straßburg 1902 . 20 5. mit 5 Bilbern. 

B 173 gd. ID. <L dlba, IDaterloo, 5t. l^elena. gioicfau 1866. 86 S. 

B 340 b. £ord), H i f 0 1 a 11 S. Ruina Palatinatus Bipontini. I)er? 

ausgegeben, überfegt unb erläutert non Hubolf Butt manu. 
(IHitteilungen bes tyftorifdjen Dereins ber ITIebiomatriFer für 
bie IDeftpfal 3 in gtoeibriicfen II.) gtoeibrücFen 1901 . 126 5. 

B 345 m. ITT eff lis, d. Don ben Burgen ber pfal 3 . Mit 17 21b? 

bilbuugen. Jreiburg i. B. unb £eip 3 ig 1902 . Ul 5. 

B 397 k. ^eber, 3 ol ? an,l <5corg £)einrid?. Sophie, dhur? 
fürftin oon f^annouer, im Umriß, ^annooer 1810 . 252 S. 

B 421 g. Klucftjoljn, Hugujt. gmet pfäl 3 ifd?e (ßefaubtfdyafts? 

berichte über ben frai^öfifchen Hof unb bie Hugenotten I5b7 unb 
1574. (Ubhaublung ber 3 . Klaffe ber Kgl. [Bairifdjen] UFabernte 
ber IDiffenfdjaften. XI. Bb. II. 21bt. S. 18 1—238.) 4 0 , 

B 421 h. Klutftjoljn, Hugufl. gur (Sefd?id?te bes angeblichen 

Sünbnijjes oon Bayonne nebft einem (Driginalberidjt über bie 
Urfad^en bes smeiten HeligiousFriegs in ^raufreid?. (2lbtjanblungeu 
ber III. Klaffe ber Kgl. [Bairifdjen] HFabemie ber IDiffenfdjaften, 
XI. Bb. I 21bt. S. 151—159.) 4°. 

B 505 d. 5r. dhurfürjtlichen Durchlauft oon pfal 3 ?Baiern Kriegs? 
Reglements für bero fümmtlidje 3 n f ar| l cr * e öc>n ^ em 3 a ^T rc 
1793. drfte 21btljeilung.djercier»Reglement. [München! 793.] 316 5. 

B 618 g. ©rtelius, H* cron V mus - Chronologia ober Hiftorifdje 
Befdjreibung aller Kriegsempörungen unb Belagerungen ber 
Statt unb Defiuttgen, fo in ©ber* unb Unber Ungarn aud? Sieben« 
bürgen mit bem dürcfen oon A° 1395 biß auff gegemoertige 
geit bencfl^mürtig gefdjeljen. Hürnberg bey 3 0 ty aun Sibmadjer 
1603. 58i 5. +Heg. 4°- 

B 622 ra. H cr 3°9 Karl (Eugen oon XDürttemberg unb feine 
§eit, fyerausgegeben 00 m mürttembergifd?en (Sefdjidjts«* unb 
Ultertumsoereilt. H e f* \ ff* Stuttgart 1903. 

C 80 p. Deräffentltdjungen aus bem 21rd?tr ber Stabt frei? 
bürg i. B. IV. deil. (Sefc^id^tlic^e ©rtsbefd^reibung ber Stabt 
^Jreiburg i. B. II. Banb. H &l, f er i*anb 1400 —1806. ^reiburg 
1903. 418 S. mit einem plan ber Stabt oon 1685. 

C 80 t. t feftfdjrift ber Jreiburgcr Unioerfität 3 um 50? 
jährigen Hegierungsjubiläum bes (Sroß^erjogs jriebrid?. ^rei? 
bürg 1902 . 299 S. 

C 147 t. Six views of Heidelberg and its castle. To which is 
added: The tale of Wolfs-Well. (Die 2infid?ten ge 3 eid?net unb 
geflogen oon 3* Hou£, dejt oon 21. Schreiber.) H e * öe ^ cr 9 
1826. VIII+48 S. 4°. 

C 218 bt. (öümbel, (Eli. Die toaflonifd?;fran 3 äßfd?e ^remben? 
gemeinbe in St. £ambred?t?<Sreoentjaufeu ((Sefd?id?tsblätter bes 
beutfdjen H u 9 cn °H ens ^ ere i ns JI / H e f* 2 ). UTagbeburg 

1895. 22 S. 

C 256 ba. ©fßcieüer datalog für bie lanbmirtljfdjaftlidje 2lusftellung 
bes pfa^gaues 3 U UTannlieim. <$u>eite 2Iufläge. 149 S. mit 
1 Situationsplan. 

C 279 h. Harren ? Klänge unb aus bem XTarrenleben bes 

darneoals 1842 3 U ITTanutteim. 2 . l)eft. ITTanuljeini bei ^fr. 
UTori3 H ä ^ ner * 3 l 5. 


C 296 kt. IDtll^elm SljaFespears S^aufptele. 20 Bbe. 
ITeue oerb. 2TujI. Bb. 1—3 überfeftt oon 3°^« 3 oa£ ^* €fd^en? 
bürg, Bb. 3—20 ofpte Hamen bes Ueberfefters. Bb. i—5, 7, 
10 , 12 , 14 : Straßburg bey *frau 3 £eorault 1778 unb 79 L bie 
übrigen: lttannt}eim 1778—80 gebrueft bey £. B. ©egel, 
jranfenttfal. [Derbefferter Had?brucF ber df^enburg’f^en 21us? 
gäbe oon (Sabriel defert in UTannt}eim; fog. ITTann^eimer 
S tj a F e f peare.] 

C 296 ku. U^be,H erm a nit - UTannljeimer Sljafefpeare. (Ein 
Beitrag 31 fr <Sefd?idjte ber erften beutfe^en SfyaFefpeare-Ueber? 
fe^ungen. H e *^ c ^erger Dijfertation. Berlin 1902 . 90 5. 

C 296 pd. Dr. dbuarb l^oungs fämtlid^e IDerFe. Heue oer? 
befferte, mit bem £eben bes Derfaffers oermetirte 21uflage. UTanu? 
tjeim 1780. 2 Bänbe in 1 . 365 unb 398 5. 

C 351 t. (Seffcfen, 3°4 annes * 3°^ ann U?incfler unb btt 
Hamburgifd?e Kirche in feiner Seit ( 1684 —1705). ITTtt bem 
Bitbuiffe IDiitcflers, einem (faejimile unb IDappen. H am ^ ur 9 

1861. 446 5. 

C 393 kd. Sd?toar 3 , U2ilt|. Ueber Dorfdjulen für (5ymnaften unb 
Realmittelfdpulen. UTanntieim 1887. 16 S. 

C 393 kf. Sd?räber unb Ködjly. dl|efen 1 ) 3 ur Hegelung ber 
Derljältniffe ber Ijöljeren Bürgerfd^ule, 2 ) über ben £ateinunter« 
ridjt an Healfcbulen. Utannlieim 1868 . 8 S. 

C 408 h. De £amotte, Karl21uguft. 3^ a UTünfter. 5d?au? 
fpiel in fünf 21uf3Ügen. UTamil]eim unb Helberg, bet Sd^man 
unb (Säg 1806. 134 5. 

C 418 pd. Kabus, 0tto. Beriet über bas sojäfyrige 3ubiläum 
bes Mannheimer (Eurnoereins. 9.-13 . 3 U ^* 1896. Straßburg 
1896. 14 5. 

C 429 f. BheinifdjeBunbes 3 eitung 1809 , Hr. 1—40 (i. 3 an. 
bis 9 . ifebr.), Beilage Hr. 1 — 23 , fortgefegt als „Bt}tinifd?e 
dorrefponben 3 " Hr. 1 —U6 ( 5 . UIär 3 — 30 . 3 un 0. UTit 
l Karte in Kupferftidj: „TDtens Umgebungen". Mannheim bey 
Kaufmann unb ^riebridf. i 60 -|- 58 d '464 S. <5roß 4 0 . 

C 438 t. Münchener Kltertumsoerein. §eitfd?rift NF 
XIII. 3 a *l r 9« 1902 ff. 

C 451 p. Matthias, dh- Hus Hieberbronns alten Seiten. 3H U5 
ftriert oon £eo Sd^nug. Straßburg 1901. 60 5. 

C 461 t. Scfell,darl2Iugujt. Das fänigl. £ußfd?Ioß Hymp^en? 
bürg unb feine (Sartenanlagen. Mit 1 plane. München 0 . 3- 

13\ S. 

C 539 p. De^eidjntß ber in IDirtemberg gefunbenen Hämifdjen 
SteinbenFmale bes K. Mufeums ber bilbenben Künjte. Statt? 
gart 1846 . 24 S. 

D 15 am. Grotius, Guilielmus. De principiis iuris naturalis 
enchiridion curante Joanne Georgio Simone. Editio II. 3* ,ia 
1682. 372 5. nebft 3 n & e £- l 2 °- 

D 29 cm. Bonnefon. M. P. M 6 lac et l’incendie du Palatinat. 
(Revue Bleue 4. S 6 rie, Tome 10, No. 5, 5. 133—138.) partS 
1898. 4°. 

D 29 cp. Gobineau, Comte de. Histoire d’Ottar Jarl et de 
sa descendance (S. 416 ff. über (Beneral # M6lac). Paris 1879. 
450 5. 

D 30 f. Müller, (friebridj, Känigl. bayerifdjen H°f ma M ers 
IDerFe. 3 Bänbe. 374 -f 410+420 5. H e *^ e ^ cr 9 1 8 U« 

D 38 c. Kar^ubioigSanb’s midjtigfte £ebensmomente. ITebft 
feinem mohlgetroffenen Bilbntffe. Hürnberg 1819. 51 5. 

D 38 f. Betrachtungen oeranlaßt burch bie drmorbung bes (Etats? 
raths oon Kogebue. Deutfchlanb im Mär 3 1819 . 28 S. 

D 55 g. 0 . IDeftenrieber, £oren 3 . Sämmtlid^eIDerfe. 12 Bbe. 
in 6 Kempten 1831—32. 

E 13 g. Notitiae Ecclesiasticae Pars VI., continens histo- 
riam diversorum dogmatum, Almae Congregationi Electorali, 
Academico Majori Heidelbergensi in strenam oblata Heidel- 
bergae 1790. 408 5. 12°. 


BibliotheF unb Btlberfammlung erhielten (Sefdjenfe oon ben harren: 
Hoflieferant drnjt^ifdferin IDeinhcim, Buchbrucfereibefiger 3 * <*« 
(Srentm, (Seif. H°f ra t Canbgerichtsrat H u fff^ m *^ hi 

Konftan 3 , Major H u fff d ? m *^ Hiberad?, Kaufmann H e ^ nr <4 
Kloos, Sahnarjt däfar £angeloth, 3 n ^ a ü a l cur H e * nr *4 
£eonh<3fö, Kaufmann H er| ^ ann £äb?5tern, Prof. UTand? 0 1 
in franFfurt, DireFtor Hidjarb Sauerbecf, Kaufmann 3 U ^* US 
IDillftätter. — drog bes oermehrten Umfanges biefer Hummer 
ber „(Sefdjidjtsblätter" mar es leiber nod? nicht möglich, alle biefe 
SdjenFuugcii im oorftehenben Dei^eichnis auf 3 uführen. 


Derantwortlidj für He Jftebaftion: Dr. ^riebrid? EOalter, znattnbeim, C 8, 10 b, an ben fämtlidje Beitrüge jn abreffirren finb. 
^flr ben materiellen Ärtifel fmb bie Ulitteilenben perantmortlid}. 

Berlag bes mannbeimer Uitertomsp er eins <Z. 0., Orarf ber Dr. 3aas'f<ben B öd? br uderel <ß. nu b. 8. in Olannbelm. 

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le 


Mannheimer 6eld)idii$blätier. 

ITlonatscbrift für die Geschichte, Altertums- und Uolkskunde mannbeims und der Pfalz. 

fyrausgegeben vom flßarnibeimer Hltertumswrein. 

Erscheint monatlich im Umfang von 1—iS Bogen und wird den milgliedern des tUannheimer Allerlumsvereins unentgeltlich zugeslelll. für nichlmitglieder 

beträgt der jährliche flbonnemenlpreis Ihk. 3 .— einzelne nummern: 30 Pfennig. 

IV. Jahrgang. Juni 1903 , Bn. 6 , 


gnQatf. 

Mitteilungen aus bem Hltertumspereiu. — Dereiusperfammhmg. 
— ^riebridjsfelb. <ßefd?id?te einer pfäl3t|d^eii fyigcuottcnfolouie. Don 
Dr. ^riebridj ID alter. - IHisceUattea. — Kusjiiq aus bem 
3a!)resberid?t über bas Dereiiisjatjr *902 03. — ^eitfdjriften unb 
Bfid?erfdjau. — Heuermerbungen unb Sdjeufmigeu. 


ftilitilingti us bem ^.Itectnrasoecein. 

Der fßarjfottfr l?at in feiner Sitzung am 16. lllai 
mit großer Beftiebiguitg Kenntnis genommen poii bcu 
Perhanblungen, hie am f3. 6 . 211. in einer porn f}errn 
©berbürgermeifter berufenen unb poii ihm geleiteten Korn* 
mifftousfißung über jrnei michtige, ben Dcreiu auf» eugfte 
berühtenbe 5 ta G en 9 «Pflogen tpurbeu. Die eine betrifft 
bie Hälftige Permenbung ber ehemaligen Sdjulfircfje 
in L \. i, bie anbere bie Tlusfcheibung ber gerichtlich 
ober funftgemerblicf? mertpollen Koftüme, UTöbel, (Seräte unb 
TPaffen aus bem ^unbus bes l)of t Ijea fer» unb bereu 
Ueberlaffung ati unfern Perein jur Tlusftclluug. Die 5 U biefer 
Sitzung eingelabenett Porftanbsmitglieber, bie Herren Seubert, 
K. Baumanu unb IDalct), faubeu babei ©elegenhcit, im 
Sinne uuferer (Eingabe rom Februar b. 3» barauf hitiS“’ 
tpeifen, bafj ber Perein, um feine Sammlung ju einem 
tpürbigeu Stabtmufeum ausjugeftalten, burchaus einer <£r» 
meiterung feiner Käume bebürfe, unb ba£ bie ehemalige 
Kirciic nach ihrer £age, ihren Kaum* unb £iciitpcrl)ältni|fcu 
ftd) mie fein anberer Kaum für (Einrichtung eines folcijen 
Ulufeunts eigne. Da in ber Si^ung feftgcftcllt mürbe, bafj 
es möglich fU, bett betbeu anbern gemeinnützigen Pereiiien, 
bie jich ebenfalls um bie Ueberlaffung ber Kirche bewerben, 
in anbern ftäbtifchen ©ebäuben geeignete Käume ju be> 
fchaffen, fo barf man hoffen» ba§ ber Stabtrat bie <£nt» 
fefaeibung ju unfern (Eunfteu fällen mirb. Kuch bie Per» 
hanbluitgen betr. ben ^uubus bes Cheaters nahmen einen 
unfern U)ünf<hen entfprechenben Perlauf. U)ie aus bem 
in ben Blättern peröffentli<hten Sitzungsbericht tjeroor^c^l, 
hat ber Stabtrat unter’m \k- UTai bie Ttusfctieibuug ber in 
Betracht fommeuben ©egenftänbe aus bem Cheaterfuubus 
genehmigt. — Daufbar begrübt mürbe es, bajj unfer laug» 
jähriges, eifriges TUitglieb t}err 3 ’ Kberle fofort nach 
(Erfcheinen uuferes lebten 2TTahnrufs bem Perein ein (ße= 
fchenf im Betrag pon 50 2TT. übermiefen h l 't. — 3 ni 
übrigen mürben in ber Porftanösfiljung perfcliiebene Pereius» 
angelegenheiten, namentlich inbetreff ber am f 8 . UTai ab» 
juhaltenben orbentlichen UTitglieberperfammlung befprochett. 

3 '» ber Porftaubsfthung Pom 25. UTai fani u. a. bie 
Peranftaltung eines Kusflugs nach Schmefcingen jut 
Sprache, ben ber Perein am 27. 2 Uai 5 ufammen mit bem 
hiftorifchen Perein in Darmftabt unternommen tjat. (Ein 
jroeiter Pereinsausflug mirb Sonntag, ben 2\. Juni nach 
Zlecfarbifchofshcim peranftaltet merben, unb jmareben» 
falls unter Beteiligung besDarmftäbterPereins; nähere UTit» 


teiluug folgt in ben Cagesjeituugen. — ©in int September 
b. 3 1 hi ct: ftattfinbenber Kongreß ber Central ft eile 
für Krbcitermohlfahct mirb fich mit ber ^rage ber 
Ciurichtuug polfstümlicher UTufeen befaffen unb eine 
flciite Ttusftellnug perauftalten, um bie hierbei in Betracht 
fommeuben (ßruubfä$e au praftifchen Beifpielen $u peran* 
fraulichen. 2tuf ergangene Kufforberung bes Stabtrats 
mirb fidb unfer Perein an biefer Kusftellung beteiligen. — 
Unter ben 5 ahlrci<hen Scheufungeu mürbe eine reiche <3 U » 
mcnbuitg pon ^rau ©berft p. Kenj herporgehoben, morüber 
bie £ifte ber Heuermerbungen nähere Tlusfuuft giebt. 
Unfer UTitglieb t)err ^cie brich Kauft mann h at fieh, 
mie freubigft begrüßt mürbe, ber ^ahl berjenigen Ulitglieber 
angefchloffen, bie ihren 3nhcesbeitrag freimillig auf fOOUT. 
erhöht habe». Diefes meitere Beifpiel hodjhersigen 3 n ter» 
effes an ben Begebungen unferes Pereius beftärft ben 
Porftanb in ber Hoffnung, baf? bet bemnächft ergeheube 
Tippell an bie ©pfermilligfcit uuferer 2 Uitglieber (pgl. 
3 ahresberichO nicht erfolglos bleiben mirb. 

* * 

* 

211 » ptitgltffecr mürben neu aufgenommen: 
Bräuuinger Dr., £jans 2lrjt L f3. 7- 
Kriebitjfch, 3°h* ©lasmaler Kenuershoffir. 

K ahn, S i m 0 n Pripatmann O 7. 5. 

Kuglet, Dr. 3°f«Ph 2TTebi$inalrat unb ©rofh» Bejirfs* 

arjt Prinj IDilhelniftr. \2. 
£efo, ©uftap Kaufmann L 8 - \ 0 . 

211 filier, Karl Tlpothefer 21Tannheim»2Tecfarau. 

K l a a t f dh, Dr. t) e r m a n n profeffor in ^eibelberg. 

Zugang: 7, Kbgang: \ (burch Cob: 0 , burch Kustritt: \), 
TUilgiieberftanb <£nbe 21Tai 1903: 8\6 UTitglieber. 


af'i'ii'iuötipianftaltiuuu'n. 

Die orbcntlidje Utitglicberoerfammluiiö für bas 
laufenbe 3afyr fanb am 18 . UTai im £}otel national (tatt unb mürbe 
pom Pereinsporftöenben t^erru ITTajor 3 . D. Seubert geleitet, ber 
nad? Begrüßung ber 3 af^Ireid? erfd?ienenen UTitglieber 3 iinSd^ft bem 
5d?riftfül|rer, J}errn prof. Karl Bau mann, bas IDort erteilte 3 ur 
Detlef 11119 bes 3 a l! l, *sberid?tes ^ as abgelaufene (Sef^äftsjalir, 
bas 44 . feit Befteffeu bes Dereins. Da fid? ein Kus 3 »ig aus biefem 
Beridjt in oorliegenber Hummer abgebrueft flnbet, gelten mir an biefer 
Stelle auf bejfeu 3 n M* tiäl^er ein. Halbem bie Derfammlung 
burd? lebhaften Beifall ihrem Danfe Kusbruc? gegeben t^atte, folgte 
ber Bericht über bie 3 aljr c S 5 Kbred}imng bes Dereins für bas Kalenber* 
jat^r 1902 . 3 U ^ en <Hinnalfmen mürbe eine Sd^enfung bes ^errn 
Direftor 2 lbolf Benpnger im Betrag ron 500 HT. Ijeroorgeljoben, 
unter beit Ausgaben bilbet einen ^auptpojten bie Karl tEljeobor*Kus* 
ftellung, bie ben Derein <H55 9*ft>ftet unb 2913 HT. eingebrad^t, 
alfo mit einem Defijit 0011 \2^2 1 TT. # abgefd^Ioffen tjat. Damit erflärt 
pd? aud? bas DeP 3 it non 593 1H., mit bem ber Derein ins neue 3 a ^ r 
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139 


140 


eingetreteu ift. — Die 3 atjresred}nuug ift geprüft unb bem Be 3 irfs* 
amt porgelegt worben, bem Heiner mürbe (Entladung erteilt. 

§um folgenbeu puuft ber (Eagesorbnuug, ber Heuwahl für bie 
faßungsgemäß attsfd?eibeube ^älfte bes Aiisfdjußmitglieber, ergriff Ijcrr 
prof. Kaufmann bas IPort, um beni feitherigeu ^lusfd^iiß uub 
Dorftanb für feine erfolgreiche (El)ätigfeit im Dienft ber guten 5ad?e 
311 baufeu uub bie iPiebermahl ber ausfd?eibcnbeu Herren burd? AFFla« 
matiott 3 U beantragen, was beim and? unter Beifall befd?loffen mürbe. 
(Ebenfo mürbe bie <§uwahl ber Herren Kaufmann Karl 3aer uub 
prioatmauu 3eau JPur 5 in beu Ausfd?uß burd? bie Perfammlmig 
gutgeheißen. Halbem ber Porfißenbe nod? pou ber frenublicben (Ein; 
Iabuug bes Pereins für Haturfunbe 311 m Portrag bes l?erru prof. 
Dr. Klaatfd? uub pou einem geplanten Per ein sausflug nad? 
ZTecfarbifitofsl|eim Kenntnis gegeben hatte, mürbe, ba fich niemanb 
mehr 311111 2Port melbete, bie IHitglieberperfammluug gcfd^loffeit. 

(Es folgte nunmehr ber Portrag bes l)errn prefeffor r 7 ermann 
CEh c0 baIb über „Die Pereiltigung ber red?tsrheittif d?eu pfa1 3 
mit 3abeit im 3at?re 3 80 5." Die Ausführungen bes Kebuers 
maren t^auptfäii^ltd; ber (Erinnerung an beu por 300 3ah rcu 3 l| 1^ a,l ^ e 
gefommeuett Keid?sbepntatiou$fi?luß pou 3805 im öufammeuhaug m *F 
beu rorausgehenbeu Perhaubltmgeu über bie für nufer mobernes 
Staatsmefeu gruublegcubcit territorialen Peräuberungeu gemibmet. 
3ei ber (fülle bes Stoffes, ber fich hierbei heraubraugte uub im Kähmen 
eines 3 7*(lüubigcii Portrags unmöglich bewältigt werben Fouute, hatte 
fid? ber Portragetibc befd?ränfeu muffen uub fein (Eheitia bahin fixiert, 
ba§ er bie Perhanbluitgeu poiii £unepiller ^rieben bis 3 um 25. (febrnar 
3805 porfiü?rte unb 3 mar im mefeutlichen nur, fomeit fte Baben unb 
feine £anbermerbuugen, uub fpe 3 ieli, fomeit fie bie (Erwerbung ber 
pfalj un£ IHannheims augiitgeu. Dabei beburftc es freilich eines 
Fu^cu ori^titierenbeu Hiitfblicfes auf bie gruublegeubeii Perhaublungen 
bes Kaftatter Kougrejfes .uub bie pcrattgcgaugeiten Separatfricbeus? 
oerhanbltitigen 3 mifcheit (frauFrcid? uub Baben bis 3796 . Bei leßtcren 
trat fd?on bie perfou bes babifd?cu (Sefaubten in paris, p. Keißeus 
ßein, eutfehieben in ben Porbergruub. Der Portragenbc charaFterifiertc 
ihn als einen HealpolitiFer ohne beutfd?Mtatiouales (Enipflnbeu, aber 
als einen DTann pou Flarem politifcheu BlicF uub 0011 vücFfid?tsIofer 
(Energie, bem Baben mohl beit größten Heil feiner fpätereu (Erfolge 
311 perbanFen hatte. (Er bemirFte ben für Baben fo ausftd?tsreid?en 
Separatfriebeusfd?luf 5 Pont Augiift 3796 ; er mar auch währeitb ber 
Kaftatter Perhaublungen bie treibenbe Kraft unter beu babifchen 
Diplomaten. (Er hat bann nad? ^ em Suneriller (frieben bei bem be» 
rüd?tigt*n allgemeinen £5ttbcrfd?ad?er in Paris, anftSnbiger als bie 
meipen beittfcheu Diplomaten unb hoch relatip am erfolgreid?flen pou 
allen, bie 3t*tereffen Badens pertreten. 3 11 eiugehenber DarPelluug 
fchilberte ber Portragenbe bie Bemühungen p. Keißenfteins, bie nn 
fprünglid? über bie früheren §ufagcu (frauFrcid?s hwaus ” l erfter 
£inie auf beu (Erwerb bes Kreisgaues gerichtet waren, wäl?renb ber 
(SebanFe an bie Gewinnung ber rechtsrheiuifchcu pfalj 311 m erjteu 
ITCale im April 3803 uub bann beutlidjer in einer DenFfchrift Pom 
37 . IHär 3 3 802 anftaud?enb, anfangs nur mit 5ugftlid?cr ^urücfhaltuitg 
befprochen würbe, bann aber infolge ber günftiaen Aufnahme auf 
fran 3 Öftfd?er Seite immer mehr in ben Porbergruub ber biplomatifcheu 
Bemühungen bes babifchen Pertrcters rfitfte. So eifrige Befürworter 
feiner IPünfdje uub Anfprüd?e Kabcn in Hapoleou unb (Ealleyranb 
fanb, bie in einem parF pergrößcrtcu Baben eine millFoitimene Stüße 
(franfreid?s faheu, fo heftigen iPiberftanb hatte es Bet bem ruffifchen 
(Sefatibteu in paris 3 U überwinbeu, bem überhaupt bie Aufgabe, im 
Perein mit (Ealleyranb ben (Eutfchäbiguugsplau für bie beutfehen 
(fürften auf 3 iiftellen, pon Eje^cn 3 tm>iber mar. Doch (Ealleyranb ges 
lang es, biefett IPiberjtanb 3 U überwinbeu, 1111 b ber am 3. 3 un * f e ft : 
gefeßte <Entfd?äbiguugsplan enthielt eine gan 3 bebcutcube Pergrößerung 
Babens, baruuter auch burch beit größten (Teil ber rechtsrheiuifchcu 
pfal 3 . Die fpäteren Umarbeitungen biefes planes burd? JranFreid? 
titib Kuglattb unb bie eubgültige KebaFtion burd? bie Keichsbeputation 
haben für Baben nur unwefeittliche Aciiberungcu gebracht. 

3nt 3 weiteu fjauptteile erörterte ber Portragenbe bie ^frage, wie 
fid? Baiern gegenüber biefem (Eutfchäbiguugsplau, ber ihm ja bie Abs 
tretung ber frönen Pfal 3 , natürlich gegen atibermeitigen bebeuteubeu 
(Erfaß, 3 umutete, geftellt hübe. Die bairifche Kegierung t?at im prinjip 
Feinen nennenswerten IDiberfprud? geäußert, aus (Srünben, bie ber 


ITTinifter Uloutgelas felbfl fpater in feinen DenfwürbigFeiten ausges 
führt hüt. Uber als cs fid? uni bie Befißnahme ber Pfal 3 (Hopember 
3802 ) h an &clte, l? a t es nid?t an Keibcreieit gefehlt. §wei punFte 
würben in bem Portragc befonbers h^ttoröchobeu: bie Perweigerung 
ber llebcruahme eines Kntells ooit beu pfäl 3 ifd?en Sd?ulbeu burd? 
Baieru, eine ^ragc, bie erft 38.59 burd? Pertrag enbgültig gelöft 
würbe, uub in ausfiihrlid?erer Darftelluug ber Streit um bie UTaun* 
heimer wiffeufd?aftlid?eu unb Kunftfammlungen, ber fap 311 einem 
cruftlid?eu KoufliFt 3 mifd?eu beu beiben Staaten geführt t^tte, aber 
fd?ließlid? bod? burd? bie ZTad?giebigFeit Karl ^ricbrii^s befeitigt würbe. 

Kuf biefc hMtorifd?e Darftelluug, bie h au ptfüd?lid? auf ber dou 
ber Babifd?en i?iftorifchen Kommifftoit h cra usgegebcuen polittfd?eu 
Korrefponbeii 3 Karl Jriebrichs beruhte, folgte 311 m Sd?luß ein Fu^er 
Kus 3 iig aus ber beFauntcu offijiciien Sd?ilberung ber I?ulbigutigsfeier 
ber Babifd?eu pfal 3 graffd?aft, bie (803 h' cr beim l^ofbuchhäubler 
^ferbiiianb Kaufmann erfchieuen ift uub bem Liebhaber loFaler <ße* 
fihid?tsforfd?uug wegen ber (fülle ber angeführten Hamen maud?es 
3 utcreffaute bietet. 

€iue große ^örer 3 ahl folgte beu Kusführuugen bes Kcbuers 
mit lebhaftem 3 n ^ erc ff c »«b fpeubete ihm bauFenbeu Beifall für feinen 
hod?intcrejfautcu, auf eiiibringenben (Quelleuftubieii beruhenben Portrag, 
ber porausjichilid? ber Allgemeinheit im Prucf 3 ugäuglid? geniad?t 
werben wirb. Bei bem au beu Portrag fid? aufd?licßeubcn gemeins 
famen Abenbcjfen, au bom etwa t>o perfoucu tcilnahmeu, perlieh 
l 7 crr IHajor Seubert bem DanF ber Anmcfenben au ben Kebucr be^ 
rebte IPorte. 3 m weiteren Pcrlauf bes Abenbs brad?tc bas Porftanbs? 
mitglieb £}err Kubolf Baffermauu in h llni °riftifd?er IPcife einen 
(ErinFfprud? auf bie Damen aus. 

Am 20 . IHai wohnte eine große Ai^atjl nuferer tTIitgliebcr auf 
freunblid?e (Eiiilabuug bes Pereins für HaturFuube einem Portrag an, 
in wcld?em l 7 crr profeffor Dr. Klaatfdj^eibelberg über bie neueften 
(Ergcbuiffe feiner ^forfchnngeu über Alter unb Abftammung bes 
inenfd?eu berichtete. Der l^crr Portragenbe l?at mittelfit eines pou 
ihm crfuubeucu ITTeß; uub §eid?eniuftrumeuts bie nteufihlid?eu Sihäbel« 
unb Kuod?enrefie, bie aus ber Dilupial- unb cEisjeit ftammeu, einer 
erneuten Prüfung utitcrjogeu uub ift babei jiir Ueber^euguug gelangt, 
bag jener llrmeufd? fid? bereits als ein ciugenartig cntmicfeltes IPefett 
barftellte unb ein 5 l! fanimenhaug mit bem Affeutypus fid? nid?t er= 
weifen laffe. IPeiterhiu ift er auf Stubieureifeu, namentlich in (Eng- 
lanb, Belgien unb ^ranFreid?, ben friihefteu I 1 Tenfd?enfpurcu uad?j 
gegangen uub hat in (Erbfd?id?teu, bie 3 weifellos älter finb als bie 
Diluoialperiobe, 5 ahllofe (feuerfteiuwerF 3 eugc gcfuiibeu, bie, wenn 
aud? nod? fo primitipcr Art, bod? nur burd? lUenfd?enhanb hergeftellt 
fein Föuucn. Damit erfd?eint bas Filter bes ATeiifd?engefd?led?ts in 
bie (Eertiärpcriobe, ^0 -50 3 a h r Faufeitbe por nuferer geitred?nuug, 
hiuaufgcrücft. — Die überaus lid?tpollen 1111 b feffeltiben Darlegungen 
würben nod? burd? Karten, §eid?uungen uub 3 ahlrcid?e (funbftücfe, 
bie ber E?err Portragenbe 5 U eiugehenber Befid?tigung barbot, erläutert. 
Die Zuhörer, bie fo 3 ahlreid? erfd?ieneu waren, baß ber Saal uid?t 
ausreid?te, fpetibeten l 7 errn prof. Klaatfd? ben mohlperbientenBeifall unb 
DauF, bem aud? ber Pereinspräfibent, l?crr DTeb^inalrat Dr. £inb« 
mauti, in trcffcitbeu IPorteti Ausbrucf perlieh. 

€s märe fd?licßlid? nod? über beu mohlgcluugcucn Pereinsausflug 
nad? Sd?weßiugen 311 berichten, was wir uns jebod? für bas näd?fte l^eft 
ber ,,(Sefd?id?tsblätter" perfpareu. 


$riebri(h$felb. 

©cfct)icl}te einer pfäljtfcfycn Qu< 3 enottenfölonte. 

£>on Dr. Jdeövtdj Hf'alfcr. 

ITadjbrucf Dcrbotcn. 

I. 

Peil u>eni>jften uuferet pfäljifdjen Pörfer fielet a 6er 
lPan6erer an, iuie weit tl)re (ßefdjicijte jurüctrcictjt. 5 urc ^(’ 
bare lCrie^sgeiDtüer Tuib 6te oielen 3aljrljun6crte Ijinburctj 
über fie nicbergcgaugen. Was Öen nerljecrenöen tjoröen 
öes breijjigjäfyrigen Kriege» entging, 6a» oerroüfteten öie 

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J41 


142 


franjöjtfdjen DToröbreuner gegen €uöe öesfelben fdjrecf» 
licken jafjrljunbevts fo grüuMidj, öaß faum ein Stein auf 
bem anbern blieb. Hur pcreinjclt fiuöeii mir einen rorna» 
mfdjen Kirchturm, gotifetje ITfauerrcfte, Henaiffancegebdlf, 
ein Cfyor mit altem IDappeit, einen Sdjlußfteiu mit früher 
3al}res5at}l. Hidjts pon allebem in ^riebrictjsfelb. Xlidjts 
tu biefent Dorfe, mas aud) nur im befdjeibeuften Sinne 
eilt Denfmal gefd}id)tltd)er Vergangenheit genannt merben 
fcSnute. Rus ncueftcr <§eit ftammen bie l\ird)cn, unb bie 
gleichmäßig- nüchternen, fchmucflofen Bacffteinhäufer, bie 
leiber überall in ber Rfycincbeuc unteren Dörfern bas eigen» 
axtige ©epräge rauben, fte fdjctucn in ^riebridjsfclb abfo* 
lute ©efchid}tslofigfeit 5U uerfünben. 

Rber ^riebrichsfelb fyat boch feine ©cfdjicfyc. ^rei s 
lid) ift fie bebeutenb jünger als bie ber Hachborn, unb 
flein beifammcu ftnb bie gcfchriebeiten alten Dofumente, 
bie mir jur £janb nehmen ntüffen, um ^riebrichsfelbs ©c» 
febichte fennen ju lernen. Cangc genug haben fte in ber 
Vcrgeffenheit ber Strome 1 ) gefchluntmert, bis bes ^forfchers 
Rüge auf fte fiel unb ihnen entnahm, mas bie folgenben 
Blätter berichten. 

^ranjöftfche ^lucf>tliuge mareu es, bie bas Dorf 
grünbeten. 3 m Ä r ahi a h r nahten fich bie erften von 

ihnen bent Ctjrone bes pfälyfdjcit Kurfürftcn mit ber Bitte 
um Rcfcrlatib. 3 m ©ftober bcsfelbcn 3 a h^es unterjcichucte 
ber Kutfürft bie Privilegien ber neuen Rnficbclung. Dicfe 
Daten bilbert beit Ztusgangspunft unferer gefchichtlichcn 
Darftelluug, ber mir aber nod? einige erläuterube IDorte 
porausjufchicfen haben. 

3» ben feiten ber ©laubcnsperfolgungen unb Religion** 
friege mar bie Pfalj, fo lange fie nicht felbft unter ihnen 
ju leiben fyatte, eine ^uflud^tsftätte für bie um ihres 
©laubeus millen bebrängten Rufyänger ber neuen Sehre. 
Befoitbers feit beit Cageu $x'\tbx\d}s III. unb 3 °h a nu 
/Kafimirs, als mit ber cntfchtcbcnen XDcnbung bcs pfäljifd)cn 
Fürftentjaufes jur Sehre Calvins ber < 5 ufantmenfyang mit 
ben frattjöfifdjeu unb fyollänbifd}cn Reformierten um fo 
inniger mürbe, unb Rurpfalj immer mehr als Vorfämpfer 
für bie Sache ber Reformation in ben Vorbergrunb ber 
proteftantifcheu dürften trat. (Eifrig mürben bie politifchcn 
Bcjiefyungeu ju ben ^fi^rern ber Hugenotten in ^ranfreid], 
5um oranifcheit Hanfe in ben Hicberlanben unb 51t allen 
proteftantifcheu ZTlädjten gepflegt. Schareumcifc ftrömten 
aus ben Hicberlaitbcn Flüchtlinge an ben Rhein, als bie 
fpanifche Regierung mit ber ©emalt bcs Sd)ivertes unb 


1) Unter ben lückenhaften ardjivalifcfyen (Quellen ift bie ividjtiqße 
bie „fymbfdfrift" 393 bes (Sroßtj. fanbesardjiüs in Karlsruhe, ein 
aus Kird?eurats* unb Kegieruugs*Kften gefertigter Sainmelbanb, betitelt: 
„Die ivätyreub ber i68oer Jahren tu ber £t}iirfürtllid?en pfalft am 
Kljein anfgetionimenen, um ber reformirteu Hcligiou lucgeu aus ifyrem 
Datterlaub vertriebenen piemoutefer unb ^rau( 5 ofen betr." Pie erfte 
hälfte betrifft bie piemontefeu \ 662— [ 7 19, bann folgen uad? einer 
bie 3al?re 1685—88 umfaffeuben Kbred?mnig über bie Perrvenbung ber 
KoUeftengelber für bie R6fugi6s von v fol. 2U ein Kfleufragmenlc bet/, 
bie Kufiebehitig von Jriebrid^sfelb (682 ff. €rgäujimgeu fiub enthalten 
in ben ^friebridjsfelber Spe^ialaften bcsfelbeu Krctyivs, beibes bisher 
unbenu^te (Quellen. Kufterbem ivurbe ein ^asciPcl ,fricbrid?sfelber 
ev. Kirdjenafteu (IV,I t}eft \ 1782 ff.) ber Pfarrei (Sbiugeii heraus 
gezogen, ivoriu fidj verfd?iebeue frühere Pfarrer ber (Semeinbe be* 
mühten, über bie (ßefdjidjte J.’s Klarheit 311 fdjaffeu, u>as ihnen aber 
nur in fehr befdjränftem UTafie gelungen ift, loeil fie merfivürbtger» 
rneife verfäumten, bas Karlsruher Krd?iv 511 Kate 311 3 ieheu. Pie 
gebrueften ITadjridjten fiub fehr bürftig unb nid^t frei von 3 füünieru. 
IPiöbers irrtümliche Kugabe [,2\7, Jriebrid^sfclb fei im 3ahre 168^ 
befiebelt ivorben, fteüt fchon iUunbt in feiner topographiM?cu pfä^ifchen 
KibliotheF 2,76 unter h* ,lu>c * s au f äas pririlcgieubatum richtig, 
ijäujfer 2,699 hat 3 u>ar bas richtige Patum unb teilt einige l)aupt: 
puufte ber Privilegien mit, aber bie Kamen ber erften Kitfiebler fmb 
bei ihm völlig ^ entjtellt. Uorfteheuber Kuffa^ ift bie umgearbeitete 
Raffung eines im iHaunhcimcr Kltertumsvereiu gehaltenen Portrags. 
IPas bamals über bie anberen ^rembeuFolouieu in ber pfalg aus» 
geführt mürbe, foü, bebeutenb ermeitert unb verbunben mit einer 
Schilberung ber pfähifcheu Kolonien in ber^frembe, fpäter 311 gelegener 
§eit bem Prucf übergeben merben. 


beit 5i)tecfcit 6er 3 nc l u if*t*on 9«^ ea religiöfe unö 
polittfije Stellung 6c= proteftaiitiäinus in 6eu nie6erlan6cn 
ju ^clöc jog. Der pfäljifctje Kurfürft übergab ifynen 
Klöfter, 6ie er furj uorfyer eingcjogeii batte, jum bauernöen 
lüobni'ttj. So entftaitben bie ^teinbcufolonicu ^nfeittbal, 
Scböuau, Sambrecbt, 0tterberg, bie ftdj fdjuell Dermebrten. 
itud) in Stabten würben bie Uuslänber ' angefiebclt, in 
^eibelbcrg, ©ppenbeim, feit Einfang bes \7. 3 a b c b un ^ er i s 
aui) in lUaimbcim. Ueberall bilbeten fte felbftänbige <ße« 
meinben mit eigenen Prebigent, bie ben (ßottesbieiift nach 
ihrem Canbesbcaucb, in ihrer ZUntterfpracbe h*cK*n. 

Diefe ituswanberer, bie in ber pfalj freunblicbe 2tuf« 
nähme fanben, waren teils uieberbeutfd) rebenbe ^lam* 
länber, teils fraitjöflfdj rebenbe IDallonen aus bem heutigen 
3elgien, teils aber auch ftanjoftfehe Hugenotten, bie infolge 
ber Bürgerfriege jwifcheu Katholifen unb proteftanteu ihr 
Heimatlanb uerliefjcu. als Spottname, bann all* 

gemein gebraucht, fam bamals bie Bezeichnung „huguenots“ 
(<£ibgeuoffcit?) für bie franjöfifcheit Kcformierlen auf. Pon 
(Senf, wo biefer Hante entftanben fein foll, bem IHittel* 
punft ber Sehre Calnius, empfing bie fraujöftfcbe Kefor< 
niation bie entfeheibenben 'Einflüffc. IDas in ^raufreich 
bie Heligionswirrcn fo blutig geftaltcte, war befonbers bie 
Perbinbung bes H ll 5 c " ot i' snu,s ^ e,t h at tnäcfig oer* 
fochtcneu UnabhüngigFcitsbeftrebuugen bes 
Kampf mit ber Krone. IPie überall in biefer (Epoche, 
fo fiub auch h’ cr politifche iHotine mit ben rcligiöfen 
perquieft. Um bicfelbe nl* 5 r ' e ^ l- ich III. »on bet 

Pfalj ben tjeibelberger Katechismus jum Sehrbuch bes 
pfäljifchen Cabinisntus erhob, als er in ^ranfcnthal bie 
erften (ßlaubcusflüchtlinge anftcbclte, brachen mit bem 
Blutbab pou Paffy (\562) bie franjöfifchen Keligions* 
friege aus. 5 c h" 3 a h re fpütcr erlebten bie Parifer H Ut 3 e ’ 
notten bie fchrccflichc Bartholomäusnacht. Unter f)cinrictj IV. 
pou Haparra, ber feinem tOjroit juliebe poui Protcftan* 
tismus jur fatholifdjen Kirche übertrat, feine Politif aber 
auf entfehicben tolerante (ßrunbfätjc ftelllc, würbe bie Sage 
ber Husexotten äugcrlich jwar beffer, bas <£bift pou Hantes 
(f598), fo wenig cs jwar überfd)ä§t werben barf, fieberte 
ihnen (ßewiffensfueiheit unb gleiche bürgerliche Kedjte wie 
ben Katholifen ju, bie Keligionsausübung aber war an ge* 
wiffe Befchränfungcn gefnüpft. Piefe Politif ber Dulbmig 
unb Ausgleichung, würbe pon H eair *fh^ Hachfolgern nicht 
fortgefcht. Per Kampf gegen bie Hugenotten begann im 
fiebjehnten 3 a h r h un ^ crt all fs neue. 

^leilgige H a ubwerfcr, tüchtige Kaufleute unb begabte 
Künftler hotte bie flämifdjc, wallonifche unb h u 9 enottifche 
(Eiiupauberung in ber lefeten Hälfte bes f6. unb ju An* 
fang bcs \ 7. 3ahrhunberts in bie Pfalj geführt, unb biefe 
^rembeu trugen wcfcntlich baju bei, bie IPohlhob<uh e *l ll,, & 
fnlturellc Blüte heeuoesubringen, in ber unfer Hcimatlanb 
por bem breijjigjäbrigeu Krieg prangte. 3 enec furchtbare 
Krieg aber pcrnichtete biefe hoffnuugsreidjc Blüte unb trieb 
fie alle wieber auseinanber, bie biefe glücflichen Cage ber 
Pfalj erlebt. Als nach bem wcftphalifchen 
fürft Karl Subwig, bem bie (ßcfchichte ben (Ehrentitel bes 
U^icberherftellcrs ber Pfalj pctlichcn hot, an bie mühfomc 
Arbeit ging, feinem perwüfteten, peröbeten, cutpölferten 
Sanbc wieber empor ju helfe«, ba fnüpftc er an jene An* 
ficbelungspolitif feiner Borfahren an, mehr aus nahe* 
liegenbeu wirtfchaftlichen (Erwägungen, als aus ihren poi« 
wiegenb fromm*reiigiöfen Bcweggrünbcu. Hicht mehr bas 
glaubcusbrüberltchc Ulitlcib, bas Pflichtgefühl, ju helfe« 
unb ju retten, fonbern eine auf polfswirtfchaftlidjcr (ßrunb* 
läge aufgebaute, wohlbercchncte Politif weitherjiger Pulbung 
gab ben Ausfdjlag. 2Uit Ausnahme ber Katholifen waren 
Karl Subwig Unterthanen aller Sauber willfommen. Auch 
Seften genoffen feinen Schuf?. ATenfcheu, Unterthanen, in 
erfter Keihe aber Bauern unb Houbwerfer brauchte biefe 
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143 


144 


langfamer Zteuaufricfytung unb neufullwierung. Stabte 
uni» Dörfer mußten neubenölfert, meüe Strecten möften 
£ani»cs mugten wieber urbar gemacht werben. IDcber 
ZTTüfje uoctj Koften würben gefreut. Derlocfenbe Der* 
fprectmngeu unb feterlidj uerbrtefle Docrccfyte bilbeteit bas 
ZTlittel, ^rcmbe in bie Pfalj ju locfen. Dict)t blos ©laubens* 
flücfylinge famen, Rel'ugies, bie ein Kfy! fucfjtcn, fonbern 
auctj wanberluftige Spefulanten, bie unter ben giinftigen 
Derfjältniffcn fctjncll unb mühelos Keicbtümer ju erwerben 
ijofften, gewtuufüctjtige Unternehmer, oon benen gar mancher 
wieber abjog, wenn er fid) in biefer Hoffnung getäufcfyt 
falj. Es war eine buntgemifchte ©efellfctjaft, bie fict} ba* 
mals in ber Pfals einftellte, bem Kurfürsten manch forgen* 
»olle Stunbe bereitete, aber fdjlicgltcb auf ijanbel unb 
IDanbel boctj ungemein beiebenb cinwirfte. ITtannfyeims 
Prwilegien non \652 jielten bireft auf berartige Blaffen* 
anfiebeiung non auswärts ab, unb tfyatfäctjlicfy wohnten 
bantals in biefer Stabt mehr Hieberlänber, IDalloneu unb 
^tanjofen, als eingeborene Pfäljer. Solche Blutmiftf)uug 
aber fonnte für bie Klteingefeffenen nur non Dortcil fein. 

(Eine umfaffenbe UoIonifations*Politif burchjieht plan» 
roll Karl Cubwigs ganje Hegierungsjeit. iDo ftd) ein 
paar Uusläitberfamilien jufantmenfanben, bereu Unter* 
ftügung ber 2TTütje wert fchien, würben Prwilegien erlaffen, 
bie ihnen weitgehenbe Soitbcrred)le einräumten. Balb 
würben bie fremben Unjtebler unter IDahrung ihrer Eigen* 
art einem beftehenben ©emeinwefen angegliebert, balb er* 
hielten jie als felbftänbige politifche ©emeinbe eine benor* 
jugte Stellung. 

Der ,3u$ug aus ^ranfreich nah»» hiebet $u. Dach* 
brücfüch ging bort bie Politif Cubwigs XIV. barauf aus, bie 
Einheit ber Kirche wieber tjerjuftellen. Den allmählich« 1 ' <£in* 
fchräntungen bes ^ugeuottentums reihten fid) Bebrängungcn, 
Derfolgungeu unb ©ewaltmagregeln an. Uls im 3al)re \685 
bie Aufhebung bes Ebifts t»on Dantes erfolgte, ba würbe 
formell etwas befeitigt, was in tDirflidjfcit fchou Iängft 
nicht mehr ju Ked)t beftanb. Unb fchon lange t»or 1685 
jogen Scharen franjofifetjet Flüchtlinge über bie ©renjen 
ihres hjeimatlanbes, bas ftd) mit ihnen gewaltfam ber wert* 
uoUften Urbeitsfräfte entäugerte. F tan f re * c ^ 5 Derluft lieg 
fid) bamals noch nicht im entfernteften überfeinen; ben 
f)auptnugen aus biefer UTaffenauswanberung aber h at 
DTittel* unb Dorbbeutfdjlanb, befonbers Branbenburg* 
Preußen gehabt. Dort liegen ftd) in großer <3af)l bie hoch* 
gebilbeten, wohlhabenben, ober burch "»& Uusbauer 
balb ju IDohlftanb gelangenben Röfugi6»Familien nieber, 
bie ihrem neuen Daterlanbe in fjanbel unb ©ewerbe, in 
Beamtentum unb geiftigem Ccben fo Ijerrorragenbe Dienfte 
geleiftet haben. 

II. 

Die Koloniften r»on F«debrtd)sfelb waren arme Bauern 
unb fjanbwerfer. Die Bitte um geeignetes Kcferlanb 
Stellten fie an bie Spige ihrer ©efuche. Unfang bes 
3agres 1682 erhielt Kurfürft Karl, ber Sohn Karl Cubwigs, 
folgenbe Bittfchrift: 

,,Monseigneur! Voici Paul Drouin, Daniel le Loup et 
Pierre le Roy qui desirent de se venir etablir dans les Etats 
de Votre Altesse Serenissime Electorale, pour pouvoir vivre 
en la liberte de la religion, se retirant de France pour les 
persecutions qui y regnent; c’est pourquoi ils supplient tres- 
humblement V. A. S. E. de leur faire donner quelques teires 
en friche pour les dßfricher et y avoir leur subsistance, 
promettant de s’employer de tont leur pouvoir a les remettre 
en bon etat. Ce faisant ils seront de plus en plus obliges de 
prier Dieu pour la santß et prospärite de V. A. S. E. et de 
toutes les personnes qui lui sont oberes comme ses bons et fideles 
sujets.“ 

Uni wüftliegcnbes Brad)lanö baten Me brei ©efueb* 
fteller, fie wollten* es urbar machen uttb als treue Unter* 


tfyanen bewirtfd)aften. Zlnöere fdjloffen fid) ihrer Bitte 
an: Zcoe le Soup, 3 acc l ue5 Delporte, Charles Peronne 
(ober Perron), Daniel unb 3ean Quipoy, 3 can 5 romer Y/ 
Ubraljam Soblct. Sie famen alle mit ^rau unb Kinbern 
unb waren ©laubensflüchtliitge aus ber ©egettb von Seban, 
bie fdjon eine große <gahl Huswaitöerer in bie Pfalj unb 
nad) UTannfyehn entfanbt hatte. Die Bejahungen XITann« 
heims ju biefer ©egenb waren bamals fo lebhaft, baß 
jeitweilig eine regelmäßige Poftuerbinbung pon ZUannfyeim 
über ZTlcß naci) Seban eingerichtet würbe. So fanben bie • 
neuen Zlnfömmlinge am Hl)ein Canbsleute unb Denuanbte 
por, bie ihnen über bie erfte Icot weghelfen fonnten- 
Die pfäljifd)e Hegierung jeigte ftd) bereit, ihrer Bitte 
ju willfahren. Sie follten bas gewünfct)te Brachlanb er* 
halten, antwortete man ihnen; in ber ©egenb jwifd)en 
<£Mngen unb Secfenheim wollte man jie anfiebeln. 3 m 
ZHärj \682 erhielt ein (Einwohner uon Utrchhetm, ber (ße* 
meinsmann ^eß, Don ber furfürftlichen Qof^ ober Hechen* 
fammer, ber oberften 5' nan 5’ un & Domänenbehörbe bes 
£anbes, ben Befehl, mit ben fremben Unfömmlingen biefe 
(ßegenb ju begehen, bamit fie ihre ZDünfche äußern fönnten. 
Pier Stunben im Umfreis würben fie herumgeführt, bis 
in bie ©emarfungen Schweßingen unb pianfftabt unb 
gegen ben Khein h^ nach Hohrhof unb BrühU Uber ber 
Sanbboben bes Hheingeftabes fagte ihnen nicht ju; am 
geeignetften erfchien ihnen jur Unfiebelung bie ©egenb am 
Secfenheimer Qirtenbrunnen, füböftlich oon Secfenheim. 

©h ne weiteres, ohne irgenbwelche formelle «guweifung 
bes £anbes abjuwarten, ohne ju fragen, wem bie Uecfet 
ju eigen feien, ließen fie ftd) am Sedenheimer £jtrtenbrunnen 
nieber, fällten Bäume im nahen IDalb, erbauten fid) £?olj« 
hütten unb begannen emfig ju pflügen unb ju fäen. Uber 
balb mußten fte erfahren, baß es mit ihrer Unftebelung 
bod) nid)t fo fchnell unb einfach abgehc. Die Secfenheimer 
waren in großer Uufregung, beim bas befeßte £anb ge» 
hörte ju ihrer Ullmenbwetbe, unb ba bie ^rattjofen außer» 
bem im Secfenheimer IDalb bie Uyt anlegten, als h^ en 
fte ftd) um feinen ZHenfcheit ju fümntern, fo war es ben 
Secfenheimerit nicht ju perbenfeit, baß fie barüber lebhafte 
Bcfd)werbe beim (Dberamt Qcibelberg führten. IDohl 
fahen fte aud) etwas niißgünftig auf bie neuen Unfömm* 
liitge. (£s paßte ihnen nid)t, baß biefe h er d e ^ au f enen 
fremben, wie perlautete, eine gleichberechtigte neue ©e* 
nteiube hüben follten. <£s fei beffer, meinten fte, wenn 
man fie in bie einjelnen Dörfer perteilen unb ihnen bie ein» 
gegangenen bejw. unbewirtfdjafteten £jofftätten juweifen 
würbe. Da gebe es unbebautes £anb genug für fie. Die 
^ranjofen aber, vielleicht weil fte ftd) im rechtmäßigen 
Beftß bes occupierten £anbes glaubten, nahmen eine jiem» 
lid) herausforbernbe Haltung ein. Sie machten ZTliene, 
ben Secfenheintern bie Benutzung ihres Diehbrunnens ju 
wehren, unb holten fid) aus bem IDalb bie fd)önften jungen 
(Eichenftämme (nach Secfenheimer Behauptung gegen JOOO 
Stücf), währettb fte bie ^orlen unb „Doffen" (Kiefern) 
ftehen ließen. Dtefes fjolj perwenbeten fte nicht etwa für 
Baujwecfe, fonbern perfauften es flafterweife, ju bem Spott¬ 
preis pon 9 Baßen für bas Klafter, hauptsächlich an ben 
inannheimcr Hatsherrn unb ©crbereibeftßer IDalther 
Dehouft, 2 ) ber ftd) ihnen baburd) gefällig erwies, baß er 
ihnen bas fehlenbe ^ugmel), 6 Paar ©d)fen, ftellte. 


2) (Es fei t^ter gletcß bemerft, baß bie DefjoufFs tuallonifc^en 
Urfprungs ftnb; tyr itame iß feilte nod? in ber ganjen Pfa^ cers 
breitet uub trirb ungefähr ausgefproc^en n>ie bas lateinifc^e deus, fo 
giebt es 3. 8. in IDorrns Deifos, in niombad; Deos (Keiper, ^fraw 
33fifd?cs in Pfäljer DolPsmunb ic. S. 80); aud? tm gütigen ^riebrid?S5 
felb ftnbeit ftc^ cerfd?iebene Vertreter biefer Familie, bie jeboc^ nid?t 
311 ben erßeu 21nßeblern (frtebrid?sfelbs gehrte, fonbern erß feit etwa 
^ T^o bafelbft tiad?n?eisbar iß. 3n biefer d<unilie h a t ß^ folgenbe 
Jfamilientrabition oererbt (ttad? driebrichsfelber Pfarraften): 3h re ^ors 
eitern hätten in Paris gemotjnt unb feien in einem Keller eingefperrt 
morben. Dann feien ße, ba ße oon Kbel unb feljr reid? gemefen, oon 

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145 


146 


Da bie Aufregung im Dorf Secfenheim immer meijr 
wudjs, mußte ftci} bie Detwaltungsbefyörbe, bas ©beramt 
Ijeibelberg, ins lUitlel legen. Ilm 9- IHai \682 tjielt 6 er 
Vertreter 6 es ©bcramts, £aubfd}teiber Clupmeyer, an 
®rt un 6 Stelle eine Cagfafyrt ab, 51 » 6 er Kläger un 6 
Beflagte oorgela 6 eu waren. (Ein umfangreiches, nicht um 
intereffantes Protofoll würbe $u 6 en Üften genontmen. 
Die Dcrhanbluug naljnt einen fehr erregten Verlauf. Beibe 
Parteien geraten Ijart hinter ciuanber. Die Sccfenljeimcr 
befteljen auf ihrem Hecht un 6 wollen fich feine Eingriffe 
gefallen laffen. Durch 6 as tjoljfälle» unb Hoben fei 
tljnen fcfyon großer Schaben an IDal 6 uu 6 IDeibe jugefügt. 
Hn 6 6 ie 3 ran 5°f en auf 6 er au 6 ern Seite laffen ftch niefjt 
einfd?iid)tern; fie glauben, 6 er Kurfürft Ijabe ihre Hw 
ftebluug fefjon in aller ^orm genehmigt, un 6 wollen nietjt 
weichen. Der £an 6 fd)reibet Ijat feinen leichten Staub. 
<£r fctjlägt 6 en ^ranjofen jwifchen «Ebingen un 6 ©rcnjhof 
einen an 6 eren ©rt ror, wo fie günftige, pielleicht noch 
beffere ©elegenheit jur Hiifiebeluug finben fönnten, unb 
fc^lieglicfj naefj langem £jiw uu 6 l}erreben gelingt es ihm, 
fie 6 al}in ju bringen, baf? fie fich mit 6 iefem Dorfctjlag 
einoerftanben erflären. Uber nur unter 6 er einen Be= 
bittgung: man möge fie nicht non einanber trennen unb 
nic^t in bie ein 5 elnen Dörfer perteilen, wie bie Secfeuljeimer 
wollen. 

Itun follte por allen Dingen ordnungsmäßig unb ge» 
fe^mäfig perfahren werben. 

(Einige Cage fpäter, am \ 8 . Illai 1682 hielt £anb> 
fchreiber Clapinefer mit ben Röfugie’s, ben „IDelfchen", 
wie fie furjweg in ben Hften h e 'Üen, unb Vertretern ber 
nächftbetciligten ©emetuben Secfenheim, (Ebingen, IVieb« 
lingen unb Hecfarau, fowie ben Beftänbern (Pächtern) bes 
herrfchaftlicben ©renjhofs» in ilnwcfeuheit bes ©berjägers 
unb ^orftfnechts pon Schweßingen eine ^ufammenfunft ab 
an ber Stelle, wo bas neue Dorf gegriinbet werben follte. 
Die tOieblinger unb Ilecfarauer perfügten fiefj balb wieber 
nach £)nufe, ba ihre 3 n l< re ff e ' 1 nicht berührt würben, unb 
bie Secfenbeimet hatten burch ihre Befchwerbe erreicht, bafj 
fie jeßt piel weniger in Iltitleibenfchaft gejogeu würbe. 
Die für bie Knftebler beftimmte (ßemarfuugsfläche würbe 
nun begangen. Sie fcheint hnuptfächlich auf (Ebinger ©e« 
biet gefallen ju fein, benn bie Dertreter (Ebingens erhoben 
lebhaften proteft wegen (Einfchtänfuug ihres IDeibgangs. 
Huch bie ^ranjofen hatten allerhanb IDünfctje unb jeigteu 
fleh fehr wiberfpenftig, wenigfteus flagten bie Beamten, fte 
feien fdjwer 5 U behanbelit. Die erfte ©emarfungsgrenje, 
bie bantals abgefteeft würbe, ift in ben Hften folgenber» 
mafjen — leiber nur fehr ungenau — betrieben: Don 
ber Steinfäule bie Speirer Strafje hinauf an bie <ßren$= 
höfer ©emarfung (ber IDeiler ©rcnjhof hat ^eute noch 


Freunben gerettet tvorbett unb entflogen, ^mei einanber gegenüber 
(fetjenbe paläfte hätten Pe juriicFgelaffen famt auftoftenben (Särten nnb 
(ßütern. <Es feten 3ivet Briiber geroefen: ^einridj unb £eoubarb De 
F)o«3te, ber eine lebig, ber aubere verheiratet. gjiierft hätten fte ftdj 
in IHannheim niebergelaffen, feien bann nad? F r «ebrid?sfelb gejogen 
unb hätten pd? bort mit ben übrigen ^raujofen verbimben. £eonl}ard, 
ber bie 21 belsbiplome befeffeu, habe pe vor ben 2 iugen feiner x freunbe 
ins Jeuer getvorfen, bamit niemaub mehr vom (Slauben abfaile! — 2 (us 
biefer ph at }^ a P c ® 0 Üen Jamilienlegenbe laffen pd? 3U>ei punfte als 
hiftorifch feppehenb h er ausfchälen: bie frembläubifdpe ^IbPunft unb ber 
3eitiveilige IDohnPft von Jamiliengliebern in ntaunheim. Der IHanns 
heimer Hatsherr IDalther Dehouft (feit HTai 166^ HTitglieb bes Stabt» 
rats) ftarb im ITovember ;69i in i^anau. 2 Us feine Jrau u>irb ^686 
ermähnt: eignes (Souquarb. (Er h a * ^677 eine envad?fene (Tochter, 
ivohl feine OErbin, 2 tnna Clara, bie *698 als (Sattin bes Furpfä^ifchen 
Schaffners in Socfeuheim erfcheiut (flTh. ftäbt. Kaufprot. *698 

S. 95). (Ein StrumpftvirFer 3 °h ann Ph^*PP Dehoiiff lägt ffch *689 
in t^aiiau als Bürger nieber unb mirb E^offtrrimpfmac^er^ manbert 
aber balb barauf ins Branbenburgifche aus. <Er bepnbet pd? unter 
ben pfä^ifchen Flüchtlingen, bie pd? *690 in t^alle nieberlaffen: 
w 3 °h a n n -Phiüpp be Ejouft, Seibeu- unb XDüUemStrnmpffabrifant, fo 
vier IPerFffühle famt allem gugehär, ivie auch einige IDollFärnmer, 
Spinner, XDalFer unb geugmadjer mit Pd? bringet." 


eigene ©emarfung), von ba gegen ©renjhof unb herüber 
gegen ©hingen, oou ba nrieber 3 ur Säule. Unter ber Stein- 
faule ift bas Penfmal ber Säjlacfft bei Secfenljetm gemeint. 


III. 

UTan ftaitb auf fyiftorifcfjem Boben, bem Scbaupla^ 
bes rubmoollften Sieges eines pfä^er ‘Hurfürftcn, ^riebrietjs 
bes Siegreichen. Das mar eine fraftuollc Qerrfchernatur, 
mic fie auch damals lieber ber Pfalj not gethan hatte, 
als ber fchmachc, thatenlofe Uurfürft Karl, ber entartete 
Spro£ eines groffen ©efchlechts, fein £anb ber franjofifchen 
©efahr entgegen treiben lieg. (Ein fühner Streiter, ber es 
mit Kaifer unb Kcich auf nahm, ein rücfpchtslofer Drauf» 
ganger, ber auch vox ©emaltmitteln nicht 5 urücf|\brecfte, 
rnenii cs fief? um©roges haubeite, ein ITlanu fraftooller Chat, 
bem erft mohl mar, menn es galt, ftch aus ringsum 
bräueuben ©egnern h^taus^uhauen, jeber < 5 oll ein rittet» 
liehet ^ürft, fo lebt er fort in ber (Erinnerung feiner 
Pfäljer, uub mit Begeiferung oerfunbeit ©h ron ^ cn un ^ 
Sieber oon feinem h err l^? en am IDalbe bei Secfen« 

heim. (£s mar eine Seit milber ^chben. a>ar 

oon umlauert, bie jeben günfttgen Kugenblicf be» 

mieten, um über ihn I^erjufallcn unb ihre Rache an ihm 
ju fühlen. 3 m Juni \^62 brachen ©raf Ulrich oon 
EDürttcmberg, Utarfgraf Karl pon Baben unb beffen 
Brubcr, Bifchof ©corg non Bieg, brennenb unb fengenb 
in bes Pfaljgrafen £anb ein. Kuf ben 5 e ^ er n prangte 
im Dollen Kehrenfchmucf eine reiche ©rnte. 3 *? re Jvoffe 
ftampften fte nieber, unb bie übermütigen Ritter fchmelgten 
förmlich im Dermüfien uub ^erftöreu. $xkbx\i}, ben 
©efürebteten, mahnten fic im fernen £anb, unb er be» 
günftigte heimlich biefe irrige UTeinung, mähretib er ftch 
rüftete unb ihnen unbenterft nachjog. 3 U keimen lag er 
auf ber Sauer uub befct)log, fte am 30. 3 u m ju über» 
fallen, als ^euerfebetu vom Hccfar ihm verfüubcte, bag fte 
in ber Icähe von Secfenheim ftaubeu. 3 n a ^ er Stille 
ging’s bnxd} ben IDalb bei Scbmegingen unb plöglich brach 
er vom ^ronholj ober Baunmalb h cr im Rücfen feiner 
^cinbe mit feinen crjgcpanjertcn pfäljifchen Rittern unb 
ben Retftgen bes verbündeten ©rjbifcfjofs von IHainj h ersf 
vor. Sie ntugten ihm Staub halten, ber Hecfar hmberte 
ihr (Entmeichen. (Ein h c ^§ cr / blutiger Kampf begann, 
„fjeut Pfaljgraf ober nie", mit biefem Ruf ftürmtc ^rieb> 
ridj ben Seinigen voran in bie feinblichen Reihen. (Ein 
glänjenber Sieg tvarb erfochten. Hach tapferer ©egenmehr 
mugteu fich bie brei fürftlictjen Knführcr bes gegnerifdjen 
£)eeres bem Kurfürften gefangen geben. Der BTarfgraf 
unb fein Bruber, ber UTcger Bifchof, mürben fetjmer ver» 
munbet vom Kampfplag getragen. Begeifterter 3 u ^ e I 
fchallte ^riebrich entgegen, als er am Kbenb bes Schlacht» 
tages, an ber Spige feiner mit reicher Beute belabenen 
tapferen Schar, in feiner Reftbenj Jjeibelberg einrüefte. 
Die ©efangenen Famen in ftrengen ©emahrfam. BXarf» 
graf Karl von Baben unb ©raf Ulrich t>oit IDürttemberg 
mürben auf bem tjeibelberger Scblog gefangen gehalten, 
Bifchof ©eorg von UTcg mürbe auf bie ^Uburg (Eißels» 
beim bei 2 Tlanuhcim 3 ) gebracht, in basfelbe Curmgemach, 
bas 1^15 —\8 ber vom Kouftanjer Kottjil feiner EDürbe 
entfegte Papft 3°^ann XXIII. als ©efangeuer bemohnt 
hatte. ©rft nach mehmtonatlicher £)aft mürben bie 
dürften gegen h^h^ Söfegelb von mieber freige* 

geben. Kn biefe Schlacht bei Secfenheim fnüpfte fpäterc 
fagenhafte (Erfinbuitg, bie junt erfteu 2 TTaI um bie 2Ttittc 
bes 16. 3 ah^h u1 tberts auf taucht, bie ©efehiebte vom „Btahl 
ju tjeibelberg" am reich befegten Cifche ohne Brot. Durch 
©uftav Schmabs gleichnamiges ©ebteht ift biefe ©efchichte 
heute in aller ITtunb. Über biefes 2 Hahl h a t nac ^? ^ er 


8) (Eiefburg am Hftettt (an ber Stelle bes fpäteren IlTilc^gfitdjens 
unb HfjeinparFs). 

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Schlacht fctjon bestjalb nicht fiattfinöeti fömien, weil jwei 
pon Öen dürften an ihren IDunöen fhwer franf öa* 
niebcrlagen. 

ewigen (Erinnerung an Öen Sieg lieg Kurfürft 
Fritbrich auf öem Scglachtfelbe ein mächtiges Krujifij: aus 
totem Saubfteiit aufftcllen unö auf öem Socfcl öie ©e« 
fctjictjte öer öenfwüröigcu Schlacht eiitmeigeln. Drei ^atjr« 
hunbertc lang ftaitö öas Secfenljeimer Siegesfreuj öort 
braugen im Felbe unö fab manche» Sturm an ftch porüber» 
braufett. Daun lieg es Kurfürft Karl ©heobor poii öcc 
Pfalj, als es anfing, fcfyaöbaft unö brüchig ju weröeu, in 
fein Qofantniuarium im Mannheimer Scblog perbringen, unö 
in Öen pereinigten Sammlungen öes ©r. bjofantiquariums 
unö öes Mannheimer Altertumspereins ift es heute noch 
ju fcljen. Das unter Karl ©heobor au öem 0rt öes 
Dcnfmals erricfjtetc neue Kreu j wuröe fetjon 1823 pon bös« 
williger £jauö umgeftürjt. 3 ,n 3 a b re 18yo aber lieg öer 
Mannheimer Altertuntsperein öas Denfmal in einfacher 
Form wieberhcrftellen als ein altljiftorifcbes ©hrcnbenfinal 
pfäljifcber ©apferfeit. (Es ftcht auf Secfentycimer ©e* 
matfuttg an öer Secfenbeimer Strage, unweit öes Schnitt« 
punfts öer MaiwHecfarbahu, öie heute öort nach £abeu« 
bürg porüberfä^rt. 

IV. 

3n öer Hälje öiefes Siegesfreujcs alfo follten ftcfj öie 
f)ütten öer franjöftfcben ^liictjtlinge ergeben. Don blut« 
getränftem Boöen famen fie her, auf blutgetränftem Boöen 
fanöen fie eine neue Jjeimat, freilich nur für wenige 3 abre. 
(Eine neue ©enteinbe follte öort gefdjaffen, eine neue Dorf« 
gemarfung gebilöet weröeu. Uufere ©egenb bietet eine 
gause Keihe pon Beifpielen öafür, öag öie ©emarfungen 
jerftörter oöer entpölferler Dörfer in öenen ihrer Dactjbar» 
gemeinöen aufgingen. So fam fetjon im Ztlittelalter öas 
Dorf Dornbeim rechts öes Zcecfars (am heutigen Mann* 
Reimer Centralfriebbof) ju Mannheim, öas babureb einen 
erwünfdjten ©emarfungsjuwaebs jeufeits öes Hecfars er* 
tjielt, fo fam fjermsbeint 511 Decfaraa, Kloppenheim ju 
Secfenheim u. f. w. fjier gewahren wir Öen umgefehrten 
Projeg: £ostrennung pon alten ©emarfuugsteilen unö Der« 
einigung öerfelben jur ©emarfuug einer öureb öie ftaatliche 
Behöröe neu geraffenen ©emeinöe. ©in Blicf auf öie 
©entarfungsfarte perfünöet öiefe ©ntftehungsgefcbicbte. 
IDie ein Keil h a t ftd) öie ©emarfung ^cicbricfjsfelö jwifeben 
öie Hachbargemeinöen ©hingen unö Secfenheim einge« 
feboben, pon befcheiöeuem Umfang im Dergleid) mit öiefen. 
©s waten auch nicht öie heften Aecfer, öie man Öen Ftemben 
abtrat; man gab ihnen minöerwertige £ä»bercien, öie feit 
langen 3ah ren mit Dornen unö ©eftrüpp bewachfen waren, 
herrenlos unö utibenugt öalagen. 

Da ihnen feine befonöere EDeibe jugewiefen weröeu 
fonnte, fo wuröe ihnen geraten, öie Aecfer nach öem alt« 
bewährten unö bis ans ©nöe öes 18.3ahrhu»berts gebrauch* 
liehen Softem öer Dreifelöerwirtfcbaft (regclmägiger IDecblel 
pon Sommerfrucht, IDinterfrucht unö Brache bejw. IDeibe) 
„flürlicb" 5 U bauen. Auf einheitlichen fltirlichen Anbau 
örang öamals öie Kegierung im ganjen pfäljifchen £anbe. 
EDeitere Abmachungen betrafen Öen Brunnenbau, f fowie 
öie Cieferung pon Bau* unö Brennbolj. Das willfürliche 
tjolsholen wuröe nicht geftattet, tnelmehr follte jeöer An* 
fteöler als Bauljolj für £)aus, Schmer unö Stall 36 Stämme 
©icbenholj unö 100 Stämme Forlenholj erhalten; im 3uni 
erlieg öie f)offatnmer öie entfprechenöen IDeifungen au 
öas Bauamt unö Öen ^orftmetftcr. 

Die Flüchtlinge flammten, wie fchoit erwähnt wuröe, 
aus öer ©egenb pon Seöau unö waren alle ©laubetts« 
flüchtlinge, öarum wollten fie ihre neue Anfieöelung am 
iicbften wieöer Seöan nennen, unö fo hätte öas nach Frieö« 
rieh I« genannte ^ricöri<f?sfcl5 beinahe Öen Uamen öer* 


jenigen Staöt erhalten, wo öie Reiche eines anöeren F««b* 
rieh oon ber pfalj, öes unglüefliehen IDinterfönigs, nach 
langer 3*u‘fahrt ihre Kuljc gefunöen. Doch behielt ftch öie 
Kegierung felbft öie ZTamengebung por, wie fie auch alle 
einjelnen Deroröuungen für öie neue Anfieöelung nach ge* 
nauen ©rwägungen unö grünölichen Dorberatungen feftju* 
fegen geöaehte. So feht öie ungeöulöigen IDelfcben auch 
drängten unö fo oft fie auch um enöliche ©rteilung eines 
Beftanöbriefes ö. b* einer Paehturfunöe über öas pon 
ihnen ju bebauenöc £anö uadjfuchten, öie Sache ging bet 
Öen unter Kurfürft Karl recht unerfreulichen Beamten* 
perhältniffeu ihren langfamen burcaufratifcben ©ang. Da* 
ntals fanöen nur öie Angelegenheiten beseitigen fdjnellc ©r* 
leöiguug, öie ftch hoher Proteftion erfreuten oöer öte burd) 
©efchenfe unö „Derehrungen" öie ©rfenntlicbfeit öer 
Beamten ju gewinnen permochten. Stäöte wie KTannb«im 
fanöen es augeröem für nötig, am Sig öer Kegierung 
jeitweife einen „Sollicitanten" jur Betreibung ihrer Attge* 
legeuheiten ju unterhalten. Als öer Kurfürft ©nöe BTai 
in Frieörichsburg, öer Citaöelle IHannheims, weilte, liefen 
ihm öie DDelfcijeit nach befebwerten ftch taut, öag fie 
pon öer t}offaiumer fo lange hingehalten würöeu, worauf 
befchleuuigte ©rleöigung jugefagt unö anbefohlen wuröe. 
Der furfürftliche ©rlag, öer ant 50. Hlai 1682, alfo 
pielleicht noch am felben ©age, öer £)offammer juging, 
lautete: 

„ITaclfbem biejenigen IDelfchen, fo ju Secfeutjeim im IDalb }U 
bauen oorgeljabt, auf befd;et(cnes §tifpred;cii jufrieben, baß itjnen 
3 U €bingen 0011 beiten aOba beftnblidjen oben plätjen unb (Sütem 
fooiel, als fie 311 bauen cermögeu, angeiviefeu merbe, jebod; bers 
gcftalt, baß fie bei einanber oerbleiben fönnen, alfo t]abt itjr ge* 
bauten JDelfdjeu bie Jlmocifung obgebadjler Waffen förberlid; 
3 U tl)un." 

tDas aber follte mit Öen wiöerrechtlich angebauten 
Secfenbeimer Aecfern gefchehen ? Sie perbiteben Öen Secfen* 
heimern, aber eilt weiteres Defret öer Kegierung (27. 3«ni 
1682) geftattete öeit Fmnjofeit, öag fie öie öort eingefäte 
Frucht ernten öurften. Da es fid) nun nicht nur um öie 
Bilöung einer neuen Dorfgentarfung hanöelte, fonöern auch 
um Canöfcheufungen an öie neuen ©inwobner — öenn an 
bloge Derpacbtuug öaehte öie Kegierung nicht — fo waren 
felbftperftänölich auch etwaige auf öas Anfieöelungsgebiet 
fich erftreefenöe priuate Befiganfprüche ju prüfen. Deshalb 
wuröe am 8. 3 ul, i auf furfürftlicfjen Befehl eine neue 
©agfahrt porn 0beramt ^eiöelberg pcranftaltct unö öas 
Öen Koloniften einjuräumenöe £anö beftchtigt. Alle 3 n ter* 
effenten waren gelaöen. ©inige ©runöbefiger, befonöers 
Aitftöger aus Öen ©emeinöcn ©öingen ttnö Secfenheim, 
machten unter Dorlage öer jugehörigen Dofumente ihr 
Anrecht auf etwa 380 XTlorgen, bauptfäctflicb in Öen ©e* 
wannen ©rautenfelö, ©rog* unö Kleinfclö geltenö. Darauf 
führte öie Kommiffion öie F ran 5°f en burch öas für fie 
beftimmte Anfieöelungsgebiet unö fragte fte, ob fte öamit 
jufrieben feien, was öiefe bejahten. Ausörücflich wuröe 
ihnen bcöeutet, fte follten beim Pflügen alle etwa jum 
Dorfebein fommenöen ©renjfteine mwerrücft ftehen laffen, 
öie alten ©ewanne fo piel als möglich erhalten unö nicht 
„confunöieren", Öen ihnen jugewiefeneit Diftrift nicht über* 
fehreiten, mit Öen Hachbarn in guter ©inigfeit leben, feine 
grogen ©ichbäume abhauen, öa ihnen öas erforderliche 
Bauholj öurch Derntittlung öer fjoffamnter geliefert weröe; 
fcblicglicb hätten fte ftch ben furfürftlicben Derorönungen, 
insbefonöere öem pfäijifchen £entbrecht, ju unterwerfen. 

IDie überall, fo gab’s auch hi* r Unjufrieöene, öenen 
es öie grögte 5 llt, orfommenheit nicht recht machen fonnte. 
Doch im 3 uni perfuchten einige, ob fte feinen anöeren 
plag jur Anfieöelung erhalten fönitten. Alan erwiöerte 
ihnen, fte follten nur Dorfcbläge machen. 3 n 0ftersheim, 
an öas fte bauten, waren feine Aecfer frei, unö öer £)ege* 

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nid), öer öamals müft lag (nad) öcm pleifadsföcftccljof 
5 u), war ihnen ju roett »on Öen Dörfern entfernt; aud) 
fehlte öas Maffer. So blieb’s bei ^ricörictysfelö. 

Die Angelegenheit fdjien nun glücfüd) fo meit ge* 
föröert, öag Me Abmeffungsbeamten an’s IDerf gehen 
fonnten. Anfang 3 u li erging Befehl an Öen Keuooator 
(EJeometer) IDolf unö Öen Quartiermeifter Ulmann, mit 
t} injujiehung öes ©emetnsmanns £)eg non Atrchheim als 
bäuerlichen Sadperftänöicjen Öen F rrt *ijofen ihren Diftrift 
toüften jmifd)en Secfenheim unö Ebingen jur Be* 

bauuug anjuroeifen, ftc aujuleiten, mie fie ihre f}äufer, 
Scheunen, Ställe, ©arten unö Aecfer anlegen follten, unö 
iljnen ju erflären, auf meldje IDeife öie Aecfer „flürlicf)" 
in öer »orgefd)riebenen ^ruchtfolge angebaut merben 
mügten. Die Abmeffungsfommiffion »crfügte ftch an ©rt 
unö Stelle unö melöete jurücf (\3. 3uli 1682): Die ^ran* 
jofen hätten fchon begonnen, öie Aecfer non Dornen unö 
©eftrüpp ju fäubern unö ju pflügen. Das f}olj für Öen 
fjausbau müffe ihnen jegt im Sd)meginger, pianfftatter 
oöer Secfenhetmer IDalö jugemiefen merben, beoor öer 
Sommer »ergehe. Der furfürftliche Freibrief müffe ihnen 
jugeftcllt merben, öa fie nach Porjeigung biefer Urfunöe 
»on Befannten unö Heligtonsgenoffen eher Darlehen jum 
Piehfauf unö jur häuslichen «Einrichtung erhielten, ferner 
liegen öie Aoloniften bitten, öag öas abgeftecfte «nb* 
gütig als neue Dorfgentarfung abgeftcint, öie Morgenjaljl 
urfunölich aufgenommen unö ein Stücf müftes IDiefen* 
gelänöe am Aarl»£ubmigsfce (jegt trocfen gelegt, bet Aetfd)) 
ihnen als IDeiöe übergebeu mürbe. Sie feien Porhabens, 
ihre fjäufer, hätten unö ©arten an einer auf Öen Ebinger 
IDeg ftogenben, \00 Schuh breiten Querftrage anjulegen 
unö öas auf öer „linfen" (I) Seite öer Caöenburger Strage 
befinölictfe ^elö in jmei ^luren abjuteilen unö jeöer fjof* 
ftätte eine fläche non \00 Schuh breit an öer Strage ju* 
jumeifen. 

Die Abmeffungsfommiffion ging »orläugg »or lauter 
©enauigfeit gar nicht an öie Arbeit. Sie mar fi<h immer 
noch nid)t über £age unö Morgenjahl öer jur neuen ©e* 
marfung geflogenen müften ^elöer flar unö bat um 
<3ufenbuug einer genauen Aarte, öie aber auch bei öer 
heiöelberger Beljöröe nicht »orljanben gemefen ju fein 
feint, unö ohne öie leiöer auch für uns öie oben tnieöer* 
gegebenen Mitteilungen IPolfs unö Ulmanns nicht ganj 
genau verftänölf finö. Die Sache mar mieöer einmal 
feftgefahren unb junächft nicht aus öent tiefen bureau* 
fratif en Aftenfanö herausjubringen. Den ^ranjofen mar 
öie 'Abmeffung etmas Hcbenfäd)lid) es. tDieberljolt baten 
fie um Ausheilung eines Pachtbriefes in ihrer fjeimat* 
fprache unö um eine furfürftlfe Konjefftonsurfunöe, morauf 
es ihnen in erfter £inie anfam, unö im 3 u li fagten ge 
ihre tDünf e genauer öahin jufammen, fte erfuchten um 
eine Aonjeffton nach Maggabe öer früher „Öen Piemon* 
tefen im Amt ©ermersheim" erteilten, ©emeint fmö öie 
Priuilegien, öie Aurfürft Aarl £uömig Öen im 3 a hte \663 
in Mörlheim bei £anöau angegebenen malöenftf en Au= 
fieöletn gab. 4 ) <£r hatte ihnen öas genannte Dorf als 
tDoljngg angemiefen, fie in Öen pfäljif en Untertanen* 
oerbanö aufgenommen, ihnen eigene Permaltung unö freie 
Aeligionsübung jugefichert, öas Acferlattö aber nur in Erb* 
pacht übergeben. Unfere 5 ran 5°f en erreichten beffere Be* 
öingungen, hauptfäd)lid) inbejug auf öie £anöjumeifung. 
Es muröen Perhanölungen mit ihnen über öie Priuilegien 
gepflogen, unö ihnen ein Entmurf »orgelegt, an öem fte 
Sann einige Aenöerungen »orjunehmen baten. An Ent* 
gegenfommen lieg es öie pfäljif e Hegierung roahrlid) 
nicht fehlen, unö nur öie |5eit»erhältniffe laffen uns »er* 

4) 3m Drud erfdpencn: tjeibelberg (665, Concession donnie 
mux nouveau-venus des valltes de Lucerne en Piemont (fetjr feltene 
Schrift). 


flehen, marum fie mit öiefen paar blutarmen jremöen fo 
»tel Aufhebens machte. 

Enölf am 10. ©ftober \682 unterjeichnete Aurfürft 
Aarl öie Pri»ilegien*Urfunöe öer Aolonie, am \7. ©f* 
tober überfanöte fie öas ©beramt fjeibelberg Öen lange 
f)arrenöen unö fctjärfte ihnen nochmals ausörücflf ein, 
flürlih ju bauen unö öie alten ©renjfteine nicht ausju« 
graben oöer ju »erfegen. Einige Moctjen fpäter erhielt 
öas neue Dorf »on öer Regierung feinen Hamen. <5 l >r Er* 
innerung an Öen »or 220 3f rcn Don ^rieörich f- auf 
ötefent ^elöe erfochtenen Sieg muröe es jtieörichsfelö 
getauft. 5 ) Der hierauf bejüglfe Erlag öes Aurfürften 
muröe öcm ©beramt fjeiöelbetg am 7. Hooember 1682 
»on öer Aaitjlei mitgeteilt. Mie alle öerartigen füuftlfeu 
Hamenbilbuugcn, fo molltc geh auch Mefe nft recht ein* 
bürgern. Mas mugten auch öie Flüchtlinge aus Seöan 
»om Pfäljer ^ri^ unö »on öer Sedenheimer Schlacht! Selbft 
Öen Hachborn muröe öer Harne ^ricörichsfelt> nft recht 
geläugg; fie nannten öie neue Angeöelung flechtmeg 
Heuöorf, unö öiefen Hamen fantt man h eu t« noch, bc* 
fonöers »on Secfenheimern hären. 

( ( fortfetjiing folgt). 


HKiötßllanEa. 


Kollekten patent fnr frie flnt^ti$rn 
Heidelberger 1693* 2tls im JTtai bie furpfäl 3 ifd?e He(tben 3 

fjeibelberg ein ®pfer ber fraii 3 Öfifd?eit grrflönmgsiput mürbe, manbten 
ftdj bie l^eimatlofen Bemo^ner norbmärts, nad? Jranffurt, ^anau unb 
befonbers ins Branbenburgifd^e, wo Kurfür(t Jriebrid?, ber nadjinalige 
erfte König pon preußen, il^ren £anbsleuten aus ITTann^eim, ^raufen; 
t^al unb anbereu 0 rten ber permüfteten pfal 3 in ITTagbeburg, £jaüe u.f. w 
ein Kfyl eingeräumt fyatte. Schnelle t^ülfe tt^at not, unb fo lieg ber 
Kurffirft bas ttacfjfofgenbe HTaubat 31 fr Sammlung pon UnterfHikungss 
gaben für bie armen €fulanten ausgel]en, bas als gebrutftes plafat 
in allen 0 rten feines £anbes angefd^lagen mürbe. Ä>ir bruefen biefes 
fd^ötte Dofumeut ebler branbenburgifdjer ^ilfsbereitf^aft tjier mörtlid^ 
ab, *) ba es mie bie meiften berartigen Dnnfe ftußerft feiten gemorben ift. 

„Sobalb 5e. <£t}urfür(H. Durd^l. 3 U Branbenburg, etc. Unfer 
(Snäbigjter t^err, glaubhafte Hachricht erhalten, mie bie €h ur Pf&^if 4 e 
Beftbenöotabt, IJeybelberg, burd? ben legtern ^ran 3 Öftfchen (Hinfall 
aufs graufamjie angegriffen unb jämmerlich permüftet morben, 
höchftgebachte 5e. <£^nrfl. Burd?!. fid? ber armen geplünberten unb 
perjagten £eute ZTottj, 3 ammer unb €lenb €hrifl?^ürftlich 3 U ^er^en 
ge 3 ogen, unb halber fo fort burd? einen erflecflichcn Porfdjub ihnen 
bey 3 ufpringen gnäbigft resolviret, aud? baju bienliche gnäbigjte Ber; 
fehung qethan; tBeilu aber bie ZToth btefer porangeregten per jagten 
(HpangelifchsHeformirten unb £utherifd?en (Slaubens (Senoffen fo grog, 
bag folcher gnäbigft gethaner Dorfdjub nicht 3 ugänglich genuug, ihren 
3 ammer port^o noch ab 3 uhelffen, gntemahlen bey ber undenklichen 
unb barbarifchen Bermüfimtg porgenanter Stabt t^eybelberg, nid^t 
allein alle unb jebe Käufer gantj ausgeplünbert, bie frönen Kirchen 
beraubet, auch ber alten dhwrfürftlichen (Sräber nicht perfdeonet, uub 
bie £ei<hen ber Ifohen legt perftorbenen <£hwrffirfHi<hen perfonen aus 
ihren Särgern auf bie Straffen, aller ITTenfchen Kugeti 3 U einen er* 
bärmlichen Spectaail, porgemorffen morben, nur bag mau noch einiges 
Dortheil pon ihrer (EobeiuKleibung unb fürfHidjen Särgen nehmen 
möchte, fonbern auch enblich burd? ber ^einbe anhaltenbe (Sraufamfeit 
bie Kirnen uub Käufer alle angejfinbet, unb 3 um Steinhauff en gemacht; 


5) Diefe Krt Hamenbllbung §at ^riebrichsfelb mit 3 ahlreichen 
anberen ffirftlichen Koloniegrünbungen jener geit gememfam. (Hrmähnt 
feien nur 3 mei ähnlich lautenbe: ^riebrichsborf bei t^omburg, bas 
£anbgraf friebrich oon Reffen ^omburg grünbete, unb ^riebrichsthal 
bei Karlsruhe, bas feinen Hamen *699 porn babifchen UTarfgrafen 
friebrich HTagnus erhielt. 

J ) Had? bem 0riginaIbrucF (2 Seiten <folio) im Kftens^ascifel: 
IHagbeburgifche £anbesregierung XIV,3 bes fgl. Staatsarchips in 
ITtagbeburg, 


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151 


152 


Da man bann (Sroge nnb (Beringe, prebiger nnb ^ulibrer, IHSnner, 
IDeiber unb Kinber, burdj bie in ^feuer nnb ^flammen getjenbe (Sagen 
bcr Stabt, tjalb nacfcnb unb big auffs Tjembbe ausge 3 ogen gefchleppet, 
unb mie bas Diel} enblidj aus ber Stabt gcjaget unb pertriebeu, bag 
nunmehr bie uhralte (Thur;,fürftliche Beftbentj, 3 U einer greulichen 
ZDüften unb einen foitberbahren Beyfpiel unerforfchlicher (Berichte 
(B(Dttes benen (Epangelifcheu Kirchen gemacht, unb bie erbärmlich Der; 
jagten in ihrer Tloth, <Elenb unb 3 ammcr / aller frommen Ct^riftlichen 
tjertjen ZITitleiben unb liebreiche Beytjülgc, unter piel tanfenb ^h r äneu, 
3 u fuchen ge 3 unmgen feyn, 

Uls traben Seine (Thur-fürftl. Durchl. Unfer (Suäbigfter £}err 
unb £anbes*Dater, bas fouberbahre (Snäbigfte Dertraueu, füntehmlich 
3 U benen €inmohnertt t^iefiges (Drttjs; Sie rnerben Dero <£t 7 riftlid?en 
hohen <Ere?npel nach, meines fte noch ferner 3 U geben gefounen, millig 
lieh folgen, unb 3 ur Hughelgung berer offt gebachten fo graufamlich 
pertriebenen cEoangelifchen HTit-Chriften, ihre Z?ertjen unb fjänbe 
milbiglich augthun, unb ein jeber nach feinem Dermogcn <Thnftlich 
unb erflecflich beyfteuren; (ßeftalt bann Seine dhur ^ürftl. Durchl. 3 U 
bem <Enbe gnäbigg perorbnet, bag in benen Stäbten pon I?aug 3 U 
Ijaug, bey einer jeben Familie, burch gemige ba 3 u ermehlte perfonen 
gefammlet, unb mos ein jeber aus (Thdftltchen IHitleiben barreichet 
in ein ba 3 u gemachtes Such eingefchrieben, anfn £attbe aber bie Bey 
(teuer rermittelft Setjung ber Becfen por bie Kirchthüre colligiret, auch 
bas (Eingefammelte für bie Hothleibenben permenbet, unb bamit, fo 
piel thunltch, ihnen tpieber auffgeholffcn rnerben folle. 

(Ein 3 eber mirb hierüber an feinen eigenen Z^ertjen einen £ehrer 
haben, unb tuas (Er in ber gleichen Hott} unb (Eleub pon anbern für 
Beyhülge müufchte unb perlangte, itjo eben fo mtUig unb liebreich 
feinen ZTtit;<£hngen nnb (BlaubenS’(Benogen meifen; 3 n genügen Der; 
trauen, bag ber Uüerhochfte, uns unb unfere Hachfommen fold^e (Thdft« 
liehe JfiebeS'ZDercf nicht merbe unpergolten lajfeu, fonbern einem jeben 
infonberheit, nach feinem Zjertjcit unb milligen (Babe gnäbiglich an* 
fehen, unb mas (Er biefen pielbenanten armen niit*<£hriften (Butes 
thut, taufenbfältig 3 «it; unb emiglich belohnen; <S 0 tt ber bie Zjertjen 
in feiner fjanb hat, moüe burch bie Krafft feines (Seiftes, afle unb 
jebe bemegen unb regen, 3 U recht Chriftlicber unb milber ^reygebigfeit, 
unb ihm biefe (Dpffer pon einem 3 eben infonberheit in <Thngo 3 ^f u 
auch laffen mohlgefaüen, bag barauff ein jeber mürcflich 3 U empftnben 
habe, mas (Er in feinen IDort oerheigt, bag bie ba reichlich fäen, auch 
reichlich rnerben ernbteu; ZDeil mir nun bann §eit, Unlag unb (Belegen 5 
heit haben, ZITitleiben, £iebe, (Butes unb Barmherfcigfeit anbern be* 
brängten unb perjagten Zjaug;(Benogen bes (Slaubens 3 U ermeifen, fo 
lajfet uns barin nicht mübe unb tägig rnerben, unb alfo berer gebenfen, 
bie folche (Trfibfal leiben, als bie mir fetog auch noch im £eibe leben, 
Huf bag ZDir bermahleins über unfere (SutthätigPeit pon Unferm 
£}<Errn unb Zjeylanbe 3^f u ^Qrigo, als (Befegnete feines Daters, bie 
ZDir 3hm alles bas getljan, mas mir bem (Beringten um feinet millen 
hier gethan, angefehen unb 3 ur emigen (frenbe eingeführet rnerben 
mögen, Urnen." 

SW Ui am (Nachtrag). Heber ZDilliam (farbely 

gab ich in Hr. \ ber ZlTannh. (Sefdj.'Bl. biefes 3 al l res eini 9 e 2* a£ h : 
richten. ZDie mir Zjerr 3°h n TDlgtham, Solicitor in Hipon, ber (Bes 
burtsgabt ^farbely’s, mitteilte, mürbe ^farbely laut (Taufbuch bortiger 
Cathebrale am («. Jebruar ( 8(0 als Sohn bes Sprachlehrers ZDilliam 
^farbely geboren unb getauft. Huf ber Zjeibelberger Uniperfitäts- 
BibliotheF finbet fleh ein Pleines Buch por mit bem (Titel: „Racconti 
istorici in italiano ed inglese“ pon ZDilliam ,Jarbely, ^eibelberg 1,829 
bei 3ofeph (Engelmanu. Diefe Sprachlehre bürfte ficherltch pou bem 
1820 nach UTannheim ge 3 ogeuen unb hier am (7. Februar (83( per; 
ftorbeneu Dater bes 3 ngeuieurs ^farbely perfagt morben fein. 

m. <f elbhaus. 

®itt §d)vtibtn fre* Jlfnligrnfen £ri*frrid) pou ftintv 
iUif t 150Ä. Pfal 3 graf ^riebrid?, pon bem bas folgenbe 
Schreiben herrührt, ift ber fpätere Kurfürjt ^Jriebrich II., ber ( 5 ^^ 
feinem Bruber £ubmig V. in ber Hegieruug nachfolgte unb bis ^556 
herrfchte. €r mürbe als pierter Sohn bes Kurfürften Phiüpp un ^ 
feiner (ßemahlin ZTTargarethe pon Bayern*£anbshut am 9. De 3 ember 
^82 auf Schlog lDin 3 ingen bei Heujtabt geboren, ^rüh f<han mürbe 


er mie fein Ültefter Bruber 3 ur Uusbilbung in fremben Sprachen unb 
poruehmen Sitten ins Huslanb gefchicft. 3 m 3 a ^ re halb nach; 

bem er feine UTutter oerloreu hatte, Pam ber noch nicht acht 3 ehnjähric,e 
^riebrich an ben Z)of bes ^er 3 ogs Philipp bes Spänen pon Burgunb 
(Sohn bes Kaifers UTarimilian, Dater Karls V. unb ^erbinanbs I.), 
ber bamals 311 UTibbelburg in ben ITieberlanben refibierte. Um 25. Uprtl 
150 ( mürbe 00 m Kurfürften bie Beftaüung €berharbs pou bjelniftatt 
poÜ 3 ogen, ber ben prüfen als b^ofmeifter begleitete. Uugerbem be* 
fanben fich * n frinein (Befolge ber ZDormfcr Domprobjt Silberberger 
unb bie Bitter Stephan pon Denniiigeu unb ^riebrich pou €lg, „damit 
er als eines Kurfürften Sohn 3 U feiner UnPunft mit (Ehren beflünbe." *) 
Balb barauf begab ftd? Ph*üpp «ach Spanien unb ^riebrich burfte ftdj 
ihm aufchliegeu. lieber paris, (Tours, Borbeauy, Bayonne burch 
Biscaya ging bie Ueife mitten hinein ins fpanifche £anö, beffen (Erbe 
Philipp burch feine Beirat mit 3°h anua 00,1 Urragouien unb Caftilien 
gemorben mar. Uebcrall gab’s h^li^* ^ e P c / un ^ fi* r ^ cn jungen 
pfä^er pritt 3 en mar bes Staunens Pein (Eube über bas ZTeue unb 
llugemohnte, mas £attb unb £eute ihm boten. (Er büuPte ffd? mie 
in einem ItTarchenlaub. IDas er in alten Sagen unb Ubenteuern ge; 
lefen hatte, bas fehlen h* er * m Sfibeit (färbe, £ebeu unb IDirPlichPeit 
311 gemiuueu. IDie maren bie ^reunbe in ber l^eimat 311 bebauem, 
bie bas alles nicht mitgeniegen Ponntenl Unb mie nahe lag bie Der* 
fuchung, ihnen gegenüber bie mnnberbareu (Erlebniffe im fernen £anbe 
ins (fabulofe h* ne * ,l 3 u 3 * c ll en , il^iten einen Baren aufjubinben! Uus 
biefer Stimmung h^caus fchrieb er in UTabrib am ( 0 . De 3 ember (502 
an Stephan pon Denningen in ffeibelberg folgeitben ergotjlkijen 
Brief, bem er mohlmeislich bie necfifche Hachfchrift 3 ufügte: Hehmet 
biefe neuen Klären für gut, (Bott meig mohh ob fie mahr finb. Don 
ben fchoiten (Tatalonierinnen, bie er mit Philipp Pennen lernte, per; 
melbet er nichts, mohl aber fabelt er pon UTenfchen mit Schnäbeln unb 
einem CyPlopenauge unb pon piermannshohen Strängen, bie in Spanien 
herumlaufen, mie bie (Bänfe baheim in ber Pfal 3 . 

IDir lagen nun bas tuerPmürbige Schreiben h*«r folgen; 2 ) 

Don (Bottes (Bitaben Jrieberich Pfaltjgraff bey Hine unb 
Qeriog in Beyern ic. 

Ungern grug 3 UPor, lieber f^err Stefan, miffeut uns noch 
frifd? unbt gefunt pon ben gitabett (Bott an lyb, s ) aber im fecfel 
faft fchmach, bag banPen mir euch unb bem probft Silberbergeru, 
bie folche fach lieblich anfchlagen, benfelbigen grügent uns ein 
menig, aber nit pil, mijfent auch, bag mir itjunbt in ben £anben 
fiut, ba bie fchueblid^teu £üte 4 ) fint unbt mit ein Kugen auff ben 
Stirnen unb groge Strugen 6 ) alfo grog als Pier man ug einen 
log 6 ) uffeinanber, bie i\\r algo gemein fiut als bie genug 7 ) in 
imerem £aubt. Unbt fafi hüDfd^e pferbt in biegem £anbt fint, 
ber mir perhogen, ungerm fferrn unb Datter 3 U bringen, bie 
feiner £iebe molgefallen fallen. ITit mene bau grügent *) uns 
allen guten gefellen unbt ungerer IHutter, euer l)ugfrumen, unb 
euer Dotter, ber £anbgrägn pon Reffen,*) bamit fpare euch ber 
allmechtig (Bott alle in gefuubheit. 

Datum UTabritt ug fambgag nach conceptionis UTariae Knno 
(502. Hemett bige neumc mer für aut, (Bott meig mohl, ob fte 
mar feint. W. 


*) ,,Viri nobilitate atque prudentia et gravitate spectabiles“ 

mie ^riebrichs Biograph l^ubertus (Thomas £eobius fagt. Dgl. auch 
Schmibt, cEr 3 tchung ber pfä^ifchen IDittelsbacher. S. XVIII unb 6 g. 

*) Had? einer Kbfchrift, bie fich in £amey’fchen (ToÜePtaneen, 
lianbfchrift Ho. ( 0(6 bes Karlsruher (Benerallaubesarchips befiubet. 
Die Übfchrift mürbe im (8. 3 a h r h im & er l n ex tal>nlario Elect. Palat. 
Mannheim“ genommen, aus bem 0riginal, bas bamals im Purpfä^ifcheit 
Krchip in lllannheim lag unb jeftt mohl in Ulüitchen aufbemahrt mirb. 
£eiber febeint bie Kbfchrift nicht fehlerlos 3 U fein. 

3 ) £eib. 4 ) Die fchnäblichten £eute. 5 ) Strauge. 8 ) Dom Hb; 
fchreiber falfch gelefen. 7 ) (Bänfe. 

8 ) So perbegert gatt bes in ber Hbfchrift gehenben „bruellent" 

9 ) Diefe Dermanbtfchaftsbe 3 eichnungen gnb natürlich nur fd?er 3 ;. 
haft 3 U perftehen. Die £aubgrägu pon liegen ig ^friebrichs Schmeger 
cElifabeth, bie (^98 ben £anbarafen IDilhelnt pon liegen heiratete, 
nach begen (Tob (500 mohl in ^eibelberg lebte unb (503 bie (Semahlin 
bes UTarPgrafen pilipp I. pon Baben mürbe. Stephan pon Denningen, 
ber ( 53 ) ftarb, mar mit IHargarethe pon (Semmingen in Pittberlofer 
€he perheiratet. 


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153 


154 


llreif* f«* iw infer* 1588 * Bei ben AFteu 

über bie pfätyfdje Hügung bes 3aljres (588 (<S.£.A. pf. gen. 3005 ) 
fhibet fid^ folgenbe Abrechnung über gelieferte Waffen: 

„(Seorg Hegelii! non Nürnberg hat uff ben mit ihm getroffenen 
KontraFt an aüertymb Wehren geliefert wie folgt: 

(OO gan3 Harnifch, bas Stücf 3U (( ff., thun ((00 fl. 

2(56 gemeiner Harnifdj, jebes Stücf 3U 7 fl., thun (5092 fl. 

336 Qellebarbeu, bas Stücf 3U ( fl., thun 336 fl. 

(26 Sdjladjtfd^mert, bas Stücf 311 4 fl., thun 504 fl. 

26 ( IHusfeten, bas Stücf 3U ^ f / 2 fl., ttjun ( 1747-2 ff* 

(784 ffafen ober Hohr, bas Stücf 3U 2V2 fl., thun 446O fl. 

909 Sdjufehauben, bas Stücf 3U ( fl., thun 909 fl. 

8(2 langer Spiegeifen, je (00 für (4 fl., ttym ((3 fl. (0 Bafeen. 
6 DoppeUjaFen mit ^enerfdjloffen, bas Stücf für 8 fl., thun 48 fl. 
9 Doppelraten mit Schwämmfchloffen, bas Stücf 3U 7 fl., thun 63 fl. 
Summa thut 23 800 fl. 2V2 Bafeen." 


Xu$m aus bem Jahresbericht über bas 
44. Oereinsjahr (902103. 

Der vom Sdyriftfütirer prof. Karl Baumann in ber Htitgliebers 
verfammlung am (8. Htai (gehe oben) verlefene 3ahresberidjt ging 
ans vom IHitglieberffanb. Der Beridjterffatter wibmete 3unächff ben 
im £aufe bes 3 atjres verfforbenen IHitgliebcrn Worte effrenben Ans 
benfens unter Hinweis barauf, bag mehrere non ihnen über brei 3ahrs 
jehnte lang bem Verein angehört hatten. £*r (Sefamtabgang an 
IHitglieberu betrug 38 , ber gugaug ( 38 , fo bag ber Verein gegenwärtig 
8(4 IHitglieber jütjlt. 

Die Ausgrabungsttfätigfeit bes Vereins war im nerflojfenen 
3 aljr eine 3iemlich befdjränFte, ba im f^erbft ungünftige Witterung, im 
Frühjahr bie fnapperen (Selbmittel Unternehmungen grögeren Stils 
verlffnberten, bod? würben immerhin aus Jeubenheim, £abenburg 
tmb Schwefeingen junbe aus vors nnb frühgefchichtlicher Seit als 
wertnolle Bereicherung uub cHrgänjung ber Sammlung eingebracht. 
Weiterhin finb nach UTaggabe ber norhanbeneu ITTitteln planmägige 
Ausgrabungen u. a. bei Secfenheim, an ber Stelle bes ausgegangenen 
Dorfes Kloppenheim, geplant. 

Das in ben (Sefdjichtsblättern fortlaufenb geführte De^eichnis 
ber Heuerwerbungen unb Schenfuugen ergibt für bas 3 a h r ( 9 02 
folgenben (Sefamt3uwachs: Aus bem Altertum 42 Hummern, aus 
UIitte!a!ter nnb Bereit (68, OTü^en (antife unb moberne) (8, €thnos 
graphifches 57 , Bilber unb Canbfarten ((3, Urfunben unb fonffige 
Ard?ivalien (0 unb für bie Bibliothef 228 Werfe. Da bie Schenfuugen, 
beren gaty von 3 a h r 3“ 3<*h r 3unimmt, bereits in ben <Sefd?id^ts- 
blättem veröffentlicht finb, burfte ber Berichterftatter fleh darauf bes 
fchränfen, all ben (Sännen! unb (Sännerinnen bes Vereins nochmals 
beglichen Danf 3U fagen. Die befonbers ftarfe Vermehrung ber 
Bibliothef ifi 3umteil barauf 3urücf3uführen, bag ber Verein mit 
über (00 anberen Vereinen unb wiffenfchaftlichen Anftalten im (Laufet^ 
uerfehr fleht. Die Benützung ber Bibliothef burch bie IHitglieber h fl t 
gegen frühere 3 a h re ^genommen, bürfte aber im bfinblicf auf ihre 
reifen unb wertvollen Beftänbe eine fiärfere fein. Die Bibliothef* 
flunben ftnb mittwochs unb Samjtags von (2—( Uhr. Der neue 
HanbFatalog ifl fertig geflellt, ber §ettelfatalog nachgetragen unb ergän3t; 
beibe flehen ben Benüfeern 3ur Verfügung. 

IVas bie Altertümerfammlung betrifft, fo war es bisher 
leiber nicht möglich, bie £ficfen, bie aus früherer Seit im 3nuentars 
ve^eidfnis vorhanben finb, aus3ufüllen. Der Vorflanb ifl burch bie 
laufenben (Sefchäfte fo in Anfpruch genommen, bag es ihm nicht möglich 
ifl, nebenbei noch biefe fehr umfängliche Arbeit nach3uholen. Der 
wiffenfchaftliche Hilfsarbeiter, ber baffir gewonnen war, hat burdf Vers 
fügung ber Staatsbehörbe eine anberweitige Anflellung auswärts ges 
funben; fo ifl ber Vorflanb barauf angewiefen, einen geeigneten (Hrfafe 
3U fuchen, unb mug corerfl froh fein, unter banfenswerter mithilfe 
ber H^ren IVilhelm (Soerig unb profeffor Armanb Baumann 
wenigflens mit ber 3 nventarifferung ber Heuerwerbungen unb SdjenF- 
uugen auf bem £aufenben bleiben 3U fönnen. 


Die Sammlungen waren, wie üblich, oom (. April bis 3 (. ©ftober 
jeweils an Sonn* unb Feiertagen von ((—( uub 3—5 Uhr bem alls 
gemeinen Befuch unentgeltlich geöffnet, währeub ge im IVinter wegen 
mangelnber Qe^barfeit leiber gefchloffen bleiben müffen. Der Befuch 
geflaltete {ich folgenbermagen: 


Sah! ber Befucher 


im monat 

n>&f)rrnb 
ber Stanben bes 
aneittgeltlid}en 
Zutritts 

aafjerf)aI6 
ber allgemeinen 
Sefudjsjeit 

3ufammen Befucher 

April (902 

3 (( 

(4 

325 

ntai 

504 

23 

527 

3uni „ 

260 

(7 

277 

3 uK » 

207 

9 

2(6 

Hugufl „ 

5(4 

252 

766 Hatijolifentag. 

September „ 

244 

22 

266 

0 Ftober „ 

((2 

5 

((7 

Hovember „ 

3 

— 

3 

De3ember „ 

2 


2 

3anuar (903 

— 

— 

— 

Februar „ 

— 

2 

2 

märj 

— 

2 

2 

3m3 a hre (902/(905 

2(57 

346 

2503 

„ „ (90(/(902 

2696 

(55 

285 ( 

„ „ (900/ (90( 

2275 

480 

2755 


Der Hücfgang ber Befucher3ahl gegen bas Vorjahr um 348, 
gegen bas 3ahr (900/0( um 252, ifl wohl baburch 3U erflären, bag 
ber Verein burch bie Veranjlaltung ber Karl5(Eh co & or5 AusffelIung, bie 
oom 6.—22. 3uni bauerte unb non runb 5000 perfoneti befudjt war, 
fleh gewiffermagen felber Konfurren3 machte, fo bag ber Hücfgang 
auch burch bie Steigerung bes Befuches im Augufl aus Anlag bes 
KatholiFentags nicht aufgewogen würbe. 

€in wefentlieh es Verbienff um bas Blühen unb Wadffen bes 
Vereins fommt ber oom Verein h era usgegebenen IHouatsfchrift, ben 
„IHannheimer (Sefchichtsblättern" 3U, bie ihrem 3 nh fl lte nach 
bie richtige mitte einhalten, inbem ge wiffenfchaftlich wertvolle nnb 
gebiegene Auffäfee bringen, ohne hoch aÜ3U gelehrt, troefen ober eins 
förmig 3U fein. Dem HebaFteur, H errn Dr * IValter, würbe für 
feine babei bewiefene Sorgfalt, Umgeht unb (Sewanbtheit, ben Ulits 
arbeitem für ihre uneigennützige Beihilfe lebhafter DanF ge3ollt. Seitbem 
ber Verein biefes gern gelefene 0 rgan begfet, hat namentlich auch bie 
Sahl ber auswärtigen IHitglieber getig 3ugenommen — 3ur§eit ((5 —, 
inbem bie non tg er We^iehenben gerne IHitglieber bleiben. Anbre 
auswärtige (Sefdgchtsfreunbe gnb wegen unferer publiFationen IHits 
glieber geworben ober haben weniggens auf bie (Sefchichtsblätter 
abonniert. 

Die Verausgabe bes IV. Banbes ber „Jorfjungen 3ur < 5 es 
fchichte IHannheims unb ber pfa 1 3", ber bie (Sefdfichte bes 
pfal3grafen Karl £ubwig bargellt, hat gd? in fehr unliebfamer IVeife 
uer3Ögert, weil ber (Eejjt bes umfangreichen IVerFes nicht red^eitig 
fertiggegellt würbe. Als V. Banb berfeiben Heihe wirb eine (S es 
fchichte ber furpfäl3ifchen AFabemie ber U)iffenfchaften unb 
ber anberu unter Karl (Eh*obor in ber pfal3 blühenben wiffenfchaft¬ 
lichen (Sefellfchaften geplant. Derfelbe foll bas £eben unb iVirfen ber 
bebeuteuberen IHitglieber biefer 3ngitute fchilbern unb eine 3ufammens 
faffenbe Dargellung unb IVürbigung ber ron ihnen geleigeten wiffen« 
fchaftlicheu Arbeit geben, mehrere ZHitarbeiter, bie ben IjlfiorifcHen, 
biographifchen, archäologifchen unb naturwiffenfchaftlichen Stoff unter 
geh uertheileu werben, gnb bereits für bas IVerF gewonnen. Dasfelbe 
foll als eine Fefffdjrift 3ur 300jährigen 3 u ^^lf c » er & er erfcheinen 
unb 3war in entfprechenb reicherer Ansgattung, nach IHaggabe ber 
verfügbaren mittel; es foll ein (EhrenbenFmal fein für Altsmaunheim, 
3ugleich h°ffl bamit auch €hre für ben Verein eit^ulegen, 

fowohl h^r in ber Feggabt, als auch weit über ihre mauern hinaus. 

Weiterhin Famen nodj oerfchiebene Verangaltungen bes ver¬ 
gangenen 3 ah r *s, f° ^er fehr gelungene Ausflug nad? Bruchfal, 
fowie bie Vereinsabenbe 3ur Sprache, wobei ber ßerren, bie bie 

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jeweils 3 afjlreidj erfdjiencncn Zuhörer mit Dortrügen erfreuten, mit 
bem HusbrucF bes DaitPes gebadet würbe. 

€twas cingeheubcr oerbreitete fid? ber Bericht über bie Karl: 
dheobor:Husftcllung, bie als ein ( 5 lau 3 puuFt in ber <5efd?id}te bes 
Dereins bejeiebnet werben barf nnb für feine gufunft oou großer 
Bebeutnng 3 U werben ocrfpricht. Per burd? bie Husftelluug erbrachte 
Beweis, wie oiel IDertoolles aus alten feiten t]icr in HTaunhcim nod? 
oorhanbeu, aber bisher 511 m großen deil ber CDeffentlidpPeit eutjogen 
gewefeu ift, tjat bem (SebauFcu einer 511 ßeiqernbeu, planmäßigeren 
SammelthätigFeit einen ftarfen Hutrieb gegeben. Hod? unter bem 
frifdjeu (EinbrucF bes burd? bie Husftelluug erhielten (Erfolges hat ber 
Dereinsoorjianb in einer (Eingabe au beu Stabtrat auf ben t^o^eu IDert 
ber im Befiß bes (Eljcaters befinblid?cii Koftüme, Htöbel, (Geräte nnb 
IDaffeu, bie beu (Slau^puuft ber Husftelluug gebilbet hatten, hiugewiefeu 
uub bereu Heberweifung au ben Derein 3 um ZmccP baueruber Hus; 
ftelluug beantragt. DauF bem freuitblichen dntgegeuPommcn ber f^ofs 
tbeaterintenban 3 uub sDcrwaltuug 1111 b bau! ber güuftigeu Hufnahme, 
bie ber Hntrag bes Dorftaubes beim Stabtrat faub, ift bie Heberweifung 
ber Koftüme u. f. w. an ben Derein befd^loffeu tuorben, uub fo wirfc 
ein magrer Sd?af 3 von Fuuftgewerblicheu (E^euguiffeu bes t 8 . 3 a ^ r; 
huuberts für uufere Sammlung gerettet werben. Pa aber nufere 
Sa?nmlungsräume im Schloß fd?ou überfüllt ftub unb einen fo reid^en 
Zuwachs uiii?t mehr aufuefymen Föuuen, fo gilt es, aud? ein geeignetes 
SammluugsloFal 311 fd^affeu. Per im 3 n li ©origen 3 a h rcs oom Dor: 
ftanb gemachte Dorfdjlag, bie Stabt möge bas geugtjaus burd? Heber: 
bauen bes I?ofes 311 einem Sammluugsgebäube umgeftalteu, würbe | 
natürlich fallen gelaffen, als befaitnt mürbe, baß £?err Kommer 3 ieurat * 
Heiß ber Stabt einen ITIufeumsbau am (friebriebsplaß teftameutarifd^ 
geftiftet fyabe. Per Dorftanb hat barauf hin um einftweilige Hebers 
laffung ber SchulFirdje in L {. \ 311 m gmeefber vorläufigen (Einrichtung 
als IHannheiiner Stabtmufeum gebeten. Pasfelbe foll alle aus Htaim: 
heim ftammenben uub auf bie Stabt bezüglichen Sammlnngsgegeuftänbe, 
fowotjl bte ans bem dfyeater, als bie 3 ur geit in unferer Sammlung 
beftttblichen, vereinigen uub 3 ugleich unfern Sammlungsräumcn im 
Schloß 3 ur (Entlaftung bienen. <Es fteht 3 U hoffen, önß aud? &‘ c f e 
.frage, bie für ben Derein gerabe 3 it eiue Lebensfrage uub für bie 
Hnsgeftaltung unferes Füuftigen großen HTufeums von größter 2Did?tig: 
Feit ift, von Seiten ber Stabtverwaltung ebenfalls in güuftigem Sinne 
entfliehen werben wirb. 

3n feinem Schlußwort mies ber Berichterftatter barauf hm* 
meid? erfreuliche Blüte bem Derein 3 ur §eit befchiebcu fei, ber feinen 
Hlitglieberftanb feit \o 3a\\ren verboppelt, feit 20 3 ahreu verbrcifad?t 
habe unb ftd? in biefer Tjinficht ben erfleu Dereitien Peutfchlaubs an 
bie Seite (teilen Fömte. Pies müffc für ihn ein Hutrieb 311 gefteigerter 
ChütigPeit fein. namentlich müffe er auf bem (Sebiet ber von unb 
frühgefdjichtlichen ^orfd?ung burd? Deranftaltutig von planmäßigen 
Husgrabungen bie Löfung von miffenfchaftlichen Hufgaben, bie von 
anbem Dereinen bereits gelöjt ober in Löfung begriffen feien, mit 
allem (Eifer in Hitgriff nehmen. 

Hber — fo fuhr ber Bericht fort — eine nicht miuber widrige Hufs 
gäbe ift bie mürbige Husgeftaltung unferer Sammlung. 2Dir 
finb bie Legten, welche bie 3 ah r 3 e linte lange SammelthätigFeit nuferes 
Dereins herabfeßen ober ben hifforifchcn nnb Pnujtgefchichtlicheu IDert 
ber 3 ahIlofen (SefdjenFe, bie oou unfern (Sönnern uns 3 ugcflof|eii finb 
unb immer reichlicher 3 uffießen, gering aufchlageu möchten. Zillein wer 
Fönute bie Schwächen leugnen, bie unferer mittelalterlichen uub uei^eit 5 
lid?eu Sammlung anhaften ? 2Dcm Pöunten bie Lücfett entgehen, bie alleut; 
halben oortjanben finb? Hllerbiitgs machen fie fid? in beu jeßigen be: 
fdjeibeuen Häumen, wo alles bid?t aufeiuauber gebräugt ift, weniger 
bemerFbar; aber ibenFen wir uns bie Sammlung in große monns 
mentale Säle oerfeßt, wie wir fie vom Füuftigen HTufeum am 
Jriebridjsplaß erwarten bürfen, fo wirb uns fofort Flar uub beutlich, 
was uub wo es fehlt. Pie großen Stücfe fehlen uns, StücFc, bie in bie 
Hugeu fallen, bie bie nötigen HlittelpuuFte bilben, um weld^e bie Kleins 
fad?en fid? gruppieren: ITlöbel uub oollftäubige Zimmereinrichtungen, 
bie eine beftimmtc Zeit Feuu 3 eichueu nnb ein (Sefamtbilb ber betreffetis 
ben Kultur: uub Kunftentwicflung barftelleu. Purd? bie (Einreihung 
ber Beftäube bes (Theaters wirb nun allerbings für bie Zeit Karl 
(Theobors eine Hn 3 abl muftergiltiger (Typen geboten werben, aber wo 
bleiben bie Stilgattungen, bie oorangiugeu uub nachfolgtcn? 


2 Denn bio Stabt auf ihre Koften bem (Theater (Srfatj fd?afft für 
bie bem Derein 311 überlaffctibeu 3noeutar|tücfe, wenn fte, wie 3 U 
hoffen, bie SchulFirche 3 ur Derfüguug ftellt unb bort bie für bie 
Sammlung nötigen (Einrichtungen trifft, fo wirb es Sad?e bes Dereins 
fein, bas IPeitere 3 U thun unb HTittel 311 befchaffen, um burd? HuFäufe 
in größerem Hlaßftab unb Umfang Hltertümer uub Kutiftfchäße 3 U 
fammcln, bie für unfer Püuftiges großes Stabtmufeum einen würbigen 
3uha!t bilben folleu. Pies ift in ber (That eiu hohes unb erjtrebens; 
wertes 5>el für beu fo blüheubeu Derein, ber feit w 3 a h rc n bie 
hoppelte Hufgabe oerfolgt, bie (Sefdjichte unferer pfa^er l?eimat 3 U 
erforfhen unb ein ZI 1 1 er t u ins muf eum 3 U fchaffen, bas ber (Sröße 
utib Bebcutuug Hlannheims eutfpricht uub von feiner glan 3 Dollcn Der* 
gangeuheit Zeugnis ablegt. 

Zlugeftchts ber regen (Teilnahme, bie bem Derein aus allen 
Kreifeu ber (Eimoohnerfchaft eutgegeugebracht wirb, hofft ber Dorftanb, 
wenn er bemuächft mit einem Hufruf in bie (Dejfeutlichfeit tritt, bie 
^uftimmuug unb opferwillige lluterftüßnng feiner Hlitgliebcr, freuube 
nnb (Sönuer 511 ftuben: §u Kuhm uub (Ehre bem Derein, 311 Buß 
unb frommen ber Stabt HTanuheim unb ihrer (Eiuwohnerfchaftl 

K. B. 


Seitfdirttfeu- uub ©nrijrcvfriiau. 

t Wrteliefdiretbung ber $tabt f reiburg i«$r« 

II. Baub, l?äuferbeftaub t^oo—1806, unter iTlitwirFung anberer be: 
arbeitet oou Dcrmatin Flamin, ^Jrciburg tgi)3. - 3 n ^cn mittel: 
alterlichen Stabten war es Sitte, bie Raufer nicht wie freute mit 
Hummern, foubern mit Hamen 311 be 3 eichueit unb biefe äußerltd? bitrd? 
färben: uub BilberfchmucF Feuutlich 3 U machen. 3 n ^ cr Stabt Jrei: 
bürg beginnt biefe Sitte wieber aufziilebeu unb bas 3 ,, lercffe ber 
l^äuferbcfißer an ber (5efchid?te ihrer Käufer 3 U wachfeu. Pas 
oeraulaßte bie ftäbtifche ZlrchioFommiffion fd?ou im 3 a h rc 1^91, bm 
oom bamaligcu Zlrchioar poinfiguou bearbeiteten I. Banb bes 
oben erwähnten IDerFes, bas neben "ber allgemeinen Baugefchichte oor* 
uchntlich bie Straßen uub pläße behaubeit, 3 U oeröffentlicheu. Per 
II. Banb liegt nun ebenfalls oor. l^auptguclieu bcffelbcu finb bie in 
ber Hlitte bes (5. 3 a l? r fy- ougelegten t^errfhaftsrechtbücher, b. i. (Srunb- 
fteuerbüher, uub bie oou l T 29 uod? oorhaubeneu ^'erti^ 

guugsprotoFolle, h^ute c^ruubbücher genannt. Leiber finb oou beu 
erfteren, ba bie l^errfchaftsfteuer 200 3 a l? rc l ail 9 Herren oon 
LanbecF oerpfäubet war, nur nod? 5 Stücf oorbaubeu mit Einträgen 
ohne 3 a t? rcs 3 a *lL u,t ^ ^fertiguugsprotofolle enthalten nur bie 
Hamen ber Käufer, nicht ber (Erben, uub zeigen 3 iibem nicht uube; 
trächtliche Lücfen. gur €rgäu 3 uug würben bic ftäbtifcheu UrFunbeit, 
iusbefoubere bie oon poinfiguou uub beu Zlrd?ioar Dr. Zllbert 
herausgegebeucu SpitalurFuuben h^r^^^ogen. Von einer erfhöpfeu: 
ben (Sefchid?tc irgeub eines Kaufes Fonnte beswegen feine Hebe fein, 
obwohl bas im Hrd?io oorhaitbene, tiod? unocrarbcitete HTaterial 
manches hierfür bieten würbe. Htan wollte eben bas fd?ou im 3 a ^? r 
\ 89 * begonnene Huternehmeu enblid? einmal fertig ftclleu unb nicht 
bis 3 m Dolleubuug ber Heuorbunng bes Hrchioes warten, um bas 
Bebürfuis ber l^äuferbcftßcr uad? einem bequemen Hachfchlagebud? 3 U 
befriebigen. 

Dou etwas mehr als loPalem 3 n l erc ff c P n & Hamen ber 
Käufer. Pa ftubett fid? alle brei Haturreiche, Zlrtefafteu mit unb 
ohne färben, fogar Stäube uub perfoucu herauge 3 ogen. ITTanche 
l^äuferuameu hoüeu einen etwas fpöttifdjeu Klang, wie ja ber Spott 
im Hlittelalter beliebt war; fo bie Käufer 311 m wilbeu ^räuleiu, 311 m 
blauen (Efel, 3 ur fhöneu 3 lln 9f rau » 3 um wilben ramfon, 311 m geilen 
HTöuch, 31 U geilen Honue, 311 m gefchnäbclten König u. bgl. (Es fiubet 
fid? hier ein Keichtuin uub eiue HTannigfaltigFcit ooit Be 3 eichuungen, 
bie merfüch abfticht oou ber gegenwärtigen PiirftigFeit uub üroefenheit 
mancher Hamen ber neuen Straßen unferer Stäbte. Pem IDcrFe, 
bas unter ber Leitung bes Hrdpioars Dr. Hlbert eutftanb, ift ein 
plan ber Stabt oom 3 a ^ r ( 68 5 beigefügt, ber fid? oou bem SicFiugcr: 
fd?en Stabtplau 0 . 3* l 58 9 ^wrd? größere (Treue uub guoerläffigFeit 
aus3eichuct. Mr. 

Siegel Staate. (Erläuteruber dert oou 

^riebrid? oou IDeedj, Zeichnungen rou ^friß I 7 e 1 b. £jeft I 
unb II. l^eibelbcrg. dar! IPinters Hnioerfitätsbiichhoublung. (899 
uub 1905 . Zum Zmecfe ber Z u fammeuftellung ber Siegel famtlicher 
(Semeiubeu bes (Sroßher 3 ogtums uub einer Deroffentlichuug berfelbeu 
hat oor 3 a l]ren b\c babifd?e hMtorifd?c Kommiffiou angeregt, baß 
oou beu (Semeinbebehörbeu 3 iiuächft jur Hufbewahrung im (Sroßh. 
(Seueral-Lanbcsarcbio beftimmte ZlbbrüdPc ber fämtiiehen im Beßße ber 
(Semeiubeu befinblichen Siegelftempel eingefenbet würben. 

Pa unter ben eingefommeueu Zlbbrücfeu fid? manche fchöue (Sc: 
meinbefiegel, aber auch eiue große Z a hl foldjer befanben, welche weber 
oon beralbifd? fphragiftifchen (SefichtspunFten aus betrachtet als ForreFt, 
uod? in fünftlerifcher Beziehung als geuügeub gelten Fonuteu, fo mad?te 

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bie Direftion bes (Sr. (5eneral:£anbeS'Hrd?tDS ben betreffcitbea (Se: 
meinbebehörben ben Dorfd?lag, ihnen burdp ben geid?uer ber bab. 
Kommiffion, fjerrn v frift l)elb in Karlsruhe, bic geid?uuugeu für neue 
Siegel Pofteulos unfertigen 311 laffen, auf meld?eu Dor|d?lag eine fcl?r 
große Hiijahl dou (Semeinbeu ciiigiug. 

Daraufhin bcfd?Ioß bie hiftor. Kommiffion eine Deröffeutlichuug 
ber Siegel ber babifd?eu Stäbte unb 3 war, foweit biefe tiad? 3 uweifcu 
waren, aller Siegel ber betr. (Semeinbeu in d?rouologi|d?cr Reihenfolge, 
unb 3 n?ar mit Hbbilbuiigcn unb Befd?reibuug, lefttere von herrn (Sei). 
Hat 1111 b Hrd?iDbirePtor Dr. v frieörid? von IDeed?. Don biefem IDerPe 
finb bis jetjt obeugeuauntc 3 wei hefte erfd?ieueu, woron bas erftc bie 
Kreife Klosbad?, l^eibclberg, UTauntjeim unb Karlsruhe, bas ^weitc bie 
Krcife Baben unb 0ffenburg umfaßt. Huf ben 92 bis jeftt er* 
fd?ieitenen (Tafeln finb Siegel Dom Hlittclalter bis 311 t Bereit ner- 
treteit, uub mir lernen Ijieratis, wie fd?cn unb gefd?icft bie Siegel 
fted?er bes Hlittelalicrs in ber Hegel arbeiteten, wie biefe Kunft nameut: 
lieh in ber 3 weiteu hälfte bes \h. unb erften hälft* &*s 19. 3 al K’ - 
Rimberts immer mehr ausartete uub immer gefchmacPlofere probuPte 
lieferte, bis wieber bie Siegelfted?er lernten, mit fiiuftlerifd>em (Sefd?macP 
unb nach richtigen h*ralbifd?en Hegeln 311 arbeiten. 

(Es bieten halber biefe Deröffentlidjuugeu nid?t allein h era *bifern 
unb SphragiftiPent, foubern amt) ^rennben ber babifdjeu X^eimatsPuube, 
fowie KunftPennerii unb Kiinftfreuubcu eine nid?t uuerwiinfd?te (Sabe, 
inbem neben ben 3 al|lrcid^en fd?öticu Hbbilbiingeu and? bie Betreibungen 
3 ahlreid?e l]iftorifd?e Botten uub Daten 311 ben einzelnen (Drten enU 
galten. Die Stabt HTannheim ift auf ben (Tafeln 35 uub 54 mit 14 
(Eiujelabbilbitngen rertretcu uub es ift im Angehörigen (Tejte t?aiiptfäd?lid? 
auf bie Hbtyanbluug dou Dr. ,fr. IDalter „Das Klanuheimer Stabt: 
wappen" l^iugemtcfeu, ebeufo auf bes gleichen Derfaffers: „Siegelfamm: 
lung bes Klanuheimer HltcrtumsDercius". IDiUtens 

Beiterlucrtmitgeu uni» *£rljettftuntieit. 

XXXVII. 

(2t. Hpril bis 20 . Ktai 1903 ). 

11. 3tu* Biittrlnlter mtfr Ilnneit. 

A 225. (Ttiürfd?loß mit ^alloorridjtuug in rcidier Husfiihnmg, 
(Eifen unb Klef fing, in BarocPftil, mit Sd?lüffel, 5d?litjfelfrf?ilb uub 
Dollftänbiqem Befd?läg, 39 cm laug, \s cm größte Breite. 

A 226—238. (Suß ei ferne He lief s, ^eingußproben oon ber 
Sayner 1823—29. 

A 226. (Duales Klebailion: Deitus unb Hmor, mit ben XPaffeu bes 
IHars, 17,2 X 1!,6 cm. 

A 227. (Sleid? großes Klebaillon: fd?reitenber Bacd?ant. 

A 228. DierecPiges Relief: (Srabnial Kuuo’s Don % falfeupeiu in ber 
Kirche St. (Tajtor in <IobIeu 3 , U X 8,7 cm. 

A 229. Hömifd?cs (Srabrelief bes Centurio KT. ‘Taelius, gleiche (Srößc. 
A 230. Kird?c 31 t Kiüuftermayfelb, gleiche (Srößc. 

A 231. Klüufierfird?e 3 U Bonn, gleiche (Sröße. 

A 232. portrait eines Heformators, Freisruub, 8,8 cm Dm. 

A 233. ©DalesKtebaiüou.ScbwurberSchmeijer (Eibgenojfen, 7 X5,8cm. 
A 234. Kreisruiibes Klebaillon, boppelfeitig: A.: portraitbüjten bes 
Kronpriii 3 eu 3°f- t friebr. 0sFar 0 . Sd?webeu uub Borwegeu unb 
(Semahlin 3°f e Pty ue Kl<*£. prii^effiu v. £eud?tenberg. 

R.: R>eiblid?er (Seuins am Hltar opfernb. 1823. Dm. b cm. 

A 235 unb 236. §wei XUad?sboffierungen, weiblid?e Büfteu, 
3&ealbarftellungen in Relief, um 1820, mit (Solbratjmen, 22,5 cm 
t?od?, 19,3 cm breit. 

A 237. ®t>ales Relief (<Sips?), golbbrot^iert, Dergrößerte Bad?: 
bilbuug bes fog. ;fifd?errings oon Klid?el Hitgelo, unter (Sias, 
18,7 X 15,1 cm. 

A 238. Denusrelief uub meiblidjcs KTebaillon, (Sipsabgüffe tiad? 
<Elfeubeinfd?niöereien Hlbr. Dürer’s, unter (Sias, 23X10,4 cm. 
(A 226-238 (5efd?enfe rou ^frau 0berft oon Hett 3 , aus bem 
Befttj ihres Paters T^ofrat Dr. Seift.) 

C 422. Suppenfd?üffel aus ^ayence, meiß mit Heliefre^ierttug in 
BarocPftil (Biruenlanb), ^abriPmarfe: CT ot?ue Krone -- IHosbad?, 
mit Decfel 25 cm t?od?, 34 cm lang, 23,5 cm breit. 

C 423. Kaffeefauue oon 5 a V encc , blauem pflan 3 eu» 

Ornament, ^abriPmarPe: CT otjue Krone — Htosbad?. 18,5 cm t?od?. 
C 424. ITCtldjFäuudjcu gleicher 2lrt, 14,5 cm Ijod?, beibe ol?ue Decfel. 
E 549. Cafdjenmeffer mit einer Klinge, h e f* üou 5d?ilbpatt, 
24,5 cm lang. 

E 550. Desgl. mit 3 mei Klingen, ffeft oon Perlmutter, mit KTefftug» 
rofetten, 20,2 cm lang. (Beibe gefdjenPt oon h crrn £*opolb 
Kl ayer.) 

E 551. <fäd?er von rotbraun lacfiertem papier mit portraits oon 
König Dictor (Emanuel unb (Semal?liu Klarie 21belaibe, um 1850 , 
aufgefpannt 50 cm breit. 


E 552. Bemalter PfeifenPopf aus po^etlatt mit Bruftbilb 
Hobert Blum’s, 13 cm lang. (E 551 uub 552 gcfdjenFt oon 
herrn v friebr. £ömeut?aupt jr.) 

E 553. Brieftafdje, aus bem erften Drittel bes 19 . 3^l s # 9 e ' 

fticPtem Stramineinbaub, innen: erniger Kalenber unb portraits ber 
Kaiferin Klärte £ouife unb bes h er 3°9 s 00,1 Heid?jTabt, 24,4 X 9 cm. 

E 554. Seibcuer Sottnenfdjirm mit Beiugriff, Klitte 19 . 

91 cm lang. 

E 555. Baumwollenes üaf djentud?, rot, auf weißem (Srunb( 2 Pappen 
mit <Eid?enlaubPran 3 ) ber (Ecjt ber „ZPadjt am Ht?ein" gebrueft, 
72X 64,5 cm. (E 553—555 gefdjenPt ron Ungenannt.) 

E 556. Briefbefd?w erer mit StraminfticPerei (Ciegenber Pubei) 
unter (Sias, mit eifernem Befdjläg unb h en ^l, 16,7 X 11,3 cm. 

E 557. Bunte SticPerei, papagei tu Blittnenfraitj auf grauem 
(Titd?, oon einem 0fenfd?irtn, Klitte 19 . 3^*v 73,5X 58 cm. 

F 312. (Ein paar Damenfd?ul?e oon blauem Und? mit (Solb: 
ftiiferei, aus bem 0rieut, 21,5 cm lang, größte Breite 6 cm. 
(E 556—F 312 gcfd?cuPt dou ^rau Olberft dou Hen 3 .) 

F 313. 5d?mucPgürtel dou rotem Sammet mit aus Klefftugbratjt 
gewobener Borbe unb aufgefeftten roten uub grünen gefdjliffenen 
cSlasperlen in reicher Ktcffiugfaffuug unb mit reid?Der 3 ierten 
Schließen. Hus Siebenbürgen. (Saii 3 e tätige mit Kette 1,09 m. 

F 314. Het}ulid?er (Sürtel, Borbe aus Stlberbrabt, mit großen 
«^ierPuöpfen unb reid^Dcrjierteu Schließen, 90 cm laug. (Beibe 
gefdjetiPt roit h errn jnftallateur h c * ,lr - Seottljarb.) 

H 1050. (Sried?ifd?e ^elbbicnftaus 3 eid?nttng für bie in Bayern 
geworbenen freiwilligen, dou König 0 tto rerliel?en bem Korporal 
£ouis pfeiffer, cand. iur., fpäter polijeiPommiffär in Klantiljeim, 
ber (834 — 39 im 8., 4 . uub 3 . £inien-3nfcmtme ; 23ataillou & cs 
gried?ifd?eu X^eercs biente. ((Sefd?euF wie oben oon Ungenannt.) 

M 313. Stanbnljr mit eiferitein Zifferblatt in Der 3 ierter XKefftng: 
umral?muug, be 3 . T. Krapp Mannheim. 18. 3l?öt. 3 n 
lacfiertem hohgeftäufe mit Derglafuug, 39,2 cm l?od?, 24,5 cm 
breit, 12 cm tief. 

Z J07, 108, 109. Drei Stammbücher mit (Einlagen, aus ber i. hälfte 
bes 19 .3hbts. (cSefd?euP ron Xferrngalpia^t (Taefar £angelotl?.) 

Z 110 uub 111. Photographien auf (Sias, ältere Jrau uub 
junger Klaun, iu rcid? gepreßtem Ceberetui, 7,3X6 cm unb 
9 X 8 cm. 

(Eine reiche Sammlung dou (Sipsabgüffcn uad? antifen 

(Semnteu, nad? Klüitjeu, Derfleiuerte Bachbilbuiigen antiPer unb moberner 

Reliefs u. bgl., bie Jfrau 0 berft oon Heiij gefd?enft h^t, Pann im 

cii^elucii nid?t aufgeführt werben. 

VIII. 

A 31 bt. (Sun blad?, 0. Bibliotheca familiarum nobilium. Heper« 
torium gebrucPter ^amiliengefd?id?ten unb ^amüien=Bad?rid?ten. 
Beuftrelift 1883. 260 S. 

A 138 t. Klonatsblatt ber P. P. hcralbtfdjen (Sefellfd?aft 
„Ubier". XDicit 1903 ff. 

A 165 m. XDald?, 3°^ anu ®rorg. philofophifd?es £eficon. 
2 “ Hilft 2 Bbe. £eipjig 1773. 3048 S. nebft Hegifter. 

A 167 p. KTiHeilungen aus ber h*f*orifd?en £itteratur, 
herausgegebeu dou ber l}iftortfd?en (Sefellfd?aft in Berlin, rebigiert 
dou Jferbinanb h* r f^- XXXI. 39 l?rgang. Berlin 1905 . 

A 168. hHlorifd?**“ ^»lber:5aal, neueröffneter, 5 . 1Lfyi\ 
(Ceopolb I.) 2llles mit oielen Kupfern ausge 3 ieret u. Dorgeftellt 
u. mit einem abfonberIid?cn 3 n ^* cc orrfehen. Bürnberg 1701 . 
875 S. (Dasfelbe wie A 168,1, aber frühere Huflage.) 

A 175 p. Bobenehr,<Sabriel. 200 (Srunbriffe ber üornehmften 
u. ihrer Jortipfation h a ^ C11 berühmteren Stätte u. ^fePungen, 
Seehäfen u. f. w. f eine Pur 3 e Befd?reibung beygefüget. Hugsburg 
0 . 3* 199 Blätter in Kupfer geft. (S. 103 fehlt.) Querfol. 

A 203 h. B a u e, 3 u l * u s. Die oorrömifd?en Sd?werter aus Kupfer, 
Brouce unb (Eifen. A: (Eejt unb Hegifter 126 5., B: Hlbum 
145, beibes in 4 0 . inünd?en 1903 . 

A 271 g. d. (Erlad?, (frieb. Karl Freiherr. Die Dolfslieber 
ber Deutfd?en. (Eine Dolipäubige Sammlung ber Dor 3 Üglid?en 
beutfd?cn Dolfslieber dou ber Klitte bes 15. bis in bie 1 . hälfte 
öes 19 . 3ahrh. 5 Bbe. nebft (Seneralregiper. Klannheim bei 
heinrid? h°ff 1834—36. 536, 631, 632, 623, 648 5. 

A 298 gf. (Tarlebad?, €phratm. Die red?tlid?en unb fo^ialen 
DerhäUniffe ber jübifd?cn (Semeiubett Speyer, XDorms unb 2 Tlain 3 
Don ihren Ruf äugen bis 3 ur Klitte bes 14 . 3 a h r h- Jranffurt a. KT. 
1901 . 90 S. 

A 318 t. Kampmann, <£. Die grapl?ifd?en Küupe (Sammlung 
(Söfd?en Br. 75 ). £cip 3 tg 1898 . 165 S. mit zahlreichen Hb» 

Digitized b: OOgle 



159 


160 


B B t. Baar. Schriften bes Hereins für (Sefchidjte unb Hatur« 
gefchidjte ber Baar imb ber angretizeubeu £aitbesteile in Donau* 
efdjitigen. Ifeft VII—X ff. Obingen 1889—(900 ff. 

B 59 p. Knies, Karl. Karl ^frtebridjs oon Baben brieflicher HerFehr 
mit Wirabeau unb Du pout. (Iferausgegeben oon ber Babifdjen 
ffiftorifchen (Tommifftou.) Ifeibelberg [ 892 . 2 Bbe. 284+398 5. 

B 62 c. Krone, Hubolf. (Srojfterjog friebridj oon Baben. Heben 
unb Kunbgebungen (852—( 896 . Jreiburg i. 3. ( 90 (. 358 S. 

mit ( Hübe bes (Sro^erjogs. 

B 67 db. Wo ne, £ ^* c bilbeuben Künfte im (Srogfje^ogtum 

Haben ehemals unb jetjt: (Topographie ber KunftwerFe unb 
Wufeographie mit BerücFfichtigung ber milit&rardjiteFtur. I. (—6 
Konjtait3 (884—90; XLV. (—2 Konftan 3 (890—92; XVIII. 
( — 6 Srudjfal (887—89; XIX. 1—5 Speier (896—97. 0hne 
Banbbezeichnung: am Bruhraine unb im Kraidjgau, \—6 Brudjfal 
\ 887 / 89 . 496, (60, 48O, 408, 46O 5. (alles, ipas erfdjieuen). 

B 86 d. Bayerifdje AFabemie ber JDiffenfdjafteti 3 U 
Wünd^en. Siöungsberichte ber philofophifchen, phÜologifdjen 
unb ber f^iftorifdjcn (Tlaffe. Oafyrgang (896 ff. Itiünd^en <896 ff. 

B 194 h. Kolbe, IDUtjeIm. ffeibnifche Altertümer in 0berheffen. 
0 Htarburgs Hofeugarten unb bie ^frühlingsfeier. 2 ) Der lange 
Stein unb bas IHuotansbilb an ber Kirdje 3 U £angenfteiu. Wit 
( lithographifd^en (Tafel. Warburg ( 88 (. 50 5. 

B 236 t. Beriet über bie (ThütigFeit bes 0lbenburger 
fanbesoeretns für AltertumsFunbe. ffeft IV—XI ff. 
0lbenburg (883 —(90 ( ff. 

B 272 d. Pollichia, naturwijfenfchaftlicher Herein ber bayerifcheu 
pfal 3 . t-— 27 . 3ahresbericht für bie 3afyre ( 843 —(868, in 
*7 heften. (<Es fehlen: ffeft 2 * 844 , 5 1847 , (0 (852.) £anbau 
(843 unb (857; Heußabt ( 845 —(85(, ( 854 —(856, ( 859 — (863; 
Speyer (853, DürFheim (866—(868. 

B 275 p. Des HheinFreifes 3 u belwoche °& cr <&cfd?ic^tlid?c 
Darftellung ber Heife 3h**er Wajeftäten bes Königs £ubwig unb 
ber Königin (Therefe oon Bayern burdj bie (Saue bes Hhein* 
Freifes 00 m 7. bis 311 m ( 4 . 3 un * lls 1 82 9* 0ebrucFt in Speyer, 
lithographiert 0011 H. Schlicht, Wannheim. 204 S. in 4 0 , bie 
lithographifchen Blätter fehlen. 

B 502 g. [<S e nt e i 11 b e' H e d} n u ng s 1 » e f e n.] (Thurpfälzifdjc (Setter aU 
Sag; unb 0rbuung 3 ur beffcreit Herfaffung Deren (Semeinben 
in Dermale unb Benufcung beren gemeinen (Süßeren unb §us 
behorungen, bann biegfallßigen HedjnungsslHecfen. 0 . 3« u 0. 
203 Jol. [aus ber Witte bes (8. 3 al l r W 

B 554 bw. famey, Anbreas. Diplomatifche (Sefdpchte ber alten 
(Srafett oon Baoensberg, mit einer (Sefchlechtstafel, £anbFarte unb 
Sammlung oon (39 UrFunben. Ittannheim mit aFabemiftheu 
Schriften ( 779 . (50 S. 4 0 . (Eigentum ber Stabtgemeinbe 3ttoettt. 
S. 40 Hr. ( 99 .) 

B 591 c. 3 a hresbericht bes Fgl. fächfifdpen Altertums* 
o er ei ns. 77 . Hereinsjahr Dresben (902 ff. 

B 591 d. Heues Ardjio für fächfifd?e (Sefd^id^te unb 
AltertumsFunbe, hcrausgegeben oon ffubert (Ermifd? 
im Auftrag ber Fgl. Staatsregierung unb bes Fgl. fächftfdfen 
Altertumsoereins. Banb XXIII ff. Dresben (902 ff. 

B 617 p. geitfdjrift bes Hereins für thüringifche <Se? 
fchichte uttb AltertumsFunbe in 3 cna * NF * XI1 * ff- 
3 ena 1900 ff. 

B 621 f. Witteilungen bes weftpreu§if<hen (Sefdjidits* 
0 er eins. 3 at ? r 9 an 9 1 ff- $an 3 ig (902 ff. 

B 621 g. geitfdjrift bes meftpreugifdjen (Sefdjichts* 
0 er ei ns. Fjeft 45 . Dan 3 ig ( 903 . 

B 622 a. IDürttembergifche 0beramtsbefchreibmtgen: ffeft 6(: 0ber* 
amt Hecfarfulm; tfeft 62*. 0beramt Kün 3 elsau; ffeft 63. 
0 beramt (Trailsh*im. Wit (Tabellen, Karten unb Anftchten: 
Stuttgart (88 1 , (883, (884. — 7(6, 9U, 552 S. 

C 27 g. StorF, A. <Sefd?id?te ber (Semeinbe Beiertheim, nebft 
Anhang: nTitteilungen über bie BenebiFtiwerabtei (Sottesaue. HTit 
8 (Tafeln Abbilbungen. Karlsruhe ( 898 . 32 5. 

C 80 d. Deröffentlichungett aus bem Archto ber Stabt 
^freiburg i. B. I.: Die UrFunben bes ffeiliggeiftfpitals 3 U 
(freiburg i. B. (. Banb (255 — ( 400 . — III.: Dasf. 2 . Banb 
( 40 (— (662. ^reiburg i. B. ( 900 . 372 + 640 5. 

C 81 p. ^riebberg, (Sefchidjts* unb Altertumsoerein. 
ff eIm Fe, paul, Heolithifd?e ^funbe aus ^riebberg unb Um* 
gebuttg. (SonberabbrucF aus: f^effifche Quartalblätter ( 902 .) 

C 90 g. Witteilungen bes Hereins für ffamburgifdje 
(5 e fchichte. XXII ff. Hamburg (902 ff. 


C 90 p. Qertjberg, <8ußao <frb. (Sefchidyte ber Stabt Efalle 
an ber Saale. 3 Bbe., mit Bilberu, Karten unb piänen. tfaüe a. S. 
(889—93. 534, 687, 656 S. 

C 95 d. geitfdjrift bes h*ff°rifdjen Vereins für Hiebers 
fachfen. 3 a ^l r 9 an 9 19°° ff- Tfamtoocr (900 ff. 

C 147 w. Alt, (Theobor. Die tfeibelberger Sdjlogs^frage nad? bem 
€rgebnis ber 3. 5achoerftänbigen;Konfereii3. Wannheim ( 903 . 
32 5. 

C 231 bp. Pfeiffer, Bertolb. Die £ubtoigsburger poqeüanfabriF 
(SonberabbrucF aus ben U^firtt. Dierteljahrsheften für £anbes* 
gefchichte. H. J. I 5. 24 (— 293 ). 

C 246 p. (Tollin, Tjenri. (gefetzte ber fran 3 Öfifchen Kolonie oon 
Wagbeburg. 3 Bbe. ( 3 . in 2 (Teilen). tfallea.b.S. (886—( 889 . 

743, 506 , 8(9 + 324 5. 

C 364 bg. WufiFfeft 3 ur (Einweihung ber fefthalle in 
Wann heim. (Dftern ( 903 . Programmbuch. Waunheim (903 
95 S. mit 3 ahlrei<hen piänen unb Bilbern. 

C 390 d. [Wautiheimer Dampffchleppfchifffahrtss(5efellfchaft.] §ur 

eftfahrt auf bem Hhein unb Hecfar. Waunheim am (5. 0Ftober 
( 894 . 6 5. in 4 0 . 

C 408 dg. [oon Dalberg, ID. I).] 0ronooFo, €itt ürauerfpiel in 
fünf tfanblungen. ^fir bie Wannheimer HatiouabBühne. Wann« 
heim in ber Schmanifchen Ifofbuchhanbluug (786. (32 5. 

C 429 bd. Wannheimer Abenbjeitung. 3 a h^oug ( 849 , Hr. ( 
bis ( 0 (, (. 3anuar bis 29 . April. 404 5. unb €|trabeilagen. 
<Sr. ^ol. 

C 429 d. Deutfehes (Cafdjenbudf. (Erftcr 3 a ^ r 9 a «9- §weite 
oeränberte unb oermehrte Ausgabe. Wannheim. 3. P- <ßrohe. 

(847. 356 5. 

C 482 d. Korth, £eonarb. UrFunben bes Stabtarchios 3 U Pforz¬ 
heim. Pforzheim ( 899 . (28 S. 

C 498 g. Witteilungen ber (Sefellfdjaft für Sa^burger 
£anbesFunbe. Banb 40 — 42 ff. Saljburg ( 90 Ö ff. 

C 500 f. Ben ber, Augufta. 0berfcheff leider DolFslieber. Hieben 
fdyrift ber U?eifeit oon 3- Pommer. Karlsruhe ( 902 . 3(2 5. 

C 543 p. Deröffeiitlidjungen bes Altertumsoereins 311 
(Torgau. tfeft (3 unb ( 4 . (Torgau ( 90 (. 

C 559 c. fjiftorifdfer Herein für bas (Sebiet bes ehemaligen 
Stiftes IDerben a. Huhr. Beiträge, Beilage 3 U Ifeft VIII: 
^eftgabe. IDerben ( 902 . 

D 2 t. Begerus, Laurentius: 1) Poenae infernales Jxionis, 
Sisyphi, Ocni et Danaidum. Coloniae Marchicae 1703. 22 

2) Ulysses Sirenes praetervectus. Coloniae Brandenburgicae 1703. 
24 S. 3) Examen dubiorum quorundam. Berolini 1704. (6 5. 

4) Alcestis. Coloniae Brandenb. 1703. — Wit zahlreichen 
Kupfern. 4 0 

D 5 gp. van Sypesteyn, J. W. Het Leven van Menno Baron 
van Coehoorn. Leeuwarden 1860. 233 S. 

D 20 ta. Kugler, ^rauz. (78 platten Habierungen oon erbinanb 
Ko bell, nebft einem einleitenben Dorworte oon ^ranz Kugler. 
Stuttgart [ 1042 ]. 8 5. unb 79 (Tafeln. 3mperialfolio. ((Eigentum 
ber Stabtgemeinbe. 3« oent - 5. 40 Hr. (98.) 

D 21 b. £cbensgefchid>te bes Schriftftellers Auguft oon Ko^ebue. 

Wit 4 Kupfern. Wemmingen ( 820 . 24 5. 4 0 . 

D 23 u. Köftlin, ff. A. 3ofefine £ang. (WuftF. Horträge III. 

26 unb 27 .) [Leipzig (88(.] 52 S. mit ( porträt in £ithographie. 
D 27 ku. Düringer, ph. 3. Albert £orfting r fein £eben unb 
IDirFen. Wit forftings Bilbnis. £eipzig (85(. (26 5. 

D 30 p. WaiUth, 3ohann (Sraf. £eben ber Sophie Wfiüer, 
weilaub F. F. ffoffdjaufpielerin [geb. zu Wannheim (9. (. (803]. 
Wit ( Bilbe. IDien (832. 258 5. 

D 34 g. HahbeF, K. £. (Erinnerungen aus meinem £eben. Aus 
bem bäuifchen 0riginal ausgezogeu unb ins Deutfd^e übertragen 
oon £. Krufe. 2 (Teile. £eipzig ( 829 / 30 . 27 (+285 5. 

E 5 b. Corpus Juris Canonici, Gregorii XIII. iussu editum, libro 
VII. Decretalium et J. P. Langelotti Institutionibus adauctum. 
Accesserunt loci communes et indices. 2 (Teile in ( Banb. 
Coloniae Munatianae [Basel] 1717. (Etwa 3000 5. in 4°» 


BibliotheF unb Bilberfammlung erhielten (SefchenFe oon ben 
fferren Baumeifter Karl Be über, profejfor Dr. iiaafen, £anb* 
gerichtsrat Qufffchmieb in Konftanz, Way Keller, ^riebrich 
£öwenhaupt jun., £eopolb Wayer, prof. UD. Schnarrenberger 
in Bruchfal, 3ulius IDillftätter. Wh bebauern lebhaft, ba§ ber 
fortgefeftte Baummattgel es uns nicht geftattet, biefe Cifie jeweils 
oollftänbig weiterzuführen. Diesmal mujjte bie „Bilberfammlung" 
ZurücFgefteüt werben. 


C 90 m. (Smelin, 3 U ^* US - ßefdjichte ber Heid^sftabt Tfall unb 
ihres (Sebietes. Wit Habierungen oon Karl ^francF. Schwäbifdp 
Ifall (897. 830 5. mit ( Karte. 


Dfrant»ortlid} fflr Me Uftxirtion: Dr. ^riebtidf W alter, rnannljriin, C 8, (Ob, an ben f«SmtUd|e SeltrAge ja abreffleren Pnb. 
^flr ben materiellen 3nt)<üt ber Ürtifel jlnb bie Ulitteiienben aerantwortlidj. 

Derlag bes Utannbeimer Ult er tamso er ei n s V., Vt*d ber Dr. f>. Qaas'fdfen 3 ad) br «<f erei m. b. ß. in Olannijeim. 

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i Ulannbeim. 

rOOgle 



Itiannlröimr GefcfoiMtöttcr. 

tflonatscbrift füt die (äescbicbte, Altertums- und üolkskunde Mannheims und der Pfalz. 

F^erausgegebert vom fßarmbeimer Hltertumsvereui. 

Erscheint raonatlid) fm Umfang von l—m Bogen und wird den miigiiedem des Mannheimer Altertumsvereins unentgeltlich zugestellt.' für ßlebtmltglleder 

beträgt der jährliche Abonnementpreis rtlk. 3 .— Einzelne Dummem 1 30 Pfennig. 

rv. Jahrgang. Juli 1903. Bo. 7. 


Mitteilungen aus bem Kltertumsücrem. — Dereinsperanjtaltungen. 
— ^Jreitjerr u. Z)rais, ber (Hrflnber bes ^atjrrabes. Don ITT. ^felb» 
fyaus. — ^riebrtdjsfelb. (Sefdjidjte einer pfäljifd^cn fyigenottenfolonie. 
Don Dr. ^riebrid? ID alt er. (f ortfe^img.) — Urfunben 3 ur <Se 
fdjidjte ntannlietms nor 1606 . ITtit Ktimerfungen üoii Karl £tjrifis 
giegelfywfen. X. — IHisceüanea. — geitfdjriften unb 8üd?erfd?au. — 
Heuerrp er bangen unb Sdjenfungen. 


Pittrilmgm ns beul JUtertnmonerein. 

3n 6er am 15. 3uni mürben 

perfdmbeiie Pereinsangelegent}eiteii, fo 6ie Befd)icfung 6er 
Xlusftellung 6er Centralftelle für Krbeitermol}lfahrtseinrich* 
tungen, 6er Uusflug nadj Hecfarbifchofsl)eim, 6ie für 6en 
fommenben XDinter in Xtusftd}t ju neljmen6en Potträge 
u. a. m. beraten un6 über Sdjenfungen pon ©egenftäuben 
für 6ie Sammlung berichtet. — XTlit freubigem Banf 
mürbe es begrübt, baf f?err XUajor j. 5. S e u b e r t uu6 
Jräulein Cuife tau er tfyre 3 a ^ res ^ e ’ tr ^3 e 5 um 
auf fOO XUarf erhöht hoben. — ferner mürbe ein Schreiben 
bes fjertn ©berbürgermeifters Be cf pom 19- Mai jur 
Kenntnis gebracht, tporin berfelbe im Xtnfd)luf an 6ie 
Mitteilung, baf 6ie Stabtfaffe jur Xlusjal)Iung 6es 6ies* 
jährigen ftäbtifdjen ^ufdjuffes oon 3000 XU. ange* 
tpiefen mürbe, feiner Befriebigung unb 5 reu ^ c barüber 
Xlusbrucf perleiljt, 6a§ 6er Bürgerausfd)u§ burd) perftänbnis» 
polIe tPürbigung 6er ibealen Beftrebungen bes Pereins 
unb opfermilltge 5 re >9 e ^*9^ e ^ bie 5 a Mung biefes <5u* 
fd)uffes ermöglicht höbe, ber pom Stabtrat allein mit Uücf* 
ficht auf bie Ungunfi ber bermaligen finanyellen Perhält» 
niffe gegen feine XXeigung im Potanfchlag urfprünglich er* 
mäfigt motben fei. Bas Schreiben fährt fort: „Die über* 
aus mohlmolienbe BereitmiUigfeit, mit melcher biefe polle 
Subvention troij ber entgegenftehenben Schmierigfeiten 
fd)liefiid) boch mieber non ben ftäbtifchen Kollegien unter 
allfeitiger Uebereinftimmung beroilligt morben ift, mag 
3hnen als befonbers berebter Bemeis bafür gelten, melch 
rege Knerfennung unb melch h°h e Sympathie 3h r h 0( ^)’ 
gefd)äfter Perein burd) feine feitherige auferorbentlicb er* 
fpriefjliche unb erfolgreiche tOjötigfeit in allen Bepölferungs* 
freifen errootben hot- 3 n & em ouch ich ben Xlnlafj benüfe, 
um bem Kltertumsperein unb namentlich feinem rührigen 
Potjianbe für all bie pielfeitigen unb fortgefeften, auf bie 
Belebung bes f^tftorifcfjen Sinnes unb bamit auf bie 
jörberung ber fjeimatliebe in ber Einmohnerfd)oft ge* 
richteten eifrigen unb thatfräftigen Bemühungen ben auf* 
richtigften, J^crjlictjftcn Banf ausjufpred)en, seidene xc." 

3« feinem Banffchreiben gab ber Pereinsporftanb 
ber Hoffnung Xtusbrud, bafj ber fjetr ©berbürgermeifter 
unb bie ftäbtifdjen Kollegien auch weiterhin geneigt unb 
bereit fein möchten, ihr wohlmolienbes 3 n tereffe an ben 
Beftrebungen bes Pereins ju bethätigen, um fo mehr als 


ber Perein gerabe jeft ftdj peranlaft fef)e, an neue unb 
größere Kufgaben h«tanjutreten. 

# * 

* 

Por längerer <5eit fafte ber Porftanb ben Befdjluf, 
3lttß<ht0f>*filtartett hccftellen ju taffen, auf benen Kn* 
ftchten unb plane pon Mannheim aus perfdjiebenen 3 a h ren J 
benfmürbige Begebenheiten nach ben im Pereinsbeftf be* 
ftnblid)en Bilbern, h«c»orragenbe ©egenftänbe aus bem 
reichen Beftanb feiner Sammlungen unb Xlnfichten ber 
Xtusftellungsräume bargeftellt fein follten. Man ging pon 
ber Ermägung aus, baf foldje Poftfarten ben Befud)em 
ber Sammlung nicht nur eine angenehme «Erinnerung 
an bas ©efehene, fonbern and» ein millfommenes Mittel 
merben fönnten, ben £anbsleuten in ber ^rembe eine 
Erinnerung an bie Üfeimat $u fenben. Bie Kunftanftalt 
pon tTillmann*Matter hot nun bie erfte &etf)e »on 
20 perfdjiebenen poftfarten fertiggeftellt. Bie Kbbilbungen 
ftnb portrefflidj ausgeführt unb ftellen ber Ceiftungs* 
fähigfeit bes genannten Kteliers ein glänjenbes Zeugnis 
aus. Mau faun nur feine ^reube hoben an ben (djarfen, 
auch bie fletnften Einjelheiten ber ©riginale treu mieber* 
gebenben Cichtbrucfen, beten ^arbenton ftdj mirfungspoll 
pon bem gelblichen Karton abhebt. Bie beigebrucften 
furjeu Erflärungen förbern bas Perftänbnis unb merben 
. ftctjerlid) baju beitragen, bas 3otereffe für bie »aterlänbifche 
©efchid)te unb Kultur ju beleben. Küfer jieben f>ctE>or- 
ragcnben Sammlungsgegenftänben fmb j. B. Xtnftdjten ber 
Stabt pon 1790 unb 1850, Pläne »on 1660 unb 1755 
bargeftellt. XInbere Karten jetgen in befonbers gelungener 
Xlusfüljrung bie Bilbniffe pon bem ©rünber XHannheints, 
^riebridj IV. unb bem ^erftörer ber Pfalj, XlTelac, ferner 
ben Kurfürften Karl Cubmig unb feine Cochter £tfe £otte- 
Befonbers intereffieren bürfte bie tüiebergabe eines Bilbes, 
bas bie Porbereitung ber XTlannheimer 5 um Empfang 
ihres neuen £anbesherrn gerabe jeft por 100 3oh ten 
(3uni 1803) por XCugen führt. Bie Sammlung foü fort* 
gefeft merben, menn bas Unternehmen Xlnftang ftnbet, 
unb bet Xlbfaf ber Karten ein red|t umfangreicher mirb. 
Sie finb p Preis pon 10 Pfg. bas Stücf (bas Bufenb 
ju 1 XUf.) in allen f?tcft^€n Poftfartenhanblungen, nament¬ 
lich aber auch in ben Sammlungsräumen beim Biener bes 
Pereins ju hoben. Ber Porftanb mirb ftdj für feine XTlühe, 
ber Kunftperlag pon CilImann*XTlatter für feine fünftlerifche 
£eiftung reichlich belohnt ftnben, menn meite Krelfe burd} 
Xtnfauf unb Perfenbung ber Karten bas gemeinnützige 
Unternehmen unterftüfen. 

* * 

* 


XPir machen barauf aufmerffam, baf bie früher er» 
fchienenen Hummern ber „Panttlfeitner föeftytdyt*- 
Matter* S fo lange ber Porrat reicht, pom Pereinsporftanb 
jum Preife »on 30 Pf. pro fjeft unb 3 ITT. pro jo^’ 
gang nad)bejogen merben fönnen. 


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168 


164 


Kls ptttjjHe&er rouröen neu aufgenommen: 

Baumüller, ^riebcidj Kaufmann K 2. f9- 
.^ifcber, Wilhelm €. Kaufmann C 8. 8. 

Hööel, Dr. Philipp Celjramtspraftifant ©ymnaftum. 

©eftorben ftpö unfere ITTttgliebec: 

Sdjtnbele, fjetnrid) €rnft Kaufmann- 
f)ot)«nemfer, Dr. Klfreb Krjt in >£mmen6ingen. 

Zugang: 3, Kbgang: ^ (burcfj Co6: 2, öurd) Kustritt: 2), 
ZTlitglieberftanb €nbe 3uni f9°3: 8\5 BTitgliebet. 


©mtttstoeranIJaltungett. 

Hlittwod?, ben 27 . XTTat würbe gemetnfam mit bem E?iftorifd?en 
Verein für bas (Srofttje^ogtum Reffen in Darmftabt ein Ausflug 
nad| Sd?wet3ingen unternommen, gunäd?ft beftd?tigte man bas 
Sd?loß mit feinen 3ahlreid?en gimmern unb Sälen, beren (Einrichtung 
nur nod? weniges aus ber gett bes Kurfürften Karl Cbeobor (u. a. 
eine Heitje interejfanter 3agbgemälbe), hauptfäd?li<h aber ITTöbel aus 
ber gett ber (Sroßber3ogin Stephanie enthält. Bis 3um Da d? pari Hon 
erflrecfte fid? ber Hunbgang, wo bie herrliche Husfid?t bis 3um 0 bcn* 
walb unb ben Bergen ber £?arbt bewunbert würbe. Sobamt ging’s 
in Karl Ttjeobors fommerlid?e Ball* unb Kon3erträume / bie lang* 
geftrecFten girFelfäle, beren rei3©oIle StucFornamentiF immer wieber 
bes Kenners Huge ent3Ücft, unb ins Flehte 5 d?loßtheater, bas eittfl 
eine Stätte bes (Slaves unb ber Jreube war, h eu t« aber öbe, bau« 
fällig unb ©erlaßen baliegt. Die Vergängltd?Feit aud? ber Bühne bes 
menfd?lid?en Gebens mag bem Befud?er ©ors Huge treten, wenn er 
im E^albbunFel bes £ogetihaufes fleht unb ben Blicf auf bie leere, 
naefte, alles bunten Flitters entfleibete Bühne Karl Theobors richtet, 
bie ©on mancher prunfrollen 0pernaufführung, mancher luftigen 
Komöbie e^ählen Fönnte, bie mand?e italienifd?e UTeiflerarie, manch 
pifantes fra^öfifdjes IVifcwort harte. 3 efct ift alles fhtmm unb tot. 
Hus bem 0rd?efter raume ertönen nicht mehr bie 3nftrumente ber 
weltberühmten nTaunheimer ^offapeüe; alles ©ergeffen unb ©erranf d?t, 
©ermobert ber (SIan3, ber ftd? in biefen Bäumen entfaltete, läugft 3er* 
ftoben bie (Sefellfd?aft, bie in galanter plauberci unb Federn 3 ntriguen- 
fpiel parterre unb Sogen füllte. 

EVie biefes Sd?weötnger Theater bem Befud?er mit einem Schlag 
bie gan3e geit Karl Tt?eobors wieber her©or3aubern Fann, fo ift ba3u 
nod? in weit höherem *Kaße eine IVanberung burd? ben jebem ttlann- 
heimer wohloertrauteu (Sorten mit feinen Tempeln, Bilbfäulen, Säubern 
gängen unb Springbrunnen geeignet. Die Darmftäbter Herren waren 
in h°tt em Maße üon &«n <HinbrücFen bes Hunbgangs befriebigt, bei 
bem ^err profeffor UTaier, unfer (Ehrenmitglieb, unb E?err E?of« 
gärtner Unfelt in iiebenswürbiofter IVeife bie Rührung übernommen 
hatten. (Ein Spargeleffen im (Safthaus „3um E?irfd?en" ©ereinigte 
fd?ließlid? bie (öefeüfdyaft 3U froher Tafelrunbe, wobei es aud? an 
ben üblichen Tifdireben nid?t fehlte. Bus ben Toaften bes fjerrn 
HrdjiobireFtors ^freiherrn 5 (henF©. Schweinsberg aus Darmftabt 
unb unferes Vorßanbsmitgliebs bes Ejerrn Sanbgerichtspräfibenten 
Chrift “> ar &*« D0Üe 33 efriebigung über ben fd? 3 nen Verlauf bes ge: 
meinfamen Husflugs 31t entnehmen, unb ber Vorfd?lag, aud? ben 
nächften Kusftug nad? Becfarbifd?ofsheim gememfd?aftlid? 3« *>eran« 
ftalten, fanb aüfeitigen HnFlang. w * 

EDen flatternbe Jahnen ober Hegenwolfen ober fonft welche 
(Srünbe von ber Teilnahme am 3weiten Vereinsausflug am 
Sonntag, ben 2 [. 3 uni abgehalten haben, ber ift wahrlich nid?t 3U 
beneiben. So lautete bas einjtimmige Urteil ber 30 unb mehr ITti U 
glieber unb freunbe, als man fid? am fpätern Kbenb bie F^änbe 3um 
Kbfchieb fchfittelte. €ine gute §ahl ItTannheimer fchidte ftd? an jenem 
(Eag, allerbings wohlbewaffnet gegen ben brohetiben 3 u P*tcr phwius, 
Utorgens 740 an, bie neueingeführte Bahnfteigfperre 3U erproben, 
unb halb fuhr bie fröhlich« Schar m fjeibelberg ein, bort bie freunbe 
aus Darmftabt, Schwefeingen unb IDeinheim, bie h*«r ben Knfchlug 
fuchten, begrügenb. E^eibelberg felbft unb §iegelhaufen ftcllteu auch 
ihren UTann, bem Ejeimatfchein nach wohl eine buntgemifebte Hetfcr 
gefeflfehaft, aber eine glei<hmä§ige in ihren Knfchauungen, in ber 


ifreube an ber »Erfd)lie§ung ber Vergangenheit unb ber Pflege ber 
Flinterlaffenfchaft berfelben. 

Balb war über tTTecfesheim ber Bahnhof für Hecfarbifchofs? 
heim erreicht. Das Stäbtchen liegt, eine Fleine Stunbe lanbeinwärts, 
im lEhal bes Kcebsbaches malertfch 3wifchen üppigen IDiefen unb mit 
fchönem Saubwalb beftaubenen f^ügelti eingebettet. Kn bem fjalte? 
punFt empfingen uns bie brei Herren ©on bort, welche ©on ba an bei* 
nahe bis 3um Schluß ber Tagesaufgabe unfere aufmerFfamen, nimmer« 
müben Begleiter unb Rührer gewefen finb, (farftmeifter IVefch, (Ehren« 
mitglieb bes Kltertumsoereius, (Sraf Victor von b^elmftatt unb 
Bürgermeifter Heuwirth» Trefflich hatten bie fjerren für nnfere 
Beförberung geforgt. (Eine ga©3e U^atfl bequemer ^fahr3euge, mit 
ftattlichen pferben befpaunt, erwartete uns, ba bie einige SoFomoti©e 
ber SoFalbahn gerabe eine Stunbe ©or unferer Unfunft an’s anbere 
Tube bes Schienenwegs nad? ^üffenharbt abbampfen mußte. ETicht 
lange nachher hielt ber gan3e iVagenjug ©or bem (Eingang 3um (Ebeb 
fi^, wohin uns EJerr (Sraf ©on E^elmftatt, ber cSrunb« unb Schlogherr 
©on ZTecFarbifchofsheim, 3uerft führen wollte. Unter bem Thor bes 
(Sebäubes trat uns fd?on bie E^errin, ^rau (Sräfin ©on E^elmftatt, mit 
her3gewinnenber ^reunblichFeit entgegen, bie Tinlabintg ihres (Semahls 
3um (Eintritt wieberholenb. Hafd? füllten ftch bie Häume, unb h* er 
fchou boten fleh bem gewohnheitsmäßig aÜ3eit auf ber Suche befinb* 
liehen Kuge bes Kltertumsfreunbes (Segenflänbe 3ur Beachtung unb 
Betrachtung genug bar; bodj ©erlangte 3unächft nod? bie (Segenwart 
bie ©olle HufmerFfamfeit ber (Säfte bes gräflichen Kaufes. §wei ©on 
ben Töd?tern besfelben finb 3.5. in Bifd?ofsheim anwefenb. HTit einer 
ben (Eltern ebenbürtigen fiebenswürbigfeit entboten bie jungen (Sräfinnen 
ben HnFömmlingen IViUFomm unb h fl lf en * n anmutigfier U)eife 
bie ^onneurs an ber reidjbefetjten ^rühfiücFstafel mad?en. Unb nid?t 
ehrfurchtsooües (Sehorcheu ber Kufforberung 3um §ugreifen war es, 
was bem lauten (Sefumm ein jähes Tube bereitete, fonbem ed?ter unb 
rechter Hppetit, bie anberweitige 3 n anfpruchnahme bes ITTunbes unb 
bes §auns ber gähne. So gaii3 lautlos ging's aber bod? nicht 3U, 
ber Vorflatib bes ITTannheimer Kltertumsoereins, Ejerr HTajor Seubert, 
gab bem alle beherrfdjenben (Sefühl ber DanfbarFeit für bie überaus 
gütige Knfnahme Hitsbnnf, weld?er abfehlog mit ber Kufforberung 
311m fogeuannteu (Ehrenfchlucf auf bas gräfliche E?aus, bie ©om Verein 
angenommene .form, bie (ErFeuntlichFeit für einen ihm erwiefeneti 
fiebesbienft in fiummer BerebfamFeit 3U bethätigen. Unb wie wenn 
ber Ejimmel uns h^tte bie EDohlthat biefes gafilichen Dad?es ©or Hugen 
führen wollen, fo öffnete er, gleichfalls ein £ieb ohne iVorte wie jener 
DanFestrunF, feine Sd?leu§en 3U einem tüd?tigen piatjregen. Der hielt 
aber weber ben Schloßherm noch bie E?errin ab, uns nunmehr 31» bem 
noch ftehenben uralten pflüge! bes einzigen E^elmftatt’fchen tt)affer* 
fchlofjes 3U führen. (Es bilbete, in einem großen tVeiher gelegen, ein 
(Quabrat unb foll fd?on im Knfang bes ( 3 . 3 ot?rt?unberts erbaut worben 
fein, ^rcilid? fo war’s einft, jetjt ift ber fte umfchliegenbe See aus« 
getrocFnet, ein prachi©oller parF mit fammetartigen U^iefenflächen, 
Blumenparterren unb mächtigen, malerifdjen Baumgruppen ift an bie 
Stelle jenes IVaffers getreten unb nur ber ©ierte Teil ift übrig ge« 
blieben ©on ber alten Tiefburg, aber ftarF unb trofcig fteht er ba mit 
Treppenturm unb (ErFer unb e^ählt ©on (Senerationen bes ebeln < 5 e- 
fdjlechts ber freien E?erren unb fpäteren (Srafen ron ^elmftatt, beren 
Kommen unb (Sehen auf biefem ihrem Urbefit^ feit 600 3 ^^en er 
mit angefehen hat. IHöge er nod? auf red?t ©iele Had?Fommenbe in 
biefer alten ^amilie h«^abfd?auen bürfeul Viele finb es nicht, welche 
urFunblid? ihren 5 it$ auf bem gleichen (Srunb unb Boben burch fo lange 
geit nad?3uweifen ©ermögen. 

Unb was gab’s in bem fteinalteu Bau nid?t alles 311 fehen, 3U 
bewunbernl 3 n «inem großen, mit ed?ten UTöbelftücFen ©erfd?iebeuer 
geitalter ausgeftatteten Saal, hatte (Sraf E?elmftatt bie Sd?ät$e bes 
^amilienard?i©s, UrFunben, Foftbare TljroniFen, Stammbäume aus« 
gelegt, Bilber, IVaffeu unb bergle!d?en 3ieren bie IVänbe, bem Klter« 
tumsfreunb mnfjte bas E?er3 im £eib lachen beim Knbltd all ber ehr* 
würbigen hod?intereffanten E?errIid?Feiten, bie in banFenswertefier Ueber; 
fichtlid?Feit in bem weiten Haum ©erteilt waren. Dod? es folgte ber 
^reube gleid? bie Betrübnis, gefebieben mußte fein 311 weiterer Um« 
fd?au im Stäbtd?eu felbft. XVic gern hätte mau ba ttod? weilen mögen l 

ZTunmehr übernahmen bie Ejerren Heumirth unb IVefd? bie 
Rührung. Der nur tu wenigen IVieberholuugeu in Dcutfd?laub nod? 


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oorfommenbe fünffeitigv Stabt*, frühere < 5 efängnisturm nahm bas 
3«tereffe in hohem (Srab in Hnfprudf, er bilbete einen (Teil ber ßellens 
n>eife noch oorhanbenen Ummauerung non ZTecfarbifchofsheim, bas bis 
\806 als reid?sritterfd?aftlid?e Beßftung berer non Ejelmftatt 311m 
fränfifchen Hitterfanton Kraidjgau gehörte. Die Husßdjt nom (Turm 
Aber bas weite tjügellanb hinaus unb bie fruchtbaren Huen war um fo 
anfpred?enber, als ber Hegen aufgehört hatte. Don ba 311m fogenannten 
Hlejanberfdßoß, einem früheren fjelmftatffdjen Hmtsgebäube, ßub’s 
nur wenige Stritte. Statt ber einftigen geftrengen Herren Dögte bes 
trachteten uns non ben Jenftern aus fröhliche, hübfd}e UTäbchens 
geflehter. Ejier iß nämlich jeftt bie Ejaushaltungsfchule bes Kreifes 
eingerichtet. Das liebliche Bilb fejl 3U halten, war fofort einftimmiger 
Befdjluß, unb es bauerte nicht lauge, fo t^atte ber unermübliche, offtjieüe 
Dereins-Hmateursphotograph feine UTafchine eingefteüt, um uns nor 
biefem Ejaufe unb über uns, auf einer großen Freitreppe unter bein 
Schuft ber Dorfteherin, malerifch gruppiert, bie *8 jungen Schülerinnen 
auf3unehmen. Das „Bitte recht freuttbiieh" war nicht notwenbig, 
bafür forgte ein jtets liebenswürbiger Sohn unferer Stabt in nnoer- 
fälfehter UTunbart. 

ZDeitere, wirfliche Sehenswürbigfeiten bietet ZTecfarbifchofsheim 
in feinen beiben (Sotteshäufern, ber Stabtfirdye unb ber alten Jriebs 
hoffapelle. Die erßere, ein urfprünglich gothifch cr 33 au, ijl es nameut- 
lieh burch ihre im Henaijfancejliel baran gefchloffene «Eingangsfaffabe 
mit fchönem portal unb tSiebel. 21 itffadenb ijl im 3 nuern ber (Segens 
faft 3wifchen ber gar 3U fchlichten (Einrichtung unb ber aus Hlabafter 
gefertigten Kan3el mit reifer Sfulptur, (Eoaugelißen unb Bibelfcenen 
aus bem (8. 3 ahrhunbert. (Ein wahres UTaufoleum bes Kaufes Ejelms 
flatt btlbet bagegen bas Kirchlein auf bem nun außer Gebrauch ges 
feftten ^friebhof. Das (Sebäube felbfl, wohl urfprünglich romanifch, ift 
burch §us unb Umbauten ein wahres Hätfel für beit Forfdjcr, erhält 
aber feine fchwerwiegenbe Bebeutung burch bie UTeuge oon (Srabbenfs 
mälern unb (Epithaphien ber feit (330 hier beigefeftten (Slieber ber 
Familie Qelmßatt. (Teilweife in fünftlerifcher Polleubung ausgeführt, 
bieten fte h°l?es 3 n * er effe. Die Küßen- wie bie 3 ntt enwäube unb 
ebenfo ber F u !iüo&en überall (lub bebeeft mit beit geugniffen bes 
langen Beftehens unb bes Dergelfens ber enteilten (Generationen. 
3n3wifchen war’s \ Uhr geworben, §eit 311m Utittageffeu. Programm 
unb Klagen forberten gleichmäßig ihr Hecht. Der nahe „Hbler" nahm 
uns unter feine Fittiche, unb mir habens nicht bereut, h^ er unterge- 
frochen 3a fein. (Ein treffliches Wahl in freunblichem Saal, gute Be- 
bienung unb ein fröhlich (Trinfen, alles wirfte 3ufammen, uns hier 
feßhaft 3U machen unb 3war fo, baß beim Ejeranuahen ber Hufbruchss 
3eit, um mit fofals uitb Staatsbahn nach ZTeibenßetn 31t fahren, ber 
IDunfch, noch ba 3U bleiben unb lieber 3U F u ß gen ZTeibenftein 3U 
wanbern — aber fpäter — 3ur (That würbe. 

Daß beim (Tafeln bie Heben nicht fehlten, wirb wohl niemanb 
bezweifeln. (Gewiß war’s jebem aus bem Eje^eit gefprochen, wenn 
ber Dereinsoorßfteube nochmals ber liebettsmürbigen Hufnahme im 
Schloß burch &ie gräfliche Familie baufenb gebachte unb baran beit 
Danf für bie nicht minbere F re unblichFeit bes Ejerrn Bürgermeißers 
ZTeuwirth unb feine Führung unb ebenfo bie Derbienfte bes Ejerm 
Forßmeißers ZDefch um bas (Gelingen bes Husßugs fnüpfte. (Ein 
weiteres ZTToment hoher Befriebigung für uns Wannheimer fei aber 
auch &* e Zlnwefentjeit ber Freunbe aus Darmftabt uttb anberen 0 rten. 
(Eine Hn3at}l Ejerren bes Darmßäbter hiftorifchett Dereius habe leftthin 
am erßen Husßug nach Schweftingen teilgenommen, geehrt unb hoch« 
erfreut burch folche Freunbnadjbarlichfeit werbe ber UTannheimer Derein 
fo balb als möglich biefe Befuge jenfeits unferer (Gren3e erwibern. 
Ejerr Bfirgermeißer ZTeuwirth baitfte bem Zlltertumsoerein für fein 
Kommen unb pries in marfiaen ZDorten bie Chätigfeit besfelben unb 
ben ZTuften folcher F or f(h ut, 9 en * Ejierauf ergriff Ejerr 0berß oon 
(Grolmann aus Darmßabt, in warmen Httsbrücfen für bie ZEufs 
forberuttg 3ur (Teilnahme am Husßug banfeitb, bas IPort unb hatte 
leichte Wütje, als er 3um Ejodj auf bie Damen aufforberte, bie uns 
ben fchönßen (Empfang gleich 311 Zlnfang geboten. ZTicht ininber 
3Ünbenb wirfte bie Hufforberung bes Eferrn Forftmeißers EDefch, in 
biefer frohen Stunbe bes beutfehen Daterlanbes 311 gebenfen. Wehr 
als eine Stunbe war’s aber geworben, unb man mußte an ben Hufs 
bruch benfen. Hnßatt 2 Uhr war’s nun 3 Uhr geworben. Unter all= 
feitigem Danf oerließ uns Ejerr ZTeuwirth, währenb bie beiben anberu 


Bifchofsheimer Eferren ben (Gang nach ZDaibßabt mitmachten. Ueber 
einen Ejfigel auf fdjönßem XPalbweg, an einem fehr alten, ibyllifdj 
baran gelegenen 3 u &enfriebhof vorbei, führte ber UTarfch. Zluch in 
ZDaibßabt gab’s wieber was 3U fehen unb 3U befprechen. Zlm Hat¬ 
haus ber ehemaligen freien Heichsßabt fleht auf h°h e m fäulenartigem 
poßament eine Figur, ob UTann ob ZDeib, wer oermag es 3U fageu? 
Dahinter liegt ein UTann. 0 b es mit ber Sage 3ufammenhängt, baß 
einmal ein Kaifer hier burch eine Frau gerettet worben fei unb baß 
baher fowohl ZTame als Heichsfreiheit fämen? IDaibftabt führt 
übrigens einen Zlbler im IDappen, fein ZDeib. 1 ) Selbft bie weifeßen 
ZDaibßabter, bie wir brum befragten, fonnten uns feine Zlusfunft 
über bas Hätfelwefen geben, bas einft, einem Holanb ähnlich, auf 
einem Brunnen geßanben haben foll. Der Sonntag braute reges 
£eben in ben Straßen unb am Bahnhof, bem wir balb 3ueilten. 

ZTicht lauge nachher entftieg man aufs neue bem Sag in 
ZTeibenftein, bem 3weiten Ejauptpunft unferes (Tagesprogramms; 
oor uns lag bie bas Dorf oon einem hart anliegenben Ejügel bes 
herrfcheube Burg gleichen ZTamens. 3 *? r wenbeteu wir fofort unfere 
Stritte 311. (Eine hochintereffante Ejalbruiue ift biefes, ben Freiherren 
oon Deutungen jugehörenbe Schloß, beffeu Urfprung wohl in frühen 
3 ahrhunberten bes UTittelalters 3U fueijen fein bürfte. (Es iß fo recht 
bas Bilb eines Dynaßeuftftcs jener fernen Seiten; Dorburg mit 
äußerem ITTauergürtel unb (Sraben, bie 0efonomiegebäube umfchließeitb, 
bann bie innere Burg mit (Thor unb (Türmen, einem oiereefigeu Beb 
frieb unb ruubem, 3ierlichem (Türmchen, bas bie (Treppe 3um ZDehr? 
gang auf ber Schilbmauer gegen einen gegenüberliegenben, bem Hu- 
greifer güuftigeu E^ügel enthält. Das 3U bem räumlich bef<hränften 
E^of führeube (Thor unb bie E^älfte bes palas, ber Httterwohnung, ßnb 
noch unter Dach, ber anftoßenbe, wohl einer früheren Seit atigehörenbe 
(Teil bes Baues, iß Huine. Dagegen ßnb in ben 3wei, bie ga^en 
Stocfwerfe einnehmenben Sälen bes erfteren noch IDanbbemalungen 
beutlich erfenitbar. 3 m U. ober * 5 . 3ahrhunbert mögen ße entßanben 
fein, einige ßnb nicht fo alt. Den jeftigen Sußattb ber Burg ZTeiben- 
ßein, bereu Bcfuhtigung fehr 3U empfehlen ift, oerbanft mau bem 
Snfammengeheu bes Befifters unb ber (Sroßh Staatsbehörbe, unb bas 
befriebtgenbe (ßefühl bei ber Betrachtung bes für manches 3 a ^ r üor 
Derfali gefchüftten Schloffes erweeft bei bem Befucher ben IDunfch, 
möchte hoch auch anberen, ber (Erhaltung würbigen profanbauten bie 
gleite Fürforge 3U teil werben l liegen auch ein3elne (ßebäube in 
(Trümmern ober läßt nur noch Braubfchutt erfeuneu, baß einß an ber 
Stelle fleh folches befunben hat, ber ZTcibenßein ohne grocifcl 
3u ben belehrenbert, wirflich beßehenben Beifpielen 3ur Burgenfunbe 
unb bamit auch ber Kulturgefchichte. UTit bem E^erabftieg in’s Dorf 
war bas (Tagewerf bes Hltertumsoereins unb ber übrigen (Teilnehmer 
beenbet, es galt bie lange Seit bis 3ur Hbfahrt bes Hbenb3ugs noch 
gut anzuwenben. ZTun, an Stoff 3ur Unterhaltung über bas (Erlebte 
hat’s nicht gefehlt, unb für ben nach bem fjerumwaubern unb Klettern 
auch nicht 3U oeradßenben fouftigen Stoff forgte ber IDirt bes bei ber 
Burg liegenben (Saßhaufes. U)em’s nicht 3U fühl war im Freien, ber 
nahm unter ber alten, breitäftigeu linbe im < 5 rasgarten plaft. Daß 
aber bie, bie im Si m m*r faßen, wie bie braußeu, bei ber Qeimfahrt, 
bie uns UTannheimer 9.35 Uhr nach tjaus braute, fein F r $ßeln über« 
fornmen iß beim Sarücfbenfen au bie (Erlebniffe bes (Tages, unb baß 
nur angenehme (Erinnerungen ben HusßÜglern oerbleiben werben, 
beffen ift ber Berichterßatter ßdper. Vivat sequensl Hit EJeill S. 


*) TDährenb ZTecfarbifchofsheim 988 3 um erften IHal urfunblich 
erfcheint (als Bisgovesheim), fommt Ejelmßatt im Corfdjer Urfunben- 
buch fchon i. 3* ^82 oor; ein Heinricus de Helmstat iß f<hon 1229 nad?- 
3 uweifen. IDaibßabt treffen wir bereits 795 im iorfdjer Urfunbens 
buch an unb 3 war ab Weibestat, weiden ZTamen Kriegers topo: 
graphifches IDÖrterbuch mit bem IDort waiba, weibe (Serichtss 
bc 3 irf in Derbinbung bringt. 3 m 3 a ^ r l 3 ^ 7 oerlieh Kaifer £ubwig 
IDaibßabt alle Freiheiten unb Hechte ber Heichsßabt TPimpfen (ogl. 
0berrhein. Stabtrechte 1,108). Das „IDeib" am Hathaus fcheint 
übrigens weiter nichts als ein Sdßlbhalter 3 U fein. ZTeibenftein war 
fchon im 13. 3 a h l ‘h un bert im Beßft ber F am ^* e ü - Denningcn unb 
läßt fich urfunblich bis 311 m Hnfang bes 3 a hrh llu ^ c rts 3 urücf- 

oerfolgen; 1 3^7 wirb erwähnt ein „Siegfrieb oon Denningen 3 U 
ZTeibenßein gefeffen". (H. b. Heb.) 

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Steigert o. Drais, 6er Grfinfter 6e$ $a^rra6es. 

£>on 3. M- cfelbftau». 


Zlacfcbrucf oerboten. 

<£s mürbe Ijter ju weit führen, alles bas über Drais 
jufammenjufaffen, was an perfdjiebenen Stellen über ign 
peröffentlidjt würbe. Dod) idj will perfudjeu, biefe Arbeiten 
hier mit einanber ju pergleidjcn. 

Kls Carl ^riebridj Cljriftian £ubmig ^reitjerr Drais 
pon Sauerbronn, am 10. Dezember 1851 ju Karlsruhe arm 
unb perlaffen bei Koftgebersleuten namens Kebmantt auf 
ber <5ähringerftrage Hr. ^3 ftarb, war er für feine Crpnbung, 
bie £aufmafdjiue, fdjon feit langem ein toter Hlann. 
Cr, bas patenfinb bes HTarfgrafen Carl ^riebridj, ber fo 
fdjnell im ^orftfadj Karriere gemadjt Ijatte, ben man, als 
er mit feiner Crpnbung im 3 a h rc 1817 Ijeroortrat, mit 
Knerfennungen pon allen Seiten überfdjüttete, er, ber Sofytt 
eines am Ijofe hodjgeadjteten Staatsbeamten, felbft ehemals 
Kammerherr, hatte, weil bie <5eit für feine Crpnbung 
nidjt reif war, aber aud), weil er nidjt bie Stetigfeit unb 
Hüdjteruheit befag, bie ein magrer Crfinber bepgcu mug, 
er t?atte jur Karnfatur auf feinem eigenen IDerfe herab* 
ftnfen müffen. 

Das Cebensbilb bes p. Drais, wie es ftdj mir aus ben 
umfangreichen Elften im ©eueral=£aubesardjip in Karls* 
ruhe unb pielen bireften aftenmägigen HTitteilungcn poh 
anberen Seiten ju erfenneit gab, ift ein ungemein trauriges. 
Die politifdje ^erriffentjeit Deutfdjlanbs, ber gänjliche 
Diangel jeben Derfctjrsmittcls, bas Vorurteil gegen Heue* 
rungen, bie reidjlidjen fjofintriguien, bet lUangel an per* 
fönlidjen tedjuifetjen unb fonftruftioen Kenntuiffen, bas alles 
hätte einen Hlann pon eiferner IDillensfraft, pon Cempe* 
rament, nidjt einen gutmütigen aber optimiftifdjeu HTenfdjen, 
wie Drais einer war, erforbert, um mit einer für feine 
«geit fo eigenartigen Crpnbung burdjjubringen. 

Huf bie Charafterfdjmädjen bes Barons einjugeljen, 
unterlaffe idj ganz unb gar. Das h at man leiber mehr 
gettjan, als nötig gewefen wäre, um $u beweifen, bag 
Drais ber Crfinber bes 5 a h rta & es wicht fei. IDeil man 
biefen Beweis auf fachliche Stützen hin nidjt führen tonnte, 
fo waren foldje äugerlidj wohl fpagljaften, innerlich jebodj 
tieftraurigen Cftrapagaujen jenes HTannes immer will* 
fommen. Sdjon 1868 fagt ber Dlafdjinenbauer Kühl* 
mann, alle bie, welche bie HTetifdjenfraft als Criebmittel 
foldjer 5 a htjeuge anwenbeten, feien foldje „bie nidjts ge* 
lernt, ober alles pergeffen hätten". (Dlafdjinenlehre, Bb. III, 
S. 2<H.) tjeute bürfte bem grogeu HTanne ber Beweis 
für feine Behauptung wohl fdjwerer fallen. Damals 
glaubte man pe ihm, beim feit ^00 fahren mühten ftdj 
Dugenbe HTenfdjen ab, fleine unb groge IDagen burdj bie 
Kraft ber 3nfigenben ju bewegen. (Dgl. meine ©efdjidjte 
bes ^aljrcabes in ber jeftnummer jum Kongreg ber Hllg. 
KabfaljrefUmon ju HTannljeim in ber ^eitfdjrift „Kab* 
tourtft" 1903.) 

Kls bie jahrräber nadj manchen IDanbluugen ju Kn* 
fang ber achtziger 3 a h ce oereinjelt jur Knerfennung tarnen, 
ba erinnerte man ftdj bes alten nTanntjeimer Kaöfaprers 
wieber. Crnft Höfling, ber ben Baron perfönlidj in ben 
breigiget 3aljren fannte, wibmete ihm eine 188^ bei 
3. ^ermann in HTannljeim erfdjienene fleine Schrift „Draifine, 
Delocipeb unb beren Crfinber, ^reiljcrr Carl pon Drais" 
(26 Seiten Ceft in 8°, mit H ijoljfdjnitten). Der 3 ll h a lt, 
Zumal ber biogtaphifdje Ceil (ber 1898 in bie Bombe 
ber pon ben Drais*^aljrrabwerfen ju Dlannljeim ausge* 
gebenen preislifte übernommen würbe), ift redjt fpärlidj. 
Seht gewagt ift bie Behauptung auf S. 19, bag Drais 
audj ber Crfinber bes Dampffodjtopfes (pou Papin 1861 


erfunben), bes Schreibapparates ber Celegrapfjen (?1) unb 
bes Cageslidjtrefleftors fei. Soldje unbegrünbete Behaup* 
tungen fönnen nur fdjaben. Kuf ber nädjften Seite irrt 
Höfling feljr, wenn er fagt, ber (1813) pon p. Drais er* 
funbene „IDagen, ber ohne Pferbe läuft" fei bie Draiptie. 
3dj habe biefen 3 rr t"m jüugft gegen bie ^eitfdjrift f. b. 
©efdjidjte bes ©berrtjeins flargeftellt, ba bort 1899 (Bb. 1^ 
ber neuen ^olge, £)eft Seite 656) bie gleidje irrige Kn* 
fidjt pertreten würbe. 


Kls am 19- Kpril 1891, nebenbei bemerft in ber fjodj* 
Put bes ^ahetabfportes, bie beutfdjen Kabfaljrer bie fterb* 
lidjeu Kefte bes Barons poiu alten nadj bem neuen Karls* 
ruljer ^riebljof überführten, erfdjienen perfdjiebene <3eitungs* 
artifel über Drais (Bab. preffe 19- 1891; Katlsr. ^tg* 

21. 1891). Km 18. Kpril hatte £)err Dr. Catljiau auch 

einen Dortrag über p. Drais im Kattjausfaal, am 20. eine 
Hebe am (Stabe gehalten. Dodj ebenfoweuig Poptipes wie 
biefe, enthält ein Sdjriftdjen pou bem gleidjen Derfaffer aus 
bem 3atjre I893. Kurz nadj jener £eidjenüberführungs* 
feicr erfeijien pou Prof. HTeibinger in ber Babifdjen ©e* 
werbejeituitg in Karlsruhe (Ulai 1891) eine Keilje Krtifel, 
betitelt: „Dom Crpnben", bie 1892 unter gleichem Citel 
bei Braun in Karlsruhe in ben Budjhanbel famen (63 5. 
mit fünf auf bas ^aljrrab bezüglichen Kbbilbungen). Unter 
bem Kuguft 1893 fdjrieb Prof. HTeibinger an ben 
Karlsruher ©berbürgcrmcifter, bag man pdj ftäbtifdjerfeits 
nidjt ju fehr au ber Cutljüllungsfeier bes Drais*DenfmaIs 
auf ber Kriegsftrage beteiligen folle, ba, wie er in ben 
Krtifeln ber ©ewerbejeitung gezeigt h a ^ e , Hcais biefe 
Ctjrung nidjt in bem HTagc perbiene. Der ©berbürger* 
meifter antwortete am 2\. hierauf, bag bie Cage infofern 
miglidj fei, als Drais nadj ber Kngabe eines jeben Con* 
perfationslerifons ber Crpnber bes 5 a h rca & es f c b 
übrigen müffe er es ber IDiffenfdjaft überlaffcn, 
bie IDahfhcil flar.zuftellen*.. hierauf . hat Prof. 
HTeibinger beim bie Budjausgabe feiner Krtifel reraulagt. 

3n biefer Sdjrift weubet ftdj ber Derfaffer gegen eine 
Dereljrung bes p. Drais als Crpnber bes ^abnmbes. Der 
©ruubfehler biefer Sdjrift ift ber HTangel genügenber 
Quellen (pgl. S. 6). Sie ift audj fonft reidj an willfür* 
lidjen Behauptungen. So heißt es S. 10, bas ^ahrrab 
fei 1862 pon HTidjaur erfunben worben. Seite 12 fagt 
ber Derfaffer, ber Freiherr hätte mehr wiffenfdjaftlidje 

Kenntniffe befigen müffen, wie ipm zur Derfügung ge* 
ftauben. Kus einem Brief bes Daters au ben Kurfürften 

erfah idj aber, bag p. Drais 3 3 a h re 5 or f^ e h can P a ^ 

Zu Pforzheim befudjte unb audj in £)eibelberg ftubiert 

Ijat, wo er am 27. ©ftober 1803 für PhYpf, £anb* 
wirtfdjaft unb Baufunft immatrifuliert würbe. Kn gleicher 
Stelle madjt Prof. HTeibinger bem Baron zum Dorwurf, 
bag er 1817 unb fpäter feine HTafdjinc pou f)olz, nidjt 
pon Cifen erbaut l) a ^ c , ohne bag er berücfpdjtigt, bag 
eiferne Käber überhaupt erft I 869 allgemein würben. 

Kuf Seite 13 madjt Prof. HTeibinger bem Baron 
ben Dorwurf, bag er nidjt bie Cretfurbeln an fein Kab 
angebracht hübe. Bebenft mau nun, bag Drais fein Kab 
1817 erfunben, unb bag, trog ber grogen Derbreitung, bie 
es fanb, erft im 3 a h re 1853 Cretfurbelräbet auf tauchen, 
wie fann mau ba bem Baron ben Dorwurf machen, bag 
er etwas nidjt erfunben, was audj anbere nicht einfaljen! 
Die £aufmafdjine, wie fie Drais fonftruiert, genügte bem 
geringen fportlidjcn (Cjiped ihrer <5eit, bodj burdj feine un» 
ausgefegten. Bemühungen, pe zu perbreiten, madjte er pe im 
3n* unb Kuslaube befanut. 


Sdjon 1821 (Dinglers 3°umal, Bb. 5, S. 289) Phlug 
©ouperg eine bjaitbljebelbemegung an ^atjrräbern por, bie 
ftdj jebodj audj nidjt einführte. Dodj er fowohl wie fpätere 
^ahrrabfonftrufteure gingen immer pom Drais’fdjen 5wei* 
rab aus. 


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170 


W9 


(853 baut ber Jnfttmnentenmadftt f>. ITT. 5*f<h 4c 
tn Sdjmeinfurt ein« Draiftne mit tEretfurbeln am Porber* 
rab, (855 uerfteljt HTidjaur, bem man als (Erfinber bes 
^afjrrabes ju Bar le Duc ein Denfmal feßte, bie fdjon 
(8(7 uon Drais angegebenen Dceiräber, mit Cretfurbeln. 
(862 bringt 3- S u Hymphenburg Pebale an bie uon 
3- v. Baber (820 erbaute, ^eute im Bayerifdjen national* 
mufeum beftnblidje Draiftne an, (86<( geftaltet Callement, 
ein (ßeljülfe HTidjauf’, enblidj auch in ^ranfreictj jmei* 
räbrige Draifinen ju Cretfurbelräbern um. Bei biefen 
Räbem lag bet 5 u f? at, M e b ftets am Porberrab. Kn bas 
fjinterrab fam er erft burctj ben Stuttgarter Curnleljret 
Ctefi im 3atjre 1869. 3ft bas tEoricelli’fdje Barometer, 

ift bie (ßuertcfe’fdje (Eleftrifirmafdjine, ift bie Dampfmafdjtne 
uon Papin ober felbft bie uon IDatt, nicht fjintmelmeit uon 
ben heutigen Dingen biefer Hrt entfernt? Warum bejeidjnen 
mir biefe Ceute als beren (Erfinber? Hur, meil fee burch 
ftetige Hrbeit bem Pcinjip auf ben (ßrunb gegangen unb 
iljm, fo uiel ftc fonnten, Hnerfennung unb Perbreitung 
uerfdjafften. (Es mag t^eute als eine Kletnigfeit erfdjeinen, 
an einem Rab ein Paar Cretfurbeln anjubringen, man mag 
es bem Baron uon Drais uerargen, baß er fein ,gmeirab 
uon \817 nicht fo bemegte, mie er fein Pierrab uon 1815 
uonuärts brachte. Dod) baju fann i<dj einen analogen 
^all anfütjren. 

©tto uon (ßuericfe, ber große ptjyfifer unb 3ngenieur, 
erfanb bie (Eleftrifiermafdjine, eine einfache Kugel auf 
einec Hdjfe im 3 a h r< 1663, unb bemnad) fam erft 1705 
ber (Engiänber fjamfsbee auf ben Hntrieb biefer Kugel 
burch eine Kurbel, (ßlaubt etma jemanb, (ßuericfe hätte 
nicfjt ab Kriegsingenieur anbere ZTtafdjinen mit Kurbel« 
antrieb gefannt? Hein, er roanbte biefen barum nur nicht 
auf feine gelegentlich benußte (Eleftrifiermafdjine an, tr>eil 
ein berartiger Hntrieb feinem Bebürfnis nicfjt entfpradj. 

Unb fo auch bei Drais. (Er mag tuoljl bcbadjt Ijaben, 
baß feine £aufmafdjine einer Perbefferuttg fähig fei, bocfj 
er fonnte \8\7 meber bie Perbreitung bes 5oh rra & es uon 
h«ute, nod) bie (Erfinbung ber Cretfurbelräber um (860 
ahnen. Diefe Husbeljnung hängt eng mit ber uerfeljrs« 
tecfjnifcfjen unb mirtfdjaftlidjen (Entmicflung jufammen. 

IPenn tuir aber HTännern, beren (Erfinbungeit 3oh r * 
Ijunberte meit jurücfliegen, bie Crfinbere^re juerfennen 
müffen, obgleich ftdj ein urfädjlidjer ^ufammenljaug jmifcfjen 
ben Konftruftionen uon bamals unb fyeute uiel fcfjmerer 
nadjmeifen läßt, als smifdjen ben Draifinen unb bem ^aljr« 
rab, bann bärfen mir audj nicht länger jäumen, ben RTann* 
Reimer ^orftnteifter Carl uon Drais als ben 
(Erfinber bes ^o^^obes int 3 a ^ ce (8(7 enb* 
lidj anjuerfennen. 

(Es ift bebauerlich, baß man, als Drais (893 fein 
Denfmal in ber Kriegsftraße in Karlsruhe erhielt, nicht 
bie Hften im (ßroßlj. <ßenetal=£anbesardjiu benußte. Ulan 
hätte bann bamals auf jiemlich einfache Xücife feftftellen 
fönnen, baß uon Drais, troß feiner uielen (Eftrauaganjen, 
bie man auch ruhig Starrheiten nennen fann, ber (Erfinber 
bes ^aljrrabes mar. Statt beffen jog man es uor, burcfj 
fchmülftige Heben ben Utangel bes Wiffens über bas Cebett 
unb Schaffen bes unglücflidjen Barons $u uerbecfen. 

IPie idj fdjon ju Hnfang fagte, fann ich mich an 
biefer Stelle nicht auf eine genaue Scfjilberung bes Cebens 
biefes UTannes unb feines Wirfens in UTannheim ein* 
laffen. Doch ich h°ff 4 recht halb, bas burch über 200 
Daten aus feinem Ceben feftgelegte HTaterial in einer 
UTonograpijie ju oeröffentlichen. 

(Es märe feljr ju roünfdjen, bafj bie noch uorfjanbenen 
Drats*Rcliquen gefammelt mürben. Sicherlich finben ftcfj 
in UTannheim noch Porträts uon ihm unb Spottbilber auf 
feine (Erfinbung. Karlsruhe bemaljrt im Stabtarchio eine 
Dtaifine, einen Sdjäbelabgufj unb bie HTüße bes Barons. 


3n Priuatbeftß fanb ich bort feinen Kartmterhertnbegen, 
eine Porträtbüße unb Porträts uon ihm. 

UTannheim hot jmar bie 13. Querftraße „Draisftraße" 
genannt, hoch bas ift uorerft noch ber gute Knfang eines 
balbigen „mehr". Die ältefte ber mohl noch oorljanbenen 
Draifinen h«t ^err Daniel ^r«? im ^ähringerhof in Q 2. 9* 
Die britte Dtaifine, bie noch erhalten ift, fam f88^ an 
bas (ßermanifche UTufeum nach STürnberg. (Pgl. meinen 
Kuffah im „Knjciger bes (ßermanifchen UTufeums" 19 03 / 


$de6ri4$feI6. 

(ßefchiijte einer pfäljifchen Qugenottenfolonie. 

Don Dr. Jfriebrtcfi Walter. 

XTadjbrud verboten. 

(^ortfeftung.) 

V. 

Die Kolonie h a ^ e nun ihre fichere Hechtsgrunblage. 
IPelch ein Heuling mar biefes Dorf, oerglichen mit ben 
(ßenteinben, jmifchen bie es ftcfj eingebrängt fjatte, <ße» 
meinben, beren altehrmürbige Hamen uns fchon in Corfctjet 
Klofterurfunben begegnen unb beren ununterbrochene bäuer» 
liehe Bejiebelung burch Kusgrabungen unb Kltertumsfunbe 
mit Sicherheit bis in Dorgefcfjicfjtitdjc jurücfjuuerfolgen 
iftl IPie ein Spätgeboreues ber (Eltern uermehrte £iebe 
unb ^ürforge auf fich uereinigt, fo tjatte fiefj bas neue 
Dorf ber befonberen (ßunft unb pflege bet Regierung ju 
erfreuen. <£in fpätes Pflänjlein, beffen Sproffen unb 
Keimen burch forgfame TPartung gegen fjerbftfturm unb 
IDintersnot gefräftigt merben folUe, bas aber faum ber (Erbe 
entmacijfen, ben Unbilben ber ^eit erlag. 

Weniger im Pollgefühl ihtcr mehr als taufenbjährigen 
(ßefetjichte, als im Kerger über bie beoorrechtete Sonber= 
fteliung bes fremblänbifchen Heulings beharrten bie Hach« 
barbörfer in ihrer Hbneiguttg gegen bie fjugenottenfolonie. 
Uber mas enthielten benn bie ^riebrictjsfclber priuilegien 
uon f 682 fo außergemöhnlich Beueibensmertes? KUerbiugs 
räumten fie ben Kolouiften eine Reihe mertooller Porredjte 
ein, jeboch faft burchmeg nur für einen befdjränften 3«it* 
raum. Km michtigften mar unb blieb bie unentgeltliche £anb* 
fdjenfung. Daß eine folctj fleine Dorfgemeinbe ihre eigenen 
uerbrieften Priuilegien erhielt, barf uns nicht meiter TPunber 
nehmen, benn in einer <5eit, bie noch fein allgemein gültiges 
(ßemeiubegefeß fannte, mar es nur burch folctje Sonbet* 
beftimmungen möglich, einen Redjtsboben für bie Heu* 
gtünbung ju fefjaffen. Unoerfennbar ift bie Permanbtfchaft 
mit ben Priuilegien anberer ^rembenfolonien. Ku<h bie 
HTannheimer Priuilegien hoben in einigen Punften als 
Porbilb gebient, hoch gingen bie Rechte biefer £ieblings* 
fcfjöpfung Karl £ubmigs uiel meiter. Die ^riebrichsfelber 
Priuilegien ihrerfeits gaben mieber bas HTufter ab für bie 
Priuilegien, mit benen in ben folgenben 3 a h ren ^remben* 
anftebelungen in ber Pfalj ausgeftattet mürben: für bie 
Priuilegien uon Reilingen (1685), £angenjell unb Qilsbach 
(f687), bie, einige ^ufäße unb Kenberungen außer Hdjt 
gelaffen, genau bet ^rici>ri^sfcl&ec Urfunbe entfprechen. 

TPährenb bie HTannheimer Priuilegien nichts uon 
einer Hieberlaffungsbefdjcänfung enthalten, uerlangte bie 
Regierung für ^riebrictjsfelb uon jebem, bet fich bort an* 
fiebeln unb in ben (ßenuß ber Priuilegien treten mollte, 
bie Porlage eines uon feiner bisherigen fjeimatbehörbe 
amtlich beglaubigten ^ührungsatteftes, auf (ßrunb beffen 
bie (ßenehmigung jur Knftebelung erteilt ober uerfagt 
mürbe. (Es follte alfo feinesmegs jebet h«gelaufene jremb* 
ling, uon bem man nidjt mußte, mas er fchon auf bem 
Kerbljolj h a b<, h* ec Unterfcfjlupf finben. Sdjon beshalb 
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171 

fonnte nur ein« befdjränfte Ansaßl oon Anßeblern Auf¬ 
nahme ßnben, weil nur eine befcßränfte #äcf?e Canöes jur 
Derteilung geeignet war, uite 6 er oierte Actifel 5er pri- 
oilegien Öen Anßeblern bie ißnen jugewiefenen ©ruubftücfe 
5 U Crb unö Eigentum sufpcacß. 

^üe öie folgenöen 10 3 aßre, alfo bis 1692 blieben 
öie ©runbftücfe oon öec Scßaßung, b. ß. öec Staatsfteuer 
befreit, bod; mußte non jeöem Qausplaß, Stall, unö Haus* 
garten jäßrlid> ein „Cappen" (Kapaun) als Soöenjtns an 
öie furfürftlkße Hoffammer geliefert werben. ITTit öiefer 
Aefognition mürbe nad) altem Brauet; öas lan 6 esßerrlid;e 
©bereigentumsreeßt angcöeutet. IDäßrenb auf Öen Hadjbat‘ 
öörfern mancherlei ^coitlaften ruhten, mürbe ^ie&'d'h&felb 
für \0 3 a ßi ; e »on allen ^couöicuften befreit. Beim ©in* 
jug öurften öie ©üter öer Aitßebler sollfrei öie furfürft* 
liehen < 3 ollftätten paffteren, für 20 3 a ^ re muröe ißnen soll* 
unb abgabenfreier Absug gemährt, es muröe oon ißnen in 
öiefer ^reiperioöe feine fog. Hacßfteuer erhoben, Beftim* 
mungen, öie ßcß fuft in allen öamaligen Koionieprioilegien 
mieöerftnöen. Beim Qausbau muröe ißnen Unterftüßung 
oetfproeßen, unö entfpreehenö öer in HTanußeim geltenöen 
©ewerbefreißeit, öer Befreiung oon öem anöermärts ßerr* 
feßenben ^unftjmang, muröe auch i^en Ptmilegten öie Be* 
ftimmung eingefügt, öie alleröings feine praftifche Be* 
öeutung erlangte, baß öie £)anöroetfer nicht an öie ^effeln 
öes «gunftjmangs gebunöen fein follten. $teit Xeligions» 
Übung muröe als felbftperftänblid; oorausgefeßt unö besßalb 
nicht befonöers ermähnt. IDenn fie jmanjig Familien ftarf 
mären — oerfpraeß öer Kurfürft ißnen fcßließlicß — molle 
er einen Pfarrer öer Hadjbarfcßaft beauftragen, fran* 
Säßfcßen ©ottesbienft bei ißnen su galten. 

Die neue Anßebelung muröe öem ©beramt Ijeiöelberg 
unterftellt unö in Öen ©eridjtsoerbanb öer Cent Kircßljeim 
eingefügt. Die pfäljifcfje Canbsorbnung unö öas pfäljifdje 
Canbrecßt mareit auch für ße maßgebenö. 

VI. 

Das ©riginalpergament öiefer Prioilegien ift, roie es 
fcheint, längft perloren gegangen. Doch haben ließ glücf* 
Iidjermeife einige Abfcßriften erhalten, nad; öenen mir fte, 
in Anbetracht öeffen, öaß fte bisher noeß nirgenös oeröffent* 
lidjt moröen ßnb, im Pollen IPortlaut hier folgen laffett, unö 
Swar nach einer gleichseitigen beutfeßen Ueberfeßung öer 
fransöjtfdjen Urfunöe: 6 ) 

„IDir Carl oon ©ottes ©naöen Pfalsgraf bei Xßein, 
öes heiligen römifd;en Xeicßs ©rsfcßaßmeifter unö Kurfürft, 
^ersog in Bayern ic. tßun hiermit 5 U mtffen: Hacßbem 
bei uns Paul Drouin, Daniel le Coup, Pierre le Koy für 
ßcß unö im Hamen anöerer aus ^ranfreid; gefommener 
perfonen unterthänigft angefueßt, öaß IDir gnäöigft geruhen 
möchten, fie unter öie <3aßl Unferer Untertanen aufsu* 
nehmen unö ihnen 5 U geftatten, ftd; in Unfern Canöen 
häuslich nieöersulaffen; öaß IDir hierauf aus bemegenöen 
Urfacßen felbige $u Untertanen gnäöigft auf* unö ange* 
nommen unö ihnen oermilüget haben, permilligen auch 
hiermit, öaß ße ftd; an öem ihnen angemiefenen ©rt in 
ßießgem ©beramt bei ©bingen mit Öen 3 h r iüen feßen unb 
ein neu Dorf aufbauen mögen, mit öer Conöition, mie 
mit mehrerem hernach folget: 

6) Ztadf ber Kbfdjrift in ffanbfcfyrift 393 bes Karlsruher Krdjios, 
5. 223 ; ebenba 5. 22 ( ber fran 3 Sfifd;e (Eejt. Hud? im Copialbud; 975 
(„Kirdjeitratsbofumentenbiidj" III) besfelben ülrctjins 5. 772 , bem cou 
iDmtbt in feiner topogr. pfä^ifdjen yibliotbeF 2,76 u. 9. citierteu 
„tTtanuffriptenbudj". <Eiti Coucept im ^tiebridjsfelber Spejialfascifel 
„.y’rembe wegen ber Heligion oertriebeue .franjofen beir." 5. 138 . 
CEine beutfdje Copie in Cod. bav. germ. 2895 ber tttündjener t)of« 
unb Staatsbibliothek banadj ßäujfers Semerfungen 2,694. — Die 
Hetlinger prioilegien, erteilt oon Kurfürft Karl am 9 . Htai 1685 an 
jtuölf fraujöftfdje Familien, im (Eopialbud; 975 bes (Senerallaubess 
ardjirs in Karlsruhe S. 769 ff., bie tfilsbadjer prioilegien, ausgeftellt 
(687 oon Kurfürft pbUifP lUilljelm, ebenba 5. 780 uub bie Sangen; 
jeUer 5. 788. 


178 

1 . Crftlih ift Unfere UTeinung ganj nicht, öaß IDir 
alle neu anfommenöe Ceute ohne Unterfchieö in Unfern 
3hu§ unö Shicm annehmen wollen, mie IDir öann feinen, 
fo wegen einer begangenen IHiffethat entweichen müffen, 
fonöern allein öiejenigen, fo wegen ihres IDohlperhaltens 
gutes 3 eu üui? h a ben, in Uitfere Proteftion $u nehmen 
gemeinet ftnb, unö follen aud; alle öiejenigen, fo ßd; an 
obbemelöetem ©rt feßen wollen, fid; jupor bei Uns ge* 
büßrenö an nelben unö uid)t eßer, als bis fte oon Uns 
öesmegen ©rlaubuis erhalten, öafelbft geöulöet werben. 
Aisbann follen fte oon hieftgem ©beramt öepenöieren unö 
folcße ©rönung unter ihnen gemacht werben, mie in anöern 
©rten unferes Kurfürftentums unö Canöes in ©bferoanj ift. 

2 . ( 5 um smeiten follen obbemeiöete neuanfommenöe 
Ceute famt unö fottöers pon aller ^ron auf fO 3 a h c i an 9 
befreiet fein, itad; öeren Derßießung aber ßd; wegen öer 
$con mit Uns abßnöen ober aber mie anöere Unfere 
Unterthanen felbige Ieiften. 

3. <5um brüten follen alle öiejenigen, fo aus jranf* 
reich fommen unö ßd; an ermelöetem ©rt nieöerlaßen 
wollen, bei ihrem Aufsug jeöer <öeit pon allen Unferen 
berüßrenben ^ollftätten ju IDaffer unö su Canö mit ihrem 
£)ausrat unö Utenßlien sollfrei pafßerct werben, was aber 
ißr Dieh unö anöere IDaren betrißt, fo follen ße, mann 
ße foldje hcrcinbringen, ebenmäßig öes < 5 olls, öod; nur 
auf sumiisig 3 ctt)te lang, oon h eu * dato an s“ rechnen, 
befreiet, aud; ißnen erlaubt fein, mit eben fothaner ^rei* 
ßeit, befagte smansig 3 a ^ c “ber, ßd; mieöer oon bannen 
an anöere ©rte, wo es ißnen gefällig, 5 “ begeben. Unö 
bamit feine Deroorteilung bei ißrem Absug öarunter oor» 
geße, fo follen ße bei öenen <3ollftätten einen Schein oon 
ßiefigem ©beramt, öaß alles öas ©ut, fo ße mit ftd; weg* 
führen, fonft niemanö als ihnen sugeßöre, aud; fein anöerer 
öaran ©eil l)abe, aufmeifen. Anbelangenö öas Absugs* 
recht, fraft öeffen Uns pan. -Öen-aus.Unfern. tauben, per» 
bringenöen Dermögen öer sehnte Pfennig abgeftattet werben 
muß, fo follen öiefe Iteuanfömmlinge oon befagter fran* 
Sößfdßer Hatten oon angeregtem Absuggelö smansig 3 a h c 
lang gänslid; befreit fein, ße sießen aud; ßin, mo ße wollen. 
IDann ße aber itacß Ausgang obiger smansig 3 a ß r « ““s 
öem Canö si e ß e, V follen ße aisbann gehalten fein, Öen 
Sehnten Pfennig oon Öen ©ütern, Crbfcßaften unö Käufern, 
welcße ße oon öenen, öie öiefe Prioilegien nicht angeßen, 
erfauft, s“ bes-ißlen. 

4 . < 3 um oierten follen ße öie ©üter, fo ißnen ange* 
miefen ßnb, für ßd; unö ißre Crbett eigentümlich beßßen 
unö öaoon öie s^hujoßrige ^reißeit, fo in öenen wegen 
müft unö oben ©ütern ausgegangenen Patenten enthalten, 
genießen, nach öeren Derßießung aber wie anöere unfere 
Unterthanen in öer Sdjaßung unö anöern Bcfcßwerben 
gehalten werben. 

5. <3 ur “ fünften wegen öer Prooißon an IDein, Bier, 
^rueßt unö Hleßl, fo fte s“ ißrem Hausgebrauch machen, 
folleit ße wie anöere Unfere Untertßanen gehalten werben, 
wann aber einige unter ißnen mit XDein ober Bier IDirt* 
fefjaft treiben wollen, fo follen ße öie Auflagen wie anöere 
ihresgleichen su geben fcßulbig fein. 7 ) 

6. < 5 um fedjsten follen ße oon jeöem H a “splctß, 
Sdjeuer, Stall unö Küdjengarten jährlich einen Cappen s“ 
Boöensins entrichten. 8 ) 

7) (ßemeint ift bas fog. Umgclb, ber IDeitts unb Sieracds. 3n ber 
fjilsbad?er Coiicefjiou ift ror g 5 ttod? eingefdealtet: Sie follen ftd? 
Uuferer in Brucf ausgatigencn 2t>albs ^orfts U)aibiuerf unb Jifd?erei* 
0rbuung ge?nä§ Derl]alten unb bes tjotyeu unb nieberen U>aibroerfs 
uub beffen exercitii, mie aud? bes x jtfd?eus / es fei tuo es tpolle, 
gän 3 Üd? müf^ig geben. 

8 ) 23ei ben Üerbaublutigen mirb es aud? regierungsfeitig als 3 U 
bod? erFlärt, wenn ihnen, mie ben piemontefeu in ber ITtbrlbeimer 
(touceffton, jäbrlid? ein Wappen oon Ijeber CQuabratrute aufcrlegt 
mürbe. 3 n ^ cr Heilingcr Urfunbe t?etgt es in § 6 meiter: IMe übrigen 
barauf ftebenben §infen (b. I?. alte Healabgaben) follen g&njlid? fallen. 

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178 


174 


7. ,3um ftebenten foQ .Ihnen erlaubt fein, in Öen 
Steinbrüdjen öie benötigten Steine umfonft bceijeit unö ju 
ihren ©ebäuben 9 ) abfüijcen ju laffen; fo foll ihnen auch 
bas benötigte Bauijolj angewiefen unö umfonft abgefolgt, 
bas Brennljolj aber in öenen nächftgelegenen IPaiöungen 
angewiefen werben. Ueberöies foll tfynen erlaubt fein, in 
öem ihnen übergebenen Bejirf Half, Riegel unö gebadiene 
Steine ju machen, ju führen, foldjes ju faufen uitö 
ju verlaufen nadt) intern (Befallen, ohne Uns in öenen 
örei erften ^aijren etwas öaoon ju entrichten. 10 ) 

8. <gum achten, feine Qanöwerfe ober H an bwerfs* 
leute fo fich unter ihnen befinöen, follen unter Öen fünften 
flehen, fonöern ein jeöet, was er will, ju arbeiten UTacht 
haben, auch ihnen frei ftehen, fo oiel ©efellen ju h a Hen, 
als fie fönnen, nicht weniger ihnen ohnoerwehrt fein, aller* 
hanb XPerfjeug, fo fie ju ihrem fjanbwerf bequem fiitöen, 
ju gebrauchen, fo follen auch allen öenjenigen, welche bei 
ihnen ein Qnnöwerf gelernt hoben, felbiges, wann fie ihr 
Uleifterftücf gemacht hoben, ohngehinöert in unferem Kur* 
färftentum unö £anben ju treiben, auch olle ZTlärfte ju 
befugen jugelaffen fein. 

10. 5um jehnten, gleich wie f* e bereits einen Schul* 
meifter 11 ) hoben, alfo wollen £Dir, wann ihrer jwanjig 
Familien »orhanöen fein werben, einen Pfarrer, fo beutfeh 
unb franjöftfd) prebigt, in ber Bähe, etwan nach Secfen* 
heim, (Ebingen ober IDieblingen fegen, 12 ) welcher ben 
©ottesbienft bei ihnen perrichten foll. 

3m übrigen follen fie in allem anbern, baoon hierin 
nichts gemelbet ift, fich Unferer £anbes» unb anberen, fo* 
wohl Kirchen« als Polijei*0rbnungen gemäß perhalten unb 
barin, wie anbere Uitfere Untertanen conjiberiert unb 
traftiert werben. 

Deffen ju Urfuuö hoben U)ir öiefe Conceffton eigen* 
hänöig unterfchrieben unö unfer Sefret barauf brüefen laffen. 

Heibelberg - J^O- ©ftobet 1682 Carl " 

VII. 

3n ben Kften hoben ftd) einige Uieberlaffungsgefuche 
unb Jührungsattefte, wie bie Privilegien fie forberten, mit 
ben (entfeheibungen ber Regierung erhalten. Sie jtnb uns 
beshalb intereffant, weil wir baraus bjerfunft unb Stanb 
einer Knjahl pon Koloniften erfahren. <3u ben (Einwanberern 
aus ber ©egenb pon Seban gefeilten fich anbere aus per* 
fchiebenen teilen ^ronfreichs unb auch folche, bie nicht 
bireft aus ihrem Qeimatlanbe, fonbern aus anberen Kolonien 
famen, bie fie aus irgenb welchen ©rünben perlaffen 
hatten. Hiebt alle, benen bie (Erlaubnis jur Kitfiebelung 
in ^riebrichsfelb erteilt würbe, blieben bort ober ftellten fich 
wirflich bort ein, unb nict)t alle, bie barum nadbfuchten, 
würben jugelaffen. So würbe u. a. bas (Befuch eines ehe* 
maligen furpfäljifchen Solbaten aus Bammenthal abge* 
wiefen mit ber Bemerfung, er folle fich on einem anberen 
©rte »um eine anftänbige Gelegenheit umfehen". ^ciebrichs* 
felb follte ben Hugenotten Vorbehalten bleiben. 

9 ) 3 n ben £)ilsbadjer prioilegien roirb bie (Einreibung eines 
Hbrijfes »erlangt. 

10 ) Dor HrtiM 8 jinb in ben Heilinger prioilegien nod} folgenbe 
jmei paragrapberwingefdjaltet: Wenn fie oor (leb unb ol)ne Hbbrudj 
unferer 5 <häferei 3 <h<*f 311 galten ftdj getrauen, foll iljnen foldjes erlaubt 
fein. 9. Sollen fie außerhalb itjrer (Semarfung bie ba gerumliegenbe 
tt)ilbfut(r gönjlib meiben unb fidj nidjt geliiften laffen, barinnen (Eidji 
ober anbere Bäume eigenes (Sefallens 311 fällen ober bem Will* nadjs 
3ugel;en bei Dermeibung oijnausblclblutjcr fdjtoercr Straf. 

11 ) Die <£jifte»3 eines fetjrers in ^riebribsfelb erfahren mir 
[onft nur aus einer Koüeftenredpnung (< 5 .£.H. Ifbfdjr. 593, ,foI. t33r) 
über Unterfiüßungen an Röfugiis, mo es unterm 6 . ZToo. (689 Ijeijjt: 
„ 3 ft 3 ac ff l,cs £* Clerc Sbulmeiftern ju ^riebrid?sfelb megeu Ijödjfter 
Dürftigfeit unb »eil feine rau i)od?fd}ii>auger, flefteuert morben; 9 fl." 

12 ) 3 « ben Heilinger prioilegien virb bie Hnftellung eines 

Pfarrers unb £eljrers in Heilingen felbft jugefagt, in ben tjilsbadjrr 1 
bagegen bezüglich bes Pfarrers nur für bie Zfadjbarfdjaft. I 


Hoe be la Borne, ber ftch hn Hovembet 1682 mit 
feiner ^amtlie unb mit Pierre be Ia Borne unb 3*on le 
3eune in ^cieöcicHsfclö nieberläßt, nennt fich marchand 
peigneur de laine (ZDollenweber) unb ftammt aus Kofteres 
bei Hesle in ber Picarbie (jwifchen St. Quentin unb 
Kmiens im Departement Somme); 13 ) Pfarrer unb Keltefte 
feiner ©emeinbe ftellen ihm bas Zeugnis religiöfen IDohl* 
perhaltens aus. «5u benen, bie nicht nach Jtiebrichsfe lö 
famen, gehört 3ofob pouffarb, Kirchenältefter aus ©uioune (?) 
in ber ©egenö pon Seban, ber im ©ftober (682 fein ©e* 
fud) jugleid) im Hamen mehrerer ©laubensgenoffen ein* 
reicht unb fid) barauf beruft, baß Derwanbte unb £anbs* 
leute pon ihm fd)on in ber Pfalj wohnen: ein gewiffer 
Monsieur Care et le sieur Isaac Hamier 14 ). Kuch bei Pierre 
Hobin aus Chasnay au baillage de Troyes en Cham¬ 
pagne, wohl ChAtenay an ber Seine, 15 ) ift es jweifelhaft, 
ob er fidj ’ n ^riebrichsfelb wirflid) nieberließ. Der ^immer* 
mann 3°M Deloge, ber aus ^rancheoal bei Seban ftammte, 
fih öann in Barberot bei Billigheim 16 ) niebergelaffen, bort 
aber nicht fein Uusfommen gefunben hotte, beruft fich ouf 
feinen Heffen Daniel Quipoy, ber ju ben neun erften Kn* 
fteblern oon ^riebrid)sfelb gehörte unb ftch bereit erflärt 
hatte, ihm bie ^älftc feines £anbanteüs abjutreten. 

ITTit ihrer gaujen Berwanötfcbaft rücfen im Hopember 
(682 bie ^ournaife’s an, eine fopfereidje Sippe: 3ean unö 
Pierre ^ournaife, jwei ^immerleute, unö bie IDitwen pon 
Dapib unb Pierre 5 0Ucna if c ntit ihren Familien. Sie be* 
gegnen uns auch 111 BTannheim unb fpäter innerhalb öer 
pfäljifd)en ^lüd)tUngsfolonie in ZTTagbeburg. 17 ) Paul ZTTyot, 

18) 3 n Hegt aud? perottne, pon roeld?em 0rt bie 

gleichnamige Familie tuo^l ihren Hamen hat. 

14) Die Familie garnier ift auch in Mannheim nach 3 un>eifen. 

Der IDagner unb Hüchfenmacher Daniel garnier b. &. fommt mit 
feinem Sohne furnier am 20 . Hooember ;668 im HTannheimer 

Hatsprotofoll oor unb erfcheiut auf bem Stabtplan oon ^663 als l)auss 
befi^er im je( 5 igen (Quabrat P 5 . Diefes Qaus uerfauften Daniel 
garnier unb feine ,frau Jubith faoale am 3. ^ebruar (682 (laut 
ftäbtifchem Kaufprotofoü). garnier n>ar n>&h re «^ Pe^ctt 

(666/67 in ITTaunheim Diafon ber mallonifchen (Semeinbe im erftem 
Diertel ((Eoüin, mallonifche (Semeinbe in Hlannheim 5. (9). Seit 
(690 ftnben mir ben IDagner Daniel garnier bet ber pfäljtfchen 
^lüchtlingsPolonie in HTagbeburg, n>o er noch (702 nadfweisbar ift. 
Seine (Tochter Sufanne garnier (geb 4 3 a Seban (6^5) heiratete am 
(<(. 2iuguft (667 in IHannheim 3ean Bonte (geb. (6<(5, geft. (685). 
2lus biefer <2tie entfproß eine 3 ahlreiche Hachfommenf^aft (nad? 
Stammregifter unb (Sefchidpte ber ^amilte Bonte, HTagbeburg, (8^^, 
S. 7 , tvo aud? gefagt ifi, baß Daniel garnier (65^, benor er ron 
Seban nach ItTannheim 30 g, 3 eitmeife in ^a§loch mohnte). — 3 n ^ er 
Cifte ber in Berlin anf&ffigen Pfäl 3 er unb Schwerer com 3ahre (7(0 
(Berliner <8eh. Staatsarchio, Hepofitur ((9 X(<() ift ermähnt: 3f aac 
garnier aus ITTannheim unb feine Brüber unb ba 3 u ift bemerft: 
mohnt in ber <£3llnifchen Dorftabt fein Kolonift, fonbern lange vor 
ber Kolonie anhero Fommen mit feinem Pater. Diefe menigen Hotten 
über bie heute noch blühenbe Familie v. garnier mögen }eigen, me Ich 
umftänbliche Spe 3 ialforfchungen notmenbig ftnb für ben, ber ben 
Spuren einer foldjen oon <Ört 3 U 0rt maitbernben R 6 fugi 6 ;^amtlie 
nachgehen miU. 

15) (Troyes liegt allerbings noch siemlich meit Seine-aufmärts. 

16) 3n Billigheim unb Umgegenb ( 0 beramt (Sermersheim) hatte 
Kurfürft Karl £ubmig ( 66 ^ eine ^lüchtlingsfolonie gegrünbet, bie 
haupfä^lich aus ber Canbfdjaft TAlloeuve in Krtois §t* 3 ug erhielt. 

17) 3hre Bittfd?rift ((S.sC.sK f?bfchr. 393 , S. 229 ) fei h^r als 
Beifpiel mörtlich unb buchftabengetreu miebergegeben: 

Monseigneur! Jean Fournaise, Pierre Fournaise, les deux 
Vefues de David et Pierre Fournaise avec leurs familles, tous d’une 
mesme generation, s’estans retirez de la persecution qui regne en 
France, ayant apris que V. A. S. E. a eu la bont 6 de donner un 
lieu et des terres a ceux qui se viennent mettre sous la Protection 
pour la m£me cause, afin d*y bastir et cultiver les terres, suivant 
la lettre Patente de Concession, ont envoy 6 Pierre Fournaise l'un 
d*eux, pour supplier tres humblement V. A. S. E. de les vouloir 
accepter au nombre de ceux qui y sont desja establis et leur faire 
jouir des mesmes Privileges qu’eux, ne demandans aucune assistance 
que la benediction de Dieu sur Toeuvre de leurs mains et la Pro¬ 
tection de V. A. S. E.; ils sont charpentiers de leur vocation et 
afin qu’ils y puissent estre receus selon la condition expresse de 
V. A. S. E., Üs montreront leurs Attestations etjy estant receus ils 

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J75 


176 


öer aus St. UTange bei Seöan flammt, mar Kcfersmann, 
anöere Ratten in öer f)eimat bas Strumpfwirfergewerbe 
getrieben« 

Die <3uwanberungen öauerten im 3 a h c * (683 fort, 
fraglich ift, ob 3 acques 3 ^Y aus öer Cauöfdjaft Cfjteradje 
(füblicl) unö füööftlict} pont ©berlauf öer ©ife, beim 
5täötd)en ©uife), öer im Hopember (683 fein ©efud} mit 
anöeren einreichte, 18 ) öie geplante Hieberlaffung tu ^rteörid)s» 
felö ausführte. 

©bwoffl nach öent IDortlaut öer Pripilegien unbebingt 
alle pon öer Xegierung jur Knflebelung ^ugelaffenen be* 
recffligt waren, an öer £anöfijenfung Anteil ju erhalten, 
jeigten fleh öie juerft angefommenen Familien, öie ftcfj als 

perseveront de prier Dieu pour la sant6 et prosperit6 de V. A. S. E. 
et de toutes les Personnes qui luy sont cheres. 

Das (Sefnd? mitrbe genehmigt uub am 6 . Hooember 1682 er* 
ging an bas (Dberamt i^cibclberg ein Furfürftlid^es Heffript bes 3 ns 
ßalts: „Hadjbeme mir 3 eau ^ournaife, pierre ^fournaife uub bie beibe 
ZUittibeu oon Daoib unb pierre Fournaife, fo fldj 311 benen bei 
tEbingen niebergelaffenen jranjofeu begeben molien, auf it^r unters 
ti]änigftes Zufitcfyen in Unfern Sd?uß gnäbigft auf* unb angenommen, 
als ift Unfer gnäbigfter Befelfl, baß 3^ c benenfelbeu foldjes bebeuten 
unb fte ber jünaft erteilten (Lottceffion gemäß benen übrigen anmeifen 
fallet.“ 

18) Die im <5.;£.;Z. ^bfc^r. 393 , 5. 25<* enthaltene Blttfdjrift 
vom ttooember 1683 lautet wörtlich: 

Monseigneur! II y a Jacques Joly de Villez les Guise en 
Thi6rache avec sa femme et un enfant qui ayant suppli6 avec quel¬ 
ques autres, qui se sont retires du costez de Peliquen [Billicjbeim], 
pour avoir l’heritage de Mükensturm, et ne l’ayant pü obtenir, 
supplie tr6s humblement V. A. S. E. d’avoir la bont6 de le recevoir 
au nombre de ses sujets k Friederichsfeldt et luy faire jouir des 
beneftces de la Lettre de Concession comme les autres. 

11 y a aussi Jean Jacques Jaquet du Comt6 de Neufchatel 
en Suice Charpentier et Menusier, qui a pris femme a Manheim 
depuis environ six mois, et Abraham Blanbois derneurant j 
presentement a Danstat avec sa femme et quelques enfants, mais ne 
pouvant y subsister, qui supplient tres humblement V. A. S. E. ! 
d’avoir la bont6 de les recevoir audit lieu; ils seront contens de la ( 
place et des terres a eux deux que V. A. S. E. avoit donn6es a ■ 
Jean Cherigo qui y a renoncä; ce faisant les trois supplians prieront 
Dieu de plus pour la santi et prosperitä de V. A. S. E. et de toutes 
les personnes qui lui sont cheres. Das (Sefudj mürbe genehmigt. — 

• Diefer 3 ac 9 ues 3 °l? ift wohl e i n Zugehöriger jener ^amilie 
3 olly, bie 3U HTannheim unb oerfdjiebeiteu R6fugi6sKolonien tn Be; 
3iehungett fteht. €iti Zbraham 3°l? erfdjeiut im 3“™ (676 * u 
ITXannheim (Katsprotofoll i<l 127); nadj ben ZFten ber mannhciiner 
Sdjueibe^mtft mürbe am 18. ITIai I67<t „Zbratjam Sdjuly oon 5 t. 
£ambredjt (mohl berfclbe) als OTeifler beim Sdjneiberhanbmerf eins 
getragen. Zbraljam 3 0 U l? n>urbe am 28. September 1679 in Wann; 
heim (Hatsprotofoll) als Pförtner am l^eibelberger (Etyor angeftellt. 
<£s ift mohl berfelbe Zbratyam 3 °ÜY/ ber 1689 mit F rau nttb Kinb 
bei ber pfä^er Kolonie in HTagbeburg Zufnaljme finbet. — Zm 
3. Jebruar 1685 oerpflichtet ber IKanuljeimer Stabtrat Daoib 3 oli als 
Felbfdjüßen (Hatsprotofoll). (Er erfdjeint im gleichen Zmt nodj am 
17 . 3 un * 1689 in HTannheim (biesnial 3 °lY gefdyrieben). Die Bemü« 
hungett, einen Stammbaum biefer meitoer3meigteit R 6 fugi 6 *Familie aufs 
3ujtellen / fcheiterten bis jetjt fyauptfädflidj barait, baß oerfdjiebene bes 
Hamens Zbraljam, Daoib unb 3 can rorfommcii, bie bariu nicht mit 
Sicherheit unter3ubringeu fiub, unb baß Zugehörige ber ^amilie in 
UTannheim, IHagbeburg, f^alle unb Stenbal erfcheiuen (aud? in beti 
leßtge ianuteu Stabten beftanben pfä^ifche Kolonien). Hach Keiper, 
^ran3öfifche Familiennamen in ber pfal3, fommt Scholly, 3 °l?/ 
öfters in HTarnheim oor. ZUe biefe 3 °HY ,s ft n ^ 3n>cifeIlos fran3öfifche 
Hugenotten, bie aus ber (Segenb oon Sebau unb Hieß (lammten. — 
Der UTanuheimer Bürger unb Strumpfmirfer 3 ean 3 °li? ( nac h ^ e J* 
malloitifchen Kirchenbüchern geb. 1689 , ge(l. 1732 , oermählt 17U tnit 
3 canette <£alnt 6 aus ber Höhe oon Hieß) mürbe ber Stammoater 
einer 3ahlreid)en h od ? ait 9 e f c heneu HachFommenfchaft. Sein (Eufel 
3 ean geb. 17 <H mürbe (765 mallonifcher Pfarrer in Franfettthal unb 
1770 3meiter Pfarrer ber mallonifchen (Semeinbe in ITtannheim, mo 
er 1785 ftarb. Zus feiner 3meiten (Eh c Zlarie Philippine (Ealm 6 
(lammt £ubwig 3 °HY (geb. 1780 , geft. 1853, pfa^bayrifdjer (Dffeier, 
bann Kaufmann unb 1836—18^9 Bürgermeifter oott Hlannheim. 
Sein Bruber 3 l aac ft 0 ^ l 852 °l s babifcher Staatsrat in Karlsruhe. 
Seine (£ubmigs) beiben Söhne maren ber ( 88 ^ in Hlünchen oer* 
ftorbene Profeffor ber phyft? Phll*PP ron 3 °H? ( p 9 ^* ®ottfrieb oon 
Böhm, Philipp 0. 3olly, Hlüncben 1886 ) unb ber 1892 oerftorbene 
babifche Staatsminifter £ubmig 3 °^? ( D 9 l- öabifdje Biographien ^,199 
uub Zbolf H aiisra *hf tubmig 3 °!!?/ ieip3ig 1899). — IDeitere Bei* , 
fpiele für folche auffteigenben Cebensläufe in Hwgenottenfamilien mären j 
leicht be^ubringen. > 


beati possideates fällten, nlc^t gewillt, fpdtec fommenöen 
gleiche Sed)te einjurdumen. Pier jamilien, öie tm Hooember 
(682 öie 2 lnfieöelungseclaubnis erhielten, befeuerten ftcf? 
öarfiber, öa§ U?nen jene neun ntcfyt gleiche Ceile oon Öen 
angewtefeneu wüften 2 lecfern }ufommen laffen wollten. Des* 
l?alb erging auf Dorfcijlag öes ©beramts jur Befeüigung 
öiefer (gwiftigfeiten Befehl an Öen Kammerrat Uebelacfer 
unö Öen Quartiermeifter Ulmann, jeöem Koloniften foiriel 
Kcferlanö aus^umeffen unö ju^uteilen, als er in einem 
3 aljr urbar 5 U machen unö ausjubauen oermeine. 

Heue Knjtebler erfeijienen, öie Kolonie wud)s, aber 
audf <5ir>tetracf?t unö ZTTifcguuft griffen immer me^r um 
ftdj, fo öafc öer £anöfd}reiber erflarte (23. Dejember \682): 
um Öen Streit aus öer IDelt ju fcfjaffen unö georönete 
cguftdnöe ^erbeijufü^ren, fei es unbedingt nötig, einen 
Sd)ultljei§en einjufe^en, öem 5 wei ©eric^tsperfonen bei* 
gegeben weröen fönnten, unö ju einer geregelten Heu* 
perteilung öer Kecfer ju fet^reiten, etwa in öer Krt, öa§ 
jeöer Knjteöler ^5 BTorgen ju gleichen teilen in öer 
beften, mittleren unö fdfledjten Boöenlage erhalte. Kber 
öamit l^atte es noefy gute IDeile. 

VIII. 


(gu Knfang öes 3 a *? res i 683 wuröe 3 ac <iu* s Delporte 
5 um ScHultl?eifen ernannt; öie neben U?m amtierenöen 
©eridjtsperfonen oöer Schöffen, auc^ Bürgermeifter genannt, 
fdjeineit wie öie jwei Bürgermeifter in Öen pfaljifcfyen 
Stäöten jdfyrlid) neu gewallt woröen ju fein. Kls erfte 
Bürgermeifter pnöen wir pierre ^ournaife unö Kbraljam 
Soblet. Die wenigften pon Öen armen Bauern unö fleinen 
Qanöwerfern, öie öas neue Dorf bepölfern, fönnen fd>reiben r 
öie meiften pon ifynen müffen ftcf? mit einer „marque“, 
itjrem ^anö^eichen, begnügen, wenn es ftcf? um il?re Unter» 
fctjrift f?anbelt. Sauer müffen fte arbeiten, öafj fte 3 U effen 
haben. Sie tfadm unö jäten, pflügen unö fden, wo fte 
platj flnöen. Sie fümmern'fleh "Redjr unö ©e* 

fe^, unö wenn man ihnen Dorwürfe macht, fo h a ^ eu 
öie entfchulöigenöe Kusreöe, fle fennen öes £aitöes Bräuche 
nid)t. Die Secfenheimer beeilen fleh 168^, ihre wüftett 
Kecfer 5 U fäubern, öa fle befürchten müffen, öa§ fle ihnen 
fonft eines frönen Cages als h«**Hlofes ©ut pon Öen 
^rieörichsfelöern weggenommen weröen. 

So siemlich alles mu§ ihnen gefchenft oöer porgeftreeft 
weröen: Saatforn für ihre ^elöer, ^olj für ihre Scheunen, 
Stroh für ihre Ställe, unö Kalf für ihre Käufer. 

Don geliehenem ©elöe ift ihr <p u 9 m e t? gefauft. 3™ 
Qerbft unö IDinter \682 roöett fle fleißig. €s ift eine 
harte, ntühfame Krbeit, öenn lange 3 a h re f tc *? 
iUenfchenfeele um öiefes wüfte £anö gefümmert. Seitöem 
öer grofle Krieg öie £eute per jagt, h a * bwdj gelegen; 
mit Dornen unö ^eefengeftrüpp flnö öie $elöer fiberwachfen. 
3 m 3 a ^ rc l 683 bringt öer neugeroöete Boöen wenig €r* 
trag, unö öas IDilö aus Öen benachbarten pfaljgräflichen 
^orften tt?ut öer Kusfaat groflen Schaöen. Dem mageren 
Sommer folgt \683/8^ ein feljr ftrenger IDinter, unter 
öem öie 28 Familien, öie feit Honember (683 in ^rieörid)s* 
felö anfäfftg flnö, ferner ju leiöen haben. Sann fommen 
öürre Sommermonate, fo bafc fle ( 68 ^ abermals por einer 
geringen (Ernte flehen unö um Stunöung öes ihnen pon 
öer Qoffammer porgefchoffenen Saatforns bitten müffen, 
Kuch im 3ahre (685 bleibt ihnen jur Abtragung öiefer 
Schulö nichts übrig, öenn öie (Ernte reicht geraöe jum 
£ebensunterhalt unö jur IDieöerausfaat lfm- 3 m Desember 
(685 erlaffen ihnen öie KurfürfliwZTTutter ©harlotte, Karl 
£uöwigs VOxtwCf unö öie Jje^ogin ©lifabeth Charlotte 
pon ©rleans als (Erben öes mittlerweile perftorbenen Kur* 
fürflen Karl, öie ihnen pon öiefem im porausgegangenen 
3ahre geliehenen (3^ UTalter Korn unö fjafer. 

(Enölich im 3 a h re l 686 Weint mit einem ergiebigeren 
(Ernteertrag eine beffere <§eit für öie fleine Kolonie anju* 


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brechen, nun abtt flnb es anbece L« in M, Me ihre ^ufunft 
beMohen. Don intern Qeimatlanbe t^er türmen ftch fdjmere 
Kriegswolfen gegen bie Pfalj auf: Cubroig XIV. ftrecft 
feine ^anb nach Cifelottens (Erbe aus. Schon lodert er 
bas Schweri in ber Scheibe- Unb gar manchen unter ben 
R6fugi£’s befcijleidjt bange Sorge ob ber Rache ihres eiuftigen 
^errfdjers. ZTlit Entfern hörten fie pon ben Derhaftungen 
llTann^eimer Bürger. Einem fyugenottifdjen Llüchtliug, ber 
in IHannheim Bürgertest erlangt ^atte, 3ean Earbel, 
würbe nad)gefagt, er ijabe im Wirtshaus beim ©efpräch 
über Cubmigs XIV. ^ugenottenuerfolgungcn bie unbeöachte 
Keugeruug gethan, ob es benn feinen Raoaillac mehr in 
Lranfreid) gebe. 19 ) Kurj barauf, am 5. Hooember 1685, 
würbe Carbel mit feinem Begleiter be Daion, ber Denun* 
jiantenMenfte gethan ju traben fcheint, auf ber Strafe non 
ZUannfyeim nach Speiet pon franjöftfchen Solbaten per* 
haftet unb auf Cubwigs XIV. Befehl na* Canbau gebracht. 
Diefe Perlegung bes Dölferredjts erregte allgemeines Ruf* 
fehen, aber alle Protefte blieben fruchtlos, Earbel würbe 
wegen f}ocl}i>e*t<*ts im Kerfer ju Dincennes feftgegalten 
unb enbete nach Meigtgjähriger ©efatigenfchaft in ber BaftiUe- 
Dem Derlangen bes franjöftfchen Königs, einige weitere 
ber DerfchtPÖrung perbächtige Rbfugic's in iftannljeim, 
ben Qatibelsmann 3 acc l ues Baffange, ben Pfarrer tjeuri 
le jranc unb ben Solbaten ©uillaume Porceau ausjuliefern, 
entfprach bie pfäljtfche Regierung nur infoweit, als jte bie 
©enannten perljaften lieg, oljne fie aber ber franjöftfchen 
3uftij pteisjugeben. Kein Wuttber, wenn bie Hugenotten 
bei folgen Dorgängen ftd) in ber Pfalj unbehaglich ju 
füllen begannen. 

Ein anberer ^einb aber bebroljte aus nächfter Dälje 
bie Ejiftenj ber Kolonie. Es war bas ©ift ber Zwietracht, 
bas in ihrem 3 tin4cn immer weiter um fti} frag. Die 
leibigeu Eigentumsftreitigfeiten waren immer noct} nicht 
beigelegt. <§war hatte bie Regierung fchon am Dejember 
1683 bem Quartiermeifter Ulmann befohlen, bie 21b* 
meifung nad) bes Canbfchteibers Dorfchlag porjunehmeit, 
unb jebem „Ijausgefeffenen ©emeinsmanu", alfo jebem 
(Drtsbürger, ^5 UTorgen £aub in ben brci oerfSiebenen 
Sagen anjuweifcn, aber Ulmanu, ber burd) Detmeffungs» 
arbeiten unb bie Unlage eines ©runbfteuer*Katafters in , 
UTunnfyeim pöllig in Knfprud) genommen war, Hatte für 
jriebriSsfelb feine £ei t übrig. 

(ifortfeftung folgt). 


Urtunben $ur ©efcfyichte Mannheims oor 1606. 

IHtt Knmerfungen ron Btarl <j£f| 0 tft*< 5 iegelhaufen. 

X. 

<3ur ^ortfefcung öiefer leiöer längere <3eit unterbrochenen 
Serie (t>gl. Mannl). <Befd).*23l. 190(, Sp. 220) laffeu wir 
iunädjft $wei bas ehemalige Dorf £jermst)eim betreffeube 
Urfunöen folgen. 3*?** Ztufnafyme unter bem obigen Citel 
redjtfertigt ftch baburd), bafj bas Qermshcimer (ßebiet burd) 
bie in neuefter <3rit erfolgte €inoerIeibung Hecfaraus ein 
Ceil ber Mannheimer Stabtgemarfung geworben ift. Das 
ausgegangene unb in Hecfarau aufgegangene Dorf t)erms- 
hrim lag auf ber linfen Hecfarfeite, $xmfd)eu Secfenfyeim, 
Rubenheim unb ZTecfatau um bie fogenannte Jjermstjetmer 
Kird)e (sugleid) eine Hömerftätte); es fommt fd)oit im 
8. 3al)rhunbert in ber ^orm Ejerintunbesfyeim mehrfad) in 
ben £orfd)er Urfuuben t>or, wirb barin aber, bejw. nom 
£orfd)er Ojroniften bes \2. 3af)?f)unberts in Mulino marca 

19 ) Haraillac t^atte im 3 ahre (6(0 König Qeitirid? IV. non 
% franheid? ermorbet. — Dgl. über bie obenerwähnten Dorfäüe: 
3 mmi<h, Dorgefd?td}te bes orleans’fd)en Krieges uub HI. (Oj. 2 Dei§, 
Hist, des rtfugits protestants de France I, 235. 


perlegt, wahrfd)einlid) oerfd)rieben für Malinowa, bie heutige, 
jur (ßemarfmig Sedeuheim gehörige Mallau. (£s ift inbeffen 
Faum anjunehmeti/ ba^ auch auf biefer ein wirflid)es Dorf 
mit befonberer ©emarfung gelegen wäre, jumal biefe Ztu 
in einer aitbern Urfunbe in bie Marf bes Dorfes Klop* 
heim ober Kloppenheim gefegt wirb, bas, bid)t fübweftlid) 
pon „ Siefenheim", b. h- Secfenheint, geftauben, mit biefem 
wieber eine einige Marf gebilbet $u hüben fdjeint. 1 ) 

3m Darmftäbter Ürchip befinbet fid) folgenbe Qerms' 
heim betreffenbe Urfunbe porn 3 a h re 1318: 2 ) 

Nos Emericus dei gratis Worm. episcopus profitemur, quod 
nos proprietatem bonorum in Hermsheim iuxta Laudenburg rede- 
mimus a Gotfrido dicto Pauler milite, quondam vice domino in 
Heidelberg. 3 ) 

Datum Laudenburg MCCCXVIU in vigilia beste Agathe virginis. 
(nom 33ifdjof beftegelt.) 

gu beutfd^: JDir, €merid? / ron (Sottes <5naben 23ifd)of nott 
tDorms befennen, ba§ wir oon Hitter (Sotfrib, genannt panier (non 
fy>t}enburg an ber (Sreiije non Pfalj unb €lfag), früherem Kmtmann 
in ^eibelberg, (Süter ju Herrnsheim bei Cabenburg gefauft haben. 

(Gegeben 3U Caubenburg (im bifd)öfli<hen Palais 3U £abenburg) 
( 3 ( 8 , am (Tage nor bem ^eft ber heiligen 3 ungfrau Kgathe" (<(. debr.). 

Eine wettere für Me (ßefcfytdjte H erms t?cims intereffante 
Urfunöe ift bas folgenbe Dotariatstugrument pom 3 a ^ re 
1^26, ettte Recf)tswetfung über Me pitnau. Die Ein* 
wo^ner pon Herrnsheim wohnten fefjon im 3 a h r h un ^ er * 
(— im <3tnsbud) pon 1369 nidjt mehr aufgeführt —) ju 
leeefarau, bilbeten i)\et aber eine eigene ©emetnbe mit be* 
fonberem Dorfgeridjl, befegt pon ©erichtsfchöffen, an beren 
5pi|e ein eigener lanbesherrlicher Schultheig ftanb, ober 
aud; M* oon Dedarau, fobag biefer ®rt aus einer Krt 
Doppelgemeinbe beftanb. Der Flurname Heemsheimer ©e* 
richtsftuhl füblich ber Eifenbahnlinie im Kleinfelb, weftlich 
pon Dedarau, beutet auf ein Leibgericht jur Rüge pon 
Lelbfrereln in ber gefonbert gebliebenen ©emarfung pon 
Hermsheim, fowie jur Schlichtung pou ©renjftreitigfeiten, 
währenb laut bem folgenbeit Dotariatsinftrument pon H26, 
wo bie Bewohner längft ju Hedatau anfäfgg waren, ihr 
Schultbetg not ber bortigen Kirche „perlaubte (Erlaubnig 
erteilte) unb perbot". 4 ) Die bantals jeugenetblich ber alten 
©emarfung pon H«c ms h eim jugefprochene Bltnau begriff 
nicht nur bie h eu tige piinau (für pianau?) bei ben fog. 
Rheingärten füböftüch pon Uedarau, fonbern auch an* 
grenjenbe Kafterfelb. 6 ) 

Instrumentum, in anno (^26 uff ben 25 . (Eag bes HTonats 3 tt ni 
uffgerichh wie folgt: 

3n (Sottes Hame^ Kmen. Kls man 3ählt (OjrifH (Seburt 
em lEaufenb rierhunbert unb 3 wanjig fe<hs 3 a ^ r » *u ber merten Indiction, 
ber Körner ^atjl 3U beutfd? genannt, papfttums, bes aQerhetltgflen in 
(Sott Daters unb H er ^ IHartinus Papfls bes fünften in feinen 

Hamens u fF dienstags näd)(t na<h 3 °l? annes ^ es Käufers, 

9 Dgl. mein „Dorf ITTannheim" 5 . (2 f., 2^ unb 50 f., ITTanns 
heimer (Sefd^.= 33 I. (902 5 . 5 Hr. 7 NB. unb 5 . 62 Knm. 3 unb bie 
betreffenben Krtifel in Kriegers top. ID. 3 . oon Baben. 

*) H* er nach ber im (Eopialbitdj 52 , Jol. 3^ bes Karlsruher 
(Senerallanbesarchios enthaltenen Kbfchrift. Diefer Sammelbanb ift 
betitelt: llrfunben jur babifd?en £anbesgefchid)te unb grogh. babifd?en 
(Senealogie; er würbe aus Kbfchrifteit h*ff?f<her Krchioalien in Darm$ 
ftabt 00m bortigen Krd?ioar Baur angefertigt unb ( 8^7 bem (Srogs 
herjog ron Baben 3um (Sefd?enP gemalt. Die Dorrebe weift auf bie 
rielen wertroüeti unb noch unbenutzten Quellen für bie (Sefd)i<hte 
unferer (Segetib im Darmftäbter Krd^ir t|' n * 5 o gewähre 3. B. ein 
Kopialbuch bes Klofters H( r f ( hh ortt reid^e Ausbeute für bas (^. unb 
( 5 . 3 ahrhunbert. 

8 ) Der 3weite (Eeil ber Urfunbe betrifft bie 3 n? or P ora ti° n ber 
Kird)e 3U H«ud?elheim unb ift gebrueft bei Schunnat hist. ep. Worm. 1, 29 . 

4 ) (Enthalten auf 5 . 36—*^6 bes Hedarauer Dorfbud^s, bem wir 
bas Kirchheimer (Eentweistum entnahmen (Dgl. UTannh. (Sefch.sBl. 
(902, 5 p. 25 0 nad? einer leiber oielfadj fehlerhaften Kbfchrift aus 
bem ( 7 . 3 a hrhunbert. Das 0 rtginal fd?etnt rerloren ju fein. Unfer 
Ubbrucf bebient ftch mobernifterter Orthographie. 

6 ) Dgl. <£h r ffi: ^ or f HTannheim, 5 . 9, 30 unb 50 unb UTannh. 
(Sefch^Bl. (900, 5 p. 2 ( 3 , Knm. 5 . 

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ber 3 toan 3 igffe fünf (Tag bes Utonats Juni, 3rad?monat 311 beutfd? 
genannt, 3 U Defpe^eit ober babei in bem Haus ber IDohnung bes be« 
fdjeibenen fjerrn Hicolaus Dy me, Pfarrer 3 U Herfarau, IDormflfd?er 
Bifd?oftums, gelegen an bem Kirdjtjof bafelbfl, feinb offenlid?en uns 
feiner eigenen perfon in (SegenmärtigFeit meines offen Schreibers, 
unb auch ber ehrbaren (Se 3 eug, t^ienad^ gefd?rieben: 

Hans Kobin, Schultheiß bes Dorfes Herfarau, für genannte, ber 
bracht unb ereignet*) biefe h*rnad? benannte ehrbare £eut, oon benen 
er alles unb jeglichen befonber feine (Ereue nahm, unb barnach mit 
aufgehabeneu Ringern leiblichen 3 U bem ^eiligen fd?mören, ein IDahr: 
heit 3 U fagen in ber Sach, als bann ihren jeglicher bejunber in tüchtig 7 ) 
unb mohl miffenb märe, uub befuuber, ob fte gefehen ober gehört 
fagen, ob bie Bitnau oon ben gebauten Kerfern 3 U Qermsheim, gleich 
mit anberu (Sütern 3 U ITecfarau gelegen, Kornbet 8 ) geben foüen, unb 
fagent bie <Se 3 eugen, als jeßt hernach gefchrieben jtitb: 

gu bem erflen Klein Kleffel,*) ein Schultheiß 3 U Kitripp, 
bem gebenft fech 3 ig Jahr mol?!, als er fagt, unb ift auch oierjig Jahr, 
baff er ein Bauer 3 U Herrnsheim mär, unb hat nie anbers gefehen 
ober oon ben Klten gehört fagen, bann baff oon ben (Sutern allen, 
bie 3 U H crm sh e *nt gebaut fiitb morben, bie Bliuau 10 ) gegen Herfarau 
geführt fei morben, unb baoon meinem gnÜbigen H crrn Kornbet 
geben fei, ohne oon IDattenheimers (Sut. n ) Kud? faget ber oorge: 
mrlbte geug Klein Kleffel, baff nie feiner anbers bie IDeibe 3 U Herms: 
heim gebraucht unb geäßt habe, bann bie oon Herfarau unb meines 
gnübigen fyvvn Schaf. 18 ) Sagt auch ber oorgenante geug, baff ihm 
mohl gebenft, baff ein Schultheiß unb alle Schöppen oon Hermsheim 
311 Herfarau mohnten unb faßen, unb mas 3 U erslaiber [— erlauben] 
unb 3 U erbitten [— oerbieten] mar, bas erlaubt unb oerbot ber 5 d?ult: 
heiß oon Hörnsheim, mit IDiüen unb IDiffen ber 3 U Herfarau; bas 
fagt er uff bie (Treue unb <Eib, bie er gefchmoren hat. 

Jtem: Hamman Qelffrtch oon ber Heuflabt, 18 ) ber anber 
geug, ber fagt uff feinen <Eib, baff ihm gebenft oier 3 ig Jahr unb 
mehr, unb er ein 5d?üß 3 U Hermsheim mar 3 man 3 tg brei Jahr. Unb 
mas er auf ber IDeib 3 U H^ rms h e * m begriffen, es müre £eut ober 
Diel?, bas pfünb er unb trieb bas pfanb 14 ) gen Herfarau. 

Hud? fagt ber <Se 3 euge, oorgenannte Hammann, bie geit als er 
ein Sd?üß mar, mann er bie oon Herfarau begriffen uff ber IDeibe 
3 U Herrnsheim, bie oerboten mar, bie rügt er als H*rmshetmer £eut. 15 ) 
Das mar er geheißen oon bem Schultheißen 3 U Hermsheim, unb oon 
anbern £euten, bie 3 U ber geit (Semalt hätten. 

IHebr fagt auch & er vorgenannte geug, baff er ein (Sebüttel 18 ) 
in Herfarau oor 3 man 3 ig Jahr gemefl fei unb hab Kornbet oon Hus: 
leuten, als oon ben Hermsheimern eingefammelt unb genommen. 17 ) 

Jtem: Hamman oon Küferthal, ber britte geug, fpricht 
auf feinen <Eib, baff ihm gebenfe fed? 3 ig Jahr unb mehr, unb habe 
nie anbers gefehen ober gehört fagen, bann mann bas (Sut 3 U Herms: 
heim gebaut mar, baff bie Blinau baoon gen Herfarau geführt 18 ) unb 
meinen Herren baoon Kombet gegeben marb, ohne allein oon IDatten« 
heimer (Sut. Hud? fagt ber (Se 3 eug, baff niemanb anbers bie IDeibe 
braunen unb äßen bfirfen, bann bie oon Herfarau unb meines Herrn Schafe. 

Jtem: peter ^affanbt oon tTToneuheim [HTunbenheim], ber 
oierte geug, fpricht auf fein €ib, baff er ein S<hüß unb (Sebüttel 
gemefen 3 U Hermsheim oor 3 man 3 ig unb oier Jahren, unb hab oon 

6 ) €reignen = eräugnen, oor Kugen flellen. 

7 ) So, mohl flatt anbädjtig ober einträchtig ? 

8 ) Kornbete, ber £anbesherrfchaft (Kurpfal 3 ) 3 U eutrichtenbe 
(Srunbfleuer an Korn, oal. Wannt?. <5efd?.«Bl. (900 5. 2 ( 2 , Knm. 

9 ) b. h* Hiflaus Klein ober junior. 10 ) Das Korn ber Blinau. 

u ) Steuerfreies (Sut bes Herrn oon IDattenheini (KheiupfaH). 

18 ) Keßen, 00 m Diel? abfreffen laffen. Der Kurfürft hatte auch 

IDaibred?t ober Schaftrieb auf ben Hermsheimer Reibern. 

1S ) „Die Heuftabt", noch gebräuchlicher Harne für Heuflabt an 
ber Harbt, mit oorgefeßtem Krtifel. 

14 ) Das gepfänbeie Diet? in ben Schußhof, pfanbflall. 

15 ) b. h. ber Schüße 3 eigt fomohl bie Herfarauer als bie Herms* 
heimer felbfi an, menn fte Diel? auf bie IDeibe treiben 3 ur geit mo 
biefe gefdjloffen, b. h- als elb ober Waljb, ITTühmiefe benußt ifl. 

18 ) (Sebüttel, (Eolleftio oon Büttel, (Drtsbiener. 

17 ) Der Kornbete maren fomohl bie alten (Eitigefeffenen ju 
Hermsheim, bie nun aber als befonbere (Semeinbe 3 U Herfarau 
mohnten, als bie fog. Kusleute untermorfen, bie ausmürts angefeffen, 
in ben Hermsheimer Reibern nur (Srunbbefiß hatten. 

18 ) b. h- bas auf ber Blinau gebaute Korn. 


| ber Blinau, bie erfannt marb oon ben (Sütern $u Qermsheim, tv ) 
Kornbet geforbert unb ihn [ben gins] genommen oon Kusleuten, als 
beneu oon Herfarau, 80 ) unb bas hob er gethan oon (Seheiff unb 
(Sebot megen, H e nrid? [H an5 J Hobins megen, ber ju ber geit Schult: 
heiß 3U Herfarau unb Hermsheim war, an beiben < 2 nben 81 ) mohl 
3maii3ig unb acht Jahr. Sagt auch, menn bie Husleut ober auch bie 
[einer ber?] anbern bie Kornbet nicht gaben, fo l?ieß ü?n ber oorge: 
nannte Schultheiß fle pfütiben. Klfo fpricht er, baff er fle gepfänbt 
hab unb Kornbet oon Kusleuten empfangen, als oon hetmifd?en Jns 
leuten, unb hab bie bann fürbaff geantmortet, 88 ) meinem H errn ja 
geben. Kud? fagt ber oorgenannte Peter, mas er Kusleut uff ber 
IDeib 3ur Hermsheim begriffen, bie pfünb er unb trieb bas pfanb S8 )gcu 
Herfarau. Unb mann er bie oon Herfarau uff ber Hermsheimer Weib 
begriffen, barin es oerboten marb, bie hat er fürgebracht 84 ) als Jnleat. 
inehr fagt ber genannt Peter, mas 3U oerleiben 86 ) unb 3U oerbieten 
mar oon Hermsheim megen, bas erleib und oerbot ber Schultheiß oon 
Hermsheim oor ber Kird? 3U Herfarau. Unb fagt ber obengenannte 
geug, baff er fieben Jahr ein Schuß 3U Hermsheim gemefen fei. Der mär 
freie in aller Waff unb IDeis, als bann bie Schüßen 3U Herfarau maren. 88 ) 

Jtem: H amm an, ein IDirt oon Wannheim, ber fünfte geug, 
ber fpricht, baff ihm 50 unb mehr Jahr gebenfen unb hab nie anbers 
gefehen ober gehöret fagen, bann baff bie Blinau 87 ) oon ben (Sütern 
311 Hermsheim gen Herfarau geführt morben unb baoon Kombet ge« 
geben fei als oon anbern (Sütern 311 Herfarau. Kud? fagt er, baff 
ihme nie anbers gebenfe, bann baff oon altersher bis auf biefe 
gmeiung 88 ) oon ben 3U Herfarau alfo gehalten morben fei. 

Ueber biefe alle unb befonbere oorgefchriebene Ding, hat Hans 
Kobiu, Schultheiß, oorgenannt, mich, öffentlichen Schreiber, hiernach ge: 
fd?rieben, erforbert unb t?iefd? 29 ) ihm einen offenen Jnflrument oon mir 
gemacht merben. 

Befchehen 80 ) feinb biefe oorgefchrieben Ding in bem Jahr, 
Jnbiction, papfltums, (Tage, bes Wouat, Stunb unb Statt, als oor: 
gefchrieben fteht, in (Segenmärtigfeit bes ehrbaren befcheibenen ITTann, 
Herrn Htclaus Dient, Pfarrer 3U Herfarau unb Johannes Illülich, 
Bürger 3U Heibelberg, !Dormsfd?er Bifchofstums, ehe genannte, bie 3U 
geugnis über bie oorgefchrtebeiteDing^ geheißen uttb fleißig gebeten fern. 

Unb id?, Hiclaus oon Dübenfeit, ein Cleric[us] fpeyr[ifchen] 
Bistums, oon faiferlidjer (Semalt ein offen Schreiber. 81 ) Darumb id? 
allen oorgefdjriebenen Dingen bin gegenmärtig gemefen unb hab fie 
alfo geftehen 82 ) unb gehört gefehen. 

So hab id? bies gegenmärtig offen Jnffrument, bas mit meiner 
eigen H a nb gefchrieben ift unb [burd?] mein gemöhnlid?es geid?en unb 
Signet ge3eid?net ifl, geoffeubaret in (Slauben unb (Se3eugnus aller oor: 
gefd?riebenen Ding. 88 ) Jft bas Signet 3ioeen Bifd?ofsftäb freujmeis 
unb ein Bifd?ofshut barüber bes obgenannten Hotarii. 


19 ) --- bie erPaunt marb als (Eeil ber (Süter oon H ern| stl e ini. 

20 ) Somohl von Kusleuten, hier begüterten ©rtsfremben, als oon 
cHiumohttern oon Herfarau. 

21 ) b. h- von beiberlei (Sütern, betten ber Kusleute, mie betten 
ber Jnleute ober (Hinmohtter. 

22 ) b. h- öer Büttel übcrantmortet bie Kornbete bem Kurffirffen. 

83 ) Das gepfänbete Diel?. Dgl. Knm. 

* 4 ) Knge 3 eigt in ihrer £igenfd?aft als (Eingefeffene oon Herfarau. 

* 5 ) mhb. verlouben unb verlöuben, erlauben. Daher ber nod? 
übliche Kusbrurf „mit Derlaub*. 

8ß ) Der v felbfd?üß 3 U Hermsheim märe ebenfo frei, b. h« berechtigt, 
mie bie Sd?üßen oon Herfarau. 

27 ) Das Korn oon ben (Sütern ber Blinau. Dgl. Knm. (o, ( 8 . 

88 j gmiefpalt, Streit. 

29 ) Jn ber Kbfd?rift: h*efd? im einen offenen ic. (b. h. er heifd?te, 
oerlaugte, baff id? ihnt eine öffentliche Urfuttbe mad?e. 

80 ) befd?ehen, gefd?ehen. 8I ) notarius publicus. 

32 ) — beftehen, id? habe gefehen unb gehört, baff fie alfo be: 
ftatibcti, ftd? oerhielten. 

33 ) Das folgenbe iff gufaß bes Kbfd?reibers. 

NB. Unter ben mit Sd?aßung belegten (Einmohnern oon Herfarau 
erfd?einen anno (^ 39 , nad?trüglid? 0011 mir mitgeteilt im Heuen 
Krd?io für (Sefd?id?te oon l^etbelberg V 5. 18 ff., Hr. 4 ber obige 
peter faffant (aus ITTuttbeiiheim über bent Khein), Hr. 77 bie IDitme 
bes Schultheißen Hans ober i^cnrid? Kobin (ober Kober?) unb beffen 
Familiennamen aud? Hr. 59 unb 97 , monad? er aus Speier 3 U flammen 
fd?eint. Der 0rtspfarrer Hicolaus Dyme ober Diem mirb 3 mar als 
fleuerfrei nid?t aufgeführt, aber ein Hans Diem Hr. 35. 

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182 


Mizttümta. 

ffeutrulfteUe für freutfdje Vtrfvntn- ttufr dfamilien- 
gefdjtdfte* Unte^eidjnet oon einer 2 lri 3 ai|l heroorragenber Hamen 
wirb gegenwärtig ein Aufruf oerfanbt, bem wir folgendes entnehmen: 
„IDieberholt iff in ben lebten Jahren in beu Kreifen ber (Senealogen 
unb JamiIiengefd?id?tsforfd?er ber (SebanPe angeregt worben, bie 
großen Schwierig?eiten, weldje bie ungeheure gerfplitterung bes 
Materials ihren Arbeiten in ben IDeg legt, baburd? 3 U überwinben, 
baß bie in UrPunbenbücbern, UnioerfftätsmatriPeln, Bürgerliften 
unb anberen gebrucften unb ungebrucften Quellen jergreuten An¬ 
gaben planmäßig gefammelt unb an einer Stelle ber Benutzung 
weiterer Kreife 3 ugänglich gemalt werben. Die Unterjeicfjneien finb 
ber Ueber 3 eugung, ba§ bas erffrebte giel, bie Begrünbung einer 
Centralftelle für beutfdje perfonen- unb £amiliens 
gefehlte nur erreicht werben Pann, wenn 3 U ber freiwilligen 
2 lrbeit ber 3 ntereffenten bie Mitarbeit hifforifdj gefaulter ArbeitsPräfte 
tritt, gur Befehaffung ber Mittel für bie 3 unäd?ft nötigen Büdner, 
Schreibmaterialien unb gettelfäffen, fowie für bie nötigen ArbeitsPräfte 
haben bie Unte^eichneten befdjloffen, einen Derein ins £eben 311 rufen, 
bejfen Mitglieber burdj einen regelmäßigen 3 al ? res ^ e *l ra 9 un ^ 1iad ? 
Kräften burd? Ctnfenbung PorrePt ausgefüllter gettel 3 U bem bes 
3 eid?neten gwecfe mitwirfen follen. Sie rieten beshalb an alle 
Jreunbe familiengefdjidjtlicher 5 or fa ? un 9 &* e bas guftanbe- 

Pommen bes Unternehmens burch Beitritt 3 U biefem Derein 311 unters 
jtfifeen. Als (Brunblage einer folgen Centralftelle foll ein alphabetifd? 
georbneter gettelPatalog geraffen werben, beffen ein 3 elne gettel ent* 
halten follen: (Seburtss be 3 w. Cauf 3 eit unb 0 rt, Cobes 3 eit unb 0 rt, 
Angaben über IDohnort unb £ebensffellung, Derheiratung, Cltern unb 
Kinber unter genauen Angaben ber Quellen unb bei gettelu, bie oon 
Mitg liebem eingefanbt finb, bie Angabe bes Cinfenbers. Ausgefchloffen 
follen alle bie perfonen fein, über welche bereits biographifd?e An= 
gaben in allgemein 3 ugängltchen gebrucften IPerfen oorhanben finb, 
bie Centralftelle würbe aber für fold?e perfonen bie gebrucfte £itteratur 
nad^weifen, auf Anfragen AusPunft erteilen unb gegen geringes 
fymorar Abfdfrtften - bes-• 4n - ihren getteln oorhanbeuen ITTaterials 
liefern. Cs ift nicht 3 U leugnen, baß eine fo ansgeftattete Central- 
fteUe nicht nur für ^amiliens unb perfouengefchichte, fonbern auch 
für bie 0rtss unb ITamensforfdornig, bie (Befeuchte ber inneren IDaube= 
rangen unb ber Stämme oon größter IDichtigPeit fein würbe. Pie 
SchwierigPeiten, bie bem Unternehmen entgegensetzen, oerhehlen ftd? 
bie Unter 3 eichneten nicht, ge weifen aber barauf hin, baß eine ähns 
liehe Cinrichtutig Plein er en Maßffabs begeht bei ber „Commission de 
l’histoire des 6glises w&llonnes“ in £eyben (bjollanb), bie Kirchenbuchs 
aus 3 Üge fran 3 Öftchsreformierter (Semeinben in Belgien, I]ollanb, Deutfehs 
lanb u. f. w. befitjt unb baoon gegen geringe (Sebfihr Abfchriften 
liefert. An bie DerwirPlichung bes planes Pami nur gegangen werben, 
wenn bie 3 ugefagten Beiträge eine genügenbe fjöhe erreichen, bie 
geid?ner oon 3 a hresbeiträgen follen beshalb bis 30 m i. 3 anuar 190 <l 
an ihre gufage gebunben bleiben. Bis bahin wirb ihnen, wenn bas 
guftanbePommen ber Centralftelle gefiebert ift, eine entfpredjenbe Mits 
teilung 3 ugef}en unb ber Beitrag oon ihnen erhoben werben. 211s 
jährlicher MinbefbBeitrag ßnb fünf UTarP feffgefetrt worben, git- 
fdjriften unb Senbungen werben 3 unächft erbeten an Hechtsauwalt 
Dr. Brey man, £eip 3 tg, HeumarPt 29 ." 

|ltt* |llt - ftiiferiljal. Der 0rtsbiener oon Käferthal ha**? 
(1739) als 3 a hresbefolbung 3 Malter Korn, (Bulben bar unb bie 
Hugnießung oon \ l U Morgen Acfers, ferner oon bem „gewöhnlichen 
Spießtragen" weitere io (Bulben, ein paar Schuhe unb i IHalter 
Korn. tDenn es oorPam, wie 1750 , baß man Peinen geeigneten 
Spießträger fanb, fo wechfelte bas Amt täglich bei ben 0 rtseinwohnern, 
worüber fleh folgenbe Beftimmung im alten Käferthaler (Bemeiubes 
protoPollbuch ftnbet: 

„Soße ber Porffpieß täglich unter benen 3nwohnern bahier herum 
gehen unb ein jeber tragen mit biefem Heferoat, baß wofern einer 
ben Spieß ftehen laßen unb nicht tragen ober oergeffen würbe, folle 
Peine Cntfchulbigung acceptiert werben, fonbern foll ber ober biefer 
jebesmalen mit 15 Kreier beftraft werben, wobei oerorbnet worben, 
3 ufolg ergangener (Beneralien, baß ber Porfhüfer halb h*e, balb 


boct im Porf auf ber (Saß, mehrftenteils aber an bes Schultheißen 
Behaufung herum gehen, bas Bettels unb anber oerbächtiges (Seftnbel 
aus weifen folle; unb berjenige, fo 3 U Abenb ben Spieß bei bem fjerrn 
Schultheißen einffellet, ift gehalten, feinem Hachborn bie An 3 eig 3 U 
thun, baß er, ber Hachbar, bes anbern Cags felbigen auf Anmelben 
bei bem Ijerrn Schultheißen tragen wolle, babei jeber 3 eit um ein ober 
anberes, ob etwas neues oorginge, anfragen mfiffe." 


Jdtfdintfßn- uttir Bürfivtfdiau. 

Wavitvbndf fre* frfcaftljerfagtttttt* 
#afren. t^erausgegebenoonber Bab. hiftorifchen Kommiffton. Bearbeitet 
oon Albert Krieger, gweite, burdjgefehene unb ffarf oermehrte 
Auflage. Crffer Baitb, erfter Ijalbbaub (10 IH.) Ijeibelberg, Carl 
IDinters Unioerfitätsbuchhanblung, 1903 . — 3 e & em , ber ffd? ber 
(Befchithte uitferes Ijeimatlanbes 3 U befchäftigen h a ^ (ft bas Copos 
graphifdje IDÖrterbu<h oon Archiorat Dr. Krieger in Karlsruhe feit 
Jahren ein wohloertrauter, unentbehrlicher Hatgeber, eine l^ifiorifc^e 
AusPunftfteüe, wie ftd? wenige £änber rühmen Pönnen, eine gleich oors 
treffliche 311 beft^en. Cs hat weit über bie (Breiten unferes £anbes 
hinaus 21nerPenuung gefunben, unb ber IDunfch ber tyfforifdjen Kom* 
miffion wie bes Derfaffers, alle bie mannigfachen Crgän 3 utigen unb 
Hachträge oerwertet 311 fehen, bie fleh ihw jahrelanger IDeiterarbeit 
ergeben haben, oeranlaßte bie nunmehr im Crfcheineu begriffene, be 
beutenb oermehrte 3 weite 21uflage. IDährenb bie erfte Auflage 60 Bogen 
umfaßte, wirb bie 3 weite auf ungefähr 80 berechnet; ein fo breiter 
Haum ift trot; möglichfter Knappheit aller 21ngaben ber Crmeiteruug 
ber ein 3 eluen ArtiPel gewährt worben. IDer auch nur ftichprobenweife 
oergleicht, Paitn ftch ein Bilb ber oeroollffäubigenben Arbeit ber Heu' 
auflage machen, oon ber wohl bie menigffen ArtiPel unberührt blieben. 
IHit bem (Befühle rücfhaltlofer Bewunberung für bie h er o° rra genbe 
£ei(tung wiffenfd?aftlid?eu Fleißes unb umfaffenber SachPenntnis wirb 
man biefes Hachfchlagebuch benütjeit, beffen (Eitel nur fdjwach anbeutet, 
welch ein Heichtum h*ftarifcher Paten unb Ho^en barin enthalten ift. 
3n alphabetifcher Heihenfolge ftnb alle Stäbte, Dörfer, IDeiler, Burgen, 
Klöfter, tBaue, Berge, ^lüffe u. f. w. bes (Broßhenogtums behanbelt, 
felbftoerftänblich auch bie ausgegangenen 0rte (IDüftungen), jeweils 
mit beu wichtigfteu hiftorifchen unb topographifchen UrPunbeubelegeit, 
bereu Citate in oielen fällen bem Spe 3 ialforfcher bie IDege weifen 
Pönnen. gahlreidje UrPunbeuftellen ftnb ausge 3 ogeu 311 m Hachweis 
ber ältefteu Hamensformett (alfo unentbehrlich für ben 0 rtsnantens 
forfcherl), bes früheften DorPommens, alter Befttjoerhältniffe, ber (Be« 
richts; unb firc^ltd^eit gugehörigPeit, ferner finb beigefügt Hotten über 
Kirchenpatronat unb gehntrecht, einheimifche (Sefchlechter, Beamte, bei 
Klöftern bie Heihenfolge ber Aebte u. f. w. IDichtige Flurnamen finb 
ab unb 3 U mitgeteilt (vielleicht wirb ein babifches ^lurnamenle^iPou 
als fpätere Aufgabe folgen 1) unb bie ^funbe aus oorgefchichtlicher, 
rötnifcher unb germanifcher geit burd? Pur 3 e Ez* n w e *f e £itteraturs 
angaben angebeutet. So ift in Pomprimierter ^orm eine Unmenge 
wertoollften Materials 3 ufammengetragen als (Brunblage für lanbess 
unb loPalgefchichtliche Stubien ber oerfd?iebenften Art. Außer ben in 
Betracht Pommettbeti gebrucften UrPunbeupubliPationen ftnb h au Ptfärh* 
lieh bie reichen Beftänbe bes Karlsruher cBeuerallanbesarchios h eran * 
ge 3 ogett unb teilweife burch bas Material auswärtiger Archioe ergäbt 
worben. Per oorliegenbe erfte £?albbanb reicht bis Jfreiburg, bas noch 
nicht gan 3 erlebigt ift, unb enthält aus unferer näheren Umgebung 
bie 0 rte Brühl, Doffenheim, Cbingen, Cppelheim, ^eubenhetm, ferner 
u. a. bie IDüftungen Dornheim unb Boghcim unb bie Burg Cichels* 
heim. 2lusbrücflich fei 3 um Schluffe noch h* n 9 e w^ e f etl au f foltö* 
Prucfausffattung, bie bem Derleger C. IDinter alle Chre macht. W. 


Beuertarerbungett uitb ^rfienbungen. 

XXXVIII. 

( 2 *. Mai bis 20 . 3 un * 1903). 


I. |ltt* freut llltertum. 


Cb in gen, ^unbe aus brei frühgermanifchen (Heihetu) (Sräb.ern 
auf bem (SrunbffücP oon IDerPmeiffer 3- Schnetj: 

F 307. Kleines 5 djnä liehen aus x mm biefem Bron 3 ebraht mit 
Porn, 13 X 8 mm, unb 

F 308. Cifenmefferchen, 9 ^ mm lang, 15 mm breit, aus bem 
I. (Srab. 

F 309. 19 buntfarbige (Eott perlen 001 t ^ bis io mm Pm., aus 

bem II. (Srab. 


F 310. Cifetimeffer, an Spitje 
12 cm laug unb 2 ,* cm breit. 


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unb 21 ttgel abgebrochen, noch 

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183 


184 


E 311. (ßefdjlojfener Hitt g aus 6 mm ftarfem Bron3ebraht, 2,4 cm Dm. 

F 312. (Ehemals gefdjloffener Hing aus ungefähr 4 mm bicfem 
Eifenbraht, 2,5 cm Dm., ftarf nerroftet. 

II« Jltittrl alter nnfr itenjeit. 

C 425. Drei bemalte (Eonfiguren, (. tjälfte bes (9. Jtjbts. ((Ses 
fdfent non Ejcrrn 3 n ß a H a * eur tjeinr. £eonl|arb ijier.) 

C 426. 3( portraitbüften in Helief (5—7,5 cm Ijodj) non 

Künftlern, Did?tern unb (Belehrten bes (8. 3h r &ts., Conabgüffe 
non gleidtfeitigen BisfuitsHeliefs, eingerahmt, unter <Slas, bie 
Hahme 46 cm Ijodj, 52 cm breit. 

E 558. Heifefoffer mit £eberüber3ug unb Eifenbefdjläg in 
Empireftil, angeblich non (Sroßh^ogin Stephanie non Haben, 
1,26 m lang, o,73 m breit, 0,65 m fjodj. ((Sefdjenf non Jrau 
Hilbtjauer Ko rin an IDme.) 

E 559. UTeerfdjaumpfeife aus bem (8. 3^t., mit 5ilberbefd?I5g 
unb IDeichfelrohr, gan3e £änge 43 cm. ((Sefdjenf non ßerrn 
Hlai Küffel.) 

E 560. £id?tput$fcheere non Stahl, dfeliert unb reich gefdjmiebet, 
nom Unfaug bes (9. 3h& ts * IM cm lang. 

G 210. St. f)elena?lltebaille (Bron3e). Dorberfeite: Kopf bes 
Kaifers mit llmfd?rift: Napoleon empereur. Hücffeite: Cam¬ 
pagnes de 1792 k 1815. 3 m (felbe: k ses compagnons de gloire 
sa derniöre pensöe Ste Hölene 5 Mai 1821. Don einem £orbeer* 
Pran3 umrahmt, barüber bie Kaiferfrone. Das Banb fehlt. (Ses 
funben im IDalb bei <Dberfdjefflen3, Hmt IHosbac^. ((Sefchenf 
non Ejerrn Kunfi* unb fjanbeisgärtner Hob. Hnton Starf in 
Ebingen.) 

H 1051. <Dffi3iersmautel, (870 getragen non 0berft non Hen3. 
((Sefchenf non beffen tDitme, ^rau Unna non Hen3.) 

K 206. 24 Bilbertafeln, nerfd^iebene (Semerbebetriebe im (8. 

3h&t. barftelleiib, (^ol3fd?nitte) (8,5X ((,5 cm, auf pappeubecfel 
aufge3ogen, 311m Hnfd?auungsunterridjt in ber Dolfsfdjule ((Sefchenf 
bes Ejerrn Heinrich Hauer). 

K 207. ginneues IDeihmafferbecfen mit Helief, IHabonua mit 
Chriftusfinb, Enbe bes (8. 3^* 5 » Uufhängett, (5,5 cm tjodj, 
8 cm breit. 

K 208. Drehet)!! fjeiligenbilber unb Dotingaben nerfdjiebener 
Hrt aus einer Sd^marjmälber DorfPirdje. 

L 135. gmei Uffignaten ber I. fra^öftfdjen HepubliP über je 
50 £inres. (K 207 unb 208 unb L 135 (Sefdjeufe bes Ejerrn 
3nftaüateur Ejeinr. £eontjarb). 

M 314. Spinbeluhr non Silber in befonberem (Seljäufe, mit Uns 
gäbe ber HTonatstage, Hegetisburger Urbeit. ((Sefchenf non Eferrn 
£eop. IHayer.) 

in. Püttfett. 

F 201. Sedjs größere unb 3»ei Pleine Bron3emeba111 en auf 
Hapoleon I., Hapoleon III. unb ben italienischen Jelb3ug (859. 
((Sefdjenf non Ejerrn 3f r - Hberle.) 

TL mtotvfammlnni. 

A 98 p. HTan 11t}eim, ad?t Unflaten aus bem Derlag non (Suibo 
geiler in Illannheim, Stahlftidje ca. (850. (. (Sefamtanfidjt nom 

ÜnPen Hl^einufer aus, fröhlich del., H. Damfon sc. (ngl. A 85); 
2. Bahnhof, (frdtjlidj unb 3- 3- Gönner (ngl. A 101); 3. Schloß 
non ber (Sartenfeite, fröhlich unb (Eanuer (ngl. A 169 d); 4 Warft- 
plaij, (El?. Derhas unb 3- Eanner (ngl. A 121 f); 5. parabeplaft, 
Perbas unb (Eanner (ngl. A 111); 6. (Sroßh* 3 n fdtut, Tröhlid? 
unb (Eanner (ngl. A 107 g); 7. Kettenbrficfe, fröhlich unb Damfon 
(ngl. A 114); 8. freihafen, fröhlich unb (Eanner (ngl. A 105 a\ 
8 ©riginalsStahlftidj-piatten ca. 20: 22 ((Sefchenf bes ^errn Korn* 
mer3ienrat geiler). 

A 101 p. Mannheim, feftungsmerfe. <Etn (Eeü ber efye* 
maligen JeftungsmerPe, niebergelegt beim Husbau ber Horbmefls 
ecPe bes (Quabates R 7. ^fiinf Photographien; eine non R 6, 
bie anbern non S 6 aus auf genommen, je ((,8: (6,8. 

A 146. Mannheim. (Ehor im früheren Befifc ber jamilie (Efpen* 
fd?ieb, bann bes ^ofbud?brucPereibe(tt)ers UTaf fjahu, HecParnorftabt, 
niebergelegt ( 903 . Photographie ( 7 : 22 . 2 (Exemplare. ((Ses 

fd^enP bes beseitigen Eigentümers f)errn D. IReyerspicarb.) 

B 223 d. SecPenheim (ngl. audj ^riebrichsfelb). Der nom IHanns 
heimer Hltertumsnerein erneute SocPel bes DenPnials ^riebrid^s 
bes Siegreichen non (462. Hufgenommen non 0sPar ^ochftetter 
am (2. 0Ptober ( 890 . Photographie ( 3 , 1 : 9 . 

D 3 mo. Jriebridj, (Sro§her3og n. Haben. KnieftücP, ftehenb, in 
Uniform, ohne KopfbebecPung. Photographie nadj bem 0elbilb 
non IDinterhalter (857« 8,6: 5 , 3 . 


D 3 mp. £ouife, (Srogher3ogin n. Haben. Knieftürf, flehenb, in 
(Sefeüfchaftsan3ug. Photographie nad? bem 0elbilb non IDinters 
halter (857. 8,6 :5,3. 3. Delten, Karlsruhe. 

D 3 ms. ^riebrid?, (Sro§her3og n. Haben. Photographie aus bem 
Hnfana ber 60er 3^hee bes norigeu ®un3e Jigur, ftehenb, 

in Uniform, UTü^e in ber Ejanb. £. ttJagner, Hofmaler, (Earls¬ 
ruhe. 8,8:5,8. 

D 3 mt. £uife, (Sro§her3ogin n. Haben. Photographie aus bem 
Unfang ber 60er 3<*hre bes norigen 3a^hunberts. (San3e Jigur, 
ftehenb, in Stra§enPleibung. £. U?agner, Hofmaler, (Earlsruhe. 

8,9: 5,7. 

D3tf. ^friebrid?, Erbgro§her3og non Haben. Photographie etma 
aus bem 3ah*e (864. 0an3e Jigur, fitjenb. (Eh. Sdjuhmann 
Sc Sohn, (Earlsruhe. 8,(: 5,7. 

D 3 nf. £uife, (Sro§her3ogin non Haben. €tma aus bem 3 a ^e 
(856. KnieftücP, ftehenb, nach red?ts gemenbet. HaA einer 
Photographie lithographiert non (E. VOabt\, 3U haben bei 3. <L Huffa 
m Haben. 35,5: 29,5. 

D 2 np. £uife, (Sro§her3ogin non Haben. Uus ben 60er 3^en. 
Hruftbilb, nad? ltnPs gemenbet, Blumen im ^«ar. £ithographie. 

7:5,5. 

E 2 ga. Unbriauo, Heinrich. Erfter Hürgermeifter non Utann* 
heim (833—(835 (f (836). Photographie non (EillmannsUTatter 
nach einem 0 elgemülbe. Hruftbilb in DijltenPartenformat 9 : 6 . 

E 2 p. Artaria, Dominique, h Blevio sur le Lac de Come 
le 23. Mai 1765, d£c6d6 k Mannheim le 2. Janvier 1823, d^di6 
k ses nombreux amis par son Fröre Jean Marie Artaria. (UTits 
Inhaber ber UTannhehner Kunfthanblung Urtaria Sc ^ontane.) 
KnieftücP; nad? einem (Semälbe non p. Krafft in IDien (8(5, 
geftod^en non £. E. (Srimm. 24,5: (8. 

E 54 pf. (Sägern, Heinrich Freiherr non. präflbent ber 
^ranffurter Hationalnerfammlung (848, bann bes Heidjss 
minijteriums (849, t (880 in Darmftabt. KnieftücP mit ber 
Unterfchrift: „3jh thu einen Pühnen (Sriff unb fage 3^ n ^* mir 
müffen bie proniforifche Eentralgemalt felbft fchaffen" unb bem 
^acftmilie feines Hamens3ugs. Derlag non fy?lt)mann in Earlss 
ruhe. Harne bes DrucPers unleferlich. £ithographie. 34:21,8. 

E 63 cd. fjecPer, ^riebrid?. Eine Erinnerung ans bem 3otl re 
(848: % friebrich £)ecfcr (f 24. 3. 188 ( in St £ouis). Uus bem 
((. Hanb ber jfluftr. geitung. EJecPer ftehenb, mit Sübel, <Se- 
mehr, piftolen unb Dold^ bemaffnet. ^oljfchnitt. (9: (0. 

E 103 p. Heben ins, ^r. ( (Srofjh- babifd?er Staatsrath, normals 
[(838—39 unb (845—49] präflbent bes Iftinifteriums bes 3nnern 
[f 8. 3*tni (857 in Karlsruhe], fjüftbilb; ftt^enb. (Ses• 
Ereujbauer unb Jasper. Derlag non (S. £)o%mann. tfthograptfte. 
29,6 :23,7. 

E107 h. 0bentraut, Qans UTichael, genannt ber „beutf<he UTichel", 
geb. (674, geft. (625, pfä^ifcher Heiterführer im 30jährigen Krieg, 
Kupferftid? um (62(/22 non Eberharb Kiefer. (8:22 0. pi. H. 
((Sefchenf bes EJerrn £anbgerichtsrat £^ufffchmib in Konftanj). 

E 130 r. Schebeft, Ugnes, bebeutenbe 0pemfängerin, geft. (870 
in Stuttgart. 3 n ^ cn (830 er 3ohr«* om Eheater in Karlsruhe, 
^üftbilb. 3- Ddten in Karlsruhe. £itbogr. 51,5:24,3. 

E 133 1. Schiller, Charlotte non, geb. non £enpefelb. Knieftäcf, 
an einem (Eifche fi^enb. Ch. Sdjuler sculps, Kunftnerlag non 
U>. Creu3bauer in Karlsruhe. 241(6,5. 

TH. &vd)iP. 

UTatinheim, Acta bie regulirte Copulations^ Kinbtaufs unb 
Begräbnisgebühren betr. (728. (( Erlaß ber furf. Hegierung, 
ausgefertigt an bas KriegsPommijfariat, (0. HTär3 (728 betr. Jeft= 
feftnng ber Begräbnisgebühren). — UngePauft unb beponiert non 
ber Stabtgemeinbe, 3 noen * ar 5. 40 Hr. 202. 

$ranjäfifches £eumunbs3eugnis für ben 3ojähri0en 3 ean 
3acques Staubt in Dfirfheim, ausgeftellt nom bortigen Ulaire, 
22. Itlär3 (8(3. ( Hl. gol ((Sefchenf bes Xjerm Dr. Staubt.) 

Zc. £ehrbrief, ausgeftellt non ben Qanbmerfsmeiftem (3°h* £ubm. 
Klein unb 3°h* Krieger) ber Bierbraue^unft in Speier für 
ben 3 un 3 5( Sefeüen 3°honn 3 a ^°b He cf er aus Dannftabi, 
ber bei bem Bürger unb Bierbrauermeifter Efajas Bufchberger in 
Speier (756—58 bas fymbmerf erlernte. Speier, (. 3 U ^ (?*4, 
Pergamenturfunbe, Siegel fehlt. ((Sefdpenf bes Qerm 3nftaÜateur 
£eonharb.) 

TIII. #iUi<rtljrk. 

(tDegen Haummangels 3urücfgefteüt.) 


üfrantwortlid) fflr bie Bebattion: Dr. ^ritbri<4 malter, manti^eim, C 8, (Ob, an ben ffcntlidt* Beiträge ja abrefftecen fbib. 
^flr ben materiellen 3n^alt ber Brttfel fbib Me Olitteilenben oerantiportlid). 

Derlag bes Ulannbeimer Jllt er t amsp r r eins (£. ö., Dritf ber Dr. Q. QaasMdien 8 odjbr nrf er ei m. b. 8. in Ulannbrim. 

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Ulannbrbn. 

oogle 



Mannheimer ßefchidnsbläner. 

monatsebrift für die Beschickte, Altertums- und Uolkskunde Mannheims und der Pfalz. 

F>erau$0*9eb4n vom (ßannbeitmr Hltertumsvmin. 

Erscheint monatlich Im Umfang von 1 — 1H Bogen und wird den Mitgliedern des Mannheimer Jfltertumsvereins unentgeltlich zugestellt für Mchtmitglieder 

beträgt der jährliche Jlbonnementpreis 111k. 3.— einzelne Hummern: 30 Pfennig. 

IV. Jahrgang. Äuguft $>tpUmbtv 1908. Ba. 8 u. 9. 


§n§aft. 

Mitteilungen ans bem Mtertumsoerein. — giele unb Aufgaben 
eines Hlamtfietmer IHufeums. 2. Das (Srofft. Haturtyftorifd^e IHufeum. 
Don profeffor IDtlheim (Jöljner. — Jrtebrid^sfelb. <Sefd?id?te einer 
pfdl 3 tf<hen qugenottenfolonfe. Don Dr. ^riebrid? 2Dalter. (Jort* 
feftung.) — €in Sdjmeötnger 5d?äferfpiel non 3aljre *760. IHitgeteilt 
non prof. 21. f. Mater in Sdfwefcingett. — IHiscellanea. — geits 
fdjriften unb öfidjerfdjau. — ZTeuermerbungen unb Sdjenfungeti. 


PittrifMfni aus Iti JUtatiMimii. 

Des üurgrtttb beriet in feiner Sitzung am 20. 3uli 
über bie Befdjicfung bet Husftellung, bie pon ber Central* 
ftelle für Hrbeiterwohlfahrt am 20. unb 2\. September Ijter 
oeranftaltet n>irb; ferner über 2tnfdjaffung pon Sammlungs* 
gegenftänben unb über Borträge an ben Deretnsabenbett 
bes fommenbeu IBinters. — Banfbar begrübt mürbe cs, 
bofc ijerr Ux. 2(u^uft l}oh«n*i»ftj: f eines ber ältefteu 
unb treuften ITCitglieber, für Dereinsjwecfe fOO ITCarf ge* 
ftiftet bot. Unter ben Scffenfungen für bie Sammlung ftnb 
berporjufyeben: ,gwei Conftatuetten pon lUattl). pan ben 
Branben, bem Schöpfer bes XTlarftplabbrunnens, gefdjenft 
pom Dorftanbsmitglieb £)errn Dr. 2Tt. Benfinger, unb 
eine 3nbianertropfyäe aus Ccuabor pon £)ertn ©el )■ Hegte* 
rungsrat Dr. HDilf). Heifj. — 5“ r »erfoufte Dereins* 
febriften mürbe auch in biefem 3 a h te / trotjbem feit längerer 
§eit fein toeiterer Banb ber „^otfdjungen" erfdjienen ift, 
pon ber Derlagsbuchbonblung eine namhafte Summe ab* 
geliefert. Cs fonnte feftgeftellt werben, bafj bie lebten 
Publifationen auch auswärts in weiten Kteifen Beachtung 
unb 3«tereffe gefunben haben. — Bet Brucf bes Banbes 
ber jorfchungen (Karl f}aucf, ©efd)i<hte bes Kurfürften 
Karl Cubwig pon ber Pfalj) ift binficbtlid) bet Ceptbogen 
(293 Seiten) beenbet; es ftehen nur noch bie lebten, bie 
Knmerfungen enthaltenbett Bogen aus, bie aber in aller* 
nächfier <3eit fertig geftellt werben fönnen. 

* * 

* 

Kls Pitglieber würben neu aufgenommen: 

Kaltreutber, ^riebrich IDagenfabrifant N 7. 2. 
fflaier, C. <5. Kaufmann Parfring 33. 

Kom, Karl Kaufmann B 7. {2. 

Schlefinget, Dr. Ceopolb Hechtsanwalt D l. 8, 

©eftorben: 

Stoll, Heinrich Kaufmann in fjeibelberg am f. Kpril. 

Zugang: 4:, Kbgang: 3 (butch Cob: l, burch Hustritt: 2), 
HTitglieberftanb Cnbe 3 U 1 * 1903: 816 IHitglieber. 


Siele u«6 Aufgaben eines Mannheimer 
Mufenms. 

2. Bas ©rofjh. natur^iftortf^e lUufeum. 

£>on profeffor 2DUIjrltn Jotjner. 


Bie HTannhetmer ©ef<hi<htsblätter hoben fürjlich bie 
Kufmerffamfeit ber gebilbeten Kretfe unferer Stabt barauf 
hiugeleitft, in welcher U)eife bie h' ec befteljenben wiffen* 
fcbaftlichen Sammlungen erweitert unb }u polfstümlidhen 
ZTlufcen ausgeftaltet werben follten. Ba hierbei, ben Be* 
ftrebungen bes Hltertumspereins entfprechenb, houptfäcfflicb 
ber ardjäologifche unb btftorifcbe Ceil jur Besprechung fam, 
unb aubere Sammlungen nur für} berührt würben, foll im 
folgettben mit einigen ZDorten ber Plan begrünbet unb 
entwicfelt werben, ben mau ber wetteten Husgeftaltung bes 
hieftgen ©rojjh* naturhiftorifchen Ulufeums }u 
(Srunbe gelegt hat. 

^flr bie Httorbmmg unb HuffteHung bet }ooIogifd}en 
Hbteüungen unferer ZUufeen galt bis por fut}em noch bie 
Syftematif unb }war uneiugefchränft burch irgenb welche 
anberen ©eftebtspuufte. Bie Syftematif ber Zoologie 
grünbet ftch auf bte beftehenbe Berwanbtfchaft ber Cin}el* 
formen. Uad/ ihrer Hebnlicbfeit fajjt man biefe in ©ruppen 
}ufammen unb f^ebt }uglei<h bie gegenfeitigen Unterfchiebe 
beutlich herpor. Ba aber bie Prinzen, nach benen biefe 
Berwanbtfchafteu beurteilt werben, }u einem großen Ceil 
pon bem fubjeftipen Cmteffen bes jorfehers abhängen, fo 
ift bie Syftematif in fortwährenber IDanblung begriffen 
unb wirb ftch immer wieber änbern }ufammen mit ben 
©runbfä^en, nach benen ntan bie Ciere ber Hatur pereint 
unb trennt. IDtU man alfo rein fyftematifch orbnen, fo ift 
man gelungen, ftch «inet beftimmt gegebenen Syftematif 
)u unterwerfen, ein ^wattg, ber leicht ertragen werben 
fönnte, wenn nicht }wei fchwer wiegenbe Hadfteile bamit 
perbunben wären. 

Ba es bet Sfftematif nur barauf anfommt, bie gegen* 
feitige Begehung ber etnjelnen Krten }u peranfchaulichen, 
fo fann fte ihren ^weef nur erreichen, wenn fte ein}eln 
aufgeftellte Cfemplare benäht. Hethenweife Knotbnuttg 
in Sdhranf unb Kaften ift beshalb bas einförmige Bilb 
eines fpftematifch georbneten HTufeums; ausbtucfslos 
unb ohne IDechfel ift ein Ciet wie bas anbete fchabionen* 
mägig aufgeftellt. Ba bte £)erfunft bes ©egenftanbes auf 
biefe 0tbnung ohne jeglichen ©influfj ift, fo fleht ber Der* 
wanbtfcfjaft gentäg Sehnliches aus Qeimat unb ^rembe 
eng nebenetnanber. Ber }weite Hachteil bet fvftematifcheu 
Kufftellung beruht htfolgebeffen barin, ba§ bas Qeimifche 
}wifchen ben Cieren aus frembeit Säubern faum }ur ©eltung 
fommt. Cs entfteht }war burch e < ne folctje internationale 
,5ufammenrethung ber 0bjefte ein wiffenfchaftliches ©e* 
famthilb, bas einem engen Kreis pon Cingeweihten wert* 
polle Kenntnis oermittelt; eine oolfstümliche, lebenswahre 
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Darftellung aber, Me bas 3nteceffe öer Zlllgemeinheit in 
Zlnfprudj nimmt, lägt ftdj mit tjülfe öer reinen jyftematifchen 
©rbmnig nidjt ermöglichen. Don liefet <£in|tdjt geleitet 
Ijat man in legtet ^eit für Mejenigcn Sammlungen, welche 
jedermann jugänglidj find, die Syftematif jugunften anderer 
©rdnungsprinjipien jurücftreten laffeu. 

«Entgegen dem weltumfaffenben Ctjarafter der Syfte* 
matif l)at man junädjft Öen Kreis öer ©bjefte, roeldje jur 
Darftellung gelangen follen, eingeengt. «Es ift eine «Er* 
fahruugstljatfadje, bag unbefaunte Haturformen nur öaun 
Beadjtung finöen, wenn fie etwas befouöers «Eigentum* 
lidjes, etwas auffallenö ZDunberlictjes offenbaren. Staunen 
und Bewundern ftnö aber ZZugenblicfsempfinbungcn, öie 
tjödjftens ein »orübergeljeHbes Gefühl öer Ztdjtung »or 
öer Hatur erjeugen fönneit. Den <§wecf eines ZlTufeums 
öürfen fie nidjt ausmadjen, denn jeöe anöere Sdjauftellung 
faun öasfelbe etrcidjen. Um Öen angeftrebten U)ert 
öauernö unö bleibenö ju madjen, öarf eine naturljiftorifdje 
Sammlung nidjt jur Befriedigung bloßer ZTeugierbe be* 
fteljeu; fie mug »ielmeljr fo geftaltet fein, dag jte jum 
wirflidjen Beobachten öer Zcatur anregt, dag fie weiterhin 
öas «Erfennen öer Hatur erleidjtert unö damit — als 
letztes ^iel — öie Siebe jur Hatur wadjruft unö fördert. 
ZDenn in öiefer IDeife öas ZITufeum mit feinen in Sälen 
aufbewaljrten toten ©bjeften für öie freie, lebendige Zcatur 
begeiftern foll, fo fteljt es auger allem Zweifel, bag für 
öie weiteren Kreife des Dolfes nur öie uns unmittelbar 
umgebende Hatur, alfo nur öie Zjeimat unö im weiteren 
Sinn öas Daterlanö in Betradjt fommen fann. Ztus 
öiefem Grunde ntug audj ein naturtjiftorifdjes ZITufeum 
feine Uufgabeu in erfter Siitie öer Zjeimat entueljmen, unö 
ju einer Darftellung öer ZTaturfuube des Daterlauöes 
müffen öie Beftänöe älterer Sammlungen umgearbeitet 
werden. «Es bleibt jeöodj ju betonen, bag öiefer Ijeimat« 
lidje Cljarafter feine Sdjwädjung erleidet, wenn nadj ge* 
höriger Beadjtung des Vaterlandes audj fremde Sänöer 
3ur Vertretung fommen, befonöers wenn in foldjen fällen 
auf unfere Kolonien öas bjauptaugenmerf geridjtet ift. 

ZTtit öiefer Ijeimatüdjen Zlmgtenjuug des Stoffes wäre 
aber für öie Belebung öer joologifdjen Zlbteilungen wenig 
erreidjt, wenn man nidjt audj öie Darftellungsweife ändern 
würde. «Einjelejemplare, wie fie »on öer Syftematif »er* 
langt werden, find fooiel als möglidj 3U »ernteiben, denn 
00m £eben unö Cteiben in der Hatur wiffen fte nidjts ju 
berichten. Kein Gefdjöpf befielt für ftdj allein; in gegen* 
feitiger Ztbljängigfeit bedingt eines öie Eriftenj des anderen. 
«Es mug öestjalb als allgemeine Forderung für öie natur* 
funölidje Darftellung gelten, bag — ooti öer Syftematif ab* 
gefeheu — ^ufammenfaffung mehrerer 3nöwiöuen unter 
irgend einem belehrenden (ßefidjtspunft ftattfinöet. 3 ns ’ 
befonöete find es öie Sebensgemeinfdjaften auf freunöfdjaft* 
lieber oder feindlicher Bafts, öie reiches ZUaterial bieten, 
um durch naturgetreue Gruppen öie Kenntnis des tierifdjen 
Sebens ju erweitern. 

Die Sdjwierigfeiten, weldje der Schaffung foldjer Ge* 
meinfdjaften entgegenfteljen, dürfen nidjt unerwäijnt bleiben. 
ZDäljrenb der Stoff durdj die Hatur gegeben wird, ift eine 
Ztrt »on Kunft nötig, um ein Sebeusbild aus iljm ju 
formen. Da aber die 3& fe Mefer Bilber wiederum der 
Hatur entflammt, fo darf dies <3ufammeuwirfen oon Kunft 
und Hahir immer nur in der IDeife ftattfinöen, dag öer 
Küuftler fidj öem ZTaturfunbigen unterovönct, um öie <Se= 
fahr einer allju freien und öaöurdj unnatürlichen Kombi* 
nation ju »ernteiben. Beöenft man weiter, dag der Zluf* 
bau folcher ZDerfe reidje ZITittel und ihre Kufftellung weite 
ZZäume »erlangt, fo ift es erflärlich, dag bis jegt nur 
wenige naturwiffenfdjaftlidje ZITufeen in Deutfdjlauö den 
erwähnten Gruubfägen »öllig genügen. Bürgerlicher Ge= 
meinftnn hat das neuerbaute Zlltonaer ZITufeum mit prädj* 


tigen Ciergruppen der Zjeimat ausgeftattet. ^ür Köln unö 
Bremen gilt Zleljnlidjes. Zludj in unferer Hadjbarftabt 
«franffurt hat man den Cieren der Zjeimat einen gefonderten 
plag angewiefen innerhalb der grogen wiffenfdjafttidjen 
Sammlung des Senfenberg’fdjen 3 ,l ftttuts. Der oolfs* 
bildende ZDert einer foldjen Sonderung lägt ftdj gerade 
hier »ielleidjt am beften erfennen. 3 n güdjtigem Sehen 
gcljt die Znetjrjaljl der Befudjer an den fyftematifdjen 
ZZeiljen »orüber; die Ciere öer Zjeimat erft jwingen durd) 
ihre Z}erfunft unö Gruppierung jum Stehenbleiben. Das 
genaue Betrachten fteigert ftdj nidjt feiten jum lauten Ge* 
öanfenaustaufdj, fo tief ift öer «Einörucf, den diefe lebendige 
ZZct »on »aterlänöifdjer Haturgefdjidjte h«r»orruft. 

Hadj öem (ßefagteu ergiebt fidj oon felbft, dag für 
unfere »olfstümlidjen ZlTufeen die lateinifch*griedjifdjen 
Hamen der Syftematif den Bejeidjnungett in öeutfdjer 
Spradje an ZDidjtigfeit nadjftehen. ZDenn jene ihrer 
unioerfellen Bedeutung halber audj unentbehrlich find, fo 
fann für die Zttehrjaljl der Befudjer öodj nur eine mühe* 
los lesbare deutfetje Benennung die (ßrunölage abgeben, 
auf öer öas «Sebädjtnis den empfangenen «Eindrudf be* 
wahren fann. Um öiefen ZDert der öeutfdjen Hamen nodj 
ju erhöhen, und augeröem das Derftändnis des (ßefeljenen 
ju erleichtern, ift eine beigefügte SPijje oder (Erläuterung 
in »ielen fällen »on grogern Hugen. 

Das ZUannheimer naturhiftorifdje ZITufeum geht auf 
das »on Karl Cljeoöor gegründete furpfäljifdje Haturalien* 
fabinet jurücf. ZZus derfelben <5eit flammt audj die mit 
naturgefdjidjtlidjen ZTlotioen gefdjmücfte, füuftlerifdje Kus* 
ftattung der im Sdjlog gelegenen Säle unferes ZUufeums. 
Die furpfäljifdjen Sammlungen ruhten ausfdjlieglidj auf 
fyftematifdjer Bags, ebetifo wie die meiften ZInfdjaffungen 
früherer 3 a h ce * Dagegen ftnö die «Ergänjungcn unö Heu* 
Ordnungen öer legten 5«>t ftets in öer Ztbftdjt erfolgt, 
unfere ijeimifdje Cierwelt in lebeusoollen Bildern dem Be* 
fdjauer »or Ztugen ju führen. 

ZDir beftgen, um einiges »011 dem hieU? ec Gehörenden 
ju erwähnen, eine groge Keihe »on Biologieen, d- h* ®ar* 
ftellungen des «Entwicfelungsganges eittjelner Urten. Damit 
der ^ufammenhang öer »erfdjieöetien Entwicfelungsftufen 
beffer erfeitnbar fei, find jeweils öie nötigen «Erflärutigen 
beigegeben worden. Unmittelbarer in ihrer ZDirfung ift 
eine Gruppe öeutfdjer Spedjte, deren £ebeusweife fidj auf 
einem gemeinfamen Baumftamm anfdjaulidj »erfolgen 
lägt. 5 etner umfagt eine ZUöoengtuppe und die foge* 
nannte «Entengruppe eine Heilje oon Seetieren, die ge* 
legentlidj oder auf ihren ZDanöerungen das Kheingebiet 
berühren. «Ein Sdjranf des Säugetierfaales enthält die 
einljeimifdjcn ^leöerniäufe und, »on diefen abgeteilt, foldje 
aus fremden Cänöern. Ceiöer war es nidjt möglidj, diefe 
glatterer in beffere Beleuchtung ju gellen, fo dag die 
Hatürlidjfeit und öas £eben, weldjes in öiefen Gruppen 
herrfdjt, nidjt ganj jur Geltung fommen fann. Die neuefte, 
augeroröentlidj attfpredjende «Erwerbung in Bejug auf die 
Zjeimat — ein «ßefdjenf des Haturoereins — ig eine 
^üdjftn, die ihren 3 un 9 eu Beute juträgt. 

Der Forderung, heimatlich ju fein, ift unfer ZITufeum 
audj dadurch geredjt geworden, dag die deutfdjen Vögel 
aus öer übrigen Sammlung gefondert, neu befthnmt und 
beffer aufgeftellt wurden, foweit dies bei Bälgen noch 
möglidj war, die aus der ZlTitte, jum Ceti fogar aus dem 
Ztnfang des »origen 3 a h r h un & er ts ftammen. KUe »on der 
(ßroglj. ^offaffc jur Verfügung gegeilten ZTTittel der fommen* 
den 3afjre find öaju beftimmt, die £ücfen in diefer Samm* 
lung deutfdjer Dögel ausjufüllen. Dag ihre Gruppierung 
mehr als wünfdjenswert öurdj die Syftematif beljerrfcht 
wird, war nidjt ju umgehen, weil das »orljandene ZTTaterial 
nur wenige Kombinationen julieg. 

Dagegen wird im Derlauf der nädjgen 3 a h te öie 
Cierwelt des Hecfarauer ZDaldes in einer befonderen Zlb* 

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teilung bem Ceben gemäß zufcimmengcftcllt. Die wenigften 
ITTannbeimer fennen biefen tDalb genau genug, um ju 
wiffcn, welches Aleinob bie Stabt an itjm befißt. Unb 
Mes nicht nur wegen feinet eigenartigen lanbfcfjaftlicfjen 
Schönheit; baburch baß er mit Umfchließung von ajten 
Bbeinarmen jwifcfjen Acferlanb unb bem offenen Strom 
gelegen ift, beherbergt er 511 jeber 3 < 1 h t «S 5 eit «ine berart 
formenteihe unb mannigfaltige (Tierwelt, baß jeber neue 
©ang burch ben IDalb bemjenigen, ber mit Aug’ unb 0l)r 
beobachtet, auch neue Feeubett un b ©ettüffe bringt. Der 
Zwecf ber ©ruppe ift erfüllt, wenn fie zu folgen Beobach* 
tungen anregt unb eine Umgebung, bie fo riete in Hit* 
fenntnis nicht gebührenb beachten, wertvoller erfcheincn 
lägt. 

IDas bis jeßt an bem Beifpiel ber lebenbigen Hatur 
burchgeführt würbe, behält in übertragener IDcifc nicht 
weniger ©iltigfcit für bie Hliuetalogie unb ©eologie. Die 
Syftemattf fonnte man für biefc beibcn IDiffenfchaftcn 
jwar ficherer geftalten, IDerben unb Bergeheu hat aber 
auch hi« e altes in wechfelfeitige Beziehung gebracht. Hur 
ift biefer Zufamnienbang mehr intimer Hatur, er tritt 
uns feiten fo beutlich unb unmittelbar ins Bewußtfein wie 
bei ber (Tierwelt. 3mmerhin fiub bie ^älte jahtrcich genug, 
welche geeignet finb, um unter bem ©eftchtspunft gleicher 
Entfießung ober gemeinfamer ©ertlicßfeit auregenbe Ab¬ 
wechslung in bie fyftematifchen Beißen ber Htineralien, 
^elsarten unb ^offitien ju bringen. Schon burch bie f)er* 
vorßebung bcffen, was ber £)eintat entftammt, wirb erhöhte 
Aufmerffamfett erzeugt werben fönnen. 

Die Umgebung UTannheims ift freilich arm an ben 
genannten Dingen. Das Scßwemmlanb unferer ©egenb 
fonnte nur bie Anocßenrefte einiger Säugetiere bewahren, 
©lücfltch« $unbe im Bßeinbett unb zufällige ©rabungen 
ergaben in faft erfchöpfeuber EDctfe alles, was bie engere 
Heimat für bie päläontologifcbe Abteilung liefern famt. 
€ine weitere Ausbeute erlaubt bas einförmige Schwemm* 
tanb nicht, Hält man jeboch etwas weiter Umfchau, fo 
bietet fi<ß Stoff in Fülle. Der Beicßtum Habens an 
UThteralien unb Petrefaften ift fo groß, baß es unmöglich 
war, alles in unfetem Bejtß Befinblihe in ben jwei jur 
Verfügung ftehenben Scbränfen unterzubringen. Bon geo* 
logtfcßen Formationen birgt ber benachbarte 0 benmalb 
eine fo große Anzahl, baß es als lehrreiche Aufgabe ber 
nächften Zeit gebacht ift, burch öelegftücfe unb Zeichnungen 
aus einer ©egenb, bie ber HTannheimer gern burchwanbert, 
einigen Auffcßluß über ben Bau unb bie ©efchichte ber 
Etbrinbe $u geben, Ebenfo wirb ein Profil burch bas 
Bheinthal erläutern, wie biefes burch Settfung bes ehe* 
maligen Hochplateaus entftanben ift. 

Die Berhältniffe, unter benen fich unfer naturhiftorifcßes 
Htufeum in biefer frucbtbringenben Art heimatlich ausge* 
ftalten fann, finb wenig erfreulich. Hon ben fechs Samm» 
lungsfälen, beten Baunt faft ganz ausgenüßt ift, leibet 
namentlich einer außerorbentlicß unter F ell <httgfeit. U)ie 
vergeblich bet Aampf gegen bie Schimmelpilze ift, bezeugen 
bie Tücfen in ben 3 n feftenfäften. Als HUttel zur Er¬ 
gänzung unb Erweiterung ber Sammlungen ift nur ein 
ftaatlicher Zufdjuß verfügbar, währenb Schenfungen non 
privater Seite fo feiten finb, baß für bie lebten 3 a h*e nur 
jwei erfreuliche Ausnahmen z u verzeichnen finb.*) Auch 
von auslänbifchen Zuwenbungen läßt fi<h nichts berichten, 
was man in einer Stabt, bie als Siß bes Ejaubels fo viele 
ihrer Söhne in frembe Täuber fchicft, nicht erwarten follte. 
Bebauerlicherweife h e *rf<ht in HTannhcim im ©egenfaß 
ju früheren 3 a h*en fo wenig 3»tereffe für bie Hatur* 
wiffenfchaft, baß auch ber Haturverein infolge feiner geringen 
HTitglieberzaßl felbft mit Hälfe bes ftäbtifchcn ^ufcfjwffes 

*) ,frau Dr. ßirfc^brunn fdjenfte eine ntufd^elfammlung unb h err 
galjiiarjt Cangelotlf einen Dadjs. 


nicht im Staube ift, mefyr als bisher tn ber ©effentlichfeit 
ju mirfen unb bas ITCufeum thatfrdftig ju unterflögen. 

tt?te arni ift HTannheim in biefer Bejahung im Der* 
gleich mit ^ninffurtl Diefes fonnte ftd? aus Stiftungsmitteln 
eine regelrechte naturwiffenfchaftliche £jocf)fcf)ule errichten. 
Don ben eigentlichen Stiftern abgefeben, haben fich nicht 
weniger als 86 Htitglicber ber Senfenbergifchen natur» 
forfchenben ©efellfcfjaft baburch ein Denfmal gefegt, baß 
fie namhafte Summen gefchenft h a ^ en / bmn <3infen 5 ur 
Dermehrung unb Unterhaltung ber Sammlungen beftimmt 
finb. HTit Hecht fttib fte als „einige HTitglieber" auf 
HTarmortafeln im Htufeumsgebäube bleibenb nerjeichnet. 
Huch bas projezierte neue ^ranffurter HTufeum fann 
wefentlich aus Schenfungen erbaut werben. Hur baburch, 
baß auch uns infolge einer großmütigen Stiftung ein 
HTufeumsgebäube in Husficht fteht, ftnb wir in berfelben 
glücflichen £age wie unfere Hachbarftabt. IDir möchten 
im Ejinblicf barauf ber Hoffnung Husbrucf geben, baß aus 
ber ITCttte unferer Burger noch anbere opferwillige ^teunbe 
ber IDiffenfchaft erflehen, bie ihrem Hamen ein ehrenoolles 
itnbeufen fichern, tubent fie bem h^ 9 en Htufeum für 
Haturfunbe bie HTöglicbfeit geben, auf bcnt geplanten 
IDeg etwas rüftiger norwarts ju fchreiten, als es bis jeßt 
ber t ^all fein fonnte. Die fyftematifche Sammlung wirb 
fich bann uollenbs in ihrer Bebcuiung bahin erweitern 
fönnen, baß fte nicht nur bem alten < 5 u>ecf ber wiffen* 
fchaftlichen Bilbung bient, fonbern nor allem bie Ciebe 
jur Ejeimat pflegt, um baburch jur nationalen (Erjiehung 
unferes Dolfes beijutragen. 


Srte6rt<^$fel6. 

©efhihle einer pfäljifcheu H u 3 euottcnfoloiiie. 

Don Dr. 3Trtelirlcfj IDalter. 

ITadjbrucf oerboten. 

(ifortfeftung.) 

IX. 

Hachöem wiederum ein 3 a h* verftrichen war, ohne 
öafj öie Bermeffung erledigt wuröe, erging En6e 3 anuar 
\ 685 Befehl an jtvei anöere uns fchon befannte Bettrauens¬ 
männer ber Begietuttg in biefer Ftiebrichsfelber Anftebelungs* 
Angelegenheit, ben Benovator IDolf unb H e § ctus Airch* 
heim, nun enblich ans Abmeffen unb Austeilen z u gehen. 
Einige (Tage fpäter teilte bie Begierung ben F c *ebrichs* 
felbern mit: infolge ber Befctjwerben über bie erfte Acfet* 
Verteilung — fte war ja eine höchft ungleichmäßige unb 
willfürlichc gewefen — folle nunmehr eine Heuverteilung 
t>on ©runb unb Boben ftattfinben. 3>v 3uni 1685 war 
Heß mit bem Berwalter ber furfürftlichen Aellerei IDerfau 
an ber Abmeffung tljätig. Die größten Schwierigfeiten 
traten ihnen entgegen. Hoch nicht einmal über bie ©e* 
marfungsgrenzen herefchte völlige Alarheit, unb bas führte 
ju allerhanb langwierigen Auseinanberfeßungen mit ben 
Hachbargemeinbett unb mit angeblichen ©runbftücfseigen- 
tümern, bie ibee Anfprücbc ju wahren juchten. 

Es giebt faum ein braftifdjeres Beifpiel ber Hilflvßg* 
feit unb troftlofen Zerfahrenheit, in bie ber pfäljifche Ber* 
waltungsorganismus unter bem leßten Aurfürften aus ber 
ftmntern’fchen Tinie hiveingeraten war. Berhältnismäßig 
leicht unb einfach war bie Aufgabe, unb hoch fcljien fte 
nicht bewältigt werben z M Fönnen. IDas nußte ber gute 
IDille, ber ba unb bort bemerfbar würbe, was halfen bie 
befteu Abßchten, wenn es überall an bem fieberen 3'ieinanber* 
greifen bes Bäberwerfs einer georbneten unb auf zwer» 
läfftge Beamten gcftüßteu Staatsverwaltungifchlte! 

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(Ein paar miberfpenftige ^canjofen, benen man alles 
erbenflich« ©ute gethan hatte, fonuteu troß allen Bemühens 
nict)t jur (Drbnung unb Vernunft gebracht merben! Die 
Sache hatte noch einen anberen ©runb. Des £jercfct)ers 
©unft hatte bet Kolonie in ihren erften 3ahren geleuchtet. 
Da ftarb im Hlai f685 Kurfürft Karl, unb mit bem lieber« 
gang ber Krone an eine anbere £inie, bie fatljolifctjen 
Heuburger, traten an bie Begieruitg fo piele mictjtige 
fragen Ijeran, baß bie fleiiten Sorgen pon ^ricbrichsfelb 
Zeitmeife pöllig in ben Qintergrunb gebrängt mürben. 

(Es fehlte nicht mehr picl, fo mürben bie Dinge un= 
entmirrbar. Schon maren einige« ber beften Kecfer, oon 
benen bie juerft Kugefommenen, mie ermähnt, nicbt meinen 
mollten, hYPothcfartfcf} perpfänbet. Daniel Ie Coup, 3ean 
^romery, Charles Peronne unb Kbraljam Soblet Ratten 
beim Hlannheimet Katsherrn IDalther Deljouft Darlehen 
aufgenommen unb ihm ihre Kecfer als Uuterpfanb per* 
f daneben. Kud) Verpachtungen unb Verfäufe non Kcfer* 
lanb maren bereits porgefommen, unb bas alles miber 
bie Beftimmungen bes pripilegieitbriefes! 

BTan perfuchte, einige ber fpäter gefomnteuen Familien 
in ber Hachbarfchaft unterzubringen, in ©ftcrsljeim, Hei* 
(ingen, ZTußloch unb anberen ©rtfchaften. Die pier ^amilien 
Daniel Drouin, Pierre unb 3 ean bc Satire, BTattjieu 
Peronne, bie in ^rtcöridisfelb ju furz gefommen maren, 
erhielten bas fogenannte „Kott" auf Ceutershaufer (5c« 
marfung in (Erbpacht. Kber bie Ceutershaufer proteftierten 
energifch: fte feien felbft auf bie Pachtung biefes Kottfelbes 
angemiefen, unb nach fur$er <3eit mußten bie ^ranjofen 
ber BUßgunft meichen. 

3n$mifchen nahm ber Streit in ^riebricfjsfelö immer 
heftigere formen an. Die Kolonie ber flüchtigen <5laubeits» 
genoffen mar m jmei Parteien gefpalten: in bie ber erften 
Koloniften, bie ftd) um bie aus Seban ©ebürtigeu fcharten, 
unb bie Spätergefommenen, bie in einigen aus bem ©ebiet 
pon Calais flammenben IDebem (Pierre unb 3 4an be Sattre, 
5ran?ois Poillon) ihre fjauptmortführer hotten. 

£>ic Seban, h>e Calais fchallt’s burch bie ©affen bes 
Dorfs! ZDas fte in mühfeliger Krbeit 'gerobet unb urbar 
gemacht hoben, mollen fich jene nicht mieber nehmen laffen; 
fie mollen ihre Krbeit nicht für anbere gethan hoben. 80 ) 
Die anbern Plagen über bie fchledjten Sanbäcfer unb mollen 
fich mit Öen meit pom Dorf abgelegenen, Pom IDilb heint« 
gefuchten gelbem nicht jufrieben geben; fie behaupten, bas 
gute K cf erlaub merbe ihnen unrechtmäßiger tDeife potent» 
holten. Die erregte Stimmung ber Parteien macht fich 
Cuft in feinbfellgen Schmähungen, bie auch in bie Berichte 
an bie Regierung übergehen. Die aus Seban nennen bie 
Ceute pon Calais faule Cagebiebe (frelons paresseux), 
bie pon frember fjänbe Krbeit leben möchten, bie fich 
nähren mollten pon bem, mas anbere mit ihrem ©elb unb 
im Schmeiß ihres Kngeftd)ts ermorben (de ce que nous 
avons acquis de notre argent et par la sueur de 
notre visage). 3h C4r jmonjig hütten noch f«iue fünfzig 
BTorgen gerobet unb gefäubert, fo lange fie in ^rtebridis* 
felb mohnten. „Unb menn man fte fraget — fährt eine ihrer 
(Eingaben fort, bie auch noch In ber Ueberfeßung bet 
Beamten ihr urfprüngliches ©epräge nicht perleugnet — 
marum fie bie ihnen angemiefenen Kecfer nit ausroben 
unb fäubertt, giebt ber mehret ©eil $ur Kntmort: mir hobett 


20) Kenorator H?olf berldjtet im ITtai er habe ftd; nad; 

,Yrie&ricf)sfelb begeben, um bie Urferoerteilung (jebem ^5 morgen) cor- 
3 unel)men. Die juletjt 21ngefommenen, bie rnenig ober gar nidjts ge« 
robet hätten, begehrten ebenfociel n»ie bie anberen unb bebarrten auf 
ber ,forberung, aud; an ben oon ben anberen bereits bebauten Reibern 
Anteil ju erhalten, mogegen biefe proteftierten. Permittelunasoorfdjläge 
feien aefcheitert, ba bie partei ber CetjtangeFommeneu barauf beftehe, 
alte jfelber müßten in bie Heiirerteilung einbejogen »erben, unb 
3 »ar folle biefe nad; bem £oos erfolgen. 


für fte gerobet unb baß fte an unferen Kecfern teil hoben 
merben. IDanu aber bem alfo fein follte, mürbe man bie 
gelber balb mieber mit Stauben unb Stöcfen übermachfen 
unb permilbern fehen, bann man allen Blut perlieren 
mürbe, ben ^«Ibbau meiters fortzuführen. Es hot noch 
Kecfer genug, fopiel fte ju ber ihnen zugeteilten unb abge« 
ftochenen Portion ponuöten hoben, bie ebenfo gut unb 
mohl beffer als bie unferigen fein, mann fie Cuft ju 
fchaffen hotten; aber fte mögen’s nit fäubern unb gehen 
lieber in ben IDalb, fjolj jum Verläufen ju bauen, mie 
ber Kugenfchein folcfjes meifet." 

Parteigegenfaß, Parteiübertreibung, parteiuerleumbung, 
mo gingen bie nicht £)anb in fjanb! So mochten auch 
jene Vormürfe ftarf aufgebaufcht fein, aber in ber ©hat 
fcheinen in ben Keiheu ber Spätergefommenen recht arbeits* 
feßeue, fragmürbige Elemente gemefen ju fein, bie fich 
alierbings baburch eine gemiffe Pofition ju perfchaffen 
mußten, baß fie als bie Unterbrächen unb Ueberporteilten 
um Schuß unb Blitleib flehten. 

Es ift ein trübes Bilb menfchli<her Ceibenfchaften, bas 
unfere Kolonie mährenb biefer ,3eit barbietet, ein unerfreu« 
liches ©cgeitftücf ju anberen £)ugenottenanftebe(ungen, bie 
hoch in pielen fällen nicht minber jufammengemürfelt maren, 
als ^flebrichsfelb. £jier fdjien tro| ber ©emeinfamfeit bes 
©laubens, ber Kbftammung unb bes Schieffals jebes ©e> 
fühl ber ^ufammengehörigfeit erftorben, unb menn ber 
©eiftUche sur Eintracht unb Perföhnung ermahnte, fo 
prebigte er tauben ©hren. 

Cieber mürben fie nach ^tonfreich jurüeffehren, fo 
erflärten f<hliefjli<h bie Seban* Ceute, als ba§ fie ben 
anbern ihre Kecfer abträten. 3 ene ober podften auf ihre 
©leichberechtigung unb perlangten eine gerechte Bleu« 
perteilung; für ihren Krbeitsaufmanb fönnten bie bis« 
herigen Eigentümer pielleicht in irgenb tpeld)er IDeife ent» 
fdfäbigt merben. 

Blit ber Qauptfchulb, bie bie Behörben batan trugen, 
baf bie Entmicflung ber Kolonie eine fo perhängnispolle 
IDenbung hotte nehmen fännen, mußten fie mohl bie Der« 
pflichtung fühlen, nun enblich ^rieben unb ©rbnung ju 
fchaffen. Kber es mar nicht leicht, $u flüchten unb ben 
richtigen Kusmeg aus ber Vermietung ju finben. Canb« 
fchreiber Clapmeyer fanb ihn. Kuf feinen Vorfchlag ent* 
fchieb bie fjoffammer unb perftänbigte bementfprechenb 
ben Kenopator IDolf (3. 3«li 1686), bafj ben Erftange« 
fommenen in Knbetracht ihrer peinigen Kob* unb ^elbatbeit 
ein Vorjug gebühre; baher follte jupörberft jeber pon ihnen 
15 Blorgen aus ber beften Cage junächft bem Dorf et« 
halten; mas nach biefer Vorjugsperteilung pon bet bepen 
Cage übrig blieb, follte unter bie übrigen ausgemeffen 
merben. Sobann follten bie gelber bet mittleren unb 
fchlechten Cage „burch bie Banf" b. h* ohne Unterfcf)ieb 
unter alle perteilt merben. 

Heber bie Kusführung biefes Befehls berichten unfere 
Kftcn nichts; hoch ift anjunehmen, baß bie Canboerteilung 
nun enbgiltig fo por fich ging. 

X. 

Hoch immer maren bie Entfchäbigungsanfprüche per* 
fchiebener Kngrenjer, bie behaupteten, fte hätten ©eile pon 
ihren ©runbftücfen an bie ^riebri^sfelber abtreten müffen, 
nicht unterfucht unb flargelegt. Kuch h^r lag bie Sache 
jehmierig, beim es fehlen fich h 4 rausjuftellen, baß in pielen 
fällen befonbers Ebinger Einmohner ©üter in Bebauung 
unb Beftß genommen hotten, bie ihnen gar nicht jupanben. 
Schon um ber Staatsfteuer megen, bie bamals einer grünb« 
liehen Hepifiou unterzogen mürbe, mar es nötig, herüber 
urfuublichc ^cftftelluugen ju treffen; es mürbe beshalb eine 

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194 


fhleunige Beuooation (ZZeuauf nähme) ber ©biuger ©e* 
marfung angeorbnet. 21 ) 

Seiber lägt ftch bie bamalige Ztusbefjnung ber ©e- 
marfung ^jriebrihsfelb bei ben miberfpreheuben Angaben 
bet Ztften unb bem ZTlangel genauer Watten nicht genau 
beftimmen. 92 ) Doch ift mogl anjunetjmen, bag bie ba* 
maligen ©emarfungsgtcnjen ungefähr ben beugen ent= 
fprecben. ZTa<h bet oom ©rogh. babifhen Bureau für 
Katafteroermeffung unb 5 e ^bcreinigung aufgeuommenen 
Demteffungsfarte oom 3 a *? re \878 beträgt ber gefantte 
Flächeninhalt ber heutigen ©emarFung ^riebrtcbsfelb 225 
Zjeftar 20 Ztr 9 6 Quabratmeter, alfo ungefähr 625 
babifhe ZTCorgen 23 ). Ztah einer genauen Dermeffung 
vom 3ai)re \ 775/76 enthielt bie ©emarFung ^riebrichs* 
felb bamals 94 ) in abgerunbeten Äffern 52 ZUorgen t)of- 
teithen unb tjausgärten unb 5f8 ZUorgen Ztcferlanb: 
nämlich ^0 ZUorgen in guter Sage (Steuermert 20 ©ulben 
pro ZUorgen), 81 ZUorgen in mittlerer Sage (\2 ©ulbeu), 
87 ZUorgen tn fehlerer Sage (6 ©ulben) unb 5f0 ZUorgen, 
alfo mehr als bie tjälfte, in hoppelt fchlechter Sage (3 
©ulben); h* er J u Famen noch H ZUorgen Sattbäcfer in 
hoppelt fchlechter Sage, bie gar nicht oerfteuert mürben, 
was einer gcfamteit ©emarfungsflähe non 585 pfäljifcfieu 
ZUorgen entfprechen mürbe. Ztugerbem merben noch 26 | 
ZUorgen ZlUmenbmiefen hinter Ketfh auf tjoefenheimer 
©emarFung ermähnt. 

ZDenn bie ©hinget 1687 behaupteten, non ihrer ©e* 
marFung feien 1000 ZUorgen ben ^riebrichsfelbern attge» 
miefeit morben, ober menn fte in ben 1720 er uub 30 er 
3ahren in jahlreichen Bittgesuchen um ©ntfhäbigung oor- 
brachten, es feien ihnen 3000 ZUorgen entzogen morben, fo 
Fennjeichnet fich bies als Uebertreibung. Dag es ftch babei 
um prioatjumeifungen gehaubeit habe, ift erft recht nicht 
anjunegmen, benn bie Ztotmenbigfeit, Sicgenfhaftsbeftg 
auf feembett ©emarFungen 3 U ermerbeu, trat für bie 
^riebrichsfelber erft mit ber Dergrögcruttg bes Dorfes in 
neuer < 3 eit ein. 

Ztuf frember ©emarFung lagen nur bie 5 r ’ e ^ r ' c h s ‘ 
felber ZDeibepläge. Don Ztnfatig an mar bas 5 e ^ en 
einer ZDeibe auf ihrer ©emarFung für bie Kolouiften ber 
©egenftanb mannigfacher Bittfhriften. 3 m Dtarj [683 
übermies ihnen bie tjoffammer unentgeltlich unb abgaben¬ 
frei 60 ZUorgen müft liegenbe ZDiefett füblich non Ketfh 
beim Karl-Submigsfee „hinter bem ZDälbleitt". Schon 
bei ben Prioilegien-Derhanblungen hatten fte, mie mir uns 
erinnern, barum nadjgefucht. Die Derleihuug lautete auf 
8 3ahre; in melcher ZDeife fie nach bem Krieg erneuert 
mürbe, ift aus ben ZIFten nicht erfthtlth- 

3 ene ZDeibe reichte nicht aus. ZDenigfteus behaupteten 
fte es unb baten im 3 un * 168^ um bie ©rlaubitis, ihr 
Dich auf bie ©emarFungen bet ZZachbarbörfer treiben 5 U 
bürfen. ©ine ©ntfetjeibung erfolgte hietauf nicht, aber bei 

21 ) Der biesbejiiglidje (Erlag ber furfürjllidjen Kanjlei an ben 
Henooator IDolf oom ( 8 . 3 ** 1 ' 1686 lautet: „Da roegeu ber bisher 
unterbliebenen Jlbmeffung ber Jlecfer 311 .friebridjsfelb Hegiernngs; 
uub iiofgeridjtsrat con Hodjau unb ben übrigen 3"' rre ff e,1 ' ei1 bie <£rs 
feguug ber il[nen abgegangenen unb bem (Drt .friebridjsfelb atiges 
wiefeucn Ttecfer nidjt befdjetjeu fötinen, banneubero nötig, bag foldje 
TIbmeffung unb Henooation in ber gatyeii (Ebiuger (Seinarfuug 
fdjleunigft oorgenommett merbe, jumaleu ba cerlautet, bag bie Unters 
tl)auen 3U (Ebingen oiel (Süter bauen unb hefigen, fo ihnen roeber 3113 
ft&nbia, nodj and/ in ben eiugelteferten tfaljruiigssctteln [Steuers 
erflärutigen] angegeben tcorbeu, als icirb Henocafori ZDolf hiermit 
Coinmiffton gegeben, foldje Keuocation 3a befd)Iennigen." 

22) 2tuf einer unbatierten Karte con ,friebrid)sfelb ober ITeuborf, 
bie bas Karlsruher Jlrdjit» befigt (F 25 b) unb bie cielleiitjt nodj ins 
(7. 3 J h r h» u ^ cr * gehört, fiimmen bie (Semarfungsgren 3 en ungefähr 
mit ben heutigen überein. 

28) Die §al)l ber eitt 3 elnen (Srunbftücfe im heutigen ^riebridjss 
felb ift 137t, bie (Semarfuug Secfenheim umfagt 2 g88 ha 7 ar 42 qm 
mjt 7900 (SrunbfHicfen, bie (Semarfuug (Ebingen 858 ha (0 ar 2 qm 
mit 3892 (Srunbftücfen. 

24) XenocatioussBud) im Karlsruher Krdjio. 


SecFenhetm fchetnen fte einiges ©ntgegetiFommeu gefunden 
ju labert, benn ein BegierungsbeFret oom 2\. Ztuguft \685 
ermähnt: Die SecFenhetmer hatten ben ^ttebrtchsfclbern ben 
ZDeibgang fretmillig eine g>eit lang geftattet; bas ©her* 
amt follc bie ©emeiitben Schme^ingen unb ©reuj^of, bie 
überflüfftg oiel ZDetbelanb befäfjen, beftimmen, ihnen StücFe 
baoon 5 U übcrlaffett. Ztoch im f 8 . 3 a fy l h un & et t machte 
ftch biefer IDeibetnangel ber ©emeinbe ^riebridisfelb unau* 
genehm gelteub unb oeranla^te eingehenbe (Erhebungen. 

^lürlich follten bie ^ricbrichsfelber bauen, fo mar ihnen 
mieberholt cingcfchärft morben. ©ine gemiffe Kegelmäfjig* 
Feit im Ztnbau ber gelber mu^te fcf)on bes^alb eingehalten 
merben, meil als ein für bie ©emeinben läftiges Begal 
ber Schctftrieb auf ihren ©emarFungen (fo in SecFenheim, 
^riebrichsfelb, ©hingen, ZZecFarau u. f. m.) ber Furfürftlichen 
l^ofFammer juftanb unb oon biefer oerpachtet mürbe, ber 
Pächter aber mit feiner fjerbe hauptfächlich bie Brachflur 
beging. Uebrigens bauten auch bie SedFenheimer Bauern 
bamals ihr nicht, mie es bie Begterung ausbrücFlich an¬ 
befahl, flürlich, fonbern nütjtcn bie ©emanne, auch bie- 
jenigen, bie nach ben Dorfchriften ber ^ruchlfolge brach 
liegen follten, nach ©utbünFen aus. Zlls fte bem Pächter 
bes herrfchaftlichen Schaftriebs ihre Brachfelber oerboten, 
i unb biefer ftch befefjmerte (Ztpril 1680 , ermiberten bie 
SecFcnheimer: „Dag mir nicht jährlich flürlich bauen tljun 
ober föttnen, ift bie Urfach, bag nit ein jebmeberer in 
jeber ©emannen ober KecFer genug h a t un ^ baheto 
notmenbig mancher auf bas Brachfelb bauen mug, mill 
er attbers ftch auc h «nähren unb feine he«f<h a ftli<h e n öe» 
fcfjmerben abftatten (b. h- feine Ztbgaben unb Steuern an 
ben Staat bc 5 ahlen), fottberlich biejenigen, fo mettig Ztecfer 
haben unb fich meistenteils oom ©ubacF= 8 auen ernähren 
müffen." f)ier ift beutlich ausgefprochen, mas in bie alte 
Dreifelbermirtfcbaft Brefh« legte: bie ^erfplittcrung bes 
bäuerlichen Beftges uttb bas ©inbringen ber Zjanbels* 
gemähfe. Der ©abaefbau fpieltc fhon bamals in unferer 
©egettb eine michttge Bolle; befonbers in Zflannheint maren 
bie ©abacfpflattjer uttb ©abaeffpinner ftarF oertreten. 

3nt 3 a hre befhmerte fth ber Schäfereipächter 

aufs neue über bie SecFenheimer unb auh über bie ^riebrihs- 
felber: ge legten Ztecfer an, mo früher ber befte ZDeibgang 
gemcfeit fei; „auh bauen bie ^riebrihsfelber nicht flürlich, 
mie an anberen (Drten gebräuchlich, bamit boh bas ohn* 
gerobete mit\ ben Sh«fen betrieben merben Fönnte, fonbern 
biefelben ägen in ©rmanglung genugfamer ZDeibe folct)«* 
mit ihrem Dieh felbften ab unb jaefern fogleih nah ber 
©rnte bie Ztecfer mieber h etum unb fäen Sommerfruht 
ober anberes h* ne ' n > welcher geftalten bie Shuf uuh 
I mieber nichts geniegen FSnnen.“ 26 ) 

©benfo groge ShmierigFeiten mie mit ber ZDeibe 
hatten bie ^rtc&ric^sfcl 6 cr, bas nötige fjolj jum Qausbau 
unb jur fjeijung 3 U erhalten. 3 n ^ r<t ©emarFung lag nur 
mettig IDalb, unb cs mar ihnen ftreng oerboten, felbft £>olj 
5 U huuen; benn bas ©berjägermeifteramt, bamals jugleih 
bie oberfte ^orftbct?örbe bes Kurfürftentnms, h at tc mit 
Sheecfett mahrgenommen, toelh groge Derheerungen ber 
Krieg uub ber Baubbau in ben ZDälberu angerihtet h^tte, 
unb fuhte bem oorjubeugen — junähft eigentlich mehr 
im 3 "tereffc ber 3 a 9 &, als aus rein malbmirtfhuft* 
lihen Biicffthten. Ztoh tm Saufe ber legten brei bis oiet 
3ah*h un &erte ftnb unfere ZDalbbeftänbe ganj augerorbent* 
Ith surüdEgcgangen. Don ben ©ichtoälbern bei Jriebrihs- 
felb unb SecFenheim ftnb heute nur nö<h geringe Spuren 
Dorhauben, teilroeife erinnern nur nod) bie 5 l urname n 
baran; oon ben ©ihenfhlägen aber, bie ZZlannheim jum 
, ©eil noh um bie ZHitte bes f7. 3oh*h u n&erts umgaben, 
I ift heute nichts meht ju fehen. 


25) Karlsruher 2lrdjio, Secfentjeimer Spesialaften. 

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196 


m 


\ 


3m JTldcj 1685 beflagten ftd) öie Shmeßinger, öaß 
öie ^rieöridjsfelöet mit öem F°rßmeifter unö Forflfneht 
in intern ©emeinöetoalö 30 fhöne Eihflämme gefällt 
hätten, öie fie zum fjaus= unö Scfycunenbau zu oertoenöen 
oorgäben. Aehnlih« Klagen famen aus (Eppelheim unö 
Planfftaöt, öoct finö es 23, fyier gar 150 Eichbäume. 
Auch öie TDiebliuger führten Klage, unö öie Secfenfyeimec 
behaupteten, um 80 Eihflämme gefcßäöigt tooröen ju fein. 
Der ^orftmeifter rechtfertigte fein Verfahren öamit (ZHärj 
1685), baß in öcr Bähe fein furfärftlidjer IPalb fei, aus 
öem itjnen f}ols abgegeben roeröen Fönne; öer Kurfiirft 
brauche öies Q 0 I 5 felbft. Das fjolj fei unter feiner Aufflcßt 
unö mit großer Borflht gefällt tooröen, ohne Öen IDalöuugen 
5 U fchaöen, aber öie Bauern feien mißgünftig auf öie 
jtemöen. Demzufolge oertoarf öie ^oftammer öie Ein* 
fprache öer genannten ©emeinben, beftimmte jebocß (BTai 
1685), baß füuftigbin öas Qolj aus öem furfürftlichen unö 
nicht aus Öen ©emeinbetoälbern entnommen »erben foüte. 

(cfortf*6 n n9 folgt) 


Gin $$tDeftin$er Sdjäferfpiel oomjabre f760. 

tnttgeteilt oon prof. Ä. X JEalrr in Sdjweßmgeii. 


£Tadjt>ru«f verboten. 

Bach &«r Prioilegienurfunbe oom 17. (Dftober 1759 
»urbe öem ©rte Scbmeßingen — »eil Sommerrefiöenj — 
öie «Erhebung zum BTarftflecfen unö u. a. öie Haltung eines 
oröentlichen TDohen* unö jmeier 3 a hrmärfte mit ©enuß 
öes Stanb* unö Ztlarftgelöes juteil. <3ur ^eter öer Ab* 
haltung öes erften HTarftes (öoch »oßl 1760) »urbe ein 
Schäfetfpiel aufgeführt, öeffen Cejt noch iu 5 ®ei 
Exemplaren unter Öen Shmeßinget Ardjioalien erhalten 
ift. «Es flnb jrnei i^efte mit je 6 Blättern; öas eine in 
grauent Ümfchlage mit ©olbgrunb, öas anöere in rotem 
mit ©olbblumenpreffung; auf öem roten Ümfchlage fteht 
am Kanbe öie auf öie Bezugsquelle öes Papiers hinöeutenöe 
Bemerfung: Augspurg N 29 . Bef Simon £)ai<hele. C. 
P. S. C. M. Der unten abgeöruefte tEeyt beiöer Ejemplate 
Zeigt nur uubeöeutenöe Barianten. 

Die fleine öramatifterte Scene hat inhaltlich ganz 
öer tjirteuöichtung urfprünglich ftemöen, bureß Bergü in 
fie hineingetragenen <?>ug, bureß tjirtenmunö mächtigen 
(Sönnern unö einflußreichen perfonen Schmeicheleien zu 
fagetr unö TDünfcße oorzutragen, oöer F^ft* 11 unb Qanze 
Köelsgefchiechter oerßeeft oöer .offen anzufingen unö zu »er* 
herrlichen. J ) 

Der ©ebanfengang öes ^irtengeöichtes ift folgenöer: 
Der fjirte BTenalfas — öie f)irtennameu finö Öen ötei 
erften Eflogen Betgils entnommen — fommt mit anöeren 
nach Scßtoeßingen, tuo er zu tjöctjfter Bermunöerung große 
Cußbarfeit unö einen 3 aßrmarft mit Paufen- unö Crompeten* 
fchall unö BöIIerfchüffen finöet. Bon ungefähr flößt er 
auf feinen F r *unl> unö ©enoffen Korybon, aus öeffen 
Augen ein Strahl öer allgemeinen Freube leuchtet, unö be* 
fragt ihn um öie Urfacß all biefes ©epränges. Seine 
Anttoort fleiöet Korybon in eine allegorifche «Erzählung, 
öeren £)auptzn>ecf öie Berherrlichung Karl Eßeobors 
bilöet. Unlängft ift öie Staötgöttin oon Scßmeßingen 
zur Frühlingszeit ins ^clö hinaus gemauöelt. Da fieht fie 
öie Fama (öas „geflügelte ©erüeßte" ^arsöörfers aus 
einem ©eöicfate non 16^^) öahereilen, ins f)orn flößen unö 

*) «Ein in biefer fjinftdjt mit unferem fjirtcngebidjte vermanbtes 
.feftfpiei „Die frotjlodenben 5d(äfer", bas *768 311 m Hamens* 
fejle Karl tEljeobors in IITannt)cim aufgeführt mürbe unb in Der« 
bimntelung bes „«Bottes ber pfäljer «Erben" ebenfalls ein «Erflerfl icbes 
leiftet, envät)nt Dr. iD alt er in feiner „«Sefdjidjte bes (Oteaters unb 
ber tftufif am Knrpfäljer £jofe" 5. 262. 


alles Bolf zum neuen 3 a h rm arft nah hemsbaeß ein* 
laöen. Shmeßingen »irb traurig unö geöenft voll tDeh* 
utut öer 5*tten, öa oor Bertnüflung öer Pfalz auch feine 
ITTärfte Sammelplaß öes Bolf es roaren. Es hat niht 
umfonfl gef lagt; öie allgegemcärtige IDahfamfeit tritt 
aus ihrer IBoIfe heroor unö oerflattet 3h m , feine Bitte 
oorzutragen. Deren Ergebnis oerfünöet IHenalfas, öer 
Koryöon im Berichte ablöfl, mährenö et aber zu Knfang 
öes ©efprähes als oöllig Uneingemeihtcr erfhien, mas öer 
Berfaffer oergeffen hat. <3m e i ITTärfte für einen foll 
Shmeßingen fünftig halten öürfen unö alsbalö ins IDerf 
feßen. Eilenös feßrt öie ©etröftete zur Staöt zurücf, um 
überall öie frohe Botfdjaft zu oerfüuöen. iTTit fjilfe öer 
IBeisheit roeröen öie BTarfttage befHmmt unö Preife 
ausgemorfen für öas befte Bieß. Es folgt aus eines 
öritten fjirten tEityrus ZTTunöe ein begeiflertes £ob 
Shmeßingens, bis „öie Kürß" ifjn fh®eigen heißt. Den 
Befhlnß macht Damoetas, öer im IDehfelgefange mit 
öem nun ebenfalls zur ©eltung fommenöen f)irtenhor öem 
Kurfürften unö Kurhaufe Danf unö fjulöigung öarbringt. 

Die 3ufcenierung öes ©anzen ift einfah, iufofern öie 
genannten ©öttinnen nicht in perfon auftreten. Bier 
foftümierte Perfonen teilen flh Z* em lih gleichmäßig — 
BTenalfas fpriht z®«imal — in öie Köllen; ihnen gefeilt 
flh, am Schluffe ebenfalls z 1 * IDorte fommenö, öer Ehor 
con Qirten unö rnoßl auh h^tiunen zu. 

Die Aufführung öer Scene fanö mahrfhemlih auf 
freiem Plaße unter ^ulauf öes Bolfes flatt. 3 nn, * en>e ^ 
flh öer an öer Feflüh^it beteiligte, ift aus öem ©e* 
öihte nicht zu beflimmen. Eine Teilnahme öesfelben in 
irgenö einer IDeife erfheint aber feinesroegs ausgefhlaffen, 
öa fürftlih« Perfonen in jener 5**t »enigflens tm Spiele 
mit Öen unteren Stänöen flh oertraut zu mähen beliebten; 
eine Anöeutung Fännte man geraöe in öer Aufforöerung 
an öeit <£h oc m Strophe 23 finöen, „feine Berzagcnheit 
fpüren zu laffen." 

Sprahe unö Keimfunfl flellen Öen Berfaffer nicht all* 
ZU hohl flherlih ®at es eine Perfon, »eiche öiefen Anlaß 
benüßte, um für empfangene ©naöe flh öanfbar oöer einer 
fünftigen toüröig zu erzeigen. 

3m folgenöen Eefte iß öie Shreibroeife öes ©riginals 
im allgemeinen beibeßalten, nur — »0 fie feßwanfte — 
einheitlih geftaltet oöer geäuöert; ebenfo ift zur Bequem* 
lihfeit öes Cefers öie Seßung öer Saßzeihen öurhqeführt. 

Das 

Blüßenöe Sh®eßingen, 
o 0 r g e ft e 111 

3n Einem öanfbaßren h' 1 tßen*©efpräh 
alß 

Bah ©näöigft Ertheilter 
©crehtigfeit 

Der Erfte BTarf alöa feyerlih 
gehalten »uröe. 

HX e n a 1 c a s. 


Sag au, o Korybon, tute Fommen wir 3 ufammen 
2 HI^ier an biefem 0 rt, wo (Slücf unb Jreub regiert? 
Dertietjr mir nidpt — wir beibe ja 3 ugleidj tferftamnteu 
Don treuer Sdjäfer 2trt — ttiertjer wer Did? geführt? 2 ) 
2 tus was oor §iel unb €nb ßnbejX Du Did? t^ier ein, 
IDas mag wot^l biefer Sad} bie redete Urfad? fein? 


2 ) fesarten ber (Ejemplare: 
v 3 ietjen Dor Did? geführt". 

Digitized by 


„tyrfyer Dor Didj geführt" unb 

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197 


198 


2 . 

3 d? and? 3ugleid? an Dir eiue neue Jreub perfpüre, 
So Du mental junor an Dir lieget Miefen; 

Die (Queüen 3eig uns an, mo fold?er £uft herrühre, 
Damit mir aud? mit Dir uns fönneu erquicfenl 
Dein Stirn ol?n’ Wolfen ig, ja ganß ausgefjeibert, 
(Ermünfdjte gufriebeuheit Dein E?erß ermeitert! 

3. 

Weig nid?t, mas id? fagen foü, alfo bin rerrüefet 
3 n meiner (Einbilbung; mo td? nur immer tyit 
meine Hugen menbe, fo merbe id? eut5Ücfet, 

(Ein jeber Hugenminf perftöret meinen Sinn: 

Des bonuernben (Scmehrs oft toiebertjolter Knall, 
Der paufen unb (Trompeten angenehmer Sd?aÜ. 


U- 

Hber ba iHartis Wut bie ganje Pfalß verheerte, 

Beüona bie ^acfeln auf ben Däfern pgan3te. 

Das flüchtige (Slücf alsbaun mir ben Hücfeu fehrte, 
mit rcrqeß’neu Hfchen meinen HTarf recht pcrfd?an3te; 6 ) 
Don ba au fafye id? meinen UTarf leer flehen, 

Das (Slücf Iper ruttb oorbei unb 3U anbern gehen. 

(2. 

Kaum t^attc ftc bas ausgereb, gebt fle mit halben Wangen 
Die h^e Wadjtfamfeit, fo überall 3ugegen, 

Hus einer IDolfe rorfommeu, um ge 3U empfangen, 

Das trauerube Sdjmeßingcu mit ihrer 6 ) (Sunft 311 hegen, 
hierauf bann Schmeßiugeu mit (Ehrcrbietigfeit 
Bitt* mieberum 31t erhalten bie UTarfgerechtigfeit. 


Der Schmarrn pon allen 0 rten anfommenbeu £eithen 
So ihren Heid?tum in Schmeßiugen feilftellen, 

Was mill er 3eigen an, mas miU er uus anbeuten? 
(Stühle, Korybon, uus Deinen (Sefellen; 

Der allgemeinen ^freub uns moüeg teilhaftig machen, 

Dag megen unferm (Slücf auch eins mir föunen lachen l 

Kory bon. 

5 

Billig (Euer fragen ift, miU’s (Euch nicht perbergen; 

Doch müufcht’ ich, & a ß Wort unb meiner Heben Klang 
(Semäg bem £ob föutit fein unb truß ben frühlings Serben 
Singten anftatt ber Heb ein füges £obgcfang. 

Damit Karl t£h*o&or, bahiit bie Heb mirb fallen, 
nicht mit gemeinem (Eon möcht’ in ben (Dhreit fchalleul 

6 . 

^rag nicht lang, 0 bprtenfdjar, mo bie ^reub herfontme. 
Du meißt ja gar 311 mohl, bag 3 ) bie bitrdplcudptige Sonne 
Karl (Eh^obor bei Dir in Deinen Jelbern mohue. 

Wie auch Imgleicheu bes pfälßifchen Rimmels Wonne 
Samt allen insgemein groß unb fleineit Sternen, 

Die leuchten in ber ITät? unb gar nicht pou fernen. 

7. 

Durchleuchtigfte Sonn ber Pfal3, mir molleg erlauben. 

Die Strahlen mit menigen Derfett 3U preifen, 

IHit melden Du pgegeg uns guäbig an3ufchauett, 

Unfere Danfbarfeit in etmas 3t! ermeifeit. 
gu loben Deine (Sütigfeit, fo (Eag unb XTad?t 
Dor bas bjeyl bes Datterlanbs ohnermübet macht. 

8 . 

0hnlängp, ba bie morgenröt bas blaue tymmelsfelb 
mit purpurroten färben annehmlich malte, 

Unb bie aufgehenbe Sonn auffchlagen mollt’ ihr gelt 
Hn unferm Ejor^oitt, fpiße Berg’ beftrahlte, 

(Sing Sdjmeßingen batpn, mo 3arte gmeig ausfchlagcu, 
Unb bie bunte Wiefen ber ^lora tjoffarb tragen. 

9 . 

Kaum hotte ge 3urücf ihre UTauren gelaffen, 

€in neues Schaufpiel ihr por benen Hugen fc^iucbt; 

Die ^atna gleich bem Bliß fließet porbei bie Strafen, 
Stoßt in ihr Ejortt, fo bag bie gan3e (Segenb bebt; 

£abet alle miteinanber 3um neuen 3 a hrmarft ein, 

Welcher 3U bjemsbad? mieberum ber erfte foü fein. 

10. 

Hiebt fogleid? Schmeßiugen ber jama Wort pernommen, 
HIs ge bie alte geiten in Sinn 3urücf führt, 

Da auch au f f e * ue Ulärf bie Bachham ftarf fein fommen, 
Uus meinem 4 ) Sdjmeßingen ein neues £eib herrührt. 

Hd?, fagt es meinenb, mo feinb bie alte geiten, 

Da man auf meinen UTarft beges Dieh fah meibeul 

8 ) im (Eejte: „bag Du bie". 

4 ) im (Ee$te: „melden". 


1 


m e n a l f a s. 

13 . 

Worauf bie (Sütigfeit 7 ) fich alfo lieg pernehmen: 

Deine Bitt, 0 Schmeßiugen, id? Dir gemühre, 

3 a mehr geb’, als Du begehrft, Dein (Slücf nicht 311 hemmen, 
mit 3u>ei UTärften jährlich Dein jortun permehre. 

(Sehe hin unb fehe 311, mic Du folche holten 
XTtögeft mit großem Buß, benfe auf Hnftalten l 

l*. 

TDeffeu ,feber, meffeu gung mirb fönnen befchreiben 
Die Jfreub, fo Scijmeßingen hot gaig übergojfen; 
Derguiigenhcit aus ihren Hugen tat treiben 
Danfbare gähreu, in melche ge 3ergoffen, 

(Eaufeub cSlücfmüufch Dir, 0 (Sütigfeit, bargeüct, 

Der ^reub bie Danfbarfeit 3iemet beigefeüet. 

15. 

Unter folgen Hegungen miebrum 3urücf eilet. 

Die neue geitung überall 311 rufen aus, 

Huf bem Weg — bie Jfrettb macht Jflägel — nicht permeilet, 
cEiu allgemeine £uft pe fteüct an 3U ijaus; 

Die Weisheit, erfucht fte, möchte bod? ermägen. 

Wohin am nüßlichften bie marfttäg 3U perlegen. 

16 . 

mon tag nach 3 a nitis — fo ift befchloffen morben — 
m011 tag nach IHichaelis bie UTärf follen fein; 

Damit befte tDareu pou aüeu €ub unb 0 rten 
(Eüteu beigebracht merbeit, fie alle labet ein; 

Das befte pferb unb 0 chfeti auf ben UTarft mer treibet, 
Dem ein filberu Striegel uub £70 ru 3um £ohn bleibet. 

(E i t y r u s. 

U. 

Was foü id? pou Dir nun fagen? 

Wie barf geh mein Dichtfung magen, 

Dich 3U loben, Schmeßingen? 
fjoch mug id? bie Saiten treiben, 

Dag nad? Wunfd? fönne befd?reiben, 

Dein £ob nad? mag er3mingen. 

Dein (Slücf hot bie £?öhe erreichet, 

Keinem bereu ^lecfen meid?etl 
Dis ig nun mein ^ürbringeu: 

18. 

0 mohl beglüeftes Sd?meßingen, 

Schötifte unter benen £anbssHymphen, 

Du aÜein gefallen hog 
Deinen (Ehnrfürften por allen, 

Weil ge fd?lugen aÜ3umalen 
£}ier auf bie Sommer paüaft. 

Pflegten Iper 3U regbieren. 


5 ) b. h- uti3ugänglich, nid?t mehr befudjt, mad?te. 
®) im (Eerte: „feiner". 

7 ) gemeint ift Karl (Eheobor. 

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199 


900 \ 


Wit aud? 311 bioertieren, 8 ) 

^ier hoben fie ausgerafT*. 9 ) 

19 . 

JDann Me Stern ,0 ) ber (Bärten leuchten, 

Die (Eauperlein bie (Erb feuchten, 

Die ^ephyri tun wehen; 

TDann bie Heft* ber Säumen grünen, 

Der Frühling öffnet feine Sühnen/ 1 ) 

Ulles im ^flor tut fielen; 

TDaun bie fdjon geblenbe 18 ) Heben 
gär* aus taufeub Hugen geben 
Unb an bie Pfähl* fid? lernen: 

20 . 

Sieheft Du auf Deinen gelbem 
Unb nunmehro grünen IDälbern 
Den £}of Staab tjier Pommen an, 

IDie bie Hienlein ftd? ausgiegen 
Huf bie fdjön gemalte IDiefen 
iDann ber Frühling tritt tjeran; 

HUe folgen ihren König, 

Dergeffen bes IDinter ffönig. 

Keines null fein l^intenbran. 

21 . 

Du bes Pfälzer löwens Hachen 
Sietfefl neues fjönig machen, 

Derfpüreft bejfen SüßigPeit; 

Du flet^eft neue Sdjlöjfer bauen 
3 n Deinen beglücfteu Huen, 

UTerPeft beren bferrlichPeit. 

Sei bir neues (Slücf einPehret, 

Unb Deinen Heidjtum oermehret 
Die neue HTarPgeredjtigPeit 1 

22 . 

Schweßingen, bann Dtdj erfreue, 

(fern oon Dir all 1 eiben feie! 

(Sülbne 3 atjr flc^ 3 eigen. 

Hud? mit oielen beren Stäbten 
Darfjt Du in Dergletdjung tretten, 

Keiner Du tuft meinen I 
Du hofT 3 U ben fünften feiten, 

TDas Dir anbre tun beneiben! 

Die Kürtj’ Ijeigt mich nun fd^meigen! 

Damoetas. 

23. 

Hun auf, itjr bfirten all, fttmmt eure Saiten an, 

(Ein Danflieb fpielet auf, ftrecfet euer KunftftücP bran; 

Keine De^agenheit aütyer fid? laffc fpüren, 

Die lieb unb Danfbarfeit allein bas iDort foll führen. 

Den Datter bes Datterlanbs lobet all jufammen! 

(Erfdjalle bis an bie Sterne ber glorreiche Hamen 
Karl (Eheobor, bie gemeine ^reube 311 mehren! 

Uns 1 *) beffen (SütigPeit ge 3 iemet 3 U oerehren. 

2<k. 

(a 11 e 3 u f a m m e n:) 

Singe nun, 0 bjirtendjorl 
cfinftrer Uuftern’ Unglücfslidjter, 
füllet ein euere ZTad^tgefid^ter! 

Unfer Cffurfürft 3 u uns fdjicfen 
(Tut ganj neues (Snaben SlicPen. 

_ Dioat Karl C^eoborl 

8 ) = fleh 3 erfreuen. 

*) Hach ber UTeinuitg bes Derf. mit Pudern a 3 U lefen = auss 
geratet. — 

,0 ) = Slumen. 
n ) = IDiefen. 

,8 ) ■— geblenbete, 3 urücfgefchnittene, in melier Sebeutung biefes 
IDort 3 . S. an ber Sergftrage oorPommt. 

13 ) 3 m Cffte: „unb". 


(Damoetas.) 

25. 

Durdjleuchtigfter ChurfürfT, Dein hohe CugenbsStrahlen, 
UTit welken Du fcheinft, Pann Peiner recht abmalen; 
Dein IDeisheit unb Derjtanb all* HebPunfi überfteiget, 
Hicmanb Dein (Eugenb Pann nach (Sebüljr ausgreidjen; 
(Ehenber bas große UTeer ftd? läßt in (Sruben 3 wingen, 
Hls Deiner Cugeub £ob mit wenigen Derfen ftngen! 
Drum mit (ErPenntlichfeit oor Deinen £h r °n wir liegen, 
Das ganje Schweßingen mit Demut ftd? tut biegen. 

26. 

(alle miteinanber:) 

Preife nun, 0 IfirtensChor: 

Der bie DölPer weiß 311 ernähren, 

Der Untertanen (Slücf 311 mehren, 

Der wieberbringt Saturni geiten 
Unb neues (SlücP 3 U uns tut leiten: 

Dioat Karl Chcobor! 

(Damoetas). 

27. 

UTit was oor Stirn ban barf fleh bie DichtPuuft wagen, 
€twas oon Deinen Cigenfchaften 311 fageu; 

U?er will feine Hugen 3 U jener Sonn htuwenben, 

Die mit ihrem (Slantj auch Hblersgefidjt tut blenben? 
Derwunberung oon uns erforbert bas Stillfchweigen, 

Um alfo unfere lieb unb (Ehrforcht 311 erzeigen; 

Uber bie DanPbarPeit ftdj nit will ftören Iaffen, 

3h* Pfti^ht 3 U beobachten neuen Ulut tut faffen. 

28. 

(a 11 e). 

TDünfche bann 14 ), 0 ffirtenChor: 

TDie lang brehen fid? unb umtreiben . 

HHrb bie golbne Sonnenfeheiben, 

IDie lang ber UTonb bie Stern wirb weyben 
Huf ben hcllgläii 3 cuben Efeyben, 

So lang leb Karl Ch co &orI i 


29. 


(Erfreue fid? nun jung unb alt, 

UTit fröhlichem 3 ouch 3 en ihr IDolfen erfchallt, 
IDünfcht Karl (Ehcobor langes leben, 

So biefe ^reube eud? hot gegeben; 

Dioat Karl (Eh eo &orI 
Hlfo wünfeht ber EfirtemChor. 

Das hohe Churhaus barneben 
3n CwigPeit foll leben! 

Dioat! 


HKiöcellanea. 

unb ^uebeutung ber hleineren Ar^iue. 

Huf ber (Seneralrerfammlung bes (Sefamtoereins ber beutfehen (Ses 
fchichtss unb Hltertums-Dereine 311 Düffelborf (Sept. ( 902 ) hot 
Dr. Hrmiit Cille einen Dortrag über bie (ErfchÜegung unb Hus* 
bcutnng ber Pleinereu Hrchioe gehalten. 3m nnfdjlug baran würbe 
folgenbe Hefolutiou angenommen, bie wir um fo lieber hier wieber* 
geben, als fte prin 3 ipien enthält, bie in Haben von ber bfi ft orifd? en 
Kommiffion unb in UTannheim 00 m Hltertumsrerein jebers 
3 cit nachbrücPlich oertreten worben ftnb. 

„Die 3ahres ^Derfammlung bes (Sefamtoereins ber beutfehen 
(Sefchichts: unb HltertumssDereine fpricht allen ben Körperfchaften/ 
weld?e es unternommen hoben, bie einer fachmännifchen leitung ent* 
behrenbeti Hrchioe ihres Be 3 irPs fyjtematifch auf ihren 3 n ^oU unters 
fuchen 3 U Iaffen, ihren wärmjten DanP für bie baburch ber (Sefchichts= 


,4 ) Dariante: „Du". 


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201 


202 


forfd?ung geleiteten Diente ans unb bittet 3 uglei<h, bas begonnene 
IDerF fortjufe^en unb womöglich bie Ergebniffe ooüßänbig 3 U oer; 
öffentlichen. 

ferner giebt ge ber Hoffnung unb bem 2Dunfd?e Ausbrucf, baß 
auch in ben £anbesteilen, in benen eine Unterfudjung ber kleineren 
Ardpoe noch nicht in Angriff genommen worben ig, bie berufenen 
Vertreter ffd? &alb erntlich mit ber (frage befchäftigeit, wie eine fold^e 
in bie IDege geleitet werben faun. 

211 s geeignete feitens ber (Sefchichtsoereine 3 U ergreifenbe lttaß? 
nahmen bürften etwa folgenbe Schritte 3 U betrachten fein: 

a) in ben Derfammlungen ber (5efdjichtsoereine immer wieber 
auf bie IPidjtigFeit ber fleineren Archive unb ihrer Erfihließung hin' 
3 uweifeit unb 3 ur Bearbeitung ihrer 3 n »eutare aufjuforbern, 

b) in ben Dereins?§eitfchriften unter ben tHisceüen regelmäßig 
über ben 3 n halt ein 3 elner 21 rdpir»e IHitteiluugen 3 U oeröffentli<hen, 

c) bie gaatlichen unb Firdjlichen 0berbehörben 311 entfprechenben 
Anorbnungen (0rbnung, De^eichnung, fowie feuergchere unb trocfene 
Aufbewahrung) in ihrem Amtsbereiche an 3 tiregen, 

d) Pe^eichniffe ber im prioatbegße begnblichen Ard?ioe an 3 u? 
legen unb namentlich ben Abel 3 U oerantaffen, bie 21rd?it>e / bie 3 U? 
gleich bas material für bie <5efchichte ber eiit 3 elneu (Sefdjlecbter liefern, 
burchforfchen unb inoentarigeren 3 U laffen. EDenn bie <Sefd^id?ts^ 
Dereine babei bie für eine folche EhätigFeit geeigneten perfonen nanr? 
haft machen, werben ge ber Sache felbt ben größten Dient erweifen." 

IM* djritlidj* ItaMgetorimmtg $vitbvid)* III. uan btv 

Kurfärg (friebrich III. begaun (560 mit ber Einführung ber 
calotnigifchen $*h re in ben pfätyfchen £anben unb fefcte in ben 
nächgen 3ahren fein HeformationswerF unentwegt fort. Hoch ehe 
ber Kirchenrat entfprechenb bem (Senfer Konggorium eingerichtet 
würbe, badfte ^friebrich, wie Ealoin (5<u 3 U (Senf, an eine Befferung 
ber Kirchen 3 ucht unb verfugte allmählich einen chrifllichen pol^eigaat 
3 U fchaffen. Er erlieg baher im 3 a h** 1562 eine „Ehrigliche pol^ei* 
orbiumg", in 5 Kapiteln, 1 ) beren <Srunb 3 Üge folgenbe ßnb: 

3« ber Einleitung entbietet (friebrich „allen unb jeglichen 0ber* 
nnb Unterambtleuten, Bttfggrafen, Dißthumb, Dogten, fjofgeptibe, 
Dienern, Unioerfftätsoerwanbten, Schultheißen, £anbfchreibern, goü? 
fchreibern, Kellern, Bürgermeitern, Hhäten, Bürgern, (Semeinben, 
Unberthanen, Angehörigen unb Perwanbten feines Ehurfürßenthumbs 
ber Pfal 3 graffchaft bei Hhein" feinen <Sruß, beruft geh auf bie teils 
in Dergeffenheit geratenen, teils nadfläfgg gehanbhabten Derorbnungen 
feiner Porfahren unb fpricht „ 3 U befürberung gottes ere, 3 ur erhaltung 
gutter potyey unb bürgerlicher Sitte, auch abwenbung ärgerlicher 
£aßer" 3 uert 

0 „Pom prebigen unb Anhörung (Sottes IDort." Als Ehrit foü- 
jebermann (Sottes EPort hören unb „fofern er es leibes halber" 
oermag, an jebem Sonn? unb Jeiertag bie Kirche befugen (für bie 
3«genb gilt befonbers biefes (Sebot. nicht erlaubt it ber Aufenthalt 
oor bem (Sotteshaufe, auf bem HtarFt, ben Straßen ober in IDirts* 
häufern währenb bes (Sottesbientes; oerboten wirb ferner, fromme 
Kirchenbefucher beshalb 3 U oerfpotten. EPer es bennoch thut, iß 00 m 
Bfirgermeiter ober Schultheißen 311 t An 3 eige 3 U bringen unb mit einem 
halben rheinifchen (Sulben ober bem Eurm „nadf geftalt ber Sachen 
unb perfonen" 3 U betrafen. 

2 ) „Pom (Sotteslätem unb Schweren." Hach einer bitteren Klage 
über bie böfe (Semohnheit bes (fluchens unb Schwöretts bei jung uitb 
alt, mann unb IPeib, broht (friebrich „mit feiner Ungnab* unb unnach* 
tätlicher £eib*, (Selb* ober Eurmßrafe" benjenigen, bie ihre £äßer? 
3 unge nicht 3 Ügeln wollen. Eltern unb 3 u 9 CT 1 ^ er 3^ c f? er foüen be? 
fonbers in biefer l^iuficht ihr AugenmerF auf bie Kinber richten nnb 
bie Hute fletgig anwenben. JDer es unterläßt, 3 ieht fid? noch größere 
Strafen 311 . 

3) „Pon übrigen Beweinung 3 U trincfen unb füüerey, Banefeten 
unb aitbem (Sefellfchaften, auch Permeibung ber baraus folgenben 
*aßer." (friebrich nennt ErunFfucht unb Pöllerei f^etbnifd^e £after, bie 
ben menfehen auf bie Stufe bes lieben Piehes teilen unb ihm Schaben 
an £eib unb Seele 3 ufügen. Eurmtrafen broht er ben Ungehorfamen 
an unb erflärt ansbrficFlich, baß Perbrechen in trunFenem guganbe 


l ) Pf* Eopialbuch 8 ^ 7 , p. 96 ff. bes Karlsruher Armins. 


begangen, bem Uebelthäter eine h&h ere Strafe einbringen werben, 
^ferner oerbietet (friebrich große Bantette, fog. Königreiche, unb ge* 
tattet nicht mehr als <*—5 (Sendete; nur bei Qodtfeiten bürfen 
gängigere Ausnahmebeftimmungen 3 ur Anwenbung gelangen. 

<* ) „Pon müßiggengern, JDeinfchleuchen unb täglichen Sed^en." 
müßiggäuger unb (Sewohnheitstrinfer, bie ihre (familien barben laffen, 
foüen ron ben Amtleuten 3 uerß auf gütlichem IDege 3 ur Aenberung 
ihres £ebenswanbels ermahnt unb, wenn ße nicht gehorchen, „burch 
Eurmftrafe ober anbere 3 imblich Strafe" 3 itr Arbeit ge 3 wungen werben. 

5) „Pon gauberey, IParfagern unb Eeuffelsbefchwerem." Unter 
Hinweis auf bie unnü^en Koften, bie abergläubifchen Unterthanen 
crwachfen, auf bie Perleumbung, welcher Hnfchulbige ausgefetjt ßnb, 
oerorbnet friebrich, §auberer unb IPahrfager bes £anbes 3 U oer? 
weifen ober, wenn ße wieberfehren, mit £eib unb £eben 3 U grafen. 
Den Unterthanen emppehlt er, IDahrfagern Feinen (Slauben 3 U 
fchenFett, wenn aubere oerbächtigt werben. Eurmßrafe geht ben 
ZDiberfetjlichen beror. 

Aüe biefe Beftimmungen h a t fpäter £ubwig IV. in ber chriß? 
liehen pol^eioerorbnung 2 ) 00 m 3 a h re 1578 , welche in ber am 4 . April 
I582 publiderten £anbesorbnung gebrucFt geht, bebeutenb erweitert. Er 
eiferte befonbers gegen bie 3 unehmenbe Perfchwenbung, gegen (fraß 
unb Pöllerei unb oerbot bie Kirchweihfege, (fagnachtfcher 3 e, mumme? 
reien unb heibnifd?en (Sebräuche, 3 . B. bas 3°h a,m * s f euer * Selbg in 
bie Fleinlichften Perhältnige mifchte er geh ein, wie bie im eben er? 
wähnten Eopialbuche überlieferte JPirtsorbnung 00 m 3 a ^ re 1579*) 
beweiß. Dr. Ehamm, Karlsruhe. 

itt Putm^etm 1771* Ueber KlopgocFs Aufenthalt 
in mannheirn währenb einer Heife, bie er im 3 a h re 1?7( n Düffel* 
borf, Darmgabt unb (franFfurt machte, wo er auch bie (frau Hat 
(Soethe befuchte, ber er übrigens gar nicht imponierte, 4 ) fchreibt 
Böttiger in ber „mineroa", Eafchenbuch für bas 3°h r 181^ (Klops 
ftocF im Sommer t795, ein BruchffücF aus meinem Eagebuche) 5. 337 
auf (Srunb feiner perföulichen B< 3 iehungen 3 U bem Dieter folgenbes: 
„3n mannheirn h at i e KlopgocF eine gunbenlange Unterrebung mit 
bem Kurfürgen (Karl Eheobor), ber gd? auf bie Unterrebung mit ihm 
nach (ffirßengtte vorbereitet hätte, ben er aber burch Seitenfprünge 
auf gan 3 anbere IHaterien führte unb ihm bie Beförberung beutfd?er 
Art unb Spraye fehr ans ^er 3 legte. Die erffen EonFfingler in 
mannheirn beeiferten geh, ihm ihre Pirtuogtät in ihren gan 3 en (Slan 3 e 
3 U 3 eigen. Er las ihnen im h 8 <hß en Effect eine feiner 0ben oor 
unb ge liegen am Enbe oor Ergaunen ihre 3 n ft™niente fallen.*) 
Auf biefe mannheirner Heife Farn er fag bei aüen fpäteren Befugen, 
bie ich ihm noch machte, immer wieber 3 urücf, unb ich fchlieffe baraus, 
baß ge einen fehr lichten punFt in feinen Erinnerungen bilben muß." 

W. Gg. 


ffiiit fßvief ftiUtf* au# §§tamtfyrim 1622 an ben (Srafen 
oon £einingen?^artenburg. 6 ) 

IPohlgebomer (Sraf, infonbers lieber ^err unb (freunb! 
0bwohlen nunmehr bie Statt UTannheimb fambt bem Eagell 
unter ber Hörn. Kaif. ITtaj. (Sehorfamb unb devotion gebracht, 
fo wiü geh bod? (franFenthal bishero noch wenig h** r 3 u vergehen 


2 ) pf. Eopialbuch 852 Jol. (38. 

*) Pf. Eopialbuch 852 (fol. 87. 

4 ) Böttiger erjählt: „Sie erwartete einen mann mit einem 
b^eiligeufchein unb fanb geh natürlich burch bie Erfcheinung eines Fleinen 
unanfehulichen Ulannes 3 iemlich getäufcht. Da ge geh oorgenommen 
hatte, ihn über bunFle Stellen bes mefgas 3 U fragen, fo war ge nicht 
wenig betreten, als KlopgocF fogleich bie (frage an ge richtete: was 
franFfurt eigentlich für eine Perfaffung habe? Dodj. fogleich befann 
jte geh, baß auf biefe (frage nur eine Antwort fei. Sie gab ihm ben 
bei Darrentrapp herausFommenben StaatsFalenber in bie ^änbe unb 
er 3 ählte fpäter: nur Ein mann habe ihr imponiert, unb bas fei Berber." 

5 ) Ueber bie mugFalifchen Neigungen bes mannheirner 0rchegers 
foü KlopgocF fo entjücFt gewefen fein, baß er ausrief: „IJier fchwimmt 
man in beit IPoÜüften ber mugFl" 

*) Das 0riginal in ^eibelberg, UnioergtätsbibliotheF, £ehmann? 
fd?e UrFunbenfammlung p. 29 Hr. 38. Eigenhänbig nur bie Untere 
fchrift Eiüys. Die 0rthographte würbe in obenßehenbem AbbrucF ber 
heutigen angeglichen. Einen Brief Eiüys 00 m Hooember (622 
haben bie mannheirner <Sef<hichtsblätter in Hr. (2 bes 3 a h r 9- 19° 2 / 
Sp. 26^ oeröffentlieht. 

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er in 4ir. oes ^>a 

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203 


204 


unb aecommobieren, bahero tdj ge 3 wungen, mit eim ganzen Säger 
fiberjufe&en; bieweiln it aber feine mittel, Eapallerie unters 
3 ubringen, es feie benn, bag ber £?err uns mit Quartieren fr. be; 
hilfst erfteinen, als ift an ben Ijerru mein fr. Erfuteit, er 
wolle itjme 3 *l r Mf- Htoj. 3 U uuterthänigften Ehren nit laffen 
entgegen fein, teils por meiner untcrhabenben Caoallerie (Quartier 
einjutviUigen, bagegeu unter ihnen gute Disciplin unb bes t?erru 
£anbs Untertanen unFlaghaft folleu gehalten werben. IPie nun 
folt's l)5tjtgebad?te 3^re faif. Hlaj. 311 unterthäniggen Diengcn 
gereicht, alfo bin i^s pon mir felbffen uff tegebenbe occasion 
freunblidj 3 U erwibern erbietig. 

Datum im Eagell ITTannheimb ben 7. Novbris (622 
b. I]. biettgwilliger 

3<>fjann (Sraoe pon Cilly. 

&u* btv tvfktn 4 btv granktntljalcv VorteUan- 
mamtfftktttr. Um 27. Hopember (755 beri^tete ber fäd^fifd^e <Se: 
fanbte am pfätyften f^of, ber bamals auf einige Ittonate in Düffel; 
borf repbierte, pon bort aus uadj Bresben 1 ): Kurfürp Karl Cheobor 
habe ihm bie ergen Er 3 euguiffc ber neuen ^rauFenthaler ^abrif ge* 
3 eigt unb ihn um fein Urteil gebeten. Er fonnte ben ^anuong’fdjen 
JabriFaten feine HtterFenitung ni^t perfageit. 

„S 011 Altesse Electorale ayant regus les premiers essais de la 
fabrique de porcelaine nouvellemeut etablie ä Franckendahl, Elle 
eufc la honte de me mener dans son cabinet pour me les faire voir 
et me demanda ce que j’en pensais. Je lui repondis dans des termes 
convenables et dois rendre justice a la v6rit6 qu'on n’a pas mal 
renssi a imiter la porcelaine de Saxe. La matiere de celle dont 
il s’agit, m’a parn belle et la peinture passable. Celui qui en a 
l’entreprise 2 ) passe pour fort habile; il est fran^ais de nation et 
a ete oblige de quitter son pays, parce que Madame de Pompadour, 
qui est interessö dans la fabrique de porcelaine de Vincennes, 
a fait defendre l^tablissement de toute autre fabrique de cette 
espece, et comme il en avait 6tabli nne 4 Strassbourg, il prit le 
parti de se retirer dans le Palatinat et offrit l’annee derniere de 
s’y etablir ce qui fut accepte. On lui assigna en consequence un 
emplacement convenable 4 Franckendahl. Il paye tout argent 
comptant 8 ) et fait travailler deux cents ouvriers. Il dit meme 
qu’il en employera par la suite troig cents. Il est associö 4 une 
compagnie en France qui pent disposer de grande fonds. Je tiens 
ces particnlarites du Baron de Wrede 4 ) et en partie de TElecteur 
meme.“ 

Diefe Hatritt non ber neuen Konfurren 3 , bie HTetgeit erwatfen 
mar, perfehlte mtt, am fätftft en U Kuffeljen unb Heugier 3 U er* 
regen, unb Itthtiger t. Brühl erteilte am ( 4 . De 3 ember (755 bem 
(Sefanbten folgenben Huftrag: 

„Comme le d6tail que vous me faites, Monsieur, dans votre 
lettre du 27. d. p., des premiers essais que Son Altesse Electorale 
Palatine a bien voulu vous faire voir Elle-meme de la nouvelle 
fabrique de porcelaine ätablie dans son 61ectorat 4 Franckendahl, 
devrait faire prGsnmer que ces epreuves approchent des le commence- 
ment d4j4 du progr4s de differentes fabriques de porcelaine en 
Allemagne, France et ailleurs, oü l’on a tent4 d’ imiter la per- 
fection de la nötre. je serais curieux d’en voir quelque morceau 
assez fini, afin d’en juger avec plus d’exactitude, aussi bien quant 
4 la bontG de la matiere, que par rapport 4 Thabilite, 4 laquelle 
les ouvriers et peintres sont d6j4 parvenus. Je vous prie ainsi de 
tacher de m’en procurer quelque piece, pour en faire faire Texameu 
dont il s’agit.“ 


*) Heber unfere (Quelle, bie mir rorläugg mit ber <£tjiffre R 
be 3 eitnen, werben wir fpäter, gelegentlit aubercr Mitteilungen, 
nähere Hitgaben maten. 

Paul Hnton bfannong, porher in Stragburg, pgl. bie ®efd?id?tc 
ber ^ranFenthaler porjellanfabriF in bem pom Mannheimer Hltcrtums; 
perein (899 herausgegebenen Katalog ber por 3 eüanausftcllung. 

3 ) Crofc kotier furfürftliter Dorftüffe Farn er balb in (Selb; 
perlegenheit. 

4 ) Kurpfätyfter Miniger. 


untr Bftrijerfdiau. 

5« tturn Jlohenfreinrr, eine h*fforift;Fritifte Dar; 

ftellung ton Dr. Ch- £orent}en. l^eibelberg, Carl (Sroos. ( 903 . 

70 5. (ITT. — „Den erneuten Derfut, bie reittyaltige Sage in iljrer 
oerftiebenartigeu Cntmiifelung im gufammeitaug barjuftelleu", bürfeu 
wir als wofjlgeluugen be 3 eituen. Unter Benutzung gcbrucfter unb 
ungebrurfter (QueUen unb Berücffiti*0 u,, 9 ^ cr einftlägigen fe^r um* 
faugreiten unb oielfat 3 erflreuteit Citteratur nerfolgt ber Derfaffer 
bie Sage in treu mannigfateu IDanbluugen, non ber §eit au, ba 
fie fit i»n Dolfe bilbete, bis auf bie (Segenwart, ber fte 3 umeift nur 
aus Steffis feutt'fröl|lit en fiebern bePanitt ift. 3 n oier Kbftnitten 
wirb uns biefe Cntwirfelung flar oor Kugeu geführt: ber erfle be* 
banbeit ben mytologiften Urfpruug ber Sage unb bie oolfstümlite 
Raffung, iit ber fte Pt 00 m (bbeuwalb aus weiter rerbreitete; ber 
3 weite bis oierte bie litterariftc Bearbeitung bes fageubafteit Stoffes, 
Sie im Hnfang bes 19 . 3 a il r b lln ^ er t s beginncnb, ben romautiften, ben 
nationalen unb politifihen unb ftließlit Steffelfteu Hobenfteiner 
erfteben lägt. Der (Sruub 3 iig ber Dolfsfage — ein gefpenftifter t^elb 
führt bas wüteube ober wilde l^ecr natts über Berg unb (Ebal — pubet 
Pt oielfat in Deutftlanb unb aubereu germauiften Cänbern, uuperfcnu: 
bar ein Ueberreft beibuiftsreligiofcr Dorftellungen, unb folte erhielten 
Pt in ber IDalbeittfamfeit bes 0 beitwalbs befonbers b^rtnäifig, bis 
auf uufre §eit freilit nur not in Fümmerliteu Spuren, als weite 
wir bie Hamen eiuteluer 0ertlitfeiten betratten müffeu. Soldjc fmb 
tu unferer Sage bie Hamen Kobenftein unb Stnellerts, oou benen 
erfterer auf Donar, ben (Sott mit ben roten £ocfen unb Barthaaren, 
biefer auf IDoban, ben ftnell, im Sturmwiub babiujagettben CSotter* 
pater, itttb 3 war fpiclt in ben Beritten über ben (Seiftet* 

fpuF biefer, ber „St^ellertsberr", bie wütigere Holle. Kllmäblit 
aber wirb er rou bem Hitter pou Hobenfteiu pällig in ben hinter; 
grunb gebrängt, offenbar infolge baooit, bag es über bie Burg 
Stneücrts, bie fton früb faft gäit 3 lit .verfallen fein mug, unb über 
ihre ebemaligeit Bep^er au jegliter gefd^id^fltd^ett Hatritt gebritt. 
Unter ben Herren pou Hobenfteiu, bereu (Scftlett ini 3 a ^l re 
attsParb, war aüerbings Feiner, M bcr nat feinen Sti^fnlen bas £os 
eines rubelofen (Seiges perbient hätte“, unb fo 3 eigt ber romantift^ 
Hobeitgeiner, wie er uns in 3 ablreit^n Ballabeu, Cpen, Hopelien unb 
Dramen bes porigen 3 a t?rhunberts entgegentritt, eine gan 3 e Heibe 
willFürliter §utbateu, bereit bitterifter IDert meip rett gering ift. 
EPefentlit b 5 b er biefer fpngtt ftub bie Dittungen eht 3 ufd?ät 3 eu, 
pon benen £oreuken in bem Ubftnitt über ben politifteu mtb 
nationalen Hobeugeiner einige proben giebt; entftanben pornebmlit 
in beit *oer 3 a b r m, perleiben ge ber Sebufutt nat Freiheit unb 
(Einheit Deutftlunbs ftmuiigpollen HusbrucF unb maten ben Burg* 
geig 3 um nationalen Rührer, ber fein DolF 311 Kampf unb Sieg auf; 
ruft. Der lefcte (£eil bebanbelt eingebenb Steffels Hobeuffeiiulieber. 
HücFgttslos braten ge mit ber bisherigen Ueberlieferung, frei pou 
allem pathetiften (Eon, erfüllt pon FecFein Junior; nur eines (Hoben- 
geins Uus 3 ug) ft eibet Pt in feiner gatten Raffung greng pou ben 
übrigen, ja es Fuüpft an bie fag oerftollene alte Sage wieber au; 
mit einer ftarfffnnigen Erörterung über begen permutlite Entftebung 
unb Bebeutung ft^ e fft £orentjen feine an 3 iebenbe Unterfutung. A. B 

Beuei*U»ei*bim0eit mtli 

xxxix. 

( 2 (. 3uni bis 20 . 3 U ^ (903). 

II. ptttelaltrr unb |Utt!*it. 

A 239. Hälfte einer (Eonfliefe mit Heliefper 3 ieruug in gotbift em 
Stil. Don ber Staiienburg. 13 cm lang, not 7,5 cm breit, 
2,4 cm bief. ((Seftenf pou Ferrit p. I?ermann, cand. rer. 
mont. et geol.) 

A 240 unb 241. gwei 0 riginalfFi 33 en in gebranntem 
(Eon pon ITTatth. ran beit Braitben 311 beit iit ber ITTitctels; 
Fapelle bes t^iefigeu £anbesgefängniffes ausgefitbrten lebeitsgrogeu 
^o^gguren, auf DolutenfocFeltt ftebeitb: 

A 240. ITTaria in reit^r (Semanbung, mit übergeworfeitent 
Kopf tut, äie ^änbe gefaltet, nat gewenbet, be 3 eit»et: 
M. v. d. B. 1751. — 25 cm bot- 

A 241. 3ohannes, (SegeuftücF ba 3 ii, in faltigem HocF mit 
HTantel, nat retts gewenbet, ber rette Hrm erhoben, ber 
linFe gefenFt, beide l)äube fehlen; beyeid^itet: v. d. B. 1751. 
26 cm bot* 

A 242—247. Eiferne Stloffer unb Chürbeftläge aus bem 
fytufe L 2 . 7 , (8. 3oh rl l m, &ert. 

A 242. ^aüftlog, 27 cm laug, (2 cm breit. 

A 243. bcsgl., 24 cm lang, (( cm breit. 

A 244. Beftlüge mit Hngel, 2 Stücf, je 22 cm laug, (2,5 cm breit. 

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206 


205 


A 246. besg 1., 2 Stütf, je 20 cm lang, *3 cm breit. 

A 247. Befdjläge mit Brücfer, 2 Stüd, * 0 , 5 X 8 cm u. **,5XU,5 cm 

A 249. (Eiferne (ThürFliitFe in Hoccocoßil, ^3,5 cm lang, 5 cm breit. 

C 427. grnei golbgeräuberte Waffen mit ebeufold^en Unterplättchen, 
auf ben (Taffen bie Außcht ber Ketteubrücfe uub bes MarFtplatjes 
3 U Mannheim ums 3 a h r l 850 ( A 242—C 427 (Sefd^enfe oon 
X^errn (Eugen Keller tjier.) 

E 561. (Eiferner Tfohlfdjlfiffel mit reichem burchbrodjenem (Sriff, 
ber 3 i»eimal (redjts; unb linfslaufeiib) bas Monogramm Karl 
(Etjeobors enthält, barüber bie Krone. *4 cm lang. (A 240, 
241 unb E 561 gefdfenFt oou tferru Dr. IH. Benfiuger.) 

E 562. Kleine eiferne Kaffette mit 5d?lüffel, auf bem BecFel, ben 
oier Außenfeiten unb auf ber 3 nueil f e ^ e bes Werfels je 3 u>ei 
reich gradierte gelber mit 3 a 9 ^f jene,, i ^ as Jalifchloß mit 3 ioei 
Hiegelu liegt auf ber 3nneufeite bes Becfels frei; auf oier Kugel? 
fügen. Mitte bes *7. 3 a h r h- 9 cm h od ?/ *5,5 cm breit, 
9 cm tief. 

E 563. (Eiferne Kaf fette mit gefdjmiebeten Bänbern unb Befdjläg, 
auf ber 3 nncil f e * tc & cs Vedtls ein Jallfdfloß mit fünf Hiegeln 
hinter einem burdjbrodjeneu Schutzblech in Barocfftil. Anfang 
bes t8. 3ahrh. 3 t cm hod}, 56 cm breit, 33 cm tief. ((SefdjeuFt 
oou l^errn Banbagiß Karl XD er lin hier.) 

E 564. (Tafdjentintenfaß mit Streufanbbüdjfe oou ITTefftug, aus 
bem Beßfc bes im 3 a h re l 8 49 in Mannheim jtanbredjtlidj ers 
fd^ojfeneu Abolf non drüöfdjler. (A 248 unb E 564 ÖefcheuFe 
bes Tferrn 3* XPur 3 ). 6 cm tjod?, 3,5 cm Bur ^111 eff er. 

H 1052. Oeßerreidjifche ,JelbapotheFe, Fojferförmiges t>erfd?lieg* 
bares K&ftdjeu mit XfenFel nub reichem Bcfchläge 001 t (Eifen, bie 
Doiberfeite 311 m AufFlappen, mit 5 fleinen Schublaben, 2 §itin; 
büdjfen nub 8 A^neigläfern ( 3 tnei meitere fehlen). Bie 3nuen* 
feite bes Becfels beFlebt mit rotem papier, bas in (ßolbbrucf 
einen oon Ornamenten uub militärifchen (Emblemen umgebenen 
öfterreichifcheu Boppelabler 3 eigt. *4,5 cm hach, *7,5 cm breit, 
*3,5 cm tief. Mitte bes *8. 3 J h r h- (OefdfenF ron Xferrn (Eugen 
Keller.) 


V. (ttbnagirapWfdie Abteilung. 

E 101. Mumift 3 ierter 3nbiauerFopf mit langem fchmarjem f 7 aar, 
Kriegstrophäe ber 3'aarosOnbiauer, aus (Ecuabor (Südamerifa). 
((SefdjeuF be4 Ijerri* (Sei*. Hegieruugsrat Dr. U)._Heiß, Schloß 
König, (Thüringen.) 

F * 0 *. Stuhl (tfoefer) aus XDallßfchFuochen, ber Sifc aus einem 
Hücfenmirbel, bie brei Beine aus Kippen hergeßeüt. 55 cm hadj. 
Dom XTorbFap. ((SefchenF oou jfrau Komme^ienrat Mohr-) 

Vir Bilbjerirtromlung. 

A 111 f. Mannheim, Blicf in ben Xfof bes Kaufhaufes, 00 m 
(Thar auf ber Breiten Straße aus. Photographie »011 <T. Huf 
* 903 . 59 : 46 , 5 . ((SefchenF bes tferrn (T. Huf.) 

A 112 tf. Mannheim. Ber ehemalige KofaFenftall, XDeßfeite. 
Photographie von 0. Xfochßetter. **,8: * 7 , 4 . 

A 112 tg. Mannheim. Blicf in bie ehemalige Kofafenßraße, bie 
bas jefcige Quadrat L 6 von Oßen nach XDeßen biagonal durchs 
fchnitt. 3m Tfintergrunb bie Oftfeite bes KofaFeußalls, HnFs bie 
Zlordfeite bes Bragonerßalles, rechts bie abgefdjrägte 5übsOß? 
(EcFe bes Quadrates L 4 . Photographie oon O. Xfodjßetter. 
U,b: *7,4. 

A 112 th. Mannheim. Bie ehemaligen Sdjloßremifen, XDeßfeite, 
an ber Stelle bes jetzigen Quadrates L 5 ; linFs ber OßpaoiUon 
bes Sdjloffes mit bem Hnbau bes ehemaligen KofaFenßalls. Photos 
graphie oon O. fjodjßetter. **,8: * 7 . 4 . 

A 119p. Mannheim. (Srabmal bes 3°h am| Hicolaus (Tremelius, 
Pupiüarrats, Stabtoermandten unb älteften Dorßehers ber eoang.* 
luther. (Semeinbe allhier, geb. 23 . <febr. * 709 , f l 8 - <DFt. *772; 
errietet in ber SaFriftei ber CrinitatisFirche. Photographie 
(aufgenommen 29 . 5. *902 non OsFar Tfoihßetter). *6,7: *o,5. 

A 134 g. Mannheim. Bas ehemalige MühlausSchlößchen, Dorbers 
feite, Fur 3 oor feinem völligen Abbruch. Photographie. *0,7: *5,6. 

A 146. Mannheim. Bas ehemalige Sajfermannfche £)aus D 7 Hr. 8. 
Abgebrochen im Jrühjahr *903 megeu (Ermeiterung ber höheren 
Mäbchenfchule. Photographie, aufgenommen 27. *. *903 »on 
OsFar TJochßetter. * 0 , 9 : * 4 , 5 . 

A 158 g. Mannheim. Bas alte Schlachthaus am Hecfarbamm, 
SübmeftsSeite, im Hohbau mit eben aufgefchlagenem Bachßuhl. 
Photographie. * 3 , 9 : * 9 , 4 . 

A 192 pf. Mannheim. Schnürboben ber Bühne bes Tfofs nnb 
Hationaltheaters oor bem Umbau im Sommer * 902 . Photographie 
non <T. Huf * 902 . 28,5 : 38,6. 


A 192 pg. Mannheim. Bühne bes fy>fs Ult b Hationaltheaters 
nor bem Umbau im Sommer * 902 , Blirf gegen B 2 . Photos 
graphie oon <T. Huf * 902 . 28,6:28,2. (Mit bem oorigen ge- 
fchenFt von Tferrn CT. Huf.) 

B 230 t. St. 319 en * Hömifche SFulptur in ber Fatholifchen Kirche. 
Photographie *5,* : * 0 , 2 . 

E 140 p. Sibney, Algernon [englifd?er politiFer *6*7— *683]. 
Büße im MebaiUon. <S. M. Kraus del., €. Derelß fecit. Mann* 
heim. * 4 , 2 : 8 , 9 . 

E 174 g. 0 . §ietheu, ^ ans 5igm. (5. M. über ein Hegiment 
liufaren. Brußbilb, anonymer Kupferßidj. *5:8. ((SefchenF 
bes Tferrn 3* B eh er.) 

EU 20 . porträt eines unbeFannten % fürßen, Brußbilb, 
gemalt oon £ 7 . K. Braubt *756. Original im Beßö bes Hechtss 
anmaltes (E. Baffermantt h*er (ogl. Mannh. (Sefch.sBl. * 902 , 
Hr. * 2 ). Photographie. * 4 ,* : * 0 , 9 . 


yn. Mv» 

Ba. IDolfgang IDilhelm oon Pfa^sHeuburg (Pater bes 
Kurfürßen Philipp XPilhelm oou ber Pfaty fchreibt an ben 
Kämmerer uub bie Hüte ber Stabt Hegeusburg aus Heubura a. B. 
24 . OFtober *627 bejüglidj feiner IDafferbauten in ber Bonau 
Original in ^olio, mit eigenhäubiger Unterfchrift. 

Ba. Kurfürft Ottheinrich oon ber Pfal 3 beßätigt eine 00 m 
Hate 311 £auiugen am * 2 . 3 u ü (558 ausgeßellte UrFunbe, toonach 
bas bortfelbß neuerbaute Efaus bes Pßegers 3 a f <, & IJerebrot 
b. ä. („ 3 n>ifchen bem IPeiumarcFt, auch ber Marcfgaßen gelegen") 
nebft feinem (Sorten vor bem Bilüuger (Th or fH r Qerebrot unb 
feine männlichen (Erben oou allen bürgerlichen Perpßichtungen unb 
Befchioerbeu gegen jährliche Satzung oou 5 (Sulbeu Stabtßeuer 
unb 8 (Sulbeu für Ungelb u. f. to. befreit fein folle. Pergaments 
urFuube 32:60 cm, unbatiert unb unbeßegelt. 

Ba. Kurfürß ^riebrich III. oon ber pfali oerFauft feinem 
Stäbler uub Kämmerling XPilhelm oon MeyfenburgF 
[Meifenbug] *50 (Sulben 3 a h re sgülte, 3 ahlbar oon ber Bebe 
in Mosbach; ber Be 3 tig mirb burd? oerfchiebene Beßimmungeit 
geßchert uub bie Ablofuug bem Kurfürßeu beim, feinem (Erben 
burch S a hl un 9 00,1 3000 (Sulbeu £)auptgelb oorbehalten. 24 . 3wni 
*57*. pergameuturFuube 52,5 : 69,5 cm, mit eigeuhänbiger Unters 
fd?rift bes Kurfürßen.. Bas Siegel besfelben unb bes Hates ber 
Stabt Mosbach fehlt. 

Ba. Kurfürft Karl (Theobor oon ber Pfal| ernennt ben 
FurFölnifchen £)ofs unb Hegierungsrat im Bistum fjilbesheim 
(friebridj 3 oa (h* m Krifft 311 m T?ofpfal 3 grafen. Mannheim 
4 . Mai *75*, mit eigenhändiger Unterfchrift bes Kurfürßen. 
4 Bl. Pergament 32 :24 cm, in hellblauem Samt gebunben mit 
Siegel in Qo^fdjale. 

Ba. Kurfürß Karl (Theobor von ber Pfa1 3 ernennt ben 
AbooFaten XPächter 3 um lutherifchen Konßßorialrat unb bens 
feiben 3 um Furpfä^ifchen €hegerichtsrat. Schtoe^ingen 26. Sept. 
*773. §n>ei papierurFunben 37:48 cm, mit ber eigenhänbigen 
Unterfchrift bes Kurfürßeu unb aufgebrüeftem Papierßegel. 

Be. (Boffenheim bei TJeibelberg). Simon oon Schauenburg 
(beffeii (Sefchlecht *275 ausßarb) beurFunbet, baß bie 3 um 
^ofpital bes Klofters Schönau bei ^eibelberg gehörigen XPeinberge 
in Boffenheim, bie biefem teils oon ben Schauenburgem, teils 
oon anbern gefd^enFt mürben, oon Schalung, Bebe unb 5*hnit n 
befreit ßnb. Cateinifche pergameuturFunbe ohne Batnm (ca. *265), 
7 cm hoch, *8 cm breit, publ^iert oon £amey in ben Acta 
Acad. Pal. VI, 300 nad? bem Original. Anhängenb bas Siegel 
bes Ausßeüers, fchilbförmig, aufgerichteter £öme, Umfchrift 3 er^ 
jtört. €in 3 meites Siegel abgefallen. (Urfprfinglich aufbemahrt 
tm Archio ber Furpfä^ifchen geißlichen Abminißration, Abteilung 
pßeg Säönau; ermorben *903 00 m Antiquariat £ubmig Hofens 
thal in München.) 

£ubmig, (Sroßherjog oon Baben, ernennt ben Amtsaftuar Karl 
BominiF Maugolb 3 um SalineinfpeFtor in Bfirrheim, Karlsruhe 
22 . 3auuar * 824 , mit eigenhänbiger Unterfchrift unb papierßegel. 

£eopolb, < 5 roßher 3 og oon Baben, ernennt ben ^orßpotyeisBireftions* 
feFretär Maugolb 311 m SeFretär bei ber Hegierung bes Oberrhein* 
Freifes, Karlsruhe 25. Mär 3 *835, mit eigenhändiger Unterfchrift 
uub papierßegel. (Beibes (SefchenFe bes ^errn 3* Heber.) 


yilL Bibliothek. 

Bie BibliotheF erhielt <5efd?enFe oon ben Qerren profejfor Karl 
Baumann, Oberleutnant 0 . Bobenßein, jabriFant Hobert (Engels 
harb Dr. % fran 3 (Euleitburg in £eipiig, Jrau Karl jriebrich 
Müller, ^jrau Komme^ienrat Mohr, Dr. Staubt, ^inan 3 rat 
XPilrfens. 


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207 


Alb. Atlas Portatilis ober compendieuse Dorgellung ber ganzen 
IDelt in einer Pleinen Cosmographie, ber grüuenben 3ageitb 3 um 
Begen, in XXX fauberu £anb;Charten mit einer furzen Er; 
läuterung. gum anbernmal herausgegeben. ZTürnberg bei 3°h* 
Chriftoph IDeigel. 1 72^. 262 5. 

A 10 t. Baillehache, J6rome de. Calendrier perpetuel avec 
eph6m6rides historiques. Mannheim chez Tobias Löffier 1861. 

U« 5. 

• A 28 1. (Sothaifdjer tfof Palenber. 187^— 1902 . 3 al l r 9 an 9 
*08 -139. (Sotha 1871 unb ff. 

A 262 p. Der Burgwart, geitfchrift für BurgeuPunbe unb mittel« 
alterliche BauPunbe. IV. 3 a *? r 9 a ng 1902/3 ff. Berlin 4 0 . 

A 275 d. (Srimm, 3acob. Eeutfdje Mythologie. 3. Ausgabe. 2 Bbe. 
(Söttingen 1854. 612 unb 634 S. 

A 297 m. IDafferfchleben, t}. Sammlung beutfd^er Redjtsqueüen. 
1. Banb (Siegen 1860 . 452 5. ^ortgefegt unter bem (Eitel: 
Deutfd^e Rechtsquellen bes Ulittelalters. £eip 3 ig ( 892 . 306 5. 

A 298 bf. Das entbecfte (Sehcimnis ber italienifc^eit gatten; 
£otterien u. f. w. Hebft einem grünblichen Unterricht 0011 ber 
inneren Derfagung unb Einrichtung berer in Deutfchlanb er¬ 
richteten fechs iqaupt;£otto, ju Augfpurg, Berlin, Brüjfel, Utann; 
heim, Ulayn 3 unb IDirjburg. ^ranPfurt a. Ul. 1769. 51 5. mit 
1 (Tabelle. 1 °. 

A 322 t. Uleufel, 3<+- ( S* or 9- HTifcellaneen artigifdjen 3nhalts. 
I. £jeft 1 — 12 . Erfurt 1779 — 82 ; II. f^eft 13— 21 . Erfurt 1782 
bis 1785; III. ffeft 25—30. Erfurt 1785— 87 . Jortfegung unter 
bem (Eitel: Ulufeum für Küugler unb für Kungliebhaber. I. 1 
bis 6 Stürf; II. 7—12 Stficf; III. 13 — 1 8 Stürf. Mannheim bei 
Schwan unb (53(3 (787— 92 . 

A 324 m. pfleiberer, Rubolf. Die Attribute ber ^eiligen. Ein 
alphabetifches Ztachfdjlagebuch 3 um Dergänbnis Pirchlicher Kung; 
werPe. Ulm 1898 . 206 S. 

B 8 gd. dingliches (Sefangbud? für bie eoangelifd^protegantifche 
Kirche im (Srogherjogtum Baben. Karlsruhe 1836. 360 S. 

B 32 cp. Das gaatsrechtlidje Derhältnis ber Staubest unb (Srunb; 
herren unb bie £ehensoerfaffung im (Srogherjogtum Baben, bar; 
gegellt in einer Sammlung ber hierüber erfchienenen (Sefege unb 
Derorbnungen. Karlsruhe 1843 . 196 S. 

B 92 r. iDegenrieber, £oren 3 . (Sefchichte ber baierifchen APa- 
bemie ber iDigenfdjaften. i. (Eeil oon 1759 — 1777 . Münden 
1781. 566 5. + Heg. 2 . (Eeil oon 1778— isoo. Ulünchen 1807. 
632 S. + Heg. 

B 113 af. Aurea Bulla Caroli IV. (Sülbene Bulla bes Römifchen 
Kayfers Caroli bes Dierbten, bem ^ranPfurter ©riginal gleich* 
lautenb nadjgebrurft. JranPfurt am Mayn 1740 . 64 5. 4 0 . 

B 132 ed. ^duffer, £nbwig. Deutfche (8efdjichte 00 m Cobe 
jriebrichs bes (Srogen bis 3 ur (Srünbung bes beutfehen Bunbes. 
3 . Aug. 1 Bbe. Berlin 1861 —63. 598+750+578+711 5. 

B 246 p. Allgemeines Kurpfd^ifcbes Eoangelifch;lutherifches (Sefang; 
buch, auf Derorbnung bes Kurpfd^ifchen Conggorii heraus» 
gegeben. Mannheim, Perlag bes Eoangelifd^lutherifchen Armen; 
häuf es 1801 . 620 S. nebg Anhang. 

B 303 f. Eulenburg, ^ran 3 . gur Beoölferungs; unb Dermögens; 
gatiftiP bes 15. 3 a ^ r ^ un ^erts (in ber babifchen Pfal 3 ). Sonber; 
abbrurf aus ber geitfchrift für Social; unb IDirtfdjaftsgefchichte. 
IDeimar unb Berlin 1895 . 43 S. 

B 349 t. 0 . UToor (^auptmann). Kur 3 e (Sefchichte ber bayerifchen 
Hheinpfal 3 unter ben Hdmem. £anbau 1865. 43 S. 

B 465 f. Bejolb, ^riebridj oon. Briefe bes pfal 3 grafen 3ohann 
Cagmtr. ETTit oerwanbten Sdjriftgürfeu gefammelt unb bearbeitet. 
1 . Banb 1576—1582. 2 Bb. 1582—1586. Ulünchen 1882 / 84 . 
590+476 S. 

B 549 t. Chntel, 3ofeph. Regesta Chronologico-Diplomatica 
Ruperti Regis Romanorum. ^ranPfurt a. UI. 1834. 244 S. 4 0 . 

B 582 p. (Sefchichtsbldtter für bie mittelrheinifchen Bis; 
tümer, herausgegeben oon JalP, Zltrf unb gaun. i. unb 2 . 
3ahrgang, Zlr. i—8, (DPtober 1883—3uli (885 (alles was er; 
fchienen) 259 S. 4 0 . 

C 75 fm. Euler. Die Deutfch*®rbens;Commenbe JranPfurt a. Ul. 
Ein Beitrag 3 U bereu (Sefchichte aus bem Ztadjlaffe bes 3 n fpePtors 
Anbr. Zltebermayer. (Ulit einer Anficht bes beutfehen tjaufes in 
Sadjfenhaufen um 1400 ). ^ranPfurt a. Ul. 1874 . 2(5 5. 

C 85 k. £elchtlin, Erneg3 u ^ ns - <5ott’sauer KroniP ober0rts; 
unb (Sefchichtsbefchreibung ber ehemaligen BenebiPtiner Abtey 
(SottesAu bei Carlsruhe. Carlsruhe 18 ( 0 . (28 S. 

C 177 mb. Helsingfors. Finskt-Museum IX ff. Helsingfors 1902 ff. 


C 177 mc. Helsingfors. Suomen Museo IX ff. Helsingfors 1902 ff. 

C 180 bf. geller, Abolf. Burg fymtberg am Zlerfar. £eip 3 ig 
1903. 60 5. folio mit Abbilbungeu. 

C 218 bd. Des £ahrer h< n ^enben Boten neuer higorifdjer 
Kalenber. 3ahr<)attg 1826 , 1833, je 64 S. 4 0 . 

C 252 f. UlebiPus, ^riebridj Kaftmir. Botanif«he Beobachtungen 
bes 3 a hres 1782 . Zlebg einer Kupfertafel, einem fe^ueUen unb 
alphabetifchen Hegifter. Ulannheim tu ber neuen l?of* unb aPa; 
bemifchen Budjhanblung 1783. 419 S. 

C 252 k. Necker, Nat. Jos. de. Physiologia Museo rum. Man* 
hemii, impensis C. F. Schwan 1774. 343 5. mit 1 (Eafel. 

C 252 t. Bericht ber Central;Angalt für unentgeltlichen Arbeits» 
nach weis über bas (Sefdjäftsjahr 1901 unb ff. Ulannheim 1902 
unb ff. 4°. 

C 255 h. Mitteilungen aus ber Armen» unb IDaifenpflege ber 
Stabt Ulannheim. 3 a ^ r 0 ang 1901 unb ff. 4 °. 

C 279 p. Beruays, jerbinanb Cdlegin. Schanbgefchichten 3 m 
CharaPteriftiP bes beutfehen Ceitforen; unb Hebaftorenpacfes. 
Cenfor ^udys aus Ulannheim unb bie Rührer ber fertulen prege. 
Stragburg 1843 . 73 5. 

C 362 od. Ausjug aus ber (Sefchichte bes (. Babifchen $elb; 
Artillerie;Hegiments Elr. 14 . Auf Befehl bes Regiments 
für bejfen Unteroffl 3 iere unb Ulanufchaften 3 ufammengegellt. 
Karlsruhe 1886 . 139 S. 

C 362 of. Aus 3 ug aus ber (Sefchichte bes i. Babifchen £eifr; 
bragoner;Hegiments Elr. 20 , 3 ufammengegeUt anldglich feiner 
loojdhrigen Stiftungsfeier. 9 . Ulai 1903 . [Karlsruhe 1903 ]. 
23 S. 

C 362 pd. Kurj gefügte (Sefchichte bes 2 . Babifchen (Srena; 
bier;Regiments Kaifer IDilhelm L Hr. uo. Anfchliegenb: 
Armee;(8efchichte. Deriag ber Pleinen Hegimeutsgefchichten. — 
Dteoeuow [ 1895 ]. 99+36 5. 

C 388 p. Erinnerung an bas fünfunbjmanjigge Stiftungsfeg ber 
Räuberhöhle am 9 . Februar 1864 . Ulannheim ( 864 . 24 S. — 
Erinnerung an bas oierjigjährige Stiftungsfeg ber Räuberhöhle. 
1879. 19 5 . 

C 437 c. Erug, Jriebridj. Die Sage 00 m Ulinneberg bes ZTecfar; 
thales. Ein RomanjenPranj, mit Umrigen nebg einer Ulugf* 
beilage non £. Qetfch* Stuttgart 1840 . 194 S. 

C 439 ef. Aretfn, 3°h- ^h*“- $reiherr oon. Beyträge 3 ur (Se. 
fchichte unb £iteratur oorjüglich aus beit Schäden ber pfalj; 
baierifchen CeutralbibliotheP 3 U Ulünchen. 1 .— 9 . Banb. Ulünchen 
1803-07. 

C 571 t. Dom Rhein. Ulonatsfchrift bes IDormfer Altertums« 
Deretns. 3 Q h r 9 a ng I 1902 unb ff. 4 0 . 

C 587 p. ^eing, Philipp Cafimir. Die A(e£anbers»Kirche in 
gmeybrutfen 1817. 144 5. 

Dlf. Becfer, C. 3°&g Hmman, geichuer unb ^ormfehneiber, 
Kupferdger uitb Stecher, llebg gufägen von R. IDeigel. Ulit 
17 Ifoljfchuitten unb Regtger. £eipjig 1854. 236 5. 

D 30 gm. Qorcf, £}ans (Sraf. Die (Sebichte ron Ulaler ^riebrich 
Ulüüer. Eine Zlachlefe ju begen IDerPen. 3 ena 1873. 102 5. 

D 47 c. 5chimper, Karl. (Sebichte 1840 — 1846 . Ulannheim. 
Derlag oon Heinrich Qog 1847 . 352. 

D 52 cm. Cuno, ^r. ID. Daniel Coganus ber Aeltere. 1 . (Eeil: 
Sein £ebeu unb IDirfen; 2 . (Eeil: Seine Schriften unb Briefe. 
Ulit bem Porträt bes Coganus unb 2 IDappenbtlbem. Amger; 
bam 1 & 98 . 342 + 276 S. 

D 58 f. ^eigel, KarlCheobor. Die JDittelsbacher. ^egf<hrift 
3 ur ^eier bes gebenhunbertjdhrigeu Regierungs;3ubildums bes 
tqaufes EDittelsbad?. Ulünchen 1880. 13 1 S. mit Abbilbungen. 

D 62 p. Ulartergeig, Ul ajc. pius Aleranber XDolg. Ein bio; 
graphif<h cr Beitrag jur Cheater» unb £iteraturgef<hichte. Ulit 
bem Portrait IDolg’s nach ber !Dtchmanu’f<hen Büge. £eip|tg 
1879- 327 5. 

E 6 b. Dalberg, Ularia ^feobora Freifrau oon. Aus bem 
£ebeu einer beutfehen Bürgin [Auguge Emilie prin 3 efgn ju 
Zlagau;Ugngeu]. Ulil brei Stahlgidjen. Carlsruhe 1847 . 278 5. 

E 21 t. £angbein’s, A. E., fämmtliche (Sebichte. 2 Bbe. Stutt; 
gart 1854. 307 + 390 5. 

E 23 p. Reinharbt, p. 3» HmbtrAlbum. Ulannheim. Dracf oon 
3. Schneiber 1860 . 158 5. 

E 24 be. Salis, 3- von. (Sebichte. 3. oermehrte Auflage, 
gürich 1797 . 140 S. 

E 24 cd. Stemmler, (Sugao. (Sebichte. Karlsruhe I 846 . 323 5. 


üerantwortlid} fflr bie Sebaftion: Dr. ^riebridt Walter, maitnljeim, C 8, 10b, an ben fdmtlWie Beiträge ja abrtflierfn fbtb. 
^ftr ben materiellen Jnljalt ber Urtifei flnb bie OTitteilenben rerantmortlid?. 

Oerlag bee Dlannbeimer Ultertam»Derein» €. O., Ortrf ber Dr. ßa«fM<b*n Bndibratfere* «. m. b. Q. in nWmnftetm. 


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narnibetm. 

oogle 


IttannlKimer 6 «fcbid)t$blämr. 

rnonatscbrift für die 0e$d)icbte, Altertums- und UolRskunde Mannheims und der Pfalz. 

F)erau$gegeben vom {ßannbeimtr Hlt«rtum$vmin. 


Erschein) monatHd) im Umlang von l—1 s Bogen und wird den tnitgliedera des mannheimer Jlltertumsvereins unenlgeltlid) zugestellt. Tür Didttmitglieder 

beträgt der jährliche Bbonnementpreis Ittk. 3.— Einzelne nummern; 30 Pfennig. 


IV. Jahrgang. 


ftkiobtx 1903. 


Bo. 10. 


gnf^att. 

ntÜteUungen aus dem Kltertumsperein. — Kurfiirfl Karl unb 
bie (Erbauung Ser erften „feftbeftäubtgen" Stabt Kirche in Mannheim. 
Don Defan (Eduard Hügle QlDesheim). — friebrid?sfelb. (öefd^id^te 
einer pffttyfchen ^ugenottenfolonie. Don Dr. Jriebric^ IDalter. 
(Schlag.) — Urfunben jur <5efd?idjte Mannheims oor \% o*. XI. Mit 
Knmerfungen oon Karl Cljrift in giegelljaufen. — gur Mufenms* 
frage. II. — Miscellanea. — geitfdjriften unb Bfidjerfdjau. 


PittrilMgr» iu in Jltrrtiwsrtris. 

3n 6 er |»r|liinb*f^Uttg am 28. September murben 
bie lebten Prudbogeu bes im Kuftrag bes Pereins von 
Dr. Karl £ja«cf in HTüucheu »erfaßten lüerfes über Öen 
Kurfürften Karl £ubmig von 6 er Pfalj nörgelest, melches 
bemnächft als Banö IV unferer „^orfctjungen 5 Ht ©e(ct)id)te 
ITlannbeims un 6 6 er Pfalj“ im Perlag non Breitlopf & 
fyürtel, > Ceipjig, erfdjeineu unb an unfere Blitglieber als 
Peteinsgah* jiu: DettoiUmg t om i mn wu 6 . — lUit- leb» 
baftem Pani nahm 6 er Porftanb non einem Schreiben 6 es 
Herr» (ßeneralfonfuls un 6 Kommerjienrats Keif Kenntnis, 
roorin ft.b berfelbe bereit erflärt, 6 ie Koften für bie in 
Po. 8/9 6 er (Befchicbtsblätter angeregte Sammlung unb 
Kufflelluug 6 er Ciermelt bes Pedarauer IPalbes 
übernehmen ju »ollen. Per Pcrfaffer bes betr. Kuffatjes 
£)err Profeffor PDilt>. ^Sljncr mürbe erfucf)t, fictj ntit Herrn 
Keif ins Benehmen ju fegen unb einen genaueren plan 
über biefes Unternehmen aufjuftellen, beffen Permirflichung 
bem f^iefigen naturhiftorif<h«n ITTufeum eine üuferft mert* 
volle unb im 3 n * ete ff e fytmattunöc lebhaft ju be- 
grüfenbe Bereicherung bringen roirb. — Per eben er* 
mahnte Kuffafa bes Qerrn prof. jbhner mürbe jufantmen 
mit bem in Po. ^ erfchienenen bes fjerrn prof. Karl 
Bau mann ju einem Sonberabbrud vereinigt unter bem 
Citel: Pie ^iftortfet^en unb naturhiftorifeben Sammlungen 
in Utannheim als volfstümliche UTufcen. Piefes Sdjriftdjcn 
mürbe ben Ceilnehmern an ber am 21 . unb 22 . September 
in fflaunheim ftattgehabten Plufeumsloufereitj ber Central« 
ftelle für Krbeitermohifahrtseinrichtungen überreicht. (Kuch 
im Buchhanbel ju h a ^ eu für 25 Pfg.) Per KItertums* 
verein unb einige feiner Porftanbsmitglieber beteiligten ftch 
an ber aus biefem Kitlafj von ber Centralftelle unb ber 
hieftgen Stabtvermaltung veranftalteten Kusftellung mit 
ÜTannheimer Kupferfti^en, Ulannheimer Stabtplänen, 
jranfenthaler Porjetlan unb einem Zimmer aus ber ^eit 
bes Kurfürften Karl Cheobor. — Petfchiebene Scheidungen 
von (Segenftänben für bie Sammlung mürben mit Pani 
entgegengenommen, u. a. erhielten mir burch gütige Permitt* 
lung bes f?errn ^obrilinfpeltor Qenttje in jrtebrtchsfelb 
Photographien unb tßypsabgüffe ber lürjlich aufgefunbenen 
jinnernen ©runbfteinplatte ber erften 5 r'«brtchsfelber Kirche 
(vgl. biefe Pr. Sp. 217). — ferner mürbe über intereffante 
Kusgrabungsfunbe berichtet, bie bei Serfenljeim gemacht 


mürben. — Pie Porträge an ben im ©ftober beginnenben 

regelmäßigen Pionatsverfammlungen mürben feftgefegt. 

• • 

* 

UTontag, ben 5. ©ftober, abenbs V 2 9 Uh*» findet im 

Hotel Pational ber I. |treittsalnnh ftatt. Herr Dr. 

3 . K. Bering er mirb einen burch jahlreid)« photogra* 

phifche Kufnahmen bes f)errn ©scar Qoch ft etter illu* 

ftrierten Portrag über ben ÜTannheimer Bilbhauer 3<>h«nn 

UTathäus van ben Branben (1716—1789) hotten; 

fobann mirb Jjerr Profeffor Karl Baumann über bie 

Crgebniffe ber neulichen UTufeumslonferenj 

für bie Stabt ItTannheim unb iht fünftiges 

ITTufeum berichten. IPir laben unfere ITTitglieber unb 

jreunbe ju recht jahlreichem Befuch ein unb bemerleu, baß 

auch Pamen, mie immer, roillfommen- fmb. 

* * 

* , 

Kls KUttgUe^er mürben neu auf genommen: 

Bai er, IPilhelm praft. Tlrjt in Pedarau. 

IDpo ofeff o o K- 3 -, 2 W 

Zugang: 2 , Kbgang: 2 (burch tTob: 0 , burch Ilustritt: 2). 
ITlitglieberftanb €nbe September 1903: 816 ITTitglieber. 


Kurfürft Karl und die (Erbauung der erften 
„feftbejtändigen“ $tadt*Kird)e in Utannheim. 

Don Defan Cßbuarlr ltü|te Olvesljeim). 


tlad^rnef oerboten. 

Km 19 . ^ebruar 1679 erging aus ber jfriebri^sburg 
in UTauuheim ber lurfürftliche Befehl an ben Qofprebiger, 
Kirchenrat Caughans, ber fich eben in £)eibelberg aufhielt, 
er h^T’^ f'd) uebft bem Ceibmebifus tPinfler unb bem Pro* 
feffor ^acheuburg mit ber überfchidteu Kutfch am folgen* 
ben Kbeub in ber jriebrichsburg bei bem Kurfürften ein« 
jufinbeu. Kuch foll< ftch ber H°fP r *biger bereit holten, 
ben ,.orbinari Sonntagstert in ber KTorgenprebigt auf 
Serageftmä ausjulegen“. 

3 n biefer „Kutfch“, bie mir am 20 . Februar von 
Heibelberg nach UTannheim htituntetfahren fehen, fitjen 
bie brei ITTänner beifammen, melche nach bem im fomnten* 
ben 3 ahre erfolgten Cobe bes Kurfürften Karl Cubmig 
nacheiuanber unb nebeneinauber ben ma^gebenben «Einflug 
auf ben fchmachen Sohn Karl Cubmigs unb bamit juglekh 
entfeheibenben <Einflug auf bie Kegierung bes Canbes aus* 


Semerfungen. Das tttaterial biefes 2 (uffa()ts ift 0013095: 
weift ans ben protofoUBfldjeni ber t|odrtentf<hen ©emeiube unb bes 
Stabtrats gejogen. Daneben fanbeu auch einige Conoolute bes (StneraU 
£anbes: 2 (r<hios Derwenbung, befpnbers ausgiebig «Eono. ttr. ( 57 , Kird); 
bau. tPenn bei < 5 .£. 2 t. nichts anberes angegeben, fo ift biefes 
€ouoolnt gemehlt. 

*) ©.£. 21 . ifasj. ( 637 . 

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211 


212 


geübt haben. €s waren fchief falsreicije ZTTänner, bie in 
bem XDagcit nad) HTaitnheim Ijtnabfuijrcii, befoitbers bie 
beibeu erftcu- Der Profeffor £jad)ettburg, 6 er teurer uu 6 
©reicher bes Kurfürfteit Karl, ift burd) einen balbigcu 
tEob all 6 em IDibrigeu entzogen worben, bas nad) 6 em 
• frühen Eingang bes jungen Kurfürfteit (^685) 6 ie beiben 
anbern traf. Der £eibar 5 t IDinfler ift bes £anbcs ver¬ 
mieten worden unb bamit noch jiemlid) glimpflich bavoit* 
gefommen, ber Ejofprebiger £augl)ans bagegen ift in t)eibel* 
berg am Sd)anbpfal)l geftanbeu unb nad} zweijähriger 
l}aft einer zwanzigjährigen ©efaugeitfd>aft nur burd} eine 
glücflid}e Rügung entronnen. 

Kls Kurfürft Karl £ubmig am 28. Kuguft 1680 auf 
bcni IDege von ITtauuheim nad) fjcibelberg unerwartet 
rafd) l)iutt>cggerafft würbe, befanb fid) fein einziger erb* 
berechtigter Sol}n in ©itglanb, unb jwar im Kuftrag feines 
Vaters. ©r follte vcrfud)eu, ob vielleicht ber föitiglidje 
Detter, Karl II. von ©nglaitb, ju einer fräftigen Kftion 
bewogen werben föittte gegen ben übermütigen König von 
^ranfreid), £ubwig XIV., ber unter ben nidjttgften Vor* 
wänben bas Knit (Bermersheim befeßt fyatte, unb Dliene 
machte es $u anneftieren. Don bem beutfd)en Heid) war 
nichts ju erwarten, bas wußte ber Kurfürft aus ber ©r* 
fahrung ber vergangenen 3 ah re * 

Km \7. ©ftober 1680 fam ber neue Kurfürft Karl 
nad) Jjeibelberg jurücf. ©s fonnte faum jrnei verfdjiebeuere 
Daturen geben als biefer Sohn unb fein Dater. Der Dater 
eine non £)aus aus leiblich unb geiftig frdftig angelegte 
Hatur, bazu burd) fein früheres IDanberleben in jeber 
IDeife abgehärtet, fein Sohn ein fraitfljaftcr IHenfch; ber 
Dater trotj aller einften ; (Erfahrungen unb Sdjicffale beit- 
nod) lebensfroh unb voll männlicher £ntfd)lußfraft, ber 
Sohn jum Crübfinn geneigt, ohne bie Kraft befonnener 
©utfd)ließuitg; jener felbftdnbig bis 5 ur £järte, alles felbft 
prüfenb, eine geborene £jerrfd)ernatur, biefer ienffam, ja 
ber £eituug bebürftig, nad) ben erfteu wohlmeiitenbeu Der* 
fud)eu alles feinen Vertrauten überlaffenb. „Das Branb* 
mal bes <§wanges Hebt mir an", fd)rieb er im Kücfbiicf 
auf feine freubenlofe 3 u 0enb. 2 ) 3 ener bas £aub aus 
feiner ^erftörung unb Verarmung burd) eine umfid)tige 
Sparfantfeit zur neuen Blüte emporgehoben, biefer ober 
vielmehr feine Vertrauten unb ©ünftlinge h a ^ cu es m 
einem bebauerlicben Düetteifer bem finanziellen Derberben 
entgegengeführt. Kls fein früherer £r$iel)er unb fpäterer 
Vertraute, profeffor J}ad>enburg, ber aud) in biefer neuen 
einflußreichen Stellung ein gewiffentjafter ZTCanu geblieben 
war, nicht lauge nad) ber Kücffet)r bes jungen Kuvfürften 
in fein £aitb geftorben war, rücfte ber ^ofprebtger £aitg* 
hans in bie Steile bes erfteu Vertrauten ein; zwei abelige 
tjerren, bie als Beamte feines Vaters ben ©efdjäftsgang 
fannteu, traten biefent ©üitftliug jur Seite, allein £augl)ans 
bel)i«lt bas erfte Vertrauen, fo lauge ber Kurfürft lebte. 
Die fpäteven Sdjicffale biefes ZTtannes fmb oben fd)On be* 
richtet worben. 

©s ift ein Verbienft bes ©efd)id)tsfd)reibers ber 
rheinifd)cn Pfalz, bes Profeffor £)äuffer, baß er ben 
©harafter unb bie Sd)ulb biefes ©mporfömmlings burd) 
fein maßvolles Urteil in bas rechte £icbt geftellt hat* ©t 
war nid)t fd)ulblos, aber er war burd)aus tiidft ber 
Scbulbigfte, unb ift nad) bem frühen lob bes Kurfürfteit 
mit Unrecht von allen Seiten jum Sünbettbocf erforeit 
worben. 3 usbefonbere h a ^ cn einige fd)ulbigcre fjöfliuge 
burd) bi« Verurteilung bes vielbeneibeteu UTaunes Decfung 
gefud)t für ihre eigene Sdfulb. U?as ben jungen Kur* 
fürften mit bem ^ofprebiger verbaub, bas war feine 
eigene aufrichtige jrömmtgfeit unb fein fird)lid)er ©ifer, 
bie fid) auf fein weiches, troftbebürftiges ©entüt unb ju» 
gleid) auf ein cingeheubes theologifdjes IDiffen grüubeten. 

2 ) l)üuffer, (ßefdj. ber Hl). Pf 0(3, n, 5 . 688. 


3 ft er bod) felbft in jüngeren 3 a h r «n als theologifdjer 
Sd)riftfteller aufgetreten. Kurfürft Karl war bei allem 
perföulid)cu IDohlmolleu iit religiöfcu unb fird)lid)cu Dingen 
weit entfernt von ber lDeitl)erzigfeit feines Vaters. Der 
ftrenge ©alvinismus ^ricbrtd )5 III. war fein 3&eal, nur 
hat er ftd) $u biefem vergalten wie eine fd)wad)lid)e Copie 
jtt einem fraftvolieu ©riginal. 

<gu ben erfteu Uitteritchntungen, bie uns noit bem 
neuen Kegiment berichtet werben, jaE^lt eine neue presby* 
terial* ober Dissipliitarorbnuitg. Sie würbe non Kirchen* 
rat 5abri$ius neu ausgearbeitet — aud) Poiteuin, ber 
prebiger ber franjöfifchen ©emeinbe, ein fet^r begabter 
ZTtaitn, aber ein caluiuiftifd)er ©iferer, h^W« 1 e i ,lc 
fd)läge baju gemacht — unb bem frau 5 öfifct}cn Koufiftorium 
im Kuguft 1682 übergeben, uad)bem poiteoin bereits ein 
3ahr junor als 5 weiter Pfarrer ttad) ^ranfeitthal gegangen 
war. Die neue Strenge bes Kird)eitrates in bjeibelberg 
richtete fid) aber uid>t blos gegen bie ©emeiitbeglieber. 
©ffeubar hiUl mail es für augcnteffeit, mit ber Xeform 
au ben Qduptent uitb il)teu Ungehörigen ju begimteii. 
Sehr eruftlid) wirb ber tytt uitb bort aufgefomntene „ntaß* 
lofe £uyus M ber Pfarrfrauen uitb Töchter gerügt; wen» 
nid)t balbige gdi^liche Kbftellung erfolge, werbe mau bit 
betreffenben Pfarrer auf Strafftellen nerfeljeu, „ba es il)iuu 
wol)l oergehen wirb." 3 ) 

3m 3ahre 168^ ergießt ftd) ein Strom non gewiß 
wohlgemeinten Verorbnuugen über bie reformierten ©e* 
metnbeu, non welchen aud) bas Protofollbud) ber beutfd)eu 
©emeinbe Zeugnis giebt — Verorbnuugen, bie 511 m Ceil, 
wie ber Kurfürft felbft, nur ein fcl)r furjes £eben führten, 
ober aud) faum ins £ebeu cingctreten finb, weil fie fid) 
als unburchführbar erwiefen. Da wirb im 3 anuar 
PresbYterialorbuuug nom 3 a h uc l 682 ,,eu eingefdiärft, 
nad),weld)cr „alle junge £eute, fo nod) unverheiratet, alle 
©efelleu unb 3 u,| 9f rauci V Kucd)te uitb ZHdgbe, fo nod) 
minorenn, $ur Katcchifation fleißig fommen folleit". Die 
IDiberfpenftigeit foll bie ©brigfeit ftreitg beftrafeu. 3 m 
Februar wirb augeorbuet, baß bie Pfarrer mit je yuci 
Kelteften alle Jjdufer befud)eu follen, in welchen Cabacf* 
Krbeiteu betrieben werben. 3 ,u ergeht eilt Kcffript 
au bie ITtilitörbehörbeu bes ^nl)alts: „Da an Souit* ^eft* 
unb anbereu tEageit viel 3 u f°lenyeii, mit Slawen, Spielen 
unb 3 auc ^Seu" verübt werben, follen fie aud) ihrerfeits ba* 
gegen ciufd)reiteu unb beit Pfarrern au bie £)aub gehen. 
3nt September wirb eine fdjarfc Verorbnuitg gegen beit 
©affenbcttel crlaffen uitb bie Kitftellung von jwei ftarfeit 
Bettelnögteu perlangt. Der allgemeine Sd)ulbefud) foll 
baburd) beförbert werben, baß unter allen Umftänbeit bas 
Sd)ulgelb au ben £ehrer entrichtet werben muß. ©in für* 
fürftlid)es Keffript vom befiehlt, baß in beit ©aruifous* 
orten alle tEage bes IHorgens bie ©ebete bei ber parabc 
pon einem Pfarrer gehalten werben follen. Pfarrer ©f)im 
cutjieht fid) für feine perfon biefer neuen ©iurid)tuitg, weil 
es ihm „wegen feiner fd)mad>cu Komplcrion 5 a thuu un¬ 
möglich falle". Dagegen fei ber Pfarrer ber franjöfifcben 
©emeinbe, Keßler, ein ftarfer BTanit, ber werbe es auf 
ftd) nehmen. Klleitt fdjon im ©ftober h a ^ auc h Pfarrer 
Keßler feine erufteu Bebeufcit. Die (Einrichtung wäre ja, 
meint er, red)t fd)ön unb gut; allein er ftnbe, baß fie 
„nicht eines HTaitnes IDerf". ZTTait fei aud) einmal ab* 
gehalten, bann fei es aud) ein großer Uebelftanb, baß 
„morgens vom 2\l)ciu h cr f^ld) fchwarje ftiufenbe Hebel 
auffteigen, baß ©feiere, Solbaten unb id) nad) verrichtetem 
©cbet fo naß, als wenn mau uns mit HJaffer begoffeit 
heitte". IHait föitite ja biefe Solbatengebete in bie Kirdje 
verlegen unb mit beit ©emeinbebctftuubcu vereinigen. 


3 ) X>te rorausgegangene unb 3tuifiitflfotgeiibe ParfteHiing ber 
PiscipUtiar'^eflimniunQCii arüubeu fid) auf bas u.eutfd?e profofoÜbud) 
(t pr.J. 


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913 


214 


Pfarrer ©bim, nochmals um feine UTitwirfung angegangen, 
lehnt mit aller ©ntfd}iebenbcit ab unö weift auf Reftor 
Burger l)tn, ber fei ein „robuftec UTaim". 4 ) 

3n fonfeffionellcr £)ingd}t bat auch ber um feiner 
uuioniftifcben Begebungen willen pielgerübmte Karl 
Cubwig an ber reformierten ©laubeusciiil}cit feines Caubei 
entfliehen feftgebalten. Sein Sobn war barin noch ftraffer 
unb ausfd}lieglid}er. Die Unionsbeftrebungen bcs Paters 
fanbeu por bem Sobn wenig ©nabe, ©s war eine ber 
erften Kegieruitgsbanblungen bes Sobucs, bag er bic einzige 
tl>atfäct?Iict}c ©rrungenfdfaft ber uuioniftifcben Begebungen 
feines Paters, bie gemeinfante llnionsageube auch aus 
ihrer legten <3uflud}tsftätte, ber ©intracbtsfirdie, perbaunte. 
3m Februar f68f würbe biefc Ugenbe auch pou feiten 
ber Reformierten eingeforbert, b. b- faffiect, naebbem beu 
Cutberanern febon jupor auf ibr Unfud)en ber ©ebraud} 
ber lutb«rifcbeu Ugenbe pon ^ranffurt geftattet worben 
war. 5 ) ©s war mit biefem Uufud}en ber Cutberancr etwas 
ftürmifcb jugegangeit. Schon wenige IDocbcu nach Karl 
Cubwigs ©ob batte eine heftige ^ebbe gegen bie uuiouifti* 
feben ©inrid}tungen begonnen; bie Ubfd}affung ber Ugenbe 
unb bie Uufbebuttg bes gcmcinfd)aftlid)en ©ebraud}* ber 
Kitcbe würbe perlangt. Unb jwar waren es bie ©e« 
meinbeglieber gewefen, bie Ijieriu porgegangen waren, fte 
batten geh einfach losgefagt pon beu Pfarrern, bie fernerhin 
noch in ber ©intradjtsfircbe prebigten, unb waren auf bie 
Dörfer binausgelaufen. 3b re Kiuber liegen fic, fo flageu 
ihre eigenen ©eiftlicbeu, lieber „brutal aufwaebfeu wie bas 
Dieb, als ba§ fie biefelbeu in bie reformierten Schulen ge* 
febieft hätten, obgleich ihnen in bcnfelbcn ein gefonbertcr 
iutberifeber Religionsunterricht jugegdjert war. 6 ) 

Die 3*ttoleran5 febeint hier gauj auf Seiten ber 
lutberifeben ©iuwobner ber Stabt ju liegen. IDäbreub 
fonft bie Cufberaner im Canbe etwas fürjer gehalten 
würben, tarn* man nicht fagen, bag ihnen in UTannbeim 
pon feiten ber Regierung mit Ungunft begegnet worben 
wäre. Ulan mügte benn bies babin rechnen, bag bie 
lutberifebe ©emeinbe für einige UTonate wäbrenb Heu* 
aufftellung ber propiftoualfircbe (26. UTai—(8. 3uli 168^) 
aus ber ©intraebtsfirefoe in bas Sd)wibbogen»£)aus ber 
^riebridjsburg weichen mugte. Dodj lag bies bei ber 
Kleinheit ber lutberifeben ©emeinbe in ber Hatur ber 
Sache: ein anberer perfügbaret Kaum als bie ©intrad}ts* 
firebe wäre für bie franjöfifdje ©emeinbe nicht ausreidjenb 
gewefen. Der lutberifebe Pfarrer Uppelius würbe fogar 
entfebieben freunblicber bebanbelt, als pou Karl Cubwig, 
et würbe enbli<b feft angeftellt mit bnnbert ©b a l* rn ®e* 
halt, ben er übrigens in ber ©emeinbe cinfanimeln laffen 
mugte. Uls er (682 pon ©emeinbeglicberu befHö ange* 
griffen würbe, trat bie Regierung, nad}bem bie Unter« 
fuebung ergeben batte, bag alles reine Perläumbungen 
waren, mit fd)arfeit Strafen febr fräftig ju feinem Sdjufee 
ein. Ullein im folgenbeu 3 a b r * fam es boeb wieber 511 
neuen Streitigfeiten wegen bet Beid)tgelber. 3m 3 a b re 
(688 mugte bet UTann aus ber Stabt weichen.) 

Den Katbolifen gegenüber perbielt geh bie Regierung 
bes Kurfürften Karl entfebieben noch abiebnenber. Die 
Bitte ber wenigen Katbolifen in UTannbeim, ihren ©ottes* 
bienft in ber ©intrad)tsfird}e galten ju bürfen, was offen* 
bar in beu 3>d«((tionen Karl Cubwigs gelegen war, würbe 
nicht erfüllt. Das allgemeine ©ebot, welches inbes noch 
aus Karl Cubwigs ^eit ju ftanuneu febeint, bag fatbolifdje 
priefter nur ba, wo fte freie Religionsübung befagen, wie 
j. 8. in Secfenbeim unb UTunbenbeitn, bie Kranfen ihrer 


4 ) C. Pr. (68*, 30 . 3'«!', 30. ®ft., 3 . ZToo. 

6 ) ©.£. 21 . S as i- ( 3 ( 5 . 

*) ©ottjein, Wannt]cim tni | 7 . 3aljrl}. 5. 208. 

1 ) ®.£.2t. Cono. 266. — £ig, ©efdjidjte ber lult}. ©emeinbe, 5. |73. 


Kirche befudjen burften, würbe auch für UTaitubeint auf* 
recht erhalten (^. UTai \68\). 8 ) 

U)as nun bie flehten Sefteu in UTannbeim betrifft, 
bie fich nach ber IPieberbegrüubuiig ber Stabt unter bem 
Sdjug ber Prioilegien unb ber weitberjigen ©eftuuuug Karl 
Cubwigs in UTannbeim niebergelaffen batten, f° glaubte 
mau jegt bamit auf räumen ju fönneu. Die Regierung 
jwar empfahl ben milben U)eg: man möge fie „mit Be* 
fdjeibeubeit, Sanftmut unb ejemplarifcbem gutem Cebens* 
manbel" ju gewinnen fud}en. Das Konfiftorium bagegen 
war bafiir, fürjeren projeg ju machen. Die uugarifebe 
Brüberfcbaft fei bereits gauj perfebwunbett, teils geftorben, 
teils „erleuchtet". So fönne man wohl aud} bem geringen 
Reft ber IDicbertäufer „bas ©jrerjitium nicbcrlegcu, aller* 
mageu ge beffeu migbraud}teu unb junge Ceinewcbcr» 
gcfellen baju perleitetcu." 

©ntfebiebene ^öxberung b^beu unter bes Kurfürften 
furjer Regierung bic reformierten ©emeinbeu erfahren; 
feiner näcbfteu ©laubensgetioffen b at er gd) naebbrüeflid) 
angenommen, im 3'(lanb unb, foweit fein ©influg reichte, 
auch im Kuslaub. ©r bat fcanjöfifctjc ©alpiuifteu 1682 
in Reilingen unb in bem ju biefem <5wecf neugegrünbeten 
^riebricbsfelb angeftebelt; ben inlänbifdjen ©emeinbeu b^l 
er bie unter Karl Cubwig aus Sparfamfeit jurücfgebaltcueu 
©cfälle wieber jugefagt. 

Dicfeu fireblicben ©ifer faitnte mau offenbar aud) in 
UTannbeim; befonbers b fl l ^*e beutfdje ©emeinbe, wie wir 
feben werben, ftch bcnfelben ju nuge ju machen gcfud)t. 
UTag es fein, bag ber Kurfürft nichts pou ber Porlicbe. 
feines Paters für bie franjöfifdje ©emeinbe hohe, ober 
bag ber ©ingug bes beutfeben i)ofprebigets beu Kusfd)lag 
gab, — bie franjöftfcbe ©emeinbe ift pou ihrer bisher 
beuorjugten Stellung jwar nicht ganj in ben t}intcrgrunb 
jebod) cutfdgebeti etwas jurüefgebrängt worben. Der ba* 
malige Pfarrer ber beutfeben ©emeinbe, ©ilntau ©bim, 
p<5A beffeu biberber, naturwücbfiger Krt fegon früher einige 
Beweife bargeboten worben finb, Ijat nicht bas weuigfte 
ju biefer Perfd)iebuug beigetragen. 

©s gilb befonbers bic UTiglicbfeiten, bic gd) aus 
bem gemciitfamen ©ebraud) ber Propigouellfirdjc ergaben, 
unb bic angeftrebte ©rbauung einer „feftbeftänbigen" Kirche, 
ober noch lieber jweier befonbereu Kirchen für bic beutfdje 
uub franjögfd)c ©emeinbe, bie feine fräftige ^eber tut* 
abläfftg in Bewegung fegten. Dajwifcbeu fpielt noch eine 
aiiberc )(i'age herein, bie mit bem gemeinfamen ©ebraudj 
ber prooigonellfirdje im eugften ^ufammenbang ftebt, 
ber Portritt ber 5 r<in 5 0 f eH * n biefer Kirche, gegen ben 
©bim mit erfolgreicher fjartnäefigfeit angefämpft but- 3 1 * 
biefeu Perbanblungen fpiegelt gd} bie nationale ©iferfudjt 
ber beutfeben ©emeinbe gegenüber ber jablreicbeu fran* 
jöfifcbeu faft nod} ftärfer als in bem Streit um bie 
Klmofenbücbfen. 

Schon in Karl Cubwigs legter (1678 unb \679) 
begegnen uns Klagen unb TPiiufcbe, bie aus bem gemein* 
famen ©ebraud} berfelbeu propigouellfircbc entfprangen. 
Ueber bie IDillfür bes franjöfifd}eu Pfarrers Poitepin 
wirb fdjwer geflagt. Bisweilen, wenn es ihm fo in ben 
Sinn fommt, fteigt ec auf bie Kanjel, nod} ehe bas ©e* 
läute ju ©nbe ift; ein auber UTal lägt ec beu Ceftor eine 
halbe Stunbe fortlefen, ehe er beginnt. Ueber bem IDacteu 
jerftceucn fid} bie Ceute jum Sdjabcu bes Ulmofens, ober 
fte erfdjeiiten jwar bei bem Ubenbmahlstifd), aber ntürrifd} 
unb perbrieglicb. „IDeiin nur jebe ©emeine ihre aparte 
Kirdje bähe, ba man ju rechter ^eit eingeben fönute", 
feufjt ©bim. 9 ) 

Ullein bas gub nur Klagen uub IDünfcbe; ju greif* 
baren Porfdflägen fommt es erft itad} bem Regierungs* 


8 ) <L. pr. 1681, *. Iltai. 

•) (£. pr. |678, Sept, 1679 (5. 5ep». 

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215 


antritt bes Kurfürften Karl. Kaum ift et im £anbe, ©nbe 
(Dftober, fo wirb auf neue Klagen übet poitepins XDUIfflr 
unb ©igenfinn ber Borfdjlag gegtünbet, ben Kurfürften, 
fobalb et hierher fotnnte, um ©rbauung einet neuen obet 
auch nut propifionellen Kirche ju bitten. Babei wirb an* 
gebeutet, bag bie bisherige propifionellfirche eigentlich bie 
Kirct)e bet Jraitjofett fei, bie fie juerft beilugt hätten, unb 
bag barum bie neue Kirche t>on Rechtswegen ben Deutfchen 
jufommc. 3m Bejember »erben in einem 3>nmebtat* 
gefuch an ben Kurfürften noch einmal alle Klagen unb 
©rünbe gar beweglich jufammengefagt. ©s fei „balb 
nicht genugfam ju befchreibcn, wie feht wir butdj bie 
franjöfifche ©enteilt infommobieret werben". 3 m IDinter 
währe nachmittags ber ©ottesbieuft bis in bie finftre Hact)t 
hinein; im Sommer mügteu fie „in allerlei h'nterlaffenem 
Kthem" figen. Kn längeren ©Iücf* unb Segenswänfchen, 
bie faft eine Bogenfeite fällen, fehlt es natürlich nicht. 
Ber Stabtrat fcfjlog fi<h bem Bittgefuch an. Bet ©rfolg 
war, bag fie auf fpatere Seit pertröftet würben. 10 ) 

tjat nun auch bie beutfche ©emeinbe pou bem ge* 
meinfamen ©ebrauch nicht losfommen fönnen, fo wüufcht 
fic hoch in einem ©efucq rom Frühjahr 1681 ben Bor* 
tritt. Sie hätten früher, als fie beibe ihren ©ottesbienft 
noch im Rathaus feierten (1652—1666), ben Bortritt ge« 
habt, unb er gebühre ihnen auch als bet „Hationalgemein". 
tOenn bie franjöfifche ©enteinbe biefe Kirche auch juerft 
in ©ebtauch genommen habe, unb barum ein Borrecht 
ju haben glaube, fo fei fie hoch, meint ©him, jegt im 
.©egenfag ju ber oben angeführten Behauptung, nicht ihr 
(Eigentum, fonft wären allerbtngs fie, bie Beutfhen, nimmer* 
mehr hi ,l *i n 8efommen, webet bie lebenben noch bie toten 
Beutfchen, Kapaliere unb Räte, bie barin begraben wären. 
Bie Prioilegieu feien immer juerft beutfh unb bann erft 
franjöftfh gebrueft worben, ber Qulbigungsaft habe juerft 
beutfeh unb bann erft franjöftfch ftattgefunbeu, „woraus 
abermals ein unwibertreiblicher tBeigthumb ju nehmen, 
bag bie teutfehe Hatiou por frattjöftfcher in biefem Chur* 
fürftenthumb ben Borjug hat". 11 ) 

Bie franjöfifche ©emeinbe blieb nun jwar porerft im 
Befig ihres angefochtenen Bortritts; aber fie mugte um 
728 Uhr, nachmittags um 7*1 Uhr anfangen, bie Beutfchen 
um 9 Uhr unb 2 Uhr, unb jwar fo, bag bas ©elaute 
ber ^ranjofen um 7,8 Uhr fdjon aufhörte. Pfarrer ©him 
hielt fcharfe IDacht barüber, bag biefe Seit eiugehalten würbe. 

Kaum fhien biefe jrage über ben Bortritt in einer 
für bie Beutfchen glimpflichen ZPeife erlebigt, fo tauchte 
fte in einer neuen ©eftalt wieber auf- Ber gute (Eifer ber 
Regierung forberte im Sommer 1682, bag bie franjöfifche 
©emeinbe, bie jegt jwei Prebiger hatte, gleichfalls tDo<hen= 
prebigten halte, unb jwar am Uiittwoch Bormittag wie 
bie Beutfchen, wobei ben ^ranjofen wieberum ber Bortritt 
juftehen folle. Hun aber traten Pfarrer ©him unb bas 
beutfche Konfiftorium wie £öwen für ben bebrohten Be* 
ftgftanb ein. S u> tä<hft begiebt ftch eine Beputation nach 
fyibelberg unb proteftiert: bie ^ranjofen follen am Bonners* 
tag tommeu. Kber bie ^ranjofen fenben auch eine Bepu* 
tation unb erinnern baran, bag ja am Bonnerftag EDochen* 
marft fei. Ber Kircbenrat ift etwas ungehalten barüber, 
bag bie Beutfchen ihnen biefe tTbatfach* perfchwiegeu. Hun 
fenbet ©him eine längere Schrift pom 13. 3«üf in welcher 
er bie jrage juerft gerichtlich, bann praftifh beleuchtet. 
Sie hätten bei biefen Ulittwochsprebigten f<hon im Rathaus 
„wie auch fonftens bei allen Berrichtungeu bes ©ottes* 
bienftes als bie Hationalgcmciu ben Borjug gehabt". Kuch 
in ber Prooifionellfirche feien fie feit 167*7 weil fie allein 
EBocheuprebigten gehalten, „in geruhiger Poffeffton" ge* 
wefen. „3ft leicht ju erachten, wie h«* folcfjes fallen 


216 


unb wie wehe es benen Ceutfhen tgun würbe, wenn fie 
pou beiten begegnenben ^ranjofen, wie in ber Heulichleit 
berichtet, wieber ausgefpottet unb gehörnet werben follteit." 
Bas fei hoch nur lautere Bosheit bes franjöfifhen Kon* 
fiftoriums, bag fte burchaus bie bisher pon ihnen befeffene 
Stunbe haben wollten. „€s ift eine folche Schwürigfcit 
bei ben teutfheu £euten, bag nicht genugfant ju fagen." 
Ber ganje 3antmcr ber gemeinfant gebrauchten Propifionell* 
ftrehe gährt wieber in bem Qerjeu bes Pfarrer ©him auf. 
Hur eine „abfoit ber liehe Kitch" tarnt ba Reifen, fte mag 
fo gering fein als fie will, „wenn wir nur geruhig, unge* 
hinbert unb unoerfpottet pon jenen ©ott bienen möge«". 12 ) 

©in furfürftliches Befret entfhieb, bag bie Beutfchen 
ihre Hlittwochsftunbe 7 2 8 Uhr pormittags behalten bürften. 
Bie franjöfifche ©emeinbe begnügte fich mit bem Kttfang 
um 9 Hhr unb perjichtete h* et fomit auf ben Bortritt. So 
war benn auch ötef«r Streit frieblich beigelegt. 

3a, in einem nahe perwanbten jall fäntpften beibe 
©emeinbeu in brüberiieher ©intracht. Ber Kirchenrat 
forberte auf ©runb ber Kirchenorbnuug poh jeber ©e* 
meinbe jwei EDochenprebigteu. Ba erflärten aber bie 
Kelteften beiber ©eineinben mitfamt bem Stabtrat: Bie 
©eiftlichen feien jwar bereit, allein in biefer Stabt fei bies 
nicht ratfam noch thunlkt), „allermagen hiefiü* Bürget 
unb 3nwohner folche £eute finb, welche fi<h mit ihrer 
Qanbtierung unb Krbeit burchbriugen müffen unb alfo mit 
einer IPochenprebigt in jeber ©emein neben benen Bet* 
ftuitbeu pergnüget finb.* Bie Borftellung fanb bie ge* 
wünfhte ^uftimmung bes Kirchenrats, ba „es noch eine 
neue Statt, picl Bolfs unb wenig Prebiger, auch nut C1,,e 
Kir<h" porhanbeit fei. 

Hoch i» bemfelben Sommer 1682 würben bie erften 
ernfteren Knläufe jum Bau einer neuen „feftbeftänbigen" 
Kirche gemacht. Bie beiben beutfchen Pfarrer ©h> m »nb 
©umbart waren am *$. 3nli wegen biefer Sache auf bem 
Rathaus gewefen; ber Stabtrat hatte jwar allerlei Bebettfen: 
es fomme ber guabigften Ejerrfcgaft ju, für bie Kirche ju 
forgen; wenn ftch bi« Stabt beteilige, fo fönne bas jum 
pröjubij werben. Kllein als bie ©eiftlichen abgetreten 
waren, würbe bennoch pom ber ITCajorität befchloffen, ftch 
jur £ciftung pon 2—300 ©ulben, mehr ober weniger, 
„aus gemeiner Statt HUttcln" bereit jn erflären, jcboch 
ohne Präjubij unb Konfequenj lS ) 

3« einet oben fdjon angeführten Borlage bes beutfchen 
Konfiftoriums an ben Kirchenrat pom 13. 3 u ü 1682, in 
welcher bie Etligftänbe bes Boppelgebrauchs ber propifionell* 
firdje pon ©him nochmals braftifch gefchilbert werben, 
würbe auch auf bie obige <3ufage bes Stabtrates h* n 9 e * 
wiefen; baju werbe bie beutfche ©enteinbe „ohnfehlbarlich 
1000 ©ulben beitragen, magen bie £eut fo Schreibens er* 
fahren, mit £uft folche gejeichnet". Hur ein Schatten 
fiel auf biefe hoffnunqsfeeubige Stimmung: bie franjöfifche 
©emeinbe, meinte ©him, jeige auch h* et i n ih te ^alsftarrig* 1 
feit unb „pernichte bie djriftliche £iebe". Sie wollten in 
biefer Saäje felber nichts thun, fonbern es ben Beutfchen 
überlaffeit, bie ©lieber ber fraujöftfchen ©emeinbe um 
Beiträge aitjufprechen, „welches bann fo piel als nichts, 
weilen felbe mit ben freuten nicht reben noch weniger per* 
fuabieren fönnen". 

poitepin war noch in ber Stabt. €s mag fein <3 U ' 
fall fein, bag man unmittelbar nach feinem IBeggang 
(26. Kuguft) am 31. Kuguft im beutfchen Konfiftorium ein 
fel?r h°ffnungsfreubigcs Schreiben an ben Kurfürften por* 
legte, ©in Stein bes Knftoges war jegt aus bem EBeg 
geräumt. Kls man erfuhr, bag im Kugenblicf am 
nichts ju machen fei, behielt man bas ©cfud) bei ben Kften. 

(5djlu§ folgt.) 


,2 ) C. pr. |682, 26. 3uni ( 6., (3. 3u!S. 
,s ) Kats^pr. 1682, n. 3uli. 


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10 ) (C. pr. ^680, 27. ©ft., Vty 

11 ) C. pr. ^68(, 23 . SJpril. 



217 


218 


$rieöri<h$felö. 

(ßefd|ti}te einer pfäljifcfyen Qugenottenfolonie. 
Don Dr. Jrie&vitfi KhtKer. 

(5d;lu§.) 


ZTacfc&nirf perboten. 

XI. 

lieber all ifyren Sorten, ZITüfyen unö Stieiti^feiten 
«ergaben unfere Koloniftcn ifyte fircf)lict)cu Beöürfniffe 
nid)t. Scfyou im Sommer \683 wcmöten ftc fiel) unter 
Hinweis auf Öen jeljnten ZtrtiFel iljrer Privilegien an Öen 
ICurfürften unö baten um einen Pfarrer. Sie feien bereits 
30 Familien ftarf, im ganjeit f20 Seelen, unö öer Hur« 
fürft Ijabe oerfprodjen, wenn iljrcr 20 Familien feien, wolle 
er einen öer ftanjöftfdjen Sprache funöigen Pfarrer mit 
öem (ßottesöienft bei tfynen betrauen. £>unäcf)ft aber fei 
es nötig, ein Pfarrhaus unö eine Ifirdje im Dorfe ju er* 
ridjten. Sofern tfyiten öas Baumaterial öaju geftellt weröe, 
wollten fie fidj anljetfcf)tg madjen, öie eigentlichen Bau» 
foften öurdj eine Koilefte ju öecfen. Die Regierung foröerte 
Öen Kirdfenrat ju einem (ßutadjten auf unö antwortete 1 
ihnen öementfprechenö: fie weröe öer (Scmeinöe einen 
eigenen Pfarrer juwetfen — öie Privilegien Ratten eigent» 
Itdj nur einen 5i^l9 ottes ^i en f t ins 2luge gefaxt — öiefer 
Pfarrer folle bis jur »Erbauung öes ^rieöricbsfelöer Pfarr* 
haufes in einem Xcadjbarorte wofjnen. Der Bau einer 
ICircfye unö eines Schulljaufcs jeöoct) erfebien öer Regierung 
noch perfröht; öeshalb entfebieö fie, es folle öamit nod) s u ' 
gewartet weröen, „bis man fefje, wie öie feiten fowoljl, 
als aud) öie £eute öafelbften fidj anlaffen, jumalen fie nod) 
jur geit üb« ein paar Häufet nid)t, fonöern nur fd)led)te 
Hütten t)aben unö man ihrer nod) nid)t genugfam geftd)ert 
fei". Es perging nod) über ein 3al)r bis jur Ernennung 
öes Pfarrers.-......Erft j£nöe. I68*..wuröe..ber. uom l\ird)en* 

rat porgefd)lagene £ouis öe Eombles mit öer Seelforge in 
^rieöridjsfelö beauftragt. Er hatte Sonntags Preöigt unö 
Ifatcchifation unö allmonatlich einen Bettag ju halten. 
Seine Familie flammte aus ZTIet); 26 ) er war Pfarrer öer 
wallonifd)en (ßemetnöe in £ambred)t unö öann £el)rer am 
Päöagogium in ^eiöelberg gewefen. 

Die ^rieöridjsfelöer hatten auf öie Kird)enbaufollefte 
grofje Hoffnungen gefegt, öie ftd> nicht erfüllten; öa fie 
nur einen geringen Betrag einbradjte, beftimmte öer 
Kird)enrat (Üpril \686), öer Bau folle in möglid)ft ein* 
fad)er IDeife unö jwar fo ausgeführt weröen, öajj öas 
untere Stocfwerf öie IDohnung für Öen Pfarrer unö eine 
Sd)ulftube, öas obere Stocfwerf aber einen „jiemlidjen 1 
Saal" jum »ßottesöienft enthalte, llnfang ZUai 1686 fanö 
öie (ßrunöfteinlegung 27 ) ftatt, aber ohne befonöere ^eier* 

26 ) Dgl. Crollius, Oratio de Anvilla 5 . 86. (Ein Detter bes 
Pfarrers, ber (Berber 3 faac be Combles, n?ar in UTanntjeim Bürger 
unb Ijausbefttjer. €tn anberer besfelben Hamens, Abel be Combles, 
nerfaufte am 6. 3 “”* 1698 feinen UTannheimer I)ausplaö non Berlin 
aus, mo er eine neue Heimat gefunben Ijatte. Der ;666 erfdjeinenbe 
maUontfd^e Pfarrer 3 ea ” iombles in Biüigheim (ngl. Cuno, 
Pfäijifdjes iftemorabile XIV, 5 . 150) mar jebenfalls ber Dater bes 
Jriebridjsfelber ( 5 etftlid?en. 

27 ) Die in ben (Srunbftein eingefügte ginnplatte trug nad? ber 
Auf3eid)nung in ben Aften folgenbe nom Kirdjenrat nerfaßte 3 tl f 4 r *f t: 

D. O. M. S. 

Aedes haecce 
quam 

Carolus Elector Palatinus 
Gallis exulibus 
Reformatam religionem 
Profitentibus 
Exstruere destinarat 
sed 

Cuius piissimae destinationis 
successui 

luctuosus eius obitus 
intercessit 


licfjfeit, meil „es nur ein fd)led)tes ©ebdu mar". Das 
Kirchlein mürbe in 6 er angebcuteten (Einteilung ausgefütjrt 
als ein h°d)ft einfacher ^^roerfbau, 6 effen fjerfteilung 
merfmürbigermeife über ein 3 a fy r erforberte; es war 55 
Sd)ul) lang unb ^0 Schul) breit, ber obere Stocf, ber ben 
Betfaal enthielt, mar Sd)ul) tjod). Die Baufoften be¬ 
liefen fid) auf \ 7\5 ©ulben unb mürben großenteils 
burd) bie eingegattgeiten Kolleftengelber gebeeft. Sonntag 
ben 2 ^. 3uli (3. 2luguft neuen Stils) \687 fanb bie ©in- 
roetljung ber „Ifirdje" ftatt. Der Pfarrer Couis be (Eombles 
legte feiner ^eftprebigt ben 5. Ders bes 9 3 * Pfalms ju 
©runbe: Dein IDort ift eine redete £ef)re, ^eiligfeit ift bie 
<5ierbe Deines Kaufes etoiglid}. Des Pfarrers Dater, ber 
feit fur$ent als Refugie in ^eibelberg ein 2 tfyl gefunben 
t^atte, toar gleichfalls 5 ugegen unb feierliche erfte 

(taufe. 

VII. 

Die Regierung bes fatholifchen ‘Kurfürften Philipp 
tDilhelm unterfchieb fid) in firchenpolitifd)er £)inficht mefent» 
lid) ÜOn feiner Dorgditger; neben ben Reformierten 
hatten Lutheraner unb Katholifen vertragsmäßig ©leid)* 
bereebtigung unb alle Befugniffe ber öffentlichen Religions» 
ausübuttg erhalten. IDenit aud) unter ben ©leid)bered)tig* 
ten ber fatholifd)e (Einfluß in ftänbigem ^unehmen tvar, 
fo mußten bod) bie Reformierten, abgefehen bavon, baß 
ihre frühere RIleinherrfd)aft für immer gebrochen mar, 
iljre Stellung 3 U behaupten. Die Regierung Philipp 
IDilhelms führte bie bisherige Kolonifationspolitif unver* 
änbert meiter; fie fc£te ber Aufnahme falviniftifd)er Rus* 
manberer aus ^ranfreid) ebenfomentg H)iberftanb entgegen, 
mie ber meitget)enben Hnterftüt^ung piemonteftfd)er unb füb s 
franjöftfcher IDalbenfcr, bie bamals in Scharen aus ihrer 
f}eimat auf bcutfd)en Boben famen unb hi er offenen 
Rrmen empfangen mürben. IDas Rurpfals tu biefert 
3abrcn \6»S6—88 für bie armen, b^bnatlofert, aller ITlittcl 
entblößten, nteift ’TränF ober enthaftet anFommcnben 


Sub auspicatissimo 
Philippi Wilhelmi 
Electoris Palatini 


regimine 

Ex pia fratrum liberalitate 
funditus excitata est, 
Primo lapide posito 
Anno aerae Dionisianae 
MDCLXXXVI 


Die . . . Maij. 

Der 3nttalt btefer 3 n fä? r Ü*t bebarf nac^ unferen Ausführungen 
Feiner erläuternben IDorte; bie Be 3 eid?ttung aera Dionysiana für unfere 
d?riftlid?e §eitred?nung rührt baher, baß ihr Urheber, ber Abt Dionyftus 
lEriguus bie Datierung nach 3 a h ren ab incarnatione domini, nach ber 
nfenfehmerbung (Ehrifti einführte. 

Beim Abbruch ber *738 begonnenen 3n?eiten Kirche an ber 
<Sren3höfer Straße (ftehe unten) mürbe tm Auguft 1903 ber (Srnnbs 
ftetn mit biefer §innplatte (2t:i7,5 cm) aufgefunben; bie 3 n f ( h r ift 
ftimmt Dollftänbtg mit ber oben nach ben Aften mitgeteilten überein. 
Die tm (Entmurf fehlenbe IHonats 3 ahl ift ber 3. Illai. Das 3 ntereffante 
hierbei ift, baß bie felbe ginnplatte bei ber (Srunbfteinlegung t>on 1758 
abermals benufct morben ift — offenbar mürbe fie in ben (Trümmern 
ber non ben ^ra^ofen 3erftörten erftett Kirche aufgefunben. Auf ber 
Bücffeite finbet ftd? nämlich folgenbe auf bie (Srunbfteinlegung non 
\ 738 be3Ügliche 3 n f(h r *f t: 

Eandem Aedem 

Priore per irruptionem Gallorum cum 
toto 

Fere Palatinatu devastata 
sub 

Serenissimi atque Potentissimi Princi- 
pis Electoris 
CaroU Philipi 

Felicissimo atque pacatissimo regimine 
Amplissimus Senatus Ecclesiasticus 
Ex pia coetuum reformatorum liberalitate 
In usum incolarum eidem religioni addic- 
torum reaedificari curavit 


Lapide primo posito anno MDCCXXXVIII 

Die, Mauritius Zellerus 


ben 2 \. April 

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ibid. Pastor E. 






219 


220 


©laubensflüchtlinge tfyat, l^atte 51 par bei 6 en uahenben i 
Kriegsftürmeu feinen langen 23eftanö unb fonnte nicht, ir>ic 
in anberen Cänbern, fo fortgefet^t werben, ba§ unmittel* 
barer Hu^en für Staat unb Volf baraus erwuchs, aber in 
ben Blättern ber (ßefctjicfyte ift es in et?renr>olifter XDeife 
ucr^eidjnet unb wirb für alle t unpergeffeu bleiben. 

So traten beim auch in ber Eittwicfelung unferer Ko* 
lonie feine Veränberuugcn ein, bis bie Kriegsfurie mit er= 
barmungslofer ©eigcl über fie tjinwegfutyr unb ihrem 
jungen Sieben ein fcfynelles Eube bereitete. Hur wenige 
3abre fonnten fiel) bie 5 r ^ e ^ >r ' c ^? 5, felbcr ibprer f}äufer unb 
bjiittcn, nur wenige Monate ihres befcheibcnen Kirchleins 
erfreuen: bas frankojifcfye Kaubheer, bas \68ö 89 bie ge* 
fegneten ^luren ber Pfalz Ijeimfuäite unb fie für immer 
in eine Eittöbe z u perwanbelu Befehl hatte, legte auch 
^riebricfysfelb in Kfcfje unb pcrwiiftete mitleibslos in f 
fürzeftcr ( 5eit bas tDerf fleißiger bjäube. 5 l<au $°f en fyatten 
5riebrict}sfclb erbaut, ^ranzofeu peruichteten es wieber. 3 n 
ben \ 690 er 3af>ren, als fortwährend franjöfifctje Streif* 
forps bie ©egeub uitficher machten unb wieber in Branb 
fteeften, was allenfalls in ber ^wifetjenjeit gebaut worben 
war, fonnte an eine EDieberbeftebeluitg nicht gebaut werben. I 
hielten ftch auch üielleidjt einige ber Koloniften in ber Häfye j 
ber eingeäfdjerten i)eimat auf unb harrten bes Kugenblicfs, 
wo es ihnen wieber möglich würbe, ihre 5 e iöer 5 U beftellcit, 
bie meiften pon irrten waren ausgewanbert unb Ratten ber 
Pfalz für immer ben Kücfen gefeiert- Unter bent 5chu£ 
bes Kurfiirften pon Branbeitburg fanben fie wie piele pon 
ben flüchtigen Mannheimern, l)eibelbergern unb ^ranfen* 
thalern eine neue bjeimat. 3 n Magbebutg, bjalle, Stenbal 
unb anberen (Drten werben fie fict? ben pfäljifchen ober 
fraitjöfifchen Kolonien angefchloffen haben, bie bort in bent 
©eituffe befonberer Vorrechte bis in ben Knfang bes ! 
19* 3 at ? l *f? uul>ei: ^ beftanben. 3 n Stenbal finben wir ( 3699 ) 1 
ben Pfarrer £ouis be Combles wieber als Seelforger ber j 
bortigen pfä^er Kolonie. 

Das achtzehnte 3 a b r h uu bert brachte ganz aitbere Per* 
hältniffe in ber Pfalz, bie bem 5°rtbeftanb ber wallonifchen 
unb franzöfifcheu ^rembengemeinben nicht günftig waren. 
Hur wenige Familien febrten nach Bcenbigung bes Krieges 
in bie Pfalz zurücf. Heuer ^ujug erfolgte nicht, fchon 
beshalb, weil furfürftliche Ebiftc porn 3 a *? cc \ 6 98 uub 
\699 bie franzöfifche uub wallouifcfae Refugie-Eiuwanberung 
unterfagteu. 28 ) 3 n f°^ e ber pfäljifcben Kirchenteilung pon 
\707 würbe eine Unzahl pfäizifcher ©emeinben ihres Uu* 
teils am reformierten Kircheiwermögen beraubt, unb z u 
biefen 27 „ausgefallenen" ©emeinben hat niau auch 
^riebrichsfelb gezählt. Uus ber ganzen Entftchuugs* 
gefchichte ber Kolonie, wie fie auf porftehenben Blättern 
aftengetreu bargefteltt würbe, ergiebt ftch jeboch nichts, was 
bie an unb für fich fchon unwahrfdheinliche Unnahnte 
flü^en fonnte, baf bie ^rembcn*©emeinbe 5 r ^bn^sf^ib 
auf ben furpfälzifcheu reformierten Kirchenfonb überhaupt 
angewiefen worben ift. 29 ) IVie bie 3 Tl f c h r tf* int ©ruub* 
ftein ber Kirche pon ^738 beweift, würbe biefe aus frei* 
willigen Beiträgen reformierter Brubergemeinben, alfo 
wohl ebenfalls wie bie erfte Kirche aus Kolleften» 
gelbem erbaut. Der Beitrag, ber aus ber gciftlictjen Ub* 
miniftrationsfaffe gegeben würbe, trug zweifellos nur ben 
Churafter einer freiwilligen uub gutthatsweifeu Sciftuug. 
Cs fonnte ^ttcbricf^sfclb alfo ein Recht nicht genommen 
werben, baf$ es gar nicht befag. Uber bie Chatfachc, ba£ 
bie Reformierten in ^ricbrichsfelb für il?re Kreislichen <5wecfe 
feinen Unteil an bem Vermögen uub ben ©efälleu bes 

28) Strune, Pfäl3ifd?e Kirdjenhiftorie 5 . 808 unb 983. 

29 ) 3 u ben pfarraften ber et>aitgcltfd?en Pfarrei (Ebingen IV,j 
betr. bie Derhältnijje bes Jilials ^riebric^sfelb I. trieft 1782 ff. ftnben 
ftd? rerfrf?iebene irrtümliche Darlegungen über biefe v -? ra 9 c ; ferner aber 
ein ( 5 utad?ten bes Pfarrers t^ormuth in ^lltlugtteim, ber ftd? in unferent 
Sinne ausfpridjt. 


reformierten Kirchenfoubs hatten, machte fich feit ber Mitte 
bes \8. 3 ah^hduberts für fie in unangenehmer IDeife fühlbar, 
uub biefer 2 lusfct}lu§ hatte für fie biefelbeu folgen wie für 
bie ausgefallenen ©emeinben, bie im 3 a ty r * W 8 in ber 
babifcheu Kammer Befeitiguitg ber alten Ungerechtigfeit 
uub ©leichftellung mit ben übrigen ©emeinben in ben 2 tn* 
fprücheu auf ben jeist fogeuannten Unterläuber Kirchen* 
fonbs perlangten. Bis in bie neueftc (3cit blieben fie, unb 
mit ihnen auch ^riebrichsfelb, bei Kirchenbauten unb in 
ähnlichen fällen auf „gutthatsweife" Untcrftü^ung bes 
Unterläuber Kirchenfoubs angewiefen. 

XIII. 

Hach einem offiziellen Bericht über bie franzöfifchen 
unb wallonifchen Kirchen in ber Pfalz von bejtanb 

bie fran 5 öfifch = reformierte ©emeiube z u ^riebricfasfelb ba» 
rnals nur noch aus 6 Familien, bie nteifteuteils Rcfugie’s 
aus ^raufrcich gewefen fein follcn. Sie hatten feinen 
eigenen Pfarrer, pielmehr war bie ©emeinbe ber walloni* 
fdicn ©emeinbe in tjeibelberg als Filiale angegliebert, 
bereu Pfarrer Mori^ geller alle Cage ©ottesbienft in 
^riebrichsfelb h^it uub bafür za feinem £)eibelberger ©e« 
halt 20 fl., \6 Malter Korn uub 25 Malter ©erfte uni 
pon einem zar Kirche gehörigen ©arten 6 fl. bezog, jür 
ben Cehrer waren \5 fl. uub \0 Malter Korn ausge* 
worfeu. Hach einer amtlichen Statiftif befauben fich 
3ah^e \727 in ^riebrichsfelb alles in allem, ciufchliefjlich 
ber Kinber uub Dienftboien, nur 7{ Seelen, nämlich 39 
Kathoüfen, 29 2ieformierte unb 3- Lutheraner, ©rft all* 
mählich unb nach einer Keihc pou 3 a h l * e gelangte es über 
biefen geringen Bepölferungsftanb hinaus. Die paar 
Zofen, bie bamals noch in ^ricbrichsfelb lebten, perfchmolzen 
mit ber übrigen Bepölferung unb perlorcn ihre nationale 
(Eigenart. Kus ber franzöfifch*reformierten ©emeinbe würbe 
eine beutfch*reformierte. Bis in bie breigiger unb anfangs 
ber pierziger 3 a h r * befa^ biefe flcinc ©emeinbe feine 
Kirche. 3 U «inem gemieteten <5immer h*olt Pfarrer feiler 
feinen ©ottesbienft. Kus ben 3af)reu \730 unb \738 eyiftieren 
mehrere erfolglofe (Eingaben ber ©emeinbe an bie ^eiftlidje 
Kbininiftratiou b. h* bie Verwaltung ber Kirchengefälle um 
^uwenbutig pou \00 ober 200 ^O^alern für ben Bau eines 
Kirchleins. Diefe (Eingaben fiub au§er bem Pfarrer geller 
pou ben Kircheuältefteu unb ©erichtsfchöffeu f}aits IDenbel 
Maa§ unb 3 ean Öeuil, ober wie fich btt Untere \738 
nennt: 3ohanues Doll, unterzeichnet. (Erft nach \758 fanben 
bie Bitten ©ehör. 

Hach gttlizvs Cob fcheint bie ©emeiube pon Secfen* 
heim aus, wo auch fd?on ju beffen Lebzeiten bie meiften 
^riebrichsfelber Caufen gehalten würben, perfehen worben 
ZU fein, bis \7^\, wo 3 l p esheim zur ^ilialgenteinbe pon 
Secfenheim unb ^riebrichsfelb z ui * ^ilialgemeinbe non 
(Ebingen erflärt würbe. 3 m ^tpril \738 würbe in 
^riebrtchsfelb ber ©ruubfteiu za einer Kirche für bie refor¬ 
mierte ©emeinbe gelegt, bereit Baufofteit teils aus Kolleften- 
gelbem, teils aus ^ufchüffen ber geglichen Kbminiftrations* 
faffe beftritten würben. Diefe an ber ©renzböfer Dorf* 
ftra^e gelegene Kirche würbe \852 grünblich reitopiert unb 
au ber Strafjenfeite pergrögert. Sie blieb bis in bie 
neuefte ^eit in Benützung, genügte aber fd)lic§lich ben 
Knfprüchen ber ©emeiube nicht mehr. (Ein größeres ©ottes- 
haus that not. Die porbereitenbeu Schritte für ben Heubau 
würben burch Pfarrer Ecfharb in Ebingen, Dircftor (Dtto 
Qoffmann unb Bürgcrmcifter Dehouft in ^riebrtchsfelb unter¬ 
nommen. Die gutthatsweife Unterftü^ung, bie für einen 
Heubau aus bem Unterläuber Kirchenfoubs zur Verfügung 
gcftellt würbe, reichte bei weitem nicht aus, unb ofjne 
namhafte pripate Beiträge, befottbers bie ber Deutfchen 


80 ) Karlsruher Kredit) Pfalz generalia ^369. gellers DorgSuger 
foU Pfarrer JTtario geipefen fein (( 698 —^ 712 ). Dgl. and? <£uuo, 
(Sefd^. ber ujaüontfd^sreformierten (Semetnbe in ^eibelberg 5. 9. 


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221 


222 


Steinjeugwarenfabrif, wäre biejer int 3aijre (90 ( be¬ 
gonnene, ftatüidbe Heitbau nicht möglich gewefeit. Die alte 
Kird)e mürbe abgebrochen unb ber Bauplan ging in ben 
Beftß ber Politiken ©emciube über, bic barauf einen 
Schulhaus-Heubau errichtete. 

Das Knwachfen ber fatholifcffen ©emeiuöe machte 
auch bie ©rrichtung eines fatholififen ©otteshaufes nötig. 
3 m Ztpcil (902 mürbe bie fatholifdje (Semeinbe ^riebrichs« 
felb, bie bis bahin eine Filiale pon Secfeuheim gewefeit 
mar, 5 ur felbftänbigen Pfarrei erhoben. 

Schon um bie Hlitte bes ( 8 . 3 a h r ^ uu ^ ci ’l 5 u>ar au5 
ber ftanjöfifchen i}ugenottcn*Kolouie ein Dorf geworben, 
bas ftch in nichts mehr pon beiten ber Hachbarfchaft 
unterfdjieb. Uitfere ©efchichte märe fomit an ihrem ^icl- 
punft angelangt, wenn nicht auch weitere ©nt» 
micfeluttg biefes Dorfes einige intcreffante UTomeittc böte, 
unb wenn mir nicht febou ber Bollftänbigfeit wegen 
bie Darftellung in Kürje bis $ur ©egeitwart htcabffibren 
wollten, ^eute breitet ber beutfehe Kar auch über ^riebrichs» 
felb feine fehüßenben jittiche, unb an bem ungeahnten Kuf* 
fdjwung, ben Stabt unb £anb in ben lebten 3 a h r 5ahnten 
nehmen fonitten, Ejatte auch fcitbnAisfzlb befcheibenert Kn» 
teil. <gwei ^aftoren ftnb es gewefen, bie bem Fleinen 
Dorf erhöhte Bebeutung perfchaffteit: ber moberue Derfet}r 
unb bie moberne 3 n buftric. 

XIV. 

IHit bem Ausbau bes ©ifenbahmteßes würbe ^riebri^s* 
felb ber Knotenpunft wichtiger Cinieit — jum nie wieber 
gut ju machenben Schaben Mannheims. Kls es fich 
barum Rändelte, einen Kitfctfluß ber pon F cau ?f ur t unb 
Darmftabt ber Bergftrage entlang fübwärts gehenben ITTain* 
Hecfarbahn an bie babifche Staatsbahn ju finbeit, ftanben 
ftch hie 3 nt ereffeii HTannheims unb t} e ^elbergs gegenüber. 
2 TCaitnhetm fäntpfte für bie Knlage ber Bahn auf bem 
fünften IDeg gegen XDeiuheim hin; i)etbelberg fuchte ben 
©nbpunft ber £tnte für ftch $ u erlangen. ©roß aller Be¬ 
mühungen ZTCaunhetnts fam es fdfließlich *u einem Kom* 
prontigporfchlag. Die Bahnlinie würbe pon IDeinheim über 
Sabenburg nach ^rieörtchsfelb geführt, unb ^riebrichsfelb 
mürbe ber eigentliche ©nbpunft ber Hlain-Hecfarbahn. 
©bwolfl bie Vertreter HTannheims hiergegen aufs leb* 
haftefte anfämpften, ba ftch ih re Stabt burch biefe 
höchft ungünftige Cinieitführung pon einem wichtigen 
Derfehrswege abgebrängt fah, mürbe biefes Kompromiß 
(843 uon ber BTehrheit bes babifchen Canbtags gutge» 
heilen unb ber Bahnbau bementfprecheitb ausgeführt. 
ITtannheiin erhielt nur eine iitbirefte Berbinbung mit 
ber 2 Ttain*Hedfarbahn burch ben «gwetganfchlufj über 
Friebrichsfelb. Die Bebeutung ^riebrichsfelbs als Knoten* 
punft im Bahnperfehr mürbe erhöht, als in ben acht- 
3 tger 3 a ^ rcn burch ben Bau ber Strecfe ^riebrichsfelb* 
Sdfweßingen bie nTatn*Hec!arbahn unter abermaliger Um¬ 
gehung pon Itlannheim in birefte Berbinbung mit ber 
Hheinthalbahn gebracht mürbe. 

Der 3 meite fcf)on furj ermähnte F a ft° r hes neu 5 eit- 
lidjen Kuffcfjwungs pon ^ricl>richsfelb war bie 3 n huftrie, 
nnb jmar nicht nur bic Bähe eines fo h ecüorra 9 en hen 
3nbuftrie-Centcums mte HTannljeim, bas feinen bepölferung- 
permehrenben ©influfj auf bie Umgebung geltenb machte, 
fonbern por allem auch Me Knftebelung bebeutenber 
inbuftrieller Unternehmungen am piaße felbft. 

Unter ben IDallonen, bie 3 ur ^eit bes Kurfürften 
Karl Cubwig in bic Pfalj famen, befanb ftch mich Mr 
Simmermann 3 ean Bonte, ber aus bem Dorfe Untieres 
bei Ctlle ftammte unb (652 einer ber HTitbegrünber ber 
mallonifch- bejm. fran$öftfch»reforntierten ©emeinbe in HTann* 
heim mürbe. HTannheims Scfflcffale waren auch bie feiner 
Familie. Kls \666 bie Peft ausbrach, flüchtete er mit 
IDeib unb Kinbertt nach fjollanb, teerte aber nach bem 


©rlöfchen ber perheerenben Seuche wieber in feine HTann» 
heimer U)erfftatt jurücf. ©r mürbe ber Stammpater eines 
weitperjmeigten ©efchlechts. Sein britter Sohn, ber «gimmer* 
manu 3 ean 23onte brachte cs in HTannheim $u IDohlftanb 
unb Knfeheu; er nannte ein bjaus unb eine Schiffsmühle 
(wohl Sägemühle) auf bem Khein fein ©igen. Diefen 
fchönen Befiß perlor er burch ben fran$ö)ifchen Krieg pon 
( 688 , l}aus unb UTühle mürben ein ©pfer ber Rammen. 
IDic bie meiften feiner Schicffalsgenoffeit floh er nach bem 
Horben unb fanb nach Ecibeit mannigfacher Urt ein Ufyl 
in Utagbeburg, wo er Bürger ber unter bem Schuß bes 
Kurfürften poit Branbenburg gegriinbeteit inamtheinter ober 
Pfälzer Kolonie würbe, bie im ©etutß wertpoller pripi« 
Icgieit bis \807 beftanben h a t. ©ine jatflreiche Hach* 
fontmenfehaft 31 ) entwuchs feinem £)aufe, unb flangpolle 
Hamen wie 5 . B. bie ©rufon’s ftnben ftch in ih^r Stamm¬ 
tafel 32 ). ©iner pou feinen ©nfelu, 3^ait Simon Bonte, er* 
baute \8^/\5 in Hlagbcburg in ber Berliucrftraße 3ü 5\ 
eine große Brauerei, bie er jum Unbeufen an feine Bor* 
eitern Stabt IHannheim" nannte. Die Utaunheimer 

Flüchtlinge hatten in Ulagbeburg, fjalle unb aitberen 
Stäbten Horbbeutfchlanbs bas untergärige, ftarf einge¬ 
braute, braune „ZTIanuhetmer Bier /# eingeführt, bas fich 
außerorbentlicher Beliebtheit erfreute. Das Brauhaus ber 
©ebrüber Bonte, wie bie F^ma fich fpaterhin nannte, trug 
wefeutlii) baju bei, baß ftch biefer alte, gute Huf bes 
Illannheinter Bieres noch tm ueunjehntcu 3 a h l ’l? u nbert er» 
hielt. Ztlle nach IHagbeburg fommetiben F^atbeit pilgerteu 
in bie Berliner Straße, um bei ©ebrüber Bonte bas Hlann* 
heinter Bier 5 U foften. Die Briiber 3°^ a,ln F^ e ^^^ uu ^ 
3ohanu £ouis Bonte betrieben neben ihrem Brauhaus, 
bas tu ben \ 8 ^ 0 er 3 a ^ rcu 9 r ^ßtc Brauerei in ber 
propirt 5 Sachfeit war, gleichseitig auch faufntännifche ©e* 
fchäfte unb befaßen eine bebeutenbe £anbu>irtfchaft in 
IBefteregeln bet Zltagbeburg, wo fpäter ©raf Douglas bas 
wcltbefanute Kaltbergwerf aulegte, ©rft ^890 würbe bie 
Brauerei ,, 5 ur Stabt ZUannheim" perfauft unb niebergeriffen. 

Doch was hat bies alles mit ^rte5rich^felb 311 thun, 
wirb mit Hecht ber £cfer fragen, ©s ift ein hödjft merf» 
wiirbiger <5 u fammenhang, ein feltener hiflorifcher Kreislauf, 
ber bie H^fugi^-Fantilie, bereu h^ebft intcreffante ©efchichte 
hier angebeutet würbe, fchlie^lich wieber in Berbinbung 
mit ber pfalj brachte unb jwar mit Hlannheims Hachbar- 
ort F^iebrichsfelb, ber in ber pfälsifcbett Hefugie*©efchichte 
eine fo eigenartige Stellung einnimmt. 

Unberechenbar ift ber Schaben, ben \6SS unb \689 
UTannheim unb bie pfalj burch bie franjöfifchcn ZTlorb* 


31 ) ^iuer feiner Sölpie, ber 1739 oerftorbeue Celjrer 3ean 3 oute 
tu tttagbeburg hat Jamiliencrinneruugen niebergefd?rieben, u>eld?e bie 
(Sruublage bilbeten für bie (8^ int Drncf erfd^ienene jamilieud^roiiif: 
Stammregifter unb (Sefd?id?te ber ^amilie 33 onte. Pie Kenntnis biefes 
Buddes, bas ei® nadjatjmensipertes öeifpiel fejtgegrünbeten ^amilietts 
ftnns genannt merbett mn§, oerbanft ber Derfaffer ebenfo n?ie weitere 
auf bie ^amilie Bonte bejüglidje IHitteilungen ber (Süte bes fyrvn 
tUori^ Bonte in Berlin. 

82 ) Pie Spuren ber ^amilie (Srufon weifen gleichfalls in bie 
Pfal3 3urücf. Kuf bem ITlatinheimer Stabtplan non t 663 erfcheint 
IHattjis (Srufon als hausbeftfter, im Katsprotofoü uom 8. September 
1668 werben Holanb le Clercq unb 3 oft (Srufon als Pormünber feiner 
Kinber genannt. (Hin h an s Peter (Srufon flüchtete ftd? 1688 aus 
^ranfentfjal nach Qeibelberg unb (693 ron bort ins Branbenburgifche; 
er fanb eine neue h e * ma t in halle (Berlin, <Seh. Staatsarchiv 
Hepofttur U9, 3 32 )* § u Knfehen gelangte ein anberer nach 

Htagbeburg 3ur pfä^ifchen Kolonie übergeftebelter §weig ber ^antilie. 
3 afob (Srufon heiratete bort IHarie Catharina Courtois (aus einer 
ron ITtannheim nach IHagbeburg gewanberten ^amilie), beren Sohn, 
ber ^ürber 3 a Fab (Srufon heiratete 1790 Catharina IPilb, bie (Tochter 
bes äeifenftebers daspar lüilb unb ber Charlotte Bonte. Kus biefer 
(Hhe ftammte £ouis Kbraham (Srufon, ber juerjt 3ngenieur5®fft3ier 
war unb bann als ®beringenieur beim Bau ber ltlagbeburgs£eip3iger 
Bahn thätig war. Don feinen Kinbern h a * ^er 1821 in ITTagbeburg 
geborene h crmann (Srufon als ber Begrtinber ber < 5 rufon:XDerfe in 
IHagbeburg^Bucfau ben XTamen feiner Familie weltberühmt gemacht 
(rgl. Bonte’fche ^amilienchrouif). 


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223 


224 


breuitcr erlitten, toeit größer aber mit) unüberfe^bat 
fmö Me Perlufte, bie unfere t^einiat buivti bie Kusipanöe* 
rung fo pieler fleißiger unb tüchtiger Ht'fugie-Jamilien er- 
litten h<ü* iDas bie frattjöftfcheu Hugenotten unb bie aus 
ber Pfalj eingetpanöerten TDallotien (bie „Pfäljer", tpie 
man fte Furjtpeg nannte, ba fie, bie 3mtgpfäljec, mit ptelen 
altpfäljtfchen (Elementen pecmtfcfjt mären,) in Horööeutfch* 
lanb, insbefonbere in Branöettinirg*preußeit auf allen ©e s 
bieten ber Cebensthätigfeit geleiftct hat’«"? roie fic ftch aus 
fleinen Anfängen burctj Jleiß uttö (Energie, burctj ürbeits* 
freuMgfeit unb ©cipanMheit cmporfctjtpangen, bas ift aus 
ber ©efdjicbte befannt. namentlich ber Hmtbcl unb bie 
3 nbuftric mareu es, bie fie mit großem Erfolg pflegten. 
Ein beutliches Beifpiel bafiir bietet bie Chsonif ber ^antilic 
Bonte, bie mir nun in neue Derbinbung mit ber Pfalj 
treten fehcn. 

HTortß Jriebrtci) Bonte, ein 5ohn bes obengenannten 
HTagöcburger Brauereibefißers 3°h dnn JrteMtch Bonte, 
grünbete im 3 d ^ re (876 mit feinem Brubcr Jelij m 
Berlin bas befannte Banfhaus ©ebrüber Bonte, beffen 
alleiniger 3 n h a ker er gegenroärtig ift. Durch bas fapital* 
fräftige Eingreifen biefes Hanfes mürbe es im 3 a h re (890 
möglich, bie bem ^nfontmenbruch nahe Chonröhren« unb 
Steinjeugmarcnfabrif pou 3* J- €spenf<hieb in Jrtebrtchs= 
felb aufrecht ju erhalten unb in eine KHiengefellfchaft ju 
permanbeln. Das ©ruubfapital ber üftiengefellfchaft 
„Deutfche Steinjeugmarenfabrif für Kanalifatiott uub 
ctfemifcbe 3 ,, buftrie /< mürbe (89( pou 1(25 000 auf 
( (500Ö0 HTarf, (895 auf (((50000 unb (903 auf 2 
HTtUtonett HTarf erhöht. Ein großer Ceti bes HFtieii* 
Fapitals befinbet fid? in ben H^nben ber Jamilie Bonte. 
Der Energie unb ©efchäftsfenntnis bes als Direftor be* 
(teilten 3 n 9 e nteurs unb Kaufmanns ©tto fjoffmann ge* 
lang es, bas Etabliffcment nach burdjgreifenber Keorgani* 
fation ju h®h cr Blüte ju bringen. Hach reichlichen Kb* 
fhreibungen fonnten in ben leßten 3 a h ren (9°/° Dipibenbc 
perteilt merben- Die ^abrif^runöftücfe h a ben «inen flächen* 
inhalt pon 5 Heftet 6$ Kr, mopon ( ^eftar Kr bebaut 
fmb. Die ©ebäube befteljen aus 26 ^abrifgcbäubcit, 
( Bureaugebäube uub 7 IDohn* unb Krbeiterhäufern. 
HTit Kusnahme pon jmei Heineren ©efengebäuben unb 
einem Jabrifgebäube ftnb feit (892 fämtliche bem Betrieb 
bienenben ©ebäube neu erfteilt unb mit neuen ITTafhinen 
perfehen mörben. 

Die Jabtif, bie gegenmärtig ungefähr 700 perfonen 
(Beamten unb Krbeiter) befhäftigt, h«t ftd? in furjer <3eit 
jum größten Etabliffement ihrer Krt emporgefchmungen. 
Sie fabrijiert Kanalifationsartifel aus Steinjeug mit Salj* 
glafur unb fäurebeftänbige, gefütterte ©efäfje unb Kpparate 
aus Steinjeug für bie chemifhe 3 n bnftrie. 3h r « Erjeug* 
niffe merben nicht nur im 3 n i an b permenbet, fotibern 
auch in gtofjer HTenge ins Kuslanb geliefert. Sie be* 
fttjt 36 Brennöfen, barunter (7 pollftänbig neue, ( Per* 
juchsofen unb (0 Dampfröhrenpreffen, ihre Dampfmafhinen 
entsprechen einer Stärfe pon ((00 Pferbefräften. 3h r « 
über (5 Heftar umfaffenben Chongruben befinben ftcfj im 
©benmalb; ber aus ben ©ruben gemonnene Chon roirb 
ungefhläntmt perarbeitet. Unter ben pon ber Jabrifleitung 
geraffenen IPohlfahrtseinricbtungen feien genannt: eine 
Jabrtffranfenfaffe, eine £jttfsPaffe für bie Jamiltenange* 
hörigen ber HTeifter unb Kngeftellten; ferner mürben pon 
ihr ins Ceben gerufen eine freimütige Jabriffeuermehr unb 
ein Jabrtfgefangperein. Diefe Kngaben merben genügen, 
um ben Einflug eines fo bebeutenben inbuftricllen tPerfes 
auf bie Entmidfelung bes heutigen Jriebrichsfelb ju fenn* 
jeihnen. 

Hoch ein jmeites 3n&uftrie*Untemehmen ift in jüngfter 
<3eit bebeutfam für Jrtebrid]Sfelb gemorben: bie Eierteig* 
marenfabrif pon Hermann Burger & Cie. Ein Heines, 


(898 pon ITT. HTarquetant gcgrünbetes Etabliffement, 
melches nicht reuffierte, faufte im Hopember (899 Hermann 
Burger aus HTannheim unb nahm im 3 auuar (900 
<5a<h d rias ©ulbmann aus HTannheim als Ceilljaber auf. 
3n bemfelbeu 3 a hre mürbe bie Jabrif umgeftaltet unb 
mefentlicb pergrögert; HTafchtnen neueften Sfftenis mürben 
angefcijafft. Das ftattlihe Knmefen, bas in ber Hähe bes 
HTain«Hecfarbahuhofes liegt, befhäftigt jur ^eit 50 Krbeiter 
unb Krbeiterinnen, gegen (0 Kuweiterinnen im 3 a h ce ( 899- 
Eine meitere bebeutenbe Pergrößerung ber Jabrif ift äugen* 
blicflich im ©äuge; nah Jertigftellung bes Heubanes mirb 
bie Krbeiterjahl 70—80 betragen. Die tägliche probuftion 
mirb fi<h im Heubetrieb auf (00—(20 Centner (teilen, 
gegen 50 Centner heute. Jabrijiert merben alle Qualitäten 
Suppennubeln, ©emüfenubeln, HTaccarotti, Suppeneinlagen, 
Paniermehl unb Jrtebrichsfelber <3tPtebacf. 

• Caffen mit über bie ©ntmicfelung bes heutigen 
Jriebrihsfelb noh bie Bepölferungsftatiftif mit ein paar 
Ziffern teben. IPährenb ber ©rt (860 erft 622 unb (880 
87C( Einmohner jäljlte, mürbe bei bet legten allgemeinen 
Polfsjählung Pont Dejember (900 eine ortsanmefenbe Be* 
pölferung pon (820 Perfonen ermittelt, pon benen jih 995 
jum epatigelifhen unb 8(8 jum fatholifcben ©lauben be* 
fannten. Die Einmohnerfhaft Jriebrihsfelb hat fth &em* 
nah in ben legten ((0 3 d h r en perbreifaht, aber Jriebrihs* 
felb ift immer noh bie brittfleinfte ©emeinbe im Kmts* 
bejirf Shmegingen. Etma ein Drittel ber Bepölfetung 
treibt Eanbmirtfhaft, bie anbern jmei Drittel ftnb Jabrif* 
unb Bahuarbeiter, bie im ©rte fclbft unb in HTannheim 
ihren Perbienft fiuben. 


Urfuttöcn jur <5efcf}td}te Ittannfyeims oor 1606. 

OTit Jltimerfumjert von Rar! gritt in §iegell}anfen. . 

XI.*) 

Erbbeftanbsbrief über bie beutfhhertlihen ©üter 
ju HTannheim unb Käferthal (387. 

Der nahfteh«nbe Erbpahtrepers pom (7. HTärj (387 
ift bie ältefte im ©riginal erhaltene HTannheimer Urtunbe 
bes Karlsruher ©enerallanbesarhins. IPir bringen fte 
mörtlih jum Kbbrucf, ba ge für bie Kenntnis ber Copo» 
graphie unb ber Bepölfetung bes Dorfes HTannheim pou 
IPihtigfeit ift. 

Ich Cunrat Fencker und Trude myu elichiu husfrauwe zu 
Manheim dun kunt allen den die dysen briff iemer sehent oder 
horent lesen, daz wir mit gutem vorbedahtem mute einmuteclichen 
han bestanden zu eime rehten erbe 1 ) uns und unsern erben dyse 
eckere und wisen die her nach in disem briffe geschriben stent, 
beide in Manheimmer mark und eins teiles in Keferndaler marke 
gelegen, umb den cummetur 2 ) und umb die bruder gemeinlich dez 
huses zu Winheim 3 ) mit alsolichen Worten und gedinge, daz wir 
und unser erben eweclich alle jar zuschen den zwein unser frau6n 
dag, die man da nent assumpcio und nativitas, aht dag vor oder 
aht dag darnach 4 ) an alle geferde 6 ) den Torgenanten Tütschen hem 
und yrn nachkomen sollen geben und geantwurt han uff iren kästen 3 ) 
gen Winheim sehs malter korns gutes rocken 7 ) und sehs hnnre. Hie 
vor sol uns, noch unser erben, nit schirmen noch überheben misse- 
wahs, hagel, herbrant, 8 ) wint oder dekeinerley ungelucke, wie man 
daz genennen mag. Me ist geret, daz wir und unser erben sollen 
denselbeu eckem und wisen Zusehen und zulegen mit rehter tttnge 
und mit rehtem vollen buwe 9 ) ane alle geferde. Wir und unser 
erben sollen die eckere noch die wisen in keine wise nit verändern, 
noch verwehsein, noch hin lihen, noch von einandern teilen, wanne 10 ) 
die ecker und die wisen sollent ymmer ewiclichen hy ein ander 
verliben 11 ) in eins erben banden und gewalt zu besitzenne, zu be¬ 
haltene und zu buwende 12 ) und den vorgenanten Tütschen hern und 
irn nachkomen die gülte und waz man da von in tun sol, 1 *) zu 
gebenne und zu vertigenne, 14 ) alse vor geschriben ist an disen 
briffe eweclich und vesteclich. Wanne wire oder unser erben der 


*) gugletd? Jortfefjutuj (IV) bes 21rtifels „Deutfdf*(Drbens* 
befifc in ber babifdjen pfalj". 


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artikel einen oder mer brechen und nit enhilten noch vollen brehten, 16 ) 
alse dirre 16 ) briff besaget, welher oder weihe daz deten, der oder 
die betten alles ir reht virlorn an den eckern und wisen und gölten 
die selben bestanden gut alle mit einander unverscbeidenlicb 17 ) mit 
den underphanden, die auch hie nach geschriben stent, die wir in 
zn mere Sicherheit dar für geleit han, den vorgenanten Tatschen 
hern ledig und los virvallen sin, wie sie danne stunden oder legen 
mit samen, mit fruhten, mit hauwe, mit grase, oder daz underphant, 
wie ez danne stunde mit fruhte oder mit samen ane alle clage, 18 ) 
ane alle arerihte und ane Widerrede eins jeglichen, unde solteu die 
Tutschen hern da mit tun und laszen, alse mit andern iren eigen 
guten. Und doch waz wir und unser erben zu der selben zit 
schuldig weren zu gebenne oder zu rihtenne, daz solten wir und 
unser erben in gelten und richten 10 ) an alle geverde, wanne wir 
noch unser erben der schult nit ledig solten sin. Dar umbe 20 ) und 
dar zu sollen wir daz grabegelt 21 ) geben und richten, beyde 28 ) von 
eckern und wisen, bede, sture, atzungo eweclich an 28 ) allen schaden 
der vorgenanten Tutschen herren. 

Diz sint die ecker. 24 ) Zu dem ersten in dem Merfelde 25 ) 
vom neben dem wege vor anderhalbe morgen. Item eyn rüde 26 ) 
gefr. 27 ) Cuntzel Lantschade 28 ). Item eyn halber morgen, gefr. 
Hennel 'Hornecke. 29 ) Item zwen morgen in dem Langen Gewende 
gefr. den heiligen 30 ). Item anderhalp morgen uff den Ryn gefr. 
den heiligen 31 ). Item anderhalp morgen u l den Ryn gefr. Cuntzel 
Sifrid. 32 ) Item anderhalp morgen nff den Ryn gefr. Horneckin. 33 ) 
Item eyn zweiteil 31 ) in dem Merczeler 35 ) bii dem kalckofen, 36 ) ist 
anwender. 37 ) Item eyn halber morgen uff die Ryngewand 38 ) gefr. 
Cuntzeln Lantschadeu. 39 ) Item eyn zweiteil uff den alten Necker, 
gefr. dem pherrer. 40 ) Item eyn morgen in Breidenlachen, 41 ) zuht 
den weg für. Item ein morgen gefr. dem herezogen. 42 ) Item 
anderhaR) morgen uff die hutte 43 ) gefr. den heiligen. Item ander- 
halb morgen anwender gefr. Wenker. 44 ) Item eyn halber morgen 
nff den weg gefr. Heinrich Schultheis. 46 ) Item eyn halber morgen 
durch die Frieslach, an eym ende anwender. 46 ) Item eyn morgen 
uff den weg, gefr. Alheit Ecksteynne. 47 ) Item eyn halber morgen, 
gefr. Hennein Zumhorn. 48 ) Item anderhalb morgen in dem Cleinen 
Velde, gefr. dem herezogen. 49 ) Item zwen morgen, gefr. Merkein 
Schuwerman. 60 ) Item eyn halber morgen, gefr. Hennein Zumhom. 61 ) 
Item eyn morgen anwender, gefr. Heinrich Schultheis. 62 ) Item eyn 
halber morgen, znht uff den Vorgeschriben morgen, gefr. den 
cappelan zu Heidelberg. 63 ) Item dry morgen in der Auwe 64 ), gefr. 
den pherrer. Item anderhalb morgen in dem Ryede 56 ) zn ende dem 
Gern, 66 ) ist anwender. 67 ) Item eyn halber morgen gefr. den ’Ztrm- 
horn, 68 ) zuhet uff die wisen. Item zwen morgen wisen, ziehen uff 
den Rorebii 8 ch 69 ) gefr. Cuntzeln Lantschadeu. 60 ) Item dry morgen 
uff dem sande 61 ) hii dem dorffe uff den Rydensant 62 ) gefr. Cuntzeln 
Lantschaden. 63 ) Item anderhalber morgen gefr. Venker. 64 ) Item 
zwen morgen gefr. den Zumhorn. 66 ) Item eyn morgen, zuhet uff 
den Bruwel, 86 ) gefr. Cuntzel Sifrid. 67 ) Item dry morgen uff dem 
Sande jensit Neckers 68 ) gefir. den pherrer. 69 ) Item dry morgen den 
Keferndaler weg vor. 70 ) Item dry morgen uff der ander siten, 71 ) 
vor ziehent uff Mittelnweg. Item sehezehen morgen gefr. Hermennen 
Ginpein. 72 ) Diz sint die underphant. 73 ) Item eyn morgen in der 
Auwe, 74 ) zuht uff den alten Newe Weg, 76 ) gefr. den heiligen. 76 ) 
Item eyn morgen ym Clein Felde 77 ) gefr. Heinrich Schultheiszen. 78 ) 
Item eyn morgen gefr. den heiligen, 79 ) zuhit uff die wisen und 
hört der morgen in unser eygin gut und ist kein underphant. 80 ) 
Da bii ist gewest Heinrich Schultheis, 81 ) Hennel Horneck, 82 ) Heincz 
Becker, Clas Meckenhey mmer, Clas Uber-Ryn, 88 ) Trudel Slahmersher [?], 
Peter Becherer, Cuntzel Sifrid, 84 ) Niclas Henbecker und Heincz 
Markhart, schoppheu dez gerichtes zu Manheim. Dez zu mer 
Sicherheit so beden ich Cuntz Fencker und Trude, myn eliche hus- 
frauwe den schultheiszen und die schopphen gemeinlich, daz sie 
uns helffen biden hern Heinrich den pherrer, daz er sin ingesigel 
an disen briff hencke, wan daz geriht kein eygen ingesigel enhat. 86 ) 
Und ich Heinrich pfferrer 86 ) zu Manheym bekennen mich von bede 
wegen der vorg. Cnntze Fenker und Trude siner eliche husfrauwe 
und der schoppen gemeinlichen und hau myn ingesigel gehencket 
an disen briff, der geben wart nach gotes gebürt druczehen hundert 
syben und ahezigsten iar uff den sundag alz man czelt mitte vasten. 

(Drigiual Pergament, Karlsruhe (Benerallanbesarchin (<* 3 / 136 ). 

Siegel bes Heinrich, ausgebrochen (Pfahl, burdj (Sitter bamas* 
jiert, gefeitet non unbeutiidjen Figuren), tjdngt an pergamentgreif. 

Knmerfungen 3 um Brief non * 387. 

1) Dtefelbe redete, eigentliche €rbleit)e befommt *^7 Clesel 
[Hiflaus] Graee ober (Sraue ber 3 un 9 e , 5** Mannheim gefeffeu, non 
ben Deutfehherren mit ungefähr benfelbem IDortlaut, ben mir in ben 
folgenben Knmerfungen baher nur bann mitteilen, menu er mefent- 
lid; 00,1 &em obigen abmeicht ober 3 U feiner (Erflärmtg bient. 

2) nmb, um, mie öfters im Sinn non ermerben, erlangen non, 
nämlich nom Commentur ber (Drbensb rüber, ober auch non feinem 
Stelloertreter bem Qauscommentur, bem Kuffeher bes Deutfdforbenss 
haufes IDätjrenb fein Harne hier nicht genannt ig, fo begeht Klefel 
(Sraue biefelben (Büter *<^7 n umb den erssmen geistlichen bruder 


Johann Hannegock von Ottingen [(Dettingen in bairifchsSchmaben], 
Fürweser des Tutschen huses und die Conventbruder zu Winheim“. 

3) Unter ber Commeube IDeinheim ganben auger oielen (Drbens* 
giiteru au ber Berggrage 1111 b bei £abenburg auch bie 3*1 Mannheim. 
Dgl. Mannt)- (Sefd).»Bl. *901 Ho. * 2 , *902 Ho. 2 . 

4 ) in ber ungefähren Seit 3 mifcheu Mariä Himmelfahrt (* 5. Kuguft) 
unb Hlariä (Seburt ( 8 . September). Dgl. Mannt)- (Sefd^Bl. * 90 *, 
5p. *7, Kitmerf. *7. 

5 ) ohne jebe Krgltg, iin Be| 1 lanbsbrief non *<*<*7 anegeverlich. 

6) Kornfagen, Speiser, beutfdjherrliches Kafteuamt 3U IDeinheim. 

7 ) gutes Roggenforn. Diefes, gern, blos Korn genannt, mar bie 
eine ber brei Früchte, neben 5 pel$ utib Haber, aus betten bie (Sruubs 
la)*teu in einer ein für alle Mal feftgefegten Kn3at)l non Iftaltern 
meiftens beftauben. Dgl. Mannt). (Sefch.*Bl. *900 5 p. 23 <*, Kum. 

8 ) Heeresbranb, Kriegsoermügung (*<*<* 7 irrig Herreitbranb). 

9 ) Derbejfern burd? Düngung unb nollftänbige Bebauung. 

10 ) Der (Erbbegättber burfte bie nom (Brunbherrett als (Erbleheu 
ausgegebeiten (Büter meber in ihrem Beganb änberu, noch nertaufchen, 
nod) meiter oerleiheu, noch in mehrere Stücfe teilen, fonbern (wanne) 
follte fie in ihrer Einheit 3ufammeithalteit. 

11) lllittelhochbeutfch: verüben --- nerbleibeu. 

12) *<H7 richtiger bie brei participialformen: 311 beggenbe, 31 t 
betjaltenbe, bumeiibe (büwen - bas £elb bebauen). 

18 ) mas mau fonft bergleicheu ihnen, ben Deutfehherren geben foü, 
b. h. auger ber oben beftimrnteu jährlichen (Bült non Kornroggen unb 
Hühnern etmaige aitbere iniuber bebeutenbe Kbgaben. 

14 ) fertigen, aushäubigeu. 

15 ) IDenn mir bie Beftimmungeu nicht „enthielten 41 , b. h- nicht 
genau hielten ober nollbrächten. 

16 ) mittelhochb. dirre =: diser (biefer). 

17 ) Die genannten beutfdjherrlicheit Beftattb* ober (Erbpachtgüter 
(begehn = pachten) adefamt ohne llnterfchieb, mie fte gerabe im Bau, 
KnfämHng, Früchten, H ew »nb (Sras ftänben uub in gleicher IDeife bie 
3ulegt (nuten Knm. 73 ff.) folgetibett Unterpfänber, melche bie Deutfeh-' 
herreu 3ur Sicherheit für ihre Beftanbgüter auf bie (Eigengüter bes 
(Erbbegäubers gelegt hoben, b. h- &iefe legieren (Büter felbft folleit 
ibneu, meint jener feilten Derpgtchtuugen nicht nachfommt, nerfallen fein. 

18 ) ohne jebe gerichtliche Klage. ^ , V) 

19 ) ihnen, bett Deutfehherren foUen mir nergelten, b. h* bie oor? 

genannte (Bülte entrichten, menn mir ge noch 3ur Seit bes Rütffalles 
ber (Büter fchulbig geblieben gnb. M 

20 ) Darumbe nicht im Sinn non barnm, fonbern non barnon, 
nämlich non beit (Erbbeftaiibsgütern folleit mir bas (Brabegelb (ngl. 
mhb. grabe = - (graben) unb ba3U ron benfelbeu (Bütern bie meiter 
aufgejählten gaatlichen Kbgabett entrichten, mie bies heutiger Clefel 
(Braue *<t<*7 befennt: „Ich und myn Erben sollen auch das Grabegelt 
geben von den vorgenannten Gütern, darzu auch, wass sich davon 
gebürte zu Bette (Bede), Atzunge, Stüwer oder Schatzunge.“ 

21 ) Diefe fong in Seeorteu befannte, gleich ben folgenben 
Staatsgeuern nom (Erbpächter 31t iragenbe Abgabe non liegenben 
(Sütem, fcheint ein Beitrag für (Errichtung ober Kusbefferung non 
Rh e * n ^ e id?en (ngl. Otannh. (Sefch.jBI. *900, 5 p. 23 ^ # Knm. 8) ober non 
(Entmäfferungsgräben für bas Dorf ITTaniiheim gemefen 3U fein, nieüeicht 
auch nott Schait3en uub Befegigungsgräben uni bas ehemalige Kurffirg; 
liehe Schlog (Eichelsheim. Mannheimer „(Srabenfnechte", behilflich bei 
^egungsarbeiteit, merben *6*8 ermähnt. (IHannh. (Sefch.:Bl. *902, 
Sp. ***, Kum. 20.) 

22 ) beibes, non Kerfern als IDiefen gibt ber €rbbegänber auf 
emig „Bede", fomohl bie gemöhnliche (Bruubgeuer in Haturalien, mie 
bie orbentliche Dermogeusgeuer itt (Selb (ngl. IHannh. (Befch-Bl. * 900 , 
5p. 2**, Knm. 3 u. „Sture", au§erorbeutli<he Steuern ober Schags 
ungeu, befottbers in Kriegsfällen (ngl. oben Knm. 2 *) unb „Atzung", 
Unterhalt für bie in bie Dörfer in (Befchäften fommenben Kurfürgs 
liehen Beamten (IHannh. (Sefch.sBl. * 900 , 5p. 235, Knm. 25 ). 

23 ) mhb. ane, dn = ohne. 

24 ) 3 1 * 1 Beganbsbrief non *^^7 folgen im IDefentlidfen bie 
gleiten (Büter nach ben IDorteu non 1387 , fobag fogar bie Kngremer 
mehrfach biefelben Hatten führen, obmohl nur ihre (Erben gemeint 
fein fömtett. IDo mir bie Kbmeichungen nicht ausbrücflich angaben, 
ftnb bie Kecfer gleichlautenb be3eich«et. 

25 ) Das Uteerfeib (IHeer = Sumpf) nom £inbenhof gegen bie 
Stephouienpromenabe (ngl. IHannh. (Sefdj.sBl. * 900 , 5p. 236, Knm. 2 ). 

26 ) (Eine Quabratrute non etma 2 * Quabratmeter. Der ältege 
rheinifch*pfäl 3 ifche IHorgen mar ca 25,5 Kr unb 3 ergel in Diertel, 
jebes 3 U 30 □ Ruten. (Dgl. IHannh* <Scfch-Bl. * 900 , 5p. 238. 

27 ) im Brief non *<H7 ausgefchrieben „geforcht" ober mit ber 
furche, £ängsfeite an einen „Knmeuber" gren3fnb; ebenfo ig aff* 
gemein üblicher Kusbrucf in älteren £agerbüchem für begren3en mit 
ber Schmalfeite, b. h* “nb unten: gögt anf einen €nbrneuber. 

28 ) abliches (Befchlecht non Hecfargeinach. 

29 ) Ueber bie Ritter non H orn ^ 3» IDeinheim unb ihren gu* 
fammenhang mit ben Kreu3^ ober Deutfehherren ngl. IHannh. (Sefd?.* 
Bl. *90*, 5 p. 259. Der Kommenbator IDemher non H ornec ^ ^ e f a 6 
fchon im *3. 3 a h r h un &ert (Büter tn hiegger CBegenb, non benen er 
bie 3U Sanbhofen an bas Kloger Schönau nerfaufte. 

80 ) Der ^eilige be3eichnet ben h< mm Kf 4 en Schugpatron ber 
0 rtsfirche, be3tn. bas gleid^fam biefem gehörige Kirchengut. 

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81) 3 m Srlef oon iw iß f^ter nod; beigefügt: „Ist noch ein 
Stummer 1 , b. tj. es mar bamals nur nod; oerftümmeltes, größtenteils 
burd; beu Khein oerfd;Iuugcues Stiicf. 

82) Dafür tjeißt es (W‘* „geforcht Conrat Lantschaden", fobaß 
oielleid?t aud; ber obige Klingel Sijrib einer biefes Zlbels mar. 

88 ) ogl. IDibber I, 19 (, 368, l?oruerf oon 5d;meßiugcn. 

84) (Ein 3 meiteil - 5 mci Drittel, ogl. Manul;. <Sefd^.-31. ( 902 , 
5p. 62, Kinn. <*. Zlber halbfett -- l;älfte. 

85) Der Meißeler lag in ber (Segeub bes Cinbcnhofes, ogl. 
Mannt;. (5efd;.sBl. (900, 5p. 236, Zlum.'io. 

86 ) Kalfofen bebeutcte früher aud; eine giegelhütte. cEine feiere, 
audj ein banad; benanntes IDaffcrlocb, lag auf bem £hibeut)of, ogl. ebenba 
5. \ 20 , Zlnm. io. 

87) Zlmoettber ober Beford;cr ift ber bie 3 mei £äugsf eiten ber 
Krfer 3 eile „beford^enbe" ober begreiijcnbe Ziefer. cEubmeiiber, mie es 
an biefer 5tellc im Brief non i<w bafiir heißt, ber oben ober unten 
aufßoßenbe, baijer and; „Zltißößer"; (Semeube, (Semaube ober (Se? 
manu, ein mehrere uebcueiuauber liegeube ,furd;eu ober Zlcfe^eilen 
umfaffenber (Eomple^, benannt oon ber IDeiibuug ober Umfehr mit 
bem ppug, bal;er and; „Kehr" genannt. 

88) (Ein auf beu Z\t;eiu ftoßeube Zlcfergemaun. 

88) Dgl. Knut. 28, 32, <* 2 , 63, 72 . 

40) 3u bem entfpredjeubeu Item oon i<w h^ßt »Ein 
Zweiteil gen der Wollensathlachcn, geforcht dem pherrer" (mittel? 
hodjbeutfd; ~ Pfarrer, be 3 to. bas il;ut angemiefene <Siit). hiernach 
ift ber „alte Necker" non 1387 ibeutifd; mit jener £ad;e, bie im §ins* 
bud; oon (369 richtiger IDollenfaub h e *B t (HTamih. (Sefd; ?Bl. 1900 , 
5p. 236, Zlnm. <0, fpäter in gaii 3 entstellter IDeife 311 IDolftäcferu 
unb jeßt fogar 31 m „IDallftabtßraße" gemorbeu ift. hieraus rnirb 
and; meine fd;on früher ausgefprod;rne Dermutuug, beim bamaligen 
(fichelsheimer 5d;loß, einer ibafferjollburg, habe ein im \6. 3 al Kh- 
(Sumpelnecfer genannter ZTecfararni in ben Khein gcmüubet, mefent? 
lid; geftüßt (ogl. ebenba 5. 178 f.). Hoch um 1600 berichtet Dreher 
(Orig. Palat. I. cap. ^) ber ITeefar fei bei l 7 od;maffer an jenes 5d;loß 
qcßoffeu, fobaß man biefes fomie bas „fd;äblid;e <Ecf" burd; paliffabcu 
fd;üßen mußte. Ceßtercs fönute aber eigentlich aud; 311 m £aubfd;aben, 
oon bem h*er mehrfach begüterten Zlbd genannt gcioefeu fein. (Dgl. 
bie Zitate Zlnm. 59. Die Zlnjid;t, 311 Mannheim hübe bie Burg bes 
Kaifers Daleutiuiau im 3 a h rc 569 geftauben, wobei biefer ben ZTecfar 
abgeleitet habe, ift freilich nicht ßidjhaltig, ba Zlmntian nur, lib. 28, <£ap. 2 , 
er 3 dhlt, fie fei am ZTccfar, nicht auch am Khein errichtet toorben. 
3h re Stelle mar baher eher 311 Jtabeuburg. (Dgl. Mannt;. (Sefd;.*Bl. 
1902 , 5p. 6, Zlnm. 5 .) 

41 ) lieber bie breite Cache ober ^ahrlache, ebenfalls ein alter 
ZZecfararm, ogl. ebenba 1900, 5 p. 256 , Zlnm. 8. 

42 ) greift au henoglidjes, b. h* pfal3gräfli<hes Kheiuhäufer (Sut, 
mähr^ub es 1*H7 heißt: geforcht Conrat Landschaden. 

48) mahrfcheinlich eine £anb 3 ollt;ütte an ber Straße nach Secfcu? 
heim unb f)eibelberg, ober eine bortige §iegelt;ütte, oon ber, mie oon 
ber auf bem £inbenhof, fpäter bas 3 uuächft gelegene Kheinhäufer 
BoUmerf ber ^eftung Mannheim aud; §iegelboUmcrf h* c B- 3 1 » 3 a h re 
1 < 1^7 maren bie Dortigen (V* UTorgeu Zlecfer nur ein Diertcl, aber 
bies „wol im buwe" (in ber Bebauung). Der grollte (Teil mar alfo 
tu 3 mifd;eit mahrfcheinlich ZZecfarbrüd;iq gemorbeu. 

44 ) Zlnbere Schreibung bes Familiennamens bes oben unb 
unten, Knm 64-, genannten Seftäubers bes ga^eu ( 5 utes. Diefes fein 
angren3enbcs Stütf mirb übrigens i ^^7 nicht mehr aufgeführt, offen-' 
bar, meil es ebenfalls 00m Khein oerfchlungeu mar. 

45) bafür geforcht i<H7 ZTiflas F'f l h er . 

46 ) bafiir heißt es 1^7: Ein halben Morgen durch die „Frosch- 
lachen u , geforcht unserm gnädigen Herrn, dem Hertzogen, ist an 
eime Ende ein Endwender. 

47) Alheit, ber mcibliche Dorname Kbelheit. Daher ift ber Familien? 
nameit (Erffteinne 3 ufammenge 3 ogen aus ber meiblichen {form €cf* 
Peiuin. Dafür 1^7: Geforcht der (meiblichcr Datio) Rumharten. 

48) Hennelp, Datio oon Hennel ( - l)ans ober Heinrich). 

§um l)oru gefür 3 t aus 311 bem porneef? (ogl. Knm. 29 , 33, 51, 58, 
72 , 82). Diefes Stücf fehlt aber i<H7. ^ 

49 ) Daß and; ber „l7er3og", b. h- &cr pfal3gräflid;e l^of Khein- 
häufen, im Kleinfeib (beim neuen Schlacht? unb Diehh°f) begütert mar, 
geht aus bem §insbuch oon (369 heroor (ITlannh. ( 5 efch.>Z 3 l. 1900, 
5 p. 236 , Knm. 9. 

60 ) 3m Brief oon iw fehlt biefes Stürf mieber, bas mahr? 
fd; ein lid; burd; einen ZTecfarausbrud; 3U (Sruube ging. 

61) 3 m örief oon 1^7 h e «ßt es: Geforcht dem Frümesser, 
b. h- begreift auf ber £ängsfeite bas bem F r üt?meffcn lefenbeit priefter 
als pfrünbe3ugcmiefene <Sut, fobaß es l^ennel 311m l)orn (ober pornecfP) 
oerfauft haben mußte. Dgl. Zlnm. ^8. 

52) 3m Brief oon 1^7: Ein Morgen ist ein Endwender, ge¬ 
forcht Niklas Fisch (ober F^er). 

58) €iu bem l)eibelberger Schloßfaplait 3 iigemiefenes ($ut (Dgl. 
IHannh. <Sefch.«>Bl. 1900 , 5p. 23L Zlnm. 5). Dafür heißt es \W. 
Geforcht Fergen Debolt. Der Ferge (Fährmann) ZJans (Somebel 
befaß 1^76 einen Ziefer im lUecrfelb, in ber (Erenf beim Kheiubeid;, 
ogl. ebenba Zlnm. 8 u. Zlnm. 25. 

54 ) So auch im Brief oon (W; tootjl bie im ^insbud; oon (369 
genannte „lUannheirner Zlume" am ZZecfar, etma bie Kuhmeibe gegen' 


über bem F r ie&h°fe, mo auch ein pfaffeugrunb genanntes Pfarrgut lag, 
faum am Khein bie (Dbermühlau (ogl. ebenba Zlnm. (7 u. ( 8 ). 

55) Diefes Kieb fd;eint fomohl bie CObermühlau 311 fein, morciuf 
fpäter ein Kürfürftlid;es £uftfihlößcheu ftanb unb bie 3 mifd;en bem 
„rechten" ober oollen Z^heiu unb bem „lliittelrheiu" lag, als au<h ber 
öftlid; baoon gelegene Zliebergrunb, fpäter ftäbtifche Zllmeub unb Bleibe, 
00 m F e ftlaub getrennt burd; beu „Kleinen Z\heiu", ben jeßigeu Der? 
binbniigsfaual. Kud? bas im ^insbud; 001 t (369 unter Hlaunheim 
ZIo. VIII, XI, XVI u. XVIII f. genannte Kieb famt bem 
fcheiueu hier am Khein (ogl. ebenba, 5p. 253 ff., Zlnm. U, (5 u. 22 ) 
unb meber bas Sdjnifculoch beim Schloßgarteu, nod; bas l^errenrieb 
bei ber ilntermühlau auf ber redeten ZTecfarfeite gemefeu 311 fein. 

56) Datio oon mhb. ger, gcre, Specreifeti, IDnrffpieß, Keil uub 
bem ähnliihes £aubftücf ober and; ein 3 ipfelfÖrmiger Kheiuarm. 

57) ZZad; „iß Kumeuber" (mit ber £äugsfeite augreu 3 enber Ziefer) 
folgt im Brief oon 1^7 ltod;: geforcht Niklas Fischer. 

58) Dafür 1 ^ 7 : geforcht Henne Horneck. Dgl. aud; ZI. Zlrd^io 
für I)eibelberg V, \ u. (6ü über l^ornecf. 

59) Der Kohrbufd; lag mehr in Der töegenb ber 0bermühlau, 
bes ZTiebergr.mbes ober bes augrei^eubcu Schloßgartens. Zlud; fönute 
ber ZIame bes in beu 3agb'Kfteu bes 3 a h res 1 5 49 als <5 u b e her ber 
(53emeiube ITTaunheim genannten, aRr fd;eiubar auf bas redete ZTecfar? 
ufer oerlegteu „IDerbufihes" oerfchriebeu fein für Zlorbufdj. Dgl. 
meinen Dortrag über bas Dorf Mannheim, 5. 13. 

60) Dgl. bie <£itate 311 Zlnm. 39 

61) Die (ßegenb 3 u?ifchcn bem Dorf nTaituheim unb bem el;e 
mals bie gau 3 e lluterftabt einuehmeuben 3 u,l öl ,u f c h l?* e B Sanb, jetjt 
etma bie plaufeu. 

62) Unter Sanb, mhb. sant, mürbe aud; fanbiges Ufer ober 

Zlain überhaupt oerftaubeu. So h* c l5 ^as Ufer eines Zlltuecfats 
JDolleufaub IDühlfaubP (ogl. oben Zlnm. ^ 0 ). Rydensand im Briej 
oon 1^47 richtiger ohne n: Riidesant fattbige F^^? c a,n - 

bem fchilftgen ober mit Zliebgras bemachfeucu früheren „Kleinen Khein" 
bei bem mit IDiefeu beftanbeuen ZTiebergruub (ogl. Zlnm. 55). Der 
€rbbeftäuber Klefel (Braue feßte 1^47 als Unterpfaub ein (ogl. nuten 
Zlnm. 73): Zehn Morgen Sandes, riehen off den Rietrein ( Kh*in, 
ober Kain, Ufer bes Zliebes), geforcht uff b de Syten der Rumharten 
(ogl. Zlnm. ^ 7 ). 

68 ) Statt auf beu Kuugel £aubfchaben geformt bas Stücf 1^<17 
auf beu öfters ermähnten ZTiflas Fif c h cr * 

64) Statt Denier (ogl. oben Zlnm. <h) erfd;eint 14^7 als Zlu? 
greiser „l 7 eune IDeruß, ber Schultheiß", alfo ber bamalige oon Mann¬ 
heim. lieber bas Schultheißciiamt ogl. lllamih. (Sefch.-Bl. ( 9 U 0 , 5p. 
212 , Zlnm. 20 . 

65) Zlud; 1<H7 h^ßt es liech „geforcht den zum Hornc" (b. h* 
^orneef?), oergl. Zlnm. ^ 8 . 

66 ) (Begenb bes liufeu ZTecfarnfers oberhalb ber Fricbrtchsbrücfe. 
häufiger ZZame für ZTicbcruugcu, bufd;ige Zlueu, fumpßge IDiefen, 
oermaubt mit altbeutfd; bruoch. Zlud; bas Dorf Brühl bei 5d;megiugen 
hieß Bruwel. Desgleichen ber jeßt fraujöfierte Broglieplatz iu Straßburg. 

67) Dgl. oben Zlnm. 32. Dafür IW: geforcht Heintz Buwer 
(alte Farm für Bauer). 

68) IDohl ber fog. meiße Sanb 3mifd;eu Käferthaler Straße unb 
Kirchhof, am red?tfeitigen Hecfarufer, fomie ber heutige €fcr3terplaß. 
Dgl. ITlannh. (Befd;.?Bl. 1901, Sp. 220. 

69 ) Dgl. oben Zlnm. ^0. 

70) Da3U gehört 1^7: off einer Syten ein Endwender. Dgl. 
oben Zlnm. 37 . 

71 ) Zluf ber linfeu ober ZTorbfeite bes Käferthaler IDeges, in ber 
(Scgeub ber langen Kötter unb bes lierretiriebes. Der betreffenbe 
Item lautet 1<H7: Dry Morgen off der anderen Syten by dem Keffern- 
taler Wege, ist off einer Syten ein Endwender. Dom UTittelmeg, 
ber tiörblid; oon ber Straße nad; Käferthal unb parallel bamit oon 
ben l^ohmiefen aus bahiu 3iehenbe IDeg, fteht h* c ^ nichts. 

72 ) Statt biefes f;errmanu (Simpel geformt im Brief ooti i ^^7 
l^eiinc Z;ornedP. (Dgl. Zlnm. <*8.) Die genannten (6 Morgen, bie 
jebeufalis aud; iu biefer (Segenb lagen, merben aber bort bem Dorigen 
3 tein oon 3 Morgen oorausgeftellt. Zlm Schluß ber Beftanbgüter oon 
H^7 ift nod; ein Stücf 00m liufen ZIerfarufer uad;getragen: „Ein 
Morgen im Kleinfelde (oben Zlnm. ^ 9 ), geforcht Conrad Landschaden" 
(ogl. bie Citate Zlnm. 39. 

78 ) Die 00m (Erbbeftäubcr 3iir Sicherheit bafür, baß er beu Be; 
ftanbjtns unb bie (Sriiiibfteueru ic. 3at)le unb bie (Süter iu gutem Staub 
unb ungeteilt erhalt*, eiugefeßten ober 3U rechtem Unterpfaub gelegten, 
lebig eigenen (Süter (fo im Beftaubbrief oon IW). Dgl. oben Zlu? 
merfnng 17 unb 62. 

74 ) lieber bie Zlue ogl. oben Zlnm. 5*. 

76 ) Der alte „neue" IDeg feßt einen noch neueren IDeg ooraus, 
mie 3. B. ber 0 rt Zlltneuborf bet Sd;önau im 0benmalb fo genannt 
mürbe nad; ber cEntftehuug oon ZIeuneuborf ober IDilhelmsfelb. 

76 ) Dgl. oben Zlnm. 50 f. u. ^3 bei ber ^oUhütte? 

77) Dgl. Zlnm. ^ 9 , 72 , 80. 

78 ) D. h- bas (Sut bes Schultheißen ^eittrid; oon Mannheim, 
ogl. Zlnm. 6^ u. 81 . 

79 ) Dgl. Zlnm. 76. Der Kird;enheilige mar Sebaftian. 

80 ) Die ausbrütfliche l)eroorhebung, baß biefer auf bie IDiefen 
bes Kleinfeibes (jeßt in ber Sd;meßinger Dorftabt oon Mannheim) 3ieh*nbe 


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229 


morgen (Eigentum bes (Erbbeftänbers unb fein Unterpfanb gemefett 
fei, riitjrt batjer, baß er toegen feiner Sage unter ben rou itjin oer; 
fegten (Gütern leidet als fold?cs augefehcu merben fotinte. 

81) Der rom oberften c5erid?tsherru, beut Pfaljgrafen unb feinem 
Dcrtreter eingefegte Schultheiß und btc Schöffen, bas Dorfgericht ober 
ber (Sentemberat rott niautt^eiin irirFett als llrfuitbsperfoiien bei 2 Ius= 
jtelluiig biefes (Erbbeftaubsbriefes mit, rnie aud? bei bem oott \w. 

.82) IDohl ein datier. (Ein abeliger (Sruubherr oon unb 311 m 
fjorneef erfd^eint Faum unter ber DorfobvigPeit. Dgl. 2lnut. 58. 

83) — HtFlaus über bem Hheiu. 

84) Dgl. 2lttm. 52. 

85) Da bas 0 rtsgerid}t non nTaunljeitn Fein eigenes Siegel intte 1 
tjat (nttib. en — in, ober enthalten, alfo rnie 2 ium. 15 ), fo bittet I 
ber Seftäuber burd? Dermittlinig bes Schultheißen nttb ber Schöffen 
ben Pfarrer Irjeittrid? non ba bie UrFmibe 31 t bcfiegeltt. Diefelbe (Er; 
flärung attd? am <Eube bes Heftattbbriefes non ih~, roätjrenb fpäter 
bas Dorf IHauntteim bas pfaljgrärlidje IDappett führt. Dgl. ,f r. IDalter, 
maitnheimer Stabtmappeu (^ 0 ^ 7 ) S. 6. 

* * 

* 

3m *KarIsrul)er 2Ird)ip beftubet fteft eine jroeitc i£rb* 
beftau5surfuu6e über öiefclbeu 2tecfcr vom 3afyrc J<H7, poh 
6er tptr fjter nur Ztiifaug un6 Scfyluß jum Hbbruct bringen* 

Ich Clesel Gr&ec der Junge zu Manheim gesessen irkenneit 
vor mich und alle myne erben offin fliehen mit diesem und tun kirnt 
allen den die diesen brieff ummer sehen, hören oder lesen, das ich 
mit wol vorbedachtem beradem müde recht und redelichen zu eyme 
rechten erbe bestanden han und besteen auch in crafft und macht 
dis brieffis mir und allen mynen erben diesse ecker und wyesett, 
die hienach in diesem brieffe geschriben sten in Manliemer margk 
und eyus teyls in Kefferntaller margk gelegen. — Hie bii sint gewest 
die ersamen und wiisen mit tiamen Henne Werncze, schultheis, 
Henne Ferge, 1 ) Rorhttser Bechtolt,*) Hans Ferge, Hensel Ackerheincz, 
Heinrichs Clesel, Niclas Fisch, Peter Spanuagel, Haus Hacke, Herren 
Henne 3 ) und Clesel Hecker, scheffenne des geriohts zu Manheim, 
und han auch durch rechte irkant, daz die vorg. zehen morgen, die 
zu underphande geleit sint zu dem vorgnnt. gude, zu dieser ziit 
wol beleit sint vor den obgnnt. zinsz und giilte. Und ist auch hie 
bii gewest der ersame und geistlich bruder, Ulrich von Franckin- 
furt, zu dieser ziit comethur zu Spire, 4 ) her Niclas von Mttlhusett, 
drappierer 5 ) zu Franckfurt, Clesel Nagol der schultheis zu Oppauwe, 
Peter HenckmanteJ, den man nennet schriber, rauher 0 ) zu Winkeim, 
CJesel Seyler und Bechtolt der vorg. herren hofflude 7 ) zu Oppauwe, 
und Cruszman von Oppauwe. Zu urkunde so han ich Clesel obgnnt. 
für mich und alle myn erben und wir die iczunt genanten schultheissen 
und scheffenne von gerichts wegen, wann wir evgetis ingesigels 
nit han, mit flisse und ernste gebetten den ersamen herrn Johann 
Hanwesnider, pherrer zu Manheitn, daz er sin ingesigel zn geczugnisse 
umh unser fiissigen bette willen an diesen brioff gehangen lmt des 
ich Johann pherrer iczunt genant mich irkernten und iimb der 
vorg. beyder parthii fiissigen bette willen also hesigelt han. Datum 
Anno dotnini millesimo qnadringentesimo quadragesimo septimo, 
feria tercia proxima ante Michaelis archangeli. 

0rig. perganteut Karlsruhe, (Generallanbesarchio ( 43 '(36). 

Siegel ab. 

Hücffeits oott gleid? 3 eitiger I)anb: Hensel Franckfurt ytzunt 
heseher 8 ) in Manheyme. 

21 ttmerFuttgen 311 m Hrief oon i^7. 

1) Kann jtatt .Vamtltennatneti 31 t fein and? Jführmanu ober Schiffer 
bebeutett. Dgl. IT. 21rdjto für l)etbelberg V, 5. Ul. 

2 ) Dorname nadygefef^t. Dgl. ebcuba 5. 21 , Ho. 63, 65, 75 f. 

3) — Henne (I)ans), Sohn bes l)erre (ebettba Ho. 37, 84 ). 

4) dommentur bes Deutfcborbetis^anfes 31 t Speier. 

5) — fran 3 - drapier, (Tuchmacher, (Ettd^lfättbler. 

6 ) Hatsfjerr in ber Stabt IDemfjeim an ber Hergflraße. 

7) päd?ter ober IHietsleute. 

8 ) gollbefefjer, 21uffeher bei ber $ollftätte (ebenba S HO f.). 


Sur lUnfeumsfrage. 

II.*) 

Dor fur3em feierte bas fyftorifche nTttfettm itt ^rauFfnrt a. ITT. 
feilt 25 jähriges Hejtehen. 2ius fleinen 2infättgctt ift es in fu^er $eit 
3U einer bebeutenbeu Sammlung emporgetoachfen. Seit (Ettbe ber 
fed^tger 3 a hr* arbeitete eine Kontmiffton im 3‘dcreffe bes mufeums, 
1877 tourbe ein Ultifeumsoereiu gegrünbet. Don allen Seiten ftrömten 
ihm (GcfdjenFe mertoolljter 21rt 311, unb fo ftarf oermehrten fid? bic 
Sdjäge bes niufeunts, baß bie 1893 be3ogenen unb 1902 erweiterten 
Hätiine bes alten £eimoanbhaufes am IDecfmarPt nicht mehr lange 

*) Dgl. mannt}. <Sefd?ic^tsblätter 1903, Sp. 7(. 


230 

ausreichen toerbett. Diefes itt allen feinen 21bteilungen Schäle be- 
| ueibcusioerter 21rt bergeube irtiifeiim hoben frauFfurts Bürger gan3 
1 aus eigener Kraft gefchaffeu. IHit reichen Spettbctt und Stiftungen 
I tuiterftugeii fte ihr IDerF, bemt es ift ihr Stolj uttb fie wiffett, was bie 
21 llgemeiithett bafür aufweubet, bas ftrömt mit reichem Segen ber 2111 ; 
gemeiuhett toieber 311. 

mögen (td} manttheintcr an ber 2 Ta»hbar|tabt ein Betfpiel 
nehmen! 2 Die uuettbliih oiel ift hirr auf btefem (Sebiete nod} 311 tun, 
gaitj befonbers in beit gcgemoürtigen 3 a i?reu ber Dorarbeit, too es 
emfig 31t fammelu gilt für bas groqe mufeiuitsgebäube, bas ftd} bereinft 
am ,friebn(hsplat3 als DettFmal hachherjigeit bürgerlichen (Seinehtftnns 
erheben toirb. IDettu bie nächften 3 a h r « tn reger unb planmäßiger 
Sammelarbeit gefd^iift ausgetiüftt toerbett, meint vor allen Dingen, 
maititheims Bürgerfhaft opfermillig bie gute Sache uiiterftüt$t, fo fann 
in Pur3er §eit nicht nur eine SeheustoürbigPeit h^roorrageuber 21rt 
gefchaffeu merbeu, foitbern aud} eine Bilbuiigsftätte für jung unb alt, 
ber reiche Strome geiftiger 21 nreguttg eutquelleu toerben. 

mit Konfeijuettj uttb roll 3uoerfid}tlichem Dcrtrauen arbeitet ber 
mauuheiiner Kltertumsoereiu, feitbem bas projeFt eines mufeums 
greifbare (Seftalt 311 getoiniteit begann, auf biefes große §iel h* n , 
unb fucht burd} planmäßige drtoei'eruttg feiner Sammlung ba3U bei3ti; 
tragen, baß jene für bie (Eitttoicflmig uitferer Daterftabt hochbebeutfame 
Kiiltnraufgabe eine glücfliche Cofuitg ftiibe. (Er betrachtet fleh, foioeit 
ber gefchichtliche uttb Pulturgefd^id^tlidpe (Teil bes mufeums in <frage 
Fommt, gcrabe^u als mufeiutisrereilt unb hält es im bjinbltcf auf 
feine bisherige dätigFeit für feine Pflicht, unabläffig itt ber augebeuteten 
2 \ichtuttg 311 toirFett. 

(Ein niufettmsoerein iß ber mattuheimer 211 tertttnisoeretit 0011 
jeher gemefeit, meint er and? feine ehemals befiheibeueu, je^t aber 
fchott 311 gaitj refpeftabler ( 5 r 3 ße uttb KeichhaltigPeit heraitgemachfeuen 
Sammlittigeit niemals mit bem atifprttchsnoflfu Hamen ITIufeum bet 
3eichttet h(ü, öäbe es eitt anberes IDort, bas fo treffeub bie jahre; 
lange, ntühfante, aufopfennigsooUe Arbeit biettettßeißigett ^ufammeu; 
trageus bejeichtiete, bie in feilten Käumeit geleiftet mürbe, als gerabe 
bas IDort: Sammlungen? Huu aber gilt es, biefer SammeltätigFeit 
eine mefentlich ermeiterte 2Iusbehntmg 311 geben, uttb vor allem muß 
babei entfeheibeub fein, baß neben bem atitiquarifch 3 ll lereffanten auch bem 
Füttftlerif<h Bebeutfanien ein breiter Kaum tut Pünftigeit mufeum gebührt. 

(Es liegt im Hamen „ 211 tertumsoereiu M begrüubet, mit bem für 
biefe Korporation ttal^it 50 3 a ^? re eh rc,l ^°üeit uttb erfolgreichen 
IDirFetis oerFnüpft fittb, baß meitere Kreife bes publiFuuts nicht voll: 
ftänbig orientiert fitib über bett Kieis ber 21 ufgabeu, bie er fid; geftellt 
hat unb bie toeit über bas hinattsragett, mas man gemohnltch mit ber 
Dorßelltntg „ 2 Utertum" oerbiubet. (SlücFlichermeife h a ^ ! * in biefer 
l)ittfuht bic aufFläreiiben tt)orte oon Prof. K. Baumantt über „Die 
§iele uttb 21 ufgabett eines matitiheinter mufeums" fchon manchen 0 rts 
IDanbel gefchaffeu, unb es genügt, menn mir nochmals auf biefen 
21 uffaö oermeifen. 

mittlerrneile hoben ftd? meitere fruchtbringenbe unb in oerfdjiebener 
^inftcht mertoolle 21nregitugen aus bem m u f e 11 ms f 0 tt g r e ß ergeben, ben 
bie dentralftelle für 21rbeitermohlfahrtseiurichtuttgeit oor meuigen dagett 
unter (Teilnahme 3a^lrcid?er heroorragettber mufeumsfachmönuer in 
hieftger Stabt abgehaltett hot. Hei ber großen IDichtigPeit biefer Der; 
hottblungeu auch für unfere mufeuttisfrage unb alle bie Heßrebuttgeu, 
bie für utts bamit 3ufaminetihÜngcn, mirb 3meifellos oon ber einen ober 
anbereu Seite itt einem ber nächften %fte biefer geitfehrift 3urücf; 
gefommeu merben. 3 n * crc ff e ift für berartige Dinge hier ficherlich aud} 
itt mettereu Kretfeu 3U ftnben, menn nur bie richtigen 3 mpulfe gegeben 
merben. 

3« ben nächften IDochen merben unfere mitbürger (Gelegenheit 
haben, ihr 3 , üereffe an biefen Heßrebungen merFtätig 311 bemeifeu, 
uttb es ift 3!! h°ffeu, baß ber 2Ippcll, ben man an ihre freigebigPeit 
richten mirb, ein lebhaftes (Edjo ßubetl Dr. W. 


ISJiea’Uanca. 

fiätlin Ultyvfdjt* Der Codex Palatinus Germanicus 

837 , eine Sammelhattbfchrift ber Tjeibelberger Unioerfttäts HibÜotheF, 
vermittelt uns, menn and? nur itt Hruchftücfeu, bie Kciintuis 001t 

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931 


m 


3noentarien pfal3grägid?er Kleiuobien, Stlbergefchirre, (Teppiche, (5e; 
mänber, Büd?er unb Urfunben. 21 uf Jol. 376 beginnt bas „De^eichnug 
©nfers gnebiggen Ferrit pfalggraue jrtebrid^s djurfürghens feeltenber 
©nb anber fleinater, off gezeichnet 18 februari anno etc. 1568" mit 
ber Befdjreibung ©ou König Huprechts Krone folgenbermagen: König 
Huprechts crotte, mit \2 glibern. 6. grog. ©nb 6. dein. Uff beit grogen 
jebem 6. sofyr. ^ rubin pallas, 2 \ berlin. 3. fpigiger ©ngefd^niiner 
bemant, ©ub \ deins fdjmaragtten 3»ufcheu ben berlen; uff ben deinen 
2. fofyr. 7 rubin pallas; i<* berlen mit 3. fpitpgeu bemant ©nge* 
fdpiitten. ©nb einem fdjmaragtten.'* 

0b bie Krönung Hupredfts mit biefer Krone fdjon ©ol^ogen 
morbeu ig, mag be3i©eifelt »erben. 21m 5. (nicht mie bei Chmel 12.) 
I>e3ember bes 3 ö h r * s WOO tritt H. mit ber Stabt 2Jacheu 3um gmecf 
bes Cinlaffes unb ber Krönung in Unterhanblungen ein, bie befanntlid? 
nid?t 3U bem ©on itjm gemüufchten (Enbe geführt traben; fdjon am 6. 
3auuar i<*oo finbet bann bie Krönung in Köln gatt, fobag bie fnr3e 
gmifchei^eit faum 3ur Vergeltung ber Krone genügt traben bfirfte. 
0ber follte ber neue König für alle (fäüe geh fd?ou ©orgefeheu traben 
unb bie Krone gleich nach feiner IDaljl traben fd?mieben laffen? Sdjlieg« 
lid? fönnte es auch eine fchon früher im pfal3grägid?en Begg vor; 
hanbeue Krone gemefen fein, moinit Hnprecht, ba ihm bie Krönung 
mit ber beutfd?en Königsfrone bes Müngerfchages 311 2lad?en ©erfagt 
blieb, feiner neuen IDfirbe geredet 311 »erben fud?te. 2Ingeg<hts ber 
(Et^atfad^e, bag bie Krone nadj ber Befdjreibung in ihrer (form ans 
fd^einenb erheblich ©ou ber corona regni 3U 21ad^en abmeicht, fönnte 
biefe an geh umoal]rfd?einlid?e 21nnatjme in Betragt fommen; fong 
hätte ber (Segenfönig bodj gemtg fdjon aus (Srünben ber Legitimität 
bie Krone ber 3U 21ad?en möglid^g ähnlich Vergelten lagen. Sei bem 
Mangel näherer 21ngaben mag inbeffen auf bie <Eutfd)eibuug biefer 
(frage ©e^ichtet »erben. 

21ud? u>er ber Meiger ber Krone mar, ig nicht überliefert. Mög* 
lidjermeife ig ge in Vdbelberg felbg l^ergegellt morbeu, »0 bamals 
fd?on nachmeisbar bie im 16. 3*h r hnnbert l)icr 3U hoher Blüte ge; 
laugte (Bolbfdjmiebefung burd? tüchtige Kräfte ©ertreteu mar. IDähreub 
mir nadf ber Sefd^reibuug bes 3 n ©eutars g*nau ©on bem bie Krone 
3ierenben (Ebelgeftein unterrichtet gnb, ig leiber über ihre ^orm menig 
gefagt, nur bag ge fcdjs groge unb fedjs fleine ©lieber jeigte. 01}ne 
weiteres bürfeu mir in ihr eine glbeme, ©ergolbete corona aperta 
ohne überragenben Bügel aunehmen, ber Kronreif mit £ilienonta» 
menten gefchmücft, nach ber 21rt ber befannteu £attbfronen. Damit 
ftimmt aud? bie ^orm ber brei auf unfere Seit gefommeuen 2Ibbilb; 
ungeu ber Krone Hupredjts in feinem Majegäts; unb Vofgerichtsgegel 
unb an bem allerbiiigs nicht gleichseitigen (Brabmal Huprechts im Chor 
ber V e *liggeigfirche * n Vdbelberg ü&ercin. Ztnr 21**3aVl ber Lilieit 
ober ©lieber fcheint tger »ie bort geringer mie bie im 3 n © e,| tar 9 e ' 
nannte gemefen 3U fein. 2Iuffallenb reich mar ber Sdjmucf ber ©er* 
menbeten (Ebelgeine namentlich im Dergleidj 3ur beutfeheu Königsfrone 
in 21achen. Beiben gemeinfam mar bie Dermenbung ©ou nngefchuittenen 
b. h- ungefälligen en Steinen. Mit 21usnahme bes „rubin pallas“ 
(heute unter bem Barnen Spinell ober Rubis balais im V au & e 0, & er 
geh burd? fein lichteres, meniger leuchtenbes Hot ©om ächten Hubin 
unterfdjeibet, 3ierten nur mert©olie Steine Huprechts Krone. Dies ift 
auch ausbrürflich ©ou bem Künftler uub funftgelehrten 3°oehim ©on 
Sanbrart be3eugt. Sanbrart hatte bie Krone nod? felbft gefehen unb 
ermähnt fte im 3al)re 1679 als h**©orragenbes Denfmal ber (Solb- 
fchmiebefuuft in feiner Centfchen Hcabemie (II. Qauptteü 2. Ceil. 
5. 75). 1 ) 

IDeldje Schicffale bie Krone im £auf ber geiten gehabt hat, ig 
unbefannt. ZTad? bem angefod>teneu Cegament bes lebten gmmern- 
fcheu Kurfürgen, Karl, foüte ge in ben Begö bes IHarfgrafen ©on 

*) Beiläugg mag h*^ r no 4 auf bie IDichtigfeit ber Sanbrartfchen 
„Befchreibung ber Kung; u. Schaftfaminern hoh«** Potentaten. Chnr* 
fürgl. Hegben3 311 Veibelberg" hingemiefeu werben; auch bas in beu 
mitteilungen 3ur ©efch. bes V^^^^erger Schloffes Bb. 111 S. 192 ff 
©eröffentlichte 3n©entar ©om 29. September 1685 mirb ©ielfad? burch 
Sanbrarts 21ngabeu begätigt, fo auch bie C|igen3 bes Dtirerfcben 
porträts bes Kurfürgen (friebrichs II (hier mit bem 3ahre 1522 näher 
be3eichnct). _ 


21nsbach übergehen „als bes Königs Huperti (Semahftn eine Bnrg: 
grägn 3U 22ürnberg gemefen". 2 ) Bach bem Bericht Heigers in beffen 
Schrift: Die auggelefchte Chur;pfal3 Simmerifche Stamms;£ini 1693 
(S. 137 ff.) mürbe nach bem Cob ber Dlutter bes Kurfürgen Karl im 
3ahre 1686 bie 2(llobial©erlaffenfchaft, nachbem vorher in (folge ©er; 
manbtfchaftlicher Be3iehuugen ein3elne (Teile berfelben nach §t$eni 
Kaffe! unb Kurbranbenburg abgegeben mareit, burch ben Bevollmäch¬ 
tigten bes V* r 3ogs ©ou 0rl6atts de Moruas, „bie meiffe mobilien auff 
fraut3Ögfche IDeife in offener Dergautung neben bem Vaug^Silbermercf 
©erfaufft, bie Kleiuobien, bege (tapeten, (Semählbe unb Beuglbermerf 
u. anbers mit übrig gefuubeuer unb gelöger Barfchaft in (franfrei<h 
unb mithin aus beybeu (Erbfchaften ber ITIabame bem Bericht nach in 
300000 g. merth 3ugeführt". 3 n IPirflichfeit mürben aber auch bie 
(Semählbe ober hoch viele bavon ©ergeigert, mofür neuerbings geh 2 Xm 
haltspunfte ergeben haben bürften. 3 ) 0b man Hupred?ts Krone ba; 
mals auch ©erffdgert ober ob ge ©ererbt mürbe, b. h- ob ge mirflich 
in Bayreuther ober in fran3Ögfchen ober in Philipp IDilhelms ©on ber 
pfal3 Begg fam, mirb fanm ua^umeifen fein. ITachforfchungen in 
biefer Richtung blieben erfolglos. H. Sillib, Veibelberg. 


3ettfrf|dffen- unb Biidierfdiau. 

H. ^heobau, Bur WtfMditt be* librrgang* >rr 3thfin- 
pfal| «nb |Nnnnl|eiut* an $aben* ITTannheim 1903 . Der Don 
trag, ben ber Derf. im lüai b. 3* * ,n 211tertuins©erein h*dt unb über 
ben fchou in ZTo. 6 biefer (Sefchichtsblätter berichtet mürbe, ig jefet 
als miffeufchaftliche Beilage 3 U bem 3ah re5 ^dcht bes hieggen (Sym; 
nafiums erf(hielten. IDir müffeu bem Direftor bes (Symnaftums Danf 
bafür miffeit, bag er bie Drucflegung bes Dortrags veranlagt unb biefen 
baburch »eiteren Kreifen 3 ugäuglich gemacht hat. So ig manchem, ber 
nicht bie <f r *ube hatte, beu Dortrag 311 t^ren, bie Hlöglichfeit gegeben, 
bie ©on 1795 bis (802 geführten Derhanblungen fenneu 3 U lernen, 
bereu <£nbergebnis bie Dereiuigung bes Breisgaus unb ber HheinpfaV 
mit ber ITtarfgraffchaft Baben mar. Unter ben Quellen ig in erfter 
£inie bie politifche Korrefpoubeit 3 Karl (friebrichs ©on Baben benüfet. 
311 lichtroller uub gemeinoergäublicher Darftelluiig führt uns ber Derf. 
in ben 3 »ei erfteu 21bfchuitten bas Bilb unferes Daterlanbes in feiner 
tiefften Cruiebrigung ©or 21 ugen 3 U ber geit, mo (franfreid? Deutfeh; 
lanbs cSefchicfe leufte unb „erg (Sunft unb £auue bie (Erümmer ber 
geiglicheu Staaten ©erteilte", uub 3 eigt, mie bei biefer Derteilung Baben 
hauptfächlich burch bie unermüblicbe (Eätigfeit bes jreiherm ©on Heiden; 
fteiu für feine Derluge auf bem liufeu Hheinufer einen 3 ehnfachen 
(grfaö erhielt. IHehr lofalgefchichtliches 3ntereffe bieten für ben pfäl 3 er 
uub IHaunheimer bie 3 »ei legten 21bfchnitte. Sie berieten in fpannenber 
IDeife ©on beu guan 3 iellen Schmierigfeiten, melche bie Uebergabe ber 
Pfal 3 au Baben erfchmerten uub bie erft im 3 a h?e 1859 erlebigt 
mürben, unb ©ou bem Schicffale ber reichen Sammlungen, melche geh 
amh nach ber Uebergebeluug bes V©fes nach OTünchen noch ia ber ehe; 
maligen fuifürftlicheu Hegbeit 3 befanben, unb ge fchilbern bie grog- 
artigen (Empfaugsfeierlichfeiten, bie bem neuen £aubesfürgen bei feinem 
erfteu Befuge in ITlamiheim bereitet mürben. Den £eferti ber (Se; 
fdgchtsblätter fei bie Schrift aufs angelegentlichge empfohlen, unb bem 
Derf. fei auch an biefer Stelle ber märntge Danf ausgefproebeu für 
feine fchöue 3ubiläumsgabe. K. 


2 ) Dgl. Der pfalg am Hhein 5taat;£aub-Staebt; unb (Sefchicht; 
Spiegel, 1691 5. 8: £ebens;(Sefchichte bes (Ehurfürgen in ber pfalft 
(friebridps V., Carl £ubmig u. Carls, (703 S. 194; (Seorg Klelchior 
be £ubo!f, de iure foeminarum (73^ appendicis pars tertia, p. l). 

3 ) Dgl. Chobe in ben oben dtirten Mitteilungen S. 222 uub 
IDiÜe, bie beutfehen pfä^er Vaubfchriften S. 162 , Cob. Batt 5(6 

1 ff. _ 

IDegeu Haummangels mugte bie £ige ber Beuermerbungen unb 
Scheufungen biesnial leiber ©ollftänbig ausfaUen. 

* * 

* 

IDir machen auf ben ber ©orliegenben Bummer beigefalteten 
Profpeft bes Derlags ber „Dentfchen (Sefchidjtsblätter* aufmerffam. 


Die t)ijtorijd)cn unb naturhiftorifhnt Sammlungen 
in mannheirn als oolt$tfimlid|e Hlufcen 

pou Uatimantt uiiö 2©. 

(Sonberabbrucf aus ben Mannheimer (ßefchichtsblättem) 

31t hoben in ben Igeggeu Buchhoublungeu 3um preis ©ou 25 Pfg. 


ürrantwortlidj fftr bie Kebaftion: Dr. (friebri^ »alter, Olannljeim, C 8, 10 b, an ben fdmtHdje öeitrdge ja abreiferen flnb. 

5ftr ben materiellen 3nl}alt ber Urtifel fmb bie Ulitteilenben orrontmortlid?. 

Derlag be* Ulannbeimer Ultertamsoerelns €. 0., Drarf ber Dr. 0- ßaas’fdjrn öad?brucferei <©. m. b. 6. in nionnbeim, 

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Mannheimer ßefchichfsblätter. 

Monatscbrift für die Geschichte, Altertums- und Uolkskunde mannbeims und der Pfalz. 

I)erau$gegeben vom (ßannheitmr Hltertumsvmin. 


Erscheint monatlich im Umfang von l—l H Bogen und wird den Mitgliedern des Mannheimer Altertumsvereins unentgeltlich zugestellt, für Mchimitglieder 

beträgt der jährliche Abonnemenfpreis Itllc. 3 .— Einzelne nummern 1 3V Pfennig. 


IV. Jahrgang. 


Bötember 1903. 


Bo. 11. 


§nf?aCt 

Mitteilungen aus bem Mtertumsnerem. — DereinsDerfammlung. 
— DolFstHmlidje Htufeen. Don profejfor Karl öaumaun. — Kur. 
färft Karl unb bie (Erbauung ber erfiett „fejibeftSubigen" Stabt Kirdje 
in 2Tlannt)eim. Don Defau (Ebnarb Hfifjle OlDestjeim). (Schlug.) — 
2lus alten ^amilienpapieren. III. — IHiscellanea. — geitfdjriften* unb 
öfidjerfdjan. — Heuer» erfoingen unb Sdjenfungen. 


Pittrilugnt u* lern Mrrtaneucma. 

Knläßlid? her ^erticjftelluu^ bes IV. Baubes bet pom 
XUannheimer Kltertumsoerein Ijerausgegebenen w ^ o r f cf)* 
ungen jur ©efdjicbte lUanntjeims unb bet pfalj" 
(Dr. Karl f} a u cf, Kurf tieft Karl Cubroig), ber bemnäci?ft 
unfeten Ulitgliebern als Dereitisgabe jugehen u>irb, tjat 
ber Dorftaub Ejerru Kommerjienral unb ©eneralfonful 
Karl Keif jum €^renntitglieb bes ZUannheimer 
Kltertumspereins ernannt. £?err Keiß, ber bem Dereiu 
feit bem erften 3a^r feines Beftcl?ens als treues ^Tlitglieö 
augehört, tjat burd? eine reiche Spenbe einen namhaften 
Beitrag ju ben Ijoljen fyrftellungsfofteii bes genannten 
IDerfes geleistet unb f^at fict) neuerbings, wie befannt, um 
bie jbrberung ber Ijiefigen, ganj befonbers aud? oon unferm 
Derein oertretenen Zftufeumsbeftrebuugen baburd? ein großes 
Derbienft erworben, baß er bie Stiftung eines ZTlufeunis* 
gebäubes in befiimmte Kusftdjt ftellte. 

* * 

* 

Der II. fjpcveittaalitttfr finbet XTContag, ben 2 . Ho* 
pember, abenbs Vs 9 Ul?r, im f^otel National ftatt. Unfcr 
Dereinsmitglieb, fjerr Pfarrer Dr. Datentin Sd?wöbel, 
toirb einen Dortrag galten über „Keifeeinbrücfe non 
Cotbona, Sepilla unb ©ranaba." IDir laben unfere 
ZTtitglieber unb ^reunbe mit ihren Kngcl?örigen ju jat?l* 
reichem 8 efud?e ein. 

* * 

* 

Um bie UTUte bes XTTonats ©ftober tnutbe an 
unfere XTUtglieber, fotnie an }at?lretd?e anbere Ijieftge <£in* 
mobiler unb auswärts tnotjueitbe ZTTannheimer fnlgenber 
pom Dorftanb unb Kusfd?uß bes Dereins Unterzeichnete 
Ifnfrttf mit «geicbnungslifte perfanbt: 

»Bei ben Derljaublungen ber fürjlid? ^ier ftattgeljabten 
ZUufeumsfonferenj, an benen ficb Delegierte beutfdjer 
Staatsregierungen fotnie Ijernortagenbe Dertreter ber IDiffen* 
fdjaft, Kunft unb Sojialpolitif beteiligten, würbe einftimmig 
ber Ucberjeugung Kusbrucf gegeben, baß polfstümlid?e 
XTTufeen für bie Cöfung ber fulturellcn unb fojialen Kuf» 
gaben unferer < 3 «it non großer Bebeutung feien unb ein 
überaus wichtiges ^örberungsmittel für bie Dolfserjieljung 
unb bie Qebuttg bet allgemeinen Bilbung barftellen. Xcebcu 
ben großen ftaatlidjen Sammlungen, bie, meift itt ben 
Canbeshauptftäbten nereinigt, in erjlet Cinie wiffenfd?aftlid?en 


^weefen bienen, müffe bie (Errichtung möglid?ft nieler 
Propinjlal* unb Stabtmufeen erftrebt werben, benen 
bie Pflege ber Kunft, ber Kulturgefd?id?te unb namentlich 
ber Dolfs* unb bjeimatf uttbe obliegen follte. 

3n ben wtffenfdjaftlichen unb Kunftfamm* 
langen unferer Stabt beftßen wir, wie gerabe in biefen 
Cagen pon ben fie befidftigenben Fachmännern anerfannt 
unb gerühmt würbe, überaus wertpolle Beftänbe, mittelft 
beten ein polfstümIid?es XTTufeum begrünbet werben 
fötmte, aber es finb bod? nur Knfäitge unb ©runblagen, 
bie ber Erweiterung unb bes gleichmäßigen Kus* 
bau es bebürfen. Dies gilt namentlich für bie pon unferm 
Derein begrünbete hjijtorifd?e Sammlung, bie ihre 
©ntftehung unb rafd? fortfehreitenbe Dermehtung in erfter 
Cinie ber fteunblid?en unb opferwilligen ©efinnung ihrer 
jahlreidjen F reun be uitb ©önner perbanft, aber ebenbeshalb 
eine planpolle, bie perfchiebeneu Kulturepochen 
gleichermaßen berücffidjtigenbe Knlagc per* 
miffen läßt. 

Die ©tößc unb Bebeutung unferer Stabt unb bie 
geiftigeu Bebürfniffe ihrer Einwohnerfd?aft perlangen eine 
Sammlung, bie unfere h £ * ma ^' c h e ©efd?id?te unb 
Kulturentwiefhing in erfchöpfenber TDeife jur Kn* 
fdjauung bringt unb, befonbers in Berücf fid?tigung bes 
funftgewerblid? Bebeutfamen, auch über bie ©renjen 
unferer engeren Zjeimat hinausgreift. Dies |>iel 
fann auf bie Dauer nicht burd? Sd?enfungen, wie fie ein 
freunblidjer Zufall bringt, fonbern nur burd? planmäßige 
Knfäufe in größerem Stil unb Umfang erreicht 
werben, fjeutjutage bietet fid? f?iej u nod? ©elegenheit, aber 
biefe perminbert fid? jufet?enbs infolge ber pon 3 °h c ju 
3 aht fid? fteigemben ZXad?frage pon feiten öffentlicher 
XTTufeen wie pripater Sammler. 


Zahlreich finben ftd? in Deutfchlanb unb itt ber F«ntbe 
bie Beifpiele, baß foldje polfstümlidje BHbungsanftalteti 
burd? ebelfinnige Stiftung (Einzelner ober burd? opferwilliges 
< 3 ufammenwirfen ber Einwohnerfd?aft juftanbe gefommeu 
ftub. Der Stabt ZTTannheint ift burd? ben h oc h hefigen 
Entfd?luß uitferes <£h ten &ürgers ein UTufeums* 
gebäube für bie <5 u ftmfi in Kusfid?t geftellt; unfre 
Kufgabe müßte es fein, bie Dereins*Santmlung in 
bem 2Tlaße 51 t perpollftänbigen unb ju bereichern, baß fie 
einen würbigen 3 11 h a 1 1 für jenen fünftigen Bau 
barftellen unb ihrer polfsbtlbenben Beftimmung 
poH äuf gerecht werben föunte. 

3 n einer*ual?eju füitfjigjähtigen Cätigfeit h a i 
unfer Derein bies polfstüntlid?c ^iel perfolgt unb ftd? babei 
ber tatfräftigen Unterftüßung non feiten feiner Ulitglieber 
unb ©önner erfreuen bürfen. Daher hoff* «rgebenft 
unter^cidjnete Dorftanb unb Kusfd?uß, nicht nur innerhalb 
bes Dereins, fonbern aud? in weiteren Kreifen ben Beifall 
Dielet ju finben, wenn er, ben F or ^ crun 9 en & ec » £ uen 
3«it entfpredjenb, bem Derein eine l)di)ete Kufgabe 
ftellt, in beren Cöfung bereits manche beutfdje Stabt, 


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935 


236 


l 


die an ©rof|e und Bedeutung ficf? mit ZITann« 
l?eim nicf?t meffen fann, uns erfolgreich ooran« 
gegangen ift. < 3 ur Durchführung unferer Pläne erfcheint 
uns nad? annähernder Schälung ein jährlicher ZTleljraufwand 
»on etwa (5 000 ZUatf erfordernd), die durch freiwillige 
Besteuern 5U unferm Derein aufgebracht werden follten. 
ZBit erfuefjen daher diejenigen unferer ZUitglieder, deren 
Berhältniffe es geftatten, ihren ftändigen 3 a h tes ^ e ^rag 
$u erhöhen, wie dies non (Einseinen auch fdjon früher 
gefcf)et)en ift. Zluct) «inmalige ©eldfpenden, die für 
Erwerbungen non beftimmten Sammlungsgegenftänden »er« 
wendet werden follen, find hochrotUfommen. 2t« «Ile 
ZUitglieder aber ergeht die Bitte, in ihren Befanuten« 
freifen für unfere Sache ju wirfen und möglict)ft »iele 
neue ZTlitglieder für den Derein 5U gewinnen. Ztuch 
unfererfeits laden wir alle freunde unferer Pfäljer bjeimat, 
die unferm Berein noch nicht angehören, sum Beitritt ein. 

ZUöge, wer immer »ermag, mitwirfen jur 
Förderung unferer wiffenfchaftlichen und »olfs« 
tümlicben Beftrebuugen und jur würdigen Ztus* 
geftaltuug unferes ZUannheimer ZTTufeums! 

3ndem wir Euer ^ochwohlgeboreit beifolgende < 3 eict)« 
nungslifte übermitteln, bitten wir, da»on auch in 3h r «nt 
Befanntenfreife (gebrauch machen und diefelbe alsdann an 
einen der Ztnterjeichneten 5urücfjufct)icfen oder fie bereit 
legen ju wollen, damit unfet Bereinsdiener nach etwa 
(4 Cagen fie abholen fann. Die gejeictjneten 3 a h re sbei« 
träge werden, wie feitt)er üblich, in halbjährlichen Katen 
erhoben werden, die einmaligen Beiträge jugleict) mit der 
erften Z?albjat)rsrate im 3 «nuar 1904." (folgen die Unter* 
fchriften.) 

* * 

* 

Bis junt 2(. ©ftober wurden dem Borftand folgende 
Zeichnungen erhöhter 3nh r esbeiträge (einmaligeBeiträge 
in Klammern) jur Kenntnis gebracht: 

Dr. K. ©lafer, Heidelberg (00 ZUf.; Friedrich Kauff* 
manu (00 ZUf.; 3 fr« Zlberle 20 ZUf. (50 ZUf.); Zlpothefer 
Schellenberg 15 ZUf.; ZUajor Seubert 100 ZUf. (100 ZUf.); 
©tto Kauffmann 15 ZUF. ((00 ZUf.); Suife Sauer 100 ZUf.; 
prof. Kaufmann 15 ZUf.; Dr. Zlug. H°l?oiemfer 20 ZTlf. 
((00 ZUf.); Direftor Ph« Bohrmann 50 ZTTF.; Friedrich 
ZTtohr jun. (0 ZUf.; Bijefonful Sefer 20 ZUf.; ©beramt« 
manu Seoinger (0 ZUf.; H aus Zimmer, Berlin 20 ZUf.; 
Emil ^ccPel jun. (0 ZUf.; Emil £>irfcf? (00 ZUf.; Karl 
Baet 40 ZUf.; 5 ran 5 ©rünewald (2 ZUf.; H ermami 
Schräder (0 ZUf. (40 ZUf.); Profeffor Karl Baumann 
(0 ZUf.; ^rüulein ZUina Baumanu (0 ZUf.; Hobert Engel« 
hard 20 ZUf.; IBilh. Daujj (0 ZUf.; Sandgerichtsrat Eftcr 
8 ZUf.; H°fmt Dr. Bernthfen (0 ZUf.; Banfdireftor 
3 « Speyer (6 ZUf.; Zluguft IBürth (5 ZUf.; 

Seonhard 20 ZUf.; Zldolf Stern (20 ZUf.); ZUartiu Ztllftadt 
20 ZUf.; 5 mu Edmund Hofmann IBme- (0 ZUf. ((00 ZUf.); 
^räulciu Zllma Hof nimm (0 ZUf.; Sigmund ZUoI)r 20 ZUf.; 
$rau Baffermann ZDwe. (0 ZUf.; Hamann Efct? 

20 ZUf.; 3 ean ©renim (0 ZUf.; ©sfar H'rfih 20 ZUf.; 
3 ean IBurs <(0 ZUf.; Zlrthur Baer 20 ZUf.; Banfdireftor 
Zlrno Kuhn (5 ZUf.; Banfdireftor Emil ^eibelmann (0 ZUf.; 
S. ZUe^ger (0 ZUf.; ZDilhelm Dteifu§ 25 ZUf.; 3 °h a nn 
Bofch (0 ZUf.; Seopold ZUayer (2 ZUf.; Friedrich Eeub« 
ner (6 ZUf.; Emil Claufj (0 ZUf.; 3 eau 73 acF 20 ZUf.; 
Sigmund ZUayer-Craumann (2 ZUf., ZUorit? Steiner (0 ZUf.; 
Profeffor Hermann Efjeobald (0 ZUf.; $:au Kommerjieurat 
Emilie Hmifet 20ZUf.; Profeffor ZBilhelm Caspati (OZUf.; 
^rau Efycodora »on H e Y^en Kittmeifterswitwe 20 ZUf.; 
©ufta» Hummel 20 ZUf. (50 ZUf.); Zllfred Senel 20 ZUf. 
((00 ZUf.); ©ufta» ZUayer=Dinfcl (5 ZUf. 

* * 

* .1 


t 


Ztls Pitglidier wurden neu aufgenommen: 

Baer, Bernhard Kaufmann R 7 . 38 . 

Baumann, ZUina ^raulein Kennershofftr. 7 . 
Baumgartner, Zldolf Staatsanwalt Cullaftr. (7. 

Dr. Bernthfen, Zluguft Hoftat, Profeffor L ((. 4. 
Bofch, 3 oh. 3 ac °b ^abrifant U 3 . 22 . 

Eljriftian, Paul Stadtpfarrer L (0. 7 . 

Hecfel, Emil jun. Kunsthändler O 3 . (0. 

Herold, Sudwig prioatmann ©oetljeftr. ( 4 * 

». Heyden, Eheodora KUtmeifterswitwe D 7 . ( 7 . 
Hofmann, Ztlma ^räulein L ( 3 . 9. 

Kuhn, Zlrno Banfdireftor M 7 . (6. 

Sepinger, Hermann ©beramtmann D 7 . (4. 
ZUayer*Craumann, Sigm. Kaufmann O 7 . 23 . 
ZUeßger, Siegfried Kaufmann F 3 . 20. 

ZUoht, Friedrich jun. Kaufmann Kaiferring 34 . 
Schindele, H e ' nc 'eH ZBitwe L (0. 20. 

Craub, Sudwig Kaufmann E 3 . 7 . 

IDerner, 3 °fef ^abrifant ^rtedricf) 5 ring (4. 

Bacf, 3 ean Kaufm. Sondon S.E. 98 ©ro»e Saue 3 - S. 

©eftorben find unfere ZUitglieder: 

Brinf, Ern ft ^abrifant. 

ZUayer«Dinfel, Sudwig Kaufmann. 

Zugang: ( 9 , Zlbgang: 7 (durch £od: 2, durch Zlustritt: 2, 
infolge Berichtigung der Sifte: 3 ). ZUitgliederftand Ende 
©ftober ( 903 : 828 ZUitglieder. 


©mtnafeerfammlung. 


21 m UTontag, ben 5. (DFtober nahm ber Derein feine ZTtonats? 
perfamnilungen wieber auf, bie in ben lebten Jahren fid? einer fiets 
machfeuben (Teilnahme ber Dereiusmitglieber 3U erfreuen Ratten, 
gasreich Ratten auch bfesmal bie guhärer fld? im tfotel national 
eingefunbeu, um üjerrn Dr. 3. 21 . Geringer über ben OTannheimer 
Bilbhauer Johann IITatthäus pan ben Branben fpredjen ju 
tjören. Die an einer Saalmanb aufget^ängten Photographien con 
IDerfen bes Silbhauers, bie ^err 0sfar ^od?(tetter in trefflicher 
21usführung angefertigt h^te, eriuerften bas lebhaftere ^nterejfe für 
ben Dortrag, ber auf forgf&ltigfter Sammlung bes oielfaih 3erjtreuten 
unb oft fchtuer 3ugänglichen HTaterials beruhte. Die IHathyfdje 5 «hib 
berung ber IDerfe bes Kfinßlers in feinen Stubien 3ur <Sef<hiihte ber 
bilbenben Künjte in Mannheim 5 . 90—9^ mürbe burd? ben Dortrag 
erweitert unb ergäbt. Der öilbhauer ITTatthäus rau ben öranben, 
Sohn unb Schüler feines Daters peter, mar ein PfSljer Kinb. 3 « 
fjeibelberg (7(6 geboren, mürbe er im 21 telier feines Daters unb tn 
IDieu ausgebilbet unb als ^ofbübhauer nach IKannheim berufen, 
l^ier lebte unb mirfte er bis 3U feinem (Tobe ( 789 , < 2 r mar fein Stern 
erfler (SrSge, aber ein pfychologifch unb fünfHerifch interejfanter 3 üncj*r 
ber ^eimatfunft, bereu XDaubluugen 00m 23 arocf 3um Klaff^ismus 
auch in feinen tDerfen aufs beutlichfte h*roortreten. Da es ihm an 
rechter Begabung für (Srofjplaftif fehlte^ mar er um fo abhängiger 
rom ^eitgefchmacf; 3ubem traten grägere Aufgaben nur noch feiten an 
ihn heran, feitbem. Derfchaffelt als erjter f^ofbilbhauer in matmheiin 
tätig mar (feit 1752). 3 m, nerhin i(t eine grägere §ahl non XDerfen 
pan ben Branbens in Qeibelberg, Utannheim unb Schmegingen erhalten. 
Sie alle befprach ber Dortragenbe in eingehenber XDeife, überall eine 
treffenbe faßliche (Hrflärung unb äfthetifd?e Beurteilung ber Kunjimerfe 
gebenb. Don bem IDeihmafferbecfen in ber Jjeibelberger Qeiliggeiftfirche, 
bas noch gau3 ben ehemaligen £)ol3fchniger perrät, fd^ritt er allmählich 
3u grägeren 2lrbeiten, pon benen nur bie 2lltargruppe (Kru3ifi|U5 / 
IlTaria unb 3°^nnes) für bie HTichaelsfapelle bes £anbesgefängniffes 
in Q 5 (früher glicht? unb IDaifenhaus) in UTannhcim, acht bleierne 
Urnen am fyrfchbafftn in Schmegingett unb bie fedps Statuen auf 
ben brei Balfonen unferes (Theaters, fomie bas (Siebeirelief an ber 
(Theaterfaffabe am Schillerplatj ermähnt feien. 21 ud? bas UTarftplafts 
benfmal, beffen 21uffteÜung ber Künftler leitete, ift burch ihw erweitert 
unb umgearbeitet morben. Die 3ahllofen Schmierigfeiten, bie fidf babei 


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ergaben, bat profejfor Hrmaub Baumaiin in ben HTannbeimer <Ses 
fdjidjtsbldttern (I, 229 unb 257 ff.) ausführlich gefdjilbert. Der £ebens= 
abenb bes Kfinftlers mar melfaty burd? Habrungsforgen getrübt, 
mieberbolte Bitten au ben in CTÜnd?en meilenbeit Kurfürjteu Ralfen 
nid^ts, bis eine rübrenbe Bittfdjrift feiner (Eocbter enblid? einen fleinen 
(Hrfolg batte, lebhafter Beifall mürbe bem gefdjätjten Bebner 3uteil, 
unb bie Danfesmorte bes Dorfitjenben, fjerru Ittajor Seubert, maren 
allen gutjärem aus bem heilen gefprodjen. Da ber Dortrag bemnädjf* 
in ben (Sefdjidjtsblättern abgebrucft mirb, föunen mir uns in biefem 
furjen Heferat bas (Hingeben auf alle bie intereffanten (Hügelketten, 
bie babei 3ur Spraye Famen, erfparen. 

(Hs berichtete fobann Jjerr profeffor Karl Baumann über ben 
Derlauf bes IHufeumsfongreffes, ber für3lich b‘ er (tattgefunben 
bat, unb über bie vielfachen Htireguugen, bie bie Derhanblungen für 
bie bi e ßd en Derk&ltnijje gegeben haben. Klarer beim je ergibt (ich 
für ben Derein bie ^orberung, bie Knfänge eines DolFsmufeums, bie 
mir in unfern Oereinsfammlungen haben, planmäßig unb in größerem 
Hla§ftabe 3U ermeitern unb 3ur Befchaffung größerer (Selbmittel bie 
0pfermilligfeit ber Dereinsmitglieber unb aller, bie fich für bie (Se* 
ffhidfte nnferer Daterjtabt intereffteren, an3urufen. JTtöge bie Bitte, 
bie ber Pereinsvorftanb in biefen (Tagen ergeben Heft, verftünbuisoolies 
3 ntereffe unb eine 0 pfermilligfeit ftnben, bie ben Derein inftanb feßt, 
mehr als bisher feine Pflichten 3U erfüllen! tDir vermeifen im übrigen 
auf ben Dortrag felbjt, ber fich im vorliegetiben f^efte im IDortlaut 
miebergegeben finbet C. 


Dolfstümlidje ütufeen. 

Pon profeffor Earl Baumann. 

(Portrag, gehalten im Iltanntieimer yitertumsoerein am 5. ©ft. ( 903 .) 

Cs mar eine pom Bereinsporftanb freudig begrüßte 
Hadjricht, als mir gärten, baß bie Centralftelle für 
Krbeiterroohlf ahrtseinrid) tungeu, bie ihren Siß 
in Berlin hat, als Berfammlungsort für ihre biesjährige 
Cagung gerabe DTannheim gemäht habe. Die genannte 
Körperhaft, Me pot (2 3abr«n burd) ^ufantmeufchluß 
einer Ktt$ahl pon IDofjItätigBeitspereinen unter ITCitroirfuug 
mehrerer beutfdjer Staatsregierungen begrünbet mürbe, 
hatte fid) junächft mit ber 5M or 9 e für bas materielle 
IDoIjI ber arbeitenben Klaffen unb mit ber Schaffung befferer 
Cebensbebingungen für biefelben befaßt, fie hat aber fef)t 
balb auf bas fitt(id)e unb geiftige (Sebiet Ijinübergegriffen, 
inbem fie unter anberm bie ^ütforge für bie fdjulentlaffene 
3ugenb unb roeiterhin bie Stage bet Crjieljung bes Bolfes 
für Kunft unb IDiffenfchaft in ben Kreis ihrer Beratungen 
unb Betätigungen $og. So hat fie bie 3»fötmationsfurfe für 
Celjrer unb Cciter pon geroetblichen 3u9enbpereinen, fomie 
ben Betbaitb für polfstümlidje £jod)fd)uIFurfe ins £eben 
gerufen, unb ferner ben Befud) pott miffenfdjaftlidjen 
unb Kunftfammlungen unter fadjfunbiger ^üfaung, 
junädjft in Berlin, bann auct) ttt anbern beutfdjen Stabten 
angeregt unb als eine bauernbe Cinridjtung burchgeführt. 

Der ungemein ftarfe, oft nidjt ju bemältigenbe Knbrang, 
ben biefe „Xflufeumsfüfjrungen" unb bie baran anfnüpfenben 
Borträge gefunben haben, unb bas immer roadjfenbe 3 n ‘ 
tereffe, bas fte in ben breiten Schichten bes Bolfes erregen, 
haben ben beutlidjften Bemeis erbracht, meid) «in reifes 
Kapital pon polfsbilbenben IDerten in unfern öffent> 
liehen Kunft* unb roiffenfd)aftlid)en IHufeen aufberoatjrt 
liegt, ein mie großer Ceil unferes Bolfes bafür empfänglich 
ift unb gemiffermaßen nur barauf märtet, baß il)m baoon 
mitgeteilt mirb. 

' So mar es für bie Centralftelle ein nafyeltegenber 
©ebanfe, bie p olf stüm lictjen KTufeen jum Beratungs« 
gegenftanb ihrer biesjäljrigen Konferenj ju machen. Cs 
foilten bie Beobachtungen unb Crfafjrungett, bie bisher auf 
biefem ©ebiet gemacht ftnb, ausgetaufdjt unb baraus leitenbe 


©efid)t$punfte für bie roeitere Kusgeftaltung ber befteljenben, 
für bie Crrichtung fünftiger XHufeen gemonnen merben. 
Unb rneuu bie Berhanblungen auch 9 «J«is}t tjaben, baß man 
in einseinen 5«agen noch nidjt burdjaus einig ift, baß bie 
Bebingungen unb bie Kufprfidje, bie geftellt merben, nach 
©rten peridjieben ßnb unb eine pöllige ©leid)mäßigfeit in 
ber Knorbnuug, Kusmaljl unb Bermertung biefer Bilbungs* 
fdjäße meber ausführbar noch aud) münfd)ensmert erfdjeint, 
jo tjerrfdjte hoch über bie ©runbfrage, ben Bilbungsmert 
ber ITlufeen, nur eine XUeinung, unb aus allem, roas bie 
Kebner ausführten, flaitg uns ber marntc Con ber lieber« 
Seugung entgegen, baß es eine gute Sache, eine h d h* 2I u f‘ 
gäbe fei, für bie fie ihre Kraft einfeßen, unb baß bie pon 
ihnen geleiftete Krbeit unferm Dolf junt Segen gereidjen 
merbe. 

Dereljrte Knroefenbe! Sie Klle, bie Sie feit 3 a h ren 
bie Beftrebungen unferes Bcrcins mit freunbli^em 3>üereffe 
perfolgen, Sie fönnen ohne IDeiteres ernteffen, roarum 
ber Dereinsporftanb, mie gefagt, ben Cntfchluß ber Central« 
ftelle freubig begrüßte. Sollte ja bodj über ein Ch« ma Der ’ 
hanbelt merben, bas uns IHannheimer gegenmärtig un« 
m ttclbar berührt. Sie Klle miffen, baß unfer Bereiit pon 
Knfang an bas &« r Bolfsbilbuitg im Kuge gehabt 
hat, baß ber ©ebanfe, bie miffenfdjaftliche Crforfchuit'g 
unferer h«imatlid?en ©efdjidjte folle unferm Bolfstum jugute 
fommen unb in möglid)ft meiten Kreifen ^rüdjte tragen, 
in allem, roas ber Berein erftrebt unb gefdjaffen h at « 
namentlich auch * n ^ er Begrünbung unb bem Kusbau 
unferer Sammlung jum Kusbrud gefommen ift. Sie alle, 
perehrte Kuroefenbe, fennen ben erfreulichen Kuffdjroung, 
ben ber Berein im £auf ber feiten, namentlich tm leßten 
3ahrjehnt, genommen h<*t. Sie miffen aber auch poii ben 
Sorgen, bie mir h a ^« n ; Don ^« ,l Plänen, mit benen mir 
uns tragen; Sie miffen, baß ber Berein ober pielmeljr fein 
Borftanb por einer midjtigen ©ntfdjeibung fteßt, baß es 
fich für uns barum hanbelt, ob mir für unfere IHufeums* 
pläne bie opfermillige Unterftüßung unferer Bereiusmit« 
glieber unb ^^«u^« ftnben, ober bamit ein mehr ober 
roeitiger glänjenbes ^iasfo erleben merben. 3 n foldjen 
fritifetjen Cageit erfter ©rbnung, mie ber felige ^alb fagen 
mürbe, mußte uns fdjon bie Catfadje, baß gerabe hier in 
ITIannheim namhafte Bertreter ber So 5 iaIpoIitif unb 
herporragenbe ^adjmänner auf bem ©ebiet bes 
IHufeumsroefens fidj mit ben Delegierten beutfdjer 
Staatsregierungen jur Beratung ber ITlufeumsfrage 
pereinigten unb biefelbe in ebenfo grünblidjer mie auregenber 
IBeife erörterten, ha^tfillfommen fein. Ciegt barin bodj 
ein fchroerroiegeubet Bemeis bafür, meid) h°h« Bebeutung 
man in ben fühteitben Kreifen unferer Hation ben polfs« 
tümlid)en ITlufeen beimißt, unb baß man bort entfd)Ioffen 
ift, in jietbemußter IBeife neue Bahnen ju eröffnen unb ju 
perfolgen, auf benen unfre praftifd) s nüd)ternen Bettern in 
Cnglanb unb Kmerifa mit glänjenben Beifpielen poran* 
gegangen ftnb. So glauben mir h°ff«n $u bürfen, baß 
unter bem Cinbrucf ber hi«« gepflogenen Berhanblungen 
alle auf bies ibeale ^iel gerichteten Beftrebungen bei unfern 
ZTTHbütgern bie perbiente Beachtung unb IDütbigung ftnben 
merben. Bei bem, roas für unfere Stabt unb unfer ittufeum 
erftrebt mirb, hanbelt es ftd) nid)t um bas 5“fammeu« 
tragen pon altem Kleinfram ober naturgefd)ichtlichen 
Seltenheiten, nid)t um eingebilbete ©enüffe unb einfeitige 
Ciebhabereien pon Kunftfennern ober Cnthufiaften, fon« 
bem um ibeale ©ütcr, bie ben meiten Kreijen bes Bolfs 
erfdjloffen merben unb einen roidjtigen ^aftor in ber Cr* 
jiehung unb ber geiftigen unb fojialen Hebung bes 
Bolfs bilben follen. 

3« ernfter aber bie Sache ift, um bie es fich hanbelt, 
befto mehr gilt es, bie Cittbrücfe, bie mir pon ben Ber« 
hanblungen erhalten haben, feftjuftellen unb bann nad^uprüfen, 

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240 


roas für ntaf gebetibe ©ruub* uub £eitefäf e rotr für uns uub 
unfer fflnftiges Mufeunt baraus entnehmen föunen. ©erpif 
mar Manches pon bent, roas gefügt rourbe, nicht neu. IDenu 
$. 23. bie jjotberung aufgeftellt rourbe, ber Zutritt ju ben 
Sammlungen falle unentgeltlich fein, fo burften tute Mann* 
heimer uns fagen, baf bies hier poh jeher bie Kegel ge» 
roefen ift. Aber geroif mar es für uns auch roertpoll ju 
hören, ob bies uub bas, roas mir hier hoben ober erftreben, 
auch anberroärts erprobt ift, ob theoretifche ^orbetungeu 
fich auch io ber Praxis beroäljrt hoben. 

lieber bie ©runbfrage, ob polfstümliche Mufeen Zmed 
unb Berechtigung hoben, ob es fich lohne, foldje ju errichten, 
nwrbe nicht roeiter oerhonbelt. ©iner ber Hebuer beutete 
jroar an, baf auch Zweifler ba fein fönnten, aber es melbete 
ftch feiner jum XPort. IDir Mannheimer bürfen im f>in* 
blid auf ben ftarfen Befuch, beffen ftch unfere Kunft* unb 
roiffenfchaftlichen Sammlungen erfreuen, biefe ^rage ohne 
IDeiteres als bejaht gelten laffen. IDohl aber mürbe mit 
Hecht betont, baf uttfere polfstümlichen Mufeen nicht nur 
als Hrbeiterroohlfahrtseinrichtungeu gelten unb bienen 
follen, baf fte oielmehr ebenfofehr ben Bilbungsbebürfniffen 
ber anberen Bcpölfetungsflaffen, auch bes Mittelftanbs, 
entgegeufommen follen; ja, einer ber Hebtter meinte, fie 
f&nnten auch in ben höheren Kreifen, ber ©jcellenjen, ja 
noch »eit höher hinauf fegensreich roirfen. 

Heber bie Berhanblungen felber, bie am erfteu Tage 
eine Darftelluug ber gerichtlichen ©ntroidlung ber Mufeen 
unb Schilberungen non einigen in Deutfdjlanb neu einge= 
richteten Bolfsmufeen (auch pon einem englifchen: Sheffielb) 
brachten unb am jroeiten Cag fich mit ber ^rage befaßten, 
roie folche Bolfsmufeen am jroedmäfigften einjurichten unb 
burch befonbere Beranftaltungen, rote Borträge, Rührungen, 
Kataloge, für bie Polfsbilbung nufbar 5 U ma.hen feien, 
über biefe Berhanblungen fann ich 3 hnen nicht im einseinen 
berichten. Sie hoben bas EDefentliche aus ben allcrbings 
jiemlich fnapp gehaltenen Zeitungsberichten erfahren; ein 
ftenographifcher Bericht foll fpäter erfdjeinen. $ür heute 
muf ich mich barauf befchränfen, bie £)auptergebniffe 
ber Berhanblungen, foroeit fie für unfer fflnftiges Mufeunt 
in Betracht fommeit, futj jufantmenjufaffen. 

H)as junächft bie bauliche Anlage oon Mufeen 
betrifft, fo mürben barüber mancherlei ©runbfäfe aufgeftellt 
unb IDhtfe gegeben, bie für uns Mannheimer befonbers 
beachteusmert ftnb. IDeift ja boch ber Haummangel, ber 
unfre hielten Kunft* unb roiffenfchaftlichen Sammlungen 
bebrofjt, ja teilmeife ihre ©noeüetuitg behinbert, in einer 
pon johr ju 3 a h c immer brtnglicher roerbenben IDeife 
auf bie Hotroenbigfeit ber (Errichtung pon Heubauten hin. 
Huch h^ bie ©rfeuntnis biefes Bebfirfniffes bereits in 
banfensmerten Stiftungen für folche Zwede in erfreulicher 
IDeife Ausbtud gefunben. Durch bas Bermächtnis ber 
,^rau Henriette Ab erle ift für ben Bau einer ftäbtifchen 
Bilbergalerie ein namhafter ©tunbftod gefchaffen, bet 
einftmeilen auf Ziofen liegt, bis bie für einen Heubau 
nötige Summe beifammen ift. Unferer Altertümerfammlung 
aber mitb, roie mir annehmen bürfen, ebenfo mie anbern 
roiffenfchaftlichen Sammlungen bie hochherzige Stiftung bes 
fjerrn ©eneralfonful Heif ju gute fommen, bem bie Stabt 
Mannheim bereinft einen Mufeumsbau am ^riebrichspla§ 
ju perbanfen hoben mirb. 

So hotten benn bie Ausführungen ber fachperftänbigen 
Berichterftatter über biefe ^-oge für uns ein befonberes 
3 ntereffe. (Einige Hebnet marnten por ben Archi* 
teften, bie nur barauf ausgehen, fetjöne ^offoben im 
italienifchen palaftftil hi n S u ftellen, ober bei ben Dis* 
pofitionen ber 3 nn entäume bie Bebürfniffe bes Mufeums 
in Besug auf Cicfjt, IDanbflächen, Hebenräume u. f. m. 
auferacht laffen ober über einem prunfpollen Treppenhaus 
bas Hotmenbigfte peruachläfftgen. 3<h muf geftehen, es 


mürbe einem orbentlich bang gemacht, unb unmillffirlich 
mufte man fich fragen, mie bas merben mürbe, memt man 
fich perführen liefe, auf bem'Baublocf am ^riebrichsplaf, 
ber bie Konfurreuj mit bem Hofengarten gerabeju heraus* 
forbert, einen ähnlichen Pracht* unb Monumentalbau hm* 
Suftellen: ba fönnte es leicht fo fommen, baf bie foftbare 
Schale höher SU flehen fäme, als ber Kern, ber boch Öen 
fjauptmert barftellen follte. Doch öas ftnb Sorgen, bie mir 
ruhig ber Z u ^ un fi überlaffen fönnen. IBenn es bereinft fo 
meit ift, baf bie ermähnten Bermächtniffe sut Ausführung 
fommen fo mirb es hoffentlich an ber maf gebeitbeti Stelle nicht 
an ben Männern fehlen, bie bafür forgeu, baf in unfern 
Mufeumsbauten bie pornehme Schönheit ber äufern <Er* 
fcheinung mit ber Zwecfmäfigfeit ber Anorbnung ber 
3nnenräume $u einem guten ©anzett fich Pereine. 

IDeit bebeitflicher unb brennenber fcheint mir bie anbere 
^rage, ob bie Herren Sammlungsoorftänbe, bie bereinft ihre 
Sammlungen in ftoisen Heubauten aufftellen follen, bann 
auch genügenb ©egenftänbe hoben merben, um benfelben 
einen mürbigeu unb swecfentfprechenben 3 n h a it $u geben. 
0 b es ihnen bann nicht gehen mirb mie einer rhetnifchen 
Stabt, beren Bürgermeifter mir in ben Konferenjtagen 
flagte, fie befäfen smar banf ber Stiftung eines Mitbürgers 
einen fchönen, geräumigen Mufeumsbau, müften aber nun 
mit Mühe uub Hot auf bie Suche ausgehen nach ©egen* 
ftänben, bie hineinpaffen unb ihn füllen. 

Mit pollem Hecht hot baher auf ber Berfammlung 
Mufeumsbireftor 3*ffen* Berlin bapor gemarnt, Mufeen 
ju bauen, ehe man roiffe, roas man höbe hineinzutun, unb 
bies fefjon aus bem einen ©runbe, meil bie Anordnung 
ber 3nnenräunte, ja auch ber ^affabe, burch bie Art unb 
bie Dintenfionen ber Sammlungsgegenftänbe bebingt fei. 


Bei ben Berhanblungen über bie ^rage, mie bie 
Sammlungen anzulegen unb auftuftellen feien, mürbe mieber* 
holt bie Meinung ausgefprochen, baf ein Zuoiel ber ©egen* 
ftänbe unb ein Zufanuneubrängen berfelben bie aufmerffame 
Betrachtung bes einzelnen 0bjefts unb namentlich bas ©e* 
niefen eines Kunftmerfs beeinträchtige, unb bähet mürbe 
für miffeufchaftliche mie für Kunftfammlungen bie jorberung 
aufgeftellt, baf man trennen folle in Schaufammlungen, 
bie bem grofen publifum nur bie fjauptftüde unb Perlen 
porführen, unb in fachroiffenfchaftlicben Sammlungen, 
bie bem Bebürfnis bes ^orfetjers bienen follen. 

©b uub inmiemeit fich biefe Scheibung in ben einzelnen 
Mufeen burchfühten Iäft, bürfte pon ^atl ju ^all ju ent* 
fcheiben fein, lleberhaupt trat bei ben Berhanblungen 
immer mieber jutage, baf bie &\eh unb Aufgaben ber 
roiffenfchaftlichen unb bie ber Kunftfammlungen ptelfach 
perfchieben ftnb, unb fo mürben beibe ©attungen benn auch 
möglichft getrennt behanbelt. 

Bei ben Kunftfammlungen mar man jroat barüber 
einig, baf es fief} in erfter £inie barum honble, baf bie 
Befchauer fetjen lernen unb einen (laren ©inbruef pon 
bem Kunftmerf gemimten, aber über bie Mittel unb tDege, 
mie man bem £aien biefen ©inbruef permittein, mie man 
in ihm bie ©mpfinbung für bie Schönheit weefen müffe, 
gingen bie Anfichten entfliehen auseinanber. ©s mirb 
pon bet inbipibuellen Begabung bes ©injelnen abhängen, 
ob er auf bem IDeg bes perftanbesmäfigen Hachbenfens 
ober bes unmittelbaren ftnnlichen ©mpfinbens bet formen 
unb färben junt äfthetifchen ©enuf gelangt. Umfo fruchtbarer 
erfcheint ber ©ebanfe ber Ausmahl unb Abfonberung 
ber herporragenben Stüde pon bet grofen Maffe ber Bilber, 
bie nur funftgefchidjUi^en IDert hoben. IDohl jebet Pott 
uns hot, menn er nicht Spejialftubien betreiben wollte, 
beim Befuch grofer ©emälbegalerien unter ber überwäl* 
tigenben Menge ber Bilber gelitten, bie nur ju halb jut 
©rmübung unb Abftumpfung führt, unb hot es roohltuenb 


empfunben, menn er in einer Heineren ©alerie, mie bei 

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5 bacf inZTZüitbeu ober imDatif an 511 Korn, ftb au einer f leinen 
aber öefto feineren Ztusmahl PouBilberu erfreuen durfte. 

Hob etnen anbern ZDtnf follten mir aus Öen Der* 
banblungen für uufere bieftge ©entälbefammluug beherzigen. 
IDir follten bei Bilberaufdufeti uns nibt von funftgejbibt* 
lieben ©rmdguugeu beeiufluffen laffen, mir follten feine 
Hamen faufen, fouberu nur mirflib fetjone Bilber. IDir 
föuuen unb molleit mittclft unferer ftabtifben ©entdlbe* 
fantmluug feine Kuufthtftorifer t^eran^icl^en f foubern ben 
5 iuu für bas Schöne meefen. ©emöbnt man bie Ceute, 
auf ‘Küuftlernamen unb «Schulen 511 achten, fo mact)t mau 
fte befangen ober gemöhnt fie gar an öbes ZTabbeten 
unb ^eucfjeln. Sie fommen leicht fomeit, mie jener 
©heaterbefuber, ber, nach einer ©rft*Auffübruug befragt, 
mie ihm bas Stücf gefallen l/abe, sur Zlutmort gab, er 
föune ftcb nibt ausfprebeu, er müffe juuor bie Aritif 
in feiner Leitung lefcit. Ueberhaupt mürbe mit Hebt 
barauf b^ n 9 ca> ' c f cn ^ ba£ funftgefcbicbtlidje Aeuntniffe 
feinen Bilbungsmert befißen, menu nibt fünftlerifbes 
©mpfinben bamit perbuuben fei, ober, mie ©eh- Hat 
Cef fing fagte, es fei glcicbgiltig, ob einer ctmas pou 
ZHibel Angelo miffe ober nicht, meint er nibt im Staube 
fei, bie Scbönbeit eines Aunftmerfs aufsufaffeu. ©erabe 
unter biefem ©eficbtspuuft mürbe ber gebruefte Rührer bureb 
bie Berliner ©emalbegallerie als ein Beifpiel bafür be* 
jeiebnet, mie mau foldje populär fein folleuben Anleitungen 
nicht febreiben foll. ileberbaupt mürbe für bie gebrueften 
mie bie münblicb gegebenen Anleitungen junt Aunftper* 
ftdnbnis größte ^urücfbaltuug empfohlen. Dem ^üb^r int 
Aunftmufcum fomme, mie profeffor ©roffe (^reiburg) 
treffenb fagte, bie gleite Aufgabe 5U, mie am fürftlicben 
Zjofe bem ©eremonienmeifter: er foll ben 5^eniben eiufiibren, 
aber taftooll jurücftreteu, fobalb bie ZHajeftöteu feiber 511 
fprecbeu beginnen. 

Aber fo gut unb fböit bics alles ift, fo faim es bob 
fragltcb erfebeiuen, ob unfere polfstümlibeu ©emalbe* 
fammlungen fo gaitj unb gar barauf uerjicbten follen, bem 
Dolfe funftgefcbicbtlicbe Aeuntniffe 5U Permitteln, ©ine 
gemiffe, menu auch befbeibene Summe pou folbeu gehört 
bob h eul 5 u tage nub ju bem, mas mau allgemeine Bildung 
nennt, unb bas Dolf, bas nibt bie ZTCittel hat, bie großen 
Auuftmittelpuufie bes 3u* unb Auslanbes 511 befuben, bat 
bob einen berechtigten Aufprub barauf, üb r)0U ben 
IDerfen ber großen ZTCeifter ber ZHalerei unb Bilbbauerfunft 
eine einigermaßen beutlibe Dorfteilung mabeu 511 fönuen. 
Da äbte Hapbaels, Dürers, Hembraubs unb ZTtibelangelos 
für unfer BTannbeimer ZTtufeunt mohl faum mehr 511 haben 
ftnb, fo merbeu mir barauf bebabt fein miiffcn, uns eine 
Ztusmahl guter ©opien unb ZTabbilbuugeu folber ZTTeifter* 
merfe 5U befbaffen. Die Ausmahl barf fleiit fein, aber 
fte muß forgfdltig getroffen merben. Die anlaßlib ber 
inufeumsfouferen5 peranftaltete Ausftellung pou fünftlerifb 
aufgefaßten Photographien unb po^ügliben ^arbeubruefen 
bat gezeigt, melb h°h en ®*ab ber Dolleubmtg bie per* 
ptelfdltigenben Aünfte gegenmdrtig erreibt hoben.— 
^ür bie Dcranfbaulibung ber antifen Sfulpten forgt unfere 
©ipsabgußfammiung; fobalb ber nötige Haum frei 
mirb, föniten ftb Abgüffe aus bem BTittclalter unb ber 
neueren geiten anreiben. — ZDas enblib bie Arbiteftur 
betrifft, fo leiften bie ebenfalls tjiet jur Ausftellung ge* 
fommenen fogen. ZTTcßtifbaufnahmen bas benfbar Doll* 
fommenfte. ©roßbem tonnte unfer ZUufeum pon folben 
Abbilbuttgen nob am «heften abfeben. Dermeifen mir unfere 
bilbungsbebürftigen ZTTitbürger lieber auf bie unmittelbare 
Anfbauung, bie fte 5. B. burb ben Befub non bjeibelberg, 
Speier unb ZDorms ftb ohne piele Aoften perfbaffen 
fönnen, permeifen mir fte por Allem auf ZTlannheim felbft 
mit feinen prächtigen Barocf» unb pielen tübtigen mobernen 
Bauten, an beneit mir nur 5U oft abtlos porübergehen. 


ZDas nun meiter bie miffenfbaftliben Sammlungen, 
bie biftorifeben unb bie naturbiftorifben ZTlufecu, 
betrifft, fo mirb man baoon aus$ugeben haben, baß, mie 
oben gefagt, ihre < 5 iele unb Aufgaben pon beiten ber 
Auuftfamntlungeu mefentlib perfbiebett finb. Bei ihnen 
tritt bas äftbetifbe ZTComent bebeutenb jurücf, es banbeit 
ftb, in erfter Cinie menigftens, nibt mehr um ein fühlen 
unb ©ntpftnbeit bes Sbönen, foubern unt ein perftaubcs» 
mäßiges ©rfaffen ber Art, Zjerfunft, Bebeutung unb < 5 mecf* 
beftimmung eines ©egenftaubs. ZDenn fte aber in biefer 
^infibt hfat^ ben Aunftmufeen 5urücffteben, meil fte feinen 
eigentlibett Sinnengenuß bieten, fo haben fte anberfeits ben 
Dorteil, baß fie erafte Aenntniffe unb flare Dorftelluugen 
permitteln, für bie jeber Durbfbnitts*incnfb juganglib 
unb empfdnglib ift ober entpfanglib gemabt merben fanit. 
Da^u fommt aber nob bet befonbere Heij, baß ber 3 ll balt 
biefer ZHufeen berart ift, baß er in eine nähere, innigere 
Begebung 5U bem Befbauer gebrabt merben fann, baburb 
baß ihm bie Zcatur feines f}eimatlanbes in feinem geo* 
logifben Aufbau, ber Pflanjen* unb ©termel t, baß ihm bie 
gefbibtfib« Dergangcnbcit unb bie fulturellc ©ntmicflung 
bes eigenen Dolfes in ftnnenfdlliger unb fojufagen baub* 
greifliber IDeife por Augen geführt mirb. 

An biefem punfte haben einige neuerbings begrünbete 
ober neugeftaltetc ZTTufeeit eiitgefeßt, fo bas ftabtifbe ZUu* 
feunt für ZZatur», Dölfer* unb ^aubelsfunbe in Bremen, 
bas propin$ialmufeunt in Altona, bas paterldnbifbe ZTTu* 
feunt in ©eile, bas pou ber Familie Hörner geftiftete Homer* 
ZHufeum in £}ilbesbeim unb bas geologifbe ZTTufcum in 
Berlin. Sie alle haben ftb bie Pflege ber V) e i m a t f u n b e 
$ur Aufgabe gemabt unb bcbanbeltt biefe paterldnbifbe Samm» 
Iung als Aent, um ben bie anbern, rein miffenfbaftlib georb* 
rieten Zuteilungen ftb anfbließeit. Dabei erfahren bie in ben 
einzelnen Stdbten unb Cdubern porbcerfbeuben polfsmirt* 
fb^ftlivben 3 utereffen befonbere Berücfftbtigung. So mirb 
5. B. in Bremen bie ©^eugüttg gemiffer ^auptbanbelsartifcl 
in überfeeifben Cdubern unb bas Ceben in unfern Kolonien 
in ber Zcatur entnommenen probuften unb naturgetreuen 
Zcabbilbungen bargeftellt. 3 U Altona finbet mau bie 
©iermelt bes Caitbes in porjüglib lebenspollen ©ruppeu 
pon ausgeftopften ©pemplaren 5ufantmengeftellt, tu einem 
anbern Saale ift ber ^ifbereibetrieb, bie Zjauptbefbdftigung 
ber bortigen Bepölferung, in feiner galten gefbibtlib^u 
©ntmicflung bis auf ben blutigen Stanb teils in Originalen, 
teils in ZHobellen, 51 ir Anfbauung gebrabt; in einer Heibe 
pou fi^bt man, mie bas Dolf in früherer < 5 cit 

gemobut, ftb eingeribtet unb mie es ftb gefleibet bat. 

3 b ^arf mib mtt meiteren Sbtlöeruugen nibt auf* 
halten; nur fopiel: es maren ungemein reijpolle Bilber, 
bie uns porgeführt mürben, unb gar oft mußte man fib 
fagen: ja bas ift bas Hibtige, bas follten aub wir haben, 
follten aub tntr bem nab Bilbung unb Anregung 
ftrebenben Dolfe porfübten fönnen. 


3 n ber ©at haben mir ja aub in unfern Sammlungen 
manberlei Sböttes unb ©utes; bie ©runblage ift gelegt, 
manber Bauftein liegt bereit, ei^elnes ift fbon sufammen* 
gefügt, aber es ift nob Stücfmerf, es fehlt nob am Ausbau 
5U einem pollftanbigen ©ansen. 

3b barf b^ate bas nibt mieberholen, mas in unfern 
©efbibtsbldttern über bie Ausgeftaltung uuferes natur* 
biftorifben unb insbefonöere unferer Altertümer* 
fammlung 5U polfstümliben ZTTufeen ausgefübrt mürbe. 
Sie rniffen, baß ber in ber 3 u ft , ^ um mer pon Qerrn Pro* 
feffor ^öbtter treffenb unb anmutenb entmicfelte ©ebanfe, 
bie ©iermelt bes ZZecfarauer ZDalbes in lebenspollen ©nippen 
ausgeftopfter ©yemplare jur Anfbauung 511 bringen, fofort 
auf guten Boben gefallen ift, auf bem er einer fböuen 
Dermirflibung entgegenftebt- Sie rniffen, baß eine Ansabl 
pon folbeu ©ruppen — biologifben Darßclluttgen — mie 


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244 


fie fürjlich bet ber Koitgregausftellung bie ^tinta Sauber 
itt Köln ausgcftellt hatte, bereits in unferm ^ieft^en lla* 
turalienfabiuet porhanben ift (eine ^udjsfamilie, ©ruppen 
pon Scetieren, £anb* unb IDafferpögeln), aber es ftuö eben 
hoch erft befctjeibene Anfänge, unb ju einer plauoolien 
Durchführung bes ©ebanfens fehlt es sur <5<ut ebenfo an 
Kaum wie an ©elb. 

IDenn ich nun noch jum Schlug noch ein IDort über 
unfere Bereinsfammlung fprechen barf, fo mug ich üor * 
ausfchicfen, bag auf bem Kongreg gerabe pon Sammlungen 
unferer Urt am xpenigften gerebet würbe. Unb ganj 
natürlicherweife. Denn bei ihnen ift ber polfstümliche 
©harafter pon pornherein gegeben, ber eng begrenjte, 
lofalgefchicf^tliche ©efichtspunft ift ber porherrfcbenbe, er 
gibt ber Sammlung ihren befonberen Hei$, banf bem oft 
auch ©egenftänbe, bte an ftdj unfcheiubar ftnb, $u einer 
gcwiffen Bebeutung gelangen. XDir haben pon fliehen 
ITTufeen, wie gejagt, auf bem Kongreß nicht piel unb auch 
faum etwas Heues fageu t?ören, aber auch nichts gehört, 
was wir nicht billigen unb als eine Betätigung bafür 
auffaffen mußten, bag wir mit unferm IDolien unb Streben 
auf bem rechten IDege ftitb. XDas bas für ein XDeg ift 
unb ju welchem ^ielc er führen foll, bas ift im Caufe 
biefes 3ahres tn unfern ©efchichtsblättern wieberholt unb 
tu fo eingeheitber Xüeife erörtert worben, bag ich beffen 
enthoben bin, bas ©efagte h*ute 5u wieberholen. 

Caffen Sie mich nur fopicl fageit: U?ir alle, bie wir 
im Borftanb unb Uusfctjug bie ©efchäfte bes Bereins ju 
leiten haben, fteheit unter bem ©inbruef, bag wir eilt hoh es 
< 5 iel mit unzulänglichen Bütteln erftreben. Die Stellung, 
bie ber Berein permöge feiner h°h en Blitgliebersahl unter 
beit erfteit Deutfchlanbs einnimmt, weift ihm Pflichten unb 
Aufgaben zu, benen er fich umfo weniger entziehen barf, 
je gröger bie ^ortfehritte unb ©rfolge ftnb, bie gegenwärtig 
allerwärts auf bem ©ebiet ber Ultertumsforfchung unb 
bes Blufeumswefens gemacht werben. namentlich uufre 
Sammlung macht nicht bie jortfehritte wie fte follte, 
um ihrer Beftimmung geregt 5U werben, ©s wäre hechte 
^eit baran $u gehen, im großen Stil ju fammeln, 
gvoge, bebeutenbe, fchöue Stüde zu faufen, unb baju 
brauchen wir ©elb, brauchen wir bas Bier fache pon 
bent, was gegenwärtig an BÜtglieberbeiträgen eingcht. 

©inige treu bewährte ^reuitbc haben bereits auf bie 
jarten Unbeutungen, bie in unfern ©e chichtsblätteru fielen, 
in banfenswertefter IDeife geantwortet, inbem fte ihren 
3 ahresbeitrag um einen namhaften Betrag erhöhten ober 
aber uns ftattliche einmalige ^ufchüffe jufommen liegen. 
Dies rühmliche Beifpiel gibt uns ben Blut, uns mit einem 
Uufruf an unfre ZTXitglieber unb an folche, bie 
es werben wollen unb follen, z u wenben, unb bie 
opferwillige Blitwirfung ber weite ft en Kreife 
unferer ©inwohnerfchaft ju unferm guten IDerfe 5U 
erbitten. 

(Per Dortragenbe fdploß feine Zlnsfütjruiigen mit ber Perlefimg 
bes an ber Spi^e biefer Ztummer beftnblidjeti Aufrufes.) 


Kurffirft Karl unb bie (Erbauung ber erften 
„feftbeftänbigen" Stabt*Kirche in tltannljeim. 

Pon Pefan (Efeuarfe BüßJte Ofoesheim). 1 

Hadjbrucf oerboten. 

(Scblujj.) 

3 m ©ftober \685 würbe ein neuer Unlauf genommen 
unb biesmal mit ©rfolg, Hiebt blos weltgefchichtliche ©r* 
eigniffe, wie unten eingehenber gezeigt wirb, fchwellten bie 
Segel bes Unternehmens, auch bie Berbältniffe in ber Stabt 


waren piel günftiger als in bem porhergegangenen 3 a h re * 
Unftatt bes Störenfriebs poitepin, beffen uitglücfliche Stellung 
5um Kat einer gemeinfamen Unternehmung fehr hinberlich 
fein mugte, war ein burctiaus friebferttger Blann an bie 
Spige ber fran^öftfehen ©emeinbe getreten, Pfarrer Kegler. 
Unter beffen tatfräftiger Beihilfe war im ©ftober eine 
Deputation ber beiben i}auptgemeinbeu bei bem Stabtrat 
gewefen. Diefer hatte 5war auch jegt nur bas allgemeine 
Besprechen gegeben, aus ben Bütteln ber Stabt jährlich 
„nach aller Blöglichfeit beizutrageu", unb ben IDunfch aus» 
gefproeben, bag bie Kegierung auger bem Plag auch bie 
Blaterialien ftellen möge. Ulleiu bas war fchon eine ge* 
nügenbe ©runblage zu weiteren Unterhaitblungen. < 5 unächtt 
wenbeten ftch bie beiben Konfiftorien in einer gemeinfamen 
©ingabe an ben Kurfürften. Hach ben Darlegungen bes 
Sachperhaltes wenbeten fie fich an bes Kurfürften „rühm* 
liehen ©ifer in ©rbauuitg neuer Kirchen unb Schulen in 
bero £anben"; jum Schlug folgen lange Segenswünfdje, 
bie lebhaft an bie bamals üblichen Kirchengebete erinnern. 
Uber wer barf benn nach & en bamals porliegenben Ber* 
hältniffen baran zweifeln, bag es ben beiben Konfiftorien 
heiliger ©rnft batnit war, wenn fie für ben zum geheimen 
Bangen ber reformierten ©emeinben finberlos baljinfiechenben 
Kurfürften „beftänbige ©efunbheit, langes £eben unb er» 
wünfehte Beenbigung" erflehten, für bas ganze £anb aber, 
„bag felbiges pon feinblichem Ueberfall, anfteefenben Seuchen 
in ©naben perfchont, hingegen mit allem ©ut gefrönt 
bleiben möge 4 '. 14 ) 

Die berer, bie ben Kurfürften 511m tiefen £eib= 

wefen unb 5um ferneren Schaben ber reformierten Kirche 
hinaustrugen, ftanben ja gewiffermagen fct)on por ber Cür, 
unb bie < 5 erftörer, bie nach fünf 3 a h ren bi* Stabt bem 
Boben gleich machten, hatten fchon mehr benn einmal an 
ihren Pforten gepocht. 3 nbes jegt trug mau fich ^ cm 
Konfiftorium mit ber freubigen ©ewigheit, bag es nur gelte, 
bie Berljältniffe noch rcdü^citig ausjunüljen, um etiblii) 511 
einer ftattlichen „feftbeftänbigen" Kirche in ber Stabt 5U 
gelangen. 

©ine bebeutfame Holle bei ben Berhaublungen mit 
bem £)of unb ber Hegierung hat offenbar ber befannte, 
fchon mehrfach genannte ©ünftling bes Kurfürften gefpielt, 
£anghans, ber fchon bei Karl £ubwig t^ofprebiger gewefen, 
unter Kurfürft Karl aber ju noch h^h ercn Stellen unb 5U 
einem gerabeju maggebenben ©influg emporgeftiegeu war 
So oft Schwierigfeiten in biefer Sache auftauchten, wenbeten 
ftch Konfiftorium unb Stabtrat an ben „©cheimbben* unb 
Kirchenrat Canghattfen". 

Um \0. De5ember traten bie beiberfeitigen Konfiftorien, 
mit ihnen Pfarrer ©him, ©umbart unb Kegler, mit bem 
Stabtrat auf bem Hathaus 511 einer gemeinfamen Beratung 
jufammen. ©him führte bas IDort unb machte Borfchläge 
über einen „Heubau für bie beiben ©emeinben". Blau 
habe fichere Hachricht, bag ber Kurfürft entfctjloffen fei 
bauen ju laffen. Der Stabtrat erflärte feine ©eneigtheit, 
ju einem folgen „Qaupt» unb hocherwünfehten IDerf", fo 
piel nur immer möglich sujufchiegen, ber Kurfürft möge 
jeboch ben plag unb bie Hlatcrialien geben. Uuch ber 
fraujöftfche Pfarrer Kegler hatte feine ^reube an bem IDerf 
unb fchiog feinen Bericht über biefe Sigung mit bem guten 
IDunfch: ,,©ott fegne ben frommen Borfag." 15 ) 

Um 28 . Dezember würbe im Stabtrat, nad)bem ein 
Schreiben pon Kirchenrat £anghans perlefen war bes 3 U ‘ 
halts, bag ber Kurfürft nicht allein ben Bauplag ftellen 
wolle, fonbern auch fonft ju „anfehnlichcr Beihilf erbötig" 
fei, über bas Unternehmen „reichlich unb lang beliberiert . 
Uus bem perlefenen Schreiben ergab fid? fo oiel, bag ber 
Stabtrat immerhin bie fjauptlaft tragen folle; £anghaus 


14 1 <L. pr. 1683, 0Ft. 

,5 J <S. £. 21 . ( 083 , (4. 5)e3v K. pr. u. ^r. pr., \o. 


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245 


246 


richtete jugleid} bie beftimmte 5 ra 9 c an ^ en Stabtrat, 
„wiepiel eigentlich berfelbe ju bem Bau beitragen trolle". 
§wti Strömungen machten ftd} bei ber Beantwortung biefer 
fritifchen ^rage geltenb: bie eine ging bafjin, bafj man 
ftch, fo großes Bedangen man auch nach einer neuen Kirche 
trage, hoch ju einem ©ewiffen noch nicht entfd)liegen möge, 
ehe öie 5 ca 9 e liegen 6er ZHaterialien fiargeftellt fei. Ulan 
wollte alfo noch weiter unterhanbeln un6 feine Beöingungen 
ftellen. Die anbere Strömung wollte allerbings beftimmte 
Angebote machen uttö ftch im übrigen auf Bitten verlegen. 
Dian folle *£}errn ©eheimbben Kat Cattghanfen namens 
6er Stabt aufs beweglichfte erfuchen, noch immer möglich 
fooperieren ju Reifen, bag bod) furfürftiiehe Durchlaucht 
jur Vergebung aller ZTtaterialicn fich entfcbliefsen wolle, 
mafjen man folcbes Falles h^slid} gern alle übrigen baju 
erforbernbe Unfoften unb Auslagen pon ber Statt wegen 
pertreten wolle, jährlich etwann 6000 ©ulben, wibrigenfalls 
\8—20000 ©ulben innerhalb btei 3 a h rcn * //l6 ) Die letztere 
Strömung brang burch* 

3a, bic Besprechungen bes Stabtrats, fo wie fte ber 
Kegieruttg gemelbet würben, muffen noch etwas weiter 
gegangen fein, benn bas furfürftiiehe Dcfret pom 26. 3 anuac 
\68^ erfldrte, baf| man bas Besprechen bes Stabtrates, 
ben ©rtrag bes Umgelbes, jährlich auf 7—8000 ©ulben 
ftch belaufenb, ju bem Bau ber „hoppelten Kirche unb bes 
©urmes" beitragen ju wollen, wohlgefällig auf nehme. 
Die furfürftiiehe Kegieruttg wolle ihrerseits bie ber Stabt 
angefe^te ©ürfenfteuer im Betrag pon 5000 ©alern gnäbigft 
baju perehren unb ben hoppelten Kirchettplah baju fchenfen. 17 ) 

Die Lieferung ber Blaterialien, auf welche ber Stabtrat 
fo oft gebrungen, war alfo abgelehut. Der pielumworbene 
tanghans hatte alfo biefe ^orberung nicht burchfe^cn fönnen 
ober wollen, allein bies fehreefte ben Stabtrat nicht, biefen 
ober anbere EDege, bic ^inwegräumung porhaubener 
Schwierigfeiten ju perfprechen fchienen, beharrlich weiter 
yi gehen. 211s am 5. ^ebruar ber IDerfmeifter Bula ben 
pom ©berbaumeifter EDad)ter ausgearbeiteten Plan über* 
brachte, hat man im Kat für nützlich angefeh^n, „biefem 
2Ttann, beffen man noch jum öfteren benötigt, 6 Keichstaler 
(= 9 ©ulben) ju perehren." Unb als im 2Ttärj bie für* 
fürftliche Kammer ftch „unbrig erjeigte unb bie Sach fchwer 
ju machen fud)te", würben fofort brei Deputierte bes Katcs 
nach Ejeibelberg gefd)icft, mit bem Auftrag, ftch mx t ©ber* 
baumcifter lDad)ter unb ©eheimrat £anghan$ ju bereben, 
um „bie Sach in einen anbern Stanb ju bringen." Die 
waeferen Deputierten h^* 11 ftch offenbar in ben Bureauy 
unb Sprechjimntern nicht fo leicht abfpeifen laffert, fte fittb 
„pier ©ag au^en gewefen," b. h- fl* h a t> e u in Ejeibelberg 
tapfer ausgeharrt, bis fie ihren Befdjeib befommen. Dafür 
haben fte aber auch jeber täglich 5 Kopfftücf (Kopfftücf = 
20 Kreujer) in Ejeibelberg perjehrt, alfo jufammen in pier 
©agen 20 ©ulben, baju ber mitgenommene Diener unb 
ber freigehaltene IDerfmeifter Bula 8 ©ulben. 18 ) 

©ffenbar war ber Stabtrat mit feinen (Erfolgen nicht 
unjufrieben unb h atte * ro £ ö^ogen Koften feine ^reube 
an bem IDerf. ©nbe ©ftober trug man fich auf bem 
Kathaus mit bem ©ebanfett, bie ftattliche neue Kirche auch 
mit einem ©rgelwerf ausjuftatten unb jwar „nad) bem 
ohngefähren ZTTobell berjettigen, fo in ber h• ©eiftfirche ju 
f)cibelberg ftehet." 19 ) Aud) bie ©intrachtsfirche hatte ein 
©rgelwerf, bas nach ber ^erftörung nach Strafburg gerettet 
würbe. Der Bürgerftolj wünfdjte ein folcbes bamals in 
ber Pfalj immer noch feltenes IDerf auch für feine Kirche 
ju beftfeen. ©b ber IDunfd) in (Erfüllung gegangen, ift 
jweifelhaft. 


Ab ) K. pr. *683, 28. I)e 3 . 

,7 ) (C. pr. 168 *}, 26. Januar, H. pr. [. Jebr. 

18 ) H. Pr. J 684 , *o. u. *5. Ulärj. 

19 ) K. pr. *68}, 28. (Dft. 


Anfang Blärj werben Steine in <§iegelhaufen unb am 
©aisberg gebrochen. Baumeifter XDadjter fefte in feinen 
ilnterhanblungen mit bem ©eheimrat, ber fühl auf bie 
©atfadje perwies, baf ja bie Stabt baue, bodj fo piel burd}, 
baf eine fleine Anjatjl pon Solbaten aus ber ^riebrid)sburg 
jur Berfüguttg geftellt, unb baf bie Schiffleutc bes Hecfar» 
tales pom April ab angehalten würben, nur bie gebrochenen 
Steine ju fahren. Die Schiffleute machten öfter Schwierig* 
feiten unb EDadjter hatte feine liebe Hot mit ihnen. Daf 
es aber ftreng genommen würbe mit bem ©ebot, beweift 
bas ©efuch eines Ejafjmershcimer Schiffers pom 3 amiar 
1685. Alle Sd)iffleute im Hecfartal feien angewiefen, nur 
Steine ju fahren, fein anberes ©ut bürfe paffieren. Uber 
er habe ^rudjt sefauft jur Lieferung nad) ZTlainj unb nach 
^ranffurt unb fchon \000 tEaler barauf erhalten. IDenn 
er nicht IDort halten bürfe, gingen Krebit unb Hamen $u 
©runb. ©r würbe in Anbetracht ber befonberen Derhält* 
niffe entbuuben. 20 ) 

Durch ein neues furfürftlidjes Defret pom ZHärj 
\68^ an ben Stabtrat, 21 ) ber ja als Bauherr angefehen 
würbe, erfahren wir nodh einiges Hähere über ben Bauplan, 
©s foll „eine faubere hoppelte Kird^e werben, inwenbig 
ganj frei ohne Säulen; bie Dccfen oben ganj glatt, bamit 
bemnächft barauf gemalt werben fann; bas ©hör aber 
gewölbt, gleich ber neuerbauten Kirch in ber ^riebrid)sburg." 
Der ©urm foll ftarf werben, bas übrige ©emäuer au£er 
ben ^wabameuten pon guten gebaefenen Steinen aufgeführt 
werben. Die beiben für bie franjöfifche unb bcutfdje ©e* 
meinbe beftimmten „Hationaltempel" follten nach bem Plan 
ben <Eurm ebenfo flanfieren, wie gegenwärtig bas Kat’ 
haus unb bie Sebaftiansfirche an bem Speifemarft ben 
jwifdien ihnen befinblichen ©urm flanfieren, nur ba§ ber 
©urm genau in ber ZTlitte ber beiben Kirchen ju fteheu 
fam, unb ba§ bie Kirchen, wie bie gegenwärtige Konforbien» 
firche, ihte Cängsare pon bem Schloß jum Hecfar h attC11 * 
Dtefer ©runbri§ ift auch Doppelfirche, bie am Kn* 

fang bes \8. 3ah l *h uu ^ cr ts begonnen aber franjöfifcherfeits 
nur halb jur Ausführung gefommen ift, ju ©runbe gelegt 
worben; unb ebenfo bei bem britten Heubau am Anfang 
unfres 3 a h r f?anberts, ber aber nur beutfd)erfcits jur Aus¬ 
führung gelangte. An bie Stelle ber geplanten franjöfifchen 
Kirche ift bas pormals epangelifd)e Sd)ulhaus (R 2) getreten. 

2Han mag fragen, warum ber Plan, eine feftbeftänbige 
Kirdje ju bauen, gerabe gegen ©nbe \685 burchgebrungen 
ift, unb warum man ftch je£t fogar entfchloffen hat, jwei 
Kirchen auf einmal ju bauen; man mag ferner fragen, 
warum je£t ber Stabtrat, ber bie ^auptlaft auf ftdj nahm, 
fo rafch bie ©ntfdjlu^fraft gefunben hat. ©s bürfte für 
bie Beantwortung biefer ^rage nidjt bcbeutungslos fein, 
ba§ man am 18. 3uli 1683 in ber Propifionellfirdje unb 
brinnen in ber ^riebridjsburg Sittgebete gefprodjen hatte, 
weil „ber ©ürf mit feinem Anhang bie ©hriftenheit je^o 
mit großer ©ewalt überjiehet", unb bag man am 27. ©f* 
tober Danffefte feierte wegen bes Sieges über bie ©ürfen 
unb wegen ber (Errettung ber Stabt IDien. ©s war auch 
in IDeftbeutfchlanb fein ©eringes, ba§ „ber ©rbfeinb ber 
©hriftenheit namens ber ©ürf" bie Perle bes ©ftens, bie 
Kefibenjftabt bes Kaifers „mit erfchröcflicber Hlacht belagert 
unb geängftigt" hatte, unb baf$ biefe Stabt „gleich einem 
Branb aus bem ^euer geriffen" worben war. IDie nach 
foldjen ftcgreicheu ©ntfeheibungen ein £anb neu auflebt unb 
ein frtfeher, pielleicht auch Uebermaf ausartenber 

Unternehmungsgeift pia^ greift, bas haben wir in ben 
3ah*en nad) bem großen Krieg \ 870/71 gefehen. 

3ebenfalls war burd? ben Sieg ein fchönes Stücf ©elb, 
5000 ©aler ©ürfenfteuer, bie, wie es fdjeint, fchon gefammelt 
waren, frei geworben. Schon um biefer einen ©atfadie 


so ) 05.S.2J. 168-} U. (685. 

21 ) (S. \684, 2*}. IHärj. 

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247 


m 


willen hatte man bie 5 ccu bc über ben im fernen ©ften 
errungenen Sieg auch in ITlannfyeim mitempfiubeu müffen. 
5a ift bie ju erbauenbe üoppelfirchc eine Kct pon Sieges* 
unb Danfesfirche geworben, bie freilich naij nicht halb* 
jährigem 3eftanb ber barbarifdjen ^rftorungswut unferer 
weftlicben Hacbbarn 5 Um 0 pfer gefallen ift. 

Knbercrfeits mag man auch in iTCannfyetnt, bas ja 
ben Kurfürften oft in feinen ZTlauern fatj, bie Hfynung 
gehabt traben, baß es bei ber uuglücflichen Ehe bes 'Kur* 
fiirften, bie nun fctjon bret^e^n 3 al?re finberlos geblieben, 
unb bei feinem franfl)aften ^uftanb über fuc$ ober lang 
511 einem Eitbe bes gegenwärtig gutreformierten furfürftlii>en 
Kaufes führen, unb baß es bann unter einem fatljolifdjen 
Kurfürften fctjwer fallen fötiue, auch nur bie Erlaubnis 5 U 
einem würbigen Kircbenbau $u erlangen, gefdjweige baß 
man bann ^örberung ermarten bürfe. Solche Erwägungen 
werben wohl bem Stabtrat, ber fxij im Sommer 1682 
faum ju einem einmaligen Beitrag pon 300—600 ©ulbeit 
willig gezeigt hatte, umgeftimmt haben, baß er fctjon <£nbe 
1683 auf einen jährlichen Beitrag von 7000—8000 fl. 
eingtng, unb auf einen Bauplan, beffeu polle Durchführung fte 
1685, wohl mit Uebertreibung, auf 100 000 fl. gefctjaßt 
haben. 

Die bisherige Propiftonellfirche, bie auf bem Plaß 
R 2 unb jwar, tute es fijeint, mitten auf biefem Plaß 
geftanbett h a tte, mußte bem neuen Bau weichen; am 
26. ZTCai \68% mürbe fte abgebrochen unb am \ 8 . 3 u lt 
auf bem „Sanb", ben jeßigen Planfeit, nahe bei bem 
bamaligen Kheintor, neu aufgefchlagen. $nt bie < 5 eit ber 
3 nterimsgottesbienfte tpurbe ber frau 5 öftfi)en ©emeinbe 
bie Eintrachtsfirche in ber Burg angewtefen, alteruatip mit 
ben Deutfcben in ber Burg, bas h e i&t wohl, bie beiben 
©emeinben haben mit bem Portritt abgewechfelt, wogegen 
bieCutheraner mit einem ©emach in bem „Schwibbogenhaus, 
tp> porbem bas ^ofgericht gehalten worben", oorlicb nehmen 
Irfuften. Der beutfchen ©emeinbe in ber Stabt war auf 
ihren EDunfch bas bisherige £ofal ber nieberldnbifchen 
©emeinbe angewiefen worben. 

Bei ber Kücffehr ber beiben eiferfüchttgeu Sijwefter* 
gcmeinben in bte neuaufgeftellte Propifionellfirije gab es 
et ie Ueberrafchung für bie ^ranjofeu. Der Kirdjenrat 
perfügte ( 6 . Kuguft 168^), nactpem bie Propiftonellfirche 
auf Koften ber Stabt neu aufgeftellt war, „bie hocfjteutfche 
©emein folle ratione bes Kirchgangs bie Präferen 3 (ben 
Dortritt) h a ^en, 5 m gänjlichcn Hintertreibung ber jwtfcf>en 
ihnen bis bato gefchwebten ÜTijjhclltgfeiten." Das war 
nun freilich ein 3 cc tum bes Kircheurates, baß mit biefer 
tieueften Derfügung alle Eiferfudjt 5 wifchen ber beutfchen 
unb ber franjöftfchen ©emeinbe erlofchen fein werbe. Dor* 
erft hnt fich biefer Streithanbel noch einige ITtonate fort* 
gefponnen. Die fran^öftfdhe (ßemeinbe fenbete fofort eine 
Deputation au ben Kurfürften, ber gerabe in ber Stabt 
war; fte fdjicften auch eine Derwahrung mit bitteren Klagen 
an ben Kirchenrat. Kbet bie Derfügung bes Kirchenrates 
blieb in Kraft. 

3u einer längeren (Eingabe pom 20 . ©ftober fpricht 
©him feine Derwunberung barüber aus, „baß unfere H^rett 
Brüber pom franjöfifchen Konfiftorio fo h ar t fcH^eiben 
mögen, als wenn ihre ©emein faft wie anberwertlich unter 
einiger Perfefution begriffen unb jemahlen troublieret wor* 
ben." Das feien Uebertreibungen, ba hoch bie neue 0rbnung, 
baß bie Zlationalgemeinbe porangehe, „mit nicfjten eine 
{Trouble ihrer (ßemein, fonbern pielmeljr ein ITlittel lieblicher 
Harmonie beiber (ßemeinen mag genannt werben." 

Die wieberholteu Hinweifungen barauf, baß fte, bie 
beutfche (ßemeinbe, eben hoch bie „ETationalgemein", bie 
„national* unb Stammfirche" fei, laßt beuttich bas Behagen 
erfennen, was mau über bicfe neuefte Derfügung bes Kir* 
chenrates iit bem Schoß ber beutfchen (ßemeinbe empfanb. 


IDeun freilich (ßhim nach feinen mehrfachen Siegen auch 
noch bas 5 U erlangen fuctjt, baß fte erft um acht Uhr ftatt 
um h a i^ acht Uhr $u beginnen hatten, fo tourbe ec mit 
biefer Bitte pou bem Kirchenrat fchroff abgewiefen. 3ntmec« 
hin war es Criumph genug für bie beutfche „national* 
gemein", baß fte ben Idugft augeftrebten Dortritt $u guter* 
leßt boij noch burchgefeßt, unb baß ihr H cc & en 5 n >unjd), 
eine eigene Kirche für ftd) 5 U haben, feiner Erfüllung fo 
nahe gerücft war. €auge tjat fie ftct) aber biefes Triumphe* 
nidyt erfreut, unb noch fürjer war bte ^reube über bte 
neue Kirche. Die pcrhangitispolleu Ereigttiffe bes Jahccä 
I 689 , beren porausgeheitbe Statten bie Stimmung ber 
fransöftfchen ©enteinbe tn ben tidchften 3 a ^? reu nteljt unb 
mehr herabgebrürft h^^ c »/ h a ^ en i a bie beutfche (5e* 
meittbe mitbetroffen. Die <5erftorung ber Stabt 5urd| bie 
^ran^ofen fyat bie eben faum pollenbete Kirche in trümmer 
gelegt, bie fraitsöfifche ©emeinbe in bie getrieben 

unb a\x±f bie beutfche ©emeiube faft pöllig jerftreut. Ein 
noi) näher licgenbes Ereignis, bas Kusfterben ber ftmmern» 
fcfjcn Kurfürftenlinie unb bie Befteigung bes Kurfürften* 
ftuhles burch bie fatholifcheu Ueuburger (1685), h^t ih rc 
Schatten ebenfogut in bie Seele ber beutfchen ©emeinbeglieber 
geworfen als in bie ber fraujöftfchcu, bi* fii 4 ' r 
mit bem ferneren ©ebanfen pertraut machen fonnten, 
bem IDauberftab greifen, ber ja für fte fein neues öe* 
rate war. ©b bte ©lieber bes beutfchen Konftftoriums 
etwas ahnten pon bem nahen Derhäitguis, als fte in ihrer 
Eingabe pom ©ftober 1683 außer pieleit aubereu guten 
IDünfchen für ben Kurfürften auch „beftäitbige ©efunbheit, 
langes £eben unb erwünfchte Beenbigung" erflehten? Die 
Khuung, balg mit bem fränfclnbcn H eri 'f^ ei: Ul1 ^ feinem 
Haufe balb ju Enbe gehen fönne, mag ber ©emetnbe recht 
nahe gelegen fein, als ber Kurfürft bet bem Beginn bes 
Baues in eigener „hoher perfott mit ©rabett utib Hauen 
bereits bte H au b gttäbigft angelegt," bas hei^t ben erften 
Spatenftich getan hatte. Durch feine langwdhrenbe Uupdß* 
lichfeit, fchreibt ber Stabtrat nach bem am 16. Blai \685 
eingetretenen Hi n 9 au ^ bes Kurfürften au ben ©eheimrat, 
fei bie ©ruubfteinlcguug langer aufgehalten worben, fouft 
wäre ber Bau piel weiter porgerücft. ©b man nicht, 
fragte ber Stabtrat, ftatt nach bem pon ©berbaumeifter 
EDachter entworfenen, bei feiner Kusführung auf etwa 
\00 000 ©ulbeu ftch belaufenben Plan lieber bas Unter» 
nehmen nach einem wohlfeileren plan fortführen unb rafet} 
5 U Enbe führen folle. Der Stabtrat mochte befürchten, 
ba§ ber Bau, wenn nicht rafch aufgeführt, pöllig ins Stocfeu 
geraten ober auch oon anberer Seite $u anberweitiger Der* 
wenbung fönne fortgeführt werben. Dtefe nachfteu Be* 
fürchtungen, foweit fte gehegt würben, haben ftch atlerbings 
nicht erfüllt; bie allgemeinen Befürchtungen bagegen, uoeli)e 
ftch an ben EDechfel bes Kurfürftenhaufes fuiipfen rrtugten, 
ftnb leibet burch jahrhunbertlange fchwere Beeinträchtigungen 
mehr als erfüllt worben. Es war nicht umfonft, tx>eitn 
bas franjöftfche Protofoll ben Cob be? Kurfürften mit ber 
feufjenben Bitte perjeihuete: Dieu vueille etre propice 
et favorable a son eglise, (ßott wolle feine Kitc£}e gnäbig 
tn Schuß nehmen I 


Hu$ alten $amilienpapieren. 

in. 

Tlls ^ortfe^ung ber im erften 3 a ^ r 9 an 9 ber „(Sefchichtsbl&tter # 
(5p. t7 unb ^87) begonnenen Derojfentliihungen alter Jamilienspapieri 
(ieUt uns unfer OTitglieb, h err Otto Kauffmann, bie 2Ibfd?rif 
einer Urfuube nom 22. Juli t6*o über bie (Ernennung feines biref tc 
Dorfatfren Johann ^Eberljarb Kauffmantt 3um furpf&lgifd? e: 
reiftgeu Schultheiß in E^aßmersheim am tlectar jur Oerfüguna 
herr ©tto Kaufmann befdjäftigt fleh fJ? o n längere §eit mit ben 


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240 


250 


Huf geilen bes Stammbaums feiner jamilie unb fonnte trog mannig¬ 
facher Sdjwierigfeiten Me Stammtafel lücfenlos bis 3um 3 a h* e (570 
3urücf oerfolgen. (Es ift Mes bei bürgerlichen Familien jtemlid; feiten, 
ba burd} ben breigigjährigen Krieg in ben meigen fällen bie Kirchen* 
bfidjer oernid?tet unb baburd? Hadjforfjungen augerorbentlich crfdfroert 
finb. Die genannte Urfunbe, beren Original j eben falls fdjon längg 
untergegangen ift, finbet fidj im pfätyfdjen Kopial-Bud? Ho. 929 bes 
©roghe^oglidjen ©eneradanbessHrdfios in Karlsruhe unb lautet, 
mie folgt: 

„IPir fribrid? oon ©ottes genaben 1 ) ic. befennen unb thun funbt 
offenbar mit biefem briff, bag mir unffern lieben getreuen Ejans 
Ebert Ka uff mann big uff unfer ober fein mtberruffen 3U unferm 
fdfultheigen unb amptfnecht mit einem raifjtgeu pferbt wohl geräft 3U 
allen unb jeben unfern fad^en unb gefd?äften im ampt Mosbach, ober 
lüo mir fonft fein bebörffeti, 3U gemärten, getreulich unb miUiglich unb 
männiglich 3U reuten, bienen unb 3U thun, mie er oon uns, unferm 
fauth ober fchultheigen 3U Mogbadj jeber 3eit oon unfert megen be* 
fd?eiben mfirbet, uffnehmen nnb begedeu haben laffen unb thun bag 
hiemit in Kraft big briejfs, alfo bag er oon l?agmersheim aug, 
ba er feine taugliche wohnung hoben foll, ohne unfer, unfers oauths 
unb fchultheigen 3U Mospad? miffen unb erlaubnug oon bannen aus 
bem ampt nit oerreuten fod; er fod auch acht unb uffmercfens hoben, 
mo idft gemerb, anf<hläg ober oerbächtige reutereyen oor äugen meren, 
baburd? ung ober ben unfern nachtheil ober mieberrechtigfeit entgehen 
möchte ober 3U beforgen mere, bag fod er jeber 3eit anbriitgen unb 
helfen oorfommen; fo fod er auch für geh felbgen fein eigenen Krieg 
ober oehebe gegen niemant anfangen, noch führen in feinen ober anbern 
fad^en ohne befonber unfer oormiffen unnbt midigung, noch auch fangen 
jemants bienen, bag uns 3umiber fein möchte. Qiernff hot er ung 
gelobt unb 3U ©oit gefchmoren, ung getreu unb holt 311 fein, unfern 
fchaben 3U marnen frommen unb beges getreulich $n werben , unfere 
geheimbbe, mag er beren er f ehrt, oerfchmeigen unb mie gern eit, getreu* 
lieh nnb dehorfamlich 3« Menen unb 3U gemärten. Unb umb foldyen 
feinen bing moden mir ihme jebes jahrs, bag uff heut bato an unb 
auggehet, burd? einen jeben unfern Keder*) 3U nedarel3, fo jeber 3eit 
bes orts fein merben, uf fein 3imlich quitang 8 ) augriebten lagen 3mangig 
brey gilben, ein holb fuber mein, 3ehn malter fom, 3waugig fing 
malter hohem, eht hunbert gebunbt gro, ein rnagen mit hew unb gelt 
fir ein fommer unb minterfleibung mie anbern feinesgleichen. IPir 
foden unb moden ihme auch jirlichs Me fedjs gölten für pferbt fchaben* 
gelt, mie anbern feines gleiten augrichten lagen, bamit er 3ufrieben 
unb fein ferner fchabengelt, fo lange Me fechs gilben ihme gereicht 
merben, forbem fod, ohn ades gefehrt. 4 ) Deg 3U urfunbt oergegelt 
mit nnferm nggetrueftem fecret. Datum Qeibelberg, ben 22. 3ulii 
Hnno (6(0." 

Wie Ejerr ©tto Kaugmann ferner mitteilt, hot er Me auf bem 
Speicher bes Hathaufes in Efagmersheim aufbemahrten alten ©emeiube.: 
Hften burchfehen lagen unb barunter eine ©emeinbesHechnnng aus 
bem3ohte (62( aufgefunben. Me oon obengenanntem Khnen hergammt 
unb mancherlei 3ntereffantes über Me bamaltgen Gebräuche, (Selb* 
oerhältnige ufm. bietet. Qerr Kaufmann fd?liegt mH bem EPunfdje, 
es möchten geh recht oiele unferer Cef er unb Mitgliebcr ber Mühe 
unterteilen, Me ©efd?ichte ihrer Familie 3U erforfd/en unb Stammtafeln 
analogen, um baburch bas ©ebächtnis ihrer Porfahren nnb ben ge* 
fchichtlichen Sinn 3U pgegen. 


UJtöceüanea. 

ftine iteuermsrtmttg für hie Siegeirammlung fc** 
3Uiert*t«*tr*r*iit*+ Durch gütige Schenfung unferes Porganbs* 
MHgliebs, bes Ejerm Karl Baer, hot Me EPach$?Sif gel? 
fammlung bes Pereins einen fehr fdjägeusmerten Sumadp erhalten. 
Die (40 Stücf mehr ober meniger gut erhaltenen ©riginab Siegel 
gammen fag fämtlich aus Himberg, 3umeig aus bem (6. 3ah r h ut| b*rt 
nnb gnb grögtenteils Siegel oon nürnberger patri3ier*famiüen. Pon 

*) Kurfirg (friebrid/ IV. oon ber pfal3, ber ©rfinber Mannheims. 

*) Permalter ber furfirglichen KeUerei. *) ©ebfihrenbe (Quittung, 

4 ) ©hne ade ©efährbe b. h. biefe Begimmnngen foden unan; 
tagbar fein. 


befannten Familien gnben mir namentlich Me Branb, Derrer, ©rolanb, 
©runbherr, 3mhog, Köhler, paumgärtner, pesler, Hummel, Hotters 
munb, Sdjrayer, Sdjlügelfelber, Schmibmaier, Schürgab, Stromer, 
Cegel, (Eucher, (Eopler (auch Dobler genannt), IPagner nfm. Kugadenb 
3ahlreich ig bie ^amilie Ejaller oertreten mit (9 Sticf, unb |war mH 
ben Pornamen Hnbreas, Bartholomäus, Qans, 3& r 0, Martin, peter, 
Ulrich (2 mal), JPilhelm (2 mal). Bei meiteren 6 Sticf ber Familie 
E?ader ig leiber megen f^led^ter Befchagenheit ber Siegel ber Porname 
ber betrefenben Malier nicht mehr 3U ent^jfem. (Einmal ig anch 
Bartholme Ejader oon Qaitergein (abgebilbet Siebmacher I. 205) oors 
hanben. Pon größeren Siegeln begnben geh bei ber Sammlung 6 Sticf 
nürnberger Stabtgegel mit bem 3ungfrauenabler, 3>»ei baoon fehr gut 
erhalten, ferner 5 nürnberger ©erichtsgegel (mit bem gewöhnlichen 
Ubier) unb meiter ein Stücf mH bem nürnberger Stabtmappen unb 
ber 3ahr3ahl (539 ohne fongige Schrift.*) Bei einem fang gnt ers 
halteneu Siegel bes Kaifers Maximilian ig leiber bas Wappen (hoppelt 
föpgger Ubier) etmas befeft. (Ein fehr gut erhaltenes nnb fchönes 
Siegel ig u. a. bas bes Unton Sebagian oon Kleblsperg (abgebilbet 
Siebmacher IV. (05). Da bie Sammlung jebenfads längere Seit fehlest 
oerpaeft lag, ig leiber auch ein (Teil ber Siegel fehr befeft, fo bag mir 
Me Begimmung oon ca. 48 Stücf noch nicht gelang. 

nahe3U fämtliche Siegel begnben geh in fog. IDachsfchüffeln (auch 
EPadjsfdjalen genannt). (Erg in fpäterer Seit als ber, aus welche? 
bie Siegel gammen, fam ber ©ebraud? oon E^fdjaleu unb Qoljfapfeln 
auf. (Es fpricht alfo auch bie äugere form für bas h°ha Mter ber 
Siegel ((6. 3 a h r ^ un brrt). Had? Mitteilung bes Ejctrn Baer waren 
bie Siegel früher in Kopenhagen, gehörten ber Sammlung eines Qerm 
Jammer an (ber aderlei UUertümer fammelte), famen burch Pergei? 
gerung an einen Untiquar in Berlin unb oon biefem mit anberen 
©egengänben burch Kauf an E}errn Baer. Die Siegel gammen {ebenfalls 
aus einer grögeren, feiner geit wohl georbnet gewefenen Sammlung, 
wie Me an ben meigen Stücfe» noch begnblichen früheren Katalog? 
nummern beweifen. ilcfens. 

% tue ttadjr unbekannte gtatferankttnbe (3 u r © e f 4 i 41 e 
1P e i n h t i m s). Durch ben am 8. Hooember (308 3wifchen bem <Er3bifdjof 
Peter oon Main3 unb ben Pfal3grafen, ©ebrfiber Hubolf unb fubwig, 
3U Caubenbach gefdjlojfenen Pertrag waren Me ©fiter ber Ubtei t orfdj 
in 3wei (Teile gefonbert unb bie pfötjifchen Hechte begütigt worben. 
Die „alte Stabt" JPeinheim unb bas tPajfer bafelbg p a\s verre diu 
march get“ war ben pfal3grafen 3ngefprochen. Uls geh aber balb 
batiad? I)er3og Cubwig um Me faiferliche Krone bewarb, bot er bem 
ITTau^er <£r}blfdjof für feine Stimme 3ur Königswahl, 3« fordf am 
(2. September (3(^, EPeinheim, Üaubenbach, bie Qälfte oon fynnesbad?. 
Me Burg Heichengein, ba3U für Me Kogen (oooo Hl. Silber, für legtere 
oerpfänbete er ihm finbenfels. Diefe ©rte gehörten bem Qe^og aber 
nicht adeln, für bie (Emlöfung ber Burg tmb Stabt EPeinheim waren 
5000 pfunb geller feggefegt worben. — Jal^re (3^^ wodte 
pfal3graf Hubolf IL EPeinheim oon Mains wieber löfen; ber (Er^bifdjof 
nahm aber bie £5fung nicht an. hierüber lieg hoher ber pfal3graf 
am 2(. Märs (3^^ 3U Bingen eine Kunbfchaft aufrichten, bag er bem 
(Ersbifdfof 3U Mains ^* e £3fung ber Stabt unb Burg EPeinheim h<*fr* 
anbieten lagen, Mefer aber folche nicht angenommen habe. (Karlsr. 
(Eopb. 525 a (59). Der wieber oon neuem entfachte Streit würbe oon 
ben „Hünen"**) geflüchtet. Diefe entfliehen am 29 . Mai (344 311 
Bingen 3wifchen bem (Er3bifchof unb bem pfal3grafen Huprecht, bag 
JPeinheim Burg unb Stabt auf (Srunb ber Briefe bes €r3bif<h*fs 
peter ber pfalj wieber 3ufaden fode. EPeinheim fodte ber (Ersbifchof 
3U löfen geben. 3 n 3®*f d ? en maren Streitigfeiten 3wifchen bem Kaifer 
unb bem pfal3grafen ausgebrochen, bie Kurfürgen oon (Trier, (Töhi, 
Böhmen, Sadrfen, fowie Huprecht planten auf bem 3ur Schlichtung bes 
Streites 3wif<hen Main3 unb ber pfal3 angefegten Hetchstage 3U f ranf* 
furt eine Kbfegung £ubwig*s unb bie JPat)l eines neuen Kaifers. 
Kaifer £ubmig hatte Meroon Kenntnis erhalten unb erfdpen mit garfer 
Macht bafelbg, wo bas Heichsgericht einen fir Huprecht nngfingigen 
Spruch tat, ben Mefer gar nicht abgewartet hatte. Kaifer £ubwig 
föhnte gd} mit bem pfal3grafen wieber ans. <Er3bifchof Heinrich von 


*) §>um (Teil fchägenswerte Dubletten, welche eoentued ber Samm^ 
lung im IPege bes (Taufches weitere Erwerbungen juführen fönnen. 
**) Henn Sdjiebsrbhter. 


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251 


252 


Xltainj dagegen übertrug am 7. 3 ult (345 feine Streitfrage »egen 
IDieberlÖfung TDeinheim’s an Me Pfal3 bem Kaifer 3ur dEntfdjeibung. 
( 0 rtg. münden, Qausardjio) 2 tm Kuguff ^3^5 entfdjieb nunmehr 
Kaifer £ubwig ber Bayer 3U Nürnberg in betreff ber £öfung ber Burg 
nnb Stabt TDeinheim bahin, bag bie 00m Beichsgeridjt ^franFfurt 3um 
Bauteil ber Pfal3grafen gefprod?enen Urteile aufgehoben fein follen; 
ba§ bie pfa^grafen 3»ifd?en Iper unb DreiFönig TDeinheim um 
5000 pfunb Qeüer löfen follen; bag, »enn jle es nicht tun, foldje 
£öfung ihnen hoch jeberjeit freipehe für bie gleiche Summe mit Darauf* 
gäbe oon 200 Pfunb für jebes mittlerweile oerfoffene 3 ahr. ( 0 rig. 
UTünchen. BeidjssKrchio. IDü^b. UTain3. Begiffer C 4. (59b. Karlsr. 
<£opb. 525 a *6. (Eolner Cod. dipl. 88. £ünig 8. *34. Dumont Ib., 235.) 
Km 18 . De3ember (345 beauftragten baher bie pfa^grafen nunmehr 
ben (ßrafen TDalram von Spanheim in ihrem Barnen Stabt uub Burg 
XDeinheim oon bem (E^bifdjof in (Empfang 30 nehmen. Kaifer £ubwig 
war oiel 3u Flug, um nidjl 3U wiffen, bag er ben <Er3bifd?of oon UTaht3 
gefdjäbigt hatte. Das gqbistum hatte ihm bei ber Königs wähl groge 
Dienfte geleiffet, es mugte auf alle £äüe (Erfag erhalten. So oerlieh 
er benn bemfelben *346, UTär3 22. 311 ^ranFfurt 8000 pfunb geller 
„oon ber lofung wegen ber Burg unb Stabt iPeinheim" auf ben 
faiferlidfen §oll 3U UTain3. 3 d? taffe biefe UrFunbe, welche pdf bisher 
in ber einfcfclägigen £iteratur nirgenbs pnbet, folgen: 

1346. März 22. 

. Wir Ludowig von Gotes genaden Boemischer Keiser za allen 
ziten merer des Reichs. Enbieten den wisen Laten . . den 
Bürgermeistern . . den Schoepfen T and den Bürgern gemeinlichen 
ze Mentze ansem lieben getrewn unser bald and alles gat. Wir 
lazzen iach wizzen daz wir den erbarn mannen . . dem Schal¬ 
meister . . dem Senger and gemeinlichen dem Capitel des Tams 
za Mentze ansern lieben diematigen geben haben, acht Tusend pfunt 
haller güter werung, von der losong wegen der Burg and Stat 
Wynheim. Und die selben acht Tausend pfant haller haben wir 
in verschaft nf anserm teil dez Zolles ze Mentze. also das si Drey 
Schilling haller da von ynnemen sollen, als lang, bis daz si der 
vorgenannt acht Tusent pfunt gar and gentzlichen verricht and 
gewert werdent Da von bitten wir iuch und gebieten es eu bei 
ansem and des Bichs holden, daz ir si ansem wegen dar of schirmt 
and schaert, and niht gestatt, das si ieman daran leidig nach 
beswär in dhein weis. Geben ze franchenfurt an der Mitichen nach 
sant Gerdmttag. In dem zwei and dreizzigsten iar unsere Bichs 
and in dem Neantzehnden des Kaisertums. 

pergamenLUrFunbe. \ Dorfalfiegel aufgebrficFt. 

(DefeFt.) 

(Original im fgl. Beid?sard}io 3U UTünchen.) 

Ijans Freiherr oon UTfillenheim«Bechberg, 
Dolontär am grogh* (SeneraLfanbessKrdpo in Karlsruhe. 

Pamthrim nnb leibetberg öle ftreiteiibr §djtv*flt*rn. 

Die alte Pfal3grafenftabt am Betfar hatte ihre Heftben3herrlid?Feit eins 
gebügt, bie jüngere Sd^wefter am Bhein war bie (Erbin ber (Bunff be's 
Qerrfhers geworben. Kuf fein (Beheig fchmficften pdf UTannheims ehe* 
bem öbe Stragen mit ffattlichen (ßebäuben, höPfd?er (ßlan3 hielt feinen 
<Ein3ug, unb ein P0I3 ragenbes Sdpog würbe ber HTittelpunFt all ber 
jungen Pradjt. 3 n 2>tefe Seit, ba fjeibelberg trüben unb neibifchen 
Kuges bem unoerhofften (Blficf ber Bachbarin 3ufehen mochte, füllt bas 
nachPehenbe amüfante (ßebidjt, bas geh in ber 1769 erfchienenen Schrift 
„Die untere Pfal3 unb UTannheim 1 ', 5 . 30 zitiert pnbet, unb 3»ar unter 
bem Citel: Kus bem „(Befpräd? $weitr um einen (beliebten 
((Earolum (Eheoborum) eifernben Sdfweßern Qeibelberg nnb 
UTannheim": 

2Do noch oor Fur3em (Bros unb (Braus 
3 n UTannheims (Baffen fepe fagen, 

Da peigt, ba Pei)t ein prächtig Qaus, 

Da prangt ber Kufpug neuer Stragen. 

Karl Philipp 3eigt auch hier fo fort 
Das, was wir an Kuguffus bort 
Unb feiner (Eugenb (Bröge loben. 

Qat nicht, wer mug es nicht geffehn. 

Das Knfeh’n Ulannheims ihn fo fdjon 
Kls jenen bort fein Born erhoben ? 


So erfülltet praefs aus bem tfeibelberger (Bebirge ein unange? 
nehmes (Echo ober biefe Kntwort gegen bie UTannheimer (Ebene 3urücF: 
Dein Schönheit ip nur SchmiuF, natürlich ip bie meine l 
Sag, ob Batur, ob Kunp mit längern Strahlen fcheine? 

Dann wann bie Kunp Dir nicht bie Qanb geboten hätte, 

Du lägeP wirFlich noch in Deinem IDuf begraben. 

Ifier aber brauch’ ich nietet bie fjülf* ber Kunp 3U hoben, 

mir fhmücfet bie Batur ein ui^erfförlich Bette. 

f?ter ip, was fröhlich macht, fogar ber Sit; ber UTufen, 

Da hoch ber UTittelpunFt ber ^urdjt 3U UTannheim ip. 

Drum SchwePer geh unb prang’ mit noch fo frönen Schlöjfem, 

Sie Pehen ja nicht frei oon tobenben (Bewäffem. 

£tttttpt»*rlu an« Ijerjagltdj tmeibrüikifdftm 

tDätjrenb ber fran3Öpfchen Kriege würbe oon ber prunfoollen Kuss 
Pattung ber h er 3 °Sli c h 3meibrücfifchen Sdjlöffer, was an UTöbeln, 
Betten, Damaptapeten, Kunffgegenfänben u. f. w. 3U retten war, nach 
UTannheim geflüchtet unb bort auf bem Speiser ber KonForbienFirche 
auf bewahrt. (Eine im UTai (795 erfolgte Kuf nähme unb (Lagerung 
(im UTÜnchener Beichsardpo <fürffenf adfen II. Spe3ialia £it E fase. 
CXLVI Br. (295) enthält mancherlei 3 n terejfantes. Der (Befamts 
wert würbe oon ben 3ur Scljägung beigejogenen Sadfoerpäubigen auf 
*49 270 (Bulben oeranfchlagt. <Ein (Teil biefer nach ein3elnen glimmern 
unb ihrer §ufammengehörigFeit aufgenommenen UTöbel u. f. w. würbe 
oerpeigert unb fo mag manches StücF aus ehemals he^oglidf 3»ets 
brücfifchem Bepg in bie Qänbe Ulannheimer prioater geFommen fein. 
Unter ben 00m KFabemiebireFtor £amine tarierten UlarmorfFulpturen, 
Statuetten, Dafen unb „anberen Zierraten" müffen f^errlir^e Kunfs 
werFe gewefen fein. XDir führen einige Beifpiele an: „2 weige 
marmorne Camin aus bem Parabefchlaf3immer mit Bronce unb 
Säulen: 2200 fl., 2 graue bitto mit <£onfole nnb Bronce garniert 
aus bem firfchenfarbigen Compagniefaal 2200 fl., ein Camin oon 
grauem UTarmor mit Bronce garniert unb in ^euer oergolbet, aus 
bem parabeoor3immer 770 p., ein (Eamin oon grauem UTarmor 770 fl., 
ein bitto p., ein Kmor oon weigern UTarmor oon 0. IDerfdjaffen 
(Derfchaffeltl) oerfertigt 500 fl., 2 figuren 00m Parabefchlaf3immer 
oon weigern UTarmor (ooo p. . . . ein po^ellanener Kronleuchter mit 
9 Krmen, gemalt unb mit gebunbenen Blumen 77 P., eine (Ente, ein 
Qunb unb 3wei Papageien oon po^ellan 22 p., 3 Dafen oon inbianif<h 
por3eüan 44 p., 2 bitto 6 p., 9 bitto groge oon 3 a P on tt * f* 

Diele ber in biefem 3 noeutar oerjeihneten KunfwerFe werben heute, 
foweit pe nicht in UTannheim blieben ober nach UTünchen Famen, nach 
aüen Bietungen oerfreut fein; oielleicht wäre es möglich, auf (Brutib 
biefer KFten bie 3 b*ntüät bes einen ober anberen Stücfes feg3Upellen. 


Jeiffdirttfen- uittr Büdjerfd|au. 

Unter bem (Eitel Itettlvttrg bt\ grifeeUtepg, feine 

tätfäidjit tttt^ |(rlltttt^ett H hat unfer Dereinsmitglieb Dr. Bubolf 
S i 11 i b einen Sonberabbrucf feiner im „Beuen ^eibelberger Krchio" 
erfchienenen Kbhanblung herausgegeben (qeibelberg, Kommifponsoerlag 
oon (B. Köfter). Die wechfeloolle (Befhichte bes ehemaligen Klogers 
unb fpäteren Jräuleinpifts ip barin in fetjr oerbienftooüer IDeife bar« 
gefeilt; bie Beilagen, UrFunben unb Begepen erhöhen ben hiPonfdfen 
IDert biefer lefenswerten Schrift, bie allen ^reunben bes Becfartals 
empfohlen werben Fann. — (Eine (Englänbenn, bie Ph in §eibelberg 
ben DoFtortitel erworben, Dr. UT. <Eli3abeth Utarriage h fl l (int 
Derlag oon UTa; Biemeyer in fyitle) ölt* bev I»«- 

bifdjtn Itfölf“ herausgegeben, bie Pe in unferer Bacbbarfhaft 
fammelte unb mit ben UTelobien auf3eichnete, wie fe biefeiben 00m 
DolFe oorgetragen härte, lieber ber folgenden (Drte Pnb in biefer 
unter ber Kegibe ber profefforen Braunes^eibclberg unb 3 °ll n UTeier« 
Bafel entfanbenen Sammlung oertreten: BocFfhaft, Bruchfal, Qanbs 
fhuhsheim, Qeibelberg, Kircharbt, BecFargetnach, Büfenbach, Schlierbach, 
Schönmattenwag. Schriesheim, Sinsheim, IDiesloch, IDilhelmsfelö, 
TDtmpfen, Siegelhaufen. Die DrucFlegung ip mit Unterpügung bes 
babifhen UTiniferiums ber 3 u Pi 3 » ^ es Kultus unb Unterrichts erfolgt. 
— ^ur (feier ber (Eröffnung bes neuen progymnaffums in ^ranFenthal 
im September biefes 3 a ^res h a l T)er ^ranFenthaler Kltertumsoereht 
eine intereffante f<hrift herausgegeben (Kommifponsoerlag oon 
frans Saarn in ^ranFenthal). Darin behanbelt fr. gollingersgürich 
auf aFtenmägiger (Brunblage bas £eben unb IDirFen bes 3 <>h ann 3 a ?°£ 
Bebinger ((6 \ 9—;688), ber einige 3 oh re °ls BeFtor ber ^franFenthaler 
£ateinfhule tätig war. 3 °l) ann Kraus*^ranFenthal giebt hier3U 

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253 


254 


in einem einleitenben 2 IrtiFel <Ergän 3 ungen. Bebtnger, ein Spüler unb 
UTitarbeiter bes 21mos (Tomenius, iß in ber Gefetzte ber päbagogiF 
eine merFwürbige perfönlichFeit. 3m 3<*h re *658 berief ihn Kurffirß 
Karl £ubwig nach jranFenthal, « um & en fomenifdjen £ehrweg in ber 

f ranFenthalifchen lateinifchen Schule einjuführen." — Mannheims 
chmeßerßabt auf bem linfeu Bheinufer, bas aus ber ehemaligen 
Hhetnfd^anje ermadjfene £ubwigshafen, bas im 3 a ^ re 1840 nur 90 
(Einwohner jälflte, mürbe *853 3 «r felbßänbigen (Semeinbe erhoben unb 
feierte 1903 fein 50 jähriges Beßetjen mit einer (Einwohne^ahl von 
runb 7\ 500 Seelen. Diefes fchnette IPachstum einer mobernen bjanbels« 
• unb 3nbußrießabt f<hilbert mit einem Büdblid auf bie Gefehlte ber 
Bheiufcban 3 e bas ooin Bürgermeißeramt herausgegebene 3 u Hläums* 
pradjtwerF: ^tfdfidfU ber Stufet $ttfet*ig#l)af*tt am Itlfffft.“ 
Der bem heutigen £ubwigshafen gemibmete (Teil geht in ausführlicher 
IPeife auf alle gweige ber Gemeinbeoerwaltung unb bes Gemeinbelebens 
ein. . Die typographifcbe un & ittuftratioe 2 (usßattung bes 68 * Seiten 
umfaßenben öanbes (Drud non 3 u lius tX>aIbfird? Sc Cie., £ubwigs« 
hafen) iß mußerhaft. — 3 m Verlag von Carl IPinter’s Unioerßtäts* 
budhhanblung in f?eibelberg h°t unfer UTitglieb ITT. ^elbtjaus ein 
ber (ßrßnfettngen uttfe <$tttfe*4mttgttt attf fe*tt @o- 
Heten ber itatarmtfr*ttr4r*ft*tt «ttfe ©oifcittli“ erfcheiuen laßen, 
bas bte Beachtung aller 3 1 lterc ff crlten oerbient. Die 3 eitlid^e Knorb* 
nung wählte ber Perfaßer, meil bas Buch 3 um Bachfdjlagen unb 3 ur 
fehnetten (Orientierung beßimmt fein foti, unb man fann ihm beipflichten, 
menn er in ber Porrebe fagt: „2Us Knhaitg 3 U jeber IPelt« unb 
Kulturgefdßchte, 3 um Hachfchlagen für BebaFteure, £ehrer, Künßler 
unb Sdjriftfteller mirb biefe Meine 2Trbeif oorerß (bis 3 um (Erfdjeinen 
eines berartigen £ejiFons im großen Stil) eine £fide in unferer litteratur 
ausfüllen." (Ein perfonen- unb ein Sadfregißer, beibe fehr ausführlich, 
erhöhen bie BrauchbarFeit bes Buches. — 3« Öen (Togen oom 4 . * 4 . Hoo. 

mirb unter Ceitung oon peter ^ an ft ein in ^irma UTath. £emper^ 
in Köln im Saal ber Bürgergefellfchaft bafelbft bie meithin rühmlich ft 
befannte Kunftfammlung bes Kölner Bürgermeißers Karl (T h e w a It 
oerßeigert (Ein reich ausgejtatteter Katalog biefer eine fülle h eroor? 
ragenber Kunß* unb 21 ltertumsfchätje enthaltenden Sammlung, ben bie 
genannte f irma mit jahlreihett, prächtigen 3 ^ u t^ rat * onen * m Dntd 
oerößentlidjt h a *» Hegt in unferm BibliottjeFfaal 3 ur (Einßdjtnahme für 
unfere UTitglieber, bie ßdj baftir intereffieren, auf. Cs bürfte fich 
feiten eine ähnliche Gelegenheit 3 ur (Erwerbung heroorragenber UTu* 
feumsßüde bieten mie bei biefer Kölner Ch en > a l* : ^ u Hion. — Don 
unferem Pereinsmitglieb, Dr. med. Schönfelb, ber oor menigen 
UTonaten eine auf überaus fleißigen Stubieu beruhenbe Schrift über 
♦>9ae fiüttta von oerößeutliht hot, mürbe uns ein 

(Teil ber 2Tußage biefes fehr lefensmerten unb alle Ciuheimifchen 
ßcherlich interefßerenben Sd?rift 3 ur unentgeltlichen 2 Jbgabe an unfere 
UTitglieber überlaßen. Diejenigen, bie bas Buch 3 U erhalten münfhen, 
mögen ßdj an ben Pereinsoorftanb menben. 


BeuerU>crbun0en mttr Schßnftnit0ßit. 

XL. 

(2*. 3wli bis 20 . 0Ftober * 903 ). 

II. Ult# ptttelftlfev tut* itenfrit. 

A 248—250. Cürbefchläge, in (Eifen getrieben, oe^innt, 00 m 
ehemaligen UTühlaufchlößdjen. (Gefd?enFt oon Qerrn Kr<hiteFt 
Bug. £ubmig.) 

A 248. (Ein paar längliche Cürangeln (37 cm lang) mit "Kloben, 
A 249. (Eine (Türangel (j6,5 cm lang) uon runblicher ^orm, 

A 250. (Ein paar XPinFelbefchläge 25,5X25,5 cm. 

A 251. 21 bl er mit ausgebreiteten Schmingen, Bogen unb Pfeil in 
ben Rängen holtenb in Bhmbaumhol 3 gefchniftt, fchmar 3 bemalt 
unb teilmeife uergoloet. \ m breit, 60 cm hoch. Bnfang \% 3 a ^ r h. 

A 252. Buntbemaltes Heliefbilb ber 3 Könige, in £jol 3 ges 
fchniftt unb umrahmt. 4 ^ 5 X 34,5 cm. JTTitte ^ 9 . 3ahrl). 

A 253. (Tonrelief w ber politiFer". 27,5X18 cm. XITitte 19 . 3 a h r ^l- 

B 207. 21bguß ber ginnplatte uom Grunbßein ber alten Kird?e 
in ^friebrichsfelb in gebranntem (Ton, 3 meifeitig, 2^x^7,5 cm. 
(GefdjenF oon Qerrn proFurift G. Qenn 3 e, Jriebrichsfelb.) 

B 208. Bruchftücf eines GemarFungsfteins mit 3wf<h^ift: BU 
fchofsßab mit S unb 3ahres3ahl (7(4- 21*^ bem fogen. SchnecFenhof 
im Schloß. Hoch 24 cm hoch, 23 cm breit. 

C 428. KaffeeFanne oon (Ton, gelb mit braun. UTit DecFel 24,5 cm h* 

C 429. besgl. weiß. * 9,5 cm hoch. 

C 430. (DfenFachel non Con, gefhmär 3 t, mit attegorifcher Dars 
Peilung im Barocfpil. 39 X33 cm. (A 252 u. 253, C 428—430 
GefchenFe bes ^errn 3 n P a H a ^“r Qeinr. £eonharb.) 


C 431 u. 432. 3u>ei0fenFachelnimBarocfftilmitjeeinemporträt; 
ntebaitton, mit Umschrift CHVR COLEN unb CHVRPFALTZ 
(Karl £ubmig). 46 X 43,5 cm. 

C 433. IPeißer irbener (Teller, bemalt, mit 3nf<h r tft: ß*be 
mich allein ober laß es gar fein. UTit bem llTosbacher Seiten, 
um ^790. Dm. 22 cm. 

E 565. Buntbemalte Qo^truh* (Botbuche) im BauemfHl aus 
bem Shma^malb mit 3 a ll res 3 a M (883. 32 cm lang, 19 cm 

breit, (2 cm hoch. 

E 566. ^lö^emer StiefeUiehtr (<2fd?e) a. b. 19 .3 a *l r k 5 lcml. 
(E 565 unb 566 gefchenrt uon Qerrn lYTajor Seubert). 

E 567. ITl ef fing leucht er, glatt, profiliert. 30 cm hoch» Um 1 850, unb 

E 568. §mei UTabonnenbilber unb ein lädierter Qo^bedel. 
(GefchenFt oon Qerm 3 n P a H a * eur £eonharb.) 

E 569. Begenfchirin uon roter Selbe (1^5 cm Durchm.) mit pro« 
ßliertem Qo^griß (Birnbaum), m cm hoch* <Enbe ( 8 . 3®^. 
(GefchenF oon ^rau K. Keipp.) 

E 570—572. Drei Sonnenfchirme, ber eine mit Spieen unb 
Stoßblumen. * 9 . 3 a *T r ^- (<ScfcheitF oon Qerm SchirmfabriFant 
Schmibt.) 

E 573. gehn Stücf UTöbelüber 3 Üge oon gelbem £eber, teilmeife 
bemalt (mit 21nßchten oon UTannheim unb Shmegingen), aus bem 
Befit; ber jamilie Schuld (830. (GefchenF oon £rau 21 und 
Bölling, Cubmigshafen.) 

E 574. Babifches Gllenmaß oon Kirfd?baumho 13 , eingelegt. 73 cm 
lang. Um *850. (GefchenFoon ^erm friebr. £ömenhaupt jun.) 

E 575. HähFloben oon Gußeifen, 311 m 21nfchrauben am Hähtifdj, 
Delphin auf reich oerjiertecn ^uß. 22 cm hoch. Um ( 840 . 

E 576. StridFbeutel (BibiFül), oon meißer 5eibe mit bunter 
SticFerei, mit Seibenfchnüren unb 0naßen. 25 X 24 cm. (Enbe 

18. 3 a h r h- 

E 577. Dasfelbe mit Spieen unb perlenbefa^ (7 X 18 cm. 

E 578—582. gwef pfeifenFöpfe oon UTeerfchaum, ein (Tigarrenetul 
oon £eber, ein geßidtes DifitenFartentäfchchen unb ein Brief« 
befchmerer mit Stiderei. 

E 583. Battiß«(Tafchentuch mit (Täfelten für bas 0pfergelb, 
geßidt, mit Hamens 3 ug ber Befitjerin, £uife geller, Schmeßer bes 
Begrünbers bes 21ltertumsoereins. Um *830. 

E 584. Botfeibenes (Taf<hentuch mit buntgebrucFten, auf ^riebrid? 
b. Gr. bejüglichen Darßettungen. 75 X 75 cm. (Enbe b. *8. 3«h rI N 

E 585. Baumwollenes (Tafchentuch, rot unb weiß bebrudt, mit 
auf Hapoleon I. be 3 Üglichen polemifchen Darßellungen, mit eng« 
lißhem unb (fehlest überfextern) beutfehem (Teyt. * 8 * 2 . (E 584 
unb 585 GefdftnFe bes fyvvn Stabtoerorbneten 3- Ceoi.) 

F 315. Ifausfäppchen oon Sammet, mit bunten perlen geßidt. 
(Ehemals (Eigentum bes prioatmanns Phil, geller, Begrünbers 
bes 21Itertumsoereins. (E 578—583 unb F 315 gefchenft oon 
Qerrn Dr. Beringer.) 

F 316. BrautFrone (Schäpele) aus ber weßlichen Baar (Sdfma^« 
walb) mit reifem ^Plitterfchmud. 21 nfang *9. 3 a W. 17 cm h<><h/. 
*4 cm Durchm. (GefchenF oon Ijerrn IHajor Seubert.) 

H 1053. 211 fen«Kreu 3 (* 864 ) am Banb. (GefchenF oon fjerrn 
£eop. THierf 

K 209. Krujifig oon fchwarjem Q 0 I 3 mit UTntter Gottes, Qeilanb 
unb 3 nfchrift oon HTefßng. *4 cm lang. * 9 . 3 a tyfy (GefchenF 
oon t)erm 3 n f^ a Hateur £eonharb.) 

K 210. gmei preisbiplome ber hießen Qöhern Bürgerfhule 
0 . 3 . *856 unb *857. (GefchenF oon Qerrn Dr. Beringer.) 

O 104. Perlofungs*(Trommel oon pappenbedel auf ^o^geßeü, 
oerwenbet jum Perlofen ber UTannheimer (Theaterbaufchulbfd^eine. 
30 cm hoch, 40 cm lang. 

P 114. Bennfchlitten mit reifer fjoljfchnitjerei, bunt bemalt 
unb teilweife oergolbet, 3 weifpännig. £änge 3,*o m (ohne Deichfel), 
Breite *,35 m. Um 1750. (GefchenF bes ^errn ^abriFanten 
0tto Kauffmann.) 


TL gilberfaimttltmg« 


93 g. XU an n heim, plan oon UTannheim u. £ubmigshafen a. Bh. 
ca. *875. £ithogr. oon 5. Bühler, UTannheim. ca. 50:36. 

92 ad. UTannheim (Stabtbilb aus ber Pogelfchau). 21ufnahme 
unb geichnung oon (Th. bjedel *850. %mb 3 eichnung. (Deponiert 
oon ber St abtgemein be.) 36 , 9 : 59 , 6 . 

92 ag. UTannheim (Stabtbilb aus ber Pogelfchau) ca. *860. 
Gejeichnet oon (Thr. f^edel, Stahlßich oon 3°h- Poppel. Perlag 
unb (Eigentum oon (Thr. bfedel in UTannheim; Original« 
51 a h l p l a 11 e 45,5 :66 (Bilbgröße 36,7 : 60 ). Deponiert oon ber 
Stabtgemeinbe. 


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Goo^ 1 



266 


256 


A 92 am. Ulannheims£ubi»f g $hafe« (ans ber Dogelfchau). 
Entmorfen »an E. Brenjtnger, 3- Dertjas del. |869. £idjtbrucf 
»on 3. Albert, München. D erlag »on K. ferb. ßerfel (mit brei 
»tjotograftyfdjen Aufnahmen M er 3 l 0 26:90,9. deponiert »on 
ber Stabtgemeinbe. 

A 101 cf. mannte im. Deteranenmonument auf ben «geugljaus; 
planfen (erfunden »on Profejfor ft etter, ausgeführt von 

Ift. Arnolb, Bildhauer^. Ha<h ber tlatur nnb auf Stein gejeidpiet 
»on ITl, Arnolb. Steinorncf »on S. Buhler in Mannheim. 58:98,5. 

A 134 h. Mannheim. Das ehemalige Mühlaufdflögcheii, fyaupU 
faffabe. Photographie. 50:93. 

A 146. Mannheim. Das Kafinogebäube. Steinbrucf »on ID. IDur* 
mell in Mannheim ca. 1860. (Deponiert »on berStabtgemeinbe / 
3n». 5. 155 Zlo. *390). Blattgröge 27:19- 

A 146. Mannheim. Das effemaltge Schieghaus, abgebrochen bet 
Anlage bes Couifenparfes (897. Dorbers unb Hücfauficht, 3®ei 
Photographien. 12 : 17. 

A 146. Diannbeim. Ehemaliges Sdpnucferffches fyms in E 7. 22, 
Hheinßrage, niebergelegt 1 902 / 3 . Photographie »on < 5 . Ctllmann? 
Matter. 20:28,5. (<Sefd?enf bes Qerm Direftor Ben fing er.) 

A 146. Mannheim. Das Qaus M \ vor bem Abbruch (Aletter’fche, 
früher Bensheimer’fche Bud^hanblung). Photographie »on Eidmann; 
Matter. 30:27,5. 

A 146. Mannheim. Das ehemalige £angeloth’f<he Qotel je ben 
„Drei eßloefen" P 4. 5 (jetjt „Katferhof"). Kolorierte £{anb» 
3ei(hnnng »on p. Qanfer isst. 17 : 23 . (eßefdfenf bes Qerm 
Eäfar f attgeloth ) 

B 265 f. jmingeftberg a. Bergftrage. Anficht mit Emblem unb 
Sprühen, Kupferftich aus Meigner 17. 3 a ^* 1° : 15. (eßefetjenf 
bes ^erru Augujt XDÜrth.) 

B 265 g. Jmingenberg a. Zlecfar. Kupferftich ca. I8|0 »on£.B. 
(£ambert von Babo). 20,5:26. (eßefdjenf bes Qerrn Auguft 
IDÜrth.) 

B 257 g. Karte: Staaten ahm Hhein unb Hecfar aümo ein theil 
bes Bifd^thumbs Speyer, ber pfalij, Herfcogth- IDürtemberg ufm. 
3U finben. Durch Zlicol. Perfon, Kupfernerer uubt 3ngenieur 3U 
Blaintj. Anno 1694. (Die Stfibte Mannheim, Qeibelberg, Bruchfal 
unb Speier flehen in flammen.) 36: 48. 

C 160 f. 30bann Eafimir, pfaljgraf bei Hhein, Kusjug mit 
Kriegsoolf. Anno Dni 1676 im 8. Decemb. 21: 27» 

C 192 g. DIa5 3afeph, Kurfürfl von Bayern f 1777. Carolus 
Maximilianen Josephus D. G. Elector Bavariae Dux et infer. 
Palatinatui. Kupferftich 3* <£• Offner exc. A. V. 45: 33. 

C 207 d. Philipp, pfaljgraf bei Hhein, faiferl. (Seneral, Sohn 
Hugnfts »on Snljbach, geb. | 63 o, geft. | 703 . Bruflbilb mit Untere 
fdjrift: Philippue Comes Palatinus Rheni etc. Princeps Sultz- 
bacensis etc. 

E 119 p. von Htnj, Karl, 0berftunbKommanbeur bes II. Bab- 
(Srenabierregiments König von preugen, f 18. Dej. 1870. (3« 
ber Uniform bes £eibs<Srenabierregiments.) phoiogr. 7,2 X 5 cm. 

E 133 a. Schiller. Bruflbilb in Umrahmung. Eemalt »on 

21. <5raff, aeftochen »on E. 5cberff. „Die fpredfenbjie Aehnlichfeit 
ifl »om Sohne bes Dichters öffentlich bemahrheitet." ©riginal; 
fupf er platte. Bei ber Unterfchrift ifl na^träglich nodThinju; 
gefügt in ber Mitte: Karl Hau, Mannheim unb rechts bas Datum: 

22. 2. 1815 . 21 uf ber Hficffeite ber platte ifl eingra»iert: 
22 flen Februar isiß angefangen ju ftechen. 34 , 5 : 26 , 2 . 

TIL £rd|i*. 

Bb. fehrbrief („Abrieb anb ^anbelsfunbfchaft") ausgeflellt »on 
3 bhann IDilcfhaiifen, Bürger unb fymbelsmann in ^etbelberg für 
Peter Hancamp, Sohn bes poflmeiflers in Elberfelb, ber in 
feiner f)anblung »on 1722—26 als „fjanbelsjunge" gelernt hat. 
Heibelberg, 19. September 1726 . pergamenturfunbe mit Unter* 
fchrift unb anhättgeitbem Siegel bes Ausfteflers. ((Sefdjenf bes 
He rrn finanjrat ft) Hefe ns.) 

VIII. gihliotl>*k- 

A 1 fd. Key gier, 3 alt- <8eorg. Helfen bur<h Deutfchlanb, 
Böhmen, Ungarn, bie Sch»ei3, 3taüen unb £othringen. Ulit 
einer Dorrebe »on bem £eben bes Derfaffers herausgegeben »on 
(ßottfr. Schüße. Hannover 1776. 2 Bbe. 4 0 . XCII. -f- 1556 + Heg. 

A 273 g. (Sengler, (ßottfr. £)einr. Ueber bie beutfehen Stübte- 
pri»ilegien bes 16., 17. u. 18. 3 a hrh. Erlangen u. £eipjig 1901. 
44 5. (S. 21. aus ber Jefifchrift b. Uni». Erlangen.) 

A 324 ct. ©tte, Q ein rieh. (Slocfenfunbe. Ulit fy>l3fdritten unb 
2 lith- Cafeltt. 2. 21ujl £eip3ig I884. VI. 220 5. 


B 70 1. Hofenberg, Ularc. Babifche Sammlung. Qeransgeg. 
»011 Brambach, gangemeifler, ^auef, UI. Hofenberg. I. 3afd?riften, 

II. Urfnnben tc. bis 1650. IV. Bab. Uniformen. V. ffanbfTriften. 
3n 3 Qeften. Karlsruhe 1896-99. 

B 178 f. IDeig, UI. Eh- Histoire des r6fugi6s protestants de 
France. 2 tomes. Paris 1853. XI. 440 + 455 S. 

B 321 &t. (Sörringer, UI. pirminius. (Sefchichte bes (infen 
Hheinufers, »o^uglich ber bayr. j>fal3, »on ben Ülteflen feiten 
bis auf Karl b. (Srogen. gmeibruefen 1841. VI. 414 S. 

B 336 m. £auterborn, Hobert. Beitrüge 3ur jauna unb lora 
bes ©berrheins. Einleitung unb I. (Degetationsbilb bes PfAljer= 
i»albes aus bem 18. 3 a h r hO £ubi»tgshafen 1903. (5. 21. aus 
poüichia 1903.) 21 S. 

B 887 b. pf aljgrüfin Elifabeth (Königin». Böhmen). Briefe 
berfelben an ihren Sohn Karl £ttbt»ig von ber pfalj. 1650—1662. 
Qerausgeg. von 21nna IDenblanb. Cfibtngen 1902. XXXII 
224 S. (£itter. Derein in Stuttgart. 228. publifation.) 

B 389 pd. £riebemann, Hubolf. £ifelotte unb bas Eh^ter 
£ubs»igs XIV. 8 S. (2(uffa& in Bühne unb IDelt. V. 14.) 
Berlin 1903. 

B 559 t. Der Hheinifd?e Bunb. Eine Seitfcbrift hißor.srol.« 
flat.^geogr. 3 n h a its. l^erausgeg. »on p. 21. IDinfopp. ^ranrfurt 
1806/1813. Qeft 1—54 in 9 Doppelb&nben. £>eft 55—60, 65 
ungebunben. 

B 582 t. Hheingaufreis. Eine befhreibenbe, flatifüfche n. gefh. 
Darflellung. Befchreibung n. Statiftif 1891—1900 »om Krebaus* 
fchug. (Sefchichte von Dr. Hichter. Ulit Karte. Hübeshtim 
1902. 4 0 444 + 259 5. 

C 61 t. Scriba, ©tto. Ulitteilungen aus ber Kirdjengefdeichte 
bes Kirchfpiels Erbach i. ©. Erbach 1898. 87 5. 

C 125 m. © tiefen/IDil heim. Stabt, Sdjlog unb ßochfdnile 
Heidelberg, (^eflfchrift 3um 8. beutfehen 3 ur iftcntag 1869.) 
Heibelberg 1869. XXXHI + 95 S. 

C 162 d. Ularquarbfen, QetnrIc^. Karl 2Ibolf ». Dangerot» 
unb Hobert ». Ulohl. (Sur 500 jährigen Stiftungsfeier ber H'ftcl* 
berger Uni»erfttät.) Erlangen 1886. 14 5. 4 0 . 

C 167 p. Hlrfd?, ;fritj. Don ben Uni»erfttütsgebäuben in %i^ - 
berg. H e ^ e lberg 1903. 129 5. 

C 169 g. UIarcf s, Erich- Die Uni»erfität Qefbelberg im 19. 3°^^- 
ifeflrebe am 7. 2lug. 1903 gehalten. 1903. 45 S. 

C 193 p. Karlsruher Ulufiffejl 185 3. programmbuch. 
Karlsruhe 1853 . 20 5. 

C 200 t. poppelreutfftt, 3°f e pl?* römtfehen Altertümer 

bes lDaÜraf*Hicharg-UIufeum 3U Eöln. EÖln 1902. 43 5. 

C 220 p. 30ft, Ebuarb. 3 ntcre (fa nte Daten aus ber 600jährigen 
eßefdjichte ber Stabt £anbau. £eip3ig utib £aubau 1879. 52 5. 

C 256 bt. DI an n heim. Senbfchreiben eines 21r3tes an feine Ulit* 
bfirger 3U Ulannhevm über ben (Sebrauch unb Uligbrauch ber 
Hheinbdber. Ulannheim, 26. Ulai 1778. 15 S. 

C 303 h. Ulannheim. freiwillige f euertoehr. feftfehrift 
3ur feier bes 50 jährigen Beflehens am 20.—22. 3 uu i 1903. 
Ulit 21bb. Ulanttheim 1903. 102 S. 

C 335 d. Ulannheim. Die ^yeillggeiftFirche. feflfchrift 311 ihrer 
Konfefration 15. UIär3 1903. 56 S. 

C 374 gd. Ulannheim, Dh ill ? armon *f i her Derein. programm¬ 
buch 3um Beethooen^fefl April 1903. Ulannheim 1903. 28 5. 

C 507 t. fr auf, ID. Kirchengefchichte ber Diöjefe Sinsheim. 
Sinsheim 1878. 31. S. 

D 9 md. £ifl, tDilly. franj, reg. Eraf 3U Erbach. Heue BeG 
träge 3U feiner £ebensgefchidjte. Stragburg 1905. XI. 223 S. 

D 21 df. Des Herrn von Ko $ ebne Derbamtungsretfe nach Sibirien 
(in ©lag, 3 afob, Ulerfmürbige Helfen in frembe IDelttcilc. 

III. Eeil.) fÜrth 1803 . 226 S. 

D 49 pc. [Schman, E. f.] Anecdotcs rusnet ou lettres d’un 
officier allemand & un gentilhomme livonien, ßcrites cn Peters- 
bourg en 1762, recueillies ct publißes par C. F. S. de la Marche. 
£onbon 1764. 230 S. 


Demnächfl erfcheint im Der lag »on Hemnich in Olattlheim: 

-0t friedricbsfeld 

6ef<bid)te einer pfät;ifd>en Hugenotten Kolonie 
DOlt Dr. $. Wolter 

(Sonberabbrucf aus ben Ulannheimer (Sefchichtsblättem, mit »erfchtebenen 
Abbilbungeii.) 


Perctnttoortlid} für Mt Bebaftton: Dr. ^rtebrtd} Kalter, IHann^ebn, C 8, tob, an ben fämtlidt* Beitrflge 30 abreffleren fbtb. 
S&r ben materiellen Jnl^alt ber Urtifel fbtb bie mitteüenben oerantiPOrlRd}. 

Derlag be» Ulannbeimer Bit ertamso er eins V., Vtu& ber Dr. 8- 6 a «* 1 fdten B ttdjbr u<f er ei ©. nt« 6. 8* In tMarnibetm. 

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1 Olarmbeh n. 

rOOgle 


Mannheimer ßefchkbtsbläiter. 

rnonatsebrift für die Geschichte, Altertums- und UolKsKunde lHannheims und der Pfalz. 

fyrausgtgtben vom (ßannbeimer Hltertumsvemn. 


Erscheint monallid) im Umfang von i—iS Bogen und wird den mitgliedern des tllannheimer Jlltertumsvereins unentgeltlich zugestellt, für nichtmitglieder 

beträgt der jährliche flbonnementpreis Ittk. 3— Einzelne nummern.- 3* Pfennig. 


IV. Jahrgang. 


Beientta 1903. 


Bo. 12. 


gnt^aCf. 

Ittitteilungen aus bem Kltertumsüereiii. — Dereinsoerfammlung. 
— 0ff?3iere unb ITlilitärbeamte bes Kurfürftcn Karl £ubrotg aon ber 
Pfal 3 . Pon Dircftor Dr. ITT. (E tja mm in ITTontabaur. — Berlio 3 ’ 
Befudj in IHanntietm. — Babifdje tyflorifdje Kommifjton. — IHis* 
cellanea. — Heuenuerbungcn unb Sdjenfnngcn. 


Pittriliigm ns )rw JUtrrturaeprrrii. 

3n ber $«f|litnN|^lttt0 Pom (6. Hopember würbe 
ein Schreiben bes fjetrn Kommerzienrat unb ©eneralfonful 
Keif zur Kenntnis gebracht, worin berfelbe für bie (Er¬ 
nennung z um (Ehrenmitgliebe bes Kltertumspercins feinen 
Danf ausfpridjt mit ber Perficherung, bajj es ihm ftets zu 
befonberer ^rcube gereichen werbe, „bie 3 n tereffen bes für 
bie Stabt Mannheim unb ihre ©efchtchte fo wichtigen 
Pereins nach beften Kräften zu unterftiitjeu unb ju fötbern." 

— infolge gefchäftlicher Heberlaftung hat ft-h bas Pot* 
ftanbsmitglieb fjerr Hubolf Paffermann peranlafjt 
gefehen, bas t>on ihm feit (895 perwaltete Kntt bes Kech* 
ners mit Enbe biefes jahres nieberzulegen. Der Porftanb 
fprach ihm für feine mehrjährige freunbUcbe unb erfolgreiche 
Mühewaltung wärntften Danf aus unb ernannte zu feinem 
Hachfolger £)errn Karl Baer, ber ftch h* er 5 U in freunb* 
liehet tDeife bereit erflärte. — Heber bas bisherige Er* 
gebnts ber Sammlungen würbe berichtet (ftehe nnten). Der 
Pereinsbietter, ber in biefen Cageu bas Buch-' Pr. Karl 
f?aucf, Kurfürfl Karl £ubwig pon ber Pfalz, ^ en tjicfi^cn 
Mitgiiebern als Pereinsgabe für 1903 zuftellt, ift beauftragt, 
gleichzeitig bie noch ausftehenben Sammlungsliften abzuholen. 

— Ein hochherziger 5 rem, b bes Pereins, ber nicht genannt 
fein will, h fl t für Kusgrabungszwecfe bie Summe pon 
1000 Mf. geftiftet, wofür h*rzlichft gebanft wirb. Mit 
Danf würbe ferner zur Kenntnis gebracht, bafj fjerr ^ab» 
rifant E. Schweizer bem Perein eine biefem zum Kauf 
angebotene wertpolle Sammlung alter Fingerringe aus bem 
f7.—\9. 3<ih c hunbert zum ©efchenf gemacht hat. — Kuf 
Anregung unb burch gütige Permittlung bes fjerrn Dr. B e* 
ringer hat Seine Durchlaucht ber Herzog pon Kreubetg 
in Brüffel eine Kbgujjform ber in feinem Beft$ befinblicheu 
Porträtbüfte Poltaires, bie ber Bilbhauer Perfchaffelt 
1760 in Mannheim angefertigt h a h jum ^weef ber Ent* 
nähme eines ©ipsabguffes zur Perfügung geftellt. Fü r 
biefes hochfinnige Entgegenfommen brachte ber Porftanb 
feinen Danf zum Kusbrucf. Danf gebührt auch einer per* 
ehrten ©önnerin bes Pereins, bie, ohne bafj ihr Harne 
genannt werben foll, burch eine ©elbfpenbe für bie Koften 
bes Kbguffes auffam. — tDegen Krbeitsüberhäufung bes 
Bibliothefars Dr. ID a 11 e r hat ftch §err Profeffor € a s p a r i 
freunblichft bereit erflärt, einen Eeil ber Bibliothefgefchäfte, 
insbefonbere bie Erlebigung bes Eaufchuerfehrs, $u über¬ 


nehmen. — Kuf bet ©eroanit Qochftätt bei bem ausge* 
gangenen Dorf Kloppenheim (©emarfung Secfenljeim) 
würben Kusgrabuttgen porgenommen, bie bis je£t u. a. 
ein Btanbgrab aus ber Bronzezeit zu Cage geförbert haben. 
Die in ^eubeitheint geplanten ©rabungen, beren Pornahnte 
ber Kreisausfchufj Mannheim unb bie ©rofjh- IPajfer* unb 
Strafenbauinfpeftion fjeibelberg bereitwilligft geftattet hatten, 
fonnten ber örtlichen Perhältniffe wegen nicht ausgeführt 
werben. — Das Porftanbsmitglieb £}err Karl Baer 
berichtete über bie Perfteigerung ber Chewalt’f<h en 
Sammlung in Köln, ber er als Pertreter unfetes Pereins 
beiwohnte. Kuf berfelben waren etwa 30 beutfehe unb 
auslänbifcfje Mufeen pertreten, bie auf ©runb ber ihnen 
für biefe Gelegenheit zur. Perfügung geftellten auferorbent« 
liehen ^ufchüffe (in fjöhe pon (0000—(50 000 Mf.) eine 
Keihe bebeutenber Knfäufc bewerfftelligen fonnten. Unfer 
Perein war bei feinen befcheibenen Mitteln natürlich nicht 
in bet £age, neben folgen Mitbewerbern aufzufommett, 
aber immerhin fonnten im f)inblicf auf ben ermutigenben 
Erfolg unferes Kufrufs Knfäufe im Betrag pon etwa 
600 ITlf. gemacht werben. — Unferem ©efuch um Heber* 
laffuug ber ehemaligen Schulfirche in L (. ( z uc Einrichtung 
eines Mannheimer Stabtmufeums (pgl. Ho. 3 unb 6 
biefes 3 a h r 9angs ber „©efchichtsblätter") hat bet Stabtrat 
in feiner Sifcung porn 5. Hopember (903 in banfenswertefter 
IDeife ^olge gegeben unb weiterhin unterm (2. Hopember 
Zu ber mit ^uftimmung bes Bürgerausfchuffes (pom 4. 3uli 
1903) befcfjloffenen Kusfcheibuttg ber hiflottfch wertpollen 
©arberobeftücfe, Möbel unb IDaffen aus bem fjoftheater- 
funbus z u 'h rer Kufftellung burch ben Kltertumsperein 
in bem geplanten Stabtmufeum unb zur Befchaffung bes 
Erfafes für bas Eheater bie nötigen Pollzugsbeftimmungen 
getroffen. Der Porftanb beauftragte eine engere Kommifjton, 
perfchiebene hiermit in ^ufammenhaug ftehenbe fragen einet 
genauen Prüfung zu unterziehen unb bementfprechenb über 
bie Einrichtung unb ben Betrieb biefes Hlufeunts Porfchläge 
auszuarbeiten, auf ©runb beren bie weiteren Perhanblungen 
mit ben ftäbtifetjen Behärben gepflogen werben follen. — ^ur 
Kenntnis würbe gebracht eine Einlabung bes hiflorifchen 
Pereins für bas ©rofjh*rzogtum fjeffen auf Mittwoch 
(8. Hopember zu einer Befichtigung bes ©rofh- Kabinetts* 
mufeums in Darmftabt. 


* 


* 


* 


Montag, ben 7. Dezember, abenbs */ 2 9 Uh c » ftnbet 
im bjotel Hatioital ber 111. Jltfeittealiettil ftatt. t)err 
Karl €hrift-3i«öelhaufen wirb über „Die ^ifcherei 
im Hhein unb Hecfar in alter £eit" portragen. Hnfere 
Mitglieber unb ^reunbe finb mit ihren Kngehörigen zu 
Zahlreichem Befucfj eingelaben. 

♦ * 

* 


Kuf uttfern Kufruf h’ n ftub ferner bis zum 20. Ho* 
pember folgettbe erhöhte 3 a h res ' un ^ einmalige Bei¬ 
träge.* (leistete in Klammern) gezeichnet worben: 


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259 


260 


©buarb ^orftec (OZTTf.; Dr. ^riebr. ©ttgelhorn (OZTTf.; 
,^rau Dr. $elbbaufch (0 ZTTf.; ZTTar ZTTay 15 ZTTf. (25 Ott.); 
2JLÖolf ©engenbad) 20 2Tlf.; Zlug. ©egenbad) 20 ZTTf.; 
^riebr. Rippert (0 ZTTf.; i}erm. £öb»Stern (0 ZTTf.; (Emil 
pfefferforn (2 ZTTf.; Dr. ß. ZDalter (0 ZTlf.; Canögcrictjts* 
rat ^reitj. oon Oufd) 20 ZTTf.; ©. 2 t. ©gelijaaf 20 ZTTf.; 
fjeinr. ZÜtngfpor 20 ZUf. (50 ZUf.); 2t. tüeru, Qeibelberg 
(2 ZTTf.; ^rau Kommerzienrat f). ZTTohr 20 ZTTf.; Kom¬ 
merzienrat 2t. Röchling 20 2Tif.; Stabtrat 8 . Jjerfdjel 
25 ZTTf. ((00 2Tlf.); 3of. £j. Cent 20 ZTTf.; 3°f- fjoffmann 
(Zjilbaftr.) 20 ZUf.; <£rc. ©ei). Hat 5 ce *fy- Don Oufd), 
Karlsruhe 20 ZUf.; 3 a ^- Straus (0 ZTTf.; paul Singer 
(0 ZUf.; ©tto propfyeter (0 ZUf.; K. tDeig (2 ZUf.); 
©mil ZTeumann (2 ZTlf.); fj. ZUayer (( ZUf.); H. Hittner 
(5 ZUf.; Prof- ©berfjarb (0 ZUf.; 2tboIf ZUayer«Reinaci) 
20 ZUf. (50 irtF.); Couis £?itfcf} 20 ZUf. ((00 ZUf.); ©ei), 
ijofrat Zjaug (5 ZTlf.; Dr. ZU. Benfinger (0 ZUf.; Sally 
Züeil (5 ZTTf.; 5 rau <2mma ©raumann (0 ZUf.; ©. £). 
ZDillftäbter (5 ZTlf.; 3 u l- ZDillftäbter (5 ZTlf.; CubtPtg 
ZDillftäbter (5 ZTlf.; £)ernt. Steijnfen (0 ZTlf.; S. 5 ra,, f 
(0 ZTTf.; Cubtp. Kramer 20 ZTlf-; ©tto Kal)n, ZTeiP-lJorf 
(250 ZTTf.); Prof. ZDeubling (5 ZTTf.); Ungenannt ((000 ZTTf.); 
Ungenannt ((00 ZTTf.); ©b. Sd)n>ei(;er ((7^ ZTTf.); ^rau 
Prof. Zjoffmann geb. Clentm, £)eibelberg (0 ZTTf.; Couis 
S. ©iefet (20 ZTTf.); ^ri| ©efterlin sen. 20 ZTTf.; ^ri£ 
©efterlin jun. 20 ZTTf. 


2 tls PH 0 Ü()l(r mürben neu aufgenommen: 

©isner, ©eorg Bilbijauet ZTTittelftr. 38. 

^tanf, Simon Kaufmann Beethopeuftr. 5. 

Ceoi, 3of. £}. Stabtoerorbneter Prinz ZDilt)elmftr. 25. 
ZUeyer-©erngtojj, Couis Kaufmann Ztfabemieftr. 3. 
©efterlin, jun. Kaufmann ^riebrict)sring 2 a. 
propbeter, ©tto Kunftmaler A 3. 7. 

^rau ©raumann, ©mma ZDroe. ©oetljeftr. ( 0 . 
8 ol)rmann, £)einrid) Kaufmann in ©oct) (Hljeinpropinj). 
Dinipfel, C. ^rifeur ZDeinl)etm a. 8 ., ZTTarftpla^. 

Zugang: 9» Ztbgang: 0 . ZTTitglieberftanb ©nbe Ztooember 
(903: 837 ZTTitglieber. 


©eretnstißcfanimhtng. 

(Es ip eine (Sepjlogentieit bes 21 ltertumsoerems, in Öen Dorträgen 
feine DTitglieber nicht nur mii ber Dergangenbeit bes Daterlanbes, 
fonbern au<h mit ber frember £Snber, bie bem <Sefd?i»^tsfreunbe inter* 
effant ift, befannt 3U machen. So berichtete t)err Pfarrer Dr. Dalentin 
Sdjmöbel in ber II. Dereiiisßt$ung am 2. Hooember über feine „Heifes 
einbrüefe oon (Eorbooa, Seoilla unb (Sranaba", bie er 
auf einer Stubienreife im biefes 3at)res bort gewonnen hatte. 

€inleitenb oerbreitete er p<h über feinen Hetfemeg, über bie 21 rt bes 
Heifens in Spanien, ben (Eharafter oon fanb unb £euten, um bann 
bas glät^enbe Dretgepirn ber anbalußfd?en Ijauptpäbte in IDort unb 
Bilb oor3uführen. Denn eine lange Heihe guter Photographien mar 
im Saale ausgefteüt. (Es ift bie für uns fo frembartige unb hoch 
unfere Phantape fo feffelnbe IDelt bes 3slam, bie inmitten ber mober? 
nen l^äufermajfen uns in ihren Heften nod? entgegentritt. Corbooa, 
eiuft bie Sonne bes Hbenblanbes, audj je^t noch eine hei§c Stabt, aber 
mit piUen Straßen, niebrigen Käufern, aus beren I^öfen bie Kronen 
r>on Palmen ba unb bort h er ^o r fÜ7auen, erinnert in feiner großen, 
einer ^efiung gleichenben UTofchee an bie gläii3enbett §eiten bes 
0 mejabenreiches, in ber romifchen Brücfe an bie Seiten ber Hörner; 
herrfebaft. Dann Seriüa mit feinem h e ** ereTl Straßenleben, größer 
unb gläi»3enber gebaut als Corbooa, mit feiner funftgefcbmücften 
Kathebrale, beren innere (Einteilung mit bem rings ummauerten 
IHittelfchiff fo red/t ben 21 b ft an b 3mifchen Klerus unb £aien in Spanien 
3um 21usbrucf bringt, h a * n0( h in feinem 2llPa3ar, bem maurifchen 


PalaP ber 2 Ilmohaben, einen glSn3enben Bau aus alter Seit, ber 3mar 
burch moberne HePaurierung oiel oon feiner urfprüngli<hen Schönheit 
eiugebüßt h^t, aber immer noch burch Öen eigentümlichen Ornamenten: 
fehmuef unb bie herrlichen Häume bas 21 uge feffelt. cEnblich (Sranaba, 
in munberooller £age, überragt oon ber 2Uhambra, bem roten Schloß, 
mirft als < 5 efamtbilb mohl am anjieheubften unb erinnert in feiner 
£age ben Deutfchen an Qeibelberg. (Eine Schilberung bes großartigen 
ITIaurenfchlojfes mit feinen meiten fallen unb t7öfen, feinem formen; 
unb Farbenreichtum, bem für ein beutfehes 21uge befonbers mohltuenben 
IDalb, ben IDellington einp in ber ZTahe ber 2(lhambra angelegt, 
bilbete ben Schluß bes Portrags, ber in manchen oon ben Syrern 
herrliche (Erinnerungen meefte, in ben anbern mohl oielfach bie Sehn; 
fucht machrief, auch einmal biefe in ihren HePen nodj impofante pradjt 
aus ber <Slan33eit bes 3 s l am 3 U flauen, ^err Hlajor Seubert gab 
biefeit (Gefühlen 21 tisbrucf unb banfte bem Hebner im Hamen ber 
21 nmefenben. C. 


<Dfft$tere unb Ulilitarbeamte bes Kurffirften 
Karl tubtuig non ber Pfals. 

Don Direftor Dr. in IHoutabaur. 


Hacfcbrucf verboten. 


Karl Cuötpij, » 6 er ZDieöerljerfteller 6 er Pfalj", n>ar 
ein fparfamer, or 6 nungsüeben 6 er Can 6 espater. Seine 
£)auptforge ging 6 al)in, 6 ie a>äi)ren 6 6 es örei^igjä^rigen 
Krieges 6 em Can 6 e gefct)lagenen ZDun 6 en allmät)lid) 5 U feilen, 
©eioerbe un 6 Zieferbau ju begünftigen un 6 friegerifcfye Unter» 
Hemmungen ju permeiben. 1 ) ©in ftet)en 6 es ijeer mu^te er 
fd)on mit Hücffidjt auf fct)iimnte ZTactjbaru unterhalten un 6 
jehmeife bis auf 9°00 ZtTann permehren. TOieberholt 
erflärte er, „er feye bey gegenmertigen 6 es ^eyl. Hörn. 
Heichs unbt 5 e r umblicgen 6 en Cäu 6 er juftau 6 t bemogen 
iporbeit, ju feiner, feiner Zugehörigen, aud) Can 6 t un 6 
Ceuthen Hedjt unö ©ered)tigfeit, fid)erheit un 6 t Sct)utj fid) 
in einige Kriegsperfafung einzula^en." ©ering fd)eint 6 ie 
^ahl feiner aftipen höheren ©ffijiere, roenn man aus 6 en 
Ziugaben in einem pfäljer Kopialbud)e (Zto. 9 0 l) & <s 
©enetal»Can 6 esard)ips ju Karlsruhe (Liber officiorum, 
ZTTilitärfadjen) Hücffd)Iüjfe machen 6 arf. 2 ) 

Oer oberfte Kriegsherr 6 er Kurpfalj tpar Kurfürft 
Karl Cu 6 u?ig felbft. <£r übetgab je 6 od) 6 as Komman 6 o einem 
höheren ©ffijiet. 3 m 3 a h re T 668 brat Heinrich ^reihert 
pon Uffeln als ©eueralfelöjeugmeifter in feinen 
Oienft un 6 fant feinem Hange nad) hinter 6 em Statthalter, 
©ro^hofmeifter un 6 ©bermarfd)all. 3 ) 5 te i^ etr Don Uffeln 
blieb gleichzeitig 6 er ijöchfte ©ffizier 6 es 8 ifd|ofs ©rnft 
Ziuguft pon ©snabtüd un 6 6 es Herzogs ©eorg TDilhelm 
pon 8 raunfd)tt»eig. Bem Kurpfälzet perpflidjtete er fid) 
nur für 3 ZTTonate mit (Erlaubnis 6 er bei 6 en an 6 ern „Brot¬ 
herrn". Seine Otigfeit beftanb 6 arin, 6 en Oorfih bes 
oon Karl £u 6 toig eingerichteten Kriegsrates, bas ©ber- 
fontmanbo un 6 6 ie ©berinfpeftion übet bie gefamte Reiterei 
unb bas 5 u fp°tf/ über ^«flnngen, Schlöffet, <5eug-, ©iejj» 
unb Prooianthäufer fotoie anbere zunt Kriegsftab gehörige 
©ebäube, über Pulpermüi)len, ^rudjthäufer ufn>. z« führen 
unb Berichte z« fd)rciben. ZCusgaben über 300 ©ulben 
burfte er ohne Dorioiffen bes Kurffirften nicht genehmigen. 
Sein ©ehalt betrug für bie btei ZTTonate 750 ©ulben 


*) €ine eingelienbe, auf neuen (Quellenforfdjungen beruhende 
Sdjilberung feines Sehens unb feiner Regierung finbet man in bem 
biefer Sage erfc^eiuenben HJerf oon Dr. Karl ifauef (Banb IV ber 
^orfd)imgen bes Ulannljeimer Kltertumscereins.) 

*) <Es fei ausbrütfiid) betont, ba§ ftd) obiger Kuffafj auf biefe 
(Quelle befdjränft unb bacon abfieijt, anbermeitiges ITtaterial jur <Er> 
gäujiing beranjujidieu. 

3 ) 2 ludj ©ffeln gefdirieben. (Er quartierte fid) fm ITooember 
(668 in nTannl)eim ein, n>o iljm unb feinen Seuten bas fog. fjaus jum 
„Kaifer" angemiefen mürbe. 21 . b. 21. 


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261 


262 


aus ber Kaff« bes Kriegsfommiffars; baju famen weitet 
freie IDohnung ober 25 Gulben f}auszins, 25 Gulben 
Sernis für Cictjt ufw., aus bem fjoffeller 2 1 / 3 ©hm 
Badjaracher, 5 ©hm Heuftabter ober IVachenheimer, 
6V 2 ©hm Gefinbeweiu, nom Kaftenfchreiber f5 Hlalter 
Korn, oom ^utterfdjreiber unb bjeufauth ßafer für 8 Pferbe 
unb 6 ^ubet fjeu. Kuf Dienftreifen bezog er täglich oier 
Kopfftücfe U Kopfftücf = V 3 Gulben) für feine Perfon, 
brei für jeben Diener, S ut ^eit bes Krieges gewährte 
man ihm monatlich 1000 Gulben unb Knteil an ber Kriegs« 
beute, ^iel bie Kriegsfontribution im feinblichen Gebiet 
nicht reichlich genug aus, bann pflegte Verteilung nad} Pro« 
portion enttoeber in barem (Selbe ober burd) Kfftgnation 
einzutreten. 

3» ber Kegel begnügte fictj Kurpfalz mit einem 
Generalleutnant an ber Spi§e ber Truppen. Seilt 
Hebentitel war Gemeinter Kat ober Kriegsftaatsbireftor. 
Drei Sdjrlftftücfe aus ben 3 a h ren 1657, 1665 uub 1667 
Raubein oon biefer Stellung. Sie becfte fich im allgemeinen 
mit berjenigeit bes Generalfelbzeugmeifters. Die 3nfpeftion 
bes ganzen Hlilitärwefens gehörte ju ben Obliegenheiten 
bes Generalleutnants. Kus einer Dienftanweifung mögen 
Zwei Stellen erwähnt werben. „Dafern audj bei norfallenben 
Kriegsactionen, es feye in Campagne ober Belagerung, 
feine £eibes Disposition nicht Zulagen folte, bafj Gr felber 
bie action perrichten fönnte, foll Gr es nicht übel nehmen, 
wenn H)it eine anbere Perfohn barju gebrauchen möchten, 
im Uebrigen aber feiner 3h me »on Uu§ aufgetragenen 
Charge unb Beftaliung baburch nichts benohmen feye" 
unb „Gr foll auch webet feine auoerwanbten nod) anbere 
entweber ju einigen Kriegschargen ober anbere Unsere 
Dienften — nicht recommendiren, fie h a ^ en bau biejeuige 
wiffenfchaft, erfahtung unb Qualitäten, fo begleichen 
Chargen erforberu ober fidj umb un§ ju pörberft wohl 
meritirt unb oerbient gemacht. Gr foll aud) bey folcher 
recommendation fo wenig als bey anberer gelegenst feine 
partialität erzeigen, es fey wegen Keligion, Stanbts, parthey 
ober Hation.* 

Das Dienfteinfommen ift bei jebem ber brei in unferer 
Quelle erwähnten Generäle oerfdjieben. Generalleutnant 
Baltljafar erhielt jährlich 600 Gulben unb \00 Hlalter 
£)afer; bei £)ofe l^atte et nebft 2 Dienern alles frei, jwei 
anbere empfingen Koftgelb. Betreffs ber Tagegelber auf 
Dienftreifen galt bie Beftimmung: ^ Kopfftücfe für ben 
tjerrn, 3 für jeben Diener täglich. 

^riebtich Hloffer oon ^elsecf 4 ) empfing oont Kriegs* 
fommiffar jährlich 778 Gulben (^70 Gulben Solb, 100 Gulben 
für einen tüchtigen Schreiber, 208 Gulben Koftgelb für 
3 Diener). Der üjoffeller lieferte ihm 3 ^uber Heuftäbter 
Gewächs, bet Kaftenfchreiber 50 Blatter Korn unb ßafer 
für 6 Pferbe, ber fjoljgarten 57 Karren f)olj, ber 3äger« 
meifter 2 Stücf Kot* unb 2 Stücf Schwarzwilb. Dafür 
mugte er mit 6 reifigen Pferben unb 3 reiftgen Knechten 
ftets bienftbereit fein. Bei fjofe lebte er nebft 3 Dienern 
auf Koften bes Kriegsherrn, unb feitie Auslagen auf Dienft* 
reifen würben erfefct. Ginen Vorteil genojj er 
ber Solle. Gigenes ^rud)tgewächs fowie eigene Gefälle 
burften, fo lange er in furfürftlichen Dienften ftanb, zollfrei 
paffieren; er brauchte nur jur Vermeibung oon Unterfchleif 
eine fdftiftliche Hlelbung ju machen. 3 m Kriege unb auf 
^elbjügen trat eine anbere Kbrnadjung in Kraft, ;$ür 
ben -jall einer Gefangennahme butdj ben $t\nb gelobte ber 
Kurfürft, alles für bie ^reilaffung aufbieten ju wollen. 

Dem Generalleutnant Georg ^riebrich oon Sparr, 
fferrn ju Greiffenberg würbe ein h°h ere r Solb jugefagt: 
2000 Gulben, 100 Gulben für £ogis ober freie IVohnung, 
100 Gulben Serois, 1 $uber Badjaracher, 2 ^uber Heu* 

*) 2tucb Dtofer oon ^filsecf gefdjrieben, tfäuffg in Karl iubmtgs 
Briefen oorfommenb. 2t. o. R. 


ftäbter ober IVachenheimer, 3 ^uber Geftnbewein, 60 Blatter 
Korn, ^utter für 8 pferbe, 2$ tVagen f)eu, enblidj 3 Stücf 
Kot* unb 3 Stücf Schwarjwilb. Kuf Dienftreifen würbe 
bei S rt hlung ° on ^ bejw. 3 Kopfftücfen bas Pferbefutter 
abgejogcn. 3 m Krieg ftieg ber Hlonatsfolb auf 750 Gulben 
mit 62 1 / 3 Kation, jebe ä \2 Gulben, alles, h a rtes unb 
rauhes ^ ut ^r eingerechnet. 3» (Ermangelung einer ooll» 
ftänbigen Kontribution würbe bas Gingebrad)te nach Pro* 
Portion bar ausgejaljlt ober ber Keft burd} Kfftgnation 
auf bie Quartiere in ^cin6eslanb entrichtet. 

Die Generalmajore h' e f5 en auc ^ Generalwadjt* 
meifter uub waten Geheime Käte ober Käte. Die Dienft* 
inftruftion gleicht in oielen punfteu berjenigeu ber General* 
leutnants, wie man aus bem Patent bes Generalwachtmeifters 
Thomas uon Klug, batiert 2. 3 < *t lua r 1655, erfieljt. Sein 
Ginfommen befielt aus 300 Gulben, 100 Gulben 
für einen Schreiber unb 50 Hlalter £)afer. Tagegelber 
auf Dienftreifen unb Sollfreiheit für eigene ^rächte uub 
Gefälle werben ihm gleichfalls jugefidjert. 

Der oben erwähnte Generalleutnant Hl off er non ^elsecf 
war an« 9- Hooentber 1657 Generalmajor geworben. Gr 
mufjte als folcher täglich $ u f}eibelberg ben ®ber« unb 
Kanjleirat neben auberu Geheimen ©ber» unb Kegierungs« 
räten auffudjen, „raten unb taten" helft», uub acht geben, 
bajj bie djriftliche Polijeiorbnung richtig geljanbhabt würbe, 
ferner war es feine Kufgabe, bei ber Kedjnungslegung 
bes Kriegsfommiffares, ber Se»dmarte ufw. anwefenb ju 
fein unb bie Kedmungen ju prüfen. Dabei h att < et ge* 
worbettc Truppen unb bie Hlilis, ^eftungen unb Seughäufer 
5 U infpijieren. Der Kammermeifter jaiflte ihm jährlich 
170 Gulben, ber Kriegsfommiffar 300 Gulben unb 100 
Gulben für einen tüchtigen Schreiber, ber Kaftenfchreiber 
gab 125 Hlalter ßafer, ein anberer 50 Hlalter fjafer, 
ber ßoffeller 2‘/2 juber IVein, ber hjeufauth 5 tVagen 
^eu unb 2 IVagen ©hmb, enblid) bet ^oljgarten 150 ^uber 
Brcunholj. Sedjs reiftge Pferbe unb 3 Knechte follte et 
in Dienftbereitfdjaft fe^en. Die Beftimmungen über Dienft» 
reifen, Sollfreiheit, Kriegsgefangenfchaft jtnb biefelben wie 
bei ben Generalleutnants. 

Ginem britten, 3°h« ©orries oon Gorgas, »om 3 a hr« 
1661 würbe eine ganj ausführliche 3»flruftion erteilt. Huffer 
ber gewöhnlichen 3 n fP*fHon ber Soibatesfa unb bet 5*ft* 
uugeu würbe ihm bie Kufficht über alle möglichen Beamten, 
über 3 n 9 en * eure , 5 eu 9® a rte, Prooiantmeifter, Konftabler, 
^euerwerfcr, Hlinieter, Stücfgiefer, Pulnermacher, Salpeter» 
gräber unb »fieber unb bergleichen jum Kriegsjeug unb 
Hlagajin gehörige Perfonen annertraut. Gr war bafür 
»erantwortlich, bajj alle Cieferungen für bas Ijeer gut unb 
billig ausgeführt würben. Gr ftanb au ber Spille bes 
Kriegsgerichtes, an welchem ber Komntanbant non f}eibel» 
berg, berjenige non ^ranfenthal, bet Kittmeifter uub bie 
©ffijiere ber Ceibgarbe ju Pferb unb ju ^u§, Unteroffiziere 
unb Gemeine teilnahmeu. Das Urteil fanbte er an ben Kur» 
fürftenein. Sein Dienfteinfommen war: 500 Gulben, 60Gul» 
ben Hauszins; bazu zahlte ber Küchenfehreiber ihm wöchentlich 
2 Gulben 15 Bafcen unb jebem ber 3 Diener 1 Gulben 
20 Kreuzer Koftgelb, ber Kurfürft ftellte foftenlos einen 
Schreiber, ber im Planzeichnen bewanbert war, ber £)offeller 
lieferte 20 5 u & er IVein, ber Kaftenfchreiber 20 Hlalter 
Korn unb 5 utter fö r $ Pferbe. Km U. Honembcr 1662 
fe^te ihm ber Kurfürft eine jährliche Ceibrente oon 150 
Gulben feft, auf bie männlichen Grbeu übertragbar uub 
mit 2000 Gulben ablösbar. 

Durch ein Patent nom 1. Kuguft 1665 würbe ein 
^rauzofe, namens St. Pol jum pfälzifdjen Generalmajor 
beförbert unb mit 150 Keichstaler Umzugsgelb für feine 
^amilie befdjeuft. 5 ) ^ür ben ^all ber Gefangennahme 

6 ) Pgl. über itjti Briefe Karl £ubn?igs an bie Seinen. 5. 
unb ^7^. 21. b. H. 

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vcrfprad) ber Kurfürft Austaufd} eines anderen Kriegs* 
gefangenen ober '/* bes ©eljalts als £öfegelb, für Eroberung 
ober macfere Derteibigung einet ^eftuug Ijolje ©elbprämie. 
Sei Kontributionen galt für ihn bie ^eftfeßung bes Segens« 
bürget Seid}stages ju ©unften bet Teilnehmer am Türfett« 
friege. 

Den Sang eines ©etteralmajors hatte ein ©brift 
ju Pf erbe Jeremias Chauuej. 6 ) Er erhielt bas Kommanbo 
über bie „Dragoner, bie mir attißo uff ben Seinen haben 
ober noch ferner» uff richten möchten" jctjreibt ber Kurfürft, 
unb über bas im ,^elb ihm anvertraute ^nfnolf. Ts 
mürbe iljm gleichjeitig nahe gelegt, „fid} nid)t ju bisguftiren 
ober ben Sbfd)ieb ju forbcrn," menn ein fyöfyeter ©eueral 
in furfürftlid}en Dienft treten follte. 3 n ber f)oftaugorbnung 
ftanb er hinter bem ©roßhofnteifter, Kanzler, Zflarfcljall, 
£}ofrid)ter unb bem beseitigen ©berftallmeifter unb Kanjlei« 
bireftor, bie längere <^eit im Amte maren. Sein 3 aljres= 
geljalt belief ftd> auf 1000 Seidjstaler ober 1500 ©ulben 
aus ber Kriegsfaffe, ein 5 u & er Wein aus bet Kellerei 
Heuftabt ober Hljey, „meiner itjm am üebfteu fein mitb", 
ein ^uber gemeiner IDein, 20 STalter Korn, Koftgelb für 
3 Diener, für 6 pferbe 150 KTaltcr t}afer, 18 Wagen 
rauh ^utter, freie Wohnung in ber ©arnifon ober am 
fjoflager ufm. 3 m Kriege mar plünbern verboten; fein 
ZUonatsfolb ftieg auf ^20 ©ulben nebft 120 ©ulben Zulage 
unb freiem Quartier. IDurbe bie Seiterei über ben ©tat 
verftärft, fo fonnte er ein Segiment Seiter ju 360 Wann 
„aufrid}ten", bie (Ernennung ber ©ffijiere befielt fid) ber 
Kurfürft jeboctj vor. 3 m Notfälle mußte er bereit fein, 
ein Segiment 5 »» Pferbe nach ben Bieberlanben ju führen 
unb auf Befet}! nad) Erftattuug bes Werbegelbes mieber 
jurücfbringen. 

Das Cöfegelb non ©efangenen, bie er ober feine £eute 
eingebrad|t Ratten, blieb ißm, er brauchte nur feine £eute 
ju befriedigen unb ©efaitgene, bie jur Eintreibung ber 
Kontribution nötig maren, tyerausjugeben. Die Qälfte ber 
Kriegsbeute fam ihm, bie anbere feinen Truppen ju. IDas 
jebod) in Stabten unb ^eftungen genommen mürbe, gehörte 
bem Kriegsherrn, nur V 10 bem ©briften unb feinen £euten. 
Kriegsmaterial, Artillerie unb Hlunition mürbe in furfürft» 
liehe ^eughäufer gefchafft- Ejanbelte es ftd) um bie Ser« 
teilung erbeuteter Seit«, IDagen* ober Artilleriepfcrbe, fo 
ftanb es bem ©briften frei, einem folgen ©ffijier, ber im 
Dienft fein Pferb menig gefront hatte, jmei unb einem 
foldjen Seiter ein Seutepferb über bie beftimmte <5al)t ju« 
jumeifen. 

Als ©brift ber 3 ll fanterie biente im furpfäljifdjen 
t)eere 1668 ber Seid)sritter Servaur ITCatthieu b’Kue. Er 
mar im Beftß einer faiferlidjen Petifion unb bes Warte« 
gelbes. Deshalb belief fid} fein Einfommen nur auf 
jährlich 600 ©ulben ftatt 1000 , in Kriegsjeiten auf mouat« 
lieh 180 ©ulben. JTaturallteferungeti, tDohnung, Tagegelber 
erlitten feine befonbere Sefd}räufung. monatliche Künbigung 
mar ftatt ber viertel jährlichen vereinbart; menn ihn fein 
Kaifer rief, burfte er ohne Einhaltung ber ^rift jurüeffehreu. 

Enblidj erifttereu noch 2 Patente, bas eine batiert 
4 . 3uli 1676 für ben ©briften ju 5 u f? unb Kriegsrat 
3oh. ©eorg Senbeleben, Dafallen bes l}erjogs Auguft von 
Sadjfen, bas anbere ohne Zeitangabe für ben Kriegsrat 
unb ©briften ju pferbe 3°f e Ph »on Kasseler. 3 cnet 
ftanb fid} auf 800, biefet auf 1000 Keid>staler jährlich 
unb bejog bas gemöljnliche Traftament für feinen ^elb« 
trompeter aus ber Kriegsfaffe. 

jür bie ©brift!eutuants finben ftd} ähnliche De« 
ftimmungen, roic für bie vorhergenannten ©ffijiere. Ein 
©briftleutnant Hathanael Sd}icbel, ernannt am l-Hovember 
1669 , mürbe mit ber 3 »fpeftion ber £anbsfned}te in ben 

e ) IUol)l ibentifdj mit bem in Karl £ubu>igs Briefen rorfommeu; 
ben ©berft (Lt)auoet. 21. b. K. 


Aemtern Aljcy unb ©ppenheim unb mit ihrer Rührung 
im Kriege beauftragt. Er follte alle vier U)od) {n 
Compagnie beftd}tigen unb färntlidje vierteljährlich einmal 
in ©bernheim ererjieren laffeu. 1 entere ZTXühemaltung 
mürben ihm unb 2 Dienern 10 Kopfftücfe gejagt »ju einet 
Ergößlid}feit"; fonft bejog er ^00 ©ulben 3#«s9«t)aU, 
ein auberer von Dannen in Aljey ^50, ein britter Samuel 
£)einßgen gen. £a Sodje bei ber Seiterei 600 (ßul&en unb 
80 ©ulben Servis. Ein ©briftleutnant von ber Artillerie, 

Davib Kohl, mar auserfeljen, bas BTaterial ju fontrollieren, 
3nventare aufjuftellen unb Zugänge mie Abgänge an 
IDaffen, Pulver, Salpeter ju buchen. 

AI ajo re aller lüaffeugattungen ftttb im Kopialbudje 
vertreten. Ein ATajor ju Pferbe, Semy ATutl), burfte bei 
^00 ©ulben jährlicher ©age ju ©rößiugett im eignen 
häufe rnohnen unb mit brei Pferben, einem Knedjt unb 
einem 3 U 11 9 «' 1 5 um Dienft in tfeiöelberg erfdjeinen. Ein 
ITTajor ju 3°h ann 5 au fi fdjien mehr im Bureau be« 
fdjäftigt ju fein. Er h^l^ bafür ju forgen, „bafj bie jur 
Ausfertigung befohlenen Kriegsorbreu aufgefe^et, beftellt 
unb efequirt mürben" unb ntufte bem Kriegsrat b'cräbet 
berichten- 3 ,n übrigen follte er fid} „jur ^ortifkirung, 
reparation,defension mieaudfattaquen ber piä^e gebrauchen 
laffen" unb ©runbriffe verfertigen. Sein Solb belief fid} 
auf ^50 ©ulben, baju erhielt er Koftgelb für einen Dienet 
unb fonftige Sergüuftigungen. Blieb er auf Dienftrelfen 
länger als 8 Tage an einem ©rt, fo mürben bie Tage« 
gelber burd) eine möd}entlid}e paufchalfumme von ^ Talern 
Koftgelb für ben £}« rr ” u, 'b 2 Knechten erfetjt. 3 m Zfci«ge 
erhöhte fid} fein Einfommen auf 120 ©ulben monatlich 
ober 10 Sationen. Bei ber Derteibigung einer ^eftung 
genof er eine monatliche Zulage von 60 ©ulben. 

Der ArtiIlerie*HTajor, „Stücfmajor" genannt, Bifolaus 
Sdjleeuftein forgte für ©cfdjühe unb BTunition ber 
^riebridjsburg. Seine Pflicht mar es, h cr 5 u ^cUcn 

unb gegen ein £el}tgelb von 75 ©ulben anbere in ber 
^euermerferfunft ju untermeifen. Er mohnte im Zeughaus 
unb bejog 300 ©ulben ©ehalt nebft ben oft genannten 
XTaturallieferuugen. 

Enblidj verbient ber 3 > , 9 *»i*urmajor unb ©berftmacht» 
meifter 3°^°^ *>• Deyl Ermähnung. Das 3 n 9 cn ' eut * uu ^ 
Kriegsbaumefen machte in biefer ^eit bei ben ^ranjofen 
gto^e ^ortfd}ritte. Die anbern hc« r *svermaltungen fudjten 
ihre ©ffijiere in biefer Kunft ju förbern. Der Kurfürft 
gemährte einem gemiffen IDilhelm IDilber 7 ) alle Pierteljahre 
60 Seidjstaler, um beim fd)mebifd}en Kbmiral ©rafen 
IDrangel bie 3 » 9 «ni*u r funfi -»nach fein««n beften DermSgen 
fomohl in theoria et praxi ju lernen." Er follte „von 
ben importanten ortheu, mo er in occasion ober fonften 
feyn mürbe, correcte plans machen, fte befdjreiben unb 
nach ber Pfalj fenbeu." ©enannter 3 n ?e n ' eu r«lTCajor von 
Deyl mar anfangs Schultheiß in ITTannheim, bann Kapitän. 8 ) 
Seine ^ürfotge erftredte fid} auf bie bauliche 
ber Befeftigungeu. 5 U biefem 5meefe mußte er Abriffe, 
Koftenanfd}läge machen unb mit Bauleuten unterhanbein. 
Kls Seifebegleiter bes dürften burfte er Karten, £>läne 
unb 3 n f* cumcut < nicht vergeffen. 3 n feiner jaoeiten €r* 
nennungsurfunbe heißt es: Er foll als STajor „je wie ilpu 
befohlen feinet beften miffenfd}aft unb verftanbt nad} resp 
ju commenbir« befeubir* unb attaejuirung (ber feften P>lätjc 
ftd} äußerften Vermögens gebrauchen laßen." Anfänglid 
b. h- anno 1657 mürben ihm aus ber Kriegsfaffe 200 (Sulbc 
jugemiefen, 1662 betrug bas Kapitänsgehalt <100 <Sulbe 
unb ^0 ©ulben Servis, bas DTajorsgehalt 600 <£>ul&ei 


T ) ein Sol^n bes weiter unten erwähnten CDberflen ur 

Kommanbanten pon ^riebrid^sburg Halber. 

8 j 3afob pan Deyl aus bem (Srapentyag würbe am 2 2. ^ebruc 
j, 65 t 3um §oUfd?reiber, Keller unb Sdjulttjeiften in ITTannheim erttam 
((SO. Kopialbud? 9^^ 5 . 6 0 « 21 . b. K. 


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96 » 


366 


Daju würben ihm „188 ©ulben 37 Kreujer 3 geller, 
welche €r in Seiner gefügten ZTlannheimer Zollfdjreiberey 
Schlufredjnung ju würdlichem recess perblieben aus ©nab 
nadhgelafen unb gefchenft." Als ^efiuugsfommanbant 
genof et im ^rieben ^0 ©ulben ^ula^C/ im Kriege als 
Ingenieur monatlich 60 unb als Kompagnieführer 30 ©ul= 
ben ju ben \8 ©ulben nach bet fyeffifctjen Berpflegungs* 
otbnung. 

Kapitäns lernen wir in unferer Quelle nur brei 
fennen. Sie finb bei bet Artillerie, „Stiicffapitäne", ebenfo 
wie bie jwei Ceutnants. Der eine 3 a f°b Brünlinb 
Kapitän unb ^eugmeiftec war ron f)eibelberg nach £)eil* 
btonn abfommanbiert unb empfing 30 Heichstaler aus bet 
Konttibutionsf affe,folange bie £)eilbronn’fctje „Temperaments» 
©arnifon" währte, fonft biente et in bjcibelberg. Der jrneite, 
Heinrich Bachmann, ftanb ju ^ranfentfyal in ©arnifon feit 
1660, ber britte ebenbafelbft feit 1662. 3 h re Dienftpflictjten 
waren folgenbe: 0 Sie mußten alle EDerf* unb <3eugf)äufer 
gut oerfd)loffen galten unb jebem ben Zutritt wehren aufer 
bem Kommanbanten, Kriegsfommiffar unb Kontrolleur; 
2) Kegifter unb 3 ,,D «ntar führten fie übet alle Beftänbe unb 
fanbten ein ©yemplar in bie Kammerfanjlei; 3) fie liefen 
bie ©ewehre reinigen unb gegen Koft fd)üfen; 4) hielten 
alle ©efdjüfe famt Zubehör (Cafetten, Proben, EEoträbern, 
Kugelwagen, f}ebegefd)irr, Strängen unb £)anbfeilen) jum 
Anfpannen bereit; 5) fie forgten für Kugeloorrat, bängten 
neben ben Kaften ben Kaliberting, um bie Kugeln ju 
probieren; 6) fie beurteilten Salpeterlieferungen, fertigten 
Pulper nach porhetiger KTelbung an, 7) fie trafen Bor« 
fehtungen jum Schule ber EDaffen unb ZTlunition gegen 
Eläffe unb liefen Klüngel ausbeffern; 8) wenn man in ben 
Krieg $og, perjeichneten fie bie ausgelieferteu ©efdjüfe in 
jwei Kegifter, non benen fie eines behielten; 9) im Kriege 
tollten fte barauf achten, baf ©efchüf, ©efetjirr, puloer, 
Cunten u. a. wohl oerwahrt ftanb unb nur jum Dienft 
gebraucht würbe; 10) fie muften mit ^euerpf annen, Schwefel, 
Pechringen, fjaefen, Aeyten, piefen unb Schaufeln gerüftet 
fein; U) fte hatten bie Büchfenmeifter nach ihrer Tücfitigfeit 
an ben ©efd)üt$en aufjuftellen; \2) fte waren oerpflichtet, 
allerlei ^euerwerf „ju Schimpf unb ©ruft“ ohne (Entgelt 
herjuftellen unb 13) beim ZTTinieren ju h e lf en i H) mar es 
ihr Amt, einen ober jwei Sergeanten, Korporalen, Büchfen- 
meiftem ober gemeinen Knechten bas ^euerwerf, ZTTinieren 
unb bie Büchfenmeifterei ju lehren; ihr Sohn war \ ZtTonat 
Solb pro Perfon ober gar 100 ©ulben, fobalb ber Lehrling 
bas ZTTeifterftücf beftanben hatte. Das ©ehalt bes einen 
beftanb aus 200 ©ulben jährlich unb 20 ©ulben Ejausjins, 
EDein, Spelt, Kom, ©erfte unb E)olj, bas bes anbern aus 
2^0 ©ulben unb freiet EDohnung nebft genannten Beigaben. 
Beibe Ceutnants bejogen 160 ©ulben, 20 ©ulben Ejaus* 
jins, V* $uber EDein, 12 ZUalter Kom, 8 Karren Ejolj. 

Bei ber ftets brohenben Kriegsgefahr fah fich ber 
Kurfürft genötigt, Rettungen unb Schlöffet unter tüchtige 
Kommanbanten ju ftellen. 3 h r « Anftellungsurfunben 
enthalten bis ins fleinfte Detail Befehle über bie EDah' 
tung unb Berteibigung fefter piäfe. Kommanbanten gab 
es in Ejeibelberg, ^riebrichsburg bei ZTTannheim, ^anfen* 
thal, Aljey, Boyberg, ©fberg, ©utenfels, Bacharad), 
Taub, Stabt EDeyben unb Parfftein in ber (Dberpfalj, 
Ejaus Canbsfron unb ©ichelsheim. 9 ) 

Zur Kommanbantur Ejeibelberg gehörten Sdjlof unb 
Stabt Ejeibelberg, Sdjlof EDinbecf, Cinbenfels, ZTecfargemünb, 
EDerfau unb Bruchhaufen. Der Kommanbant wohnte auf 
bem Schlöffe, mufte beim ©effnen unb Schliefen ber Tore 
jugegen fein, burfte nachts nicht auferbalb bes Schloff es 
weilen, ©r forgte für Ausbefferungen bes Schloff es unb 

9 ) Die alte goüburg (Hidjelstjeim bet ITTamt^eim nnterjicmb bem 
(friebrid^sburger Kommanbanten. 21 . b. & 


unterftüfte ben ZTTarfd)all unb Ejaushofmeifter in ber Auf* 
rechterhaltung ber guten Z u <ht. Dem ©briftleutnant oon 
Stocfheim, Kommanbanten oon fjeibelberg, befahl 16^9 ber 
Kurfürft, „baf er über bie barin liegenbe unb alle unfere 
übrige Bejahung biffeit Kheins bas ©ommanbo haben, 
waf in ben oerfchiebenen Deftungen unb pläfen ju repa* 
riren nötig auf ben contributions ober anbern ZTTitteln 
bie wir batju oerorbnen werben, perfertigen lafe, Unfere 
Kefibenf Statt unb Sdjlof Ejeybelberg unb übrige ihm 
anpertraute orth »or allen entreprisen unb anbern feinb» 
liehen <5ufefungen »ermittelft eiitjiehung gueter Kunbfchafft 
unb fleifiger wad)t auch bapferer ©egenwehr möglichft 
i perficheru unb fich bie Conservation unb erhaltung fowol 
ber Befatjuug alf ber Statt, Schlof unb anberer orten nach 
äuferften feinen Kräfften unb wie ihn feine Pflicht ohne 
baf bahtn anweifen äuferft angelegen feyn lafen, fid) auch 
fonft wie einen getrewen unb bapfern ©ommanbanten ge* 
bühret »erhalten folle." 

Der 5 4 i e brichsburger Kommanbant EDilh. ». Brüggen 
hatte barauf ju fehen, „baf ©ffijiere unb Kriegsbebienftete 
in guter 0rbnung gehorfamb gubernirt, fonberlid) in ben 
Militärischen fowoljl alf Seibes Exercitien fleifig geübet 
unb nidjt jum faullenjen, welches nur £eibesf<hwachheit 
perurfadjet, gewöhnet unb Zwietracht mit Bürgern perhüten, 
©elegenheit ju ZTTeuterei, Berräterei unb anber fd)äblich 
Berlegenheit abwenben." Korrefponbenj mit ben aufen 
wohnenben Ceuteti würbe nicht gebulbet. „3 tem er foll", 
lautet weiter bie Dienftporfchrift, „mit unferm Directore, 
Sdjultheifen, Bürgcrmeifter Kath unb anbern Bürgerfdjafft 
ber Stabt ETlannheim fambt unb jonbers befcheibenlid) 
hanbeln unb biefelbe weber 3hr« non unf 3h n4lt gnäbigft 
erteilte Privilegia pon fich fclbft nicht befd)weren noch non 
benen feinem commendo untergebenen befdjweren lafen, 
wie er bann aud) dircctori, Schultheifen Bürgermeifter 
unb Kath, b a mibir »erhoffen einiger Aufftanbt ber Bürger 
ober bes Pöbels gegen fie erwadjfen folte, auf ihr begehren 
eine anjahl Ktusquetirer bis in bie breyfig ober mehr, 
foweit es ohne gefahr ber Beftung fein fann, 3hn«n ju 
ihrem Schuf ausfolgen laffen folle." Etad)ts war es per* 
boten, irgenb einen in bie Burg ju laffen; felbft wenn ber 
Kurfürft unerwartet erfchien, mufte er oor bem ©intritt 
warten, bis man ihn erfannt hatte. Der Kommanbant 
war berufen, gute Kunbfchaft einjujiehen unb Berftänbigung 
mit ben Hachbarn ju pflegen, um beporftehenbe Durdjjüge 
unb EDerbungen rechtzeitig ju erfahren, ^'fdjen, 3 a 9 4n 
unb Schiefen befahl ber Kurfürft „ju feiner £uft fleifig 
ju conserviren." Z u feinem Traftament jahlte man aus 
bet Kriegsfaffe bem einen, ED. p. Brüggen, 500 Keidjs* 
J taler, ^0 ©ulben Serpis bei freier EDofnung ober 80 ©ulben 
: für Cogement unb Serpice, bem anbern, 0brift 3oh* EDilber, 10 ) 
1000 ©ulben aus ber Kriegsfaffe, EDein, ©etreibe, einen 
i f)irfd), ein Schwein item Ejaberfifch. Auf ber 5 4 fl un 9 o& ec 
I in ber Stabt fonnte er ©artenlanb beanfpruchen. 

. Der Kommanbant in Aljey ftanb jugleid) an ber 
Spife ber bortigen Canbsfnedife. Der Kommanbant in 
| Borberg, 0berftleutnant ©corg Schrecf, war in ber Sage, 
I eine Compagnie ju Pferbe ju 60 KTann auf eigene Koften 
j in Kriegsjeiten ju ftellen. 3hm folgte ber Amtmann ju 
| Boyberg, ©briftleutnant pon Hagel, ©r burfte weber 
0ffijiere noch KTannfchaften in Pripat* ober Amtsgefchäften 
I gebrauchen, wohl aber in ber Hot Seute aus bem Amts* 
ausfdjuf in bie Burg beftellen. Auf ber Burg E^ielt ein 
| Sergeant mit feinen Leuten EDache. ©utenfels, Pfalj* 
grafenftein, Taub, Bacharach unb Sdjonberg hatten jeitweife 
I nur einen gemeinfamen Kommanbanten. Auf er 300 ©ulben, 
i EDein, ©etreibe, Ejolj unb Stroh teilte er bas f)eu ber ju 
j ben Sd)löffern gehörigen EDiefen unb bie Accibentalien am 
I Schiffsjollamt Taub. 3 n Bacbarach wirfte 1668 ©berft 


lüot)lbefannt aus Karl £nbroigs Briefen. 



967 


pon Space, bet 1669 Pijeboininus in Heuftabf »urbe. 
Stabt ZDeyben uni» Sctjlog Pacfftein perwaltete i»ec £anb* 
riegter unb ©briftleutuant 3 oijann pon Ztrenten. Sein 
3ahresgegalt blieb bei 200 Caleru, im Kriege bagegen 
jog ec aus bec Kontribution monatlich 60 Caler unb befielt 
feine Stellung als £anbricgter unb £anbfd)teiber bei. Kern 
Kommanbanten oon ©gberg, Kapitän fjeiurih Detmar, 
»urbe es anffeimgeftellt, bie in Ztmftabt liegenbe ffeffffeffe 
©arnifon 511 beobachten. 3 n einer Hebeninftruftion nmeben 
richtige Kegeln füc fein bienftliches Verhalten aufgeftellt. 
Der ZDortlaut fjetgf ; „Den einiger befoegenber ©efaffr 
unb ba mir u>ie nötig befinben »erben, bie Befagung bes 
Schloffcs ©gberg ju perftärfen, »ollen »ir ihm fürher 
unb ehe bie Dölcfer fleh nähern, burd) einen gewigen Kunbt- 
fchafter ober eine Keine parthey Unfere ordre, »eiche mit 
fftebey befinblichem Zlbtrucf Sigels perffgelt fein folle, bas 
er bann »ohl ju recognosciren unb anberft nicht alg 
baferne es beme gleich befinblich ju erfennen unb anju= 
nehmen, jufenben; felbigen Kunbtfchaffter ober Keine parthey 
foll er Capitän Dettmar fürs erfte auf bas Schloff unb 
ferner in folcher guter Derroaffrung nehmen, bis er gefiebert, 
bag ihr anbringeu richtig unb bie anfommeube oölefer ung 
unb niemanben anbers jugeffören; bei ber anfunfft ber 
pölefer felbften aber hat er folcffe auffwenbig unterm Schloff 
auf eine halbe ZTCusquete ober Piftofflenfcffuff, hoch bag er 
jie in (ESeftdjt haben fönne, ftellen ju lagen, inmittelf feine 
ganje guamison fertig, alle Poften »ohl befegt, bie Cgore 
perfcffloffen ju halten; barauf einen Unterofffcirer burd} ein 
Hotffpförtlein ober fonften einen heimlichen Zlugfall mit 
ein ZTIann 2 ober 3 ju ben pölefern fferausjufenben, felbige 
befichtigen unb »ohl recognosciren ju lagen ob alles 
richtig; »an« nun big gefhegen, foll er ben ausgefanbten 
Unter ©fffeirer mit benen mit ffh ffinausgelagenen Knechten 
erft»ieber hereinnehmen, pon igm feiben, »ie er es ge* 
funben pernehmen unb barauff bie pölefer nicht ju gleich, 
fonbern einjlid) bei 3, 5 ober 6 ZTCann einjulagen unb 
alfo nachmahlen felber ju jufehen. Cs foll auch ber 
offkirer, »eichet ben succurs bringt, auger ber erften 
fhriftlicgen ordre, fo er burch ben Kunbtfchaffter ober Keinen 
parthey füran gefanbt noch «ine anbere ordre, »eiche »ie 
gebad}t, bas SigeU pon bem flberfchieften abtruef haben 
mug, bey geh haben. Unb igme Capitän Dettmar ent»eber 
felber ober burch ben hinaug gefanbten Unterofficirer über* 
lieffem lagen. 

2 ° 3m fall er belagert »erben follte, foll er Capitän 
Dettmar ein ferner jeieffen oben aus beme mitten im Scfjlog 
ftehenben Chutm machen unb ju bem enbe eine ferner* 
pfanne mit Bedrängen ober anberen $htenholg bas piel 
Kien hat, gefällt unb angefteeft halten. Unb bafern »ir 
ihme einen Cntfag jufdjidfen unb berfelbe in ber Häge 
anfommen »ärbe, foll bie £ögung pon brey S<hägen nach 
einanber aug Stücfen fein, unb Cr barauff mit eben fo 
pielen ant»ortten, bamit man »iffen fönne, bag ber orig 
noch Pfälgifd) unb ber Cntfag jur rechter ^eit fomme. 
Unb ift unger gnäbigfter IDill unb Befehl, bag er nicht 
allein biegen allen punctuellement naegfommen fonbern 
audj biege Neben-Instruction in fjSdjftcr ©egeim halten 
foll. fjeibelberg, ben 21. Januarii ao. 1663.“ 

Sehr »idjtig »ar ohne <5»eifel bie Stellung bes 
Kriegsfommiffarius. ZDir erfahren hierüber Höheres 
aus ber Unftellungsurfunbe bes Kates unb Kriegsfommiffarius 
Hermann ZTTicffael fjerggen, batiert ben f. 3anuar 1660. 
(Einige Punfte perbienen herpotgeffoben ju »erben. Seine 
Pflicht »ar es nach jufehen, ab ©fffjiere, Keiter unb Knechte 
genau nah bem PorgefcffKebenen Ctat porffanben feien, 
bie Solbfumme anjugeben unb bie igafflrollen (£iften) ju 
repibieren. ferner mugte er pon ^eit ju <Jeit bie Cruppen 
muftern b. ff. »Kopf pot Kopf bureggegen lagen unb 
felbige »ohl beffdfftigen, niht blos ob bie <3affl aber Z1Tann= 


feffaft jugegen, bamit fein blinbt ober eingefhobene Kneht 
bureffpaffferen, fonbern auch ab ZTIann por ZTTann tüchtig 
unb capable fein erbeifeffenbe Kriegsbienft ju thun unb mit 
guten unb notdürftigen ©ber« unb Unberge»ehr, auh 
anbere Ceibesmuitbirung jum ernft perfehen feyn unb »aff 
er als bann mangelhafft begnbten follte, beffen allen ung 
aufrihtige unb reblicffe anjeig thun." Cr halte Quartal« 
reeffnungen bes Kriegsfommiffariats aufjuftellen unb bie 
£ognjaglungen ju fontrollieren. Cr perfügte monatlihe 
ZCusjafflung bes Solbes an ben Shultffeigeii, ber bas ©eib 
für ben Kontrolleur per»agrte. IDenn niht Kriegsfontri« 
butionen auferlegt »urben, entrihtete bie Kammer aus 
Schädlingen ober aubern ©efällen bie jum Kriegsetat 
erforberlihen ©elber. 3h m lag ferner bie Kontrolle ber 
^eftungsfommanbanten, «geugwarte, Stücfgieger, Konftabler, 
ZTIagajin« unb ljoljper»alter ob. Hebft einem ZITitgliebe 
ber Becffnungsfammer »ar er barauf bebaefft, gute unb 
billige Cieferungen ju permittein, Zlrbeitjettel burchjufeffcn 
„unb in specie über bie Solbaten Kleybung unb Keitter 
ZTTontirung summarische jeboh clare Kecffnung ju legen." 
Cr erlebigte auh bie Ztufftellung ber ZITufterrolle ber ZTIilij 
ju Pferbe unb ju ^ u ff- 3 n Kriegsjeiten häufte gh feine 
Ztrbeit. IDenn er bei Derminberung bes Ctats weniger 
befhäftigt »ar, bann hatte er Kehnungslegungen anjuhören, 
für ^ällaag ber Hotfpeiher mitjuforgen unb bie Kegiftratur 
bes Kriegsfommiffariats burhjuftubieren. Sein ©effalt 
beftanb aus 2\6 ©ulben nebft 30 ©ulben fjausjins fowie 
ZDein, Korn, fjafer unb Z)olj. Cine befonbere Cinnahme 
bilbeten ^ Kreujer pon je \00 ©ulben „berjenigen Cinnamb 
fo er an pahren ©eit unb nit burh jurehnung bei bet 
Kricgscassa empfängt unb »ieber ausgibt.“ 

Den poften eines Zlubiteurs befleibete für Qeibelberg, 
^ranfenthal unb bie Hebengarnifonen f662 Dr. jur. utr. 
>h- Cramer. Sein Cinfommen — ©ulben unb 
10 ZTTalter — erfheint gering. IDahrfheinlih nerfah er 
obige Stelle im Hebenamt. Bei Dienftreifen erhielt et bie 
üblichen Cagegelber unb ein Keitpferb aus bem furfürft« 
liehen ZTTarftall. 

Unter bem Kriegsfommiffarius ftanb ber Kontrolleur« 
Cs »erben im Kopialbucff jmei genannt. Der eine 3°h« 
Stephan Brehtel, porher Ztbjunft bei ber furf. Kehen« 
fammer«Kegiftratur, »ar Kontrolleur in ^ranfenthal, bet 
anbere in ^riebrihsburg«ZlTannheim. Beibe mugten bet 
Solbatesfa an beftimmten Cerminen — meift alle \0 Cage 
— nah ben ZTTufter« unb ^afflungsliffen jebem petfönlih 
ben Soib überreichen. Die Ubfommanbierten ober Beur* 
laubten »urben in befonberen porn Kommanbanten ober 
Compagnie»©fffjier aufgeftellten £igen eingefhrieben unb 
nah t^cer Küdfeffr befriebigt. Ztugerbem pflegten ge jeben 
Samstag mit ben fjanbmerfern abjurehnen, Zettel über 
6 ©ulben ber Kehnungsfammer jur Cajierung einjufenben 
unb auf ©eneral« ober Spejialbefrete hin ju begleichen. 
Bei ^orbetungen unter 6 ©ulben burften ge offne befonberen 
Befeffl unb Cayation auf bie Unterfcffrift bes Komman« 
bauten ober 3 ngenieurs ffin ^afflung leiften. Die jum 
Solb unb ju ^eftungsbauten erforberlihen ©elbmittel foüten 
ge gegen Dorjeigung ber ^afflliften unb ZIrbeitjettel beim 
Shultffeigen ergeben. 3 n iffrer ©bffut befanb gh bas 
Bauffolj, bas gegen Quittung geliefert »urbe. Hacff Be« 
enbigung eines Heubaues reihten ge eine fcfftiftlicbe, pom 
Kommanbanten unb 3 tt 9 enieur unterjeihnete Ktteftation 
ein- Sie perwalteten bie Solbaten«Kleiberfaffe unb mugten 
über ©elb unb Cucff genau Buh fügten. Die £iften 
»urben in ©egenwart bes Kommanbanten ober einiger 
Kapitäns in einen Kaffen auf ber Kommanbantur einge« 
fhloffen; einen ber beiben perfhiebenen Shlüffel naffm ber 
Kommanbant, ben anbern bet Kontrolleur an fieff. Cnblicff 
gatten ge monatlich übet £ognliften unb anbete Kusgaben 
ein fpejifffhes Berjeihnis mit fummarifhem Cytraft an 



870 


öas Krtegsfommiffaciat emjureidjen. Serie Kontrolleure 
bejogen (^2 ©ulben ©eljalt; ier ^ranfenttjaler erhielt nodj 
U (Dßm IBein, \2 HTalter Korn uni 8 Karren jjolj, ier 
ZTtanntjeinrer ju bem gleichen ©efyalt nod) XHenftiPoijnung 
uni t ©ulben 27 Kreujec ^ QeUer oier in (Ermangelung 
ierfelben 2 (Sulien 56 Kreujer, forote alle 10 Cage einen 
©ulben <3el?rgelb, um in aniern ©arnifonen ien Soli ju 
perteilen. Km U-3anuar 1660 tourie iemStabtfdjultfyeißen 
pon ^runfentl^al ein Hebenamt übertragen. (Er peru>al?rte 
nunmehr iie großen ©elbfummen für ien Kontrolleur, 
tpofynte ier Solbjafyhmg uni ien Berljanblungen mit 
Unternehmern für Bauten uni Haturallieferuitgen bei uni 
achtete iarauf, baß alles rktjtig jugtng, „ob j. B. iie 
Bürger iiejenige Knjafyl Soliaten, fo fie permög accords 
ju logieren uni mit servis ju oerfehen fdjuliig, roirflid) 
logieren uni petfeljen, iamit fein Unterfcijleif ftattfänie." 
©r fontrollierte aud) iie Bauarbeiter. Ulan gemährte ihm 
für iiefe UTüheroaltung eine ©ratififation pon 60 ©ulien 
aus ier Kriegsfaffe, ‘/ 2 ^uier Birmfteiner uni 8 UTalter 
Korn. 

Der Ulagajinpermalter befctjaffte ien nötigen 
Borrat an Cebensmitteln, ©etränfen uni Brennholj, führte 
genaue Kectjnung uni reichte jährlich ju Petri Stuhlfeier 
(22.5«br ) ien 3 a h rtse rt C(1 ft mit Belegen ier Uechnungs» 
fammet ein. Bei Cieferungen für iie Ulannheimer Ejof* 
haltung mußte ier ^rieirichsburger Beamte Berfcfytpenbung 
perhüten. Hlonatlich fani im Sommer, alle jmei Ulonate 
Im IBinter, eine Befictjtigung ier Borräte ftatt. £r erhielt 
ein 3ahresgehalt pon 1^2 ©ulien uni Haturallieferungen. 

Die ^cugmarte hatten fyauptfädjltd» ©efcfyüßc uni 
UTunition ju perroahren uni in Bereitfdjaft ju holten, 
©in tjeiielberger ^eugroart mußte in Kbmefenheit ies 
J)aushofmeifters uni Burgpogtes iie tüäcfiter beaufftdjtigen 
uni beim Schließen oier (Deffnen ier ©ore jugegen fein. 
Der Kurfürft entfcfjiei, ob er im 5 r «& cn l 20 Heihstaler 
iurch ien Kammermeifter ohne alle Hebeneinfünfte empfing 
oier nach ier alten Berfügung bei freier Station 'fO ©ulien 
an HTünje, (0 ©ulien für V 2 ^uber lüetn, 8 Ulalter 
Korn uni aus ier fjoffcfjneiierei ein Sommer* uni ein 
tBinterfleii beanfpruchen iurfte- ©in ^ranfenthaler Kmts* 
genoffe ftani fidj nicht fctjledhter. Bei (20 ©ulien 5oli, 
2\ ©ulien Serpis, 2 (Dljm IBein, (0 UTalter Korn uni 
freier IBohnung auf Koften ier Stait. <gu Bienftreifen 
ftani ihm ein Pf erb ies UTarftalls jur Berfügung. 

IBasenilich ias Sanitätsmefen betrifft, fofdjeint man 
iemfelben menig Beieutung beigemeffen ju hoben, ©r» 
flärte hoch gegen ©emährung ier perfönlichen Freiheit ein 
gemiffet Schmiers, 3 nn, °hner uni Barbier ju ©roß*Karln* 
bach, ftef) bereit, „nicht blos unter iem Kusfchuß Kljeyer 
Kmts als ein Kegimentsfelbfdjerer, foniern auch uf jeies* 
maliges Begehren Kurf, ©naien unter ien geworbenen 
Bötefern ju ^eli uni in ©arnifon, mie es iie ©elegenheit 
erforiern miri, als ein ^elifcherer iienen uni auf feine 
eigene Koften eine ju ftellen uni iamit gefaßt 

ju fein." 

* * 

• 

Hadjfd?rtft ber HebaPtion. Die (Sefd^idjte bes älteren 
pfätyfehen Ittilitärvefens ift ein (Sebiet, bas nodj in vielen punPten 
eingeheube Spe 3 ialunterfu<hungen vfinfdjensvert macht. Unter biefem 
(SeftchtspunPt begrüßen vir bie Krbeit bes Derfaffers, obvohl vir noch 
gerne manches aus anberen ard?iüalifd?en unb Iitterarifdjen (Duellen ergäbt 
unb erläutert gefehen hätten. Die Beßallungsbriefe ufv., bie in bem 
vom Derfaflfer benähten Kopialbudj enthalten ftnb, betreffen größten* 
teils bie unruhigen ^ehbejahre *665—*668, unb es ftd? in 

3 ahlrei<hen fällen 3 veifelfos nur um vorübergehenbe Knfteüungen, bie 
mit ben außergevöhnlicben Werbungen bes Kurfürften in gufammen* 
hang jtanben, vie auch verfchiebene ber Dienftinftruftionen fleh auf 
gan 3 beftimmte £älle be 3 iehen. (Hs fei baran erinnert, baß Karl 
£ubvig infolge ber gviftigPeiten mit feinen Harham vegen bes 


fogenannten Wilbfangjtreits *665 in Krieg mit Kurmain3 geriet, bas 
im ITtai jenes 3 a fyres Cabenburg befeßte unb Mannheim bebrotjte. 
Die ^olge varen jiarPe Hflftungen Karl Cubvigs. Kaum varen biefe 
Streitigfeiten beigelegt, fo ftür3ten *668 bie lothringifdjen Qänbel ben 
Kurfürften in einen neuen Krieg. €r nahm (Truppen, bie gerabe non 
^ratifreich entlaßen varen, in feinen Solb unb befetjte einige ihm vom 
§er3og von Cothringen vorenthaltene (Drte; fanbftuhl fprengte er in 
bie £uft, erlitt aber im September *668 eine fernere Hieberlage unveit 
Bingen. Diefen <felb3ug machte er felbjt mit; jahlreidje Briefe an 
£uife von Degenfelb berichten bavon. 

Kls Beveis, baß bie Krdfive noch manches Pjergehärige enthalten, 
fei bas Kopialbud? Ito. 998 (Befehlsbuch Karl fubvigs) bes Karlsruher 
(Seneraüanbesarchios angeführt, vorin fleh eine intereffante Heihe non 
Befehlen über bie Küjtungen unb Derteibigungsmaßregeln bes 3 ahres 
*665 befinbet. Die pfäijifchen fejtungen, beren Derprooiantierungs* 
tabeüen bortfelbft 5 . 250 unb 263 mitgeteilt jinb, foUten Knfang *665 
folgenbe Befa^ungen erhalten: Qeibelberg 300 UTann, ^franPenthal 
*600 UTann, friebrichsburg=nTannheim 2000 Utann. <Es folgen bann 
mit fleineren Befa^ungen: Bojberg, (Daberg, gvingenberg, K^ey, 
Canbsfron 3U (Dppenheim, (Sutenfels unb Pfal3grafenßein. Xladf einer 
(Tabelle Bom 5. UTai *665 foUten bie ^eftungen auf Vi 3^hr folgenber* 
maßen belegt verben: 


5 eftangen 

gttoorbent 

Dtannfctjaft 

Httsfdjüfc 

geworbene 

Heiter 

freiwillige 

Heiter 

£)eibelberg, 5 d?loß unb Stabt 

200 

200 

— 

60 

^riebridjsburg mit (Hichelsheim 

*000 

600 

*00 


.franPenthal. 

O 

O 

& 

300 

— 

200 

Die übrigen plätje .... 

j 327 

*90 

— 

92 

in Summa 

*927 

1 

*290 

l 

*00 

352 


Unter „Kusfchuß" vurbe nerßanben, vas vir heute etva als 
niili 3 aufgebot 3 U be 3 eichnen hätten, mährenb „UTil^" im bamaligen 
Sinne reguläres Utilitär bebeutet. 


Berlioj’ 8efu<h in ütaimheim. 

Küerorten rüftet man fid?, bie hunbertjährige TDieberfehr bes 
(Tages 3U feiern, ba ^eftor Berlio3, ber große fransäfifche Komponift, 
geboren vurbe (**. De3ember * 803 ), bejfen grunblegenbe Bebeutung 
für bie (Hntvicflung ber mobernen UTufif heute non niemanb mehr 
geleugnet verben fann. IPagners unb £if3ts Siege hüben auch it) m / 
bem revolutionären Heufchäpfer ber mobernen ^nftrumentation, 3U ber 
lange norenthaltenen Knerfennung nerholfen. 3n Utannheim h^t, 
vie befannt, eigentlich erft felij Weingartner, ber begeiferte Berlioj- 
Penner, vährenb feiner t^tefigen Kapellmeifertätigfeit bahnbrechenb für 
ihn gevirft. Über Berlio3 h a ^ e auch perfänlidfe Be3iehungen 3U 
UTannheim, bie venig befannt fein bfirften, unb venn fie auch nicht 
gerabe viel Schmeichelhaftes für unfere Stabt enthalten, fo fei hoch 
aus biefem Kniaß an fie erinnert. 

(Hs var eine merPvürbige (Hpifobe im Mannheimer UTufiPleben/ 
allerbings im vahrften Sinne bes Wortes eine (Hpifobe, bie fleh fremb* 
artig abhob unb ohne jebe nadjvirPung verlief. ^ePtor Berlio3 unter* 
nahm in ben 3ahren * 8 ^ 2/^3 feine erfte Konjertreife nach Deutfchlanb, 
um hier bie KnerPennung 3U fud?en, bie ihm bamals noch ber größte 
(Teil feiner fran3äfifchen £anbsleute verfagte, mächtig ange3ogen von 
bem Paterlanbe ber von ihm über alles verehrten UTeifter (Slucf, 
Beethoven unb Weber, biefem „3veiten Daterlanbe aller höheren 
Harmonie", vie er fleh ansbrüefte. (Hr in ^Deutfchlanb mi* 






971 


972 


freunblidfer neugier aufgenommen; man bekannte bas „Hiefentsaft- 
Grotesfe, Homantifch*Kbenteuerliche feiner Kompofttionen", 1 ) bte er 
bamals in i 5 IDanberfon 3 erten, als GafhDirigent ber an ben betreffenben 
0 rten befinblid^en 0 rd?ejter oorffihrte, aber im allgemeinen mar man 
bamals in Deutfchlanb, 3 ur geit ber haften Blüte Menbelsfohn’fdjer 
ntuflf noch nicht reif 3 um ooüen Derftfinbnis bes fühnen fortfdjritts 
Berl^’fdjer Kompofition, für bie fein Geringerer als Schumann erläuternb 
eintrat. Doch fanb er aud? bei ben beutfd^en Kapeümeiflem unb 
Komponiflen, bie fidf nid^t 3 U feiner jahne befannten: Menbelsfotpi, 
Meyerbeer, Cinbpaintner, £adjner u. a. freunblidje Aufnahme. 

Diefe Keife führte Berlio 3 oon Paris über Brüjfel nadf Main 3 
unb non ba nad? ^ranffurt. Kus Äugeren Grün ben mugten bie ges 
planten Kon 3 erte in beiben Stäbten unterbleiben, unb fo gab er fein 
erftes Kon 3 ert auf beutfd?em Boben in Stuttgart, mo er fetjr erfolgreich 
feine Symphonie fantastique unb bie Dehmrichterouoerture birigierte. 
Hach einem Kbftedjer nach Qechingen, wo bamals reges mufifalifches 
£eben t^errfc^te. Feierte er auf einige (Tage nach Stuttgart 3 urücf, um 
bort Had?richten aus iDeimar megen feiner IDeiterreife abjutoarten. 
Hadrern enblid? bie ermfinfdjte Hadjricht aus IDeimar eingetroffen 
mar, befdjlog er, oon Stuttgart nach Karlsruhe 3 U reifen, um bort ein 
Ködert 3 U geben. Kber — mar es oieüeidjt eine Kusrebe? — ber 
bortige Kapeümeijter 3ofeph Straug 8 ) fdjrieb ihm, er müffe (ich megen 
bes Heuengagements eines noch nicht eingetroffenen neuen Jlfitiften 
für bas (Cheaterorchefter noch 8 —io (Tage gebulben. Da Berlio 3 bies 
nicht moflte, fo oe^idjtete er auf ben Befuch Karlsruhes unb fuhr 
nach Mannheim. Km 9 . 3anuar (8^3 fam er hi« an unb birigierte 
am 15. 3<muar im Charter folgenbe, 00 m Mannheimer (Eheateror<hefter 
gefpielten IDerfe: Die Dehmrichterouoerture, bie brei erfien Säge ber 
Symphonie „Harold en Italie“ unb 3 um Schlug bie £earouoerture. 
Kls Gefangsfoliftin mirfte MabemoifeÜe Hecio mit, bie auger einer 
Konun^e non Mafini unb einer Krie aus „Kobert ber (Teufel" bas 
Berlio 3 *fch« JDerf „Der Qirtenjüngling aus ber Bretagne" mit 0rdjefter- 
begleitung oortrug. 

^Deshalb oon bem fyiuptmerf bes Kbenbs, bem „I?arolb", nur 
brei Sfitje ö^fpielt mürben unb ber oierte: „Orgie de brigands“, bie groge 
Steigerung unb ber ed?t Berl^’fdje Qühepunft bes (Sanken , megs 
blieb, erfahren mir aus ben nachßehenben ITTitteilungen bes Komponiften. 
Dag er beabfichtigte, bie Symphonie gan 3 auf 3 uführen, geht aus bem 
hanbfchriftlichen Gntmurf bes Programms tytvot, ber fid? als mertooüer 
Berlio 3 =Kutograph mit bem gebrucften Kon 3 ert 3 ettel in bem Grua’fch*n 




*) Kusbrucf bes nTannheimer3oumals in f einer Kon 3 ertanfünbigung. 
*) Gr mar <*o 3 a ^ re Kapeümeijter in Karlsruhe (i82<* —J86<0. 
3m 3ahre 1823 mirfte er in Mannheim als Kon 3 ertmei(ter unb hatte 
ben erfranften Kapeümeifter <frey 3 U oertreten. 


(Eheate^ettelbanbe 8 ) non 18^3 erhalten hot unb hier um ein Drittel 
oerfleinert reprobi^iert ift. 

£eiber fanb biefes intereffante Kon 3 ert nur menig gufprud?. 
Vergeblich mirb man im „ Mannheimer 3 ourna l /< eine Ke 3 enfiou bes* 
felben fuchen; in einer Knfünbigung machte biefes Blatt allerbings 
auf bas augergemöhnliche muflfalifd^e (Ereignis gebührenb aufnterffam. 
(Einige, aber nur fpfirliche unb nicht fehr fd?meid?eihafte Kuffdjlüffe 
über biefen ITTannheimer Kufenthalt bes fran 3 öfifd?en Komponiften 4 ) 
unb feine nicht befonbers günftigen (Einbrücfe erhalten mir aus feinen 
eigenen Keifebriefen, bie 3 uerft im „Journal des döbats“ erfdjienen, 
bejfen Mitarbeiter Berlio 3 1836— [ 86 ^ mar, unb neuerbings in feinen 
Mömoires (Paris 1897 ), mertoollen felbftbiographifdjen Dofumeuten, 
bie foeben aud? in einer beutfehen Kusgabe 311 erfd?einen beginnen, 
gefammelt herausgegeben morbett fiub. Die Mannheim betreffenbe 
Stelle (II, S. <*o ff.) finbet fid? im britteu, £if 3 t gemibmeten Briefe 
unb lautet folgenbermagen: 

„C’est une ville bien calrae, bien froide, bien plane, bien 
carröe. Je ne crois pas que la passion de la rausique empeche 
ces habitants de dormir. Pourtant il y a une nombreuse Aca- 
demie de chant, 8 ) un assez bon theätre et un petit orchestre 
tres-intelligeut. La direction de l’Acadötnie de chant et celle 
de l’orchestre sont confiöes a Lachner jeune, 8 ) frere du celebre 
coiupositeur. C’est un artiste doux et timide, plein de modestie 
et de talent. Je ne me souviens plus de la composition du 
programine; je sais seulement que j’avais vonlu y placer ma 
deuxieme Symphonie (Harold) en entier, et que dös la preraiere 
röpötition je dus supprimer le finale (l’Orgie) k cause des 
trombones 7 ) raanifesteraent incapables de remplir le röle qui 
leur est confie dans ce morceau. Lachner s’en montra tout 
chagrin, dösirenx qu’il ötaif., disait-il, de connaitre le tableau 
tout entier. Je ffcis obligö d’insister en Tassurant que ce serait 
folie d’ailleur8, indöpendamment de l’insuffisance des trombones, 
d’espörer reffet de ce finale avec un orchestre si peu fourni 
de violons. Les trois premiöres parties de la Symphonie furent 
bien rendues et produisirent sur le public une vive impression. 
La grande duchesse Amelie, 8 ) qui assistait au concert, remarqua, 
m’a-t-on dit, le coloris de la „Marche des pölerins“ et surtout 
celui de la „Sörönade dans les AbruzzesV) oü eile crut 
retrouver le calme heureux des helles nuits italiennes. Le 
solo d’alto 10 ) avait ötö jouö avec talent par un des altos de 
Torchestre, qui n’a cependant pas de prötentions ö la virtuositö. 

J’ai trouvö ä Manheim une assez bonne harpe, un hautbois 
excellent qui joue mediocrement du cor anglais, un violoncelle 
habile (Heinefetter), cousin des cantatrices de ce nom, et de 
valeureuses trompettes. II n y y a pas d’ophicleide; Lachner, 
pour remplacer cet instrument employö dans toutes les grandes 
partitions modernes, s’est tu obligö de faire faire un trombone 
ä cylindres, descendant k Tut et au si graves. 11 ) II ötait plus 
simple, ce me semble, de faire venir un ophiclöide, et musica- 
lement parlant, c’eüt ötö beaucoup mieux, car ces deux Instru¬ 
ments ne se resserablent guere. Je n’ai pu entendre qu’une 


8 ) Die mertoollen, oon bem Qoftheatermitglieb Stefan Grua 
angelegten gettelb&nbe fiub mit bem (Eh^oterarchio unb ber filteren 
(Ehtaterbibliothef im Kltertumsoerein beponiert. 

4 ) Dgl. aud? bie fur 3 e 5d?ilberung feines ITTannheimer Aufenthalts 
in meiner Schrift „Die Gntmicflung bes Mannheimer HTufifs unb 
(Eheaterlebens" 5. 22 f. 

6 ) Berlio 3 meint bie Kfabemie-Kon 3 erte, in benen bamals aud? 
grfigere Chormerfe h&ufig aufgeführt mürben. 

8 ) Dincen 3 £adjner, ber 1836 als Hachfolger feines Brubers 
^fran 3 als Kapeümeifter ans Mannheimer (Theater fam. 

7 ) Die pofaunen hüben barin eine mistige nnb fchmierige Aufgabe. 

8 ) Gemeint ift natürlich bie Grogher 3 ogin Stephanie. Diefen 
3rrtum berichtigt Berlio 3 am Knfang bes oierten, Steffen geller 
gemibmeten Briefes, a. a. 0. 5. <* 6 . 

•) Der 3 meite unb britte Saft ber tjarolbfymphonie. 

,0 ) Die gan 3 e Symphonie burd^ieht ein Bratfchen-Solo. 

ll ) Gin burdj bie Bagtuba oerbrfingtes Blechblasiuftrument mit 
U Klappen, aus Oer Klaffe ber Klappenhfimer; bis 3 ur Ginführung 
bes Dentilmechanismus bas fjauptbaginftrument ber fjarmoniemufif, 
reicht (im Gegenfa^ 3 ur pofaune) in chromatifcher Scala bis 3 um 
grogen C unb bem KontrasH. Don ber Kontrabagtuba oerlangt 
IDagner im Khemgolb fogar bas Kontra*Es. 

litized by 


r nontraoagtur 

■>ogIe 



273 


274 


r6p6tition de l’Acadömie de chant; les amateurs, qui la cora- 
posent, ont generalement d’assez helles voix, raais ils sont loins 
d’etre tous musiciens et lecteurs. 

Mademoiselle Sabine Heinefetter a donnä, pendant mon 
sejour & Manheim, une reprösentation de „Norma“. 12 ) Je ne 
l’avais pas entendue depuis quelle a quittG le Th6ätre-Italien 
de Paris; sa voix & toujours de la puissance et une certaine 
agilit.6: eile la force un peu parfois, et ses notes Lautes 
devieiment bien souvent difficiles ä supporter; teile qu’elle est, 
pourtant, Mademoiselle Heinefetter a peu de rivales parmi les 
cantatrices allemandes; eile sait chanter. 

Je me suis beaucoup ennuyä & Manheim, malgr6 les soins 
et les attentions d’un Frangais M. D6sir6 Lemire que j’avais 
rencontrd quelquefois ä Paris, il y a huit ou dix ans. C’est 
qu’il est aise de voir anx allures des habitants, ä l’aspect meme 
de la vilie, qu’on est 1& tout-4-fait 6tranger au mouvement de 
l’art et que la musique y est consid6r6e seulement comrae nn 
assez agreable delassement, dont on use volontiers aux heures 
de loisir laissöes par les affaires. En outre, il pleuvait con- 
tinuellement; j’6tais voisin d’une horloge dont la cloche avait 
pour r6sonnance harmoniqne la tierce mineure, 13 ) et d’une tour 
habitee par un mdchant ßpervier, dont les cris aigus et dis- 
cordants me vrillaient l’oreille du matin au soir . . . . M 
gu biefen nicht fehr günjiigen €inbrücfen, bie Mannheim 
in ö<rlio 3 hinterlieg, trug einerfeits, wie er felbjt gefteht, bei, bag er 
ungebulbtg bie XDeiterreife unb bie 2lnPunft in IDeimar ^erbeifet^nte/ 
bas nun bas nädffte §iel feiner Beife bübete; anbererfeits aber fain 
3 »eif eüos in Betragt, was Berlio 3 in biefem Briefe nicht ausbrüdlid? 
fagt, bag fein Kotiert in Mannheim fo wenig 3 n ^ crc ff e unb Beteiligung 
fanb. 21llerbings fanb basfelbe im (Eljeater bei aufgehobenem ^t^eater- 
abonnement ftatt, unb oorfidjtigerweife t^atte man nodj ein fran 3 Öftfdjes 
£uftfpiel, „Der junge (Ehemann" in 3 Elften nad? Ma 3 ^res, oorausgetjen 
laffen, aber wenn, »te uns ber Kaffenrapport belehrt, oon w ^ogen 
nur gan 3 e fedjs mit insgefamt 33 pläften genommen waren unb bem 
Kotiert alles in allem melleid}t 300 perfonen beiwohnten, 14 ) fo t^atte 
Berlio 3 allen (Srunb, mit ben Mannheimern un 3 ufrieben 3 U fein. 

Diel mar es nicht, „was ihm non Mannheim blieb", unb biefe 
un 3 ufriebene Stimmung, bie er oon tper auf bie »eitere (fahrt mitnahm, 
»irPte nodj nach, als er jene 2 Jufjeidjnungen nieberfchrieb. Dag ber 
Kfinjtler in folgern ^aüe trüber, ungünftiger urteilt, ift menfd?lid? unb 
oerftänblidj. Don Mannheim reifte Berlio 3 nach IDeimar, bann nach 
£eip 3 ig, Dresben, Braunfch»eig unb Berlin, oon ba über Hannooer 
unb Darmftabt nad? (franPreid? 3 urütf. Mannheim hat er ntdjt mehr 
berührt, aber Mannheim ift, fpät allerbings, 3 U ihm, feinem fjarolb 
unb feinen anberen geniahphantaftifchen IDerPen gefommen unb hat 
jenen etnftigen Mangel an 3 n ^ cre ff e lüngft »ieber gut gemacht. 

Dr. IDalter. 


Babifdje Qtftortf<^e Kommiffion. 

21m 6. unb 7. Hooember 1903 fanb in Karlsruhe im Stänbehaus 
bie 22 . pienarflftung ber Babifchen Hijtorifchen Kommiffion ftatt, ber 
^5 orbentliche unb 6 augerorbentlidfe Mitglieber beiwohnten. 211s 
Vertreter ber (Srogh. Begterung waren 3 ugegen ber präfibent bes 
Minijteriums ber Juffy, bes Kultus unb Unterrichts, Seine <Ej 3 elleu 3 
(Seh. Hat Dr. (Jrhr. 0 . Dufdj, unb bie Minijterialräte Dr. Böhm 
unb 5eubert. (Seh. Hat profeffor Dr. Schäfer aus Heibelberg hat 
infolge feiner Berufung an bie Unioerfltät Berlin fein Manbat ber 
Kommiffion 3 ur Verfügung geftellt. Den Dorftft führte ber Dorjtanb, 
(Seh. l?ofrat profeffor Dr. 21. Dooe aus (freiburg. Dor Eintritt in 
bie (Eagesorbnung »ibmete ber Dorfihenbe bem am \5, (Jebruar oers 
ftorbenen (Ehrmoorflftenben ber Kommiffion, Herrn Staatsminifter a. D. 
Dr. U^ilhelm Hoff, unb bem am |5. jfebruar oerjtorbenen auger» 
orbentlichen Mitgliebe ber Kommiffion, Dr. Heinrich Dritte, IDorte 
»armer 21nerfennung. Hachftehenbe Ueberflcht 3 eigt ben Stanb ber 

12 ) Sie gajtierte am {Januar (8<*3 als Horma. 

1S ) Jn einer längeren 21nmerPung teilt Berlio 3 feine auf biefer 
Heife gemachten Beobachtungen über bie (Edne ber (Eurmuhrglocfen mit. 

14 ) Berlio 3 erhielt s / 8 ber Bruttoeinnahme, was nach 21b3ug bes 
Beitrags 3 um penftonsfonbs 63 (Sulben ^8 Kreu 3 er ausmachte. Die 
(Eintrittspreife coaren bie gewöhnlichen; parterre ^8 Kreu 3 er uf». 


ein 3 elnen Unternehmungen ber Kommiffion. — Die Bearbeitung ber 
Hadjträge, bes (Drtss unb perfonenregifters uub bes Sachregiflers 3 U 
Banb II ber Hegeften ber Bifdjöfe oon Konftan 3 hat Dr. K. Bieber 
fotoeit geförbert, bag beren Drurf im nächften Jahre beginnen fann. 

— Der Drucf ber 3. unb <*. (Schlugs) £ieferung bes III. Banbes ber 
Hegeften ber Marfgrafen oon Baben unb Qadjberg wirb im Jahre 
190 ^ beendigt »erben. Die Uebenoachung bes Drucf es unb bie 
Bearbeitung bes Hegifters 3 U Banb III, fo»ie bie Bearbeitung oon 
Banb IV »urben bem bisherigen Hilfsarbeiter oon profeffor 
Dr. EDitte, fr. franFljaufer, unter £eitung bes 2lrchiorats Dr. Kries 
ger übertragen. — 2in Banb II ber Hegeften ber pfaljgrafen 
am Hhein hat Dr. Sillib unter £eitung oon profeffor Dr. IDille 
»eitergearbeitet unb bie Durchficht bes gebrucften Materials fortgefeftt; 
Dr. Sillib fat] ftch leider oeranlagt, oon ber »eiteren Bearbeitung 3 urücfs 
3 utreten. — für bie 0berrheinifchen Stabtrechte hat Dr. Koehne bie 
Sammlungen für bas 7 . E^eft ber fränfifchen 2 lbteilung fortgefe^t. 
Jn ber unter £eitung oon profeffor Dr. Stuft flehenben fch»Übifchen 
21bteilung »irb ber Drucf bes oon profeffor Dr. Bober bearbeiteten 
Diüinger Stabtrechts bemnächft beginnen. — Halbem bas Material 
für einen Hachtragsbanb 311 t politifchen Korrefponben 3 Karl friebrichs 
oon Baben burd? neuen Zuwachs oon 21rchioalien H^ nre ^enb oerooll« 
flänbigt »orben ift, »irb mit beffen Bearbeitung burch 21rchiorat 
Dr. 0bfer im nächften Jahre begonnen »erben. — Die H era usgabe 
ber Korrefponbet »3 bes fürjtabts Martin (Serbert oon St Blafien 
fonnte leider aud? in biefem Jahre nur »enig geförbert »erben; 
bod? flnb 3 ur 3 eit Derhanblungen im <5ange, beren beoorftehenber 
2 lbfchlug ein rafcheres Dor»ärtsfchreiteu ber Hrbeit erhoffen lägt. — 
Don ber oon 21rchiorat Dr. Krieger bearbeiteten 3 »eiten 21uflage bes 
(Eopographifchen IDörterbuchs ift ber erjte Halbbaub bereits erfchienen; 
ber 3 »eite Halbbanb »irb noch in biefem Jahre, ber britte im £aufe 
bes Jahres * 90 *, ber oierte im Jahre (905 ausgegeben »erben. 

— Don bem II. Banbe ber IDirtfchaftsgefchichte bes S<hmar3»albs ift 
nach einer Mitteilung oon profeffor Dr. (öothein ber erfte f?albbanb 
im ManufPript nahe 3 U oollenbet. — Der (Sefchidjte ber babifd/en Der- 
»altung »irb fld? profeffor Dr. £ub»ig in Stragburg, ber (Sefdjichte ber 
rheinifchen Pfal 3 prof. Dr. IDille aud? fernerhin »ibmen; prof. Dr. U>ille 
hat in biefem Jahre bie Münchener 21rchioe befugt unb gebenPt im nächften 
Jahre nod? einige anbere 21rchioe 311 befugen. — Don bem 0berbabifdhem 
(Sefchlechterbuch, bearbeitet oon Kiubler oon Knobloch, ift bie 5 . £ieferung 
im Bud?hanbel erfchienen, bie 6. befindet fid? unter ber preffe. — Der 
Drucf bes 5 . Banbes ber oon (Seh. Bat Dr. 0 . IDeedj unb 21rchiorat 
Dr. Krieger herausgegebenen Babifchen Biographien hat begonnen. — 
2in bem Hegifter 3 U Banb (—39 ber geitfdjrift für bie (Sefchidfte bes 
0berrheins »irb »eiter gearbeitet. — Die Sammlung unb <§ei<h nun 9 
ber Siegel uub IDappen ber babifchen (Semeinben »urbe fortgefeftt. 
Der Zeichner, (Jrift Helb, hat für 6 5täbte unb t21 £anbgememben 
neue Siegel unb IDappen entworfen. Don ber publiPation ber Siegel 
ber babifjhen Stäbte ift bas 2 . £}eft im Buchhanbel erfchienen; bie 
tafeln für bas 3 . H e f* * n Dorbereitung — Die Pfleger ber 
Kommiffion »aren unter £eitung ber 0berpfleger profeffor Dr. Bober, 
Stabtarchioar Dr. 2ilbert, profeffor Maurer, 21rchiorat Dr. Krieger unb 
Dr. IDalter für bie 0rbnung unb Der 3 eid?nung ber 21rch»e oon (Ses 
meinben, Pfarreien, (Srunbherrfchaften uf». tätig. Die De^eichnung ber 
(Semeinben uub Pfarrarchioe ift in ben meijten Be 3 irPen oollenbet; bie 
Der 3 eichnung ber grunbherrlichen 21rchioe ift in gutem Fortgang begriffen. 

— Don ber geitfdjrift für bie (Sefchichte bes 0berrhetns (Heue fol^e) 
ift ber |8. Banb unter HebaPtion oon 21rchiorat Dr. 0bfer unb 21rchios 
birePtor profeffor Dr. IDieganb erfd?ienen. Jn .Derbinbung bamit 
»urbe 25 ber Mitteilungen ber Babifchen H*ft°rifchen Kommiffion 
ausgegeben. — Das Heujahrsblatt für 1903 , „Bilber 00 m Konftanjer 
Konjil", bearbeitet oon H°ffat profeffor Dr. (JinPe, ift im Dejember 
oorigen Jahres erfchienen; für 190 ^ hat profeffor Dr. panjer in 
^freiburg bie „Deutfd^e H e ^ en f a 9 e im Breisgau" als Heujahrsblatt 
bearbeitet. — Don ben 00 m (Srogh- Statiftifchen £anbesamt bearbeiteten 
Hiftorifchen (SrunbParten bes (Srogher 3 ogtums Baben »irb bie Doppels 
fePtion Karlsruhe 5 Pfor 3 heim oorausgchtlich noc^ in biefem Jahre 
erfcheinen; bas (Erfcheiuen 3 »eier weiterer SePtionen für bas Jahr 
I90C* ift in 21usflcht gefieltt. — (Semäg bem 2!ntrag ber im Dorjahre 
ntebergefeftten SubPommifflou »urbe befchloffen, bie Bearbeitung einer 
Münjs unb (Selbgefchichte ber im (Srogher^ogtum Baben oereinigten 
Territorien tn bas Programm ber Kommiffion auf 3 unehmen unb 3 unä<hft 
einen eingehenben 21rbeitsplan aus 3 uarbeiten. — ferner befchlog bie 
Kommiffion bie Herausgabe römifcher (Quellen 3 ur Konftan 3 er Bif^ofs* 
gefehlte unb beauftragte mit beren Bearbeitung Dr. Karl Bieber, 
fotoie bie Deröffentlang ber DenPwürbigPeiten bes MarPgrafen 
IDilhelm oon Baben unb betraute mit beren Herausgabe (Seh- Hat 
Dr. 0 . IDeed? unb 2lrchiorat Dr. 0bfer. 


ÜUöceUattea. 

(ßitt* pfäim* 8rmter^rdttiitt0 P*m Jaftre 1758/) 

Jm Jahre (758 erneuerte Kurfürjl Karl Theobor folgcnbe oon feinem 

*) (Sebrucfte Derorbnung im Beflft unferes Mitgliebes bes Herrn 
21rnolb IDur 3 . 


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Porgänger 3otfamt IPilhelm (709 erlaffene (Erauerorbnung, bie ihres 
Fulturhiftorifchen 3nterejfes wegen Ijier wortgetreu wiebergegeben fei: 

„Pon (Sottes (Snaben IPir Carl (Eheobor Pfalftgraff bey Bhein ic . 
fügen tyemit 3U wiffen, baß ob 3warn IPeylanb Unfer Purdjleuch* 
tigfter (EharsPorfahrer Johann Wilhelm hädjfüfeeligen Knbencfens 
aübereits unterm 7 ten Martii (709. eine gemeffene gnäbigfte Perorbnung 
im Prucf ergeben laffen, wie es bey fid? ergebenben (Eobssfäüen mit 
bem (Traueren gehalten werben foüe, fothane Perorbnung jebannod} 
(Eheils, ot)nbefolgt geblieben, (Eheils wegen £äuge ber §eit in Per; 
gejfenfyeit, unb alfo in Abgang gefommen ift, bergejtalten, bag IPir 
foldje anwieberum 3U erneuren, ©on ber ohnumgänglichen Hothwenbig; 
Feit 3U feyn, gnäbigft ermeffen fabelt: (Ehuen bahero mehr gebadete 
(Erauer;0rbnung ihres ©öüigen 3nnhalts antjero wieberhohlen, unb 
tyemit gnäbigft ©erorbnen, unb 3warn 

1. Pag fo ©iel bie §eit bes (Eraurens belanget, über lYTann unb 
f rau, Patter unb IJtutter, unb 5 chwiegers<Elteren, bie (Eltern über ihre 
Kinber, weldje grogqährig ber (Elterlichen (Gewalt entlajfen, ober im 
Stanb gewefen, fort berjeitigen fo burd? ein (Eeftament erben, ein t)alb 
3 <*hr lang k dato bes Kbfterbens in fdjwarften Beu ober £acFeu ges 
trauert; bty biefen grojjen (Erauersfäüen aber feinem, wes Stanbts 
Qualität, Characters unb IPürbe berfelben auch immer feye, bey Straf 
hödffter llngnab, confiscation bes (Erauers unb 100 . bem allgemeinen 
£anbes Fundo 3U wiebmen feyenber (Sulben 3ugelaffen feyn foüe, feine 
Domestiquen, ©on was Function fie feyen, in fdjwarft 3U fleiben, bas 
Porljauß, ober Zimmer mit Sc^wargen 3U spallirer, ©ielweniger bie 
Carosse, Chaise* ober anbere (Sefehrbe inn; ober auswenbig, wie 
ungleichen bie Pferbe mit Sdjwarft 3U garniren, ober 3U betjencFen, 
fonbem bey foldjen Begebenheiten allein 3ugelajfen feyn folle, in bem 
gimmer, worinnen bie (Erauer^Klagen empfangen werben, fdfwarfte 
<Eifd}s(Eeppid} 3U gebrauten. 

2. Bey (Erauersfällen ©on (Srog; (Eiteren, Brüber unb 5djt©efiern 
unb erfteren (Stab ber Sdjwägerfdjafft, falls bie Kbgeftorbene groß« 
jährig gewefen, folle nur ein ©iertel 3<*h r in fdjwarften Kleiberen: ©or 
bie übrige Collaterales, wie auch minber j&ttrige Kinber, Schwerer, 
Brüber, unb erfteren (Stab ber Schwägerfd/afft fo über (<*. 3 ah r alt 
nur 6. 2 Po<hen in fleinen (Trauer 311 ©erflehen, ohne fdjwarmer 0ber; 
Kleybung; ©or bie unter (<(. 3 (*h* alt gewefene Kinber, 5 <hwefter, 
Brüber unb ©orgemelten (Grabs aber nur 8. (Eägen in fleiiter (Trauer 
ohne Anlegung fd? warft er Kleybung getrauert werben, alles bey Straf 
ber Confiscation bes (Erauers unb (Selb«Buße ©on 100 . (Sulben für 
ben £anbssFundum; wornad? fleh alfo ein jeber, wes Stanbs unb 
IPürbe er feyn mag, 3U achten, mithin ©or ber anfonft ©erwürefenben 
unb burch bie £anbs*Fundi €mpfängere eingetrieben werben foüenber 
(00. (Sulben Straff 3U höthen hat. (Sleichwohlen aber auch bey gering 
Permögenben in Knfehnng ihres Umftanbs nach (Erfanntnug Unferer 
Beambten ober jeglicher 0 rts (Dbrigfeit würdPlidjen ein wenigeres 
erhoben unb einge3ogen werben folle. (Seben in Unferer fyiupt; unb 
Residenz-Stabt Utannheim ben 9ten Junii ( 758 ." 

|ttr Wefäldfte **0 ©ggerofteimer $d)l*fT**. Km (5. Bug. 
(767 ßarb in Sdjmeftingen prin3 friebridj Utichael ©on gweibrücFen, 
ber Pater UTa^ 3 °f e Phs, erfien Königs ©on Bayern. §u feinem 
Hachlag gehörte auch bas £uftfchlog in 0 ggersheim, wo er hin unb 
wieber feinen Sommeraufenthalt genommen hatte. Pie (Erben wünfehten 
ben Perfauf biefer Befiftung, ba fie groge Unterhaltungsfoften erfors 
berte unb wenig nach ihrem (Sefchmacf war. Kurfürft Karl (Eheobor 
fehlen geneigt, bas 0ggersheimer Schlögchen 3U Faufen; er würbe ©on 
biefer Kbficht wieber abgebracht, entflog fid? aber fdjließlich hoch ba3U, 
wie uns folgenber Brief ©om pfätyfdjen bjof lehrt.*) 

Wann heim, 24. Pe3ember ( 767 . 

„ • . . L’Electeur par complaisance pour les enfants 
du feu prince des Deux-Ponts, vient d’aeheter pour 140000 
florins une malson de Campagne, que ce dernier avait fait bätir 
k Oggersheim, petite ville 61oign6e de cette rfcsidence d’une 
petite lieue, d’autant que l’entretien en aurait 6t6 fort on6reux 
pour eux et en a fait präsent k Madame TEiectrice, laquelle 
en & fait prendre possession ces jours derniers par son seerätaire 

*) Kus ber ©on uns ©orläuflg mit R be3eichneten Quelle; ©gl. 
JKannh. (Sefchichtsbl. (903, Sp. 203. 


intime de Paggiari. L’Electeur ne donne que 12 000 florins 
argent comptant et payera les interets du reste de la somme 
k cinq pour cent. u 

Piefe Per 3 infung im Betrag ©on jährlich 6^00 (Sulben an bie 
(Erben bes pri^en ^friebrich follte, wenn ber Bri eff Treiber richtig 
informiert ifi, einem gan 3 beftimmten gweefe gewibmet fein. Pes 
Perjlorbenen (Semahlin, eine fu^bachifche pri^efjtn, bie jüngfte 
Schwerer ber Kurfürftin (Elifabeth Kugufta, war anfangs ber fechjiger 
3ahre ©om ITTannheimer t^ofe entfernt worben unb lebte in einem 
Klofter bei £ujemburg. ^ür ihren Unterhalt würben jene ginfen 
beflimmt: 

„11s sont destines pour l’entretien de la princesse de Deux- 
Ponts, k laquelle depuis la mort de son mari on ne saurait se 
dispenser de faire un sort plus doux que celui dont eile a joui 
jusqu’ä präsent.“ 

Balb barauf wies ihr übrigens Karl (Eheobor bas Schlog 3 U 
Su^bach als IDitwenjtft an unb bort ift fie am (5. Honember ( 79 ^ 
geworben, im gleichen 3 a ^ re ©ollftänbig mit ihr 3 erfaüene 

Schwerer (Elifabeth Kugufta, bie manche Sommerwoche füllen £anb^ 
aufenthalts in jenem Fleinen, ihr ©om Kurfürfteu überlaffenen 0ggers- 
heimer Schlöffe 3 ugebra<ht hat. 

litt« bem (eben bes g reiljerrn ©. $rni®. (Es ift befannt, 
bag Freiherr ©. Prais, ber (Erfinber bes ^ahrrabes, in feinem prioat« 
leben, je mehr bie Spottfucht ber geitgenojfen unb Ulitbürger fid? mit 
ihm befchäftigte, (Gelegenheit ba 3 U gab, bag man ihn nicht mehr ernft 
nehmen Fonnte unb fleh mit Perachtung ©on ihm abwanbte. Kud? ber 
©on £ ITT. Jelbhaus in biefer geitfdjrift (903 Zlo. 7 ©eröffentüchte 
Kuffaft ftreift biefe (Ejtra©agan 3 en unb Harrheiten, bie ben Baron 
fchlieglid? 3 ur KarriFatur machten. €in authentifcher Beitrag h* er 3 u 
finbet fleh in ben KFten ber Ijieflgen Qarmoniegefellfchaft, nämlich ein 
Berid/t bes Pol^eiFommiff&rs £?offmann, batiert ITTannheim (6. Ho©br. 
( 838 , an bie genannte (Sefeüfchaft, bie Prais unb ein anberes UTitglieb 
wegen ber barin erwähnten unliebfamen PorFommniffe ©on ber § a hl 
ihrer ITTitglieber ausfchliegen mugte. Per Beriet befagt fid? 3 unächft 
mit einem profeffor Roller unb fährt bann fort: 

„ . . . f^err ©on Prais war 3 war bis jeftt nod? nicht 
in poli 3 eili<hem Perwahr. IPas bemfelben hauptfächlich 3 um Por* 
würfe gemalt werben mug, ift fein Befugen felbft ber geringften 
IPirtshäufer. Sein Kuftreten bafelbft entwürbigt benfelben gän 3 Üch. 
Purch probu 3 ierung feiner (Erftnbungen, burd? Singen, Brummen, 
PeFlamieren unb (Ean 3 en, worin er feit einiger §eit, wie er felbft 
©orgiebt, auf (Einlabungen förmliche Porftellungen giebt, ift er bem 
Spage unb bem DTutmillen ber fid? einfinbenben (Säfte preisgegeben. 
Bei biefen (Selegenheiten wirb Q. ©. Prais gewöhnlich mit Bier 
unb Schnaps, welche (SetränFe ihm jebodj unentgeltlich ©erabreicht 
werben unb bie er fobann auch im Uebermage 3 U fleh nimmt, be= 
trunFen gemacht, unb wirb in biefem guftanbe oft ber größte Unfug 
mit ihm getrieben. Kud? ftnb biefe Belüftigungen fchon mehrmals 
in prfigeleien ausgeartet, wobei ©. Prais jebesmal ben Für 3 eren 
(Teil 30 g, wie bie an bemfelben fd^on einigemal erstlich gewefenen 
ITTerFmale erhaltener Sdjläge 3 eigten. Piefe Schilberung ber beiben 
genannten Herren ift in IPahrheit gegrfinbet. 3 n ^ em man ^b= 
Iichem Porftanbe ber Harmonie biefe ITTitteilung macht, wirb bemerFt, 
bag bas pol^eiaufftchtspecfonal angewiefett ift, auf fy Roller unb 
©on Prais 3 U achten unb bei ©orfommenben <E;ceffen fie auf 3 us 
greifen unb r 3 ur (Erhaltung ber Buhe unb 0rbnung in Perwahrung 
3 U bringen." 

Hur mit tiefftem Bebauern Fönnen wir biefen unerfreulichen 
(Einblicf in ein 3 errüttetes, bem ^olpie preisgegebenes (Erfinberleben tun. 
3n ©erfchiebenen h^^P ©erworrenen Bechtfertigungsbriefen, bereit 
Schrift fd^on als ein Beweis für bas ungeorbnete £eben bes Barons 
bienen Fann, ©erwahrte fleh Prais gegen bie gegen ihn erhobenen Uns 
fchulbigungen unb bie UTagnahmen ber (Sefeüfchaft, bie ihm fchlieglich, 
um ihn los 3 U werben, bas t)aus ©erbieten mugte. 

Pl$lfe in frer |lfnl|. §u aü bem €lenb, bas ber breigigs 
jährige Krieg über bie pfal 3 gebraut, Fam, bag bas Baubgeftnbel, 
3 weibeiniges unb ©ierbeiniges, in erfchrecfenber IPeife überhanb nahm 
unb tPalb unb Jlur unficher machte. 3 n ^ en (650er 3ah^en häuften 
bie IPölfe fo fchlimm in unferem £anbe, bag Kurfürft Karl £ubmig 
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folgenden Befehl an alle 0berämter ergeben lieg, datiert ben ( 8 . Zlo * 
oember (658.*) 

„IDir feinb glaubhaftig berietet worben, bag bie IDölf fid? 
hin unb h er häufig fehen lajfen unb unferen Untertanen nid?t 
wenigen Sdjaben 3 ufügen; ifl berowegen unfer gnäbigfter Will, 
bag allen unferen Untertanen IDölf 311 fliegen, 3 U fangen unb 
tot 3 U fdjlagen unb einem jeben bafür bie Ijaut für ftd? 3 U bes 
galten erlaubt 3 U fein bebeutet werbe, tjergegen aber aud} unfer 
gnäbigfter unb ernfter Befehl, bag 3t|r wohl beobachten follet, 
bag unter biefem prätejt fein IDilb gefd^offen ober gefangen 
werbe." 

Der (Dironijt £ucä, ber (663 in Ijeibelberg jtubterte, fatj in biefem 
3afyre auf einem Kitt oon Speier nad? Ijeibelberg mehrere IDölfe, bie 
ihn t^eulenb oerfolgten. 

♦ • 

• 

§11 5p. 222 ^eile 6 oon oben ifl beridjtigenb nad^utragen, bag 
ber (689 oon Warnteim nad? Magbeburg ausgewanberte 3 ean Bonte 
eine Mahlmühle, feine Sägemühle (wie bie Bonte’fd?e Cl^ronif fagt) 
hier auf bem Hhein betrieb. 3 m Stabtratsprotofoü 00 m 28. (febr. (680 
heigt es nämlidj: „3ean 8 ont, Bürger allhier, l^ält an, bag ihme acht 
eid/ene DreilingssBort 3 U Keparation feiner nXa^UlTTü^l uffm Hinein 
aütjier aus ber Stabt Bauhof auf IDiebererftaitung oorgeliehen werben 
mosten, fo bemfelben oerwiüiget worben, uub foUe l)err Baumeifter 
Dr. £a Hofe itjme foldje abfolgen lajfen, aud? bag fie oerfprocheiter 
magen wieber in ben Bauhof geliefert werben, beobachten." 


Beuerhterbungert mtb i^rfienkitngen. 

XLI. 

(2 (. 0ftober bis 20 . Kooember (903). 

I. hem Altertum. 

(Srabfunb aus ber Bron3e3eit füblid? oon Station Secfenljeim 
(Bahnbau) am (4. Sept. (903 in (,5 m liefe unter bem IDalbs 
hoben Seidjenbeftattung, babei 

L 5 . SpiralsUrmbanb oon 5 mm breitem Bron 3 ebraht m 
(8 IDinbungen. 

L 6. Desgl. 4 mm breit, ebenfaüs mit (8 IDinbungen, barin 
not Hefte ^ cr Urmfnochen; 00m übrigen Sfeiett feine 
Spur mehr. 

L 7 . Brutftücf eines Mammut3ahnes, in ber Hähe baoon 
ausgebaggert in 4 m (Eiefe. 

(fünf (Sräber aus fränfifdjer &eit in ber Kiesgrube meftlidj 
oon Secfenheim gefunben. Unfang September, Sage ber Sfelette 
oon IDeft nad? 0 ft, 3wei geftört, 3wei ohne Beigaben, bei einem 
Sfeiett in 80 cm (tiefe: 

L 8. Urne oon grauem (Eon mit tjor^ontalen Kiefen auf ber 
Schulter (3 cm l^odj, ( 7,5 cm oberer Durdfm. 

L 9. (Sürtelfdjnalle oon (Elfen, ftarf oerroftet, 4,5 X 3,5 cm. 

^fränfifte (Sräber bei ^eubenfyeim am weftlichen Dorfausgang: 

M 307 . Sdjwa^e Urne mit eingefdjnigter JDellenoe^ierung 
auf ber Schulter (6 cm tjot» (8 cm oberer Dm. 

M 308 . fan3ettfärmige Pfeilfpige oon €ifen mit Qerbrodje* 
ner) (EüUe ((,5 cm lang, 2,4 cm Breite ber Klinge. 

M 309 . Kiemen3unge oon Bron3e mit 2Hietnägeln, 7,5 cm 
lang, 2 cm breit. 

M 310 . Bronjebefdjläge, redjtecfig, mit 4 Hietnägeln, 
3 X 2,4 cm. 

M 311 . XDurfbeil (Fran3isfa) oon (Eifen, 20 cm lang, an 
ber Sdpieibe (oerroftet) nodj 7,8 cm breit. (M 307 -311 
ein (Srabfunb). 

M 312 . Schwade Urne (<Ein3elfunb) mit eingepregter Dierecf* 
oe^ierung, (4 cm hod?/ 22 cm oberer Dm. (M 307—312 
5 d?enfung bes fjerrn Major Seubert). 

M 313 . (Eiferne Pfeilfpitje mit EDiberfjafen unb (Eülle, 00m (finber 
' gereinigt unb poliert. ((Sefchenf oon tjerrn Urdjiteft p. Singer). 

n. 3ttt* Plittelalter tttth Itenieit. 

A 254 . (Sroges Kaftenfdjlog oon (Eifen mit einer Klinfe unb 3wei 
Kiegeln; ber Decfel bes Kafiens oer3iert mit Kelief in getriebener 
Urbeit (Füllhorn unb Hänfen), ber Sdjlüffel unb bie anbere Klinfe 
festen. 29 cm lang. (9 cm breit. Um (750. Uus bem ffaufe 
C 4. 9b. ((Sefdjenr oon Qerrn Kunftfc^loffer Ifeinr. Ruttel). 

*) <S£U. Kopialbud} 935, f. 62 . 


A 255 . Kaftenftlog oon (Eifen mit Staffel unb einer Klinfe 
(^allfdjlog), (7,5 cm lang, 8,5 cm breit. 

A 256 . Offenes ^fallfdjlog oon <Eifen mit Sdjlfijfel, 25 cm lang, 
(0 cm breit. 

A 257. Klinfe ((0X7 cm cifeliert unb Sdflfiffelfd?ilb ((5,5-6 
cm) getriebene Urbeit oon (Eifen. 

A 258 . (Eürbrücfer mit glattem rnnbem Knopf (4,5 cm Dm.), mit 
Sdjilb in getriebener Urbeit (( 0,5 X ( 0,5 cm Dm.) unb Ututters 
fd?raube. 

A 259 . (Eürbrücfer mit oralem, gerieftem Knopf (4,5 X 4 cm) nnb 
getriebenem Sdjilb ( 9,5 X 9,5 cm). 

A 260 . (Ein paar (Eürbefdfläge mit Ungelfloben, Kunftfd?miebe; 
arbeit, 46 cm lang, (6 cm breit. 

A 261 . (Ein paar (Efirbefdjläge otyne Ungelfloben, Kunftf^miebes 
arbeit, 44,5 cm lang, (7,5 cm breit. 

A 262 . (Ein Hngelfloben älfnlidjer Urt, 2 ( cm lang. A 255 — 262 , 
3weite Efälfte bes ( 8 . 3 a ^*?v aus & em ^uufe Q 2.3 Ifier. ((Se; 
fdfenfe bes l)errn £. 21 . Sillib.) 

A 263 . (Sipsabgug ber im Befifc bes ffer3ogs oon Urenberg in Brüjfel 
befinblidfen Doltairebüjie oon Derfd^affelt, auf ber Hücffeite 
be 3 . n P. Verschaflfelt fecit anno 1760“. Ulit Socfel 58,5 cm Ifodf. 
(Dgl. bie Mitteilung auf Sp. 257 biefer Kummer.) 

A 264 u. 265 . §wei gefertigte Statuetten in £inbenlfol3 auf 
BarocfsSocfel, bie ffl. Kepomuf unb (franciscus barftellenb. 3 ebe 
24,5 cm Ijodj. Don erfterer feljlt bie redete ^anb unb bas Uttribut 
ber Iinfen, oon le^terer beibe Qänbe. ((Sefc^enft oon ^erm 
^Jabrifant Kaltreutfjer.) 

C 434 . (Elfeefanne oon fdjwa^em Steingut, oon cylinbrifdfer (form, 
mit myttfologifdfen Keliefpguren, auf bem Decfel eine fi^enbe 
weiblidje (Seftalt. (2,2 cm Ifodf, (0,5 cm Dm. IDebgwoob, Un* 
fang ( 9 . 3 a h rl l- ((Sefc^enf oon Ijerm UTajor Seubert.) 

C 435 . Upottjeferbüd?fe oon weigern porjeüan, oorn in gelb 
aufgemalter (Eartoudje ^ 3 - K. U?einsberg", auf ber Kücffeite ein 
fliegenber Umor. (( cm Ijod?, 7,5 cm ob. Dm. (franfenti}al. 

C 436 . U?eiger l)enfelfrug oon Steingut mit reidjem Kelief omament. 
Der ^enfel abgebrochen. ( 9,7 cm tjodj. Kreuffen. €rfte Eyälfte 
bes (7. 3 al ?^ 

D 102. (Släfemes (felbfläfdjdjen bunt bemalt 00m Sonne unb 
barunter ein brennenbes fjer3, auf ber Kücffeite in weiger (färbe 
aufgemalt: „(Sott fielet aües in ber IDelt. Unno (8(0." ((,5 cm 
hod?, 9 cm gr. Dm. ((Sefdjenf oon l^erm 3uftaüateur Ceonljarb.) 

E 586 . (Eintenfag oon rotem (Eon, liegenber Drad^e, ber feinen 
geöffneten Kacken aufwärts ftreeft, auf feinem Bficfen ein Uuffag 
mit (Eintenglas unb Streufanbbüchfe. ((,3 cm tjodf, ( 5,2 cm lang. 
(Englifdjes (fabrifat. Unfang (9. 3 a ^ r h- 

E 587 . (Doales Btlberräljmchen oon Bronje, oergolbet mit reicber 
aufgefegter unb graoierter Derjierung. Uuf ber Kücffeite ein« 
graoiertes (Drnament mit 3 e f u ^ en 3 e ^ en - Mitte ( 8 . 3 ah*h. 

E 588 . Spajierftocf oon Kol^r mit oergolbetem, graoiertem Knopf, 
im Stil Cubwigs XVI. (,20 m lang. ((Sefctyenf oon Qerm 
3 sr. Uberle.) 

E 589 . (Sepolfterter St u 1 mit Kipsüberjug, aus ber Konforbienfirche 
hier jlammenb. Mit £ehne 95 cm hod?- Um ( 835 . 

F 317 . (Eine Sammlung oon 58 Fingerringen oon oerfd?iebenem 
Metaü, teilweife mit eingefegten Steinen. ((Sefdjenf oon fjerm 
Fabrtfant €b. Schmeiger.) 

H 1053 . Kanoitfcnfugel ((2 pfünber) gef. beim Uusbaggern bei 
ber fogen. Kheinfchachtel. (5 cm Dm. ((Sefchenf bes Qerrn 
Major Seubert.) 

H 1054 . Kanonenfugei (6 Pfünber) gef. in ber äfUichen Stabt* 
erweiterung. ( 0,6 cm Dm. 

K 211 . Ubenbmahlfelch, ber Kelch oon Silber, ber F u § von 
Kupfer, gan3 oergolbet, gothifierenb, um (700. (7 cm hodj, oberer 
Dm. (0 cm. Da3U bie patene (Brotteller) mit eingraoiertem 
griechischem Kreu3, bas auch am F u § b * 5 Kelzes angebracht ift. 
(4 cm Dm. 

K 212 . (Eh^iftus finb, ftehenbe puppe mit Krone auf bem f?aupt, 
im buntgemirften Seibenfleib mit Spigen. Uuf oergolbetem, in 
E70I3 gef^nigtem Baroc&Socfel. Mit ber Krone 37 cm t)o(h« Uus 
bem babifchen 0 berlanb. 

K 213 , Klingelbeutel oon fdfwarjem Samt, ber (Einwnrf oon 
oecfllbertem Kupfer, mit fchwar3polierter Stange. 3 m 9®n3en 
2,2 m lang. Uus ber Konforbienfirche hier. 


T. <$tytt*gra pW*b* JlhtfUitttg« 

A 604 . peefinger (Eageblatt, IDeihnachtsausgabe vom 25. De3br. 
(900. Dier einfeitige bebruefte Blätter oon Seibenpapier 3 ( X 40 
cm grog. Uuf weigen Karton aufgejogen. ((Sefchenf oon E)errn 
£eop. Mierfdj.) 


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280 


F 102. lebergfirtel, mit fdjuppenförmigem IHefftngbefa^ in ges 
pregter Arbeit, mit Sdjlog. 82 cm lang. 

F 103. IDoüene Binde in bunten färben geioirft, 290 cm lang, 
5 cm breit. 

F 104. (Broge IHantelfdjliege, oon fdjioach oerftlbertem ITTeffing, 
mit gepreßtem ©rnament unb roten unb grünen Steinen. Dm. 
einer Scheibe *2,5 cm. (F 102—104, bulgarifdje Arbeiten, (Be* 
fd?enfe non l?errn Al ©in ^ätjrmann, lub©igshafett.) 

TL $Ufrerrrtmmljtng+ 

A 89 l. Mannheim (Angdjt nom linfen Hheinufer aus, im Dorber* 
grunb Schiffe unb 5d?iffbrütfe) ca. *850. IDeßel del., (Eanner sc. 
Mannheim, (Suibo feiler. * 8:22,5 . ©riginalfupferplatte. 
((Sefdjenf bes ^errn Komme^ienrat feiler.) 

A 101 af. Bahnhof 3 U Mannheim (mit einem nad? l^eibelberg 
ausfallenden gug, im Hintergrund bie Stabt) ca. *850. IDefieldel., 
(Eanner sc. Mannheim, (Suibo feiler. *8,5:22,5. ©riginab 
Fupferplatte. ((Sefdjenf bes t^errn Komme^ienrat § eil er.) 

A 146. Mannheim. H aus L 2 . **, früher Andreas 3 or & arl 
(*775—* 848 ) in Deidesheim gehörig. Photographie non £. Huf. 
* 7 : 22 , 5 . ((Sefdjenf bes H cmi Dr. Baf f ernt ann*3orban 
m Deidesheim.) 

A 154 c. Mannheim, Hheinfd?an3e. Plan de la tete de pont 
de Manheim construite sur la rive gauche du Rhin, rendue aux 
Fran^ais le 5 Nivöse an III de la R6publique. (Sletd^eitige 
folorierte H an &3 e i<h nun 9- mit aüegorifchen (Emblemen am (Eitel. 

37 : 4 *. 

B 210 d. 5d?©etjingen, Merfur*(Eempel. Kolorierte^anb 3 eid?mmg 
non 21. Heutter *805. 40 : 49 , 0 . 

B 215 d. 5d>©ehingen, Mofdjee. Kolorierte ßanb 3 eidmung, figs 
niert R ( - A. Heutter) ca. *805. 40 : 39 . 

D 2 e. (Earl (friebrid? oon Baben. 3 n satter,Jigur, (Etoilfleibung. 
£ithogr. S. T. (Bebrucft unb 3 U h a ^ en im artiftifd^en 3nftitut 
in (Earlsruhe. 64 : 49 . 

E 59 d. ^duffer, £., profeffor ber (5efd?idjte in Heidelberg. Had? 
Morgenrots lidjtbilb, lithogr. non Hermann (Eisens. Imp. par 
Lemercier k Paris. Derlag unb (Eigentum non £. Meder in 
Heidelberg. 22 , 5 : *8. ((Sefdjenf bes Herrn 3- Liberie.) 

E 89 t. £auer, £ri ehrtet?, £anbtagsabgeorbueter unb t}anbels= 
fammerpräfibent in Mannheim, geb. *793, geft. *873. Photos 
graphie nach einem im Befltj ber Familie lauer befindlichen 
©elgemälbe non IDeber. 34,5:28. ((Befd?enf non $rl. £uife 
lauer.) 

E 96 g. Hier fei, D. (8. Silhuette, Bruftbilb in Umrahmung. 
21. ITT. (Eauf del. et sculp. ©rigi nalf upferplatte. *5:**. 

E 99 a. Mo hl, Hobert (5taatsrechtslehrer unb Staatsmann, geb. 
(799, gejt. *875). Bruftbilb, lithogr. mit Hamens 3 ug. Don 
Hfcfmann, nach Biom’s Hd?tbilb, gebr. bei May & IDirftng in 
Jranffurt a. ITT. Derlag non Schmarber, ^ranffurt. 22,5: * 6 . 

E 113 f. pifis. Les fr£res Pixis (bas Dirtuofenpaar ^riebrid? 
IDilhelm f>., Diolinift, geb. *786 in Mannheim, f *842 tn Prag 
unb 3°hann peter p., pianift, geb. *788 in IHannheim, f *874 
in BabensBaben). Don Heinrich 5d?röber gemaljlb, h er 3 ° 9 L 
Brauttfd?©eig. H°f * IHahler *8oo. Don Sinzenich geftod?en, 
(Ehurzpfa^sBayrifcher E)of;Kupferftecher *800. 3 n Sepia s (Eon. 
39 , 5 : 30 . 

E 119 t. Hinter, Jran 3 £aoer (* 747 —*769 als Kammermujifus 
unb KammerfompofUeur in IHannheim, gefl. in Stragburg *789 
als MünfterfapeUmeijter). lithogr. IDinter del. * 8 * 9 . 3*: *8,5. 

E 130 w. Schenfel, Daniel (Prof, ber (Theologie in Heidelberg, 
geb. *8*3, geft. *885). Bruftbilb. lithogr. mit ^acfimile ber 
Hanbfd?rift. Hach bem leben ge 3 eid?net non Heittjarbt, Drucf 
ber lith. Anftalt non (Srimmniger in gürid?. 28 : 20 . 

F 300. 5atirifd?es Blatt, ^franfreid? *789. perfonififation ber 
brei St&nbe. Der Dertreter bes dritten Standes auf dem Hücfen 
des 2lbligen reitend. Koloriert. Be 3 ei<hnet: 1879 L. P. Unter* 
fchrift: J’savois ben qu’jaurions not tour. 20 : *6. (IHit E 99 a, 
E 130 w (Sefchenf bes H cr ™ 3- Jlberle.) 

(Herr 3- 2lberle f<henfte noch eine Heihe ©eiterer Bilder, bie 

nod? nicht fatalogiftert ©erben fonnten.) 

VIII. 

B 46 cw. Bug, £ 3* Sur lehre non bem (Sefd?©orenengerid?te. 
Heft *. Jreiburg *835. XVI-|-*65 S. 

B 59 ar. E?out, 1 . Aufmunterung 3 ur Seiben 3 ucht in Deutfchlanb, 
befonbers im (Sroghe^ogtum Baben. IHannheim *832. 94 5. 

(Stäbt. Dep. 3uo. S. *5*. ZTo. *377.) 


B 75 eg. Seng (Amtmann). (Einordnung für bas (Srogh. Baben. 
Karlsruhe u. Jreiburg * 829 . X+*55 5. 

B 75 g Stabei, Anton. Dorträge über bas fra?i35flfd?e u. bai>ifrf?e 
(Eioilrecht. ^Jreiburg * 843 . VIII. 2*6 S. 

B 144 ap. (Eraub, Bertholb. Die Strafpro 3 egorbnung unb <Se- 
richtsnerfaffung für bas beutfdn Heid?. ^eibelberg *883. 
VIII -f- 272 5. 

B 376 g. IDeijfäcfer, 3 l| ii us - ^ er Pfol 3 graf als Hid?ter über 
ben König. (Böttingen * 886 . 84 S. 4 0 . 

B 386 ma. M^moires d’Anne de Gonzague, princesse Palatine. 
2 . Edition. Londres 1789. XLVIII-)~ 338 S. 

B 559 m. IDittmanu, Jofef. (Ehronif ber niebrigften IDajferftänbe 
bes Hheins 00 m 3 a ^ r 70 n. Ch r * bis 1858, fomie ber *857—58 
im Hheinbette 3 U (Eage gefommenen 2 lltertümer. *42 S. 

B 575 b. ©uibbe, 1 . Der fch©äbifd?rrheinifd?e Stäbtebunb im 3ol?re 
*384 bis 311 m Abfchlujj ber Heidelberger Stallung. Stuttgart * 884 . 
237 5. 

C 77 m. (Thomas, 3- ®. <E Der 09berhof 3 U ^ranffurt a. IHain 
unb bas fränfifd?e Hed?t in Bejug auf benfelben. Hachlag 
herausgeg. non 1. H- < 2 ul*r. Dormort n. 3- (Srimm. franffurt 
a. IH. * 84 *. XXXII+ 59 * S. 

C 91 p. Ledereq, J. B. Une 6 glise r 6 form 6 e au 17. si&cle ou 
histoire de l’eglise wallonne de Hanau. H anau * 868 . 2 l )3 5. 

C 128 g. Scheufel, D. Der (Erneuerungsfampf bes beutfdjen Dolfes 
nad? feiner religiös*ftttlichen Bedeutung, predigt, gehalten in ber 
Proniben 3 firche 3 U £?^*belberg am 28. Auguft *870. H e *bclberg 
*870. *6 S. 

C 157 g. E) e *belberger Uninerfität. Beiträge 3 U ihrer (Sefd?id?te 
unb <Selehrtengefthid?te. (n. Sommerfelbt, ©bfer, Stern, Jr. n. 
IDeed?.) 76 S. (5. A. §. f. (Sefd?. b. ©berrh. *8. 3.) 

C 231 de. Die €nt©icflung bes Derfehrs in lubmigshaf^n am 
Hhcin. f^eftfehrift für ben 6 . Binnenfchiffahrts * Kongreg in 
IHannheim, überreizt non ber Dermaltung ber Bayr. pfäl 3 . 
(Eifenbahneu.) lubinigshafen * 903 . 44 5. 4 0 . 

C 246 f. Bode (Pfarrer). Urfunbli<he Had?richten über bie ©allonifd?* 
reformierte Kird?en (Senteinbe 3 U IHagbeburg. IHagbeburg * 889 . 
2*9 5. 

C 253 r. Baumann, Karl unb ^öt|ner, IDilhelm. Die hiPoris 
fd?en unb natnrhi|torifd?en Sammlungen in IHannheim als oolfss 
tüntliche IHufeen. (S. A.) 25 S. IHannheim *903. 

C 325 af. Berid?t ber (Suftan :Abolfsftiftung über bie 44 . 
Hauptnerfammlung in IHannheim am * 6 ., * 7 . unb * 8 . Sept. * 890 . 
Ieip 3 ig * 890 . 2*8 S. 

C 336 d. Das ^feft naterlänbifd?er Empfindungen ber Hheiu^ 
pfä^er am 7. 3 un ü *803, als ge ihrem neuen lanbesherm Kur* 
fürfteu Karl friebrid? h u ^‘9l cn * IHannheim *803. 22 S. 

C 336 g. IHeine Antmort auf bie Danffagung bes lanbes nad? 
Aufhebung ber leibeig enf d?aft. Ausgeteilt burd? ben Stabtrat 
3 U IHannheim *802. Hebft fran 3 Ögfd?er Ueberfeßung oon Bürman. 

C 383 dp. S<h©ar3, ID. Predigt bei bem (Eranergottesbienfi 3um 
Anbenfen an Karl lubmig IDintermerber. 3 . Auguft * 856 . 
IHannheim * 856 . *4 S. 

C 383 g. Sd?oll, Earl. Der (Eag oon leip 3 ig ober: Heligion unb 
Daterlanb. Hebe, gehalten am * 8 . ©ftober *860. IHannheim 
*860. *5 5. 

C 383 m. IDintermerber, K. 1. Hebe bei bem (Erauergottesbienft 
für (Srogher 3 og leopolb oon Baben, gehalten am 9 . HTai * 852 . 
IHannheim *852. *6 5. 

C 390 ab. IHannheim, hodjbeutfchsreformierte (Semeinbe. 
©rbnung bes pfarrmitmens u. IDaifenfaftens. IHannheim *795. 

C 407 af. Schüler, (friebrid?. Die Häuber, ein Sd?aufpiel in 
5 Auf 3 Ügen. 3. oerb. Auflage. IHannheim, (E. löffier (*799). 
XVI + 208 S. 

C 427 p. Colini, C. M6moire sur les inondations du Necker pr^s 
de Mannheim avec preuves et fcclaircissements. IHannheim *789. 
(S. A. des M6moires de l’Acad^mie tome 6.) (Stäbt. Dep. 3 nD * 

5. *49 Ho. 367.) 

E 2 b. Auerbach, Bertholb. IDieber unfer. (Sebenfblätter 3 m 
(Sefhid?te biefer (Eage. 2 . Aufl. Stuttgart *87*. 208 5. 

E 9 ad. (Bebauer, Auguft. Blumenftücfe aus ber Hatur unb bem 
IHenfhenleben. IHannheim *822. X + 300 . 

E 24 cm. Stracf, H erm - Einleitung in ben (Ealmub. 2 . Aufl. 
Ieip 3 ig * 894 . VIII +*36 5. 


Derantteortlidf für bie Hebartion: Dr. ^riebri<6 ©alter, Htanntjeim, C 8, *0b, an ben fßmtltdje Beiträge 3a abreffteren finb. 
fß? ben materiellen 3ntjalt ber Urtifel finb bie Hlitteilenben Derantmortlid?. 

D erlag bet Ulannbeimer Ult ertamso er ein* €• D., Drorf ber Dr. Q. Qaas'fdten B ndjbrurf er ei $. m. b. 8. In OTannbehn« 


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IN COMMEMOBATION OF THE VISIT OF 
HIS HOYAL HIGHNESS 

PRINCE HENRY OF PRUSSIA 

MARCH S1XTH,190£ 

ON BEHALF OF HIS MAJESTY 

THE GERMAN EMPEROR 


M PRESENTED BY ARCHIBALD CARY COOLIDGE PH. 
ASSISTANT PROFES SOR OF IMSTORY 


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